Ren Dhark – Weg ins Weltall 49: Geheimwaffe im Einsatz - Achim Mehnert - E-Book

Ren Dhark – Weg ins Weltall 49: Geheimwaffe im Einsatz E-Book

Achim Mehnert

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Beschreibung

Ren Dhark stößt auf das dunkle Geheimnis der Kraval, das sie zu gewissenlosen Bestien machte. Und im Endkampf gegen die Nögk müssen die Terraner und ihre Verbündeten alle Mittel aufbieten, einschließlich einer Geheimwaffe im Einsatz... Achim Mehnert, Jan Gardemann und Uwe Helmut Grave verfaßten einen explosiven SF-Roman nach dem Exposé von Hajo F. Breuer.

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EPUB

Seitenzahl: 348

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 49

Geheimwaffe im Einsatz

 

von

 

Jan Gardemann

(Kapitel 1 bis 4)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 5, 6 und 12 bis 15)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 7 bis 11)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

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Ren Dhark Classic-Zyklus

Impressum

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden, und das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne durch die Zuführung interstellaren Wasserstoffgases fast wieder ausgeglichen.

Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erde nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln, und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.

Allerdings haben auch die wenigsten der Umsiedler konkrete Pläne für einen neuerlichen Umzug innerhalb so kurzer Zeit. Es kommt die katastrophale Entwicklung hinzu, die Babylon seit dem Umzug der Menschheit nahm: Durch eine geschickt eingefädelte Aktion war es dem höchst menschenähnlichen Fremdvolk der Kalamiten gelungen, den Regierungschef Henner Trawisheim, einen Cyborg auf geistiger Basis, derart zu manipulieren, daß er zu ihrem willenlosen Helfer und Vollstrecker bei der geplanten Übernahme der Macht über die Menschheit wurde. Erst in allerletzter Sekunde gelang die Revolution gegen die zur Diktatur verkommene Regierung von Babylon und damit gegen die heimlichen Herren der Menschheit, die Kalamiten. Während den meisten der Fremden die Flucht gelang, wurde Trawisheim aus dem Amt entfernt und in ein spezielles Sanatorium für Cyborgs gebracht.

Daniel Appeldoorn, der schon zu den Zeiten, als Babylon noch eine Kolonie Terras war, als Präsident dieser Welt fungiert hatte, bildete mit seinen Getreuen eine Übergangsregierung, deren wichtigste Aufgabe es ist, das Unrecht der Diktatur wiedergutzumachen und neue, freie Wahlen vorzubereiten.

Gleichzeitig ist es Ren Dhark und seinen Getreuen gelungen, die geheimnisvolle Schranke um Orn abzuschalten – und mit ihr auch die verhängnisvolle Strahlung, die die Worgun, das bedeutendste Volk dieser Sterneninsel, in Depressionen, Dummheit und Dekadenz trieb.

Nach seiner Rückkehr in die Milchstraße kann Ren Dhark dem Angebot des Industriellen Terence Wallis nicht länger ausweichen und läßt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen sollen. Doch anstatt sich mit seiner nun vollständig veränderten Lebensperspektive beschäftigen zu können, muß sich Ren Dhark einer neuen Herausforderung stellen: Eine unbekannte Macht sorgt dafür, daß der Hyperraum nicht länger zugänglich ist: Transmitter, Hyperfunk und Transitionstriebwerke funktionieren nicht mehr. Zwar gelingt es bald, Transitionstriebwerke und Transmitter wieder ans Laufen zu bringen, aber Hyperortung ist weiterhin nicht möglich.

In der Schlacht um Babylon gelingt den Menschen ein erster großer Sieg. Und dann gelingt endlich der entscheidende Vorstoß ins Herz des Feindes: Die Kraval können unter geringen Verlusten auf beiden Seiten besiegt werden, und gleichzeitig greift eine mächtige alliierte Flotte den doch noch entdeckten Zentralplaneten der Nögk an und setzt starke Bodentruppen ab…

1.

Immer tiefer tauchten die ANZIO, die ODENWALD und die KAUKASUS in die Atmosphäre der Wüstenwelt ein, die sich als zentraler Planet des Nögk-Imperiums herausgestellt hatte. Dabei umschwirrte ein Schauer aus verschiedenfarbigen Kampfstrahlen, die an die Störungsstreifen einer schlechten Videoübertragung erinnerten, die Ovoid-Ringraumer.

Die Geschütze, die die gefürchteten Silberstrahlen der Nögk in den Himmel hinaufschossen, befanden sich am Rand einer ausgedehnten Wüstenstadt. Diese erstreckte sich einige Kilometer abseits des imaginären Landepunktes, den die Ringraumer erreichen würden, wenn ihre Piloten den lotrechten Sinkflug fortsetzten. Die überlichtschnellen pinkfarbenen Nadelstrahlen wiederum, die aus dem All auf die Silberstrahlgeschütze der Nögk niederhagelten, wurden von den Schiffen abgefeuert, die zu Rikers Verband gehörten und in der Umlaufbahn des Planeten Stellung bezogen hatten.

Die Intervallfelder der drei Ringraumer ließen die auf sie abgefeuerten Silberstrahlen wirkungslos werden. Sie konnten sie nicht erreichen oder gar beschädigen. Die ODENWALD und die KAUKASUS, beides Schiffe der Thomas-Klasse, und im Gegensatz zur ANZIO, die aus Unitall bestand, aus tiefschwarzem Carborit gebaut, gehörten zur Flotte der Unabhängigen Siedlerwelten. Sie waren entsandt worden, weil auch die Siedler ihren Teil dazu beitragen wollten, die Nogk in ihrem Kampf gegen ihren Erzfeind, die blauen Nögk, zu unterstützen. Charaua, der Herrscher der Nogk, nahm persönlich an dem Invasionsvorhaben teil. Das 2,50 Meter große Hybridwesen, das einer Mischung aus Feuersalamander und Gottesanbeterin ähnelte und in eine goldene Herrscheruniform gekleidet war, verfolgte das Geschehen in der Zentrale der TALKARN, des Flaggschiffs der an dem Einsatz beteiligten Nogk-Flotte. Diese kreuzte im System der roten Riesensonne, um eventuell ankommende Nögk-Raumer abzufangen.

Während die drei Ringschiffe im Sturzflug auf die Wüste herabstießen, lösten sich die Geschützstellungen der Nögk unter dem pinkfarbenen Strahlenfeuer der Nadelstrahler eine nach der anderen explosionsartig in Energie auf. Dadurch dünnte das silbrige Strahlengewitter mehr und mehr aus, das die niedersinkenden Ringschiffe umflirrte, so daß ihre Intervallfelder zuletzt kaum noch belastet wurden.

Als Landeplatz hatte Oberst Roy Vegas, Befehlshaber der ANZIO und Koordinator des bevorstehenden Einsatzes, eine felsige Hügelkette ausgewählt. Diese erstreckte sich halbmondförmig mehrere Kilometer von der Großstadt entfernt inmitten einer ausgedehnten Ebene aus rötlich schimmernden Dünen. Stürme hatten die Sandmassen zu einem chaotischen Gewirr aus kreuz und quer zueinanderstehenden hohen Wällen aufgetürmt, so daß die Wüstenoberfläche einem aufgewühlten, erstarrten Meer glich. Der letzte Sturm mußte allerdings schon länger zurückliegen, denn Erosion und Schwerkraft hatten die Grate der Dünen geschliffen und die kleineren Erhebungen fast geebnet. Ein geripptes Muster überzog die Flanken der Dünen und ihre Täler.

