Route 66 - RoadTrips - Ralf Johnen - E-Book

Route 66 - RoadTrips E-Book

Ralf Johnen

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Beschreibung

Die Route 66 ist ein Mythos von weltweiter Strahlkraft. Auch 100 Jahre nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1926 erfüllen sich Touristen aus aller Welt den Traum, die Strecke von Chicago bis nach Los Angeles zu absolvieren – egal auf wie vielen Rädern. Auf 3945 Kilometern durchqueren sie acht Bundesstaaten, erkunden sie faszinierende Städte und entdecken vor allem eine erstaunliche Vielfalt an Landschaften, wie es sie nur in den USA gibt. Für den Schriftsteller John Steinbeck war dies schon früh Anlass genug, die Route 66 mit viel Gespür für Legendenbildung auf den Namen „Mother Road“ zu taufen. Wer auf dieser Mutter aller Straßen unterwegs ist, kommt unweigerlich in Berührung mit der Vergangenheit. Mit schrulligen Charakteren, liebenswerten Americana, den Helden und Antihelden der amerikanischen Geschichte – und natürlich mit einem Gefühl der Freiheit, das von der Gegenwart weitgehend losgelöst scheint. So ist eine Tour auf der Route 66 auch heute noch ein unvergesslicher Trip. Für einige ist es gar die Reise ihres Lebens.

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Seitenzahl: 279

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alexandra JohnenRalf Johnen

ROUTE 66

66 Abenteuer entlang der Mother Road der USA

IMPRESSUM

Route 66 – 66 Abenteuer entlang der Mother Road der USA

Alexandra Johnen, Ralf Johnen

© 1. Auflage 2025 360° medien I Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann

[email protected] I 360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Andreas Walter

Satz und Layout: Elke Gräfe

Gedruckt und gebunden:

LUC GmbH I Hansaring 118 I 48268 Greven I luc-medienhaus.de

Bildnachweis: siehe Seite 320Sicherheitshinweis: siehe Seite 320

ISBN:978-3-96855-722-9

Hergestellt in Deutschland

360grad-medien.de

Alexandra JohnenRalf Johnen

ROUTE 66

66 Abenteuer entlang der Mother Road der USA

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

der Roadtrip ist die wohl aufregendste Form der Reise. Land und Leute ändern sich beständig. Unterwegs passieren unvorhergesehene Dinge. Flüchtige Begegnungen werden zu unvergesslichen Ereignissen. Man schläft nie zwei Mal am selben Ort – und der Alltag ist so weit entfernt, wie es eben nur geht.

Die USA sind ideal für einen Roadtrip: endlose Weiten, gute Straßen, niedrige Spritpreise und Landschaften wie gemalt bilden gemeinsam optimale Rahmenbedingungen für einen Urlaub „on the Road“. Das gilt für weite Teile des Landes, dessen enorme Ausmaße Europäer immer wieder aufs Neue überwältigen. Doch nirgendwo macht die Reise so viel Spaß, wie auf der Route 66.

Die „Mother Road“ ist in jeder Hinsicht ein Ereignis. Wo Sie die schönsten nostalgischen Sehenswürdigkeiten finden und was es links und rechts der Strecke außer Tankstellen, Oldtimern und zu Ikonen aufgestiegenen Werbe-Klassikern sonst noch zu entdecken gibt, bilden wir in diesem Buch ab. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn fürs Auge ist der Facettenreichtum der Route 66 ein einziges Fest. Doch das ist keineswegs alles. Denn neben den vielen Eindrücken bildet die Reise von Chicago nach Los Angeles eine einzigartige Gelegenheit, ein faszinierendes und zuweilen rätselhaften Land zu entdecken – und im Zweifelsfall auch besser zu verstehen.

Viel Spaß bei einer unvergesslichen Reise wünschen

Alexandra und Ralf Johnen

Die Route 66 ist eine riesige Fundgrube: Alexandra und Ralf haben sich hinein gewagt

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung: 66 mal Route 66

Illinois

Etappenübersicht

  1.Chicago: Der Anfang ist nah – doch wo ist er genau?.

