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Es geht um Musik, Bands, Partys und Exzesse. Wer (u.a.) wissen möchte: warum man(n) in einer Tanzkapelle spielt, kann es in diesem Buch offen und schonungslos erfahren. Außerdem: Warum das Scheeßel-Festival 1977 zum Desaster wurde oder warum der Bockbieranstich in Kleinbremen zu einer Massenorgie mutierte. Dieses und vieles mehr können Sie in diesem amüsanten Buch in Erfahrung bringen und sogar Antworten finden (oder auch nicht). Zu Risiko und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Buchbeilage (falls vorhanden) oder setzen sich mit Ihren zuständigen Hausarzt in Verbindung bzw. fragen ihren nächsten Apotheker. Für eventuelle Schäden jeglicher Art übernehme ich keine Haftung. BOISY BEEFEATER
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Seitenzahl: 249
Veröffentlichungsjahr: 2020
Gewidmet all jenen, die mich kennen.
Insbesondere meiner lieben Frau P.
von Jo Rednas
Freischaffender Musikjounalist, schreibt für diverse Zeitungen und Zeitschriften.
Boisy erzählte mir eines Tages, dass er einige Geschichten im Kopf hat, die er gerne zu Papier bringen möchte, und ob ich ihm dabei helfen könnte.
„Warum nicht?", sagte ich zu ihm. Ich fragte „Worüber willst du denn schreiben?" Er sagte: „Über entscheidende Einflüsse und Erlebnisse im Leben eines Musikers."
Das hier nun vorliegende Material ist zum größten Teil in der Straßenbahn niedergeschrieben worden und zwar auf dem Weg zur Arbeit nach Wettbergen/Altwarmbüchen. Ein besonderer Dank geht deshalb an die Piloten der Üstra-Linie 3.
Während andere Fahrgäste mit ihren Smartphones vermutlich sinnfrei herumdaddelten, schrieb Boisy eifrig seine Geschichten, wunderbar altmodisch mit analogem Bleistift auf realem Papier. Abends wurden diese dann im klassischen Zweifinger-Suchsystem in den PC gehackt und in Form gebracht. Dieser eher langweilige Teil wurde mit dem einen oder anderen guten Tropfen erträglich gemacht.
Nicht alles in diesem Buch ist wahrheitsgetreu, einiges ist ziemlich schräg, aber alternative Fakten haben ja Hochkonjunktur. Die Hauptsache ist jedoch, dass Sie als Leser genau so viel Spaß mit diesem Buch haben, wie Boisy beim Verfassen der Geschichten. Ich hatte ihn jedenfalls.
Einige Personen, Bands & Kapellen in diesem Buch sind frei erfunden.
Herauszufinden, welche das sein könnten, bleibt dem verehrten Leser selbst überlassen.
Sollten Ähnlichkeiten oder gar Übereinstimmungen mit tatsächlichen Personen, Bands und Kapellen auftreten, war das nicht beabsichtigt oder gewollt.
Es handelt sich dann um Reiner Zufall. Die Anschrift finden sie am Ende des Buches.
Alle anderen genannten Personen, Bands und Kapellen gab es wirklich und gibt es teils immer noch, und das ist auch gut so.
Vielen Dank an meinen alten Freund und Weggefährten Jo Rednas für die Textaufbereitung und einige Wortbeiträge.
B. Beefeater
... übrigens
Was ist eigentlich eine Durststrecke?
Unter einer Durststrecke
versteht man den Weg
von einer Kneipe zur nächsten.
(Unbekannt)
Boisy - ein Porträt, gezeichnet von dem wunderbaren Franky
aus dem kleinen, wunderschönen Ort Matala (Kreta).
Boisy wurde am 5. August 1958 in Rinteln an der Weser geboren. Es wurde das dritte Kind der Familie, und wieder ein Junge. Er durchlief eine ganz normale Kindheit und absolvierte 1974 seinen Abschluss an der dortigen Hauptschule.
In der Schule bekam er irgendwann den Spitznamen Boysie verpasst. Wie der Name genau entstand, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Zeitzeugen, etwa Schulkameraden waren nicht aufzufinden. Der Name kommt wohl aus dem Englischen, von Schoolboy. Er war ein netter, schlanker, gut aussehender Schuljunge, der bei den Mädels gut ankam. Das School wurde weggelassen, an das Boy wurde noch ein Sie gehängt, und fertig war der Name Boysie. Jahre später wurde die Schreibweise des Namens in Boisy geändert (er wollte wohl als gestandener Mann nicht mehr mit Boy in Verbindung gebracht werden bzw. nichts mehr damit zu tun haben).
Einige Zeit später, Mitte der 1980er-Jahre folgte ein Zuname: Beefeater. Es gibt eine bekannte Ginsorte gleichen Namens, die jedoch nicht ausschlaggebend war.
Er setzt sich zusammen aus Beef (Steak) und Eater (Esser), also Steakesser (Fleisch ist sein Gemüse!). Damit war der Name komplett: Boisy Beefeater.