Die Schiffe steuerten auf ein tief eingeschnittenes Tal zu, das genügend Platz für die Ringraumer bot und in den breitesten Abschnitt der Hügelkette eingebettet war. Die letzten der noch übriggebliebenen Silberstrahler sprengten tiefe Grate und Kerben in die Krone des Felsmassivs, während die Schiffe in das dahinterliegende schützende Tal hinabschwebten. Doch schließlich verstummten auch diese Geschütze.

Die Explosionen hatten allerdings eine in das Tal hinabdonnernde Geröllawine ausgelöst. Die den Talkessel hinabpolternden Brocken durchdrangen die Intervallfelder der Raumer wirkungslos, während diese auf ihren ausgefahrenen Landestutzen aufsetzten.

Von aufgewirbeltem Flugsand umwölkt kamen die Schiffe endlich zum Stehen. Wegen des unebenen Untergrundes und der herumliegenden Felsbrocken, auf denen die Landestelzen aufgesetzt hatten, ruhten die Schiffe in nicht unerheblicher Schräglage auf ihren Landeplätzen.

Trotz dieser Unbilden wurde, nachdem die Schutzfelder abgeschaltet worden waren, sofort mit dem Entladen der Schiffe begonnen.

Die Soldaten der FUS, die aus der ODENWALD und der KAUKASUS hervorkamen, waren in sandfarbene Uniformen gekleidet. Die Männer und wenigen Frauen machten sich unverzüglich daran, das in den Hangars befindliche schwere Kriegsgerät die Rampen hinabzufahren. Mit den Schaufeln und Schilden der Panzer räumten sie das Geröll beiseite, um eine passierbare Schneise zum östlichen Ende des Tales zu bahnen, wo das Gelände seicht anstieg und einen Ausgang aus dem Tal markierte.

Und natürlich blieben auch die Soldaten der ANZIO nicht untätig. Von ihren Ausbildern angefeuert, bugsierten die Rekruten Lastwagen aus den Hangars des unitallblauen Schulschiffes. Darunter war auch der Speziallaster, der die von Roy Vegas erdachte Geheimwaffe unter seiner Plane barg.

Die Uniformen der Kadetten und Rekruten, die in der ANZIO Dienst taten, unterschieden sich für gewöhnlich von denen der anderen terranischen Streitkräfte. Um die Unabhängigkeit der Besatzung des Schulschiffes optisch hervorzuheben, hatte Vegas sich zu dieser Farbgebung entschieden. Doch für die Dauer des bevorstehenden Einsatzes hatte er seinen Leuten befohlen, wüstentaugliche Kampfanzüge anzulegen, die sich nur wenig von denen ihrer Kameraden von den Siedlerwelten unterschieden, dafür aber eine bessere Tarnung versprachen.

Major Benningsen, ein kantiger Mann, der den Bartschatten trotz regelmäßiger Rasur nicht aus seinem Gesicht verbannen konnte, hatte das Kommando über den Außeneinsatz inne. Prüfend ließ er den Blick über die der Stadt zugekehrte Felswand gleiten. Die obere Kante war von den Silberstrahlen arg zerschossen worden, blieb aber anscheinend trotzdem stabil.

Benningsens Haar war rabenschwarz und die Augen so dunkel wie Kohlen. Seine Gesichtshaut war blaß und wirkte unter normalen Lichtverhältnissen eher ungesund und ausgeblichen. Doch jetzt überzog das Licht der roten Riesensonne das Antlitz des Majors mit einem rötlichen Schimmer und verlieh ihm das Aussehen eines hitzköpfigen, zu allem entschlossenen Mannes.

»Wir haben Glück«, merkte Benningsen mit seiner rauhen Stimme an, während er den Blick ununterbrochen über die zerklüfteten Felsen schweifen ließ. »Wir haben die Nögk mit unserem Angriff offenbar kalt erwischt. Ihre Abwehr ist ineffizient und sporadisch. Die Möglichkeit, daß man ihr Heimatsystem aufspüren und heimsuchen könnte, haben diese blauen Teufel in ihren strategischen Überlegungen offenbar nicht ernsthaft erwogen.«

Stabsunteroffizier Maria Morales nickte beipflichtend. Breitbeinig stand die junge Argentinierin neben dem Major, die Hände in die Hüften gestemmt. Unter dem sandfarbenen Helm trug die muskulös wirkende Frau ein rotes Tuch. Schweißperlen glänzten auf ihrem ungewöhnlich hübschen Gesicht, das so gar nicht zu ihrem martialischen Auftreten passen wollte. Argwöhnisch betrachtete sie das Treiben ihrer Kameraden und der Rekruten aus der ANZIO.

»Ich hätte nur zu gerne gesehen, wie dumm diese blauen Hybridwesen dreingeschaut haben, als sie merkten, daß nicht wie erwartet die Ellipsoidschiffe der Nogk oder der Kobaltblauen in die Atmosphäre ihrer staubtrockenen Welt eindrangen, sondern Ovoid-Ringraumer der Menschen. Statt von ihren Artgenossen werden sie auf ihrer Welt von Terranern bedrängt. Das muß ihnen doch seltsam vorkommen.« Morales unterdrückte den Impuls, ein frisches Kaugummi hervorzuholen und sich in den Mund zu stecken. Schließlich schickte es sich nicht, sich kaugummikauend mit einem Vorgesetzten zu unterhalten. »Leider kann man an den Gesichtern dieser Geschöpfe, die wie eine Kreuzung zwischen blauer Eidechse und Insekt aussehen, nur schwer Emotionen ablesen.«

»Ich hoffe, die Blauen denken nicht zu angestrengt über diesen Umstand nach. Am Ende erraten sie noch, warum ihre ungeliebten Artgenossen sich zurückhalten und den Menschen die Arbeit überlassen.« Mit Befriedigung hatte Benningsen zur Kenntnis genommen, daß die Räumpanzer inzwischen bis zum seicht ansteigenden Ende des Tales vorgedrungen waren. Die Trasse, die sie dabei geebnet hatten, war breit genug, so daß die für den Einsatz benötigten Fahrzeuge das Tal nun ungehindert verlassen konnten.

Morales spuckte in den Sand. »Gegen die Geheimwaffe von Oberst Vegas werden die Nögk trotzdem nichts ausrichten können. Da können die ihre doppelten Fühlerpaare noch so sehr kreisen lassen und mit ihren Mandibeln schnappen. Denen werden die Facettenaugen übergehen, wenn sie kapieren, was wir gegen sie ins Feld führen!«

»Ich denke, wir können aufbrechen«, sagte Benningsen. »Instruieren Sie Ihre Leute und gehen Sie in Stellung, Morales!«

»Wird gemacht, Sir!« Die Argentinierin salutierte, drehte sich weg und eilte auf die Soldaten zu, die sich um einen der Truppentransporter herum versammelt hatten.

