Rosenwasser und die Diamanten der Wüste - Petra Somberg-Romanski - E-Book

Rosenwasser und die Diamanten der Wüste E-Book

Petra Somberg-Romanski

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Beschreibung

Dieses Büchlein erzählt von den kleinen und großen Abenteuern, die ich auf meinen Reisen in den Orient erlebt habe. Von außergewöhnlichen Menschen, fremden Sitten und Gebräuchen. Von den Düften der Rosen in Shiraz, bis zu den exotischen Speisen auf den Märkten Chinas. Von Händlern und Käufern in den Bazaren und verborgenen Mohnfeldern in den Schluchten des Balkan.

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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Libanon 1998

Israel 1972, 1986, 2011

China

Balkan 1985

Türkei 1985

Ägypten 1998, 2002

Libyen 2004

Türkei 1980

Iran 2005

Marokko 2017

Libanon 2004

Beirut

Im Sommer 2004 erfüllte ich mir einen lange gehegten Wunsch und reiste über Beirut durch den Libanon nach Syrien. Ich wollte die Landschaft mit eigenen Augen sehen und die Mentalität der Menschen erleben, die hier seit fünftausend Jahren nebeneinander, manchmal miteinander und viel zu oft gegeneinander, zusammen leben. Israel kannte ich aus meinen zahlreichen Familienbesuchen natürlich, aber über die Grenze habe ich noch nicht wirklich geschaut.

Das Paris des Nahen Osten. Aus den Geschichtsbüchern und den Erzählungen älterer Freunde hatte ich ein Bild dieser Stadt vor Augen. Sommerliche Atmosphäre unter Weinlaub und Hibiskus. Herrschaftliche Villen mit üppigen Gärten. Feine Hotels an der Corniche der Strandpromenade, direkt am feinen Sandstrand des Mittelmeers. Gäste aus aller Welt die in teuren Restaurants und kleinen, gemütlichen Tavernen, gutes Esse, guten Wein und das Leben genossen.

Als ich Beirut besuchte war der weltoffene Charme dieser fast europäisch anmutenden Stadt, längst Vergangenheit. Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die seit der Gründung des Staates Israel und der Vertreibung der arabischen Bevölkerung im Jahr 1948 die Länder zermürbten, eskalierten im Jahr 1967 als die Terrorgruppe PLO, gestützt durch palästinensische Flüchtlinge aus Jordanien, Israel angriff. Die jordanische Regierung vertrieb daraufhin die PLO aus ihrem Land und begann ein Integrationsprojekt für Flüchtlinge. Diese konnten nun mit allen Rechten und Pflichten Jordanier werden. Trotzdem sind der Wunsch und die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat immer noch da. Auch bei den folgenden Generationen immer noch präsent.

Die PLO setze sich nach ihrer Vertreibung aus Jordanien im Libanon fest. Der Libanon hatte kein Konzept zur Integration der Flüchtlinge, die sich jetzt Palästinenser nannten, in ihrem Land. Man hoffte auch von staatlicher Seite auf eine Rückkehr oder eine Zweistaatenlösung zwischen Israel und der Westbank. Die Menschen lebten in Lagern, quasi zwischen Fronten, dicht an Grenze zu Israel. Unwillkommen auf beiden Seiten, ohne eine richtige Staatsbürgerschaft oder Heimat. Terrorzellen wie Hamas und Hisbollah konnten ungehindert ihre Macht ausweiten. Ein Pulverfass. Zumal es auch unter den Libanesen zwischen, christlichen und moslemischen Gruppen, immer wieder zu Anfeindungen kam. 1976 griff Syrien in den Konflikt ein und entsandte sein Militär in den Libanon. Man befürchtete, dass sich in dem immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg, die christlich maronitische Mehrheit mit Israel verbünden könnte. Der Süden des Libanon wurde nicht besetzt. Er blieb in der Hand der PLO, hier etabliert sich ein Terror Regime. Nach einem Terroranschlag in Israel durch die PLO, startete Israel im März 1978 die Operation Litani und besetzte Teile den Süden des Libanon. Musste aber auf internationalen, und besonders auf Druck der Vereinigten Staaten, zurückhalten. Von 1978 bis 1981 kam die Region aber trotzdem nicht zur Ruhe. Syrisches Militär und libanesische christlichen Milizen führten einen Bruderkrieg gegeneinander und mit dem Terror den die PLO in die Welt trug, auch gemeinsam gegen Israel. Die Terrorangriffe im April 1982 in Paris und Tel Aviv. Am 03. Juni in London beantwortete Israel am 04. Juni mit der Bombardierung der PLO Stellungen und beschloss am 06. Juni die Besetzung des Südlibanon mit dem Ziel die PLO zu zerschlagen. Der Libanonkrieg 1982 hatte begonnen, er endete am 12. Juni 1982 mit einem brüchigen Waffenstillstand. Der Friede wollte sich nicht einstellen. Am 16. September 1982 überfielen, unter der Absicherung durch das israelische Militär, christliche Milizen die beiden Flüchtlingslager Sabra und Schatila und richteten ein furchtbares Massaker unter den Bewohnern. Die Opfer waren hauptsächlich Kinder, Frauen und alte Menschen. Die Gefahren des Terrors konnten bis heute nicht beseitigt werden. Die heile Welt am Meer gab es nicht mehr.

