Rom ruft an: Es klingelt bei dir - Wolfgang J. Friedl - E-Book

Rom ruft an: Es klingelt bei dir E-Book

Wolfgang J. Friedl

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Beschreibung

Bildung und Humor dürfen sich nicht gegenseitig ausschließen, im Gegenteil! Gebildete Menschen sind hintergründig witzig, verfügen über feine Ironie und können sich sehr gut artikulieren. Fremdwörter wirken von souveränen Persönlichkeiten – in ihre Erzählungen eingebaut – deshalb auch nicht arrogant, sondern eloquent. Dieses Buch vermittelt viele Weisheiten und gibt Hintergrundinformationen, die für alle Menschen von Interesse sind – insbesondere die »mit ohne« Latein in der Schulzeit. Denn der eher wenig intelligente Spruch »Wissen ist Macht – aber nichts wissen macht nichts!« mag von der Wortverdrehung her lustig sein, ist es aber nicht. Wissen ist Macht und nichts wissen macht verdammt viel aus – ist zwar nicht so originell, aber dafür wahr!

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Seitenzahl: 208

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Wolfgang J. Friedl

ROM RUFT AN:

ES KLINGELT

BEI DIR

Wolfgang J. Friedl

ROM RUFT AN:ES KLINGELTBEI DIR

Lateinische Lebenskunst zum Staunen, Schmunzeln und Zitieren

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Mit 24 Abbildungen

1. Auflage

ISBN 978-3-95768-281-9

eISBN 978-3-95768-282-6

© 2025 by Lau-Verlag & Handel KG, Reinbek

Lau-Verlag & Handel KG

Kirschenweg 10a

21465 Reinbek

E-Mail: [email protected]

www.lau-verlag.de

Alle urheberrechtlichen Nutzungsrechte bleiben vorbehalten.

Die Nutzung unserer Werke für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG behalten wir uns explizit vor.

Umschlaggestaltung: pl, Lau-Verlag, Reinbek Umschlagabbildung: © iStock.com/Deagreez Satz und Layout: pl, Lau-Verlag, Reinbek

Inhalt

Vorwort

Handlungsanweisung für Menschen ohne Latein in der Schule

Wörter und Redewendungen, die uns bekannt sind

1 Sapientia est potentia – Intelligenz ist kein Zufall Latein für Menschen, die denken, bevor sie fühlen

2 Cogito ergo – Philosophisches mit Biss Über das Denken, das Zweifeln – und warum Kant kein Römer war

3 Temet nosce! – Werde, wer du nicht bist Selbsterkenntnis zwischen Narzissmus und Selbstironie

4 Res publica, Res problematica – Gesellschaft und Politik entblättert Wie Latein zeigt, dass der Staat schon immer ein Saftladen war

5 Medicus curat, natura sanat – Oder doch Wodka? Über Ärzte, Aderlass und andere überlebte Behandlungen

6 Status quo, Curriculum Vitae & Co. – Die Lateinreste in unserem Bürokauderwelsch Warum du kein »Meeting« hast, sondern ein Tribunal der Mittelmäßigkeit

7 Amor vincit omnia? – Sex & Liebe, nackt übersetzt Von römischer Wollust bis zur heutigen Dating-Apokalypse

8 Memento mori – Der Tod als Running Gag Warum die Römer über den Tod lachten, während wir ihn googeln

9 Quatsch mit Sauce – Dumme Sprüche auf Latein Wenn sich Pseudo-Intellektuelle auf die Fresse legen

10 Moral ohne Moralapostel Wie uns die Römer ethisch überlegen waren – und trotzdem Schweine

11 Fiat iustitia – Recht, Unrecht und andere Illusionen Ein Streifzug durch römische Juristerei mit Nebenwirkungen

Schlussworte

Bildnachweis

Rom

Legende, Kult und Grundlage unserer modernen Zeit

»Mein Schüler Friedl bricht eine Lanze fürs Latein, wie man es sich als Lateinlehrer nicht besser wünschen kann. Voller Begeisterung, mit großer Kenntnis und gründlicher Recherche, aber auch ironisch werden ernst gemeinte Lebensweisheiten in einem sehr interessanten Buch präsentiert.«

