Rot - Hannes Sonnberger - E-Book

Rot E-Book

Hannes Sonnberger

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Beschreibung

Der Wirtschafts-Coach Hannes Sonnberger ist ein durch und durch politischer Mensch. Das ist nicht nur seinem Studium der Politikwissenschaften zu verdanken, sondern auch einer gefestigten Haltung und einem aufmerksamen Blick auf die Entwicklungen in der Gesellschaft. Vor allem seit den jüngsten innenpolitischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Österreich bleiben die Finger auf den Tasten nicht mehr still. Mit spitzer Feder trifft er immer wieder ins Zentrum des sozialdemokratischen Schmerzes und die Kommentare sprechen seiner Fan-Gemeinde vielfach aus der Seele. Wer bei ihm mitliest, kann zumindest später nicht behaupten, nicht gewusst zu haben, was passiert ...

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Gewidmet allen Aufrechten.

Inhaltsverzeichnis

Bevors mich z‘reisst

Warum ich (immer noch) Sozialdemokrat bin

Spaltung

Immer auf die Kleinen

He, Arschlöcher!

Die Angst, die uns am Miteinander hindert

Sachverhalts-Darstellung

Seid Ihr alle verrückt geworden?

Das wild gewordene Mittelmaß

12/2/34

Kern

Minderheiten-Feststellung

Faschismus

Rasierpinsel im Klo

Vielleicht

Es wäre schön ...

Keine Story

Teambuilding für die Opposition

Unerträglich

Begrifflichkeiten

Klassen-Kampf

Trotzdem

Zwei Frauen

1 Partei

Ist PolitikerIn ein Beruf?

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!

Aus den Gräbern

56%

Mein türkiser Freund

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!

Heldenplatz 2018

Hättiwari

Lieber Herr Mag. Kern!

„Die Wirtschaft schafft die Arbeit!“

Markenführung

1.1. bis 31.7

„Sachlichkeit“

Ihr werdet verlieren

Mensch sein. Schwer. Ein Leben lang

Ich versteh's nicht

Dammbruch

Dahinter

Wos geht des mi an?

Das Zweitbeste

Gemeingefährlich

5 Quartale

Alles Chimäre ...

Kurz und bündig

Abgrenzung

Die Unzeit

Fellner, Sellner: What the fuck!

Psychopathen

Selbsterkenntnis

Sprache

Mitterlehner

Bodenhaftung

Mein Freund Harvey

SPÖ und FPÖ

Scham und Schande

Der große Austausch

Staatsstreich

In Zeiten wie diesen

Es wird gefährlich

Dolleranz

Nachdenken

Jetzt. Oder doch nicht

Wollen wir – wenn möglich – eines nicht vergessen

Zorn

Es tut mir leid

Meine SPÖ

Normal

„Stabilität“

Bevors mich z‘reisst.

Das Ergebnis der Nationalratswahl 2017 hat das politische System Österreichs in den Grundfragen erschüttert. Eine zäh verteidigte und vielen verhasste Komfort-Zone fand ihr Ende und wurde von einem sehr unbehaglichen Modell abgelöst, mit dem das Land endgültig tief gespalten wurde. Zum dritten Mal ist die FPÖ in Regierungsverantwortung und dieses Mal scheint sie aus den Irrtümern, Peinlichkeiten und professionellen Mängeln der ersten beiden Versuche gelernt zu haben. Über weite Strecken hat die FPÖ die Themenführerschaft der Regierung übernommen und zu allem schrecklichen Überfluss auch jede Scheu abgelegt, die faschistische DNA zu kaschieren.

Die ÖVP der Jahrzehnte seit 1945 gibt es nicht mehr. Die türkise Wahlbewegung des Sebastian Kurz ist eine neoliberale Ansammlung ideologie- und bildungsfreier Emporkömmlinge, die skrupellose Klientelpolitik im Interesse von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung betreiben. Die Zustimmung der Mehrheit des Wahlvolks wird durch das ständige und kontrollierte Schüren rassistisch-chauvinistischer Feindbilder abgesichert.

