Ren Dhark – Weg ins Weltall 52: Markt des Verbrechens - Achim Mehnert - E-Book

Ren Dhark – Weg ins Weltall 52: Markt des Verbrechens E-Book

Achim Mehnert

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ren Dhark folgt der Spur der uralten Worgun-Artefakte, die sich quer durch die Milchstraße zu ziehen scheint. Plötzlich sieht er sich einer Gefahr von völlig unerwarteter Seite gegenüber. Währenddessen sucht Danog ut Keltris weiterhin nach Selena. Dabei führt ihn die Information aus einem geheimen Datennetzwerk zum Markt des Verbrechens... Achim Mehnert, Jan Gardemann und Uwe Helmut Grave verfaßten einen temporeichen SF-Roman nach dem Exposé von Hajo F. Breuer und Ben B. Black.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 351

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 52

Markt des Verbrechens

 

von

 

Jan Gardemann

(Kapitel 1 bis 4)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 5 bis 9)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 10 bis 16)

 

sowie

 

Hajo F. Breuer und Ben B. Black

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

Empfehlungen

Ren Dhark Classic-Zyklus

Ren Dhark Extra

Nation-Z

Impressum

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden, und das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne durch die Zuführung interstellaren Wasserstoffgases fast wieder ausgeglichen.

Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erde nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln, und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.

Allerdings haben auch die wenigsten der Umsiedler konkrete Pläne für einen neuerlichen Umzug innerhalb so kurzer Zeit. Es kommt die katastrophale Entwicklung hinzu, die Babylon seit dem Umzug der Menschheit nahm: Durch eine geschickt eingefädelte Aktion war es dem höchst menschenähnlichen Fremdvolk der Kalamiten gelungen, den Regierungschef Henner Trawisheim, einen Cyborg auf geistiger Basis, derart zu manipulieren, daß er zu ihrem willenlosen Helfer und Vollstrecker bei der geplanten Übernahme der Macht über die Menschheit wurde. Erst in allerletzter Sekunde gelang die Revolution gegen die zur Diktatur verkommene Regierung von Babylon und damit gegen die heimlichen Herren der Menschheit, die Kalamiten. Während den meisten der Fremden die Flucht gelang, wurde Trawisheim aus dem Amt entfernt und in ein spezielles Sanatorium für Cyborgs gebracht.

Daniel Appeldoorn, der schon zu den Zeiten, als Babylon noch eine Kolonie Terras war, als Präsident dieser Welt fungiert hatte, bildete mit seinen Getreuen eine Übergangsregierung, deren wichtigste Aufgabe es ist, das Unrecht der Diktatur wiedergutzumachen und neue, freie Wahlen vorzubereiten. Gleichzeitig ist es Ren Dhark und seinen Mitstreitern gelungen, die geheimnisvolle Schranke um Orn abzuschalten – und mit ihr auch die verhängnisvolle Strahlung, die die Worgun, das bedeutendste Volk dieser Sterneninsel, in Depressionen, Dummheit und Dekadenz trieb.

Nach seiner Rückkehr in die Milchstraße kann Ren Dhark dem Angebot des Industriellen Terence Wallis nicht länger ausweichen und läßt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen sollen. Doch anstatt sich mit seiner nun vollständig veränderten Lebensperspektive beschäftigen zu können, muß sich Ren Dhark einer neuen Herausforderung stellen: Eine unbekannte Macht namens Kraval sorgt dafür, daß der Hyperraum nicht länger zugänglich ist.

Als man diese Herausforderung endlich überwunden glaubt, tauchen die Wächter mit einer neuen Hiobsbotschaft auf: Im Zentrum der Milchstraße hat sich etwas etabliert, das die gesamte Schöpfung in Gefahr bringen könnte. Dort hat sich scheinbar aus dem Nichts ein Miniaturuniversum gebildet, das allerdings exponentiell wächst und schon in wenigen Jahren den Untergang unseres Universums herbeiführen könnte.

Ren Dhark folgt der Spur aus einem alten Artefakt der Worgun, die ihn zunächst nach Babylon führt, wo er und seine Begleiter von einer bis dato unentdeckten unterirdischen Station der Gestaltwandler festgesetzt werden…

1.

In der Zentrale der POINT OF herrschten Ratlosigkeit, Verwirrung und Empörung – vor allem aber Empörung.

Glenn Morris hielt die Hand über die Schaltflächen seiner Station ausgestreckt. Der leicht abgesenkte, rechte Mittelfinger des hellblonden Ersten Funkers schwebte nur wenige Zentimeter über dem Taster, der die Funkverbindung unterbrechen würde, die für die seltsame Stimmung in der Zentrale verantwortlich war. Erwartungsvoll sah Morris zu Hen Falluta hinüber, wartete auf dessen Befehl, den frechen Burschen, der sich mit Hilfe seines manipulierten Roboters Arthur in den Funkverkehr des Ringraumers eingeklinkt hatte, auf »ignorieren« zu schalten.

Morris war ein stiller, verantwortungsbewußter Mann und sehr ehrgeizig. Gelang es ihm, auf dem Gebiet der Funktechnik eine besondere Leistung zu erbringen, erfüllte ihn dies mit Stolz und Genugtuung. Erzielte er hingegen einen Mißerfolg, zerriß es ihn innerlich förmlich vor Ärger und Verdruß. Allerdings war er beherrscht genug, um sich weder seine Triumphe noch seine Niederlagen äußerlich anmerken zu lassen. Und so verriet nur ein leichtes Zittern seiner rechten Hand, wie sehr es ihn ärgerte, daß es Tom Taylors Roboter gelungen war, den Funkverkehr der POINT OF abzuhören, und nun auch noch eine Sprechverbindung in die Zentrale herzustellen.

»Was ist nun, Sir?« fragte Morris leicht gereizt. »Soll ich diesen dreisten Burschen aus unserem Funk verbannen? Es bedarf dafür meinerseits nur einer kurzen Berührung der entsprechenden Schaltfläche.«

Falluta schüttelte bedächtig den Kopf. Der Erste Offizier ließ sich nur selten aus der Ruhe bringen. Und von einem vierzehnjährigen Jungen schon gar nicht. »Dieser Knabe ist vielleicht mehr als bloß ein ausgebuffter Streber, der auf sich aufmerksam machen will. Es gehört schon einiges dazu, unseren geschützten Funkverkehr abzuhören. Das schafft selbst ein Experte nicht so ohne weiteres.«

Noch während Morris darüber nachgrübelte, ob er die Worte des Hope-Kolonisten als Kompliment oder als Rüge auffassen sollte, öffnete sich ohne sein Zutun ein weiterer Funkkanal. Sein Ärger darüber verflog augenblicklich, als er gewahr wurde, woher der Funkimpuls kam. Er stammte von der ARKANDIA, dem sie begleitenden Ringraumer der Wächter. Für die Wächter stand ständig ein Funkkanal zur Verfügung, um eine reibungslose Kommunikation zwischen den beiden Schiffen zu ermöglichen.

