Reisebuch Deutschland. Die schönsten Ziele erfahren und entdecken - Britta Mentzel - E-Book

Reisebuch Deutschland. Die schönsten Ziele erfahren und entdecken E-Book

Britta Mentzel

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Beschreibung

Reisen Sie auf Traumrouten durch alle Regionen Deutschlands und entdecken Sie beeindruckende Naturwunder mit einmaligen Erlebnissen. Mit Tipps zu Wanderungen, Radtouren und Tagesausflügen zu den Sehenswürdigkeiten in Deutschland: Berge, Seen und Flüsse, Küste, Kulturdenkmäler und historische Städtereisen. Entdecken Sie wo Deutschland am schönsten ist: Ideen für die perfekte Reise - Kunst, Kultur, Kulinarisches oder auch den Ausflug ins Grüne. Ob Sie einen Tagesausflug, einen Wochenendurlaub oder eine Reise durch Deutschland planen – dieses Reisebuch bietet eine ideale Mischung aus Städtereisen, Weltkulturerbe und Natur. Für einen traumhaften Urlaub in Deutschland -  mit jeder Menge Inspirationen zu fantastischen Reisezielen in der Heimat – plus 32 Seiten Straßenkarten.

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INHALTSVERZEICHNIS

Übersichtskarten

Von Norden nach Süden wunderbar – Deutschland – eine Entdeckung

Der Norden

1Sylt – Trauminsel mit Friesenflair

2Flensburg – Entspannt an der Grenze

3Husum – Sturmgeboren

4Die Halligen – Träume im Meer

5EINE RUNDE UMS WATT– Von Sylt nach Ostfriesland

6Hamburg – Die Perle an der Elbe

7Bremen – Die Stadtmusikanten grüßen

8Helgoland – Insel mit Fahrstuhl

9NATIONALPARK WATTENMEER

10Ostfriesland – Zwischen Meer und Moor

11Die Ostfriesischen Inseln – Sandperlen

KALEIDOSKOP – KLÖNTÜR UND RUMMELPOTT

12Die Holsteinische Schweiz – Sanftes Seenland

13Kiel – Von der Seefahrt geprägt

14Lübeck – Marzipan und Buddenbrooks

15EINE FAHRT INS BLAUE – Vom Harz nach Fehmarn

16Osnabrück – Krieg und Frieden

17Lüneburger Heide – Bukolische Landschaft

18Wolfsburg – Die Autostadt

19Celle – Kunstvoll geometrisch

20Residenzen an der Oker – Im Löwenland

21Hildesheim – Ein Zeichen der Gottesmutter

22Hannover – Messe und mehr

23Schwerin – Traumlage am See

24Rostock – Hansestadt mit eigenem Seebad

25Wismar und Stralsund – Alter Schwede!

26NATIONALPARK VORPOMMERSCHE BODDENLANDSCHAFT

27Rügen – Ein Bild von einer Insel

28NATIONALPARK JASMUND

29Usedom – Auf der Sonnenseite

30NATIONALPARK MÜRITZ

Der Nordosten

31Berlin – Du bist so wunderbar

32Potsdam – Stadt der Schlösser

KALEIDOSKOP – BROCKENBAHN UND EIERSCHECKE

33Ruppiner und Havelland – Fontanes Mark

34NATIONALPARK UNTERES ODERTAL

35Branitz und Muskau – Pücklers Spielwiesen

36Görlitz / Zgorzelec – Grenzen überwinden

37Lutherstadt Eisleben – Anfang und Ende

38Lutherstadt Wittenberg – Ort des Anschlags

39Naumburg und Halle – Wein und Salz

40Der Spreewald – Verzauberte Wasserwelt

41Magdeburg – Stadt im Wandel

42STRECKE VOLLER ENTDECKUNGEN – Von Cottbus nach Rügen

43NATIONALPARK HARZ

44Leipzig – Goethe, Bach und Thomaner

45Dresden und Meißen – Barock und Porzellan

46NATIONALPARK SÄCHSISCHE SCHWEIZ

47Das Erzgebirge – Natur und Handwerk

Die Mitte

48NATIONALPARK HAINICH

49Weimar – Inspiration für Geistesgrößen

50Erfurt – Sakrale Baukunst und mehr

51Eisenach und die Wartburg – Luther hautnah

52TOUR MIT TIEFGANG – Von der Wartburg bis Meißen

53Göttingen – Nobels Wunder

54NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE

55documenta-Stadt Kassel – Kunstvoll

56Fulda – Beim heiligen Bonifatius

57Marburg – Philipp und Elisabeth

58Rätsel im Teutoburger Wald – Externsteine

59Düsseldorf – Gediegen schick

60Xanten – Beim Drachentöter

61Münster – Alte Giebel und moderne Kunst

62Metropole Ruhr – Glück auf!

KALEIDOSKOP–MUTZBRATEN UND STIPPEFÖTTCHE

63Köln – Lebensfreude am Rhein

64Aachen – Heilbad der Römer

65Bonn – Beethovens Erste

66Schloss Augustusburg – Inbegriff des Rokoko

67NATIONALPARK EIFEL

68Naturpark Pfälzerwald – Wein und Burgen

69Trier und das Moseltal – Historie mit Flair

70Das Mittlere Rheintal – Betörende Loreley

71Darmstadt – Reizvolle Zwischenlage

72Mainz – Auf dem 50. Breitengrad

73Nibelungenstadt Worms – Kriemhilds Heimat

74Speyer – Beim goldenen Hut

75Rund um das Lahntal – Jerusalems Liebe

76An der Saar – Michel und Marianne

77AUF FLUSSFÜHLUNG–Von Köln nach Heidelberg

78Wiesbaden – Wasserreich

79Frankfurt – Fachwerk und Finanztürme

Der Süden

80Heidelberg – Romantik am Neckar

81NATIONALPARK HUNSRÜCK-HOCHWALD

82Kloster Maulbronn – Schlichte Pracht

83Karlsruhe – Breit gefächert

84Stuttgart – Kultur und Genuss im Ländle

85Tübingen – Dichter- und Denkerschmiede

86SPRITZTOUR IM SÜDWESTEN – Von Freiburg zum Bodensee

87Freiburg im Breisgau – Bestes Wetter

88NATIONALPARK SCHWARZWALD

89Der Bodensee – Länderverbindendes Nass

90Oberschwaben – Freiheit an der Iller

91Würzburg und Mainfranken – Weinland

92Bamberg – Das »fränkische« Rom

93Musik und Bier – Oberfranken

94Geld und Frieden – Augsburg

95ZWISCHEN WEIN UND BERGEN–Von Würzburg nach Füssen

96Nürnberg – Leben im Schutz der Burg

97Das Altmühltal – Heimat des Archaeopteryx

98Burghausen – Unschlagbare Lage

99Regensburg – Historisches Gassengewirr

KALEIDOSKOP – BLUMENPFAU UND RAUWUGGERL

100 NATIONALPARK BAYERISCHER WALD

101 Passau – »Venedig Bayerns«

102 Niederbayerische Perlen – An Isar und Donau

103 München – Grüß Gott, Isarflimmern!

104 Fünfseenland – Sisis Heimat

105 Bad Tölz – Kurz vor der Steilwand

106 Das Allgäu – Grasberge und Bauernland

107 NATIONALPARK BERCHTESGADEN

108 Der Chiemsee – Tiefes Blau vor Bergkulisse

109EINE BERG- UND SEEFAHRT–Vom Watzmann bis zum Bodensee

110 Zugspitze und Pfaffenwinkel – Südzipfel

111 Schloss Neuschwanstein – Märchenpalast

Straßenkarten

Impressum

Die Basteibrücke bei Rathen ist ein berühmtes Fotomotiv. Hamburg beeindruckt mit der modernen Architektur der Hafencity, hier das Dockland-Gebäude. Weinbau wird am Main bei Triefenstein betrieben. Rostock zeigt sich zur blauen Stunde romantisch. Am Strönwai von Kampen sind Nobelrestaurants aufgereiht. Der Felsturm der »Langen Anna« ragt einsam vor Helgoland in den Himmel (v.l.n.r.).

Hinter der Figur des Jakobspilgers ragt der Dom zu Speyer auf. Bei Urach im Schwarzwald leuchtet der Morgennebel. Der Nostalgiezug »Rasender Roland« dampft über Rügen. Am Museumsufer am Main reicht der Blick in Frankfurts City. Die Walhalla thront bei Donaustauf über der Donau (v.l.n.r.).

VON NORDEN NACH SÜDEN WUNDERBAR

Deutschland – eine Entdeckung

Das Land, in dem wir leben, ist uns vertraut – wir kennen viele Städte und Regionen. Und doch scheint es unerschöpflich in seinem Reichtum an wertvollen Kulturschätzen und schönen Landschaften, an Geschichten und Geheimnissen. Vom Wattenmeer bis zur Zugspitze und von Berlin bis an den Bodensee stellt dieses Buch 111 faszinierende Ziele vor.

Das fränkische Rothenburg ob der Tauber gilt als Inbegriff einer romantischen mittelalterlichen Stadt.

Seit Jahren gibt es in der Reisebranche einen Trend: Die Deutschen reisen gern durch ihr eigenes Land. Quer durch alle Generationen verbringt jeder Dritte seinen Urlaub bevorzugt in Deutschland. Das mag Sicherheitsgründe haben oder einem gestiegenen Umweltbewusstsein geschuldet sein – oder es hat eine ganz einfache Ursache: Wir entdecken nach und nach die »Highlights« vor unserer Haustür. An interessanten und liebenswerten Reisezielen herrscht von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern kein Mangel – erst recht, wenn man die Geschichten hinter den Sehenswürdigkeiten kennt: Denn wissen wir zum Beispiel, dass die größte und artenreichste Wildnis Mitteleuropas das Wattenmeer vor Deutschlands Küste ist? Und haben wir jene kleine Schlangenskulptur an einer Säule des Rostocker Rathauses schon bemerkt, die den Umgang im Stadtrat aufs Korn nimmt? Wer hat bereits die Wacholderheide im Altmühltal durchstreift oder einen Blick in die Eiskapelle am Königssee geworfen? Und: Haben wir jemals herausgefunden, warum manche Einheimische nur wissend schmunzeln, wenn Besucher mit einer Hand über das blank gewienerte Eselsbein ihrer Bremer Stadtmusikanten streichen?