Nach dem Schulabschluss machte er eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf und entdeckte die Liebe zur Musik. Er gründete mit einigen Freunden die Band Raam (dazu mehr im nächsten Kapitel) und ließ sich die Haare bis zum Bauchnabel wachsen.
Ein halbes Jahr vor Beendigung der Ausbildung sagte sein Lehrherr: „Entweder die Haare kommen ab und du kannst weiterarbeiten oder aber du lässt dir die Haare weiterwachsen und gehst". Boisy machte noch die Gesellenprüfung und entschied sich für die zweite Option. Lieber wollte er ein (Kraut)Rockstar werden und mit der Band Raam Karriere machen.
1981 zog es ihn nach Hannover und er drang in die dortige Musikszene ein. Mitte des Jahrzehnts war er Gründungsmitglied der Chicago Blues Section (CBS). Sie machten zwar keinen Chicago-Blues - wie auch? Chicago war in weiter Ferne - dafür aber weißen, rauen, Johnny Winter orientierten City-Blues. Aus CBS entstand dann später die Sixpack Bluesgang. Er spielte unter verschiedenen (Künstler)Namen bis 2002 in diversen hannoverschen Bands, wie z. B. Powerful Stuff, Backseat Lovers, Rocks Off, Rockoholics, Dr. Sixpack, doch der große Durchbruch blieb ihm verwehrt.
1998 machte er eine Art Umschulung. Er arbeitet seitdem als Verkäufer in der Entertainmentabteilung eines Großen Elektro-Kaufhauses.
2002 zog er sich ganz aus der Musikszene zurück. Er wollte ein Jahr Pause machen und sich neu orientieren, sagte er zu mir. Aus einem Jahr Pause wurden sieben.
Seit 2007 lebt er mit seiner Frau zurückgezogen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover.
2009 hat er wieder angefangen Musik zu machen. Unter dem Namen Boisy B spielt er in einer sechsköpfigen Band.
Trotz seiner traumatischen Erlebnisse in den 1970er Jahren, insbesondere des tragischen Unglücks mit der Krautrockband RAAM, kann er es einfach nicht lassen. Einmal Mucker, immer Mucker, oder wie heißt es so schön?
Wir dem auch sei, seit diesem Unglück ist er traumatisiert und wird nie wieder zu seiner alten Form zurückkehren.
Wie kam es also zu der Wiederaufnahme?
Im April 2009 erschien eine Anzeige in der Magascene - das Stadtmagazin für Hannover -, die Boisy keine Ruhe mehr ließ. Gesucht wurde ein Schlagzeuger für eine Bluesband.
Im Mai 2009 verbrachten sie den 50. Geburtstag seiner lieben Frau im Spreewald. Sie sprachen über die Annonce. Boisy war, seit er sie gelesen hatte, völlig aufgewühlt, fühlte sich irgendwie beobachtet, war hin und hergerissen. Die nervösen Zuckungen in seinen Händen wurden immer stärker und waren nicht zu kontrollieren.
Die Götter des Rock gaben ihm schließlich eines Morgens ein Zeichen, das er nicht ignorieren konnte. Sie saßen draußen auf der Terrasse und waren am Frühstücken. Auf einmal kam starker Wind auf, es wurde dunkel. Blitze und Donner drangen vom Himmel herunter und ließen den Spreewald erzittern.
Dann schlug plötzlich ein purpurfarbener Blitz direkt in den runden Tisch ein , an dem sie saßen, woraufhin er in der Mitte entzweibrach. Boisy fiel vor Schreck vom Stuhl und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Seine Frau saß fassungslos mit großen Augen daneben und schaute dem Spektakel zu. Vor ihnen stand eine göttlich leuchtende Erscheinung, eine skurrile Mischung aus Gitarre und Mensch. Ein Rockgott mit fünf Saiten. Sie sagte in einer tiefen, furchteinflößenden Stimme:
DU MUSST DICH DA MEEEEHLEN!!
Mehr sagte sie nicht (es handelte sich bei der zuvor erwähnten Annonce um eine mit einer E-Mehlanschrift).
Es gab einen weiteren Blitz und dann war SIE auch schon wieder verschwunden. Sie konnten beide nicht fassen, was da gerade passiert war. Auch die um sie herum sitzenden Frühstücksgäste waren irritiert. Ein in der Nähe stehender Ober kam zu den beiden und fragte aufgeregt, ob er was tun könne. Boisy gab eine Bestellung auf: zwei Spreewalder Pils zur Beruhigung und einen neuen Tisch. Dann stand er auf, setzte sich auf seinen Stuhl und zündete sich eine Zigarette an.
Die eindringlichen Worte hingen unwiderruflich in seinen Gehörgängen fest.
Ein paar Tage später kehrten sie nach Hause zurück. Und was tat er als Erstes? Sich auf die Annonce mehlen!