Hans Hell, legendärer Lateinlehrer des Autors (93 Jahre)

Vorwort

Quidquid latine dictum sit, altum sonatur – was auch immer auf Lateinisch gesagt wird (und sei es eine noch so große Banalität!), es klingt einfach anspruchsvoll und bei Menschen, die Latein nicht gelernt haben, kommt das meistens gut an. So einfach können Blender oder auch Gebildete also Eindruck machen. Schön ist, dass man – anders als im Französischen – diese Worte so spricht, wie sie geschrieben werden. Und wenn die Betonung auf dem einen oder anderen Vokal nicht den Vorstellungen von einem Lateinlehrer entspricht: Was soll’s, damit können wir alle gut leben!

In dubio pro reo oder auch quo vadis … und dann kommt meist ein Name für eine Person, ein Land oder eine Institution. Das und vieles mehr sind eingedeutschte Begriffe, mit denen man einfach umgehen kann und die man an der richtigen Stelle zu setzen hat. Auch q. e. d. oder ausgesprochen quod erat demonstrandum gehört dazu. Damit sind wir bei dem sinnvollen Latein – sinnvoll zum einen, weil es eben wirklich intelligente Weisheiten und keine billigen, pauschal gültigen Kalendersprüche sind, und zum anderen sinnvoll, weil es Weisheit, Bildung, Intelligenz und Tiefgang ausstrahlt. Sprüche für die Ewigkeit, ca. 2000 Jahre alt und dennoch nicht veraltet! Natürlich passen solche Sprüche nicht, wenn sich der Kranführer mit dem Kollegen am Betonmischer unterhält, und

auch auf dem Fußballplatz wäre diese Art der verbalen Kommunikation in der Artikulation eher befremdend als befruchtend. Aber in einem richtigen Dialog bei einem gesellschaftlichen Event zwischen intelligenten und gebildeten Herren und Damen kann man so etwas einstreuen und dazu ein wichtiges, nachdenkliches oder gar souveränes Gesicht mit verklärtem Blick in die Ferne wagen. Aber vielleicht erst mal nur einen Spruch auf Latein bringen, denn wenn man nach der mittleren Reife eine kaufmännische Lehre gemacht und das Gegenüber nach sieben Jahren das sogenannte große Latinum absolviert hat, wird diese Person gern mit weiteren Sprüchen aufwarten – und für dieses Unterfangen muss sie nicht groß nachdenken.

In dubio pro reo – im Zweifelsfall für den Angeklagten. Schuld muss eben bewiesen und nicht lediglich erahnt werden. Quo vadis – wohin gehst du? Damit ist nicht so eine banale Trivialität gemeint, ob der Partner die Toilette oder die Küche aufsuchen wird, wenn er das Wohnzimmer verlässt. Nein, damit sind Lebenswege, lebensentscheidende Richtungen gemeint. Quo vadis, Achim – der Sohn Achim wird gefragt, nachdem er die Ausbildung hingeschmissen hat, wohin denn seiner Meinung nach sein neuer Lebensweg führen wird. Quo vadis, Russland – hier möchten wir Europäer wissen, welche Kriege Putin denn noch anstrebt. Quo vadis, Deutschland – die Politik reißt das Land immer weiter runter und der Boden scheint noch nicht erreicht zu sein; wir würden gern wissen, wann es mal wieder Politik in Deutschland für Deutschland gibt.

Kommen wir zu q. e. d. – was es zu beweisen galt, was zu beweisen war. Diese drei Buchstaben setzt man am Ende einer in sich schlüssigen Beweisführung. Weitere Worte unnötig. Sie können aber auch ganz bescheidenarrogant »Beweisführung abgeschlossen« sagen.

Ganz wichtig ist, dass man diese lateinischen Worte nicht in den Raum wirft, um damit staunendes Schweigen ob der unfassbaren Intelligenz des Sprechenden zu demonstrieren. Nein, so ganz beiläufig bringt man q. e. d., sozusagen als Bestätigung dessen, was das Gegenüber sagte. Gleiches gilt für quo vadis und viele weitere Sprüche, die Sie auf den nächsten Seiten in diesem Buch launisch erläutert bekommen.