Ziele für Neugierige

Das Reiseland Deutschland steckt voller Überraschungen: von der vollen Lebenslust seiner Städte bis zur stillen Schönheit seiner Naturräume. Auf relativ engem Raum, verbunden durch ein bestens ausgebautes Straßen- und Verkehrsnetz, finden sich in diesem Land die verschiedensten Landschaftsformen. Im Schwarzwald gibt es sonnige Höhen und glasklare Seen, auf Sylt erstreckt sich kilometerlanger Sandstrand, im Spreewald bilden die Bäume schattige Dächer über den »Fließen«, den Kanälen, und der Hintersee bei Berchtesgaden verzaubert zu jeder Jahreszeit.

In Rostocks Vorort Warnemünde treffen sich alljährlich Groß- und Traditionssegler zur Hanse Sail.

In der Eifel reift der Wein hoch über dem Ahrtal.

Ostseeglück finden Urlauber am Strand von »Lübecks schönster Tochter«, Travemünde.

Neben den allseits bekannten Anlaufpunkten warten zahlreiche Entdeckungen auf Neugierige: Die geheimnisvollen Externsteine im Teutoburger Wald oder der jüngst zur 44. deutschen Welterbestätte ernannte Naumburger Dom gehören sicher zu den unbekannteren Zielen, ebenso die skandinavisch anmutende Weite der Müritz oder der stille Nationalpark Unteres Odertal. Von einer Stadt wie Schwerin kennen viele vielleicht nur die Schlossansicht auf der Zwei-Euro-Münze und das von Eiszeitkräften geformte Naturparadies der Eifel ist außerhalb von Nordrhein-Westfalen nur wenig bekannt.

Klassiker seit Jahrhunderten

Andere Regionen Deutschlands begeistern Besucher dagegen schon seit Langem. Das Mittlere Rheintal etwa gilt seit 200 Jahren als romantisches Sehnsuchtsziel. Auch die Sächsische Schweiz durchstreifen Wanderer bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert. In Süddeutschland wiederum bilden die Königsschlösser Ludwigs II. seit über 120 Jahren Besuchermagneten. Spannend an der Neuentdeckung Deutschlands sind auch die Wechselwirkungen von Naturraum und kultureller Rezeption. Selbst mancher asiatische Besucher zitiert an der Loreley das Lied von Heinrich Heine. Oder die Kreidefelsen von Rügen: An ihren schroffen Kanten scheinen die Grenzen zu verschwimmen – kommen wir nicht auch hierher, um zu sehen, was sich verändert hat, seitdem Caspar David Friedrich die weltberühmten Bilder gemalt hat? Vielleicht spüren die Besucher zuweilen den Atem der Geschichte: Etwa auf der Wartburg, wo Martin Luther die Bibel ins Deutsche übertrug und später die Burschenschaften von der Einheit der Nation träumten. Oder im Dürerhaus in Nürnberg, dessen ältester Balken aus dem Jahr 1418 stammt. Rothenburg ob der Tauber, Bamberg und Teile von Görlitz oder Meißen wirken in manchen Momenten, als sei hier die Zeit stehen geblieben. Und zuweilen werden sogar literarische Räume manifest: Im »Buddenbrookhaus« in der Lübecker Mengstraße etwa, wo Thomas Mann den »Verfall einer Familie« verortete, meint man fast, im Nebenraum das Geraschel von Taft und Seide zu vernehmen.

Von schönen Winkeln und schwierigen Revieren

An vielen Orten Deutschlands wird augenfällig, wie groß die Bemühungen sind, die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und sozialistischer Mangelwirtschaft zu beheben. Die Stadtsilhouette von Dresden ist ein Beispiel dieser Wiederherstellung alter Pracht – der Blick vom rechten Elbufer gleicht der Ansicht Canalettos (1722–1780) aus dem Jahr 1748 zusehends, ohne dass Dresden dabei zum Freilichtmuseum verödete. Und auch Potsdam wird von Jahr zu Jahr schöner und wirkt heute so frisch, als hätte Karl Friedrich Schinkel gerade erst den Baustellenstaub von seinen Stiefeln geklopft.

Aber es sind nicht nur die herrlichen Fassaden oder die barocke Fülle wie in der Würzburger Residenz oder in der Wieskirche im oberbayerischen Pfaffenwinkel, die das Interesse verdienen. Gerade auch jene deutschen Regionen entwickeln sich rasant, deren Geschichte nicht immer glatt verlief, sondern voller Brüche steckt. Das Ruhrgebiet etwa steht für einen vielfachen Wandel – von der Industrie- zur Kulturzone, von der Brache zu neuem Leben. Manches, was hier oder auch andernorts ins Auge springt, hat experimentellen Charakter und fordert heraus: Keiner weiß, ob sich Frankfurts Museum für Elektronische Musik etablieren wird oder ob uns die Bauten am Düsseldorfer Zollhof in ein paar Jahren auch noch gefallen. Aber der Mut macht Spaß!

Zuweilen verhilft auch die Rückbesinnung auf alte Qualitäten zu frischem Glanz: Eisenachs modernes Bachmuseum liefert hierfür ein gutes Beispiel oder aufsehenerregende Bauten wie Saarbrückens Neue Galerie. Und auch das arme Bremerhaven machte aus der (Struktur-) Not eine Tugend und setzte spannende Museen an die Wesermündung, vom »Auswandererhaus« bis zum »Klimahaus 8 ° Ost«.

Die Großstädte: Frischer Wind weht durch alte Gassen

Der guten Konjunktur sei Dank, scheinen viele Städteplaner wie beflügelt: In Leipzig etwa setzt die Universität Architektur-Akzente, und Frankfurt hat das Viertel um den Römer komplett neu gestaltet. Auch das prächtige München wird jedes Jahr interessanter: Ungeachtet der Sanierungen strömen die Besucher ins Kunstareal oder sie besichtigen die atemberaubende BMW-Welt. Bald möchte sich die Residenzstadt im Werksviertel neu erfinden – man darf gespannt sein. Hamburg hat seinen jüngsten Stadtteil auf die Elbe gesetzt: die Hafencity, ein bahnbrechendes Projekt, mit der Elbphilharmonie als glänzendem Schlusspunkt.

Publikumsmagneten: Rügens Schloss Granitz.

Die Skulpturen am Dresdner Zwinger stören sich an zahlreichen Bewunderern nicht.

Und dann erst Berlin! Jeder will in diese Stadt, die zweifellos zu den anziehendsten Metropolen der Welt gehört. Sie ist die beste Botschafterin für das moderne, unkonventionelle Deutschland: Allein im Jahr 2017 kamen rund 13 Millionen Touristen in die Bundeshauptstadt. In Berlin entsteht permanent Neues, auch im (scheinbar) alten Gewand, wie dem rekonstruierten Stadtschloss, das bald die Ausstellungen des Humboldt Forums beherbergt. Allein die Besichtigung der Schätze der – teilweise neu gestalteten – Museumsinsel könnte viele Tage füllen, vom reichhaltigen Kulturprogramm der 3,6-Millionen-Stadt ganz zu schweigen.

Viele Seiten eines Landes

Das Land verändert sich permanent – in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Neben den schnelllebigen gibt es auch die Attraktionen mit längeren Haltbarkeitsdaten, beispielsweise die Nationalparks. Wir stellen Ihnen die Höhepunkte aller 16 Schutzgebiete vor. Außerdem machen wir Routenvorschläge für acht schöne Strecken quer durchs Land, wahre Traumrouten für Individualisten. Und in den »Kaleidoskopen« haben wir Typisches und Skurriles aufgegriffen. Lassen Sie sich von diesem vielseitigen Bildband anregen, Deutschland neu zu entdecken!

Britta Mentzel

Der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist ein Gesamtkunstwerk aus bildender Kunst, Architektur und Büchern.

So ruhig und romantisch zeigt sich die legendäre Hafeneinfahrt von Lindau am Bodensee mit Deutschlands südlichstem Leuchtturm nur am frühen Morgen oder am Abend.

DER NORDEN

Inseln, Hanse und sanfte Brisen

Die Hansestädte prägen den Norden Deutschlands, ob Hamburg mit dem berühmten Hafen und der nicht minder berühmten Binnenalster.

Bremen, dessen Wahrzeichen der Roland ist.

Doch der Norden hat noch mehr zu bieten, etwa idyllische Szenen mit Schäfer und Schnucken in der Lüneburger Heide.

TRAUMINSEL MIT FRIESENFLAIR – SYLT

Sandstrand, Kultur und kulinarische Genüsse

Ein 40 Kilometer langer Sandstrand erstreckt sich von Norden bis zum Süden der Nordseeinsel Sylt, die schon seit mehr als 100 Jahren zu den beliebtesten Urlaubszielen Deutschlands gehört. Daneben gibt es friesische Kultur und Geschichte, viel Natur am Wattenmeer, attraktive Spitzenrestaurants und ein aufregendes Nachtleben zu entdecken.

Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts wissen Urlauber das Meer, die Landschaften und die gesunde Luft von Sylt zu schätzen. Damals gehörte die größte nordfriesische Insel, wie der Rest Schleswig-Holsteins, noch zum Einflussbereich des dänischen Königreiches.

Zu einem Drittel ist Sylt von Sand bedeckt. Wanderdünen, vom Westwind vorangetrieben, begruben einst ganze Dörfer unter unaufhaltsamen Sandmassen. Die sandige Dünenlandschaft ist heute überwiegend mit Strandhafer bepflanzt und steht unter Naturschutz.

Vom Ellenbogen bis zur Odde

Lange Strandspaziergänge, Sonnen, Entspannen, Lesen, Ballspielen und auch das prickelnde Brandungsbad in der Nordsee gehören zu den populären Urlaubsvergnügungen auf Sylt. Und spätestens, wenn die Sonne abends spektakulär im Meer versinkt, ist klar, warum die lang gestreckte nördlichste Insel Deutschlands jedes Jahr auch zu den Lieblingszielen von 850 000 anderen Urlaubern gehört.

Ein Schiff auf dem Weg nach Föhr – Blick auf Hörnum ganz im Süden von Sylt.

Rund 10 000 Strandkörbe bieten Schutz vor Sonne und Wind, die meisten konzentrieren sich an den Strandzugängen von Westerland, Wenningstedt und Kampen. Deren Bars, Restaurants oder Saunen, wie das »Samoa Seepferdchen« und die »Sansibar« südlich von Rantum, die Strandpromenade von Westerland mit ihrer Musikmuschel, »Wonnemeyer« oder »Gosch« am Kliff von Wenningstedt oder Kampens »La Grande Plage« gehören zu den beliebtesten Inseltreffpunkten.