JA, ROCK SEI DANK!
Das erste Konzert mit der Bluesbox No. 10 fand am 20.03.2010 im Kulturpalast in Hannover-Linden statt.
Aber, wie das so ist, es ging nicht lange gut. Die Band löste sich schon im Mai 2012 wieder auf. Zwei unterschiedliche Strömungen bezüglich der weiteren Ausrichtung der Band führten dazu. Den letzten Auftritt gaben sie am 24. April 2012 in der Philharmonie in Hannover. Durch die Auflösung entstanden zwei neue Bands. Die eine Band mit Boisy nannte sich The Wang Dang Doodle Gang und die andere Vettes Katze.
Boisy war von der neuen Besetzung (Gesang, zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug) angetan, zumal auch sein alter Bassmann Wolle, der auch beim Dritten Ohr mitgespielt hatte, dabei war.
Leider ging das ebenso wenig gut. Sie spielten noch im August 2013 auf der Party von Boisy zum 55sten Geburtstag, dann stieg der Bassmann aus. Ein Ersatz war nicht zu finden, Ende des Jahres ging der Sänger. Boisy hatte auch keine Lust mehr und damit war die Sache erledigt. Die Band wurde aufgelöst. Boisy machte jedoch weiter.
Ein ehemaliger Mitmusiker erzählte ihm von einer Bluessession im Minchen. die dort regelmäßig stattfand - inzwischen nicht mehr, der Laden hat leider zugemacht. Boisy wurde neugierig und schaute mal rein, um zu gucken, was da so abgeht. Er fand Gefallen daran, mit unbekannten Leuten auf der Bühne zu stehen und zu musizieren.
Seit Frühjahr 2014 sieht man ihn häufiger bei der ein oder anderen Session in Hannover, zum Beispiel in der Marlene oder im Frosch. Die Blues-Session im Minchen wird seit September 2016 im Clubhaus 06 Hannover fortgesetzt. Immer am ersten Freitag im Monat, schaut mal rein.
Seit Februar 2014 spielt er zudem fest in einer Akustik-Formation mit Gitarre und Gesang, Banjo und Akkordeon. Er knüpft dort den rhythmischen Teppich. Es macht ihm viel Spaß, weil es etwas völlig anderes ist: Sie spielen Oldies in einem neuem Arrangement und Folk und Countrysongs. Die Band nennt sich Forever And The Day (siehe auch Weblinks). Aber das ist noch nicht alles, auch eine elektrische Band ist am Start. Zwei Gitarren , Bass, Schlagzeug. Das hat ihm wohl gefehlt. Sie nennen sich Low Performers, eine Blues- und Rockcoverband.
Er kann es einfach nicht lassen ...
Auf die Frage, wofür der Buchstabe B steht, hier die Antwort von Boisy B persönlich:
„Das B kann, soll, alles oder nichts bedeuten!"
Es kann also für alles Mögliche stehen, etwa für Böschungsmauer, Ballermann, Bergland, Banküberfall, Betonpfeiler, Baguette, Bluesbox, Bulletten, Bockbier, Busengrapscher, Bachstelze, Beethoven, Bong, Büstenhalter, Bauaufsichtsbehörde.
Tja, sucht Euch einfach ein Wort aus oder (er)findet selber eins, es wird schon passen!
Zum Schluss möchte ich noch Folgendes los werden:
Ich wünsche meinem alten Freund Boisy, seiner Frau und
den zahlreichen Leserinnen und Lesern dieses wunderbaren
Buches alles Gute und eine schöne Zeit hier auf diesem
Planeten.
Und denkt daran, wir haben nur diesen einen!
Geht behutsam mit ihm um.
Mit herzlichen Grüßen aus den tiefen, feuchten Sümpfen des Weserdeltas.
Jo Rednas
Die frühen Jahre
Der P5 steht vor der Tür oder das plötzliche Ende eines gemütlichen Pizzaessens
Guru Guru: Der Elektrolurch
Das Scheeßel Desaster
Franz K.: Rock in Scheeßel
Die Kleinanzeige
Der Zwischenfall I
Der Bockbieranstich
Die wirklich wahren Gründe warum man(n) in einer Tanzkapelle spielt
Paint It Black in Moellenbeck
Boisy's kleine Bildergalerie
Der Zwischenfall II
Musik verbindet
Down To the (Doctors) Canvey Island
Hello, My Name is Daisy
Die Quietsch-Beuys
Die Abschiedsrede
Das Brawo-Interview
Das Dritte Ohr: Vollmond
Neues von den (Ex) Slipeinlagen
Die Pressemitteilung
Der Zwischenfall III
Tipps
Weblinks
Quellennachweise & Danksagungen
Zum Schluss
von
Jo Rednas
(damaliger Manager der Band Raam)
„Wir wollten möglichst schnell reich
und berühmt werden."