Kurz zu mir, also dem Autor: Latein und ich – eine Hassliebe. Zum einen spürte ich schon früh, dass viel Weisheit und auch Bildung im Können dieser Sprache liegt. Zum anderen zählten die Lateinstunden – und ich hatte ganze sieben Jahre Lateinunterricht am Gymnasium in Bayern – zu dem Schlimmsten, was ich in der Jugend erlebt habe. Bei meinem Großvater und Vater zählten indes die grausamen und menschenverachtenden Erlebnisse im Ersten und Zweiten Weltkrieg (an denen beide aktiv teilnehmen mussten!) zu den schlimmsten Dingen in den Jahren zwischen 16 und 24. Sie sehen, es ging mir richtig gut in der Jugend, denn ich hatte Problemchen, aber keine lebensbedrohlichen Konflikte! Heute freue ich mich über das gelernte Latein, weil ich mir viele fremd klingende Wörter selbst erklären kann, und auch, weil doch sehr viele Sprichwörter aus dem Lateinischen eben keine dummen Kalendersprüche sind. Nein, vielmehr echte Weisheiten, die schonungslos unser menschliches Wesen in bestimmten Situationen offenbaren. Vor allem medizinische Begriffe, nehmen wir nur mal dolor: Das steht für Schmerz(en). Ein Begriff, der leicht abgeändert oftmals auf Verpackungen von Arzneimitteln steht, die Schmerzlinderung versprechen.

Dass Latein mich in der Schule so nervte, lag an drei Dingen: Zum einen konnte ich oftmals von den Sätzen jedes Wort übersetzen, jedoch keinen auch nur annähernd vernünftigen Satz daraus bilden. Zweitens war mir völlig unklar, warum ich Latein lernen sollte, wo ich doch Ingenieur werden wollte und mich für Chemie, Physik, Sport und vor allem Mathematik interessierte. Und drittens kam hinzu, dass in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts leider oftmals Menschen Lateinlehrer wurden, die zur Jugend keinen Zugang hatten und mit dem Begriff Pubertät nichts, aber auch gar nichts anfangen konnten: strenge Menschen ohne Empathie und mit einer oftmals lehrertypischen Arroganz gegenüber den Personen, die dieses Wissen nicht haben (können). Große Ausnahme war Herr Hobelsberger vom Nymphenburger Gymnasium in München Ende der 70er-Jahre – ein im Gedächtnis bleibender Name (nomen est eben doch nicht immer gleich omen!), jedoch ein großartiger Mensch: eine herzliche Persönlichkeit, zu der man aufblicken konnte, die aber auf uns Schüler niemals herabblickte. Ein Herr eben. Gleiches gilt für Herrn Hans Hell, Lateinlehrer am Luitpoldgymnasium München – er kam mit über 90 Jahren immer noch zu den Klassentreffen und bekam von uns Schülern stehende Ovationen. Starker Typ, der uns Latein, Deutsch und auch – sic! – Geräteturnen im Sportunterricht beibrachte.

Bleiben wir doch beim Wort Pubertät (eine mir bekannte Reinigungsfachkraft sagte dazu auch mal: Popularität). Pubertät ist ein Teil der Adoleszenz. Habe ich das nicht schön erläutert? Aber nun im Ernst: Puer ist der Bub, also das männliche Kind auf Latein. Pubertät bedeutet »Mannbarkeit« und steht für die Periode (also Fruchtbarkeit) bei Frauen ebenso wie die Möglichkeit der Männer, Samen zu erzeugen.

»Ich bin mit meinem Latein am Ende« – diesen Satz kennt jeder und hat jeder wohl schon mal verwendet. Bedeutet, man kommt nicht mehr weiter, jetzt müssen Profis ran. Latein – offenbar gibt es für fast alle Probleme und Situationen des täglichen Lebens einen Spruch aus dem Lateinischen und wenn selbst die nicht mehr reichen … ja dann ist man eben am Ende, kommt nicht mehr weiter. Wie selten uns das allen passiert zeigt, wie viele Antworten auf die mannigfachen Lebensfragen die alten Lateiner drauf haben. Beeindruckend, nicht?

