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Rinas Hochzeit E-Book

Simona Morani

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Beschreibung

Für Rina, Anfang zwanzig, ist der große Tag ihrer Hochzeit gekommen. Doch insgeheim sieht sie dem Ereignis mit Furcht entgegen, denn eigentlich hat ihre Schwester Ada, die selbst schnell heiraten will, sie unter Druck gesetzt und zu einer pompösen Doppelhochzeit gedrängt. Was wird Rina jetzt in einer Ehe mit dem zwar redlichen, aber selbstverliebten und etwas langweiligen Osvaldo erwarten? Und wie wird sie es schaffen, sich ihren Traum zu erfüllen und eine eigene Wäscherei zu eröffnen?

"Rinas Hochzeit" ist die ebenso charmante wie sensibel erzählte Vorgeschichte zu dem Roman "Der Waschsalon des kleinen Glücks". Denn erst vierzig Jahre nach ihrer Hochzeit wird es Rina gelingen, ihr bisheriges Leben mit allen Höhen und Tiefen anzunehmen und ein neues Glück zu finden.

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Seitenzahl: 58

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Buch

Für Rina, Anfang zwanzig, ist der große Tag ihrer Hochzeit gekommen. Doch insgeheim sieht sie dem Ereignis mit großer Furcht entgegen, denn eigentlich war es ihre jüngere Schwester Ada, die sie unter Druck gesetzt und zu einer pompösen Doppelhochzeit gedrängt hat.

Was wird Rina jetzt in ihrer Ehe mit dem zwar redlichen, aber selbstverliebten Osvaldo erwarten? Und wie wird sie es schaffen, sich ihren Traum zu erfüllen und eine eigene Wäscherei zu eröffnen?

Autorin

Simona Morani, geboren 1982, wuchs in der italienischen Provinz Reggio Emilia auf. Sie lebt seit mehreren Jahren als Journalistin, Sprachdozentin und Übersetzerin in München. Ihr Debütroman Ziemlich alte Helden wurde in Italien zu einem Überraschungserfolg, erhielt ein begeistertes Presse-Echo und wurde mit dem Literaturpreis »Premio Zocca Giovani« ausgezeichnet. Rinas Hochzeit ist eine Vorgeschichte zu ihrem neuesten Roman Der Waschsalon des kleinen Glücks, erschienen im Mai 2018 bei C. Bertelsmann.

Simona Morani

Rinas Hochzeit

Eine Kurzgeschichte zum Roman Der Waschsalon des kleinen Glücks

Aus dem Italienischen von Anja Nattefort

C. Bertelsmann

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Fiori di ciliegio bei Giunti Editore S.p.A., Firenze, Milano.
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Copyright © 2018 by Giunti Editore S.p.A., Firenze –Milanowww.giunti.itCopyright © 2018 der deutschsprachigen Ausgabe 2018 by C. Bertelsmann, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlaggestaltung: www.bürosüd.deSatz: Uhl+Massopust, AalenISBN 978-3-641-23519-2V003
www.cbertelsmann.de

Hoffnungen

Die Blütenblätter der Kirschbäume segelten stumm auf warmen Aprilböen. Zu Tausenden flogen sie herum, von der gleichen unschuldigen Blässe wie die Reiskörner, die später nach der Zeremonie auf sie niederprasseln würden.

Noch saßen die Schwesternin der alten Kutsche, die der Onkel ihnen für die triumphale Ankunft geliehen hatte, Ada hielt mit der einen Hand den geöffneten Spitzensonnenschirm, während ihre andere Hand die von Rina neben sich drückte.

Es war der perfekte Tag für eine Hochzeit. Auch auf dem Platz vor der Kirche war die freudige Erwartung zu spüren, wo die Schar der Gäste und der Schaulustigen bereits die Ohren spitzten und auf das näherkommende Getrappel der Pferdehufe lauschten.

Während die Schwestern mit der Kutsche die Straße hinunterfuhren, konnten sie die Bewohner des kleinen Dorfes mit jedem Meter deutlicher erkennen: die grüne Krawatte von Onkel Settimo, die krummen Beine ihrer Nachbarin Luisa, das neue Kopftuch ihrer Mutter, die schüchtern eingeklemmt zwischen Osvaldos kompakter und Giulianos kegelförmiger Statur dastand. Und mit jedem Meter kräuselten sich Adas Lippen mehr vor freudiger Erwartung, während Rinas Lippen vor Angst zitterten.

»Sehe ich wirklich nicht fett aus?«, fragte Ada besorgt.

»Nein«, antwortete Rina trocken und in Gedanken woanders.

»Und der Kropf unter meinem Kinn?«

»Den sieht man unter dem Schleier gar nicht, und später werden alle zu betrunken sein, um ihn zu bemerken.«

»Um was zu bemerken?«, fragte ihr Vater, der ihnen gegenübersaß.

»Oh, nichts, Papa …«, antwortete Ada und strich sich das Kleid glatt.