Auch bei einer Brise schützen die Strandkörbe, wie hier bei Kampen.

Volkstümlicher geht es bei »Gosch« in List zu, der »nördlichsten Fischbude Deutschlands«.

Strandspaziergänge der besonderen Art kann man ganz im Norden und an der Südspitze, dem »Kap Horn« Sylts, unternehmen. »Ellenbogen« nennt sich die einsame sandige Landzunge, die sich noch nördlich von List und der Bucht Königshafen erstreckt. Die private Dünenlandschaft steht unter Naturschutz und ist für Spaziergänger frei zugänglich. Das Schwimmen im Meer ist hier wegen tückischer Strömungen überwiegend verboten, aber allein die meist einsame Strandwanderung bis zur Spitze des Hakens mit Blick auf die dänische Insel Rømø ist schon etwas Besonderes. Hörnumer Odde nennt sich die Landzunge ganz im Süden, die anders als ihr Pendant im Norden durch Stürme und Wasserströmungen immer mehr an Substanz verliert. Vorbei am Leuchtturm und mit Blick auf die Nordfriesischen Nachbarinseln Föhr und Amrum, lassen sich hier auf einer Bootstour mit etwas Glück Robben und Schweinswale ausmachen. Zu den Robbenbänken laufen regelmäßig Ausflugsdampfer vom Hörnumer Hafen aus.

Begrüßungskomitee: die »Grünen Riesen« am Bahnhof von Westerland.

Im Februar wird der Winter auf Sylt beim »Biikebrennen« ausgetrieben, hier bei Tinnum.

Von Westerland an der Nordseeküste sind es rund 20 Kilometer bis zum nördlichen List, etwa genauso weit wie an die Südspitze des Eilands bei Hörnum. Der Hindenburgdamm, der Sylt seit 1927 ganz im Inselosten über eine Eisenbahntrasse mit dem Festland verbindet, ist von Westerland rund 15 Kilometer entfernt.

Naturparadies im Norden

Große Inselflächen stehen seit Langem unter Naturschutz. Zwischen Westerland und Hörnum gedeihen in feuchtmoorigen Dünentälern seltene Pflanzen wie der fleischfressende Sonnentau. Allein 600 Schmetterlingsarten flattern im Sommer durch Sylts Lüfte. Sie laben sich auch am Nektar der Heide, die auf dem leicht erhöhten Geestrücken weitflächig gedeiht.

Imposant sind das Rote Kliff mit seiner von Wind und Wellen gebeutelten Abbruchkante zwischen Wenningstedt und Kampen sowie das zwei Kilometer lange Morsum Kliff im ruhigeren Inselosten. Entlang der zusammengeschobenen Erdschichten passieren Besucher dort während eines Kurzrundgangs rund zehn Millionen Jahre Erdgeschichte.

Zugvögel legen auf der größten nordfriesischen Insel zu Hunderttausenden auf ihrem Weg vom Norden Skandinaviens oder Russlands in den warmen Süden und auf ihrer Rückreise eine Rast ein: im Rantumer Becken und im Königshafen bei List oder in anderen Marschgebieten auf der Insel.

Der »Mühlenhof« ist ein traditionell reetgedecktes Friesenhaus.

Von Friesen und Fremden

Seit 700 n. Chr. leben Friesen auf Sylt und vielen anderen Inseln der deutschen und niederländischen Nordseeküste. Ihre Kultur wird auf Sylt von der »Söl’ring Foriining«, dem größten Heimatverein Schleswig-Holsteins, gehegt und gepflegt. Mehr als 2500 Sylter engagieren sich in der Vereinigung, die auch das Altfriesische Haus und das benachbarte Sylter Heimatmuseum in Keitum, den »Denghoog« in Wenningstedt sowie die Vogelkoje nördlich von Kampen betreut. Vor allem im Osten, zwischen Keitum und Morsum, wird noch Inselfriesisch als Umgangssprache gesprochen.

Seit mehr als 150 Jahren kommen Urlaubsgäste auf die Insel. Zunächst angezogen von der klaren Luft und dem Reizklima, später auch vom (hüllenlosen) Bad in der Nordsee.

Zu den vielen Inselbesuchern zählten von Beginn des Fremdenverkehrs an immer wieder mehr oder weniger prominente Zeitgenossen. Die Sozialistin Rosa Luxemburg gehörte dazu und der Schriftsteller Thomas Mann, sein Kollege Max Frisch, der Boxer Max Schmeling, die Schauspielerin Marlene Dietrich ebenso wie die Verleger Peter Suhrkamp, Ernst Rowohlt und Axel Springer. In den 1960er-Jahren erwarb sich vor allem Kampen den Ruf eines Sündenbabels mit wilden Strandfeten bei Buhne 16 mit Gunter Sachs oder Udo Jürgens. Die heutige Szene ist etwas weniger mondän; Schlagersänger und verblasste Sportgrößen halten sich an ihren Kelchen mit dem Sylter Modegetränk, Champagner-Bier, fest.

Genuss zu jeder Jahreszeit

Sylt hat sich zu Deutschlands kulinarischer (Strand-)Hochburg entwickelt. Wo früher Schweinskopfsülze zu einem Krug Warmbier serviert wurde, rühren heute Sterneköche in ihren Töpfen und exzellente Restaurants servieren internationale Gerichte. Dazu kommt frischer Fisch, vor allem von den Inselmatadoren Blum und Gosch, die Imbisse und Restaurants in mehreren Orten unterhalten.

Vor allem in der sommerlichen Hochsaison kann es auf Sylt voll werden; dann sind die Inselherbergen, vom Luxusresort bis zur einfachen Pension, ebenso wie die mehr als 10 000 Strandkörbe zwischen Westerland und Kampen gut belegt. Auch zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn hin und wieder der Ostwind die Insel mit Frost überzieht, hat Sylt Saison.

TOP ERLEBNISSE

FRIESISCHE ROMANTIK

Bevor die Westküste das Publikum anzog, galt Keitum als bedeutendster Inselort. Der »Mühlenhof« von 1730 kündet von Sylts Walfangvergangenheit, während viele der reetgedeckten Friesenhäuser heute als Ferienunterkünfte dienen, beschattet von hohen Linden und Kastanien.

WANDER-KLASSIKER

Der acht Kilometer lange Weg rund um das Rote Kliff gilt als eine der spektakulärsten Routen der Nordsee. Die Strecke beginnt an Kampens Sturmhaube, führt über die Uwedüne durch die Heide und am Klippenrand entlang. Ab dem Strandzugang 31 geht es über Lattenwege und viele Stufen bis zum Wennigstedter Strand. Der Rückweg ist leicht: Immer am Wasser bleiben!

WIND UM DIE NASE

Zum Sylter Sommerprogramm gehören mehrere Surfwettbewerbe, einige von nationalem, einige von internationalem Rang. Den Auftakt bildet das Multivan Summer Opening im Mai, gefolgt vom Kitesurf Cup Ende Juni, dem Multivan Surf Cup vier Wochen später und der Sailing Week Anfang August. Das Buhne 16 Longboard Festival fällt in den September, der Mercedes-Benz Windsurf World Cup beendet die Saison.

Weitere Informationen

www.sylt.de,www.westerland.de,www.insel-sylt.de

Beste Bedingungen beim Windsurf World Cup vor Westerland.

ENTSPANNT AN DER GRENZE – FLENSBURG

Hoch im Norden ist Deutschland ziemlich dänisch

Im innersten Winkel der Förde macht es sich Flensburg seit rund 900 Jahren gemütlich. Für die Gründung der Stadt waren Handelswege über Land entscheidend, eine »berauschende« Karriere zu See erlebte sie erst später. Ausgerechnet in der einstigen Rum-Metropole werden die »Punkte« von Deutschlands angesäuselten Autofahrern verwaltet.

Hinter den blühenden Rapsfeldern ragt die Windmühle von Unewatt an der Flensburger Förde auf.

Vornehm und mit stolz aufragendem Schornstein rauscht die alte Lady über das Wasser. Der Rauch, den die »Alexandra« auf ihrer großen Fahrt über die Flensburger Förde ausstößt, lässt altmodisches Fernweh aufkommen. Dank liebevoller Pflege ist der über 100 Jahre alte Salondampfer als das letzte seegehende Passagierdampfschiff Deutschlands wie eh und je eisern einsatzbereit.

Die »Alexandra« ist in Flensburgs historischem Hafen zu Hause, wo sie sich mit der motorisierten »Gesine« die Brücke teilt. Nebenan riecht es in der Museumswerft nach Holz und Teer, dort liegen klassische Yachten und die romantischen Segelschiffe des Museumshafens vor Anker. Im Herzen des historischen Hafens erzählt das Schifffahrtsmuseum vor der Kulisse der hübschen Altstadt kurzweilig von Flensburgs Seefahrtsgeschichte, seinen Reedern und Kaufleuten, von Kapitänen, Schiffen und Werften, vom Westindienhandel – und von dessen grausamer Schattenseite, der Sklaverei.

… und ’ne Buddel voll Rum

Das Museum ist im alten Zollpackhaus an der Schiffbrücke untergebracht, in dem noch in den 1960er-Jahren Zollbeamte Rumfässer überprüften. Flensburgs große Zeit als Europas Rum-Metropole war damals jedoch schon vorbei, die erlebte es im 18. und 19. Jahrhundert. Aus dieser strahlenden Epoche stammen im Zentrum reizende Gänge und Straßenzüge, prächtige Patrizierhäuser am Holm und malerische Handelshöfe in der Roten Straße.

Vom Flensburger Hafen reicht der Blick auf die St.-Jürgen-Kirche.

Wer vom Schifffahrtsmuseum auf der »Rum-& Zuckermeile« durch die Innenstadt bummelt, entdeckt alte Zuckersiedereien, Kaufmannshäuser und Stätten der Rum-Produktion. Hansen, Asmussen – die Namen sind auch heute klangvoll, aber für Flensburg nicht mehr relevant. Produzierten hier einst Dutzende Destillerien edlen Rum und Rum-Verschnitt, brennen als traditionelle Rum-Häuser heute nur noch Johannsen und Braasch vor Ort.

Das Wasserschloss Glücksburg spiegelt sich in der Flensburger Förde.

Johannsen ist eine der letzten Rum-Manufakturen der Stadt.