(O-Ton Boisy Beefeater im Jahre 1977)
(Foto: BPA)
1974 gründete B.B. mit einigen Freunden die Krautrockcombo Raam, die nach ein paar erfolgreichen Jahren und Platten ein jähes, tragisches Ende nahm.
Die Band nahm zwei Studioalben auf. Und es gibt eine Live-Scheibe, aufgenommen auf dem Umsonst und Draußen Festival 1978 in Vlotho. Das dritte Studioalbum war gerade in Arbeit, dann kam dieses abrupte Ende der Band, wirklich sehr schade.
Diese drei Scheiben sind absolute Raritäten und unter Krautrockfans begehrte Sammlerobjekte, da sie nie wieder nachgepresst wurden. Die Masterbänder wurden nämlich bei einem Studioeinbruch 1985 gestohlen. Sie sind seitdem spurlos verschwunden und gelten als verschollen. Keiner weiß wo sie sind ...
Danach versuchte B.B. eine Solokarriere als Pop(p)-Sänger zu starten, die aber nur kurz andauerte. Unter dem (Künstler)Namen Bo Bergland nahm er in den bekannten Extertal-Tonstudios eine in Deutsch und Englisch gesungene Single auf, mit der A-Seite: „Rinteln liegt nicht am Mississippi", B-Seite: „Cowbell Boogie".
Sie wurde ein totaler Flop, schon kurze Zeit später konnte man sie für 50 Pfennig auf den Krabbeltischen bei Woolworth und bei Radio-Eckel in der Klosterstraße erwerben.
Im Frühjahr 1981 zog er dann aus musikalischen und persönlichen Gründen nach Hannover.
Hier nun die Platten von Raam:
Raam Cannabia (1976)
Isabels Ritt auf der Morgenlatte (1978)
mit der Singleauskopplung
A-Seite: Morgenlattenblues
B-Seite: Raamadaan (Instrumental)
und das
Doppelalbum Absolut Live 1978 (1980).
alle erschienen
bei ImmaLustich Musikverlag (ILMV) Hodenhagen.
Auszug aus einem Interview mit der
Musikzeitschrift MDL aus dem Jahre 2009:
Titel des Interview: Trauma Raam und kein Ende?
Boisy: „Wir wollten damals möglichst schnell reich und berühmt werden, dann dieses schlimme Ende. Ich habe mich nie davon erholt. Dieses schreckliche Ereignis haftet an mir, ich werd es nicht mehr los. Man kann sagen, seit diesem Tage im September 1979 bin ich traumatisiert."
Jo: „Ja, das ist schade, das tut mir sehr leid. Vielleicht klappt es ja im nächsten Leben. Ich drücke jetzt schon mal die Daumen!"
Boisy: „Ja, vielen Dank, könnte sein, schau'n wir mal!"
Rintelner Tageblatt (RTB) vom September 1979:
TRETBOOT-KOLLISION AUF DEM DOKTORSEE:
3 PERSONEN SIND ERTRUNKEN
Von Ana Popowisch
RTB/Rinteln. Bei einem Tretbootausflug der bekannten schaumburgischen Krautrockcombo „Raam" kam es zu einem tragischen Unfall.
Auf offener See stießen sie aus noch unerklärten Gründen mit einem anderen Tretboot frontal zusammen.
Das Boot ging in Sekundenschnelle unter. Mit an Bord war neben der vierköpfigen Band auch ihr Manager Jo Rednas. Drei Mitglieder der Band sind dem Sog des sinkenden Boots zum Opfer gefallen.
Eine Obduktion hat ergeben, dass sie bis über beide Ohren mit diversen Betäubungsmitteln abgefüllt waren. Augenzeugenberichten zufolge fielen sie ins Wasser und gingen sofort unter.
Die anderen beiden Bootsinsassen, der Schlagzeuger und der Manager der Band, konnten mit dem herbeieilenden Seenotrettungskreuzer „Gertrud" aufgelesen und in Sicherheit gebracht werden.
Der tragische Unfall löste unter den zahlreichen Krautrockfans in der Region tiefe Betroffenheit aus.
Die beliebte Band arbeitete gerade an ihrem dritten Studioalbum und stand kurz vor ihrem internationalen Durchbruch wie der Manager unter Tränen angab.
Daytime Is Not My Time
But my Time Is the Right Time
Auszug aus dem Song „Daytime" vom JANE-Album
TOGETHER 1972
Es war an einem schönen Sommertag im August.
Genauer gesagt, es war Donnerstag, der 12. August 1976. So gegen 14 Uhr.
Barnie hatte sich mit seinen Freunden Josh und Fridell verabredet. Alles war soweit vorbereitet. Der Kuchen war gebacken und die notwendigen LPs für eine ordentliche Beschallung standen griffbereit unter dem Plattenspieler. Nur der Tee musste noch aufgegossen werden.
