Rollender Donner 2 - Roberto Sastre - E-Book

Rollender Donner 2 E-Book

Roberto Sastre

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Beschreibung

Eigentlich wollte er nach Berlin. Stattdessen landet er im Rollstuhl. Wie er mit dem Urteil "Querschnittslähmung" fertig wurde, wie sich aus einem von Drogen betäubten Bündel Schmerzen langsam wieder ein Mensch entwickelte, das beschreibt der Autor so packend und authentisch, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Man spürt regelrecht das Gefühlschaos, durch das er sich ohne Rücksicht auf Tabus seinen Weg bahnt. Doch auch nach der Reha, wieder im Leben, bedarf es manchmal wirklich der Mentalität eines "Häuptlings Rollender Donner", um mit den ganzen Unwägbarkeiten fertig zu werden und dabei noch einigermaßen geistig gesund zu bleiben. Und plötzlich heißt es: "Alles zurück auf Start. Das Ganze nochmal! Nur bitte noch ein bisschen schräger." Das Leben schreibt wirklich die besseren Geschichten.

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Seitenzahl: 127

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Rollender Donner

2

Autobiografische Erzählung

 

 

 

Impressum

Cover: Karsten Sturm – Chichili agency

Foto: ka2706, „Stooop!!“, CC-Lizenz (BY 2.0)

http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de

http://piqs.de/fotos/108650.html

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-191-3

MOBI ISBN 978-3-95865-192-0

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Das Buch

Eigentlich wollte er nach Berlin. Stattdessen landet er im Rollstuhl. Wie er mit dem Urteil „Querschnittslähmung“ fertig wurde, wie sich aus einem von Drogen betäubten Bündel Schmerzen langsam wieder ein Mensch entwickelte, das beschreibt der Autor bereits in seinem ersten Buch ROLLENDER DONNER so packend und authentisch, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. IN ROLLENDER DONNER 2 heißt es:

„STOP! Alles zurück auf Start. Das Ganze nochmal! Nur bitte noch ein bisschen schräger.“ Das Leben schreibt wirklich die besseren Geschichten.

Man muss sie nur noch mitschreiben, so wie in „Rollender Donner #2“, der Geschichte vierter Teil.

Der Autor

Roberto Sastre, Jahrgang 1957, IT-Trainer und passionierter Rockmusiker ist gebürtiger Deutscher und lebte einige Jahre in Lateinamerika. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ist er durch einen Unfall im Juni 2007 querschnittgelähmt. Bereits ein halbes Jahr danach steht er wieder auf der Bühne - im Rollstuhl. In seiner Freizeit hat die Musik einen ernsthaften Konkurrenten bekommen – das Schreiben.

Für alle, die mit einer Behinderung prima klarkommen und die, die es trotz Behinderung probieren.

Ganz besonders aber für die, die sie dabei unterstützen.

… und für meine Mutter

Vorwort

Eigentlich wollte ich nach Berlin. Eine richtig schöne Triketour sollte es werden. Eigentlich. Einmal quer durch die Republik. Von links unten nach rechts oben und im großen Bogen wieder zurück. Eine ganze Woche hatten wir dafür eingeplant. Aber so ist es eben mit Plänen in unserer Familie. Stattdessen landete ich viele Wochen später in einem Rollstuhl.

„Querschnittslähmung“, das ist etwas, das anderen passiert. Das sieht man öfter mal im Fernsehen.

Typischer Fall von „Gell, da guckste.“ Diesmal ist es mir passiert.

Über das Thema gibt es so einige Bücher. Von Betroffenen, Familienangehörigen, Ärzten, Pflegern, die Liste lässt sich bestimmt beliebig fortsetzen. Alle sind entweder furchtbar betroffen, verstehen die Welt nicht mehr, oder sie beschreiben als Ratgeber, wie man damit klarkommt. Das Einzige, was in dieser Situation funktioniert, ist eine Mischung aus Fatalismus und Humor, der gerne tiefschwarz sein kann.