Mein Flug ging nach Beirut am frühen Nachmittag traf ich dort meine kleine Reisegruppe. Bei einer Stadtrundfahrt sammelten wir erste Eindrücke. Die Stadt wurde vor den Kriegen das Paris des Nahen Ostens genannt. Auf alten Bildern Beiruts sind die herrschaftlichen Villen zu sehen, großzügig gebaut und umgeben von üppigen Gärten. Sie erwecken den Eindruck, als stünden sie in Nizza oder Cannes. Eine Stadt für die Reichen und Schönen, die hier das süße Leben genießen. Man zeigte was man hatte. Die Corniche, der Strand von Beirut, war ein Ort um zu sehen und gesehen werden.

Als ich nach Beirut kam, war diese Pracht längst vergangen. Die Konflikte und Kriege hatten die Bausubstanz fast vernichtet. Die Innenstadt war zwar wieder aufgebaut, aber der echte Charme war nicht mehr vorhanden. Ruinen und Fassaden an denen die Artillerie Einschüsse noch zu sehen waren, prägten das Stadtbild. Trotzdem war Beirut besonders. Die Musik die aus den kleinen Cafés und Bars drang, klang nicht besonders orientalisch, sondern hatte einen eigenen wehmütigen Charakter und erinnerte an Tango und Chanson. Sehr chic gekleidete junge Frauen und Männer, fuhren im Cabrio vorbei, das unverzichtbare mobile Telefon stets am Ohr. Alles war sehr viel westlicher, als ich es aus den anderen arabischen Ländern kannte.