Die Kapitäne und reichen Bürger, die meist mit der Seefahrt ihr Geld verdienten, zog es im 19. Jahrhundert auf Jürgensby, wo sie in schnieken Häusern auf den Hafen blickten, der sich damals noch als ein bedeutenderes Tor weit zur Welt öffnete. Heute ist die Förde das Revier der Wassersportler, wenngleich die Flensburger Werft ein wichtiger Arbeitgeber ist und im Hafen auch immer noch Handelsschiffe anlegen. Damals brachten sie ihre Waren bevorzugt aus Dänisch-Westindien, bis Flensburg 1864 von Dänemark an Preußen überging.

Dänische Mischung

Dänisch war Flensburg schon, als sein erster Siedlungskern um das Jahr 1100 im heutigen Stadtteil Johannis entstand, ein wenig älter war das östlich gelegene Adelby. Händler und Fischer lebten hier an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen: des Ochsenweges, der vom dänischen Viborg bis nach Wedel bei Hamburg verlief, und eines der Angelbowege, die Nordfriesland mit der Halbinsel Angeln verbanden. 1128 erhielten die Siedler mit St. Johannis eine Kirche, deren gotisches Gewölbe aus dem 15. Jahrhundert Peter Lykt wie einen Paradiesgarten mit einem stilisierten Rankenwerk ausmalte. Größer und prächtiger ist die Marienkirche aus dem späteren 12. Jahrhundert. Ein Renaissance-Altar und die reich verzierte Kanzel sind Stiftungen aus dem späten 16. Jahrhundert und zeigen, welchen Reichtum Flensburger Bürger vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges anhäufen konnten.

Dänisch spielt in Flensburg heute noch eine wichtige Rolle, immerhin gehören rund 20 Prozent der 88 000 Einwohner der dänischen Minderheit an. Hier gibt es dänische Kindergärten, eine dänische Schule und mit dem »Flensborg Avis« sogar eine dänische Tageszeitung. Dänisch wird an den Schulen als Fremdsprache unterrichtet und ist im öffentlichen Leben allgegenwärtig. Der dänische Kulturverein Grænseforeningen (Grenzverein) hat seinen Sitz im 1725 erbauten Flensborghus in der Norderstraße.

Rund um Nordermarkt und Marienkirche bietet Flensburgs Altstadt reges Leben.

Die lässigste dänisch-deutsche Kulturintegration brachten wohl die Frauen aus der Region zustande, die auf der »Alexandra« und anderen Schiffen Anfang des 20. Jahrhunderts auf Butterfahrten zum zollfreien Einkaufen auf der Förde zwischen Deutschland und Dänemark hin- und herschipperten. Mit einer Dauerkarte ausgestattet, die »partout« – also immer – galt, wurden sie zu Petuh-Tanten, die »Petuh« schnackten. Auf der »Alexandra« werden noch heute Fahrten mit Petuh-Unterhaltungsprogramm angeboten. Dabei geht es sprachlich völlig drunter und drüber, ist doch das Petuh ein Mix aus Hoch- und Plattdeutsch, Hoch- und Niederdänisch. Vereinfacht ausgedrückt, benutzt man deutsche Wörter, die dänische Grammatik und Satzstellung, verschleift das »G« zum »Ch« und stellt ein scharfes »S« voran. Würde diese Flensburger Mundart aussterben, lautete auf Petuh der Kommentar: »Is dat Ssünde!« – »Das ist aber schade!«

Gott gebe Glück mit Frieden

In Flensburg kann man es entspannt angehen, dröge ist es in der Universitätsstadt schon dank der vielen Studenten jedoch nicht. Wenn das Wetter mitspielt, kann man an einem der vielen Strände baden gehen und sich im Sand sonnen. Von Wassersleben aus ist man in ein paar Minuten nach Dänemark geschwommen, vom Strand Solitüde aus ist es ein Katzensprung nach Glücksburg. Glücksburg ist tatsächlich die nördlichste Stadt Deutschlands – schneller zum dänischen Nachbarn kommt man aber von Flensburg aus, weil man nicht um die halbe Förde herumfahren muss.

In Glücksburg warten nicht nur weitere Strände und Wassersportmöglichkeiten, sondern auch das Renaissanceschloss Glücksburg. Herzog Johann der Jüngere ließ es Ende des 16. Jahrhunderts erbauen und nannte es nach seinem Wahlspruch, der noch heute über dem Eingangsportal wünscht: »Gott gebe Glück mit Frieden – GGGMF«. In Glücksburg residierten Herzöge und dänische Könige und obwohl es ein wenig abseits steht, spielte es im Europa der Monarchien eine zentrale Rolle. Dank geschickter Heiratspolitik gelang es einem Glücksburger Herzog, der als Christian IX. 1863 bis 1906 als dänischer König regierte, dass das Haus Glücksburg von Russland bis England so ziemlich mit jedem europäischen Königs- oder Fürstenhaus verwandtschaftlich verbandelt ist. Auch eine Kunst.

TOP ERLEBNISSE

ES LEBEN DIE WIKINGER!

Mit Haithabu und Danewerk stehen seit dem Sommer 2018 zwei weitere Stätten Schleswig-Holsteins auf der Welterbeliste der UNESCO. In der Wikingersiedlung Haithabu verdeutlichen einige Nachbauten, wie die Gebäude des expansiven Volks aussahen, das dort am Haddebyer Noor seine südlichste Siedlung gründete. Das Wikingermuseum zeigt die prägnantesten der mehr als 12 000 Fundstücke.

Danewerk heißen die dänischen Befestigungsanlagen, die seit dem frühen Mittelalter in mehreren Bauabschnitten entstanden. Der markanteste sichtbare Teil ist die Waldemarsmauer aus dem 12. Jahrhundert, eine Ziegelsteinmauer, die sich über dreieinhalb Kilometer hinzog.

EIN PROST AUF DEN NORDEN!

In Flensburg löschen zwei Brauereien den Durst: einerseits die Flensburger Brauerei, kurz »Flens«genannt, die seit dem Zusammenschluss der beiden örtlichen Brauereien 1919 besteht, andererseits Hansens Brauerei. Als einer der Trendsetter der Craft-Beer-Bewegung serviert sie seit 1990 in der nördlichsten Gasthausbrauerei Deutschlands Standardbiere und saisonale Produkte.

Weitere Informationen

www.flensburg-tourismus,www.haithabu.de,www.haithabu.de,www.hansensbrauerei.de

Kämpfen wie die Wikinger in Haithabu.

STURMGEBOREN – HUSUM

Licht und Farbe in Nordfriesland

Als Theodor Storm seinen Heimatort Husum in seinem Gedicht Die Stadt verewigte, hatte er einige berufliche Schwierigkeiten zu bewältigen. Vielleicht beschrieb er ihn darin deshalb ausgerechnet als »Du graue Stadt am Meer«. Möglicherweise hadert das Stadtmarketing heute ein wenig mit Husums Beinamen »graue Stadt«, denn tatsächlich erfreut das »Tor zur Halligwelt« mit Farben und Licht.

Die »Grote Mandränke«, das »große Ertrinken«, war eine katastrophale Sturmflut, deren mächtige Wellen im Jahr 1362 Nordfrieslands Küste so umformten, dass das kleine Dorf Husembro auf einmal direkt am Meer lag. Damit waren die Weichen für die Entwicklung der Siedlung neu gestellt: Aus Husembro wurde die Hafenstadt Husum. Für Dänemark, das damals in Streit mit der Hanse lag, war der aufstrebende Hafen von enormer Bedeutung und Husum erlebte bis Mitte des 17. Jahrhunderts eine goldene Zeit. In diese Epoche fällt auch der Bau des Schlosses vor Husum, das 1577 bis 1582 für Herzog Adolf I. außerhalb der Stadtmauern errichtet wurde. Heute hat sich die Stadt so ausgedehnt, dass der prächtige Renaissancebau auf der Schlossinsel inzwischen mitten in Husum steht.

Das lila Blütenwunder des Nordens

Das Schloss ist der beste Beweis, dass Storms »graue Stadt« durchaus Farbe zu bieten hat. Selbst bei »Schietwetter« wirkt im Frühjahr das lila Blütenwunder des Nordens: ein Meer aus rund fünf Millionen Krokusblüten. Die verwilderten Blumen breiten sich im Schlosspark schon seit Jahrhunderten aus; warum sie ursprünglich eingeführt wurden, weiß man heute nicht mehr. Vielleicht sollte aus den Blüten Safran als Färbemittel oder Gewürz gewonnen werden, doch in diesem Fall war die Enttäuschung vorprogrammiert. Für den zarten Blütenteppich zeichnet sich in Husum der Crocu neapolitanus verantwortlich, Safran kann man aber nur aus Crocus sativus gewinnen.

Husums alten Hafen säumen bunte Häuser.

Pferde grasen am Hattstedtermarsch bei Husum.

Maler, Dichter, Puppenspieler

Der Schlosspark mit den riesigen Bäumen ist auch jenseits der Krokusblüte attraktiv und im Schloss bewundern Besucher die Ausstattung aus dem 18. Jahrhundert, genießen Konzerte und erfreuen sich an moderner Kunst. Die Landschaft, die Farben und das klare Licht des Nordens haben schon immer Künstler nach Husum und in die Region gezogen. In Seebüll, von Husum gut 50 Kilometer Richtung dänische Grenze entfernt, lebte ab 1930 der expressionistische Maler Emil Nolde, dem die Farben stets »ein Glück« und Ausdrucksmittel waren. Dort können das ehemalige Wohnhaus mit Werken des Künstlers und der von Nolde gestaltete Garten besichtigt werden.

Im Schloss entführt das Poppenspäler Museum in die Kunst des Puppentheaters. Der Name ist natürlich eine Reminiszenz an Theodor Storms Novelle Pole Poppenspäler. Der Dichter kam 1817 in Husum zur Welt und ist dort noch sehr präsent. Gleich beim Binnenhafen, wo in den angrenzenden Straßen die schönen alten Giebelhäuser der Kapitäne und Kaufleute aus dem 18. und 19. Jahrhundert stehen, ist in der Wasserreihe sein ehemaliges Wohnhaus in ein Museum umgewandelt.