In „Rollender Donner“ habe ich die Geschichte erzählt, vom Unfall bis zur Rückkehr ins Leben und dann das erste Jahr wieder in freier Wildbahn.

Nach einiger Zeit erhielt ich Briefe und E-Mails von Menschen, die selbst durch Unfälle verletzt wurden und denen man meine Bücher in die Hand gedrückt hat, so nach dem Motto: „Schau mal, du bist nicht alleine... “

Ich erfuhr, dass es Kliniken gibt, die meine Geschichte frisch verletzten Patienten zu lesen geben. Dabei habe ich doch bloß in meinen eigenen Worten erzählt, wie ich den ganzen Schlamassel aus meiner Sicht erlebte.

Dann wollten Zeitungen Interviews mit mir machen, man hat mir eine Rundfunksendung angeboten, ich habe in Schulen und Kliniken meine Geschichte erzählt. Anfangs fand ich den Rummel um meine Person ja ganz lustig, aber nach einer Weile kann einem so etwas gehörig auf den Wecker gehen. Und immer dieselben Fragen, wann kommt das nächste Buch? Warum gibt es das nur als Taschenbuch? Trotzdem, mein Ego hat sich über so ein bisschen Aufmerksamkeit noch nicht beklagt.

Na ja, jedenfalls wollte ich das Ganze noch einmal komplett überarbeiten und dabei die Geschichte weiter erzählen. Aber gerade im ersten Teil kann man am Erzählstil so herrlich feststellen, wie ganz langsam der Kopf wieder zu arbeiten anfängt. Diese Authentizität wäre bei einer Überarbeitung verloren gegangen. Vielleicht kann ich ja ein paar Bilder mit hineinnehmen, damit man sieht, wie diese Laberbacke aussieht. Und vielleicht interessiert es ja noch jemanden, wie es denn weiter geht.

Und wie ich gerade im schönsten Wühlen bin, bekomme ich eine Geschichte präsentiert, die mich fast umhaut. Warum? Weil ich in der Geschichte selbst mitspiele. Streng genommen ist es meine Geschichte. Teil 4.

Aber lest selbst:

Viertes Buch

75. Alles wieder auf Anfang

So verblüfft habe ich den Leiter der Paraplegiologie noch nie erlebt. Er schaut auf seinen Monitor, auf mich, wieder auf den Monitor. Sein Markenzeichen, die weißen Augenbrauen verschwinden fast im Haaransatz, seine Lippen sind zu einem unhörbaren „0“ gespitzt. Für einen Moment sagt keiner etwas.

Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, dass auf dem Monitor meine aktuellen Röntgenbilder zu sehen sind. Ich bin zum jährlichen Check-up gekommen. Großer Kundendienst, Ölwechsel, abschmieren, Kontrolle der Blasenfunktion, und was es da sonst noch gibt. Seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl, nicht mehr richtig zu sitzen. Manchmal kam es mir so vor, als würde meine Hüfte nicht mehr zu mir gehören. Also bat ich darum, diesen Bereich genauer zu betrachten. Und jetzt warte ich darauf, ob auf den Röntgenbildern etwas zu sehen ist.

„Haben sie eine Zahnbürste dabei?“

Ich hab's geahnt, das scheint keine Kleinigkeit zu sein. Ich brauche auch gar nicht zu antworten, das tut mein Gesichtsausdruck für mich.

„Das dachte ich mir. Ja, da scheint etwas zu sein, das würde ich gerne genauer untersuchen. Sie haben es ja nicht weit nach Hause. Ich möchte sie gerne zwei Tage zu einer genaueren Untersuchung hier behalten. Bitte holen Sie sich ein paar Sachen und kommen sie morgen früh wieder her. Könnte sein, dass wir einen kleinen Eingriff machen müssen, um ein paar Schrauben nachzuziehen.“

Das mit den Schrauben nachziehen hat er hoffentlich bildlich gemeint. Der Eisenwarenladen, der sich in meinem Rücken angesammelt hat, ist inzwischen eine innige Verbindung mit meinen Gräten eingegangen, da muss nichts mehr nachgezogen werden. Hoffe ich doch.