  2.Die erste Skyline der Welt: Architektur in Chicago

  3.Chicago: Frank Lloyd Wright’s Robie House

  4.Schnaps aus Chicago: die Koval Whiskey Brennerei

  5.Optimo Hats in Chicago: die vielleicht besten Kopfbedeckungen der Welt

  6.Date mit den Blues Brothers: Old Prison in Joliet

  7.Wilmington: Gemini Giant am Launching Pad

  8.Pontiac: Bob Waldmires Road Yacht

  9.Springfield: Abraham Lincoln Presidential Library and Museum

10.Der Cozy Dog: die Erfindung einer Fast-Food-Ikone

11.Staunton: Henry’s Rabbit Ranch

12.Alton: Miles Davis und der Old Man River

Missouri

Etappenübersicht

13.Metamorphose am Mississippi: Old Chain of Rocks Bridge, St. Louis

14.So nah am Himmel: der Tramride to the Arch, St. Louis

15.The Chase St. Louis: Herberge der Celebrities

16.Kostenloser Kick: Saint Louis Art Museum

17.Nostalgie pur: Union Station St. Louis

18.Delmar Divide: drastische Demarkationslinie in St. Louis

19.St. Louis: eisige Erfrischung bei Ted Drewes Frozen Custard

20.Cuba: Motels, Murals & Narren

21.Lebanon: Munger Moss Motel und die Klassiker der Route 66

Kansas

Etappenübersicht

22.Galena: 13 Meilen durch Kansas

Oklahoma

Etappenübersicht

23.Commerce: durch das Land der American Indians

24.Tulsa: die betenden Hände

25.Tulsa Gathering Place: Neudefinition des öffentlichen Raums

26.Cowboy für einen Tag: Meadow Lake Dude Ranch, Sand Springs

27.Der Arcadia Round Barn: mehr als nur ein Schuppen

28.Die Cowboy-Kapitale der Nation: die Stockyard, Oklahoma City

29.Amerikas dunkle Stunde: das Oklahoma City National Memorial

30.Experimentelle Popmusik aus Okla-homa: Flaming Lips und St. Vincent

31.Oklahoma City: Automobile Alley

32.Clinton: Ein Museum feiert die Mutter aller Straßen

33.Erick: Geisterstadt mit Kuriositäten im Sandhill Curiosity Shop

Texas

Etappenübersicht

34.Die Tower Station, Shamrock: die vielleicht schönste Tankstelle der Welt

35.Energiewende auf dem Weg nach Amarillo

36.Palo Duro Canyon: riesige Schlucht bei Amarillo

37.The Big Texan Steakhouse: futtern als Sport

38.Die Cadillac Ranch: wie die Pyramide von Gizeh

39.Midpoint Café in Adrian: auf halber Strecke nach Santa Monica

New Mexico

Etappenübersicht

40.Die Motels von Tucumcari: stolze Vertreter der letzten ihrer Art

41.Die Highlights von Albuquerque: Old Town und Nob Hill

42.El Vado Motel, Albuquerque: aus Alt mach Neu

43.Die Breaking Bad-Tour: Waschstraße als Sehenswürdigkeit

44.Museum of Nuclear Power: Segen und Fluch der Kernkraft

45.Der höchste Punkt der Route 66: Continental Divide bei Gallup

Arizona

Etappenübersicht

46.Petrified Forest and Painted Desert, Holbrook: eine Landschaft wie gemalt

47.Meteor Crater: Naturereignis aus dem All

48.Twin Arrows: Geistersiedlung mit ikonischem Doppelpfeil

49.Walnut Canyon National Monument: Abstieg zu den Zeugen indigener Kultur

50.Route 66 Walking Tour: zu Fuß auf historischen Spuren in Flagstaff

51.Die Route 66 ist überall: sogar im Archiv in Flagstaffs Northern Arizona University

52.Wegbier in Flagstaff: Mother Road Brewing Company

53.Sternstunden: Lowell Observatory, Flagstaff

54.Williams: wo der Grand Canyon ganz nah ist

55.Pilgerstätte für Petrolheads: Seligman

56.Grand Canyon West: die Schlucht aller Schluchten

57.Der Hackberry General Store: Autofriedhof mit Charme

58.Kingman: Wüstenstadt oder Stadtwüste

59.Über den Sitgreaves Pass nach Oatman: schwere Prüfung der Vergangenheit

Kalifornien

Etappenübersicht

60.Roy’s Motel, Amboy: schmerzvoll schön

61.Imperium aus Buletten-Brötchen: der erste McDonald’s der Welt in San Bernadino

62.Angels Flight: der Lift der Engel in L. A.

63.Grand Central Market, L. A.: kulinarischer Weltenbummel seit 1917

64.Theatre Row: Kathedralen für die Kinokunst

65.Sportlich am Strand: von Santa Monica nach Venice

66.Santa Monica Pier: Trost vor dem Fall in die innere Leere

Reiseplanung

Praktische Tipps

Stichwortverzeichnis

Der American Eagle ist ein steter Begleiter

Die Route 66 ist ein Fest für Petrolheads

Neu und alt gehen auf der Mother Road nicht selten Hand in Hand

Blick auf das Stadion der St. Louis Cardinals

66 mal Route 66

Die Mother Road ist ein ergiebiger Fundus für Attraktionen, Geschichten und Anekdoten. Wir haben uns auf eine passende Anzahl festgelegt.