Die beiden Raumer folgten momentan einer geostationären Umlaufbahn über Babylon. In einem Abstand von etlichen Kilometern schwebten sie über einem Landgebiet, das der Position des Goldenen Menschen auf der anderen Hemisphäre direkt gegenüberlag.

Auf einem der allgemein einsehbaren Bildschirme der Zentrale erschien nun ein etwa zwei Meter großer, roter Roboter. Bei der gesichtslosen, humanoid aussehenden Maschine handelte es sich um ein Konstrukt der Mysterious. In diesem polymetallischen Roboter aus einer Tofiritlegierung steckte das Bewußtsein von Doris Doorn. Ihr Bewußtsein bildete zusammen mit der Maschine, ihrer Hauptprogrammierung und dem biologischen Anteil des Wächterorganismus eine unauflösliche Einheit. Im Gegensatz zu den beiden anderen sich an Bord der ARKANDIA aufhaltenden Wächtern Simon und Arlo, die ihre Körper silbern und anthrazitfarben eingefärbt hatten, hatte Doris die rote Ursprungsfarbe der Wächterroboter beibehalten.

Vor nicht allzulanger Zeit hatte die Besatzung der ARKANDIA noch aus vier Wächtern bestanden. Doch Svante Steinsvig, der ehemalige Erdmeister der Gäa-Jünger, war ums Leben gekommen beziehungsweise zerstört worden (Morris war sich nicht ganz sicher, welchen Terminus er in diesem Fall verwenden sollte), als er versucht hatte, das Miniuniversum zu untersuchen, das sich in der Nähe des Zentrums der Milchstraße manifestiert hatte und eine immense Gefahr darstellte.

»Seit wir Babylon erreicht haben, verfolge ich die aktuellen Nachrichtensendungen«, informierte Doris sachlich und mit einer Stimme, der sie die Modulation ihres ehemaligen biologischen Sprechorgans verliehen hatte. »Ich wollte gewarnt sein, sollte sich auf Babylon doch noch etwas Beunruhigendes ereignen.«

Mit diesen Worten spielte die Wächterin auf die Glaskugel an, die man neben der schwebenden Bildkugel in der Zentrale aufgebaut hatte. In dieser Frühversion einer Bildkugel, die man in einer uralten Worgunstation auf Huwei entdeckt hatte, war Babylon mit einer beunruhigenden Markierung versehen gewesen. Beunruhigend deswegen, weil sich herausgestellt hatte, daß ein Sonnensystem, das die gleiche Zeichnung aufgewiesen hatte, vor nicht allzulanger Zeit explodiert war.

Voller Sorge und böser Vorahnungen war man mit der POINT OF und der ARKANDIA nach Babylon aufgebrochen. Doch zur grenzenlosen Erleichterung beider Besatzungen war mit der neuen Heimatwelt der Menschen alles in Ordnung gewesen. Doris traute dem Frieden jedoch offenbar nicht und verfolgte daher die Nachrichten, um gewarnt zu sein, sollte sich doch noch eine drohende Katastrophe anbahnen.

Die fragliche Markierung hatte die beiden Ringraumer zu dem Gebiet geführt, über dem die Schiffe zur Zeit verharrten. Es handelte sich um einen verwilderten Landstrich, in dem einst die Pyramide der Miniworgun gestanden hatte. An dem ehemaligen Standort klaffte jetzt ein tiefer Krater, denn als die vermeintliche Ringpyramide, bei der es sich in Wahrheit um ein Raumschiff handelte, damals ins Weltall aufgebrochen war, folgte ihr die Statue eines goldenen Menschen, die sich unterhalb der Pyramide befunden hatte. Ganz in der Nähe dieses Kraters hatte man nun eine unterirdische Worgunstation entdeckt. Ihr hatte offenbar die rätselhafte Markierung gegolten, auf die man in der Glaskugel aufmerksam geworden war.

»Der Roboter Arthur ist vor wenigen Minuten während einer Pressekonferenz in Babylon Stadt aufgetreten«, fuhr Doris fort. »Die Veranstaltung wurde von einer auf Eden ansässigen Eliteschule abgehalten. Grund war ein glücklich geendeter Entführungsfall, der sich heute während eines Klassenausfluges auf Babylon ereignete. Und nun ratet mal, wer das Entführungsopfer war.«

Verstohlen sah Morris zu dem vor der Bildkugel stehenden Arc Doorn hinüber. Er war gespannt, wie Doris’ Ehemann auf den Auftritt seiner Frau reagierte. Von einem eheähnlichen Verhältnis zwischen den beiden konnte nämlich eigentlich nicht mehr gesprochen werden, fand Morris. Aus freien Stücken hatte Doris sich in einen beseelten Roboter verwandelt. Geschlechtliche Interaktionen, einer der Hauptbestandteile der Ehe, wie Morris meinte, waren mit ihr seitdem nicht mehr möglich.

Morris bemühte sich allerdings vergeblich, in Doorns Gesicht eine Regung abzulesen. Was im Innern dieses unergründlichen Wissenschaftlers mit den langen roten Haaren vor sich ging, ließ sich beim besten Willen nicht erkennen. Eigentlich wirkte der kräftig gebaute Mann mürrisch und unnahbar wie immer.

Was die meisten an Bord der POINT OF nicht wußten, war, daß es sich bei Arc Doorn in Wahrheit um einen Worgunmutanten in Menschengestalt handelte. Seine Lebenserwartung betrug insgesamt etwa zehntausend Jahre. Die im Vergleich dazu kurze Wächterepisode seiner Frau von achtundneunzig Jahren konnte Doorn daher leicht verkraften. Woran er hingegen zu knacken hatte, war, daß Doris ein eigentümliches Liebesverhältnis zu dem inzwischen ums Leben gekommenen Wächter Svante unterhalten hatte. Von dem Mißmut, den er deswegen empfand, ließ er sich jedoch nichts anmerken.

»Tom Taylor war das Entführungsopfer«, mutmaßte Amy Stewart. Der erste weibliche Cyborg hatte schneller kombiniert als die anderen Besatzungsmitglieder in der Zentrale. Die ein Meter fünfundsiebzig große Frau mit dem blonden Haar und den blauen Augen brachte trotz der Cyborgimplantate in ihrem Körper ein Gewicht von nur sechsundsechzig Kilogramm auf die Waage, wie Morris genau wußte. Er war ein stiller Bewunderer der Lebensgefährtin von Ren Dhark. Doch es waren nicht nur Amys schlanker, muskulöser Körper und ihre kräftige Stimme in Altlage, die ihn an dieser Frau begeisterten, vielmehr schätzte er Amy wegen ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz und ihrer Gabe, komplexe Situationen intuitiv zu erfassen und zu beurteilen.