Handlungsanweisung für Menschen ohne Latein in der Schule

Meist kann man die Wörter so sprechen, wie sie geschrieben sind. In den 1970er-Jahren wurde Cicero noch »Zizero« gesprochen, heute meint man, dass man »Kikero« sagen sollte. Da die Mehrheit von der modernen Lateinaussprache wenig überzeugt ist, sollten Sie ein »C« wie ein »Z« aussprechen. Latein ist verdammt schwer zu übersetzen, und zwar in beide Richtungen, aber sprechen kann man es erstaunlich gut und leicht. Es gibt jedoch bei vielen lateinischen Worten vier und mehr deutsche Wörter und auch deshalb ist es oft unmöglich und übrigens auch wenig zielführend, Latein wortwörtlich zu übersetzen. Geben Sie sich (und mir) dichterische Freiheiten und hängen nicht an einzelnen Worten, sondern an dem, was zum Ausdruck gebracht werden soll.

Nun gibt es auch Vorgaben, ob der erste, der mittlere oder der letzte Konsonant besonders betont wird, doch das ist schon die höhere Schule. Lernen Sie also erst mal lieber nur die kurzen Sprüche auswendig und die müssen dann auch sitzen. Peinlich, wenn man da was falsch macht, und die Peinlichkeit wird ungleich größer, wenn die Gegenseite Latein in der Schule hatte und es erkennbar wird, dass das bei Ihnen nicht so war. Man bringt übrigens lateinische Weisheiten eher so nebenbei – und dann auch noch mit der Übersetzung oder der Interpretation der jeweiligen Situation, etwa so: »Schon die alten Römer sagten ja in dubio pro reo und deshalb bin ich der Meinung, auch hier sollten wir von einer Vorverurteilung absehen!« Ist das nicht souverän, wenn Sie in einer Gesellschaft differenzieren und nicht mit dem gewöhnlichen Volk gemeinsam auf jemanden, der sich aufgrund seiner Abwesenheit gerade nicht verteidigen kann, verbal einprügeln?

Sollte jemand einen lateinischen Spruch bringen und Sie ihn nicht verstehen, spricht auch nichts dagegen, diese Person von dem hohen Ross herunterzuholen und um eine Übersetzung zu bitten – mache ich z. B. mit den Worten, dass ich vor über 40 Jahren diese Sprache zuletzt können musste. Es kommt nämlich nicht gut an, wenn man die Sprüche deshalb bringt, um anzugeben; daher besser nur allgemein bekannte Sprüche verwenden oder aber die Übersetzung wie selbstverständlich hintanstellen. Das machen Nachrichtensprecher mit dem Wort »also …« immer dann gern, wenn sie meinen, dass die Zuhörer jetzt nicht mehr mitkommen.

Licentia poetica ist ein geflügeltes Wort von Seneca und das steht für »dichterische Freiheit«. Übrigens, poetica wird nicht »pötica« gesprochen (das wäre ein übler Fauxpas!), sondern »po etica«, also mit einer sehr kurzen Pause zwischen dem o und dem e! Caesar wird aber nicht »Ca esar« gesprochen, sondern »Zäsar«.

Das bedeutet, man soll, muss oder darf schon mal in der Übersetzung etwas abweichen vom Wortwörtlichen oder auch Wörter grammatikalisch eher nicht passend verdrehen – der Dichter darf das, dem Deppen wird es übel angerechnet. Quod licet jovi …, doch dazu später.

Forum Romanum

Roms Zentrum des politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und religiösen Lebens: primär für politische Vorträge, aber auch religiöse Riten, bis hin zu öffentlichen Gerichtsverhandlungen war dies der »Jahrmarkt der Begehrlichkeiten«, hier wurde so ziemlich alles der wohl ersten Republik der Welt den Bürgern präsentiert. Damals umringt von monumentalen Gebäuden, Denkmälern und Basiliken – heute immerhin noch eine archäologische Fundgrube!