Stadt am Meer

Nicht weit entfernt kann man sich im NordseeMuseum Storms Märchen Der kleine Häwelmann auch auf Dänisch, Plattdeutsch und Friesisch anhören – all diese Sprachen sind in Husum und der Region beheimatet. Das Museum widmet sich dem historischen Alltag an der Nordseeküste, wo die Menschen immer mit den gewaltigen Kräften des Meeres zu kämpfen hatten. Dessen einmalige Gezeitenlandschaft kann man bei einem Wattspaziergang im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer erkunden und seine köstlichen Früchte im malerischen Hafen direkt von den bunten Krabbenkuttern naschen. Dort starten auch die Schiffstouren zu den Halligen, ins Watt und zu den Seehundbänken. Beim Hafen spürt zudem das Schifffahrtsmuseum über 1000 Jahren Schifffahrtsgeschichte nach und hat eine weltweit einmalige Besonderheit zu bieten: das rund 400 Jahre alte Uevelsbüller Wrack, das mit einer Lösung aus mehr als 100 000 Kilogramm Zucker konserviert wurde und deshalb auch »Zuckerschiff« heißt.

TOP ERLEBNISSE

HOFFEN AUF SCHIETWETTER

Es regnet im Urlaub? Ideale Bedingungen für einen Abstecher ins Fun Center Husum, das Kinder und Erwachsene mit Trampolinen, Bumpercars und Soccerfeld unterhält. Hinter der neuesten Attraktion »Unschlagbar« verbirgt sich eine Schwarzlicht-Golfbahn; der Indoor-Hochseilgarten fordert in fünf Meter Höhe schwindelfreien Einsatz. Als letzter Indoor-Schrei gilt das Lasertagging.

KRÖNUNG MIT KROKUS

Seit 2018 pfeift Husum auf die traditionelle Erbfolge und präsentiert Mitte März auch einen Krokusblütenkönig. Die jährlich neu gekürte Majestät eröffnet das Festwochenende rund um Schloss und Blumenmarkt; die eigentlichen Stars aber sind die kleinen Frühlingsblüher, die den Schlosspark in ein violettes Farbmeer tauchen.

HOLLAND AN DER TREENE

Als Planstadt mit schnurgeraden Straßen, Grachten und einem großen Marktplatz angelegt, erscheint Friedrichstadt bis heute wie Holland im Westentaschenformat. Friedrich III. gründete den Ort 1621 für Glaubensflüchtlinge, Kaufleute und Wasserbauer, um dem Handel in dem gottorfschen Herzogtum Auftrieb zu geben.

Weitere Informationen

www.husum.de,www.friedrichstadt.de,www.funcenter-husum.de

Friedrichstadts Marktplatz säumen holländische Häuser.

TRÄUME IM MEER – DIE HALLIGEN

Auf den Marschinseln im Wattenmeer heißt es regelmäßig »Land unter«

Sollte der Meeresspiegel durch die Klimaerwärmung ansteigen, werden diese Inseln irgendwann gänzlich verschwunden sein. Nasse Füße bekommen Mensch und Tier dort jedoch heute schon, wenn die Flut besonders hoch aufläuft. Die Rede ist nicht von den Malediven, sondern von den Halligen vor Schleswig-Holsteins Nordseeküste.

Auf der größten Hallig, Langeneß, reicht der Blick über die Salzwiesen zu einer Warft und über das Meer.

Theodor Storm gelang ein zart-poetischer – und gern zitierter – Vergleich: Für ihn lagen die Halligen »wie Träume« im Nebel auf dem Meer. Von oben gesehen, stechen die kleinen Inseln im graubraunen Wattenmeer vor Schleswig-Holsteins Nordseeküste wie Oasen in der Wüste hervor, deren kräftigem Grün im Sommer der Strandflieder einen lila Anstrich verpasst. Der Wüstenvergleich hinkt allerdings insofern, als weltweit kaum eine Landschaft so von Leben strotzt wie das amphibische Wattenmeer, in dem Land und Wasser eine einzigartige Verbindung eingehen.

Prekäre Existenzen

Die Halligen sind kleine Marschinseln, die in der sich ständig verändernden Landschaft des Wattenmeeres vor einigen Jahrhunderten entstanden und heute zum Biosphärengebiet Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen gehören. Nicht eingedeicht oder nur durch einen kleinen Sommerdeich geschützt, sind sie den Kräften des Meeres ausgesetzt und führten stets ein prekäres Dasein. Wellen und Wattströme verändern die Umrisse der Inseln, die bei Sturmfluten regelmäßig überflutet werden. Sie »laufen blank«, wie ihre Bewohner sagen, und so manche Hallig ist aus dem Land-Unter nicht mehr aufgetaucht.

Wenn die Wellen bei Sturmflut über die flachen Inseln schlagen, ziehen sich Mensch und Tier in die Häuser und Ställe auf den kleinen Warften zurück. Die aufgeschütteten Hügel mit den flachen Böschungen ragen einige Meter über den Wiesen der Inseln auf, die ringsum im stürmischen Meer versinken. Fast surreal wirken dann die Bilder einer aufgewühlten Wasseroberfläche, aus der einzelne Häuser auf winzigem Raum wie Stationen im Niemandsland aufragen. Bei der katastrophalen Sturmflut von 1962 stürzten einige alte Bauernhäuser auf den Halligen ein; aus dieser Erfahrung heraus wurden die Häuser auf den Inseln mit Schutzräumen im Obergeschoss ausgestattet, die über Betonstützen tief im Boden verankert sind. Sicherheit in diesen Zufluchtsstätten bieten zudem Strom- und Wasserleitungen. Letztere sind eine Errungenschaft aus den 1960er-Jahren, als die bewohnten Halligen an das Süßwassernetz des Festlands angeschlossen wurden. Kleine Inseln – große Welt

Vor Schleswig-Holsteins Küste sind nur zehn Halligen verblieben, von denen drei gänzlich unbewohnt sind. Doch zeigen alte Karten und bestätigen Überlieferungen, dass es früher weitaus mehr dieser kleinen Inseln gab. Habel misst als kleinste nur 3,6 Hektar und darf als strenges Naturschutzgebiet nicht betreten werden, die größte ist die besiedelte Hallig Langeneß mit einer Fläche von 956 Hektar. Hooge, die zweitgrößte und sicherlich bekannteste Hallig, ist immerhin 574 Hektar groß, besitzt mehr als 100 Bewohner auf zehn Warften, eine Kirche, Schule, WLAN und zählt jährlich rund 90 000 Tagesbesucher und 46 000 Übernachtungen.

»Mein Gott, was is de Welt doch grot; un et gifft ok noch en Holland!«, ließ Theodor Storm in seiner Novelle Eine Halligfahrt eine Halligbewohnerin bei ihrem Besuch auf dem Festland ausrufen. Doch bieten die winzigen Inseln nicht nur ihren Bewohnern eine Heimat, sondern zudem ihren Besuchern die einzigartige Erfahrung, wie man ohne Netz und doppelten Boden in einer gewaltigen Naturlandschaft sein Leben gestaltet – jenseits der perfekten deutschen Infrastruktur mit Ärzten und Apotheken, Supermärkten und Restaurants in nächster Nähe. Nicht immer ging dies früher gut aus; auf Südfall beispielsweise kamen in Sturmfluten im 17. und 19. Jahrhundert fast alle Bewohner um. Heute lebt hier nur noch im Sommer der Vogelwart, der in den von Prielen durchzogenen Salzwiesen die zahllosen Zug- und Brutvögel beobachtet. Als Besucher darf man dieses Vogelparadies nur mit Genehmigung im Rahmen von Führungen betreten.

Auf Süderoog dagegen freuen sich die Bewohner über Besuch, denn auf der 60 Hektar großen Insel lebt nur ein junges Paar von Bio-Landwirtschaft. Auf ihrer – passenderweise – herzförmigen Insel bieten die beiden einen ganz besonderen Service: In ihrer guten Stube kann man sich ganz zünftig das Jawort geben.

Zur Hallig Südfall geht es per Pferdewagen durchs Watt.

TOP ERLEBNISSE

STRANDWANDERUNG

Einer der schönsten Amrumer Wanderwege führt genau über die breiteste Ausdehnung des Kniepsands. Die 13-Kilometer-Tour beginnt an der Kniepsandhalle und geht über den Nebeler Strand immer am Wasser entlang zur Norddorfer Aussichtsplattform. Von dort schlängelt sich der Rückweg über die Vogelkoje Meerarm und zwei Aussichtsdünen.

PERFEKTE SYMMETRIE

So stellen sich Landratten Leuchttürme vor: rot-weiß geringelt und zwei Wärterhäuschen links und rechts. Seit mehr als 100 Jahren steht der Leuchtturm Westerheversand auf einer Warft auf der Halbinsel Eiderstadt. Aus 41 Meter Höhe macht sein Feuer die Runde – bei klarer Sicht ist es bis Helgoland erkennbar.

RINGELGANSBUFFET

Bevor sie gen Norden nach Sibirien oder Richtung Süden nach England oder Frankreich fliegen, machen die Ringelgänse auf den Halligen im Frühjahr und Herbst Station. Auf den Wiesen fressen sie sich den Reiseproviant an und lassen sich dabei aus nächster Nähe zusehen. Halliggemeinden, Naturschutzverbände und der Nationalpark Wattenmeer bieten Ringelganstage mit Führungen an.

Weitere Informationen

www.halligen.de,www.amrum.de,www.westerhevernordsee.de,www.ringelganstage.de

Im Frühjahr rasten Tausende Ringelgänse auf den Halligen.

Traumstraßen

EINE RUNDE UMS WATT

Von Sylt nach Ostfriesland

Eine Autofahrt lebt einerseits von der Schönheit der Strecke, andererseits von der Attraktivität ihrer Ziele. Im Nordwesten Deutschlands gibt es beides: die Nähe zu Strand, Watt und Meer wie die Fahrt durch die grünen Marschen Nord- und Ostfrieslands und zu den blühenden Obstbäumen des Alten Landes. Urbane Höhepunkte markieren Hamburg und Bremen.

Ist eine Insel noch eine Insel, wenn ein Damm sie mit dem Festland verbindet? Die Frage gilt für Sylt nicht, diesen 99 Quadratkilometer großen Inbegriff von Exklusivität. Und weil es auch dort Spaß macht, mit dem Auto unterwegs zu sein, von List im Norden bis Hörnum im Süden und von Kampen im Westen bis Keitum im Osten, beginnt die Traumroute Nummer 1 in Westerland.

Von Sylt bis Husum Ab Morsum geht es über den elf Kilometer langen Hindenburgdamm im Autozug nach Niebüll und von dort auf der früher so vermarkteten Grünen Küstenstraße, der B5, in Richtung Süden. Deiche wechseln mit Weideland, Kooge mit Marschen, es geht vorbei an Nordseebädern und Naturschutzgebieten, etwa dem 1200 Hektar großen Hauke-Haien-Koog. Ausflüge ohne Auto führen auf die Halligen und in die Weiten des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, am sichersten im Rahmen einer Wattführung.