Die Kombination ungenierter Faschisten mit unbekümmerten pseudoliberal/reaktionären Parvenues manövriert das Land aus der pluralistischen Demokratie westlicher Prägung in Richtung blank gezogener Bemühungen zur Einführung „illiberaler Demokratien“ à la Visegrad-Staaten. Die SPÖ als staatsgründende und regierungsgewohnte Partei findet währenddessen keinen (Aus)Weg aus dem Dilemma zwischen kantiger Opposition und der konzeptlosen Orientierung am Meinungsforschungs-Mainstream und all seinen grausamen Verwerfungen.

Das tut (m)einem sozialdemokratischen Herzen weh. So sehr, dass sich dieses Herz immer wieder Luft verschafft, um an der Verzweiflung über die bisher ungebremste Erosion von Aufklärung, Menschenrechten, Rechtsstaat und Sozialwesen nicht zu implodieren.

Dieses Büchlein ist eine Sammlung derartiger roter Eruptionen.

Warum ich (immer noch) Sozialdemokrat bin.

Meine politische – linksliberale – Heimat ist die Sozialdemokratie. Der Grund ist in einem Wort zusammengefasst: Großzügigkeit.

Ja, jetzt kommen natürlich sofort die reflexartigen Repliken mit der Schuldenpolitik und der Misswirtschaft. Die sitze ich auf einer Arschbacke ab. Selbst beim besten Willen gelingt es nicht, auch nur eine konservativ getriebene „Sparmaßnahme“ zu identifizieren, die NICHT entweder nach hinten losgegangen wäre (siehe Fotos auf den E-Cards) oder eine reale Verschlechterung ohne Gegengewinn oder sogar einen korrupten Nachgeschmack gehabt hätte.

Die Großzügigkeit im DENKEN ist der allergrößte Bonus der Sozialdemokratie. Sie hat sogar den völlig ideenbefreiten Kanzler Faymann überlebt und gleichzeitig immer noch die Essenz der Gutwilligen und der Weltoffenen – widerwillig, aber doch – bei der Stange halten können. Im Gegensatz zur ÖVP, die aus mir unerfindlichen Gründen besonders seit Schüssel zu einer Politik des Bußgürtels tendiert. Nicht eine der sogenannten Reformen hat das Leben einer Mehrheit im Land verbessert. Jedes einzelne Mal war der Schmerz der erwünschte Begleiter der Veränderung – je mehr, umso besser. So, als wollte jemand seine eigenen Sünden auf dem Rücken möglichst vieler anderer abladen – eine Politik des Sozialsadismus.

So etwas würde einem Sozialdemokraten nicht im grausamsten Albtraum einfallen.

Die Sozialdemokratie steht trotz vieler Irrungen und Wirrungen für eine Politik, die dem Menschen zugewandt ist. Dem Menschen mit seinen Fähigkeiten, Begabungen und Idealen. Sie vertritt eine Grundhaltung des Vertrauens und nicht des Misstrauens, weil sie eben nicht wie die Konservativen von der Religion der Erbsünde durchdrungen ist, die das Individuum als Schmarotzer diffamiert. Das ist der bösartigste Etikettenschwindel der ÖVP, die unter dem Deckmantel der Freiheit eine Tatsächlichkeit der Ungleichheit und der Ungerechtigkeit schafft. Und wenn seitens der ÖVP der SPÖ vorgeworfen wird, sie wolle alle „gleich machen“ (wie jüngst der Nationalratspräsident Sobotka), dann rufe ich zurück: Ja, weil wir alle gleich SIND!

Großzügigkeit im Denken, in der Wissenschaft, in der Bildung, in der Kunst. Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit des Menschen. Freude an der Buntheit der Welt. Gerechtigkeit und Fairness für alle.