Zuhause empfängt mich schon meine liebste Telefonistin.

„Du, die Klinik hat angerufen, du sollst erst übermorgen kommen. Ich dachte du warst heute da?“

„Ja, aber ich soll nochmal für zwei Tage reinkommen. Bei mir ist wohl die eine oder andere Schraube locker.“

„Dafür hätte ich keine Untersuchung gebraucht. Dass bei dir die Schrauben noch nie so richtig gesessen haben, dafür muss ich wirklich keine Medizin studieren.“

Für meine liebste Diskussionspartnerin ist das natürlich eine Steilvorlage.

Zwei Tage später liege ich auf der Pritsche des MRT, des Magnetresonanztomographen. So ganz wohl ist mir nicht dabei. Ich habe nämlich ein winzig kleines Problem mit engen Räumen. Also, ich weniger - nur diejenigen, die versuchen, mich in einen kleinen Raum zu bringen. Sobald der Rand der Röhre in meinem Sichtfeld auftaucht, klappen meine Arme nach außen. Schon steht die Kiste. Aber, oh Wunder der modernen Datenverarbeitung, der Klinikcomputer kennt mich noch von früher. Ganz dick steht da bestimmt: „ANGSTHASE!!!“ Mit drei Ausrufezeichen. Dafür kenne ich die nette Anästhesistin noch von früher. Genau wie die Spritze, die sie in der Hand hält.

Zwei Minuten später werde ich ganz entspannt mit einem breiten Grinsen ins Rohr geschoben und finde das ganz toll. Auf dem Kopfhörer habe ich irgendetwas Rockiges. Noch bevor die Pritsche mit mir die Endposition erreicht hat, bin ich schon weggeduselt.

Die Narkoseärztin ist eine absolute Granate. Sie hat das Medikament so auf den Punkt dosiert, dass meine Augen wieder aufgehen, als ich gerade wieder aus der Röhre herausgefahren werde. Der Ring des Computertomographen, der anschließend noch über mich drüberfährt, macht mir nichts aus. Diese Technik ist schon faszinierend.

„Das hab ich ja noch nicht gesehen! Schau dir das Mal an!“ Während man mir in den Rollstuhl hilft, kommt ein Mensch in OP-Kleidung aus dem Büro gestürzt.

„Das waren doch eben ihre Aufnahmen? Wollen sie mal was sehen, was man nicht jeden Tag sieht? Kommen sie mit.“

Auf dem Flachbildschirm im Büro ist ein computergeneriertes 3-D-Modell einer Wirbelsäule zu sehen. Die Verstrebung im oberen Teil kommt mir bekannt vor. Da schwebt doch wirklich meine Wirbelsäule frei im Raum und kann beliebig gedreht und betrachtet werden. Er zoomt auf den Lendenbereich und dann fällt mir ganz dezent die Klappe runter. Eigentlich sollte da eine möglichst gleichmäßige Reihe von Wirbeln zu sehen sein. Aber da ist nichts! Nada, Niente. Nothing. Ein Großes NIX! Ein Wirbel besteht nur noch aus ein Paar Zacken am oberen Rand, der Wirbel darunter hat am unteren Rand ein paar Zacken. Dazwischen – ein Schatten, gestauchtes und verformtes Gewebe. Mmmh, eigentlich sollte Rückenmark anders aussehen. So langsam wird mir klar, dass ich da auf den aktuellen Zustand meiner Lendenwirbelsäule starre. Meine Hüfte hängt mehr oder weniger haltlos an ein paar Sehnen und Bändern. Dass ich damit überhaupt sitzen kann widerspricht allen statischen Grundsätzen.

Ich muss hier raus, brauche unbedingt frische Luft!