»Das ist korrekt«, bestätigte Doris. »Die Entführer hatten es offenbar auf Arthur abgesehen, der wegen der Erweiterungen, die Tom an der Maschine vorgenommen hatte, ein kleines Vermögen wert ist. Doch der Großserienroboter vereitelte die Pläne der Ganoven und befreite seinen Konstrukteur aus ihren Fängen.«

Überraschenderweise schaltete sich nun auch der Checkmaster in den Wortwechsel ein. Dafür bediente er sich seiner Sprachausgabe, die jedoch weitaus weniger menschlich daherkam als das, was Wächterin Doris verbal von sich gab – obwohl er durchaus dazu in der Lage gewesen wäre, wie ein echter Mensch zu klingen.

»Vor etwas mehr als einem halben Jahr vereitelten Tom und sein Roboter den Versuch von verbrecherischen Kräften, die SPACE QUEEN zu kapern«, erklärte der Hyperkalkulator. »Das Luxus-Passagierraumschiff, das Steven Trainor gehört und von Wallis Industries gebaut wurde, befand sich auf seinem Jungfernflug und wäre mitsamt den Passagieren und der Besatzung wahrscheinlich in die Hände eines schurkischen Utaren gefallen, wenn Tom und Arthur nicht mit an Bord gewesen wären und Trainor und den GSO-Agenten geholfen hätten, das Komplott aufzudecken und die Piraten festzusetzen.«

Falluta hatte genug gehört. Sein Entschluß stand fest. »Ich werde Tom und Arthur an Bord holen lassen«, äußerte er und wandte sich dann an Morris: »Geben Sie Wonzeff und Kucks Bescheid, Glenn. Sie sollen mit jeweils einem Flash losfliegen und die beiden abholen.«

Amy Stewart rief ins Ungewisse: »Du hast die Diskussion in der Zentrale mitverfolgt, Tom?«

»Der Funkkanal war die ganze Zeit offen«, war die Stimme des Vierzehnjährigen daraufhin zu hören. »Ich freue mich, an Bord der POINT OF kommen zu dürfen. Wenn Arthur meint, daß ich behilflich sein kann, wird da sicherlich was dran sein. Hoffentlich erlauben mir meine Lehrer diesen kleinen Ausflug auch. Nach allem, was heute vorgefallen ist, sind sie etwas durch den Wind.«

»Wonzeff und Kucks werden deine Lehrer schon davon überzeugen, daß du bei uns gut aufgehoben bist«, zeigte sich Amy zuversichtlich. »Mach dich jetzt bereit. Die beiden werden bald bei dir sein.«

Falluta gab Morris ein Zeichen, die Funkverbindung zu unterbrechen. Anschließend sah er fragend zu Tino Grappa hinüber, der hinter dem Pult der Ortungsabteilung hockte.

Der mailändische Ortungsoffizier schüttelte bedauernd den Kopf, als er den Blick des Ersten Offiziers auffing. »Es gibt noch immer keine Lebenszeichen von Dhark und seiner Gruppe. Seit sie mit den Flash in die unterirdische Worgunstation eingeflogen sind, ist der Kontakt zu ihnen abgebrochen. Die Ortung kann sie ebenfalls nicht mehr erfassen.«

Das Verschwinden des Commanders und seiner fünf Begleiter beunruhigte Falluta erheblich. Zwar hatte der Hyperkalkulator der Station behauptet, daß es Dhark und seinen Begleitern gutgehe, doch Falluta traute dem zentralen Stationsrechner nicht, zumal dieser angedeutet hatte, den Kommandanten und seine Männer so lange festzusetzen, bis er von einem Berechtigten einen anderslautenden Befehl erhalten würde. Was es mit diesem »Berechtigten« auf sich hatte, darüber schwieg sich der Hyperkalkulator aus. Auch als Falluta den Spezialcode, den Dhark einst von den Worgun Margun und Sola bekommen und der ihnen schon des öfteren den Zugang zu alten Worgunhinterlassenschaften ermöglicht hatte, in den Stationsrechner überspielte, zeigte dieser keine Reaktion.

Daß diese alten Worgunstationen nicht ungefährlich waren, wußte Falluta nicht erst, seit sie auf der Welt Huwei kürzlich eine solche Anlage entdeckt hatten. Der zentrale Hyperkalkulator der Huwei-Station wies eine ähnlich hohe Ausbaustufe wie der Checkmaster auf und war zu Aktionen fähig, die fast die menschliche Vorstellungskraft überstiegen. Doch immerhin hatte der Hyperkalkulator sich gefügig gezeigt, nachdem ihm der Code von Margun und Sola übermittelt worden war. Dies verhielt sich im aktuellen Fall jedoch vollkommen anders.

Unter diesen Voraussetzungen weitere bemannte Flash in die Station hinabzuschicken, oder gar zu versuchen, mit der POINT OF in die Anlage einzudringen, erschien dem stellvertretenden Kommandanten daher wenig ratsam. Ob Tom Taylor aber tatsächlich derjenige war, der Ren Dhark und die anderen befreien konnte, wie sein Roboter Arthur behauptete, würde sich erst noch zeigen müssen.

*

Gut eine Stunde später kehrten Wonzeff und Kucks mit ihren Flash in den Hangar zurück. An Bord der beiden Raumboote befanden sich außer den Piloten ein Teenager und ein Roboter vom Artus-Typ. Wonzeff geleitete Tom und seine zweibeinige Maschine in die Zentrale. Während sie die Korridore und Flure durchquerten, sah sich der Junge staunend und aufmerksam um. Sein von dunklen, strähnigen Haaren gerahmtes Gesicht war vor Aufregung leicht gerötet, und er gestikulierte begeistert, während er sprach. Wenn ihm eine Installation oder ein technischer Gegenstand rätselhaft erschien, fragte er den Ukrainer nach dessen Sinn und Zweck.

Wonzeff bemühte sich, Toms Wissensdurst zu stillen, so gut er es vermochte. Doch seine Antworten fielen meist nur kurz und sachlich aus. Während des Fluges war das noch ganz anders gewesen. Tom hatte in Wonzeffs Beiboot gesessen, während Arthur bei Kucks und seiner leguanähnlichen Echse Ssirkssrii mitgeflogen war. Den ganzen Flug über hatte Wonzeff fast ununterbrochen geredet, denn wie sich herausgestellt hatte, interessierte sich Tom sehr für die zumeist sehr riskanten Flugmanöver, die Wonzeff zu einem der legendärsten Flashpiloten hatten werden lassen. Enthusiastisch und ausschweifend hatte er Tom von seinen Abenteuern erzählt – wohingegen es ihm ganz und gar nicht lag, sich in technischen Erklärungen zu ergehen. Er war daher heilfroh, als sie das Hauptschott der Zentrale endlich erreichten.

Als die Tür vor ihnen aufglitt und den Blick in die Zentrale freigab, vergaß Tom den Flashpiloten und dessen Abenteuer sofort. Alles, wofür er sich jetzt noch interessierte, waren der mit modernster Technik angefüllte Raum und die berühmten Besatzungsmitglieder, die darin versammelt waren.

»Gute Arbeit, Wonzeff«, lobte Falluta den Flashpiloten.