Hinter der Fahrerkabine der gepanzerten Truppentransporter schloß sich jeweils ein mit Sitzbänken ausgestatteter Kofferaufbau für die Bodentruppen an. Die Lkw waren mit extrabreiten Kettenlaufwerken ausgestattet. Das gleiche galt für die Panzer. Die breiten Ketten sollten verhindern, daß sich die schweren Fahrzeuge während der Fahrt durch die Wüste in den Sand eingruben.

In der Mitte der Fahrzeugkolonne befand sich ein Schwertransporter mit acht Ballonrädern, die durch vorgehängte Panzerplatten geschützt wurden. Die Ladefläche war von einer hohen Plane überspannt und verhüllte die geheimnisvolle Geheimwaffe.

»Was steht ihr da noch rum und haltet Maulaffen feil!« rief Morales zu den Männern hinüber. »Reeves, Markkanen, Bardolo, Malmquist – warum hocken eure Gruppen noch nicht in den Transportern?«

»Die Rekruten haben von uns soeben erst ihre letzten Anweisungen erhalten«, rief Hauptgefreiter Leonardo Bardolo. Seine Vorfahren stammten aus Italien, was dem Mann deutlich anzusehen war. Mit seinen schwarzen Haaren und den dunklen Augen sah er genau so schmachtend und charmant aus, wie man sich einen typischen Italiener vorstellte. Er fuchtelte mit den Armen, um den Rekruten zu bedeuten, endlich in die Fahrzeuge zu steigen.

Während sich die Soldaten daran machten, die Aufbauten zu entern, sammelten sich ihre Ausbilder um Morales herum.

Unter dem Helm von Linda Malmquist schauten Strähnen rötlichen Haares hervor. Die mit Waffen und Ausrüstung behangene zierliche Frau wirkte, als müsse sie unter der Last jeden Moment zusammenbrechen. Doch wer dies glaubte, kannte die junge Schwedin schlecht, die weitaus zäher und robuster war, als sie auf den ersten Blick aussah.

Onni Markkanen blinzelte nervös gegen das blendende Sonnenlicht an, grinste dabei jedoch amüsiert. Er und Gerald Reeves, der ebenfalls zu der Ausbildergruppe gehörte, waren die einzigen Überlebenden einer Einheit, die in Alamo Gordo gegen die Kraval gekämpft hatten. Nun hatte Morales die beiden Männer unter ihre Fittiche genommen und ein besonderes Augenmerk auf sie gerichtet.

»Was gibt es da zu grinsen, Onni?« erkundigte sie sich unwirsch.

»Einer der Rekruten wollte wissen, warum wir während des Einsatzes keine Gleiter verwenden«, erklärte Markkanen. Seine vorlaute Art schrieb er nicht selten dem Umstand zu, daß er finnische Vorfahren hatte. »Ich sagte ihm, daß die Prallfelder von unseren Gegnern leicht gestört werden könnten und dadurch unbrauchbar würden.«

»Das ist absolut korrekt. Aber warum mußt du dabei grinsen?«

»Es ist die Art und Weise dieses Burschen, die mich belustigt«, erwiderte Markkanen. »Er hält sich für besonders schlau; ist auf der anderen Seite aber auch wißbegierig. Zudem hat er ein Plappermaul. Ich denke, es wird nicht lange dauern, bis er anfängt, uns Ratschläge zu erteilen. Die Vorstellung, wie du in einem solchen Fall mit ihm verfahren würdest, hat Heiterkeit in mir hervorgerufen.«

Morales zog die Augenbrauen über ihrer Nasenwurzel zusammen. »Wie heißt der Mann?« wollte sie wissen. Die Erfahrung hatte ihr gezeigt, wie wichtig es war, über jede charakterliche Absonderlichkeit der Rekruten informiert zu sein. Diese Personen mußten mit besonderen Mitteln geschliffen werden, damit sie den reibungslosen Verlauf der Kampfhandlungen mit ihrem extravaganten Verhalten im Ernstfall nicht gefährdeten.

»Frank Temra«, antwortete Markkanen.

Morales wandte sich der zur Stadt weisenden Felsenflanke zu. »Folgt mir!« befahl sie dann knapp und begann mit dem Aufstieg.

Folgsam kletterten die vier Ausbilder hinter Morales her, die ein hohes Tempo vorlegte. Als sie den oberen Rand des Talkessels fast erreicht hatten, starteten hinter ihnen die Ringraumer.

Während die Schiffe im Steilflug in den Himmel emporstiegen, legte sich Morales bäuchlings auf den nackten Fels und brachte ihren Multikarabiner in Stellung. Über den Rand des Hügelkamms hinweg bot sich ihr ein weiter Ausblick auf die Wüste und die in der Ferne liegende Stadt.

Mit einem raschen Blick zur Seite vergewisserte sie sich davon, daß die Fahrzeugkolonne den oberen Bereich der Talausfahrt in Kürze erreicht haben würde. Wie die Ortung während des Landeanflugs gezeigt hatte, mußte der Konvoi, nachdem er das Tal verlassen hatte und die Hügelflanke Richtung Wüste hinabgefahren war, eine kurze Strecke zurücklegen, die keine Deckung bot. Die Fahrzeuge würden in dieser Phase ein leichtes Ziel abgeben, besonders für die Silberstrahler, über deren verheerende Wirkung und erstaunliche Reichweite JCB, Tantal und Treenor ausführlich berichtet hatten.

Ob während des zurückliegenden Gefechtes alle Silberstrahler hatten ausgeschaltet werden können, die der gelandeten Truppe gefährlich werden konnten, würde sich in Kürze zeigen. Morales bezweifelte dies jedoch stark.

Allen Transportern voran fuhr ein Lkw, der sich nur dahingehend von den ihm in etlichem Abstand folgenden Truppenfahrzeugen unterschied, daß ein Roboter am Steuer saß und die Mannschaftskabine leer war.

Morales’ Begleiter hatten es ihr inzwischen gleichgetan und lagen hinter Felsbrocken halb verborgen auf der Lauer, die Multikarabiner einsatzbereit vor sich.

Morales legte das Auge an die Zielvorrichtung und spähte zur Stadt hinüber. Diese war etwa fünfzehn Kilometer von ihrem Standort entfernt und erstreckte sich in der Breite über mehrere Dutzend Kilometer.

Die Gebäude erinnerten den Stabsunteroffizier entfernt an die Bauten von Termiten. Es handelte sich um verkarstete, pyramidenförmige Gebilde, die eine intensive rote Färbung aufwiesen. Ob diese Häuser tatsächlich aus Wüstensand errichtet worden waren und was in diesem Fall von den Nögk als Verbundstoff verwendet worden war, war aus der Ferne nicht ersichtlich. Etliche dieser Pyramiden, die aussahen, als wären sie stark verwittert, waren so groß wie Wolkenkratzer. Andere wiederum hatten eher das Ausmaß von Einfamilienhäusern. Überall ragten Türme und Erker aus den Fassaden. Es gab tiefe, schattige Einschnitte, Balkone und Terrassen. Fenster in allen nur erdenklichen Formen und Größen überzogen die schroffen Häuserfronten, schienen von den Architekten jedoch willkürlich und ohne erkennbare Systematik gesetzt worden zu sein.