Die Route 66 ist ein amerikanischer Mythos von enormer Strahlkraft und ein nicht weniger großes Klischee. Als die Straße von 1926 bis 1984 unter stetig wechselnder Trassenführung erstmalig eine mehr oder weniger komfortable Autofahrt von Chicago nach Los Angeles ermöglicht hat, mag das Logo mit der prägnanten Zahl lediglich als Hinweisschild auf den Verlauf einer Straße gedient haben. Doch mehr als vier Jahrzehnte nachdem die Mother Road offiziell außer Betrieb genommen wurde, um durch breitere und deutlich effektivere Interstates ersetzt zu werden, strahlt ihr Mythos heller denn je.

In weiten Teilen dieses Planeten dürfte es kaum jemanden geben, der noch nie von der Route 66 gehört hat. Dabei hat sich die Mother Road zu einem Vehikel vor allem für kommerzielle und manchmal auch kulturelle Aktivitäten jeder Art entwickelt. Das Logo der Route 66 prangt auf T-Shirts, auf Rollkoffern und auf den Fassaden von Imbissbuden in Vorstädten, egal ob diese sich in Südwestfrankreich oder Nordostdeutschland befinden. Nicht selten ertönen aus Stereoanlagen Schlachtrufe wie „Get your Kicks on Route 66“ oder „Born to be Wild“. Im Fernsehen und auf YouTube laufen unermüdlich Dokumentationen, die von einem Gefühl der Freiheit schwärmen, oder die – im Falle ehrgeiziger Filme – gleich ein ganzes Land deuten möchten.

Vordergründig spricht all dies 100 Jahre nach Inbetriebnahme der Route 66 nicht unbedingt dafür, sich auf die 3945 Kilometer lange Reise von Illinois nach Kalifornien zu machen. Was soll man schließlich noch Neues entdecken auf einer Straße, auf der bereits Millionen und Abermillionen Menschen unterwegs waren? Und ist es nicht entsetzlich rückständig, im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert ein langes Stück Asphalt zu feiern, das früheren Generationen zunächst als Fluchtweg in ein besseres Leben diente, als Staaten wie Oklahoma und Kansas ihre eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren konnten, ehe Hippies und Rocker die Straße für sich vereinnahmt haben, um einer bürgerlichen Existenz aus dem Wege zu gehen und stattdessen das Abenteuer zu feiern?

Um ehrlich zu sein, hatten wir als Autoren und USA-Fans in Chicago erhebliche Bedenken, ob uns die Route 66 würde fesseln können. Doch rund 2500 Meilen später wussten wir: Der Trip auf der Mother Road war der wahrscheinlich beste, den wir in Nordamerika je unternommen haben.

Diese Botschaft geben wir denn auch an all jene weiter, die sich für die Reise und für dieses Buch interessieren. Dabei ist es unerheblich, ob man sich in einem Ford Mustang Cabrio aus den 1970ern, auf einer Harley oder an Bord eines spritsparenden Hybridfahrzeugs aus deutscher Produktion auf die Strecke begibt. Auch macht es herzlich wenig aus, ob unterwegs nun Steppenwolf, Beethoven oder gar Minimal Techno aus den Lautsprechern kommt.

Viel los auf der Mother Road: Manchmal ähnelt die Route 66 einem Wimmelbild

Vor dem Asphalt aufs Wasser: Eine Bootstour in Chicago sollte niemand auslassen

Art-déco-Fassade in Tulsa

Vielmehr ist es ungeachtet aller Requisiten und Details so, dass ein Trip über die Route 66 nicht nur dazu dient, von einer Millionenstadt in die andere zu gelangen. Das beginnt mit der Erfahrung, dass man auf dem Weg von Chicago nach L.A. die Dimensionen des nordamerikanischen Kontinents am eigenen Leibe erfährt. Das wiederum hilft dabei, ein oft rätselhaftes Land zu ergründen und vielleicht zumindest teilweise zu verstehen. Sei es geografisch, topografisch oder, noch ambitionierter, zivilisationshistorisch.