Es klingelte an der Tür. Barnie öffnete seinen beiden Freunden und die drei gingen hoch in Barnies Zimmer. Hier war es angenehm kühl. Das Fenster stand auf Kipp und die dunkelroten Vorhänge waren schon den ganzen Tag zugezogen. Die Sonne schien gedämmt hindurch und tauchte das Zimmer in ein warmes rotes Licht.
Die drei hatten erst überlegt sich in den großen Garten zu setzen, aber es war zu warm und zu hell. Außerdem standen sie dann unter Beobachtung der neugierigen Nachbarn des Reihenhauses und konnten womöglich nicht ungestört verbotene Substanzen zu sich nehmen. Barnie hatte die Wohnung für sich. Seine Eltern waren für einige Tage zum Gardasee nach (Gen)Italien verreist.
Er hatte bereits einen Tag zuvor einen Kekskuchen, einen Kalten Hund gebastelt. In den sogenannten Hausfrauenkuchenbackfachkreisen wird er auch Kalte Schnauze genannt, weil die Oberfläche an die feuchte Schnauze eines Hundes erinnert. Der Kuchen besteht im Wesentlichen aus einer Kakaocreme und den guten Bahlsen Leibniz-Butterkeksen. Er wird in einer Kastenform aufgeschichtet, also eine Schicht Kekse, eine Schicht Kakaocreme, eine Schicht Kekse, eine Schicht Kakaocreme ... Die Zutaten werden zuvor vorsichtig in erhitztem Palmin Kokosfett eingerührt. Allerdings hat Barnie den Teig noch mit Shit veredelt: Er hatte eine Ecke frischgemahlenen Grünen Türken unter den Teig gehoben. Bei seinen Mischungen musste man allerdings vorsichtig sein. Er übertrieb es manchmal. Unter Umständen war die Wirkung so stark, dass es einem später die Schuhe auszog.
Nach dem Aufschichten kommt die gefüllte Kastenform für einige Stunden in den Kühlschrank. Anschließend kann man ihn servieren und genießen.
Während der Kalte Hund noch kälter wurde, setzten die drei sich in Barnies Zimmer auf den Teppich. Den großen Tisch hatte man in die Ecke gerückt. Es wurde Tee getrunken und eine Tüte mit Rotem Libanesen machte die Runde. Die Musik lief, aus den Boxen drang das Stück „The Work Is Done", von der ersten Seite der Birth Control Live-LP. Sie sprachen über das B.C. Konzert in Lage bei Detmold, das in einer bestuhlten Aula stattgefunden hatte.. Ein richtig geiles Konzert. Nossi, der Schlagzeuger, war mit einer Bassdrum zwischen den Beinen über die Bühne gerobbt. Die Leute waren gut drauf gewesen und hatten auf den Stühlen gestanden. Die Ordnungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr Lage hatten reichlich zu tun gehabt, sie wieder herunterzuholen.
Der Joint war bald aufgeraucht. Fridell drückte ihn in einem schwarzen Aschenbecher, der die Form einer aufgehaltenen Hand hatte, aus. Josh, der gerne eine Knarre bei sich trug, stellte mit breitem Grinsen seine neueste Errungenschaft vor, eine Walther PPK - Kaliber 6,35mm, wobei PPK für Polizei-Pistole-Kriminal stand - und fuchtelte damit herum. Man konnte sagen, er war ein Waffennarr. Somit war er natürlich auch Mitglied im Schützenverein Rinteln. Wenn er allerdings stoned war, musste man echt aufpassen. Er war dann unberechenbar. Fridell fand Joshs Verhalten nicht witzig, ihn nervte das. Josh grinste sich einen und steckte die Knarre wieder weg.
Barnie wechselte die Platte und legte die dritte Seite auf mit Gamma Ray, in der genialen zwanzigminütigen Live-Version. Dann ging er runter in die Küche, setzte einen Tee auf und steckte sich eine Roth-Händle an. Während der Tee zog, schnitt er den Kalten Hund mit einem Brotmesser in mehrere dicke Scheiben und zog an seiner Zigarette. Etwas Asche fiel auf den Kuchen, er pustete sie vorsichtig weg. Anschließend stellte er die Sachen auf ein Tablett und ging wieder nach oben.
Josh und Fridell zeigten sich erfreut über die süße Überraschung, aber da wussten sie ja noch nicht, was da drin noch so enthalten war. Barnie sagte nichts und alle drei nahmen ein Stück.
Fridell hatte auch was Leckeres zum Rauchen dabei. Er bat um die Pfeife von Barnie, der ihm bereitwillig seine Maiskolbenpfeife reichte. Es fehlte zwar schon das Mundstück, aber das war egal. Die Pfeife hatte er von seinem älteren Bruder Ludger geschenkt bekommen. Er war vor einiger Zeit nach Berlin gezogen. Barnie wohnte jetzt in seinem ehemaligen Zimmer, das größer war als sein altes.
Fridell holte also aus seiner Jackentasche einen Beutel feinstes Kongogras hervor. Er hatte es von seinem letzten Amsterdam-Trip aus einem Coffee-Shop mitgebracht und es in ein Paar getragenen Socken über die Grenze geschmuggelt. Die hatte er in der Innenseite eines dicken Schlafsackes unten am Fußende eingenäht.