Der hochgewachsene Ukrainer mit dem Kurzhaarschnitt und den eisgrauen Augen grinste säuerlich. »Es war nicht ganz einfach, die Lehrer dazu zu bringen, Tom gehenzulassen. Einer von ihnen, Lars Kroemer, wollte sich strikt weigern, den Jungen in unsere Obhut zu geben. Zum Glück ist dieser Pauker vom alten Schlage genauso streng wie gerecht. Nachdem Kucks und ich ihm die Lage in der Forschungsstation Fande geschildert hatten und erklärten, daß Tom vielleicht zur Rettung unserer Kameraden beitragen könnte, lenkte er schließlich ein und gab seine Zustimmung.« Wonzeffs säuerliches Grinsen vertiefte sich noch, als er fortfuhr: »Kroemer hat uns Prügel mit dem Rohrstock angedroht, für den Fall, daß Tom etwas zustößt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er diese Drohung tatsächlich ernst meinte oder sich nur einen makabren Scherz mit uns erlauben wollte.«

Die ganze Zeit über hatte sich Tom suchend in der Zentrale umgesehen. Daß er von den Versammelten dabei ebenfalls beäugt wurde, schien er gar nicht zu bemerken. Als sein Blick auf das vier Meter große, auf vier massigen Beinen stehende Geschöpf fiel, das sich vor der Wand des Hyperkalkulators aufgebaut hatte, schreckte er kurz zusammen. »Parock«, murmelte er überwältigt. Tom mußte sich zwingen, die beiden kräftigen tentakelartigen Arme des Kraval nicht anzustarren. Die umfangreichen Gliedmaßen des Hünen aus dem Val-System waren reine Muskelschläuche ohne Knochen. Der ganze massige und mit Hornschuppen bewachsene Leib des Kraval bestand komplett aus extrem starken Muskeln. Der klobige Kopf wurde obenherum durch markante Hornplatten geschützt, und das Gesicht war von Wülsten, Wölbungen und aufgeworfenen Lippen geprägt.

»Wo ist Artus?« platzte es schließlich aus dem Jungen heraus, nachdem er sich vom Anblick des Kraval losgerissen hatte. »In einer so kritischen Situation wird er sich doch wohl nicht etwa in seine Kabine zurückgezogen haben, um in Ruhe eine Zigarre zu rauchen?«

»Artus ist bei Ren Dhark«, erklärte Falluta. »Und der hält sich zusammen mit vier weiteren Besatzungsmitgliedern in der unterirdischen Station der Worgun auf. Dort sitzen sie seit einigen Stunden fest.«

»Schade«, maulte Tom. »Ich wollte Artus doch so gerne einmal persönlich begegnen.«

»Wir hoffen, daß es dazu auch bald kommen wird«, sagte Amy Stewart und trat auf den Jungen zu. »Oder hat deine erstaunliche Maschine die Unwahrheit gesagt, als sie behauptete, du könnest unseren Commander befreien?«

»Die erstaunliche Maschine heißt Arthur«, erwiderte Tom leicht verärgert. »Und er ist darauf programmiert, immer die Wahrheit zu sagen.«

»Es sei denn, du befiehlst ihm, eine Geschichte zum Besten zu geben«, entgegnete Stewart ungerührt. »Zum Beispiel mit dem Hintergedanken, an Bord der POINT OF zu kommen und dort einmal Artus, deinem Idol, zu begegnen. Ich habe Nachforschungen über dich angestellt, als du auf dem Weg hierher warst, Tom. An Bord der SPACE QUEEN hast du dich auch deines Roboters bedient, um dir Zutritt zu Schiffsbereichen zu verschaffen, die du eigentlich nicht betreten durftest.«

Tom sah zu dem Großserienroboter auf, der abwartend neben ihm stand. »Ehrlich, ich weiß wirklich nicht, wie Arthur drauf gekommen ist, daß ausgerechnet ich euch helfen kann.«

Amy nahm den Stahlroboter genauer in Augenschein. Mit seinen im Vergleich zum Torso dünnen, röhrenförmigen Armen und Beinen unterschied sich die Maschine aus Stahl äußerlich nicht von anderen Großserienrobotern. Man hätte ihn leicht mit Artus verwechseln können, wenn er, wie dieser, ein grünes Stirnband mit einem goldenen »A« darauf getragen hätte.

»Dann erzähl uns mal, welche Rechenprozesse dich darauf gebracht haben, daß ausgerechnet Tom uns in unserer speziellen Situation helfen könnte«, forderte sie die Maschine auf.

Arthur richtete seine Optik auf die blonde Cyborgfrau. »Ich kann Ihrem Befehl nicht entsprechen, Miß Stewart«, erklärte er nüchtern.

Amy hob überrascht eine Augenbraue. Das Erkennungsprogramm des Roboters hatte die in der Zentrale Anwesenden offenbar bereits alle identifiziert. »Und aus welchem Grund kannst du das nicht?«

»Weil die Preisgabe dieser Informationen Toms Privatsphäre verletzen würde.«

Diese Äußerung schien den Jungen nicht weniger zu überraschen als die umstehenden Erwachsenen.

Falluta hatte sich aus dem Kommandantensessel erhoben und kam hinter der Konsole hervor. Ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen, während er auf Tom zuging. »Vielleicht sollten wir uns einander erst einmal vorstellen«, schlug er vor. Amys überhastetes Vorpreschen hatte für unnötige Hektik gesorgt, fand er. Er akzeptierte, daß sie sich um Dhark sorgte. Das tat er ebenfalls, wenn auch auf einer anderen Ebene. Trotzdem durften sie nicht vergessen, daß sie es hier fast noch mit einem Kind und nicht mit einem Erwachsenen zu tun hatten. Es war kein Wunder, daß Arthur, der darauf programmiert war, Tom zu schützen, ihnen gegenüber mauerte.

Nachdem Falluta die Mannschaft kurz vorgestellt und erläutert hatte, welche Funktion jeder von ihnen erfüllte, sagte er: »Wir haben alle verfügbaren Informationen über dich gesichtet, Tom. Dein leiblicher Vater, Patrick Taylor, starb bei Kämpfen gegen die Eisläufer. Deine Mutter Kareen lebt zusammen mit deinem Stiefvater Cameron inzwischen auf der Kolonialwelt Damokrit.«

»Ich schreibe meiner Mom jede Woche einen ausführlichen elektronischen Brief, damit sie sich keine Sorgen machen muß«, erklärte Tom. »Aber Cameron kann mir meinetwegen gestohlen bleiben.«

»Du scheinst ein recht helles Bürschchen zu sein, und deine Kenntnis auf dem Gebiet der Robotertechnik ist mehr als bemerkenswert«, fuhr Falluta fort. »Sollte es dir nur darum gegangen sein, dir einen Besuch in der POINT OF zu erschleichen, müßtest du jetzt eigentlich zufrieden sein. Obwohl uns die Zeit unter den Nägeln brennt, werden wir dir dieses kleine Schelmenstück verzeihen. Doch jetzt verlange ich von dir, daß du ehrlich zu uns bist und uns sagst, ob du uns tatsächlich helfen kannst.«

»Ich sagte doch bereits, daß ich keine Ahnung habe, wie Arthur darauf gekommen ist, ich könnte die Person sein, die den Hyperkalkulator der Worgunstation befehligen kann.«

»Willst du Arthur dann nicht erlauben, uns zu erzählen, was er sich dabei gedacht hat?«

Tom zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen.« Er stieß den Roboter mit dem Ellenbogen an. »Spuck es schon aus! Warum meinst du, daß der Hyperkalkulator mich als Berechtigten ansehen wird?«

»Es hängt mit deinen Genen zusammen«, antwortete Arthur ausweichend. »Bist du dir sicher, daß ich dieses Geheimnis wirklich preisgeben soll?«

»Klar – nun mach schon! Das hier sind alles vertrauenswürdige Personen. Sie werden diese Information vertraulich behandeln.«

»Um diese Sache verständlich zu machen, müßte ich etwas ausholen«, zögerte die Maschine noch immer.