Der Trip auf der Route 66 demonstriert nicht nur die enorme Größe des Landes, sondern auch seine Vielseitigkeit. So hat Chicago schon früh seinen Ruf zementiert, mit seinem unermüdlichen Motor Gebäude in neue Höhen zu treiben und die Versorgung weiter Landesteile mit Lebensmitteln sicherstellen zu können. Bald darauf vermittelt das ländliche Illinois einen guten Eindruck davon, wie das Herzland der USA aussieht. Bis zum Mississippi prägen liebliche Landschaften und freundliche, hilfsbereite Menschen den Weg, die uns auch später stetig begleiten.

In Missouri steht Saint Louis für Aufstieg und Fall einer Metropole, in der die Narben von Sklaverei und Segregation bis heute sichtbar sind. Vorbei an den traditionsverpflichteten Ozarks führt die 66 nach Kansas und von dort nach Oklahoma, wo plötzlich Ölpumpen und Cowboys das Bild prägen. Eindrücke, die sich in Texas noch weiter verfestigen, bis plötzlich gigantische Anlagen zur Gewinnung von Windenergie für Verwunderung sorgen. Auch im konservativen Mittleren Westen führt kein Weg am Fortschritt vorbei.

Während die Landschaft immer mehr der Kulisse eines Western gleicht, definiert New Mexico die Vorstellung von dünner Besiedlung neu. Doch Halt: Hier in Bundesstaat Nummer sechs schließen Reisende auch Bekanntschaft mit dem präkolumbischen Amerika. Fortan prägen auch die Kulturen von Pueblos, Anasazi, Sinagua und so vieler anderer indigener Völker das Land. Arizona ist anschließend der vielleicht beste Staat, um Bekanntschaft mit der Route 66 und ihrer Strahlkraft zu schließen. Während sich vor Flagstaff fast 4000 Meter hohe Berge aufbauen, rückt der Grand Canyon in greifbare Nähe. Bald darauf ist das kleine Dorf Seligman zum Inbegriff des Rummels geworden, den die Mother Route mehr als 40 Jahre nach ihrer offiziellen Auflösung immer noch auszulösen vermag.

Nirgendwo indes sind die Relikte der Route 66 so verlassen wie im Osten Kaliforniens. Hier in der erbarmungslos brennenden Wüste begegnet man wenigen Menschen, aber dafür umso mehr typischen Americana. Wenn sich wenige Stunden später die Megalopolis Los Angeles ankündigt, gilt es sich mit der enttäuschenden Wahrheit anzufreunden, dass auch die Route 66 ein Ende besitzt – und damit auch ein Trip, der immer noch das Zeug hat, jene ultimative Reise zu sein, die jeder mindestens einmal gemacht haben sollte.

Dieses Buch unternimmt erst gar nicht den Versuch, alle erhaltenen Stücke der Route 66 detailliert aufzuführen, abzuklappern und zu bewerten. Das können einschlägige Apps mit Navigationshilfe heutzutage deutlich besser. Doch wir würden uns freuen, wenn die 66 Geschichten Inspiration bieten und informiertes Lesevergnügen bereiten – egal, ob daheim oder „on the road“. Um dies zu gewährleisten, haben wir uns thematisch sowohl für nahe liegende wie auch für eher abwegige Attraktionen entschieden. Vor allem die Mischung soll für ein unvergessliches Reiseerlebnis sorgen – und die oben geäußerten Bedenken ein für alle Mal vergessen machen.

Alexandra und Ralf Johnen

Wildwest-Romantik auf einer Dude Ranch in Oklahoma

Route 66

Der Roadtrip des Lebens führt von Chicago nach Los Angeles. Die Trasse hat sich unzählige Male verändert.

Illinois

Bescheidene Anfänge: das Hinweisschild auf den Startpunkt ist eher unauffällig

Illinois

1Chicago: der Anfang ist nah

2Chicago Architecture Tour

3Frank Lloyd Wrights Robie House

4Koval Whiskey Brennerei

6Optimo Hats

6Joliet: Old State Prison

7Wilmington: der Gemini Giant

8Pontiac: Bob Waldmire und das Pontiac Route 66 Museum

9Springfield: Abraham Lincoln Presidential Library and Museum

10Springfield: die Erfindung des Cozy Dog

11Staunton: Henry’s Rabbit Ranch

12Alton: die Heimatstadt von Miles Davis

Etappe 1: Illinois

Nach dem hektischen Start in der Metropole Chicago verspricht das ländliche Illinois einen geruhsamen Start auf der Route 66.