All das wird immer der sozialdemokratische Kanon sein. Und die ÖVP steht bei jedem einzelnen Punkt für das Gegenteil. Mehr muss ich nicht wissen.

Spaltung.

Es ist vollkommen unerheblich, OB das Land gespalten ist und WER daran Schuld trägt.

Es ist unübersehbar, dass es gespalten IST.

Nicht einmal das Warum spielt noch eine Rolle.

Für den gelernten Österreicher ziemlich ungewohnt. Im Land, in dem die Provisorien wie Professorien geschrieben werden und unabhängig von der Schreibweise besonders lange halten, hat sich jahrzehntelang der Usus des Durchwurschtelns eingenistet.

Damit scheint es nun vorbei zu sein.

Eine Truppe von Hasardeuren hat sich an die Schalthebel gesetzt. Und schaltet und waltet. Gerade noch notdürftig eingebremst von not-wendigen Verfassungsmehrheiten.

Die sind not-wendig, um die schlimmsten Abartigkeiten abzuwenden.

Die Gräben gehen mittlerweile durch Familien, Freundschaften und berufliche Beziehungen. Ein Essen im Wirtshaus, eine Fahrt in der U-Bahn, Anstellen bei der Supermarkt-Kasse: Die statistische Erkenntnis, dass jeder Vierte kein Problem hat, unverhohlen faschistische Ideen zu wählen, stimmt unbehaglich. Plus ein weiteres Viertel, das diesen Faschismus für zumindest tolerabel bei der Verfolgung der eigenen Ziele hält. So unverblümt hat sich das noch nie gezeigt. Learning aus meiner Sicht:

Je klarer, präziser, resoluter die derzeitigen Oppositionsparteien eine Gegenposition zu diesen Verwerfungen beziehen, umso eher entsteht die Chance, bei der nächsten Wahl eine Abwahl des aktuellen Gangs in die 3. Republik überhaupt andenken zu können.

Die Aussicht ist ohnehin mager.

Und dann wird es trotzdem kein Ende haben mit der Spaltung. Es wird im günstigsten Fall eine Mehrheit jener Parteien geben, die das Land von rechts außen langsam wieder in die Mitte rücken werden. Und das wird sich für die dann in der Minderheit Befindlichen wie links-radikal anfühlen. Im best case werden die Gräben nicht zugeschüttet. Das fühlt sich im Land, in dem die Verdrängung „erfunden“ wurde, dann auch genau so an.

Mit Glück gelingt es, Hängebrücken über die Abgründe zu bauen. Über die man sich dann schwankend und fallweise aufeinander zubewegen kann.

Aber die tiefe Einsicht, dass wir uns der Aufklärung, den Menschenrechten, der sozialen Gerechtigkeit und dem Rechtsstaat verpflichtet fühlen (sollten), wird noch viele Jahre nicht mehr Allgemeingültigkeit haben. Fazit: Es müssen die Unterschiede in den politischen Konzepten superdeutlich herausgestellt werden. Und nicht die Schnittmengen. Die es de facto ohnehin nicht gibt. Oder nicht geben sollte. Das wäre wenigstens ehrlich und den Tatsachen angemessen.

Immer auf die Kleinen.

Damals auf dem Schulhof.

Der große leicht übergewichtige und untertalentierte Repetent „kümmert“ sich um den Kleinen mit der Brille. Immer wieder ein Schubser, ein Rempler, ein gestelltes Haxl, bis der Kleine der Länge nach auf dem Pflaster aufschlägt.

Dann endlich kommt der Kapitän der Handballmannschaft und legt dem Fiesling eine auf. Und a Ruh is.

Unsere Regierung – gut bestückt mit Studienabbrechern und Zivilversagern – reibt mit Vorliebe bei denen auf, die sich eh schon kaum wehren können.

Die Asylwerber – schon beinahe automatisch an allem schuld, was zwickt.

Die Arbeitslosen und die Mindestgesicherten.