Tatsächlich glich keine dieser zerklüfteten Pyramiden der anderen. Zwischen den Gebäuden flogen Gleiter hin und her. Sie landeten auf den in die Gebäude integrierten Plattformen oder verschwanden in den Einschnitten.

»In dieser Stadt geht es zu wie in einer Termitenkolonie«, spöttelte Markkanen in seiner vorlauten Art. »Wußtet ihr, daß die Termiten gar nicht mit den Ameisen verwandt sind, sondern vielmehr mit den Schaben?«

»Halt den Rand und konzentriere dich auf deine Aufgabe!« schnauzte Morales den Mann an. Sie hatte sich vom Anblick der Stadt losgemacht. Statt dessen suchte sie mit dem Zielfernrohr nun die vorgelagerte Dünenebene ab. Sie stutzte kurz, als sie eine Bewegung im Sand registrierte. Es handelte sich aber bloß um ein Tier, wie sie schnell erkannte. Offenbar lebten menschenkopfgroße flohähnliche Kreaturen in dieser Wüste.

»Die Wüste scheint verlassen«, sagte Bardolo, der wie Morales das vorausliegende Wüstengebiet nach Gegnern abgesucht hatte und zu derselben Einschätzung wie Morales gekommen war. »Allerdings habe ich ein paar Riesenflöhe erspäht.«

»Am Stadtrand tut sich etwas!« rief Malmquist plötzlich. Behutsam schwenkte sie ihren Multikarabiner, während sie die Stadtgrenze observierte. »Ein ganzer Schwarm Gleiter kommt in diesem Moment zwischen den Gebäuden hervor – mit Kurs auf die offene Wüste.«

Morales hatte die Fahrzeuge nun ebenfalls erspäht. In mehreren übereinanderliegenden Lagen gestaffelt jagten sie aus den Schatten der Pyramidenbauten hervor. Als sie einen der Gleiter anvisierte und optisch vergrößerte, entdeckte sie an den Seiten Abstrahlvorrichtungen. Der Bug des Gleiters ging in eine armlange Antenne über, die in einem faustgroßen Knauf endete.

»Die Fahrzeuge sind vermutlich mit Silberstrahlern ausgerüstet!« rief Reeves alarmiert, der die Antennen nun ebenfalls bemerkt hatte. Er legte den Kopf in den Nacken und sah in den Himmel. Doch von den drei Ringraumern war bereits nichts mehr zu sehen. Sie hatten die Atmosphäre des Planeten verlassen und waren in eine Umlaufbahn eingeschwenkt. »Ich hoffe, dieser Einsatz endet für uns nicht ähnlich katastrophal wie der auf Terra gegen die Kraval.«

Unterdessen hatte der vorausfahrende Transporter den ungedeckten Abschnitt erreicht. Von der Spitze eines hohen, am Stadtrand stehenden Pyramidenbaus aus jagte plötzlich ein silbriger Strahl heran und traf das Fahrzeug. Die Panzerung des Gefährts stellte sich als nutzlos heraus. Ein Teil des Lkw verdampfte. Das Gefährt rollte noch ein Stück die Flanke hinab, dann explodierte der Treibstofftank und zerfetzte die Überreste.

»Es war vielleicht doch keine so gute Idee, die Landungstruppen in diesem Talkessel abzusetzen«, merkte Markkanen beißend an.

Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da schoß aus heiterem Himmel plötzlich ein Schauer aus überlichtschnellen, pinkfarbenen Strahlen auf die Stadt hernieder.

Ziel dieser Strahlen war die Pyramidenspitze, von der aus geschossen worden war. Sie löste sich urplötzlich in Energie auf. Zurück blieb ein klaffendes Loch.

Da das gesamte Gebäude jedoch inhomogen und verkarstet aussah, fiel diese Veränderung kaum auf.

Nun wurden die Nadelstrahlen der im All patrouillierenden, von der Planetenoberfläche aus aber nicht sichtbaren Schiffe von Rikers Verband auf die Kampfgleiter der Nögk abgefeuert. Teile der getroffenen Fluggeräte lösten sich in Energie auf, wenn sie getroffen wurden, so daß die unbrauchbar gewordenen Fahrzeuge abstürzten. Fontänen aus Wüstensand stoben auf, als die beschädigten Gleiter in die Dünen einschlugen.

Unermüdlich wurde das pinkfarbene Strahlengewitter fortgesetzt. Die Piloten der Gleiter fingen an, unberechenbare Zickzackkurse zu fliegen, um den Nadelstrahlen zu entkommen. Dies gelang einem Großteil des Gleiterkontingents auch tatsächlich.

Doch die riskanten Flugmanöver, die die Gleiter mitunter in gefährliche Nähe zueinander brachten, verhinderten, daß die Schützen die Bordwaffen jetzt noch gezielt einsetzen konnten.

Major Benningsen, der in einem Kommandopanzer saß, sah die Zeit für das Vorrücken des Konvois gekommen, der angehalten hatte, um die Ereignisse abzuwarten. Über Funk gab er den Startbefehl und wies seinen Fahrer dann an, den Panzer allen anderen Fahrzeugen voran in Bewegung zu setzen.

»Major Benningsen ist alles andere als ein phantasieloser Kommißkopf!« rief Bardolo tief beeindruckt. »Dieser Teufelskerl wagt sich mit seinem Panzer doch tatsächlich als erster aus der Deckung hervor!«

In hohem Tempo überwand der Kommandopanzer die Hügelkuppe und jagte dann die Felsenflanke hinab. So schnell wie möglich wollte der Fahrer auf eine niedrigere Ebene gelangen, die im Schatten der dem Hügelgebiet vorgelagerten Sanddünen lag und von der Stadt aus nicht eingesehen werden konnte.

Der von vielen befürchtete Beschuß auf den Panzer blieb jedoch aus, und so erreichten der Major und seine Begleiter mit dem Panzer unbehelligt sicheres Gebiet.

Das Sperrfeuer aus Nadelstrahlen, das vom Himmel herabregnete, hielt die Nögk offensichtlich effektiv davon ab, das Feuer auf die gegnerischen Fahrzeuge zu eröffnen. Einer nach dem anderen kamen die Lastwagen und Panzer nun hinter dem Felskamm hervor und rollten die Flanke hinab. Auch die auf ihren Motorrädern sitzenden Späher jagten ihre Maschinen die Anhöhe hinunter und schwärmten zu den Seiten aus.

Morales’ Anspannung steigerte sich noch um einiges, als sich der Lkw, der die Geheimwaffe geladen hatte, auf seinen Ballonreifen den Hügel hinabarbeitete. Malmquist schrie spitz auf und faßte sich ans Brustbein, als plötzlich ein Silberstrahl auf das Gefährt zuschoß.

Doch der Schütze hatte schlecht gezielt, und so fraß der gefürchtete Kampfstrahl nur eine Körperlänge von dem Lkw entfernt einen harmlosen Krater in die Hügelflanke.