»Werde dabei aber nicht zu ausschweifend!« mahnte Tom.

Arthur warf einen Blick in die Runde. Die meisten Besatzungsmitglieder, außer denen, die an den Arbeitsstationen zu tun hatten, beobachteten ihn aufmerksam. »Vor knapp einem Jahr zog sich Tom beim Toben eine Schürfverletzung am Knie zu. Da außer mir niemand anwesend war, der sich um die medizinische Erstversorgung kümmern konnte, übernahm ich es, das blutende Knie zu versorgen. Dabei nahm ich auch eine Probe von Toms Lebenssaft. Ich wollte ihn analysieren, um im Notfall alle nötigen Informationen über Blutgruppe, Anzahl der weißen Blutkörperchen und eventuelle Erbkrankheiten parat zu haben. Während der Analyse der DNS bin ich dann auf eine außerordentliche Abweichung gestoßen.«

»Oha!« rief Tom befremdet aus. »Was kommt denn jetzt?«

»Möchtest du, daß ich den Bericht abbreche?« erkundigte sich Arthur.

»Nee, ist schon gut. Mach weiter.« Tom wirkte nicht sehr glücklich, als er dies sagte.

»Das überraschende Ergebnis veranlaßte mich, im Netz und den medizinischen Datenbanken nach Entsprechungen zu suchen. Doch so sehr ich auch suchte und forschte, es gelang mir nicht, einen anderen Menschen zu ermitteln, der ein mit Toms DNS vergleichbares Genom besaß.« Arthur legte dem Jungen eine Greifklaue auf die Schulter. »Tom ist offenbar der einzige Mensch, dessen DNS nicht rein menschlich ist.«

»Ist er etwa ein Kalamit?« entfuhr es Amy.

»Nein. Toms DNS ist nicht kalamitisch. Aber einige Abschnitte in seinem Genom enthalten Sequenzen, die eindeutig aus dem eines Worgun stammen.«

Für einen Moment lang herrschte Stille in der Zentrale.

»Das ist unmöglich«, machte Doorn sich schließlich bemerkbar. »Wir wissen, daß Margun und Sola versucht haben, das Erbgut der Worgun mit menschlicher DNS zu verknüpfen, um die normalen Worgun agiler und geistig reger zu machen. Doch es ist ihnen nicht gelungen. Sie haben die diesbezüglichen Forschungen wieder eingestellt, weil sie einsehen mußten, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ist, diese beiden so unterschiedlichen Genome miteinander zu verquicken.«

»Tom ist ein lebender Beweis dafür, daß es trotzdem gelungen ist, menschliche DNS mit Sequenzen aus den Genen der Worgun zu verbinden«, erwiderte Arthur.

»Wir sollten diese Behauptung überprüfen«, schlug Wonzeff vor.

»Ich habe alle dieses Thema betreffenden Daten in euren Hyperkalkulator überspielt«, erklärte Arthur. »Er wird euch verraten können, ob meine Blutanalyse den Tatsachen entspricht.«

»Die Daten lassen in der Tat keine andere Schlußfolgerung zu als die, daß in Toms DNS tatsächlich Worgun-Sequenzen enthalten sind«, meldete sich der Checkmaster daraufhin zu Wort.

Doorn schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. »Es ist nicht zu fassen. Wenn wir diese Information wirklich ernstnehmen sollen und weiterdenken, dann sieht es so aus, als wäre Tom der letzte Nachfahre der Versuchspersonen, an denen die Worgun die Einkreuzung ihrer DNS in das menschliche Genom durchgeführt haben.«

»Toms Mutter besitzt diese Worgun-DNS-Sequenzen jedenfalls nicht«, bemerkte Arthur. »Ihr Blut ist rein menschlich. Es wurde in der Klinik untersucht, in der sie Tom zur Welt brachte.«

»Dann muß es Patrick Taylor gewesen sein, der Tom dieses Worgun-Vermächtnis vererbte«, schlußfolgerte Amy. »Nachdem er im Krieg gegen die Eisläufer starb, ist Tom nun der letzte, dessen Gene diese erstaunliche Besonderheit aufweisen.«

Doorn betrachtete den Jungen eingehend. »Die Worgun-Sequenzen in seiner DNS könnten Toms unbändigen Forscherdrang und seine beachtliche Genialität erklären.«

»Trotzdem ist er in erster Linie ein Mensch«, nahm Amy den Jungen in Schutz. Ihr war aufgefallen, daß Toms Teint um einige Spuren blasser geworden war und er angefangen hatte, nervös mit den Fingern zu spielen.

Doorn winkte mürrisch ab. »Diese Entdeckung mag ja ganz interessant sein. Aber ich weiß nicht, wie das alles mit der Rettung Ren Dharks und seiner Gruppe zusammenhängen soll.«

»Der Hyperkalkulator der unterirdischen Station äußerte, daß er nur Befehle von einem Berechtigten entgegennehmen würde«, ließ Arthur sich wieder vernehmen. »Da er diese Aussage nicht weiter konkretisiert hat, liegt die Schlußfolgerung nahe, daß ein Worgun oder zumindest jemand gemeint ist, der wenigstens teilweise Worgun-DNS besitzt.«

»Margun und Sola haben mit dieser Station immerhin nichts zu tun«, sagte Doorn brummig.

»Sie sind sicherlich nicht die einzigen Worgunmutanten, die etwas draufhaben.« Doorns schroffe Art verärgerte Amy. Sie fand, daß er dem Jungen gegenüber ruhig etwas mehr Feingefühl entgegenbringen könnte. Sie wandte sich an Falluta: »Können wir es denn überhaupt verantworten, Tom in diese Station zu schicken? Was, wenn Arthur sich irrt und Tom dann ebenfalls in der Einrichtung festsitzt?«

»In diesem Fall wird Kroemer uns allen die Hölle heißmachen«, warf Wonzeff ein.

»Arthur irrt sich nicht.« Doorns Miene wirkte noch verschlossener und finsterer als gewöhnlich. Insgeheim ärgerte er sich über sich selbst. Er hätte selbst darauf kommen können, daß er für Dhark und seine Leute die Rettung hätte bringen können, denn schließlich war er ein Worgunmutant. Der Hyperkalkulator hätte ihn als Berechtigten anerkannt. Doch wie hätte er dies seinen Kameraden in der Zentrale klarmachen sollen, ohne dabei seine wahre Identität zu verraten?