Der leitende Oberarzt empfängt mich in seinem Büro. Sein Gesicht, das normalerweise Vertrauen einflößende Souveränität ausstrahlt, wirkt irgendwie Anteil nehmender als sonst.

„Hmmm, ich befürchte, wir kommen um eine OP nicht herum.“ Das mag ich, kein langes Herumdrucksen, Karten auf den Tisch, so sieht das Blatt aus, lass uns mal drüber nachdenken, wie wir daraus einen Gewinn machen. Nicht ob – wie!

„Also, genau auf der Stelle liegt bei Ihnen der meiste Druck.“

Jetzt freue ich mich, dass ich mir früher bei unseren Projekten viel von unserem Statiker habe erklären lassen.

„Ein Knochen, der erhöhter Belastung ausgesetzt ist, reagiert üblicherweise darauf, indem er dort noch mehr Material aufbaut. In ganz seltenen Fällen wird aber kein Material aufgebaut, sondern der Knochen reagiert mit einer Art rapidem Verschleiß. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Eine ist bakteriell, die anderen kennen wir noch nicht so genau.“

Wenigstens ist er ehrlich.

„Aber wir wissen ganz genau, wie wir darauf reagieren.“

Er sagt eine französisch klingende Bezeichnung, die wohl der Name für diese Art von Defekt ist. Schade, dass man schon einen Namen dafür hat. Ich hatte schon auf einen Eintrag in den Annalen der Medizin gehofft. W.E.C.H.-Syndrom war meine Idee gewesen. Zwei Wirbel waren ja bei mir einfach wech. Adieu, Unsterblichkeit!

„Wie gesagt, so selten ist dieser Effekt nicht, sie sind auch nicht der Erste damit. Sie sind der Dritte.“

Der Dritte heute, in diesem Jahr, seit die Klinik besteht, überhaupt – so genau möchte ich es eigentlich gar nicht wissen. Jetzt zahlt es sich aus, dass ich seinen Gesichtsausdruck beim letzten Mal richtig interpretiert und gleich Bedarf für eine Woche eingepackt habe. Ich glaube immer noch, dass ich in ein paar Tagen hier wieder raus bin. Jetzt wird erst mal das Zimmer bezogen. Ein Dreibettzimmer, einer ist unterwegs zur Physiotherapie, der andere liegt im Bett und macht irgendwas an seinem Notebook. Ich stelle mich vor und fange an, meine Sachen in einen Schrank zu räumen. Jeder Schrank hat einen farbigen Aufkleber. Die Farbe findet sich über dem Bett wieder und an den Handtuchhaken im Bad. Das Prinzip ist ganz praktisch. Wird ein Bettplatz getauscht, weil vielleicht jemand am Fenster liegen möchte, dann werden bloß die Aufkleber am Schrank ausgewechselt und schon stimmt's wieder.

Beim Einräumen steigt mir plötzlich ein vertrauter Geruch in die Nase. Ich trage tagsüber ein Urinalkondom, an das ich einen Beinbeutel klemme, weil mein Blasenmuskel gerne mal bei Bewegungen nachgibt. Anscheinend hat sich das Kondom gelöst und den ganzen Segen an die Hose weitergegeben. Ich bräuchte nicht danach zu tasten aber im Reflex wandert meine Hand nach unten. Patsch! Na toll, da habe ich mich an meinem ersten Tag gleich richtig eingeführt!

Ich klingele nach der Pflege, damit die mich wieder trockenlegt. Es dauert ein wenig, dann kommt eine Pflegerin herein gestürzt.

„Was?“

Sie hat definitiv jede Menge zu tun, ist ganz außer Atem. Fast gelingt es ihr, dabei noch freundlich zu bleiben aber es ist offensichtlich, dass diese Unterbrechung ihr momentan überhaupt nicht in den Kram passt. OK, der Wille zählt.