Schließlich hatte auch das letzte Fahrzeug unbeschadet den Fuß des Hügels erreicht.

»Es haben sich keine Nögk in unserer Nähe aufgehalten«, resümierte Reeves. »Nicht einmal unbewaffnete. Wir haben uns hier oben ganz umsonst auf die Lauer gelegt.«

»Niemand konnte ahnen, daß diese Hügel nicht zu den beliebtesten Ausflugsorten der Nögk gehören«, erwiderte Markkanen trocken. »Noch war vorauszusehen, daß diese markante Landschaftsmarke nicht auf irgendeine Weise vom Militär genutzt wird.«

»Genug geschwafelt!« blaffte Morales. Sie nahm den Multikarabiner in beide Hände und erhob sich geduckt. »Ihr kehrt jetzt zu euren Gruppen zurück.« Sie wandte sich an Markkanen. »Und du hast ein besonderes Augenmerk auf diesen Temra, verstanden?«

»Klar!« erwiderte der Finne lapidar. »Du kannst dich auf uns verlassen. Wir haben unsere Kadetten im Griff!«

Auf ein kurzen Kopfnicken Morales’ hin setzte sich die Gruppe in Bewegung. Flink und die Felsbrocken als Deckung nutzend, eilten sie den Hang hinab und schlossen schließlich zur Fahrzeugkolonne auf. Geschickt kletterten die Ausbilder in die Lkw und verschwanden darin.

Morales war die letzte, die zu ihrer Gruppe stieß. Die breiten Kettenlaufwerke des Transporters walzten gerade über die ersten Ausläufer der Dünen, die mit ihren Sandzungen nach den Felsfundamenten der Hügel leckten, als sie sich in den Aufbau schwang.

»Die erste Hürde haben wir genommen!« rief sie den Kadetten zu, die ihr mit gemischten Gefühlen entgegenstarrten. »Doch die härteste Aufgabe liegt erst noch vor uns und wird euch einiges abverlangen!«

*

Das der Stadt vorgelagerte Wüstengebiet entpuppte sich als wahres Labyrinth. Die zum Teil kilometerhohen Dünen, die in allen nur erdenklichen Winkeln zueinanderstanden, boten der Landungstruppe zwar eine hervorragende Deckung. Auf der anderen Seite verstellten die Dünen den Terranern jedoch die Sicht und machten es unmöglich, den Verlauf des Dünenlabyrinths vorauszuahnen.

Die Lenker der Fahrzeuge waren daher auf die Daten angewiesen, die ihnen von der ANZIO aus in die Navigationsgeräte überspielt wurden. Damit es zu keinen Behinderungen oder gar Kollisionen kam, errechnete der Hyperkalkulator des Schulschiffes für jedes Fahrzeug eine individuelle Route. Auf diese Weise kam der aufgefächerte Verbund zwar ohne Zwischenfälle voran. Dennoch beanspruchte die Strecke wegen der zahlreichen Umwege, die die Truppe zurücklegen mußte, eine Menge Zeit.

Allein die Späher auf den Motorrädern waren nicht auf die Navigationshilfe aus dem Weltraum angewiesen. Trotz der damit verbundenen Gefahren jagten die Soldaten ihre PS-starken Maschinen die Dünenflanken hinauf und schossen kurz in die Luft empor, wenn sie über die Dünenkämme wie über eine Sprungschanze hinwegrasten. Nicht selten entgingen sie dabei nur knapp einem Silberstrahl.

Über Helmfunk informierten die Späher Major Benningsen über die von ihnen gemachten Beobachtungen betreffs der Bewegungen des Gegners. Diese glichen der Major und sein Adjutant anschließend mit den Daten ab, die ihnen von der ANZIO zugespielt wurden.

Um die Soldaten in den Truppentransportern nicht im Ungewissen zu lassen, wurden sie mittels eines an der Rückseite der Fahrerkabine angebrachten Bildschirms über die Geschehnisse auf dem laufenden gehalten. Abwechselnd wurde der vom Kommandopanzer aus gesendete Videostrom mit Material aus der ANZIO gespeist oder mit Aufnahmen, die von den Helmkameras der Späher stammten.

Und so konnten die Gruppen mitverfolgen, wie die aus der Stadt hervorkommenden Kampfgleiter der Nögk unvermindert aus dem Weltraum mit Nadelstrahlen beschossen wurden.

»Warum beschränkt sich der Nadelstrahlbeschuß auf das Gebiet außerhalb der Stadt?« Temra wirkte angespannt. »Diese Hybridteufel werden uns bei nächster Gelegenheit in den Rücken fallen, wenn wir sie nicht alle ausschalten!«

»Wir haben kein Interesse an einem Blutbad unter den Nögk«, erklärte Markkanen, um Sachlichkeit bemüht. »Es genügt, wenn ihre Kriegsmaschinerie zerstört wird.«

Temra, dessen unzufriedener Gesichtsausdruck verriet, was er von der Erklärung seines Ausbilders hielt, wollte zu einer Erwiderung ansetzen. Doch in diesem Moment machte ihn Frandolf, ein kraushaariger Rekrut aus der neuen Militärakademie auf Damokrit, auf den Bildschirm aufmerksam.

»Da kommt noch was anderes als Nadelstrahlen vom Himmel!«

Mürrisch verfolgte der Kadett die Aufnahme, die von der Helmkamera eines Spähers stammte. Der Mann war von seiner Maschine abgestiegen und hatte sich hinter einem Dünenkamm auf die Lauer gelegt.

Der Späher hatte den Kopf in den Nacken gelegt und sah nach oben in den Himmel.

Aus dem Blau des Firmaments regneten unentwegt pinkfarbene Strahlen auf das der Stadt vorgelagerte Wüstenareal herab. Doch jetzt waren noch andere Objekte auszumachen, die wie schwere Regentropfen im freien Fall aus heiterem Himmel herabfielen.

Es handelte sich um drei Meter lange zylinderförmige Gegenstände, die einen Durchmesser von anderthalb Metern hatten und in Intervallfelder gehüllt waren. Diese Meßdaten waren von dem Spürer des Kommandantenpanzers automatisch in die Videoübertragung eingeblendet worden.

»Flash«, stellte Temra unbeeindruckt fest, der die Objekte sofort richtig identifiziert hatte.

»Unsere Leute haben Beiboote ausgeschleust, um uns während des Vorrückens Deckung zu geben«, rief Frandolf begeistert.

»Und wenn schon«, gab Temra zurück. »Die Piloten gehen doch bestimmt auch bloß wieder gegen die Gleiter vor.«

Wie um die nörglerischen Worte des Rekruten zu bestätigen, schoß ein pinkfarbener Strahl aus der Abstrahlantenne des Flash, der als erster Bodenniveau erreicht hatte. Der Pilot hatte das Beiboot nur wenige Meter über den Dünen hart abgebremst und jagte jetzt waagerecht auf die Stadt und die Front der beständig daraus hervorkommenden Kampfgleiter zu.