Zedernwald

Von Beirut aus ging unsere Reise per Bus weiter über Tripolis und Byblos in den Norden des Landes. Ausgrabungen aus phönizischer Zeit, zeigen uns wie prägend Besonders Byblos auch für unser Leben war. Hier finden sich Grundalge unserer Schrift. Nicht ohne Grund nennen wir heute große Büchersammlungen, Bibliotheken. Eines unser schönsten Ziele war der letzte Zedernwald des Libanon. Die Libanon Zeder ist eine Legende, ihr Holz war in der Antike ein gefragtes Handelsgut, besonders Ägypten benötigte es sehr für seine Palast und Tempelbauten und für den Schiffsbau. Die Zedernwälder sind heute fast verschwunden. Aber im nördlichen Skigebiet des Libanon Gebirges gab es einen Wintersportort der „The Cedars“ hieß und dort konnten man die letzten Zedern sehen. Ein Skilift führte von hier aus auf die Pisten des Berges Qunat as Sauda-Schwarzes Horn der mit 3088m der höchste Berg des Libanon ist. Wir blieben zwei Tage und wohnten in einem Hotel, das auf dem Bergrücken des Libanongebirges lag und auf Skifahrer eingestellt war. Ich hatte ein sehr schönes Zimmer mit einem großen Balkon und einem unvergleichlichen Blick auf den gegenüberliegenden Bergrücken des Antilibanon Gebirges. Diese beiden Gebirge trennt das Tal der Bekaa Ebene. Es war im April noch kalt und auf den Wegen lag noch Schnee. Aber gut und warm eingepackt und mit heißem Tee versorgt, ließ es sich auch auf dem vor dem Wind geschützten Balkon gut aushalten. Ich ließ den Blick über die kleinen Dörfer in der grünen Umgebung schweifen. Mit ihren weißengestrichen Häusern und roten Dächern könnten sie so auch im Schwarzwald stehen. Jedes Dorf hatte eine Kirche mit einem spitzen Kirchturm und der Wind wehte Glockengeläut zu mir herüber. Der Norden des Libanon ist christliches geprägtes, maronitisches Gebiet. Ich hatte eine kleine Weile so da gesessen, als sich in der Ferne aus südlicher Richtung ein Lindwurm aus dichtem Nebel heran schob. Er füllte bald das ganze Bekaa Tal aus, konnte aber auf unheimliche Weise die Höhe der Bergkämme nicht überschreiten. Ganz langsam schob sich die Nebelmasse durch das Tal. Ein Naturschauspiel das mich nach zwei Stunden auch auf meinem Balkon erreichte. Dicker, fester, feuchter Nebel hüllte mich ein. Er war so undurchdringlich wie weiße Zuckerwatte, ließ aber alle Geräusche, Rufe und Glockengeläut, unvermittelt nah und laut erscheinen. Ich war eingehüllt wie in den Wolken am Himmel. Oben und unten waren nicht mehr zu bestimmen, alles befand sich frei zwischen Himmel und Erde. Langsam und ohne Eile zog der Lindwurm weiter und gab das Tal wieder frei.

Baalbeek

Zwei Tage später ging es weiter nach Osten, in Richtung Syrien. Wir durchfuhren die Bekaa Ebene, um zu den Ruinen von Baalbeek zu gelangen.

Baalbeek, wer die Buchreligionen verstehen will muss nach Baalbeek reisen. Aber erst muss er Rom, Ägypten oder Israel besuchen, um sich einen Eindruck zu verschaffen, dann kann er die Zusammenhänge der antiken, Denkweisen der Religionen besser verstehen. Baalbeek ist das Highlight der antiken Welt. Im Gebäude des Jupitertempels sind die drei weltweit größten Steine verbaut. 60 Meter hoch sollen seine Säulen sein. Der Altar war in der Antike so groß wie ein vierstöckiges Haus. Das Feuer auf dem Altar soll nie erloschen sein. Der Markt auf dem Opfergaben und Tiere und alles Erdenkliche was die Pilger so benötigten verkauft wurden, war immer geöffnet. Die christliche Bibel beschreibt den Altar und den Baalkult als Teufelswerk. Man kann sich gut vorstellen, wie der erste Eindruck auf die einfachen Menschen aus der Wüste, die noch als Nomaden in Zelten gewohnt haben, gewirkt haben musste.

Ich habe seit meinem Besuch dort in Baalbeek einen anderen Blickwinkel bekommen. In den Ruinen wurde eine Skulptur aus weißem Marmor gefunden, die diesen vielgenannten Gott Baal darstellt. Wer sie gesehen weiß, dass sollte unseres Gottesbildes darstellen. Sie zeigt einen jungen, gutaussehenden Mann mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf dem Gesicht. Dieser junge Mann breitet seinen Mantel aus und umfasst darunter mit seinen Armen Tiere, Menschen, Bäume, Blumen und Früchte, die ganze Erde. Anschaulicher kann die Grundlage der drei Weltreligionen gar nicht sein.