Von Husum bis Hamburg Theodor Storm nannte seine Heimat die »Graue Stadt am Meer« – doch der triste Eindruck stellt sich rund um den backsteinroten Marktplatz längst nicht mehr ein, erst recht nicht zur Zeit der Krokusblüte. Von Husum aus lässt die Route die Halbinseln Eiderstedt und Dithmarschen rechts liegen und hält sich nach Brunsbüttel auf der B431, die über Glückstadt, Elmsholm und Wedel nach Hamburg führt. Der kleine Umweg lohnt, denn über Wedel gelangt man direkt nach Blankenese und auf die Elbchaussee. Acht Kilometer zieht sich die Straße der Reichen und Extrareichen hin bis ans Rathaus Altona. Über Palmallee, Breite Straße und St.-Pauli-Hafenstraße geht es ins Herz von Hamburg.

Von Hamburg bis Stade Der Weg über die B73 und die B74 durchs Alte Land stellt eine schön-entschleunigte Variante zur Autobahn dar. Als historischer Ausgangsort des Apfelanbaus gilt Stade, dessen barockes Stadtensemble noch aus schwedischer Besatzungszeit stammt. Im obstreichen Jahr 2018 fiel die Ernte in der Elbmarsch besonders gut aus: 300 000 Tonnen Äpfel sind im milden Seeklima während weit über 1500 Sonnenstunden gereift.

Von Stade bis Bremen Hinter Stade knickt die B74 in Richtung Südwesten ab und gelangt über Bremervörde nach Worpswede. Im Teufelsmoor zeigt sich die Norddeutsche Tiefebene malerisch – zumindest für die Künstler des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sie gründeten im ehemaligen Fischerdorf eine Künstlerkolonie und zogen mit ihren Staffeleien ins Freie, um die geheimnisvolle Landschaft und vor allem den Himmel darüber zu malen. Das Moordorf liegt nur einen Katzensprung von Bremen entfernt, dessen Rathaus und Roland seit 2004 zum Weltkulturerbe gehören.

Zu den Sehenswürdigkeiten im Landkreis Oldenburg gehört das Zisterzienserkloster Hude. Hier sind die ehemalige Mühle und die Remise zu sehen.

Von Oldenburg bis Bad Zwischenahn In Bremen wirkten die Kaufleute, in Oldenburg die Herzöge – die Residenzstadt pflegt diese Vergangenheit im Schlosspark und im Schloss. In wenigen Kilometern über die A28 erreicht man Bad Zwischenahn. Der stadteigene See, das Zwischenahner Meer, heißt auch die »Perle des Ammerlands«. Er spiegelt eine liebliche Umgebung mit Wiesen und Weiden mit alten, ausladenden Bäumen.

Von Bad Zwischenahn bis Aurich Die Strecke über Apen und Detern streift das längst kultivierte Moorgebiet des Fehnlandes und erreicht über die B72 Aurich. Am Weg liegt der einst von Zisterziensern angelegte Ihlower Forst mit seinen Eichen, Ahorn- und Lindenbäumen. Heute umgibt die historische Klosterstätte ein archäologischer Park.

Von Aurich bis Emden Durch die ostfriesische Orgellandschaft geht es über kleine Straßen oder über die B210 zum Endpunkt der Traumroute durch Deutschlands Nordwesten, nach Emden. Die Strecke ist kurz – die Möglichkeit, Abstecher einzulegen, sind nahezu unerschöpflich, etwa nach Greetsiel mit den Zwillingsmühlen oder zur Grimersumer Kirche mit Campanile.

ENTFERNUNGEN

km

Westerland/Sylt

626

 

148 km

 

148

Husum

479

 

154 km

 

302

Hamburg

325

 

54 km

 

356

Stade

271

 

94 km

 

450

Bremen

177

 

53 km

 

503

Oldenburg

123

 

19 km

 

522

Bad Zwischenahn

104

 

74 km

 

596

Aurich

30

 

30 km

 

626

Emden

km

TOP SEVEN

NOLDE-HAUS

Den Klinkerkubus hat Emil Nolde selbst entworden – das Haus Seebüll in Neukirchen widmet sich dem Leben und Werk des Expressionisten.

STORM-MUSEUM

In dem Husumer Kaufmannshaus hat Theodor Storm 14 Jahre seines Lebens verbracht. Nach der Renovierung fürs Jubiläumsjahr 2017 sieht alles wieder so aus wie zu des Dichters Zeiten.

NORD-OSTSEE-KANAL

Bei Brunsbüttel mündet der Nord-Ostsee-Kanal in die Elbe – von der Aussichtsplattform an der Schleuse bietet sich ein guter Blick auf die meistbefahrene künstlich angelegte Seestraße der Welt.

BLANKENESE

Vom knapp 75 Meter hohen Süllberg und den dortigen Restaurantterrassen gibt es eine Eins-a-Aussicht auf die Elbe und die geschmackvollen Villen des reichen Hamburger Vororts.

SCHWEDENSPEICHER

Eines der charakateristischsten Gebäude für Stade ist der Schwedenspeicher – das Backsteinhaus ist ein seltenes Beispiel für ein profanes Barockbauwerk im Norden. Hier zeigt das Regionalmuseum seine Ausstellung.

BARKENHOFF

Der Jugendstilkünstler Heinrich Vogeler erwarb das Worpsweder Bauernhaus 1895 und baute es gründlich um. Es entwickelte sich zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Künstlerkolonie und dient heute als Museum.

RYSUM

Das unscheinbare Warfendorf bewahrt in seiner evangelisch-reformierten Kirche die älteste Orgel Ostfrieslands, geschaffen vom Orgelbaumeister Harmannus im Jahr 1457. Die Orgel ist bis heute bespielbar.

DIE PERLE AN DER ELBE – HAMBURG

Die schönste Stadt der Welt

Das Hoch im Norden, Tor zur Welt oder heißes Pflaster im kühlen Norden? Die Metropole am Wasser mit ihren genau 2479 Brücken über Elbe, Alster, Nebenflüsse und Kanäle hat viele Kosenamen. Für die meisten Hamburger ist sie einfach die schönste Stadt der Welt. Hamburg bietet große und kleine Kunst, Sehenswürdigkeiten und viel Grün.

Panoramablick mit Michel, Elbphilharmonie und Hafen an der Elbe.

Irgendwann zwischen 810 und 830 n. Chr. wurde die Hammaburg an der Mündung der Alster in den Elbstrom erbaut. Sie schützte den Handelsweg über die Elbe und eine kleine Ansiedlung, die bald ein Missionszentrum für den Norden bildete.

Heute zählt die Freie und Hansestadt Hamburg, wie sie sich seit 1819 nennt, rund 1,8 Millionen Einwohner. In der gesamten Metropolregion, die von Cuxhaven bis Lübeck und von Dithmarschen bis zum Heidekreis reicht, leben etwa fünf Millionen Menschen. Hamburg ist eine Stadt von Gewerbe und Handel, von Medien und Kultur, mit dem größten deutschen Hafen und dem zweitgrößten in Europa. Hier gibt es Handelsgiganten, Versicherungen, Banken, Reedereien, die größte Kupferhütte Europas, IT-Unternehmen, Werbeagenturen und ein Shopping-Angebot, für das Kunden bis aus Skandinavien anreisen. In Hamburg ist außerdem Spitzentechnologie zu Hause: Das Airbus-Werk in Finkenwerder macht die Hansestadt zum drittgrößten Flugzeugbau-Standort der Welt, und im Teilchenbeschleuniger DESY erforschen Wissenschaftler die Grundbausteine der Materie.

Mehrmals im Jahr feiert Hamburg sich selbst, beim Kirschblütenfest, dem Alstervergnügen und den Cruise-Days mit einem Dutzend Kreuzfahrtriesen. Im Mai steigt eines der größten Hafenfeste der Welt, bei dem sich rund eine Million Schaulustige Konzerte, Feuerwerke, die Windjammerparade der Großsegler und das Ballett der Hafenschlepper nicht entgehen lassen.

Italienisches Flair bei den Alsterarkaden vis-à-vis vom Rathaus.

Abends drängen sich unternehmungslustige Partygänger durch die Große Freiheit auf St. Pauli.

Entspannung pur mit Blick auf den Hafen bietet der Elbstrand bei Övelgönne. Seit mehr als 80 Jahren gehört die frühere Landgemeinde zum Hamburger Vorort Othmarschen.

Kunst und Kommerz in der City

In der Innenstadt sind Handel und Kultur seit jeher zu Hause. Die Mönckeberg- und die parallele Spitaler Straße, der Neue Wall, die Großen Bleichen und der Jungfernstieg sowie die überdachten Einkaufspassagen mit exklusiven Läden locken Shopaholics an. Hier sind alle Designerlabels in hoher Dichte vertreten und zahlreiche Passagen bieten selbst bei schlechtem Wetter ungetrübtes Einkaufsvergnügen.

Mittendrin zeigt sich das repräsentative, im Stil des Historismus 1897 errichtete Rathaus der Stadt vom Trubel ungerührt. Das Kontorviertel erstreckt sich von der Mönckebergstraße bis zum Hafen. Die wuchtigen Bürogebäude aus dunkel gebranntem Klinker mit Staffelgeschossen, Dekorelementen und Terrakottaskulpturen sind erst vor rund 100 Jahren entstanden, nachdem die Stadt ein dicht bebautes Elendsquartier, in dem eine Cholera-Epidemie ausgebrochen war, komplett hatte abreißen lassen. Unter diesen markanten Gebäuden der Reeder und Kaufleute ragt das wie ein scharf geschnittener Schiffsbug gestaltete Chilehaus heraus, es steht seit 2015 auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

Mehrere Theater und Kunstmuseen zeigen Kultur auf Weltniveau: allen voran das Deutsche Schauspielhaus und das Thalia Theater mit überregional beachteten Produktionen. Die Hamburger Kunsthalle mit der dazugehörigen Galerie der Gegenwart für zeitgenössische Kunst residiert in einem auffälligen kubusförmigen Bau. Mit rund 200 000 Besuchern im Jahr gehört das Museum für Kunst und Gewerbe zu den führenden Design-Museen in Europa. Kunstmeile nennt sich die Kette von Museen und Galerien, die sich von hier bis zum Hafen entlangzieht und einstige Markthallen zu Kulturtempeln umfunktioniert hat.