Die über 50-Jährigen noch Arbeitsfähigen, die keine Arbeit finden.

Die VolksschülerInnen, die nun wieder den Notendrill und den Stress ums Gymnasiumsleiberl am Hals haben.

Die Protestanten – eh nur 3,6 Prozent.

Und – wieder die Asylwerber – mit den „Ausreisezentren“ und der Sicherungshaft.

Sowas funktioniert hervorragend, solange es eine Mehrheit gibt, die glaubt, in ihrer Komfort-Zone geschützt zu sein. I bin ka Asylant, mir tuat nix weh, i hob nix augstöht und mia hod der Stress in da Schui ah nix gschodt. Paaasst scho. Da Basti mocht des eh guad.

In einer gesteigerten Form schlägt dann noch zum Drüberstreun das „Stockholm-Syndrom“ zu. (Das ist was Anderes als der Werther-Effekt, gell Frau Staatssekretär.) Beim Stockholm-Syndrom kommt es zu einer Solidarisierung der Geisel mit dem Geiselnehmer. Und sowas kann man jetzt schon ganz gut beobachten.

Wenn dort, wo der Widerstand sein sollte, das Harmoniebedürfnis zuschlägt.

Oder dort, wo de facto-Opfer der Zustände froh sind, dass es eine Menge anderer gibt, denen es eh noch schlechter geht oder dort, wo man sich lieber nicht beschwert, damit es nicht noch schlimmer wird. Das sind dann die, die in ein paar Jahren von nix was gewusst haben.

Außer – siehe Sicherungshaft – wenn nicht der Blockwart den Nachbarn vernadert, sondern selbst plötzlich im Häfen landet, weil er die Gasmaske vergessen hat.

Bis endlich der Kapitän der Handballmannschaft aufkreuzt und dem Rowdy eine auflegt.

Dann haben „wir“ es dem feigen Gfrast wieder gezeigt ...

He, Arschlöcher!

Wisst Ihr, was eine Verfassung ist?

Das ist jene Grundlage zivilisierten Zusammenlebens, die in Österreich schon zwei Mal von denen abgeschafft wurde, mit denen Ihr angeblich nichts zu tun haben wollt: Von den Faschisten.

Ja, den Dollfuß einen Faschisten zu nennen: Das taugt Euch gar nicht. Den wollt Ihr lieber als Märtyrer verehren. Und den Adolf – na, der hat doch immerhin die Autobahn... und die Beschäftigung ... und so einen kleinen Adolf könnt ma schon wieder brauchen ... wenn da ned diese komische Verfassung wär.

Und jetzt geht das Theater wieder los – aus Eurer Sicht: Jetzt will der Kickl doch tatsächlich amal was „Grundvernünftiges“, nämlich die Gfraster vorsichtshalber einsperren, bevor sie was anstellen.

Und der Basti hat ja immerhin ein paar Semester Jus studiert und sagt auch, dass jetzt amal a Ruh sein muss mit der ewigen Bedenkenträgerei.

Nur schade, dass der Basti offenbar doch nur so selten auf der Uni gewesen ist, dass er genau dann, wie sie den Unterschied zwischen Untersuchungshaft und Sicherungshaft durchgenommen haben, mit dem Geilomobil in der Waschstraße gewesen ist.

Ich sag Euch jetzt was, Euch Arschlöchern:

Solange Ihr nix dabei findet, Leute einzusperren, bloß auf ein blödes Gefühl, sie könnten ja eventuell vielleicht was anstellen – so wie die grad dreinschauen – werde ich Euch Faschisten nennen. Alle, egal von welcher Partei Ihr grade seid.

Und ja, ich weiß, jetzt werdet Ihr sagen:

„Na bumm, jetzt fürchten wir uns aber!“

Ich weiß aber auch was Anderes:

Faschisten genannt zu werden, weil Ihr tatsächlich welche seid, das passt Euch nicht, das wollt Ihr nicht hören, da werdet Ihr zornig.