Krak de Chevalier

Weiter in Richtung Syrien. Der Grenzübertritt war erstaunlich schnell und unkompliziert. Viele Gäste wollen nur den Krak de Chevalier, eine der bedeutendsten Burgen aus der Zeit der Kreuzzüge besichtigen. Sie ist wunderbar erhalten. Aber bei näherem Hinsehen bemerkt man, dass sie sehr einfach und ohne jeglichen Komfort da steht. Die Ritter die hier lagerten, wurden als dritte oder vierte Söhne in den Krieg geschickt. Manche besaßen nichts weiter als ihr Pferd und ihre Ausrüstung. Wer einmal die Marienburg, den Hauptsitz der Ordensritter gesehen hat, wundert sich. In der Marienburg weilten zur gleichen Zeit die Großmeister mit Geld und Macht. Sie gönnten sich den gesamten Luxus der Zeit. Zentrale Heizung nach römischem Vorbild. Gute Küche, selbst der Abort befand sich in Zimmernähe, an der Außenwand der Burg, alles Unwichtige fiel von dort sofort in den Burggraben. Aus diesem komfortablen Umfeld schickten sie, im Namen Gottes die vielen jungen Männer in den Tod.

Hinter der Grenze wurde eine Pause in einem

Gartenrestaurant eingelegt. Ein junger Mann begrüßte uns sehr herzlich in deutscher Sprache, Er hatte eine Zeit lang in Bielefeld gelebt und kellnerte jetzt in dem Restaurant. Er liebte sein Land und kam aus dem schwärmen gar nicht mehr heraus. Das gegrillte Huhn, das er uns servierte war wie das gesamte Essen ausgezeichnet und wir wurden immer wieder aufgeforderte reichlich nachzunehmen.

Schließlich kamen wir ja direkt aus dem Libanon und dort gäbe es ja nichts zu essen! Aber hier in Syrien sei alles viel besser und wir würden und schnell wieder erholen. Und wenn wir erst nach Damaskus kämen, wollen wir sicher gar nicht mehr weg.

Damaskus

Damaskus war ein Erlebnis wie aus tausend und einer Nacht. Der große Bazar die Umayyaden-Moschee mit dem Grab Johannes des Täufers. Die kleinen Restaurationen, in denen noch Märchenerzähler die Gäste unterhielten. Ich lauschte ihnen sehr gern bei einer Wasserpfeife, obwohl ich die Worte nicht verstand, fesselte mich die Geschichten allein durch die die Stimme des Erzählers.

Damaskus mit seinen weißen Häusern, dem riesigen unübersichtlichen Bazar in dem man sich verliert und die Zeit vergisst, weil es hier wirklich alles zu kaufen gibt, was Orient und Okzident anzubieten haben. Es war faszinierend, aber ich liebe nun einmal die Wüste, ich liebe es durch die karge, von der Sonne durchglühten Landschaft zu fahren, die Stille zu genießen, Licht und Wärme aufzunehmen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Die Wüste lebt

So sagt man, was dies bedeutet sollte ich auf einer meiner Reisen in den Nahen Osten, nach Syrien, selbst hautnah erfahren. Ich liebe die Wüste, ich liebe es, durch die karge Landschaft des zu fahren und zu wandern. Unter einem Felsvorsprung sitzend die Stille genießen, dabei Licht und Wärme aufzunehmen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

So war unsere Fahrt nach Palmyra der sagenumwobenen Wüstenstadt der Königin Zenobia für mich ein besonderes Highlight. Ein moderner Bus brachte mich, gemeinsam mit einer kleinen Reisegruppe, sehr komfortabel, in das Dorf am Rande der Ruinenstadt und lieferte uns in einem kleinen orientalischen Hotel ab. Mein

Zimmer war übersichtlich, eher klein aber gemütlich. Durch ein winziges Fenster blickte man auf eine kleine lebendige Bazar Straße. Händler und Handwerker gingen hier ihrem Gewerbe nach, boten ihre Waren an, in dem sie lautstark und mit vielen Worten das umfangreiche Angebot priesen und die Kunden an ihre Stände lockten. Ein quirliger Trubel von fremdartigen Geräuschen und Gerüchen drang zu mir herauf und zog mich in die verheißungsvolle Welt von Tausend und einer Nacht. Noch hatte ich keine Ahnung wie tief ich eintauchen würde.