Die nachkommenden Flash vollführten ähnliche extreme Manöver. Schließlich jagte eine breite Wand aus fast hundert Beibooten den Gleitern entgegen. Die dem Gegner entgegenflutenden Nadelstrahlen zerstörten die Flugzeuge gleich dutzendweise, wohingegen die auf die Flash abgefeuerten Silberstrahlen wirkungslos durch die Intervallfelder der Beiboote hindurchjagten. Ein leichtes Flackern der silbrigen Felder, die die Beiboote dicht umschlossen, verriet jedoch, daß die Belastung durch die Silberstrahlen nicht unerheblich war. Es war für die Piloten daher unabdingbar, den Kampfstrahlen der Nögk hin und wieder auszuweichen, wenn die prozentuale Belastung des Intervallfeldgenerators kritische Werte annahm.

Offenbar hatten die Befehlshaber der Nögk-Streitkräfte inzwischen erkannt, daß die Kampfgleiter nichts gegen die vorrückenden Angreifer ausrichten konnten. Und anscheinend ahnten sie auch, welche Strategie der Feind verfolgte. Die Gleiter drehten plötzlich ab und kehrten in die Stadt zurück. Auch die schweren Geschütze, die am Stadtrand aufgebaut worden waren, wurden von den Panzern wieder zwischen die Gebäude gezogen.

Temra schnaufte verächtlich. »Die Nögk-Kommandanten sind schlau«, sagte er. »Sie wissen sich die Schwäche unserer Angriffsstrategie zunutze zu machen.«

»Die Zivilbevölkerung des Gegners nach Möglichkeit zu schonen ist keine Schwäche«, stellte Markkanen richtig. »Es ist eine Taktik.«

Plötzlich stoppte der Transporter. Markkanen, der von Morales über Helmfunk zuvor eine Nachricht erhalten hatte, rief seinen Leuten zu: »Alles aussteigen! Wir haben die letzten Ausläufer der Dünen erreicht. Uns trennen jetzt nur noch etwa drei Kilometer von der Stadtgrenze. Was jetzt vor uns liegt, ist ebenes flaches Gelände, das keinerlei Deckung bietet. Es wäre zu gefährlich, diese Strecke in den Fahrzeugen zurückzulegen, da diese ein zu leichtes Ziel abgeben. Wir werden daher zu Fuß vorrücken!«

*

»Die Sache gefällt mir nicht.« Major Benningsen setzte das Fernglas ab. Der kantige Offizier lag bäuchlings auf einer seicht ansteigenden Düne, von der aus man das vorausliegende Gelände gut überblicken konnte. Entlang des drei Kilometer breiten Gürtels aus planer Sandfläche, die der Stadt vorgelagert war, patrouillierten die Flash, um sofort das Feuer zu eröffnen, sollten ein Kampfgleiter oder ein Geschütz zwischen den Pyramidenbauten sichtbar werden. Das Nadelstrahlgewitter aus dem Weltraum war unterdessen verebbt. Es würde jedoch jeden Moment wieder losbrechen, sollten es die Kampfhandlungen erforderlich machen.

Benningsen drehte das Gesicht Morales zu, die neben ihm lag und eine finstere Miene machte. »Es ist unsererseits mit hohen Verlusten zu rechnen, wenn wir diese Ebene durchqueren.«

Die Ausbilderin an der neuen Akademie auf Mesopotamia nickte grimmig. »Und es ist fraglich, ob wir die Geheimwaffe unter diesen Umständen unbeschadet in die Stadt bringen können.«

Benningsen gab dem Stabsunteroffizier mit einer knappen Geste zu verstehen, mit ihm zusammen zu dem Kommandopanzer zurückzukehren, der hinter der Düne verborgen war. Der achträdrige Lkw und einige Truppentransporter hatten sich um den Panzer herum versammelt.

»Wir werden das Risiko trotzdem auf uns nehmen müssen«, sagte Benningsen, während er an Morales’ Seite federnd die Sandflanke hinabschritt. »Wir müssen darauf vertrauen, daß die Flash und die Schiffe in der Umlaufbahn das schlimmste verhindern werden.«

Die Soldaten der FUS und die Rekruten aus der ANZIO standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Doch die Gespräche verstummten nun langsam, während der Major immer näher kam.

Temra, der sich nicht an der Konversation beteiligt hatte und das Gespann nicht aus den Augen gelassen hatte, stieß ein grimmiges Knurren aus. Er besaß ein gerüttelt Maß an Menschenkenntnis und wußte die Mienen des Majors und seiner Begleiterin wohl zu deuten.

»Ich fasse es nicht!« murrte er. »Man will uns tatsächlich in den sicheren Tod schicken!«

»Wie meinst du das?« erkundigte sich Frandolf verunsichert.

»Das wirst du gleich erfahren, wenn der Major den Angriffsbefehl gibt!«

»Du meinst, man will uns tatsächlich über dieses ungeschützte Gelände jagen?«

»Schweigt und nehmt Haltung an!« fuhr Markkanen die beiden Rekruten an.

»Wenn ich gleich sowieso von den Nögk abschlachtet werde, nehme ich mir zuvor noch die Freiheit zu sagen, wie unsinnig ich das Vorgehen der Kommandierenden finde«, erwiderte Temra frech.

Morales, die sich auf wenige Schritte genähert hatte, warf Markkanen einen warnenden Blick zu. Sie erwartete, daß die Ausbilder ihre Rekruten besser im Griff hatten.

»Wir hätten größere Überlebenschancen, wenn man die Nögk-Streitkräfte aus dem All aus auch jetzt noch unter Beschuß nehmen würde, wo sie sich feige in ihre Stadt verkrochen haben!« sagte Temra laut und vernehmlich.

Bedrücktes Schweigen machte sich unter den Soldaten breit. Verstohlen sahen die Männer zu Major Benningsen hinüber. Jeder der Anwesenden war gespannt, wie der Befehlshaber auf diese Insubordination reagieren würde.

Der Major wirkte jedoch gelassen. »Jedem von Ihnen muß bewußt sein, warum wir diese Militäraktion durchführen!« rief er mit seiner rauhen Baritonstimme, so daß auch die Fahrer, die etwas abseits neben den Lastwagen standen, ihn noch hören konnten. »Wir wollen die Nögk nicht ausrotten! Schließlich sind wir keine Barbaren. Ziel dieses Einsatzes ist es vielmehr, die Nögk durch unser Vorgehen zum Umdenken zu bewegen. Sie müssen dazu gebracht werden, ihre kriegerische Gesinnung zu überdenken. Wir müssen ihnen nahelegen, von ihrer destruktiven Einstellung den Nogk und den Kobaltblauen gegenüber Abstand zu nehmen. Weiterhin sollen sie auch die Verbündeten ihrer von ihnen als degeneriert bezeichneten Artgenossen achten lernen. Dies werden wir ganz sicherlich nicht zuwegebringen, indem wir ihre Städte in Schutt und Asche legen und Tausende unschuldige Zivilisten töten!«

Benningsen nahm Temra mit seinen kohlschwarzen Augen ins Visier. »Konnten Sie mir soweit folgen, Rekrut Temra?«

Der Angesprochene nickte abgehackt, eine Geste, die jedoch mehr mechanisch denn überzeugt wirkte.