Inzwischen hatte Barnie die vierte Seite mit „She's Got Nothing On You" und „Long Tall Sally" aufgelegt.
Fridell zeigte ihm den Beutel mit dem Gras, er öffnete ihn und roch dran. Es roch phantastisch - und nicht nach Schweißfüßen! Dann machte er die Pfeife klar, zündete sie an und ließ sie kreisen. Dicke Wolken stiegen auf. Das Zeug haute mächtig rein.
Barnie wechselte die Platte. Es gab jetzt die passende Musik zum Abheben. Musik von den Kosmischen Kurieren, von Ash Ra Tempel, die erste LP-Seite mit „Space". Ab und zu knallte es, es waren aber nur die getrockneten Grassamen, die sich in der Mischung verirrt hatten und explodierten. Die drei, schon ziemlich stoned vom Gras, hoben mit den Kosmischen Kurieren und deren Musik in die unendlichen Weiten des Weltraums ab.
Inzwischen war die Pfeife durch, die Luft im (Welt)Raum grasgeschwängert. Sie spürten ihre Körper nicht mehr und wurden eins mit der Musik. Es folgte die zweite LP-Seite mit dem Stück „Time".
Barnie schwebte unterdessen in die Küche und brachte Gläser und eine Flasche „Portugieser Schweiß" bzw. Weißherbst mit. Als kleine Erfrischung für den heißen Hals und für den Körper, den sie allerdings nicht mehr spürten.
Die Platte war inzwischen (schon wieder) zu Ende. Barnie legte jetzt die Kraan Live-LP auf mit „Nam Nam" und „Holiday am Marterhorn". Was zum Abrocken. Er drehte die Musik lauter.
Einige Zeit später knallte es. Diesmal war es jedoch nicht die Pfeife, die war ja schon lange durch. War es vielleicht der Urknall gewesen? Sie schauten sich erstaunt um. Josh spielte mit seinem „Walther" herum - gemeint ist natürlich die Knarre! Es hatte sich wohl ein Schuss gelöst. Aber wohin war der gegangen? In den Kopf auf jeden Fall nicht. Der war noch dran. In den nicht vorhandenen Körper klarerweise auch nicht. Vielleicht in die unendlichen Weiten des Weltraums? Vielleicht sogar mitten in ein Schwarzes Loch? Keiner wusste es so genau. Josh, inzwischen noch breiter, hatte nichts gemerkt. Er tastete sich vorsichtig ab, spürte aber nichts. Wie in Zeitlupe zog er daraufhin sein linkes Hosenbein hoch, ganz langsam. Dort zeigte er auf eine Stelle. Sie schauten. Ja, da war ein kleiner runder Fleck zu sehen. Das musste das Einschussloch sein. Der Schuss ging in die untere Wade. Die Kugel steckte noch drinnen. Es war also kein Durchschuss. Nein, es war nur ein Steckschuss! Aber Josh war davon ziemlich unbeeindruckt. Es war nicht das erste Mal, dass ihm so was passierte. Ein anderes Mal hatte er sich schon mit einer Luftpistole in die Hand geschossen.
Die Musik war noch lauter geworden. Aus den Boxen drang das Stück „Nantucket Sleigh Ride" von der DO-LP Mountain Live, mit Leslie West an der Gitarre. Ein Stück, das sich über zwei LP-Seiten erstreckte.
Fridell und Barnie waren froh, dass er seine 44er Magnum im Auto gelassen hatte! Josh schlug vor, auf den Schreck noch einen zu rauchen. Fridell nickte und machte die Pfeife mit dem guten und wundersamen Kongogras klar.
Barnie schwebte in der Zwischenzeit die Treppen hinunter direkt in den Weinkeller seiner Eltern. Er schaute sich um und entschied sich für eine Flasche Oppenheimer Krötenbrunnen. Wieder oben im Zimmer angekommen, wechselte er die Platte. Er legte eine seiner Lieblingsscheiben: eine Do-LP von Guru Guru mit dem „Elektrolurch".
Die Pfeife wurde entzündet und nach einigen Minuten fing der Lurch an zu sprechen:
Gestatten Sie, hier spricht der Elektrolurch.
Ich befinde mich in der Lüsterklemme neben dem Hauptzähler. Ich sorge für Euren Saft!
Volt, Watt, Ampere, Ohm, ohne mich gibt's keinen Strom!
Die Pfeife war am kreisen. Es folgte bald die Stelle mit:
Was war für dich ein besonders wichtiges Ereignis?
Der erste Bohnenkaffee nach dem Krieg!
Dann folgte eine sehr wichtige, entscheidende Frage, ja vielleicht die Frage aller Fragen:
Was macht ihr eigentlich, wenn ihr einmal älter seid?