Weil Ihr nämlich so richtige Arschlöcher seid. Ganz tief drin in Eurer paranoiden, bösartigen, kranken Seele.

Die Angst, die uns am Miteinander hindert.

Wer Angst hat, kann mit Konflikten nicht umgehen.

Wir leben in dystopischen Zeiten. Die Verengung unserer Wahrnehmungen macht uns anfällig für die Verengung unserer Herzen und unserer Gedanken. Und wir werden unbeweglich für Lösungen, die auch die Interessen anderer berücksichtigen.

Angst. Kommt von Enge. Angst ist ein diffuses Gefühl der Bedrohung. Dieses Gefühl sitzt sehr tief in unserem Nervengeflecht. Die „Bereitschaft“ zur Angst wird oft durch ein Defizit an Vertrauen – an Urvertrauen – gefördert. Dieses Urvertrauen vermitteln uns vorzugsweise die Eltern, die uns schon als kleine Kinder mit etwas beschenken können/sollten, das mit einem besonderen Wort ganz wunderbar beschrieben wird: Geborgenheit.

Wer sich geborgen fühlt, muss keine Angst haben. Wer bedingungslos geliebt wird, muss nicht Angst und Schrecken verbreiten, damit sich die anderen Menschen wenigstens fürchten (wenn sie einen schon nicht mögen). Und wer es auf Basis dieses Urvertrauens schafft, auch sich selbst ausreichend zu lieben, ist ohnehin hervorragend ausgerüstet für ein konstruktives Leben in der Gemeinsamkeit. Angst sehnt sich nach Reduktion von Komplexität, nach einfachen Lösungen.

Angst scheut Fakten. Fakten stehen für Komplexität. Komplexität für Verschwörung.

Angst ist der Hebel für kollektive Unvernunft. Angst ist der Reflex, der eintritt, wenn ich glaube, mit meinen eigenen Ressourcen nicht mehr in der Lage zu sein, komplexe Situationen zu beherrschen. Im Gegensatz zur Furcht. Die ist konkret. Die hat einen ganz spezifischen Auslöser, gegen den man auch ganz spezifisch ankämpfen kann. Ganz viele Menschen haben Angst vor diffusen Verallgemeinerungen. Von daher kommen diese Pauschalierungen, die der konkreten Überprüfung im Einzelfall so gut wie nie standhalten. Angst und Konflikt sind Geschwister, oft sogar Zwillinge. Bei gutem Konflikt-Management geht es aber nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um die Herstellung der Handlungsfähigkeit aller Beteiligten. „Ich muss nicht gewinnen. Mir droht keine Niederlage“ ist oft schon eine krampflösende Erkenntnis.

Häufig haben Menschen sogar Angst davor, einen Konflikt als Konflikt zu bezeichnen – weil dann müsste man sich ja mit einem konkreten Problem beschäftigen und müsste das sorgsam gepflegte Ressentiment dem „reality-check“ aussetzen. Gelungenes Konflikt-Management besteht aber aus Geben und Nehmen.

Ich gebe Dir etwas, damit ich etwas gewinnen kann. Konflikt-Management ist die Ablöse der Angst-Lähmung durch konkretes Handeln. Ist das Heraustreten aus dem Schützengraben der festgefahrenen Standpunkte. Wer auf seinem Stand-Punkt stehen bleibt, wird sich niemals bewegen können. Und wenn sich niemand bewegt, wird sich nichts Gutes für alle Beteiligten bewegen lassen. Von dieser Erkenntnis sind derzeit viele weiter entfernt, als uns allen guttut.

Sachverhalts-Darstellung.

An alle Blockwarte in Österreich – mit besonderer Berücksichtigung aller Gasmaskenträger in Wien und dem Burgenland:

Ich habe immer wieder sündige Gedanken.

Da möchte ich dann dem Bundeskanzler eine Strafaufgabe aufgeben: Die Metamorphosen von Ovid auswendig aufsagen. Und mit dem Metronom den Hexameter überprüfen. Und ein bissi mit dem Rohrstaberl nachhelfen, wenn's nicht passt.