In diesem Moment fing Doorn Amys Blick auf. Sie wußte von seinem Geheimnis und ahnte offenbar, was in diesem Moment in ihm vorging.

»Wir müssen dieses Risiko eingehen«, sagte sie. »Ich schlage vor, daß Doorn den Jungen begleiten soll. Sie sollen zusammen mit einem Flash in die Station vorstoßen.«

Der Worgunmutant schenkte dem attraktiven Cyborg ein flüchtiges, dankbares Lächeln. Aus ihrem Mund klang dieser Vorschlag unverfänglich. Hätte er ihn geäußert, hätte das vielleicht Verwirrung hervorgerufen.

»Ich könnte Tom in einem Notfall wesentlich effektiver schützen, als Mister Doorn es zu tun vermag«, wandte Arthur ein. »Ich sollte an seiner Stelle mitfliegen. Wie man einen Flash richtig lenkt, könnte mir der Checkmaster kurz beibringen, indem er mir die entsprechenden Daten und Programme überspielt.«

Tom schüttelte den Kopf. »Du wirst in der POINT OF bleiben«, beschied er zur Überraschung aller.

»Wie du meinst«, kommentierte Arthur trocken und verfiel in Schweigen.

Artus hätte in einer solchen Situation nicht so schnell klein beigegeben. Im Gegensatz zu Arthur verfügte der aber auch über einen freien Willen. Bei Toms Roboter hingegen handelte es sich bloß um eine hervorragend programmierte Maschine.

»Wir sollten mit einem dieser neuen Carborit-Flash fliegen«, schlug Tom vor. »Mit der in der Rückenfinne eingebauten Wuchtkanone könnte man dem Hyperkalkulator schlimmstenfalls mit der Zerstörung drohen, sollte er mich wider Erwarten doch nicht als Berechtigten ansehen.«

Doorn nickte gewichtig. »Zur Zeit höre ich nur gute Vorschläge.«

»So machen wir es«, zeigte sich auch Falluta mit der Vorgehensweise einverstanden. »Doorn, schnappen Sie sich den Jungen und machen Sie sich auf den Weg in die Station.«

»Und bringen Sie Tom unversehrt wieder zu uns zurück, Arc!« rief Wonzeff den beiden hinterher, während sie die Zentrale verließen. »Ich möchte nämlich keine Bekanntschaft mit Mister Kroemers Rohrstock machen!«

*

Per Gedankensteuerung lenkte Doorn den in sein Intervallfeld gehüllten Carborit-Flash durch die Bordwand der POINT OF ins All hinaus. Ohne Umschweife nahm er Kurs auf Babylon und steuerte auf die Atmosphäre des Planeten zu.

Während des Manövers erschien auf dem Bildschirm über den Köpfen der beiden Rücken an Rücken sitzenden Passagiere für einen kurzen Augenblick die ARKANDIA. Majestätisch ruhte der Ringraumer der Wächter in der Überschneidungszone seines doppelten Intervallums. Die beiden Sphären wirkten wie zwei silbrig schillernde, übereinanderstehende Blasen, in deren Überlappungsbereich ein carboritschwarzer Ring gefangen war.

Tom, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte, bewunderte das rasch über den Bildschirm gleitende Gebilde – und bedauerte, daß das Konstrukt so schnell wieder aus dem Erfassungsbereich der Außenkamera verschwand.

»Ihre Frau Doris hält sich auf der ARKANDIA auf, nicht wahr?« fragte Tom mit erhobener Stimme. Es kam ihm merkwürdig vor, mit einem Mann zu sprechen, dem er den Rücken zugekehrt hatte, daher redete er übertrieben laut.

»Du bist erstaunlich gut informiert«, kommentierte Doorn mürrisch. »Trotzdem brauchst du nicht so zu schreien. Ich verstehe dich recht gut. Der Schall füllt die enge Kabine schnell aus, weißt du? Leider hört man deswegen von seinem Mitreisenden manchmal auch peinliche Körpergeräusche, wie etwa Magengrummeln oder das Knacken der Halswirbel, wenn man nach oben zum Bildschirm sieht.«

Tom bewegte den Kopf, um zu prüfen, ob seine Halswirbel knackten, was jedoch nicht der Fall war. Die ganze Zeit zum Bildschirm hochzusehen, war recht unbequem, mußte er feststellen. Trotzdem wollte er den Blick nicht abwenden, denn der Anblick der mit grüner Wildnis überzogenen Planetenoberfläche, die nun auf dem Bildschirm zu sehen war, war einfach grandios. »Warum hat man bei den neuen Carboritmodellen den Hauptbildschirm eigentlich nicht woanders plaziert?« wollte er wissen. »Wo man doch schon mal dabei war, den Flash zu optimieren, hätte man dieses Detail doch auch gleich ändern können.«

Doorn zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich war woanders kein Platz für den großen Schirm. Vielleicht hat man die Position aber auch aus Tradition an der Decke über den Köpfen der Reisenden belassen.«

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Doch wenn Doorn gehofft hatte, dem Jungen sei der Gesprächsstoff ausgegangen, hatte er sich getäuscht.

»Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Funk für einen Augenblick abzuschalten, Mister Doorn?« fragte Tom.

»Warum das denn?«

»Es muß ja nicht jeder unsere Unterhaltung mithören.«

»Du bist seltsam. Wenn du nicht willst, daß jemand an deinen Gedanken teilhat, dann halte doch einfach den Mund.«

Das Schweigen, das sich daraufhin in dem Flash ausbreitete, hatte etwas Unangenehmes.

»Also gut«, gab Doorn sich schließlich geschlagen. »Ich schalte den Funk jetzt ab.«

»Es ist auch in Ihrem Interesse.«

Doorn furchte die Stirn. »So, und warum?«

»Ich wollte Sie etwas fragen. Etwas sehr Persönliches.«

»Ich hoffe, du fängst nicht wieder an, über Doris zu reden. Dieses Thema behagt mir momentan nämlich überhaupt nicht.«

»Keine Angst. Dieser Mädchenkram interessiert mich nicht besonders.«

»Was hast du denn auf dem Herzen, Junge?« zeigte sich Doorn nun ein wenig versöhnlicher.

»Mir ist da etwas aufgefallen«, begann Tom zögerlich. »Nun, da ich weiß, daß ich Worgun-DNS in mir habe, läßt mich diese Sache nicht mehr los.«

»Ich bin ganz Ohr.«

»Sie sind ein Worgunmutant, Mister Doorn, nicht wahr?«

Der angeblich in Sibirien geborene Mann schluckte trocken. »Wie kommst du denn darauf?«

»Ich habe mir alle Filme, Dokumentationen und Fotos angesehen, die jemals über die GALAXIS gemacht wurden. Als das Schiff am 21. Mai 2051 zum Deneb-System aufbrach, war ich noch ein Baby. Trotzdem weiß ich über die Fehlfunktion des Time-Effekt-Antriebs genauestens Bescheid, die die GALAXIS ins Col-System verschlug und die Besatzung zwang, auf dem Planeten Hope notzulanden.«

Doorn lauschte gebannt. Lebhaft konnte er sich an die damaligen Ereignisse erinnern. Kommandant der GALAXIS war Sam Dhark gewesen. Er starb beim Einflug des Schiffes in das Col-System aufgrund des jahrzehntelangen Raubbaus, den er mit seiner Gesundheit und seinem Körper betrieben hatte.