Über diese Frage machten sich die drei allerdings an diesem Donnerstagspätnachmittag wirklich keine Gedanken. Trotzdem war die Frage nicht unberechtigt. Für Mani Neumeier, den Schlagzeuger, inzwischen 79 Jahre alt, war die Antwort auf die Frage schon damals klar: Musik natürlich!
Es war jetzt kurz nach 17Uhr und Ihre kleine Drei-Mann-Party war mächtig am Kochen - beziehungsweise eher Dampfen. Fridell bekam Appetit auf eine weitere Scheibe Kalten Hund. Eine gute Idee, fand Barnie. Die drei nahmen sich noch ein Stück. Die andere Hälfte des Kuchens brachte Barnie zurück in die Küche. Er hatte vor, sie als Wegzehrung für morgen aufheben. Sie wollten zum Jane-Konzert nach Hannover fahren.
Einige Zeit später - inzwischen lief „Oxymoron" - schlug Fridell vor, noch einen Ausflug zu machen. Man könnte später nach BuckBuck - Bückeburg - fahren und dort eine Pizza essen. Er hatte vom vielen Rauchen wohl Heißhunger bekommen.
Die Platte war zu Ende - leider. Barnie legte jetzt die Liveversion von „Strange Kind of Woman" von Deep Purple's „Made in Japan" auf den Plattenteller. Gleich darauf schwebte er zum Fenster und machte es ganz auf. Die Luft war vom Dope geschwängert und zum Schneiden, aber ein Luftaustausch wollte nicht stattfinden, da es draußen zu warm war.
Barnie verließ das Zimmer mit den Worten: „Geh mal kurz auf den Dachboden. Bin gleich wieder da!" Gegenüber vom seinem Zimmer führte eine steile Holztreppe zum Dachboden hinauf. Dort angekommen machte er den Kleiderschrank auf und holte eine Uniform raus. Es war die seines älteren Bruders Ralf, der sich für vier Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr verpflichtet hatte. Die Zeit war bereits um, daher hatte er seine gesamten Bundeswehrklamotten hier im Schrank gebunkert. Es handelte sich um eine dunkelblaue Offiziersuniform, Grad Leutnant, vom Luftwaffengeschwader Boelcke aus Fürstenfeldbruck. Barnie zog sich die Hose und die Jacke an.
Dann kam er auf die spontane Idee, eine Runde mit der Märklin-Autorennbahn zu spielen, die hier auf einer großen, rechteckigen Platte auf zwei Holzböcken aufgebaut war. Kurze Zeit später - er hatte schon einige Runden hinter sich - kam Fridell die Treppe hoch und schaute ,was los ist.
Die Tür vom Zimmer unten stand jetzt auf. „Space Truckin" schlängelte sich laut zu ihnen nach oben und bohrte sich in ihre Gehörgänge. Die beiden fuhren erstmal einen aus, aber Barnie hatte keine Chance gegen Fridell. Er hatte es einfach besser im Griff mit der Bedienung. Nach etlichen Niederlagen wollte Barnie nicht mehr. Die beiden gingen wieder hinunter ins Zimmer.
Josh hatte inzwischen den ganzen Krötenbrunnen ausgetrunken. Es war kurz nach 20 Uhr. Er war vollbreit.
Fridell fragte Barnie breit grinsend, was denn außer Schokolade noch im Kuchen war. Er erzählte den beiden von einer türkischen Gewürzmischung, mit der er den Teig veredelt hatte. Jetzt wussten sie Bescheid, was los war - und die drei lachten sich kaputt!
Die Wirkung des Kuchens hatte inzwischen die vollen Ausmaße erreicht. Alle drei befanden sich in eine Art Schwebezustand, hatten kein Zeit- und Raumgefühl mehr. Sie hatten voll die Kuppel auf, spürten ihre Körper nicht mehr. Sie fühlten sich wie Astronauten, die gerade ihren ersten Mondspaziergang machten.
Auch die Musik war jetzt spacig. Barnie hatte die neue LP von Steve Hillage aufgelegt. Fridell bekam derweil immer größeren Heißhunger auf Pizza. Er drängelte und wollte bald starten.
Erst jetzt bemerkte er, dass Barnie eine Uniform trug, und wunderte sich. „Was ist das denn?! Damit willst Du los?", fragte er. Barnie nickte. „Wir sind vom Raumgeschwader Boelcke und starten gleich in geheimer Mission. Wir werden zum Planeten BuckBuck reisen und dort in der Raumkantine Destille eine Pizza zu uns nehmen. Und du Fridell, bist unser Raumkommandant", antwortete Barnie. Sie kriegten sich nicht mehr ein, bekamen einen Lachanfall nach dem anderen. Auch Joe war dauernd am Kichern. Er saß noch auf dem Teppich, die beiden mussten ihm erst mal auf die Beine helfen. Und das war vor lauter Lachen gar nicht so einfach! Die drei machten sich abflugbereit, schwebten die Treppe hinunter zur Haustür, verließen das Gebäude und gingen zum Raumshuttle.