Und ich möcht der Frau Sozialminister 150 Euro geben. Und eine Fußfessel, die grad bis zum nächsten BILLA reicht. Dort darf sie dann nach Herzenslust 1 Monat lang einkaufen.

Und vielleicht trifft sie ja dort den Hausverstand ...

Und dann tät ich dem Herrn Innenminister einen Gutschein fürs Bordell geben. Wegen der Triebabfuhr warats. Nur: Der Gutschein gilt nur am Karfreitag und da haben sich die Damen freiwillig einen Tag freigenommen. Und dann hätt ich noch einen Gedanken für die Frau Staatssekretär Edtstadler. Ich find, eine Woche Latrinendienst im brandneuen Ausreisezentrum Traiskirchen warat super.

Na ja, so Gedanken hab ich halt.

Und dann war ich einmal sogar wirklich schlimm: In Klosterneuburg hab ich amal einen Maulwurf im Garten gehabt. Der hat mir immer so schiache Hügerl in die Wiese gmacht. Da hab ich die Reste vom Rasenmäherbenzin in seinen Hügelgang geschüttet und angezündet. Echt! Meine Kinder waren dabei! Gnutzt hat's nix. Am nächsten Tag wieder drei neue Hügerl in meiner Wiese. Irgendwie geht's mir mit der Regierung auch so...

So. Jetzt wissts alles. Alle meine schmutzigen Gedanken und meine finstere Vergangenheit.

Jetzt müssen mich nur noch der Herr Doskozil oder der Herr Ludwig anzeigen und mich strafweise aus der Partei aussischmeissen.

Seid Ihr alle verrückt geworden?

Zuerst gehen alle waffentragenden Exekutiv-Gewalten (Polizei und Militär) an eine Partei, die schon mit einer dieser Gewalten nicht verfassungskonform umgehen kann (und auch nicht will).

Dann werden die Infrastrukturen und Logistiken der beiden Gewalten zusammengelegt (sind eh nur die gleichen Tankstellen... Ja. Eh.) und niemand schreit.

Jetzt werden sensible Personendaten dem Militär zur Verfügung gestellt.

Der BIMAZ (= bösartigste Innenminister aller Zeiten) holt sich einen runter und phantasiert von „konzentrierter“ Unterbringung von Asylwerbern. Wahrscheinlich eh nur wegen des Vokabels „konzentriert“ regt sich irgendein reflexartiger Widerstand.

Jetzt ist er völlig ungehemmt und fieberwahnt von Sicherungshaft, von „freiwilliger Nachtruhe“ (= Ausgangssperre) und Verfrachtung in abgelegene Zentren, falls diese „Freiwilligkeit“ nicht eintritt.

All das mit dem Ziel, dass irgendwann einmal niemand mehr in Österreich Asyl beantragen kann.

Und wie reagiert die staatstragende Oppositionspartei, deren Ahnen schon in Anhaltelagern und KZs geschmachtet haben?

Wie genau?

Der Wiener und der burgenländische Landeshauptmann bringen ein Apportl, das der Wahnsinnige im Innenministerium gar nicht geschmissen hat und betteln um Ausdehnung der Sicherungshaft auch auf Inländer. Diese Mischung aus Kafka, Edgar Allen Poe und George Orwell; dieses unerträgliche Konglomerat aus Stockholm-Syndrom, Geschichts- und Rückgratlosigkeit wagt es, auf die Gräber der Altvorderen zu scheißen. Was habt Ihr eigentlich dort, wo anständige Menschen ein Herz haben? Wodurch habt Ihr das ersetzt, das normalerweise als Hirn bezeichnet wird?

Die Partei des hyperventilierenden Paranoikers hat 25% bei den Wahlen bekommen. Und die Maturanten-Partie 31%. Seid Ihr verrückt geworden?