»Die Aufregung, nur die Aufregung«, wiegelte Rina ab.

»Wir sind da!« Ein paar Dutzend Meter vor der Kirche zogen sich die beiden Mädchen den Schleier vors Gesicht. Sie wurden mit einem höflichen langen Applaus begrüßt. Hinter dem dünnen Schleier aus Organza fühlte sich Rina schon etwas geborgener.

Wenige Schritte entfernt standen ihre künftigen Ehemänner Osvaldo und Giuliano schon bereit, um ihnen aus der Kutsche zu helfen.

Rina klammerte sich mit ihren schwitzigen, kalten Händen instinktiv an der Holzbank fest. Eine mysteriöse Kraft hinderte sie daran, auch nur einen einzigen Muskel zu bewegen.

»Was ist los, willst du die Zeremonie von hier aus genießen?«, scherzte ihr Vater.

»Steh nicht da wie angewurzelt, steig aus!«, zischte Ada ihr ins Ohr.

Erfasst von einem seltsamen Schwindel gehorchte Rina schließlich. Bildfetzen wirbelten um sie herum wie verrückt gewordene Gespenster: geschminkte Gesichter, überschwängliche Gratulationen, hohe Absätze, Gelächter, Hüte, majestätische Blumenarrangements auf der Steintreppe, Osvaldos schwarzer Schnurrbart, der für den Anlass noch sorgfältiger gezwirbelt und gewachst war als sonst. Nun gab es kein Zurück mehr.

Aus dem Inneren der Kirche läutete der Chor, begleitet von einer verstimmten Orgel, mit einem Lobgesang auf die Liebe den Beginn der Zeremonie ein. Es war Zeit, dass die Gäste eintraten, ihre Plätze einnahmen und sich auf den Einzug der beiden Brautpaare vorbereiteten.

Am Arm ihres Vaters schritten Ada und Rina dann in aller Stille durch das Kirchenschiff, zwei stolze Prinzessinnen aus der Provinz: die eine mit eingezogenem Bauch, um die übermäßigen Pfunde zu verstecken, die andere wie versteinert aus Angst vor der sich nähernden Katastrophe.

Rina hatte den Eindruck, als wollten die geöffneten Arme des Priesters ihr eher den Fluchtweg versperren als ein Sakrament erteilen. Endlich am Altar angekommen, drehte Rina sich noch einmal um und blickte ins Publikum, und jedes Mal, wenn sie jemanden erkannte, wurde ihre Angst noch heftiger.

Da waren Onkel, Cousins, Schulkameradinnen und auch die Freundinnen ihrer Mutter, die Nachbarn, die Kollegen ihres Vaters, die Kinder aus dem Katechismusunterricht mit ihren Eltern, ihre Chefin Cosetta, von der sie die beiden weißen Brautkleider zu einem Spottpreis gekauft hatte …

Erlebte sie diesen Moment wirklich? Alles war so schnell gegangen. Osvaldo schritt siegessicher auf sie zu, um dem Schicksal erhobenen Hauptes entgegenzutreten, und ein Schauder durchfuhr sie: Die Entscheidung war gefallen.

Niemand würde plötzlich mit den Fäusten gegen das Fenster trommeln wie Dustin Hoffman in der Reifeprüfung.

Weder Alain Delon noch Steve McQueen würden sie aus San Vito entführen. Nur der ganz reale Osvaldo, mit seiner zu engen Weste, den großen Poren auf seiner Nase und seinem penetranten Rasierwasser.

Als Giuliano Ada erreichte, blieb Osvaldo bei Rina stehen und drückte ihr freudig die Hand. Er hatte ihren verlorenen Blick und ihr blasses Gesicht unter dem dünnen Schleier bemerkt und versuchte, sie mit einem seiner großspurigen Witze aufzumuntern.

»Ja, ich weiß, du kannst es immer noch nicht fassen, eine so gute Partie wie mich erobert zu haben, aber wenn du schon unbedingt in Ohnmacht fallen musst, warte wenigstens ab, bis wir die Ringe getauscht haben …«

Sie lachte ihm zuliebe kurz und fragte sich im Stillen, wie sie es in den kommenden Jahren aushalten sollte, ihn zu ertragen. Als sie jedoch seine aufrichtige Absicht erkannte, sie in diesem bangen Moment aufzuheitern, empfand sie fast so etwas wie Zuneigung für ihn.

Sie wusste, dass Osvaldo hinter seiner selbstgefälligen Fassade ein rechtschaffener und humorvoller Mann mit vielen Plänen für die Zukunft war. Eine Zukunft, die sie gemeinsam gestalten würden. Genauso wie der Pfarrer es in einer Kaskade von feierlich widerhallenden Worten ausmalte, die sich, nur von den Gesängen unterbrochen, mit jeder Minute tiefer in ihre Brust bohrten, bis es zum endgültigen Versprechen kam.