»Sie sind als einziger der damaligen Besatzung nicht sichtbar gealtert.«

»Ich bin eben ein juveniler Typ«, erklärte Doorn lahm.

»Ich glaube eher, Sie sind ein Worgunmutant. Sie können insgesamt zehntausend Jahre alt werden. Wie viele Jahre Ihrer Lebenszeit haben Sie denn schon hinter sich?«

Doorn atmete tief durch. Er wußte, es hatte keinen Sinn, dem Jungen noch länger etwas vorzumachen. »Ich bin fünfhundertsechsundvierzig Jahre vor Christi Geburt auf Epoy zur Welt gekommen.«

»Dann sind Sie also zweitausendsechshundertfünfzehn Jahre alt«, bemerkte Tom ohne lange nachzurechnen. »Sie müssen eine Menge erlebt haben.«

»Das kann ich dir sagen.« Sie hatten die Planetenoberfläche fast erreicht. In wenigen Augenblicken würden sie in den Erdmantel eintauchen. »Du weißt vermutlich, daß nur wenige mein Geheimnis kennen, Tom.«

»Klar, andernfalls hätte ich längst aus anderer Quelle erfahren, woher Sie wirklich stammen. Offenbar hüten Sie Ihr Geheimnis gut. Darum wollte ich auch, daß Sie die Funkanlage abschalten.«

»Das ist sehr rücksichtsvoll von dir. Du scheinst sehr aufmerksam und clever zu sein. Soviel ich weiß, bist du bisher der einzige, der aufgrund von Augenfälligkeiten darauf gekommen ist, daß ich kein echter Mensch bin. Ich hoffe sehr, es bemerken nicht noch andere kluge Köpfe, daß ich als einziges Mitglied der GALAXIS-Besatzung nicht wirklich gealtert bin.«

»Wenn es stimmt und meine überdurchschnittliche Intelligenz wirklich auf die Worgun-Sequenz in meiner Erbinformation zurückzuführen ist, brauchen Sie nichts zu befürchten, denn offenbar bin ich der einzige lebende Mensch, bei dem dies der Fall ist.«

»Eine beruhigende Schlußfolgerung.«

»Mir ist auch aufgefallen, daß einige wenige Besatzungsmitglieder der POINT OF in den vergangenen Monaten offenbar wieder jünger geworden sind.«

»Wir müssen diese Unterhaltung jetzt abbrechen. Wir befinden uns im Innern des Planetenmantels und stoßen jeden Moment in die Station vor.« Doorn war froh, einen Anlaß gefunden zu haben, das Gespräch zu beenden. »Du mußt mir versprechen, niemandem von meiner wahren Identität zu erzählen, Tom.«

»Das ist doch selbstverständlich. Von mir wird niemand ein Sterbenswörtchen über Ihre Herkunft erfahren. Machen Sie sich keine Sorgen. Nicht einmal Arthur werde ich davon erzählen.«

Doorn nickte zufrieden. Er glaubte dem Jungen vorbehaltlos. Im selben Moment, da er den Funkkanal wieder öffnete, durchdrang der Carborit-Flash die massive Außenmauer der Station Fande und drang in das unterirdische Gebäude ein.

*

»Ich habe die drei Flash meiner Kameraden geortet«, informierte Doorn seinen vierzehnjährigen Sozius. »Sie stehen in einer Halle im Zentrum der Anlage. Vermutlich befinden sich dort auch die technischen Anlagen des zentralen Hyperkalkulators.«

Der Bildschirm über ihren Köpfen erlosch, und auch die kleineren Monitore, die sich in der Konsole befanden, vor der Tom saß, wurden plötzlich dunkel.

»Was ist denn nun los?« wunderte sich der Junge. »Haben wir etwa einen technischen Defekt?«

»Es ist alles in Ordnung, Tom.« Doorn lenkte den Flash jetzt nur noch anhand der Ortungsdaten durch die Station. »Ich habe die Bildschirme absichtlich ausgeschaltet. Ich möchte nämlich nicht, daß du Alpträume bekommst.«

»Birgt diese alte Worgunanlage denn so viele Schrecknisse?«

»Ich weiß es nicht. Doch wenn die Station Fande ähnlichen Forschungszwecken diente wie die Worguneinrichtung, die wir auf Huwei entdeckt haben, dann ist es besser, wenn du nicht siehst, was die Labore und Forschungseinrichtungen beinhalten. Die Worgun sind nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, neue Erkenntnisse zu erlangen oder ihre Genexperimente durchzuführen.«

»Sie sind nicht sonderlich gut auf die Worgun zu sprechen«, stellte Tom fest.

»Das hast du richtig erkannt, mein Junge.«

Doorn leitete den Landevorgang ein, denn sie hatten den Standort der anderen Flash inzwischen erreicht. Nachdem sie in die Station eingedrungen waren, hatte der Worgunmutant eine Kennummer gefunkt, damit Dhark und seine Leute über ihre Ankunft unterrichtet wurden. Wahrscheinlich hatten sich die Männer inzwischen gesammelt und erwarteten sie bereits.

Nachdem das Intervallum erloschen war und der Carborit-Flash auf seinen spinnenbeinähnlichen Auslegern aufgesetzt hatte, glitt die Luke auf. Doorn stieg als erster aus, dicht gefolgt von dem Jungen.

Tom hielt sich im Schatten des Worgunmutanten, denn das Wissen, daß er gleich Ren Dhark und seinem Roboteridol Artus begegnen würde, hatte ihn etwas eingeschüchtert.

»Warum bringen Sie ein Kind mit hierher, Arc?«

Der Mann, der diese Frage stellte, war schlank und durchschnittlich groß. Er besaß weißblonde Haare, braune Augen und ein markantes, unverwechselbares Gesicht.

Tom wußte sofort, daß er mit diesem Mann den berühmten Ren Dhark vor sich hatte.

Während Doorn dem Kommandanten der POINT OF erklärte, was es mit dem »Kind« auf sich hatte, sah sich Tom verstohlen um. Sein Herz machte einen Freudensprung, als sein Blick auf den Großserienroboter fiel, der sich wie selbstverständlich der Gruppe um Ren Dhark hinzugesellt hatte. Das grüne Stirnband mit dem goldenen »A« darauf ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, um wen es sich handelte.