Wörter und Redewendungen, die uns bekannt sind

Bei vielen Worten überlegen nur die wenigsten, woher sie kommen. Selbst wenn 485 Menschen in der Adalbert-Stifter-Straße wohnen, googeln nur einige wenige, was für eine besondere Persönlichkeit sich dahinter verbirgt: böhmisch-österreichischer Schriftsteller, Maler und Pädagoge, wohl der bedeutendste Autor in der Biedermeierzeit (die war 1815–1848), er lebte von 1805 bis 1868. Der bayerische König Ludwig I. von Wittelsbach lebte von 1786 bis 1868 und musste nach seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez 1848 abdanken. Sein Enkel Ludwig II. indes war homosexuell und wesentlich feiner, intelligenter, moderner, friedlicher und darüber hinaus ein Technik-Freak. So, das wollten Sie doch schon immer wissen, oder?

Zurück zu Worten und woher sie kommen: Manches kommt aus dem Französischen, etwa »Trottoir« für Fußweg/Gehweg oder »Portemonnaie« für Geldbeutel: Das sind Begriffe, die erst nach dem Ersten Weltkrieg bei uns eingedeutscht wurden. Heute sind es Begriffe aus dem Englischen, die pfiffiger, moderner oder einfach nur frischer und cooler klingen: Wir laufen nicht mehr, wir joggen. Manches mag noch normal sein, anderes klingt einfach nur affig oder soll zeigen, zu welcher Gruppe man gern gehört: Ein CEO ist nämlich nichts anderes als ein Geschäftsführer.

Aber auch aus dem Lateinischen kommen verständlicherweise recht viele Wörter, die etwas abgewandelt bei uns Einzug gefunden haben, und bei vielen fällt es einem überhaupt nicht mehr auf. Ich möchte nur einige wenige bringen: Jeder weiß, was ein Adapter ist, aber dass adaptare anpassen heißt, wissen nur eingefleischte Lateiner. Addieren können praktisch alle und addere heißt hinzugeben – macht also auch Sinn. Alte Möbel mit Stil nennt man Antiquität und antiquus bedeutet alt/uralt. Vielleicht haben Sie schon mal an Ihre Kinder oder jemanden im Unternehmen appelliert, sich anders zu verhalten: appellare heißt auffordern. Der Assistenzarzt hilft dem primär behandelnden oder operierenden Arzt und assistere heißt unterstützen. Witzig wird es bei der Autofirma Audi, die ja den Ursprung im Automobilunternehmen HORCH hatte. Audire heißt hören – bei der Audienz hört jemand zu und im Auditorium hören viele zu. Als man sich in Ingolstadt zerstritt (wie leider oftmals üblich unter Geschwistern), wurde die HORCH-Autofabrik unter der lateinischen Übersetzung Audi (Befehlsform von »Hören!«) deutlich erfolgreicher als HORCH weitergeführt bzw. neu gegründet.

Natürlich kann man auch falschliegen bei Interpretationen, denn Brutus war ja am Mord von Cäsar beteiligt, aber sein Name stammt nicht von brutus, das als Adjektiv dumm/roh bedeutet – wir Deutschen leiten daher die Eigenschaft »brutal« ab. Aber wenn wir von jemandem sehr enttäuscht sind, sagen wir auch: »Et tu, Brute?«, um halbernst unsere Verwunderung oder gar Enttäuschung über eine abtrünnige Person zum Ausdruck zu bringen. Caminus heißt bei uns Feuerstätte und somit ist der Begriff Kamin bzw. Schornstein auch verständlich. Kapere bedeutet begreifen und ich hoffe, dass das jeder kapiert. Carrus ist ein Wagen mit vier Rädern und daher kommt der meist abfällig verwendete Begriff »Karre« für ein Kraftfahrzeug (das es damals ja noch nicht gab). Cella ist ein kleiner Raum und daher die (Arrest-)Zelle. In der Schule benötigt man im Matheunterricht einen Zirkel, mit dem man Kreislinien zeichnet. Circus bedeutet Kreislinie und der Zirkus ist ja auch kreisrund. Collum bedeutet Hals und dort tragen Damen von Welt bei einem gesellschaftlichen Ereignis ein Collier. Communis bedeutet gemeinsam – in der Kommune K1 von Rainer Langhans hat man alles zusammen besprochen, die Privat- und auch Intimsphäre aufgehoben. Der Kommunist ist auch dafür, dass es (bis auf die Chefs!) allen gleich gut/schlecht geht. Ich schreibe das Buch am Computer und computare steht für berechnen. Consumere steht für verbrauchen, was der Konsument ja tut. Wenn etwas hier falsch ist, können Sie es korrigieren – corrigere steht für verbessern. Cremare bedeutet verbrennen, was man im Krematorium ja auch dann macht.