Der Hafen, das Tor zur Welt

Eigentlich ist das gebogene Nikolaifleet der erste Hafen Hamburgs. Hier legten im Mittelalter die Frachtsegler an. Deichstraße und Cremon, rechts und links des Wasserweges, gehören zu den ältesten erhaltenen Gebäude-Ensembles mit Kaufmannsspeichern aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Hafenrundfahrten kommen in den bei Ebbe trockenfallenden Fleeten nicht vorbei. Die starten an den St. Pauli Landungsbrücken, wo sich Möwen in der Luft um Brotstückchen balgen und man bereits die immerhin noch 130 Kilometer entfernte Nordsee zu spüren meint. Eine Kette von Pontons, schwimmenden Plattformen, dient als Anleger für die zahlreichen Hafenfähren, Rundfahrtdampfer, Barkassen und Schlepper. Man erreicht sie durch Torbögen in dem vor gut 100 Jahren errichteten, 200 Meter langen Empfangsgebäude der St. Pauli Landungsbrücken, das mit seinen grauen Tuffsteinmauern und grünen Kupferdächern ebenso wie der sich anschließende Kuppelbau des alten Elbtunnels längst unter Denkmalschutz steht.

Der Hafen kann auf eine 1000-jährige Tradition zurückblicken. In Europa wird er, zumindest was den Umschlag betrifft, nur von Rotterdam übertroffen. Rund 13 000 Schiffe löschen hier im Jahr ihre Ladung, von riesigen Containerschiffen von 300 Meter Länge bis zu kleinen Küstenmotorschiffen. Hoch automatisierte Containerbrücken be- und entladen die mehrstöckig gestapelten Container in Hochgeschwindigkeit. Schließlich ist die Liegezeit an den Kais teuer.

Waren früher die Routen über den Atlantik die Rennstrecke der Frachter, ist es heute das Asiengeschäft, das für Auslastung und Zuwachsraten sorgt. Sowohl für China als auch für Japan gilt der Hamburger Hafen als wichtiges Einfallstor nach Kontinentaleuropa, was Städtepartnerschaften Hamburgs mit Shanghai und Osaka unterstreichen.

Große Pötte und elegante Vögel

Zum Hafen gehören auch Werften, obwohl die beste Zeit des Schiffsbaus in Deutschland vorbei zu sein scheint. Blohm & Voss, die letzte der Großwerften, hat sich auf die Konstruktion privater Luxus-Großjachten sowie die Reparatur und Überholung von Schiffen spezialisiert. Wer Glück hat, kann in dem 351 Meter langen Trockendock Elbe 17, das den Landungsbrücken und dem Fischmarkt gegenüberliegt, Kreuzfahrtriesen wie die »Queen Mary II« oder Containerschiffe wie die 347 Meter lange »Sovereign Maersk« bestaunen.

Gleichfalls am Südufer der Elbe, bei Finkenwerder, breitet sich das Airbus-Werksgelände aus, das sich bis zum Obstanbaugebiet des Alten Landes erstreckt. In großen Hallen werden die Flugzeugmodelle A 318 bis A 321 endmontiert, und auch der teure und prestigeträchtige Riesenvogel A 380 erhielt in Hamburg seine Innenausstattung, bis die Produktion Anfang des Jahres 2019 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde.

Im »Atlantic«-Hotel an der Außenalster ist die Welt zu Gast.

Aufregung pur auf dem Fischmarkt am Sonntagmorgen.

Hamburg als Zwischenstation, als Tor vor allem in die Neue Welt, zeigt die »Auswandererwelt Ballinstadt«. Rund fünf Millionen Menschen aus Deutschland und den Ländern Osteuropas machten sich zwischen 1850 und 1934 mit Auswandererschiffen von Hamburg auf ins große Abenteuer, um in Baltimore oder New York einen neuen Anfang zu wagen.

Häuser mit Elbsicht. Das Treppenviertel von Blankenese gehört zu den teuersten Wohnlagen Hamburgs.

Entspannte Stimmung im Szeneviertel St. Georg.

St. Pauli und die Reeperbahn

Die sentimentale Seemannsromantik hat eine lange Geschichte. Liebeshungrige Matrosen haben bei den kurzen Liegezeiten gar keine Zeit mehr für einen St.-Pauli-Besuch, wie ihn noch Hans Albers »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins …« besingt. Doch die »geile Meile« von Udo Lindenberg ist auch heute nicht verwaist. An guten Wochenenden ziehen insgesamt rund 200 000 Amüsierwillige über den Kiez, besuchen Musicals, Theateraufführungen und Auftritte international bekannter Live-Bands in den zahlreichen Musikklubs. Auch Striptease-Bars und käufliche Liebe gibt es noch, doch in Zeiten des Internets erscheint manch erotische Bühnenshow als geradezu liebenswert altmodisch. Nostalgisch ist auch das Panoptikum, ein Wachsfigurenkabinett, in dem Besucher Prominenten von James Dean bis Lena Meyer-Landrut in aller Ruhe tief in die Augen schauen können. Nicht weit vom früheren »Starclub« an der Großen Freiheit, Auftrittsort vieler Pop- und Rockidole von Chuck Berry bis Cream, liegt der wie eine riesengroße Schallplatte geformte Beatles-Platz. Silhouetten aus Edelstahl erinnern an die Hamburger Zeit der »Fab Four«, die allein 90 Mal auf der Bühne des Starclubs standen.

Die neuen Szeneviertel

Das Heiligengeistfeld, eine zehn Hektar große Ausstellungsfläche zwischen Wallringanlagen und dem Stadion des FC St. Pauli, ist im Frühjahr, Sommer und Winter jeweils vier Wochen lang Schauplatz des »Hamburger Doms«. Mehr als 250 Aussteller installieren Riesenräder, Achterbahnen und andere Fahrgeschäfte. Über 100 Essensstände versorgen die zusammen mehr als zehn Millionen Besucher auf dem größten Volksfest des Nordens.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Feldstraße beginnt das Karolinenviertel, eines der neuen Szenequartiere der Stadt, in dem viele junge Modedesigner ihre neuen Kollektionen ausstellen und verkaufen. Hierher, wie ins benachbarte Schanzenviertel oder nach Ottensen im weiter westlich gelegenen Altona, sind viele jüngere Leute gezogen, hier leben Künstler und Kreative, Fotografen, Autoren, Musiker oder Modedesigner neben vielen »normalen« Menschen aus allen Erdteilen. Auch die »Rote Flora«, ein seit 1989 von autonomen Gruppen besetztes ehemaliges Konzert- und späteres Kaufhaus, ist ins Schanzenviertel integriert und gehört inzwischen zur lokalen Folklore. In mehreren der sanierten Gebäude des ehemaligen Schlachthofes sind inzwischen Restaurants von TV-Köchen, eine Kaffeerösterei, Schallplattenlabels oder Klubs mit Live-Musik zu Hause.

In der Hafencity liegen Büros und Wohnungen.

Rund um die Außenalster

Hamburg ist zwar urban, zeigt aber auch viel Natur. Rund um die Außenalster, dem schon 1235 zu einem See aufgestauten Alsterflüsschen inmitten der Stadt, ist dies besonders gut zu sehen. »Planten un Blomen«, der zu einem Landschaftspark umgestaltete frühere Botanische Garten, der Alsterpark von Pöseldorf, der Hayns Park in Eppendorf oder der weitläufige Stadtpark, der sich von Winterhude mit Planetarium, Sportanlagen, Liegewiesen, Rosengarten, Freilichtbühne und Stadtparksee bis nach Barmbek erstreckt, sind Treffpunkte der Stadtbewohner. Sie kommen in die Grünanlagen, um sich entweder sportlich zu betätigen – zu laufen, Boule und Fußball zu spielen – oder einfach beim Grillen oder Sonnenbaden zu entspannen.

Wer jenseits der Elbbrücken nach Harburg in den Süden der Stadt, nach Bergedorf ganz im Osten oder nach Blankenese im Westen fährt, kann feststellen, dass Hamburg nicht nur Stadt, sondern auch ein Bundesland ist. Erst 1936/37 wie andere Gebiete Preußens Hamburg angegliedert, haben sich die Gemeinden ihren eigenen Charakter bewahrt. Dabei zeigt der Westen mit der noblen Elbchaussee, einer neun Kilometer langen Prachtstraße zwischen Altonaer Rathaus und dem schicken Treppenviertel von Blankenese, mit seinen weitläufigen Parks, angesehenen Feinschmeckerrestaurants und repräsentativen Reeder- und Kaufmannsanwesen die Schokoladenseite der Stadt.

TOP ERLEBNISSE

HARBURGS BERGWANDERUNG

Das mit den Bergen mag bei Erhebungen von maximal 120 Metern übertrieben klingen, aber zwei Stunden Zeit beansprucht die Wanderung vom Bahnhof Neuwiedenthal durchaus. Zu den bestiegenen Gipfeln gehören der 60 Meter hohe Scheinberg, der 65 Meter hohe Falkenberg und die Hügelgräber aus der Steinzeit, bevor es durchs Fischbeker Trockental zum »Alten Schafstall« geht.

HAMBURGS ERBESTÄTTEN Die Stoffe, denen Henry B. Sloman seinen Reichtum verdankte, sind selten unspektakulär: Salpeter und Guano. Das Gebäude, das der amerikanische Kaufmann mit hanseatischen Wurzeln von diesem Geld ins Kontorviertel setzen ließ, sprengte dagegen den Rahmen. Denn das Chilehaus an der Burchardstraße war mit seiner extremen Spitze bei seiner Fertigstellung 1924 eine Sensation. Seit 2015 gehört das Bürohaus von Fritz Höger zum UNESCO-Weltkulturerbe, zusammen mit der Speicherstadt. Deren 430 000 Quadratmeter Fläche bilden den größten Lagerhauskomplex weltweit, entstanden zwischen 1883 und 1927.

Weitere Informationen

www.hamburg.de,www.hamburg-tourism.de,www.hafencity.de,www.regionalparkrosengarten.de

Das markante Chilehaus ist Welterbestätte.

DIE STADTMUSIKANTEN GRÜSSEN – BREMEN

Bürgerstolz und Baukultur

Das kleinste deutsche Bundesland hat seit dem Mittelalter seine Unabhängigkeit bewahrt. Bremens »gute Stube« ist der Marktplatz mit Rathaus und Roland, Symbolen für Bürgerstolz und Souveränität. Dort befinden sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hansestadt, zu der mit Bremerhaven noch eine Trabantenstadt an der Wesermündung gehört.