Um seine aufkeimende Aufregung zu bändigen, richtete Tom seine Aufmerksamkeit auf die anderen Gruppenmitglieder. Er besaß ein umfangreiches Wissen über die POINT OF und ihre Besatzung und wollte nun überprüfen, ob seine Kenntnisse ausreichten, die Anwesenden zu identifizieren.

Den Ingenieur Chris Shanton erkannte er sofort an seiner schwergewichtigen Statur, seiner Halbglatze und dem Kinnbart. Shantons buschige Augenbrauen waren über der Nasenwurzel zusammengezogen, während er Doorns Worten lauschte. Zu Shantons Füßen kauerte Jimmy, ein von dem korpulenten Mann konstruierter Roboterhund, der wie ein schwarzbefellter Scotchterrier aussah. Jimmy konnte sprechen und war mit zahlreichen Zusatzgeräten versehen, wie Tom wußte. Bis zu einem gewissen Grad war er sogar fähig, sich selbst zu programmieren. Aufgrund eines unbekannten Bauteilfehlers bildeten sich immer wieder Subprogramme, die es Jimmy erlaubten, nahezu selbständig zu agieren. Ob Jimmy, wie Arthur, nur ein außergewöhnlicher Roboter war oder bereits den Schritt zu einer echten Künstlichen Intelligenz vollzogen hatte, war Tom nicht ganz klar.

Neben Shanton stand ein hagerer Mann mit einer auffälligen Hakennase im Gesicht. Sein dunkles Haar war leicht ergraut und unter der Uniformjacke zeichnete sich ein leichter Bauchansatz ab. »Honorius Cyrano Vandekamp«, murmelte Tom, als er begriff, wenn er da vor sich sah. Der vielfältig begabte Kontinuumsforscher und Experte für Intervallfelder hatte ein breites Gesicht, etwas zu große Ohren und war als hypernervöser Choleriker bekannt. Angeblich schämte er sich für seine Vornamen und ließ sich deshalb selbst von Freunden nur mit »H. C.« anreden.

Judd Farell, den Chef der militärischen Abteilung, zu identifizieren, fiel Tom ebenfalls nicht schwer. Ein Blick auf die Rangabzeichen seiner Uniform genügte, um festzustellen, wer der große, breitschultrige Mann mit dem Stoppelbart und dem kahlen, kantigen Schädel war. In dem bläulichen Licht der Halle wirkte sein samtbraunes Gesicht blasser als gewöhnlich. Farell war ein vortrefflicher Schütze und konnte mit allen Arten von Handfeuerwaffen hervorragend umgehen. Trotzdem erfuhr seine militärische Laufbahn erst dann den gebührenden Aufschwung, als er als Wachoffizier auf der POINT OF anheuerte.

Wer der zu der Einsatzgruppe gehörende Soldat war, konnte Tom nicht herausfinden. So weitreichend war sein Wissen dann nun doch nicht, um wirklich jedes Mannschaftsmitglied zu kennen.

Die Männer waren ohne Ausnahme bewaffnet. Allerdings waren sie offenbar noch nicht auf die Idee gekommen, ihre Freilassung zu erzwingen, indem sie dem Hyperkalkulator mit der Zerstörung drohten. Tom vermutete, daß Dhark und seine Begleiter hofften, die Situation auch ohne Gewaltanwendung zum Guten zu führen, denn wenn der Hyperkalkulator vernichtet wurde, würden auch all die kostbaren Informationen zum Teufel gehen, die er gespeichert hatte.

Doorn hatte seinen Bericht beendet, und Dhark trat nun auf Tom zu. »Dann wollen wir mal sehen, ob dein Arthur richtig kalkuliert hat. Befiehl dem Hyperkalkulator, die Funksperre aufzuheben, so daß wir wieder mit der Außenwelt kommunizieren können.«

Tom nickte und sprach dann den Befehl wie aufgetragen laut aus. Dabei bediente er sich des Worgun, einer Sprache, die er fehlerfrei zu beherrschen schien.

Dhark, der auf sein Armbandvipho sah, nickte zufrieden. »Ich habe wieder Verbindung zur POINT OF. Anscheinend kooperiert der Hyperkalkulator nun tatsächlich mit uns.«

Überlegend blickte der Commander zwischen Tom und Doorn hin und her, als grübelte er darüber nach, wer von beiden der »Berechtigte« war: Tom, dessen Gene Worgun-Sequenzen enthielten, oder Doorn, der ein Worgunmutant war. Doch dann kam er zu dem Schluß, daß diese Überlegung nicht mehr von Bedeutung war und sprach eine gänzlich andere Sache an: »Bringen Sie den Jungen jetzt bitte wieder zurück, Arc. In dieser Station gibt es Dinge, die einen Vierzehnjährigen überfordern würden, wenn er sie zu Gesicht bekäme – egal wie clever und gewieft er auch sein mag.«

Doorn nickte zustimmend. Er war bereits zu einer ähnlichen Einschätzung gekommen, wie Tom wußte.

Enttäuscht preßte der Junge die Lippen aufeinander. Wehmütig sah er zu Artus hinüber, der gerade in ein Gespräch mit Shanton und Jimmy vertieft war und ihn kaum wahrzunehmen schien. Da er befürchtete, es könnte unreif wirken, wenn er jetzt versuchte, die Erwachsenen umzustimmen, fügte er sich in die Entscheidung, die ihm überdies auch mehr als vernünftig erschien. In dieser Station irgendwelchen Monsterschöpfungen der Worgun zu begegnen, erschien ihm nicht sonderlich erstrebenswert. »Bevor ich gehe, möchte ich mich noch vergewissern, ob sich der Hyperkalkulator nach meinem Rückzug noch genauso kooperativ verhält wie jetzt, Mister Dhark.«

»Das klingt vernünftig.« Der weißblonde Raumfahrer nickte zustimmend.

»Hyperkalkulator!« rief Tom daraufhin in der Sprache der Worgun in die Halle hinein. »Wirst du wieder Probleme machen, wenn ich fort bin?«

»Befehle nehme ich nur von Berechtigten entgegen«, antwortete der zentrale Stationsrechner daraufhin.

»Und wenn ich dir befehle, in Zukunft auch die Anordnungen zu befolgen, die Ren Dhark und seine Kameraden dir erteilen?«

»In diesem Fall würde ich den Anordnungen selbstverständlich nachkommen.«

»Dann befehle ich dir hiermit, genau das zu tun. Du wirst Ren Dhark und seinen Kameraden bedingungslos gehorchen!«

»Wie du es wünschst, Berechtigter.«

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen drehte sich Tom zu Dhark um. »Die Station Fande gehört Ihnen, Commander.«

Dhark legte dem Jungen anerkennend eine Hand auf die Schulter. »Dein Worgun ist ausgezeichnet, Tom. Wie kommt es, daß du diese Sprache so gut beherrschst?«

»Worgun zählt galaxisweit zu den bedeutendsten Sprachen«, erklärte Tom nicht ohne Stolz in der Stimme. »Da ich noch weit herumkommen möchte, war es nur logisch, diese Fremdsprache zu lernen. Ich habe sie mir letztes Jahr selber beigebracht – während des Angloterunterrichts.«