Die EC-Karte heißt heute Debitkarte und debere steht für schulden: Jemand schuldet also anderen Geld. Bei besonderen Festen wird dekoriert, decorare heißt schmücken. Ein Delikt ist eine negative Tat, ein Delinquent ein negativer Mensch: delinquere bedeutet, einen Fehler gemacht zu haben, Schaden erzeugt zu haben bzw. Schuld auf sich geladen zu haben. Ich demonstriere Ihnen, wie viel Latein bei uns üblich ist, auf einer Demonstration wird ein unsere zukünftigen Abläufe verändernder Wunsch vorgetragen. Demonstrare steht für darlegen, zeigen. Deponere steht für ablegen und aufgeben und bei manchen Wertpapieren in einem Depot stimmen leider manchmal beide Begriffe – bei der Mülldeponie wird eben Müll abgelegt.

Docere steht für unterrichten und exakt das macht der Dozent in Schule und Studium. Duplus steht für doppelt/zweifach – das Duplikat ist eine Abschrift (Kopie), ein Stunt-Double spielt für den Star eine gefährliche Szene, der Duplex-Stellplatz ermöglicht, zwei Autos übereinander zu parken, und die Duplex-Verglasung besteht aus zwei verbundenen Glasscheiben (heute: drei). Es gibt drei Arten von Kunststoffen, die man natürlich vor 2000 Jahren nicht herstellen konnte und daher nicht kannte: Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere. Durus steht für hart und Duroplaste schmelzen bei Erwärmung nicht, gehen von der festen (wie Holz) gleich in die gasförmige Phase über; zur chemischen Weiterbildung: Thermoplaste werden bei Erwärmung weich und Elastomere sind das auch ohne Erwärmung. Egoisten und Egozentriker sind eher wenig beliebt, weil sie sich im Mittelpunkt sehen – ego steht für ich.

Febris bedeutet Fieber. Fellare steht für saugen und ich bin überzeugt, dass jedem klar ist, welcher Begriff sich ableitet. Gleiches gilt übrigens auch für Cunnilingus (kann man googeln). Feriae steht für »freie Zeit«, also Ferien. Flectere steht für biegen und die Flex biegt jetzt nicht unbedingt (sondern trennt), aber flexible Menschen sind eben nicht starr. Frangere heißt zerbrechen und fragile Pakete enthalten meist zerbrechliche Güter wie Glas. Gravis bedeutet schwer (gewichtsmäßig) und die Gravitation ist ja die Anziehung von schweren Massen.

Hallucinatio steht für Träumerei. Wer Halluzinationen hat, der ist eben nicht so ganz in dieser Welt. Homo steht für Mensch und mit einem sapiens am Ende angehängt sogar für den modernen, angeblich intelligenten Menschen.