Unsere kleine Reisegruppe versammelte sich vor dem Hotel, um gemeinsam unter kundiger Führung die Ruinen von Palmyra zu erobern. Es ging zu Fuß die belebte Dorfstraße hinunter zu den Ausgrabungen der alten Königinstadt. Die Besichtigung der Ruinen ist lohnenswertes und lehrreiches Erlebnis. Tempel, Badehäuser, Wohnhäuser gebaut aus goldgelben Sandstein. Man erahnt wie sich die Bewohner einst auf dem riesigen öffentlichen Markt an den Verkaufshallen trafen. Auf die mit kostbaren Marmorböden ausgestatteten Plätze flanierten, Klatsch und Tratsch und neueste Nachrichten austauschten und dabei ihren Geschäften nachgingen. Auf den breiten Straßen rollten die Wagen sicher in den eingelassen Rillen vorbei an den sich in komfortablen Wohnhäusern, die sich hier aneinander reihten. Die Fantasie kann sich hier frei entfalten und Historiker erfährt an jeder Ecke etwas Neues.

Das Lexikon schreibt zu Palmyra:

Die antike Oasenstadt Palmyra, arabischTadmorbzw. Tadmur, wie auch die heutige Stadt neben den Ruinen heißt, lag an einer wichtigen Karawanenstraßen in Syrien, auf halber Strecke von Damaskus über die römische Oase Al-Dumair und weiter über das Kastell Resafa bis zum Euphrat. Mitten in der syrischen Wüste gelegen, im Westen von schroffen Felsbergen begrenzt, spenden zwei Quellen Wasser, mit dem die Palmengärten im Süden und Osten der modernen Stadt bewässert werden. Das Wort Tadmor hat einen altsemitischen Ursprung und bedeutet Palmenstadt, Palmyra hieß die Stadt in der römischen Zeit. Palmyra musste sich in seiner wechselvollen Geschichte gegen Assyrer, Perser, Ägypter und Römer zur Wehr setzen, sie war die Stadt der streitbaren und im Kampf gegen ihre Feinde erfolgreiche Königin Zenobia. Ihr wurde geweissagt, dass sie durch den Stich eines Skorpions sterben werde. Daraufhin ließ sie ihre Bett auf einem Gestell in luftiger Höhe aufstellen um jeder Gefahr aus dem Wege zu gehen, aber das Schicksal ist nicht zu beeinflussen und so erfüllte sich die Prophezeiung durch einen Obstkorb der von Dienern hinaufgezogen wurde und einen darin verborgenen Skorpion übersahen. Quelle: Bertelsmann Lexikon

Der gut erhaltene Palast der Königin Zenobia ist das Highlight. Er liegt seit Jahrhunderten erhaben in der Abendsonne und erfreut die Seele des Betrachters.

Nach drei Stunden Kulturwandern wurden uns die Füße müde und wir wünschten uns nur noch, den Sonnenuntergang in der kleinen Taverne am Rande der Ruinenstadt zu genießen und den Tag mit einem Cocktail oder einem kühlen Bier ausklingen zu lassen.

Ich ging gedankenverloren und zufrieden durch den Sand, als ich am linken Knöchel einen heftigen Schmerz fühlte. War ich an einen Stein gestoßen oder umgeknickt? Ich wusste es nicht. So heftig der Schmerz auch war, so schnell war er vergangen und der Vorfall vergessen.

Wir genossen unseren Sun Downer und spazierten langsam zurück zu unserer Unterkunft.

Nach einer Dusche und einem Kleiderwechsel, setzte ich mich bequem und gemütlich auf die Terrasse des Hauses, um dem quirligen Treiben zuschauen, dass sich vor meinem Augen bot. Jetzt nachdem die Sonne untergegangen war, hatten neben den Handwerkbetrieben auch viele weitere Geschäfte mit Lebensmitteln, Krimskrams, Kleidern und Imbissstände geöffnet und leuchteten hell im Neonlicht. Geschäftiges Treiben, hupen und rufen um mich herum und ich fühlte mich ein wenig wie in Bagdad des Harun al Raschid. Vor dem Abendessen traf ich vor unserem kleinen Hotel die Reisegruppe wieder. Wir nahmen einem Aperitif und ließen unsere Tageseindrücke Revue passieren. Auch mein kleiner Unfall aus der Wüste rief sich plötzlich wieder in mein Gedächtnis zurück. Mein Knöchel hatte sich um ein vielfaches vergrößert und ich konnte nur schwer laufen. Auch eine leichte Verfärbung ins Blaugrün war zu bemerken. Mitreisende rieten mir zum Arzt zu gehen oder wenigstens einen Eisbeutel darauf zu legen. Da ich aber immer noch keinen Schmerz fühlte, hielt ich das für überflüssig.