Da Josh mit seinem Renault R4 wegen seiner Beinverletzung nicht fahren konnte, nahmen sie also den Shuttle von Fridell. Zuerst stieg Barnie ein, ohne Strümpfe, als Schuhwerk trug er nur ein paar alte Schlappen - bekannt unter dem Fachbegriff „Jesuslatschen". Außer der Uniform trug er ein mit Sonnenblumen bedrucktes weises Stirnband und eine runde Sonnenbrille mit Spiegelgläsern. Dann folgte humpelnd der angeschlagene Josh, er saß mit vorne als Co-Pilot. Zuletzt stieg Fridell, der Kommandant der Mission, ein. Einige Nachbarn vom Haus gegenüber verfolgten gespannt das Schauspiel. Sie sagten kein Wort, sondern schüttelten nur mit den Köpfen. Die Reise konnte beginnen. Um zum Planeten BuckBuck zu gelangen, mussten sie nur wenige Stationen überwinden.
Also von der Raumstation Rinteln los, über den Sternenberch, vorbei an den beiden kleinen Planeten Todenmann und Kleinenbremen, und schon waren sie da - eigentlich nicht so weit.
Fridell ließ den Motor an und legte eine Kassette mit Musik von Genesis ein, Stücke von der LP „The Lamb Lies down On Broadway". Er hatte eine gute Anlage im Shuttle installiert Sie bestand aus vier Boxen, zwei waren vorne jeweils in den Türen eingebaut und zwei befanden sich im hintern Bereich auf der Ablage. Der Sound war intensiv, laut und knackig, einfach brillant - ging durch den ganzen Körper.
Man verließ die Raumstation ohne Probleme, bald schon machte der Kommandant jedoch spontan einen kleinen Abstecher zum nahen Sternenwald. Ein schmaler Weg endete an einem Sternenschaukelplatz. Josh und Barnie waren etwas verwundert. Wie, eine Runde schaukeln oder was? Nein, Friedel wollte noch einen dampfen. Er bat um die Pfeife und baute noch einen mit dem wunderbaren Gras. Die drei saßen im Shuttle, die Seitenfenster waren heruntergekurbelt. Sie rauchten und lauschten den Klängen von „The Carpet Crawlers".
Von hier oben hatten sie einen wunderschönen Ausblick auf die Raumstation Rinteln und das weite Wesersternental. Hinten rechts konnten sie auch den großen, funkelnden Doktorseestern erkennen.
Die Pfeife ging viel zu schnell zu Ende. Fridell klopfte sie am Türrahmen aus. Inzwischen liefen die abgefahrenen Klänge von „Here comes the Supernatural Anaesthetist".
Der Kommandant ließ den Motor an. Die Reise durch den Raum konnte weitergehen. Er drehte den Shuttle und es ging den schmalen, holprigen Sternenwaldweg zurück Richtung Hauptflugbahn.
Barnie kam plötzlich auf die verrückte Idee, auszusteigen, um einige Meter oben auf dem Shuttle mitzufahren - gesagt, getan. Er musste sich aber gut festhalten. Fast wäre er runtergefallen und womöglich für immer in den unendlichen Weiten des Universums verschwunden. Sonst fand Barnie diesen Ritt sehr lustig. Er war aber auch froh, dass Fridell anhielt und er wieder einsteigen konnte.
Sie kamen auf die Hauptflugbahn und es ging zum Planeten Todenmann.
Inzwischen lief Musik von Yes, „The Gates Of Delirium" vom 1974er-RELAYER-Album. Die drei reisten also durch das Universum und lauschten intensiv den Klängen, die sie förmlich aufsaugten, ja, mit Ihnen verschmolzen und eine Einheit wurden.
Sie hatten den kleinen Planeten gerade hinter sich gelassen, als aus den Weiten des Universums plötzlich von rechts ein unbekanntes braunes Flugobjekt ihre Flugbahn kreuzte. Fridell stieg noch in die Bremsen, aber da war es schon passiert: Das Objekt kollidierte frontal und mit einem gewaltigen Krachen und Beben mit dem Shuttle. Sie erschraken. Fridell steuerte sofort rechts ran und schaltete die Warnblinkanlage an. Die drei guckten sich erstaunt an und fragten sich: Was war das denn?! Aber keiner sagte etwas. Die Wirklichkeit hatte sie kollisionsartig eingeholt! Es war gegen 21 Uhr 30 und die Dunkelheit setzte ein.
Fridell holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach und machte den Vorschlag, nachzuschauen, wo dieses Flugobjekt abgeblieben war. Er und Barnie machten sich auf den Weg. Es herrschte kein Verkehr, sie waren also unbeobachtet. Auf der anderen Straßenseite im Graben fanden sie es schließlich, es handelte sich um ein noch nicht ausgewachsenes Reh. Fridell schaute nach, es lebte nicht mehr.