„Tut mir sehr leid, aber ich brauche eine frische Hose.“

Also, Begeisterung sieht anders aus, aber sie trägt’s mit Fassung. Noch im Rollstuhl zieht sie mir die Hose aus, mit dem Rutschbrett und einem untergelegten Handtusch geht’s ins Bett. Sie wäscht mich schnell noch ab, legt mir dann die Decke über und flitzt aus dem Zimmer.

„Übergabe“, kommt es trocken aus dem anderen Bett. Ach ja, die heilige Übergabe. Jedes Mal bei Schichtwechsel werden die Patienten an die nächste Schicht übergeben. Dabei kommt alles zur Sprache, was möglicherweise wichtig sein könnte. Dieses Ritual hat eine ganz eigene, mächtige Magie. Jedenfalls ist mir kein Fall bekannt, dass es zum Bleistift mal während einer Übergabe gebrannt hat. Selbst der Kollege mit der Sense hat Respekt vor der Übergabe und macht dann Pause.

Ich kann auf jeden Fall mal abschalten. Jetzt wäre eine gute Zeit zum Kathetern, aber an meine Utensilien komme ich momentan nicht dran. Also wickle ich mir ein Handtuch um meinen Kathetereinführstutzen und mache ein wenig die Augen zu. Das ist etwas, das Klinikpatienten und Soldaten gemeinsam haben, wir können immer und überall quasi auf Kommando einschlafen.

76. Bitte warten

Gerade ist die Visite durch, und ich weiß nicht, ob ich lachen, weinen oder einfach nur stinksauer sein soll. Die Operation, die man mit mir vorhat, ist nicht ganz einfach. Die Reste der beiden zerbröselten Wirbel will man entfernen. Dafür soll ein Käfig aus Titangeflecht eingesetzt werden. Damit alles stabilisiert wird, kommen links und rechts der Wirbelsäule zwei Titanstäbe dazu, die mit den umliegenden Knochen verschraubt werden. Ich werde also nach der OP die Wirbelsäule komplett versteift haben. Das will der Chefoperateur des Klinikums selbst machen. Die Hauptschlagader, die Aorta läuft dort vorbei, also muss ich nochmal in die Röhre, diesmal mit einem Kontrastmittel im Blut, damit man genau sieht, wo diese große Ader sitzt. So ein Skalpell ist ziemlich scharf und auf der Aorta ist ziemlich Druck. Wäre dumm, wenn der Chirurg da aus Versehen reinschneidet.

Die verstehen es wirklich, einem Mut zu machen! Ich werde nach der Operation einiges an Funktionen verloren haben, aber das meiste lässt sich wieder antrainieren. Wie viel ich verliere und was ich davon wieder zurück holen kann, das werden wir wissen, wenn die Reha abgeschlossen ist. Die Alternative ist, so haltlos und zusammen gesunken weiterzumachen, bis ein Knochensplitter die Aorta aufreißt. Und meine liebste Ins-Bett-Schubserin kann die Sauerei dann wegmachen, oder was? Das kann ich ihr nicht antun. Außerdem habe ich noch ne Menge zu erledigen. Ich habe meiner liebsten Globetrotterin versprochen, Hand in Hand mit ihr durchs Brandenburger Tor zu gehen. Also, wenn einer geht und einer rollt, dann gilt´s auch. Ich will meine Tochter zum Traualtar führen, mit meinem Sohn ausprobieren, wer gefühlvoller Samba Pa Ti hinkriegt. Zur Not tut´s auch Stairway To Heaven. Die neue Release vom SQL-Server soll der Knaller sein, da brauch ich noch die Zertifizierung, damit ich den unterrichten kann. Mit meiner Sis will ich noch ein A-Capella-Projekt durchziehen und meiner Mutter will ich mindestens zwei weitere Bücher unter den Weihnachtsbaum legen. Da kann ich nicht einfach den Löffel reichen. Außerdem hab ich noch keinen Bock auf die schwarzen Essensmarken. Na gut, dann leg ich mich halt unters Messer, wenn´s denn sein muss.