Erstaunlich klein stehen sie da, die »Bremer Stadtmusikanten«. Esel, Hund, Katze und Hahn stehen als Bronzeskulptur übereinander am Rathaus. »Gemeinsam sind wir erfolgreich«, scheinen sie den Passanten zuzurufen, auch gegenüber vermeintlich stärkeren Autoritäten. Ganz blank sind die Vorderbeine des Esels von zahllosen Händen gescheuert, denn wer dem Esel das Bein reibt, dem sei ein Wunsch gewährt, so will es die Legende. Wichtig ist, mit beiden Händen zu reiben. Sonst handelt es sich nur um zwei Esel, die einander die Hand reichen, schmunzeln die Bremer.

Der Marktplatz: die Bremer Mitte

Das vor rund 700 Jahren errichtete und im 17. Jahrhundert mit einer Fassade im Stil der Weserrenaissance versehene Rathaus am Marktplatz gehört zusammen mit dem Bremer Roland zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Baumeister Lüder von Bentheim (um 1555–1613) erhielt um 1600 den Auftrag, die Fassade neu zu gestalten. Elf Arkaden gliedern den unteren Teil der Front, das Dach zieren drei Giebel. Die obere Rathaushalle gehört zu den schönsten Festsälen Bremens. Von der Decke hängende Schiffsmodelle weisen auf die maritime Orientierung der Stadt hin.

Der über fünf Meter hohe Bremer Roland vor dem Rathaus hält schon seit 1404 sein blankes Schwert in der Hand, bereit, die Freiheit der Stadt gegenüber Adel und Kirchenfürsten zu verteidigen. Sein Schild mit dem Adler ist Symbol für den Schutz der Reichsfreiheit.

Märchenskulptur »Bremer Stadtmusikanten« mit Hintersinn: Nur gemeinsam sind wir stark.

Marktplatz mit Rathaus: Architekturkleinod und UNESCO-Welterbe im Zentrum.

Bremer Dom: Mit dem Bau der doppeltürmigen romanischen Kirche wurde im 11. Jahrhundert begonnen.

Patrizierhäuser gruppieren sich um den Marktplatz, die Handelskammer und das Haus der Bremischen Bürgerschaft. Nach Westen schließt der doppeltürmige Bremer Dom den Platz ab. Fast 1000 Jahre liegt der Baubeginn des St.-Petri-Doms zurück, der im 13. Jahrhundert gotisch umgestaltet wurde. Wer die 265 Stufen des knapp 100 Meter hohen Nordwestturms emporsteigt, wird mit einem Panoramablick über die Stadt belohnt. Zu den besonderen Dom-Schätzen gehören bischöfliche Gewänder aus mittelalterlichen Grabstätten. Mehrere im Bleikeller ausgestellte Mumien aus dem 15. bis 18. Jahrhundert scheinen selbst an der Luft nicht zu verwesen. Das bronzene Bremer Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert im Kircheninneren zeigt in einer langen Reihe Jesus, seine Apostel, die Propheten und Engel.

Wie ein futuristisches Schiff: das Klimahaus in Bremerhaven.

Der Bremer Roland wacht seit über 600 Jahren am Marktplatz der Hansestadt.

Nur rund 100 Meter ist die Böttcherstraße lang und doch gehört sie mit ihrer besonderen Architektur und den originellen Geschäften zu Bremens bekanntesten Attraktionen. An der Verbindungsgasse vom Markt zur Weser betrieben einst Fass- und Zubermacher ihr Handwerk. Der Bremer Kaffeefabrikant Ludwig Roselius ließ von 1923 bis 1937 Häuser aus Back- und Sandstein mit Anklängen an den Art-déco-Stil und architektonischen Zitaten niederdeutscher Baukultur errichten. Von hier sind es nur wenige Schritte bis zur Weser, zu den Cafés und Biergärten entlang der Weserpromenade Schachte. Die Nachbauten historischer Schiffe erinnern daran, dass bis zum 18. Jahrhundert an dieser Stelle Schiffe in See stachen.

Auch das Schnoorviertel erzählt von alten Zeiten. Wie Perlen auf einer »Schnoor« reihen sich in Bremens ältestem Quartier die schmalen Häuser (15./16. Jahrhundert) aneinander. In den Kunstgewerbe- und Antiquitätenlädchen sowie bei den Gold- und Silberschmieden lassen sich originelle Stücke erstehen, Cafés und Restaurants laden zu Pausen ein.

Bremens Museums-Highlights

Bis zum 17. Jahrhundert schützten die Bremer ihre reiche Stadt mit einer Befestigungsanlage, die zudem ein gezackter Wassergraben sicherte. Noch heute umgeben die Wallanlagen fast die komplette Altstadt und auch der Wassergraben ist rechts der Weser erhalten. Inzwischen dienen die Anlagen jedoch der Erholung, mit gepflegten Landschaftsgärten, in denen auch die alte Wallmühle am Herdentor, die letzte Windmühle auf Bremer Stadtgebiet, eine neue Bestimmung als Café gefunden hat. Die Kunsthalle in den Wallanlagen lohnt besonders wegen ihrer exzellenten Sammlung von Werken aus der Worpsweder Malerkolonie und des Expressionismus einen Besuch.

Das Auswandererhaus zeigt eindrucksvolle Schicksale von Migranten auf.

Weiter im Norden kann man im Überseemuseum am Bahnhofsplatz über den Tellerrand schauen: Entstanden aus Mitbringseln von Seereisen bremischer Kaufleute und Missionare, informiert es heute über soziale Aspekte des Lebens in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das ungewöhnliche und attraktive »Science Center Universum« zeigt, dass Museen zugleich informativ und kurzweilig sein können. Hier simuliert ein Erdbebenraum Erdstöße unterschiedlicher Intensität, lässt ein Riesengong Schallwellen und ein Turm der Lüfte die Kraft des Windes erspüren.

Wenn Freimarkt ist, gelten in Bremen andere Gesetze. Seit bald 1000 Jahren feiern die Bremer ihr ältestes Volksfest in der zweiten Oktoberhälfte. Aus einem Verkaufsmarkt ohne einengende Zunftregeln ist im Lauf der Zeit ein Vergnügungsfest geworden, bei dem sich der nostalgische »Kleine Freimarkt« auf dem Marktplatz mit dem »Großen Freimarkt« auf der Bürgerweide mit seinen Fahrgeschäften und Essensbuden ergänzt.

Die Dependance am Meer

Mit mehr als 100 000 Einwohnern selbst eine Großstadt, gehört Bremerhaven zu Bremen und bildet gemeinsam mit der Weserstadt ein eigenes Bundesland. Der Nordseehafen liegt 60 Kilometer flussabwärts von Bremen an der Wesermündung. Neue Attraktionen entlang der Hafenkante machen Bremerhaven auch unabhängig von der großen Schwester zum interessanten Ausflugsziel. Neben dem Deutschen Auswandererhaus ist das abends dekorativ beleuchtete Klimahaus Bremerhaven ein Besuchermagnet. In dem wie ein Schiffsrumpf gestalteten Gebäude können Besucher die Lebensbedingungen in verschiedenen Klimazonen nachempfinden, von –6 Grad in der Antarktis-Station bis 25 Grad im Niger-Kabinett.

Das »Atlantic Hotel Sail City« am Weserufer ähnelt äußerlich dem »Burj al Arab« in Dubai. Im Deutschen Schifffahrtsmuseum zwischen Außenweser und Altem Hafen sind historische Schiffe ausgestellt, darunter eine restaurierte Hansekogge von 1380. Sinnenfroh geht es im Schaufenster Fischereihafen zu. Die frühere Fischpackhalle IV des Fischereihafens gewährt Einblicke in die maritime Welt.

TOP ERLEBNISSE

DER SCHÖNE AUSFLUG

Über acht Kilometer und etwa drei Stunden führt der Wanderweg von der Storchenstation am Sachsenheim in Verden durchs Halsetal. Er passiert die Allee der 4500 Steine im Sachsenhain – sie erinnern an 4500 sächsische Edelleute, die Karl der Große 782 hingerichtet haben soll. Eine andere Station auf der waldreichen Strecke ist der Verdener Brunnen, der für sein heilsames Wasser berühmt ist.

DER GROSSE ANSTICH

Bremens Rathaus und sein Roland stehen seit 2004 auf der Welterbeliste – und mit ihnen der historische Ratskeller, in dem 650 Sorten deutscher Wein lagern. Herzstück eines der ältesten deutschen Weinkeller sind der Rose- und Apostelkeller, in dem ein Fasswein von 1653 verwahrt wird.

DER GROSSE AUFBRUCH

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es kein Halten: Alle wollten nach Amerika. Mehr als sieben Millionen europäischer Auswanderer suchten ihr Heil im Westen, viele von ihnen schifften sich in Bremerhaven ein. Im Neuen Hafen erinnert heute das Deutsche Auswandererhaus an die moderne Völkerwanderung.

Weitere Informationen

www.bremen-tourismus.de,www.ratskeller-bremen.de,https://dah-bremerhaven.de,www.landkreis-verden.de

Sturmmöwe im Anflug.

INSEL MIT FAHRSTUHL – HELGOLAND

Der Fels in der Brandung

Rund 60 Meter ragt Helgolands Plateau aus rotem Sandstein aus der Nordsee empor. Die meisten der etwa 300 000 Besucher pro Jahr kommen mit Seebäderschiffen vom gut 60 Kilometer entfernten Festland. Von kleinen Börtebooten werden sie an Land gebracht.

Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand, das sind die Farben von Helgoland«, so lautet die kürzeste Charakterisierung des markanten Felsens. Der längste Spaziergang auf der nur zwei Quadratkilometer großen Nordseeinsel in der Deutschen Bucht dauert eine Stunde, dann ist Helgoland auf dem Klippenrandweg umrundet. Ganz im Westen erhebt sich, durch Wellenbrecher geschützt, der Felsturm der »Langen Anna«, eine Säule aus rotem Sandstein. In den Klippen des Plateaus nisten Trottellummen, die Pinguinen ähneln. Per Fahrstuhl oder Treppenweg ist das grüne Unterland Helgolands schnell erreicht. Hier leben die meisten der rund 1300 Insulaner. Zu den berühmtesten gehörte Autor James Krüss (1926–1997), der mit Timm Thaler viele Kinderherzen eroberte. Ein Museum erinnert an den Geschichtenerzähler.

Blauer Himmel, glitzerndes Meer und der rote Buntsandstein – so sieht ein idealer Tag auf Helgoland aus.

Schnäppchen und viel Natur