Jacere steht für werfen und der Begriff alea iactae sunt wird weiter hinten erläutert. Intellegere steht für begreifen und wenig intelligente Menschen werden das nicht begreifen. Inter bedeutet zwischen und der Inter-City fährt demnach die Strecke zwischen der Stadt A und der Stadt B. Lamentari heißt wehklagen und wer lamentiert, geht anderen meist auf den Wecker. Lamina ist eine dünne Platte und das Laminat am Boden bestätigt diese Eigenschaft. Licere bedeutet erlaubt sein und 007 hat ja von den Briten die Lizenz zu töten (wenn es den staatlichen Interessen dienlich ist …). Liquidus steht für flüssig und das kann man pekuniär sein oder man genehmigt sich einen Likör. Lumen steht für Licht und die Lichtstärke wird ja in Lumen gemessen (Lichtstrom, Helligkeit). Lumen (lm) misst die Helligkeit, Watt gibt den Stromverbrauch an; die Lichtausbeute (lm/W) zeigt an, wie effizient eine Lampe ist: LEDs sind das, Glühbirnen nicht. Lux ist »so was Ähnliches«, machen wir einen Ausflug in die Elektrotechnik: Bei Lux (Licht) wird die Fläche berücksichtigt, auf die sich der Lichtstrom (Lumen) verteilt.

Magister steht für Lehrer, aber auch Meister kommt von diesem Begriff. Magnus heißt groß und bei besonderen Anlässen darf es schon mal eine Magnumflasche Sekt oder gar Champagner sein, oder? Magnus steht also für groß, major für größer. Und wer beim Bund dienen »durfte«, kennt den Habitus von einem Major – der sich tatsächlich für etwas Größeres hält als wir Gefreite. Maximus steht übrigens für größter, was ja das Maximum oder die Maxime ist. Mamma ist die Brustdrüse. Dass der medicus ein Arzt ist, sollte bekannt sein, und was Medizin ist, ebenfalls. Ein Memory-Spiel ist anstrengend und trainiert die Denkfähigkeit – memoria steht für Gedächtnis. Studenten gehen in die Mensa, das Wort benutzten die Lateiner für Tisch, Tafel (wo Speisen eingenommen werden). Jetzt wird es mal wieder lustig, denn minister steht für Diener: Eigentlich sollten die Politiker uns dienen, so war es jedenfalls vorgesehen. Warum es seit Jahrzehnten anders ausgelegt wird, warum sich niemand daran stört, müssen Sie bitte jemanden anders fragen. Immobilienhändler verkaufen Gebäude und die sind nicht beweglich. Mobilis steht für beweglich, also immobil für unbeweglich. Ein Mobile bewegt sich schon durch die aufströmende Wärme einer Zentralheizung. Multus steht für viel und ein Multimillionär hat eben nicht lediglich eine Million, sondern ein paar weitere – schön für ihn! Manche Personen haben – warum und woher auch immer – einen Nimbus und das ist ein Heiligenschein.

Odor steht für Geruch und diese vier Buchstaben finden sich im Wort Deodorant. Omen ist ein Vorzeichen und da gibt es gute und schlechte. Omnis steht für jeder und mit dem Omnibus darf jeder (der zahlt) fahren. Opulent bedeutet reich und ein opulentes Mahl ist eben reichhaltig und edel.

Pactum ist ein Vertrag und wird gern negativ verwendet: Die Nato ist ein Bündnis und der Warschauer Pakt war eben die Zusammenrottung der ach so bösen Gegner. Par steht für gleich und ein Paar sollte Gleiches wollen; auch paritätisches Verhalten leitet sich daher ab. Pax steht für Frieden und das ist das Ziel eines Pazifisten. Pekunia heißt auf Deutsch Geld und in pekuniären Dingen sollte man zumindest die Grundzüge kennen. Perpetuus steht für ununterbrochen und ein perpetuum mobile (mobil) ist also etwas, das sich ständig bewegt. Da es bei Bewegungen immer Reibungsverluste und Wärmeerzeugung gibt, kann demnach der Wirkungsgrad niemals gleich 1 sein und demzufolge gibt es kein Perpetuum mobile – die, die sich ständig bewegen, bekommen nämlich Energie von außen zugeführt, etwa Sonnenstrahlen oder Wind. Der Pessimus ist der Schlechteste (z. B. in der Klasse) und somit hat er alle Gründe, ein Pessimist zu sein/werden. Primus indes ist der Erste, der Klassenprimus. Primus inter pares steht für »der Erste unter Gleichen«. Plenus heißt voll und wer meint, dass Plenarsitzungen voll sind, der weiß nicht, mit welcher Mentalität manch verbeamteter Lehrer jetzt als Politiker seinen eigentlich wichtigen Job angeht. Bleiben wir noch bei Politikern, denn populus steht für das Volk und populäre Menschen sind erfolgreich – Populismus verwendet man dann gern, wenn Politiker so sprechen und handeln, wie es das Volk gern hört. Verkehrt? Politiker haben als Diplomaten Sonderrechte: Privilegien und das kommt von privilegium. Auch die Unterschicht der Bürger darf wählen, proletarius steht für Bürger der untersten Klasse. In Indien gibt es verschiedene Kasten (Klassen). Und selbst wenn einer aus der Unterschicht Arzt wird, so bleibt er in dieser unteren Kaste.