Das umfangreiche Abendessen wurde auf der Dachterrasse hoch über der Wüste serviert. Die Stimmung war ausgelassen und gut, der Abend versprach lang zu werden. Aber ich hatte plötzlich nur noch den Wunsch mich hinzulegen und zu schlafen. Unendlich Müdigkeit überkam mich und ich zog mich frühzeitig in mein Zimmer zurück. Es war so heiß stickig im Raum und ich öffnete das kleine Fenster neben dem Bett um frische Luft herein zu lassen, dabei schaute ich den Händlern und Käufern auf der lebendigen, lauten Straße zu und sog die frische Luft ein. Plötzlich war da hinter mir ein Geräusch, die Tür zu meinem Zimmer hatte sich geöffnet und gab den Blick in einen großen Nebenraum frei. Ich schaute mich verwundert um, diesen hatte ich doch vorhin gar nicht bemerkt? Der Raum war weitläufig, die Decke von steinernen Säulen gestützt. Wände und Säulen mit dem intensiv leuchtenden gelben Ocker gestrichen. Ocker wie er im Reich der Nabatäer um die Felsenstadt Petra abgebaut und mit Karawanen in die entlegenen Orte des Reiches gebracht wurde.

Goldene Bänder umspannten die Säulen. Eine aus dem duftenden Holz der Libanon Zeder üppig und fein geschnitzte Decke überspannte die gesamte Halle. Aus runden, kunstvoll verzierten Kohlebecken stieg Rauch mit dem Duft von Weihrauch und Gewürzen auf. Wo war ich? Im Palast der Königin Zenobia? Ich atmete den Duft des Weihrauchs tief ein und spürte das intensive Aroma und es verwirrte meine Sinne. Meine nackten Füße berührten den warmen Marmorboden. Langsam durchschritt ich den Raum und blickte hinter eine Säule. Dort standen zwei junge Männer. In weiße Plisseeröcke gehüllt, mit ihren schwarzen Perücken und dem ägyptischen Schmuck erschienen sie mir wie lebendige Abbildungen direkt von den Wänden der ägyptischen Königsgräber gesprungen. Jetzt standen sie ganz ruhig da und beobachten mich. Sie hielten mir lächelnd goldene Platten entgegen auf denen Datteln, Feigen und Trauben lagen. Kannen mit köstlichem Wein standen bereit. Ich hatte nie im Leben Früchte dieser Art und Wein von dieser Qualität genossen. Meine Zunge und mein Gaumen genossen die feinen Speisen. Alles was ich berührte spürte ich einer außergewöhnlichen Intensität bis in den Fingerspitzen. Das Holz der Schnitzereien, das Obst, die Farbe an den Wänden. Ich war an einem wunderbaren Ort. Aber wo war dieser Ort. War ich wirklich im Palast der Königin Zenobia oder? Nein das hier war Ägypten. Ich war in einem Palast in Ägypten, die Malereien an den Wänden verrieten es. Luxus und Genuss überall. Ich hatte mich gerade auf eine Liege niedergelassen und berührte einen der jungen Männer am Arm um auf mich aufmerksam zu machen, als mich eine unsichtbare Kraft nieder drückte und ich zurücksank. Meine Augen schlossen sich vor unüberwindbarer Müdigkeit.

Die Stimmen entfernten sich, der Duft verblasste.

Ich versank in Dunkelheit. Als sich meine Augen wieder öffneten, lag ich im Bett meines kleinen Hotelzimmers. Kissen und Laken völlig durchgeschwitzt. Durch das kleine Fenster wehte erstaunlich kühle, frische Luft ins Zimmer.