»Wir kämpfen hier für den Frieden! Wenn die Nögk – ein Milchstraßenvolk – als Freunde der Menschheit gewonnen werden können, wird ein Unruheherd beseitigt, der den Menschen und unseren Freunden, den Nogk und den Kobaltblauen, in der Vergangenheit viel Ärger und Leid bereitet hat. Machen Sie es durch Ihren beherzten und mutigen Einsatz möglich, daß wir uns diese Errungenschaft auf die Fahne schreiben können!«

Die angespannte Atmosphäre unter den Soldaten hatte sich wieder etwas gelegt. Ganz wohl in ihrer Haut fühlten sich die Kämpfer dennoch nicht. Die Aussicht, von einem Silberstrahl zerfetzt zu werden, während man über das ungeschützte Gelände der Stadt entgegenlief, hatte trotz der dabei zu gewinnenden Lorbeeren nichts Anziehendes an sich. Im Kampf zu sterben war jedoch eine Option, die diese Männer in Kauf genommen hatten, als sie sich entschieden, der Flotte der Unabhängigen Siedlerwelten beizutreten.

Major Benningsen straffte seine Körperhaltung. »Also, Männer!« rief er. »Machen Sie sich bereit für…«

Weiter kam der Major nicht, denn in diesem Moment gerieten die Sandmassen des Dünenhangs, den er und Morales soeben herabgekommen waren, in Bewegung. Im Glauben, es handelte sich bei dem Phänomen um einen gewöhnlichen Erdrutsch, wichen die Soldaten vor den herabrinnenden Sandmassen zurück.

Die Terraner staunten jedoch nicht schlecht, als sie gewahr wurden, daß dort, wo die Sandmassen abgingen, plötzlich eine riesige Höhlenöffnung zum Vorschein kam.

Mehrere schemenhafte Gestalten bewegten sich im Dunkeln hinter der Öffnung. Als die Kreaturen kurz darauf ins Licht der roten Riesensonne hinaustraten, war deutlich zu erkennen, daß es sich um Nögk handelte. Die etwa zwei Meter großen Hybridwesen mit der blauen ledrigen Haut trugen schlichte Uniformen, die dieselbe Farbe wie der Wüstensand hatten. Sie waren augenscheinlich unbewaffnet und hatten die Hände erhoben. Lediglich ihre Gürtel, an denen kleine kastenförmige Geräte und Apparate hingen, wirkten verdächtig. Deutlich waren die dunklen Flecken auf den Rücken der vierfingrigen Hände auszumachen, die diese Hybridwesen eindeutig als Nögk identifizierten.

Temra war der erste, der seine Verwunderung abschüttelte. Übergangslos riß er seinen Multikarabiner hoch, legte auf die Nögk an und feuerte.

*

Markkanen reagierte mit der Abruptheit und Kraft eines finnischen Geysirs. Im selben Moment, da Temra mit dem Zeigefinger den Auslöser des Multikarabiners berührte, versetzte er der Waffe einen Tritt. Der Karabiner prellte zur Seite, und der Schuß, der dem der kleinen Prozession vorangehenden Nögk gegolten hatte, verriß. Das Sprenggeschoß jagte in unmittelbarer Nähe des Höhleneinganges in die Düne und bohrte sich tief in den Sand. Eine Fontäne aus rötlichem Sand spritzte meterhoch empor, als das Projektil kurz darauf explodierte. Die Sandmassen gerieten erneut ins Rutschen. Seltsamerweise blieb die Höhle jedoch unversehrt. Was die Tunnelwand stabilisierte, war jedoch nicht ersichtlich.

Bevor Temra noch mehr Unfug anrichten konnte, streckte Markkanen ihn mit einem Fausthieb nieder und entriß ihm das Gewehr.

Wie sich nun zeigte, war Temra nicht der einzige Rekrut gewesen, der die Nerven verloren hatte. Doch das beherzte Eingreifen der Ausbilder und der erfahreneren Soldaten hatte verhindert, daß noch ein weiterer Schuß auf die Fremden abgegeben wurde.

Wie vom Donner gerührt standen die Nögk da, die Hände hoch über ihren insektenähnlichen Köpfen erhoben. Sie gaben keinen Laut von sich, obwohl ihre Mandibeln sich hektisch bewegten. Ihre heftig vibrierenden doppelten Fühlerpaare verrieten jedoch, daß sie eifrig die für diese Hybridwesen typischen semitelepathischen Bilderströme von sich gaben. Diese riefen in den Köpfen der anwesenden Terraner jedoch nur ungenaue, schwer verständliche Assoziationen und Vorstellungen hervor.

Major Benningsen trat vor die Nögk hin. »Wer seid ihr, zum Teufel, und was wollt ihr?« fragte er harsch.

Der Nögk, der sich an die Spitze der Gruppe gesetzt hatte, ließ langsam die Arme sinken. »Wir sind Gegner der auf dieser Welt herrschenden gesellschaftlichen Konstitution«, sagte er. Die Worte, die der Nögk zwischen seinen Mandibeln hervorpreßte, waren für die Menschen nicht verständlich, da ihnen die Sprache der Nögk nicht geläufig war. Das war aber auch gar nicht nötig, denn eines der kleinen Geräte, die der Blaue an seinem Gürtel trug, hatte die Worte ins Angloter übersetzt und über ein Schallfeld hörbar gemacht.

Der Major taxierte den Nögk kritisch von oben bis unten. »Euch ist die Sprache der Terraner geläufig«, stellte er fest.

»Wir verfolgen seit geraumer Zeit sehr genau, was dort draußen in der Milchstraße vor sich geht«, erklärte der Nögk. »Unser besonderes Augenmerk galt dabei seit jeher den Menschen.«

Temra, der gestürzt war, hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt. Er rieb sein schmerzendes Kinn, das dort, wo Markkanens Faust einen Treffer gelandet hatte, eine deutliche Rotfärbung aufwies.

»Ist Ihnen nicht aufgefallen, daß die Nögk unbewaffnet sind!« zischte Markkanen ihm wütend zu. »Verschwinden Sie nach hinten und rühren Sie sich nicht, bis ich es Ihnen befehle!«

Temra schielte kurz nach seiner Waffe, die der Ausbilder noch immer in den Händen hielt.

Weil Markkanen aber keine Anstalten machte, ihm den Multikarabiner zurückzugeben, wandte er sich schließlich ab und schob sich zwischen die umstehenden Soldaten hindurch in den Hintergrund.