Radix ist die Wurzel und Radikale wollen alles vernichten, also mitsamt der Wurzel herausreißen und alles verändern. Nicht evolutionär, sondern revolutionär und somit radikal. Rapidus steht für reißend schnell und der Transrapid sollte sich somit vom Bummelzug deutlich durch seine km-Leistung in der Stunde unterscheiden. Wenn er denn auch mal fährt. Das Wort reflectere steht für zurückwenden. Wer also unreflektiert etwas sieht, sagt oder übernimmt, dem fehlt die Übersicht, die Souveränität und ggf. auch der Verstand zum Reflektieren. Respondere heißt antworten und eine Korrespondenz ist das gegenseitige Eingehen auf das aktuell vorliegende Schreiben. Restare steht für übrig bleiben und somit für den Rest.

Das Sanitätshaus verkauft Dinge für unsere Gesundheit, der Sanitäter trägt (hoffentlich!) zu unserer Gesundheit bei: sanus heißt gesund. Satira ist ein Spottgedicht und das bringt die Satire. Servus ist der Diener. Und wenn die Süddeutschen zur Begrüßung oder auch zum Abschied »Servus« sagen, ist das die stilvolle Abkürzung für »ich bin dein Diener«. Das wissen nur die wenigsten Bayern, dass das eine Begrüßung nicht auf Augenhöhe ist. So wie ein »Grüß Gott« nicht als Imperativ gemeint ist, sondern als Kurzform von »Gott zum Gruße«; auch das ist in Deutschland vielen unbekannt: vielleicht weil sie nicht Latein hatten oder auch keinen Gott haben. Stabilis steht für standfest, also stabil. Studere bedeutet bemühen und das reicht manchmal bei den Studenten nicht aus – wer im Arbeitszeugnis »… war stets bemüht …« stehen hat, der sollte sich einen Anwalt nehmen, um ein besseres Zeugnis zu erhalten.

Tapetum steht für Teppich und die Tapete leitet sich davon ab. Warum man hier um 90 Grad verdreht denken muss, bleibt mir ein Rätsel. Terror bedeutet Schrecken und genau das wollen Terroristen verbreiten: möglichst viele terrorisieren.

Vacuus bedeutet leer sein und das ist ein Vakuum (googeln Sie mal Otto von Guericke, die Uni Magdeburg trägt seinen Namen). Vulgus ist der Pöbel und der ist vulgär, nicht elitär. Ach ja, egalitär ist auch wieder was anderes!

Natürlich könnte man ein dickes Buch damit füllen und weitere lateinische Wörter aufführen, die Grundlage unseres Sprachgebrauchs sind – aber hier geht es ja um Weisheiten und Sprüche und die kommen jetzt.

1Sapientia est potentia – Intelligenz ist kein ZufallLatein für Menschen, die denken, bevor sie fühlen

Die folgenden Sprüche gehören zu den Lebensweisheiten, die einem manchmal das Leben etwas leichter machen können – wenn man in entsprechenden Situationen ist. Allgemeingültige Worte, die aufbauend sind und dennoch genügend Tiefgang haben, um eben die Jahrtausende zu überleben. Manchmal ist es erschreckend, dass die Menschen sich nicht weiterentwickeln, nicht aus Fehlern lernen. Und manchmal ist es einfach menschlich, wenn wir z. B. angeben, andere kleinmachen – um selbst besser dazustehen. Das und noch viel mehr werden die folgenden Sprüche belegen.

Homo ex veste aestimatur