»Wir gehören den Pazifisten an«, erläuterte der Nögk unterdessen. »Wir haben uns vor langer Zeit von der martialischen Gesellschaft der Nögk abgespalten und leben im Untergrund.«

Das Hybridwesen legte die Hand auf seine Brust. »Mein Name lautet Montol. Ich und mein Gefolge wurden vom Obersten Pazifisten ausgesandt, um Kontakt mit euch herzustellen und euch anzubieten, euch sicher nach Hanameth zu geleiten.«

»Hanameth?« hakte Benningsen nah. »Lautet so der Name der Stadt, in die wir einmarschieren wollen?«

»Das ist richtig«, bestätigte Montol. »Hanameth ist die wichtigste Systemhauptstadt der Nögk und Sitz des Militärregenten.«

Ein zweiter Nögk trat vor. »Ihr wißt offenbar nicht allzuviel über unser Heimatsystem«, sagte er und wies dann zur Sonne empor. »Unser Zentralgestirn nennen wir Röthe. Ihr befindet euch hier auf Kompri. Die zweite der von uns besiedelten Welten dieses Systems heißt Taupri.«

Morales, die neben den Major getreten war, stemmte herausfordernd die Fäuste in die Hüften. »Und wie wollt ihr es anstellen, uns sicher in die Stadt zu bringen?«

Montol drehte sich halb zum Höhleneingang um. »Wir leben in einer Stadt tief im Innern des Planetenmantels«, erklärte er. »Tunnel wie dieser hier verbinden Fatasia, unsere Stadt, mit der Oberwelt. Die Tunnel sind mit Prallfeldern gut gesichert. Dieser hier ist sogar groß genug, um eure Fahrzeuge aufnehmen zu können. Es gibt auch kleinere Tunnel, die direkt zur Stadt hinaufführen.«

Benningsen und Morales tauschten einen raschen Blick.

Beiden kam diese unverhoffte Wendung nicht ganz geheuer vor.

»Warum wollt ihr uns helfen, gegen eure eigenen Leute vorzugehen?« fragte Morales mißtrauisch.

»Wir wollen eine gesellschaftliche Veränderung herbeiführen – hin zum Pazifismus«, antwortete der Nögk, der neben Montol stand. »Doch unsere Mittel sind leider ungeeignet, einen solchen Wandel durchzusetzen.«

Morales krauste die Stirn. »Wir sollen also für euch diese Arbeit übernehmen«, stellte sie fest.

»Ihr habt doch sowieso vor, die Nögk zum Umdenken zu bewegen«, erwiderte das Hybridwesen. »Unsere Missionen decken sich folglich. Eine Zusammenarbeit bietet sich also an.«

Benningsen hakte die Daumen hinter seinen Gürtel. »Ihr habt uns belauscht«, vermutete er.

Montol berührte einen der Apparate an seinem Gürtel. Daraufhin geriet der Sand zwischen ihm und den Terranern plötzlich in Bewegung. Menschenkopfgroße flohähnliche Geschöpfe gruben sich unter dem Sand an die Oberfläche. Ihre Panzer hatten dieselbe Farbe wie der Wüstensand, so daß man sie, wenn sie sich nicht bewegten, kaum ausmachen konnte.

»Diese Wüstenflöhe wurden von uns gezüchtet und genetisch modifiziert«, erklärte Montol. »Sie sprechen äußerst sensibel auf unsere Telepathieströme an, so daß wir ihre empfindlichen Sinnesorgane mit Hilfe unserer Verstärker nutzen können, als wären sie unsere eigenen. Von dem Zeitpunkt an, als ihr in dem Tal gelandet seid, beobachten wir euch. Diese kleinen Spione setzen wir auch in den Städten ein. So wissen wir immer genau über die neuesten Entwicklungen Bescheid.«

»Wir müssen unseren Aufenthalt an der Oberfläche jetzt beenden«, mahnte der zweite Nögk. »Die Brutalen wissen nichts von unserer Existenz – und so soll es auch bleiben. Wenn wir aber noch länger hier verweilen, besteht die Gefahr, daß wir entdeckt werden!«

Morales rieb sich nachdenklich den Nacken. »Was meinen Sie – können wir diesen Nögk vertrauen, Major?«

»Diese Blauen sind unbewaffnet«, sagte Benningsen gedehnt. »Vielleicht lauern uns in dem Tunnel welche auf, die Waffen tragen. Denen wären wir aber durchaus gewachsen.«

»Ihr könnt versichert sein, daß wir absolut fried…«, setzte der zweite Nögk an, wurde von Montol aber durch eine Geste zum Schweigen gebracht.

»Laß die Menschen in Ruhe eine Entscheidung treffen. Soviel Zeit muß sein!«

»Das Risiko, in einen Hinterhalt zu geraten, stufe ich als weitaus weniger gefährlich ein als die Überquerung der Freifläche«, fuhr der Major unbeirrt in seinen Überlegungen fort. »Es ist mit schweren Verlusten zu rechnen, wenn wir die Stadt auf herkömmliche Weise stürmen. Kommen wir aus dem Untergrund hervor, haben wir zusätzlich noch den Überraschungseffekt auf unserer Seite.«

Benningsen wandte sich an Morales. »Geben Sie Befehl, in den Tunnel einzufahren, Stabsunteroffizier. Eine Gruppe soll jedoch zurückbleiben und mit vereinzelten Aktionen den Anschein erwecken, wir hätten uns hier in den Dünen verschanzt. Die in Hanameth befindlichen Streitkräfte dürfen nicht merken, daß das Hauptkontingent der Angreifer plötzlich vom Erdboden verschwunden ist.«

Morales nahm Haltung an und salutierte.

Dann machte sie sich daran, den Befehl des Majors auszuführen.

Sie brauchte nicht lange zu überlegen, auf welche der Gruppen ihre Wahl fallen sollte. »Markkanen!« zitierte sie den finnischen Ausbilder herbei.

»Das ist nicht dein Ernst, Morales«, sagte der Rauminfanterist genervt, der bereits ahnte, was ihm blühte. Gefaßt trat er vor den Stabsunteroffizier hin.

»Und ob das mein Ernst ist. Der Vorfall mit Temra hat gezeigt, daß du deine Gruppe nicht richtig im Griff hast. Während dieses sensiblen Einsatzes können wir uns keine Patzer erlauben.«

Markkanen scharrte mit dem Fuß unruhig im Sand. »Dem kann ich nicht widersprechen«, sagte er zerknirscht.

Morales tätschelte begütigend seinen Oberarm. »Hier draußen kannst du dich mit deinen Leuten ordentlich austoben, ohne Schaden anzurichten. Macht so viel Radau wie irgend möglich. Und denk daran, die Nögk sollen glauben, daß sich hier in den Dünen eine ganze Armee verschanzt hat. Die Schiffe im Orbit und die Flash dort draußen über der Ebene werden euch nach allen Kräften dabei unterstützen.«

»Das wird sicherlich ein Spaß«, erwiderte Markkanen wenig begeistert.

»Wegtreten – und enttäusche mich nicht noch einmal!«

Markkanen grüßte pflichtschuldig und drehte sich um. Wenig später konnte man ihn seine Rekruten zusammenschreien hören. Dabei fiel immer wieder der Name Frank Temra.

*

Der Anfangsbereich des Tunnels wurde von einem den Wüstensand zurückhaltenden röhrenförmigen Prallfeld gebildet. Der Durchmesser der Röhre war so groß, daß sowohl die Panzer als auch der Lkw mit der Geheimwaffe problemlos hineinpaßten. Nacheinander fuhren die Fahrzeuge mit eingeschalteten Scheinwerfern in den Tunnel ein. Die angeblichen Nögk-Rebellen gingen dem Konvoi voran, an dessen Spitze sich wieder der Kommandopanzer gesetzt hatte.