Die Etappe

Start: Chicago

Ziel: Grenze zu Missouri bei Alton

Entfernung: etwa 530 Kilometer

Fahrtzeit: 7 bis 8 Stunden

Die Strecke

In Chicago war die Route 66 bis vor Kurzem fast völlig aus dem Stadtbild verschwunden. Erst im Zuge der Festivitäten zum 100-jährigen Bestehen sind an mehr oder weniger publikumswirksamen Orten neue Schilder, Gedenktafeln und Wandgemälde aufgestellt worden – darunter auch am Startpunkt in der East Adams Street im Loop.

Doch die Aufmerksamkeit wirkt ein bisschen aufgesetzt, denn bis auf diese Ausnahmen sind die Spuren der Mother Road bis Joliet weitgehend verblichen. De facto ist der Weg heraus aus der Metropole wegen des enormen Verkehrs alles andere als ein Vergnügen.

Doch keine Sorge: Jenseits der Stadtgrenzen nehmen die Kilometer auf oder entlang der Originaltrasse ebenso rasant zu, wie Diners, Oldtimer, Vintage-Tankstellen und andere Americana. So fühlt man sich schon nach wenigen Stunden auf der Straße heimisch – und spätestens, wenn in Pontiac das Vehikel von Bob Waldmire seinen Auftritt hat, ist man endgültig angekommen.

Rein technisch betrachtet, deckt sich die Route 66 in Illinois heute zum Großteil mit der Interstate 55, deren Benutzung Zeit sparen kann, falls man etwas aufzuholen hat.

Typische Produkte aus der Region

•Hüte (Chicago)

•Schnaps (Chicago)

•Maple Sirup (Shirley)

Autorenempfehlung

Wer in Chicago losfährt, sollte sich erst gar nicht auf die Suche nach Relikten der Route 66 machen. Sie sind schlichtweg kaum existent. Stattdessen gilt es schnell die Suburbs hinter sich zu lassen. Danach steigt der Nostalgiefaktor rasant.

Where to Sleep

Springfield ist ein guter Ort für die erste Übernachtung außerhalb Chicagos. Vor Ort gibt es keine Vintage-Motels, doch The Bressmer erfüllt alle Anforderungen an ein typisch amerikanisches Bed & Breakfast.

thebressmer.com

Where to Eat

In Springfield muss man unbedingt den Cozy Dog (Kapitel 10) probieren. Der frittierte Hot Dog am Stiel ist eine kulinarische Ikone der Route 66.

cozydogdrivein.com

Die Route 66 ist über die Jahre zum Freilichtmuseum geworden

1Chicago: Der Anfang ist nah – doch wo ist er genau?

Zwischen den Wolkenkratzern von Downtown Chicago ist vom Startpunkt der Mother Road nur wenig zu sehen. Streng genommen ist er darüber hinaus fehlerhaft festgelegt. Ein Traditionslokal aber ist Grund genug, die Gegend dennoch aufzusuchen.

Aus dem Nichts ist Chicago zu einer Metropole geworden. Einwanderer aus aller Welt haben in den Schlachthöfen geschuftet, damit die Stadt den Westen der Vereinigten Staaten mit Fleisch versorgen konnte. Die an den Ufern des Lake Michigan gelegene Stadt mauserte sich zum Wirtschaftsmotor und zum zentralen Eisenbahndrehkreuz der USA.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Grundstücke im Loop immer begehrter. Der Name leitet sich von einer längst verblichenen Standseilbahn ab, die einst eine schleifenförmige Runde um die Innenstadt fuhr. So blieb Architekten wie Louis Sullivan nichts anderes übrig, als in die Höhe zu streben und den Wolkenkratzer zu erfinden. Später eroberten Gangster, der Jazz und schließlich der Blues die Stadt. Hier wurde die Deep-dish-Pizza erfunden, während erst die Moderne und später die Postmoderne ihre Spuren in der Skyline hinterließen. Dabei wuchs die Stadt immer weiter. Kurzum: Chicago hat anderes im Sinn, als sentimentale Gedanken an eine weitgehend aufgehobene Straße zu verschwenden.

So weisen heute nur zwei unscheinbare Schilder auf den offiziellen Startpunkt der Route 66 hin. Sie sind nur einen Steinwurf vom Art Institute entfernt, und abhängig vom genauen Standort sind am Ende der Adams Street die Antennen des Willis Tower zu sehen, der mit seinen 443 Metern lange Zeit der höchste Wolkenkratzer der USA war. Wenigstens ein Souvenirshop zu Ehren der Mother Road wäre überall sonst im Lande eine Selbstverständlichkeit. Chicago aber macht sich allenfalls die Mühe, hin und wieder die Aufkleber zu entfernen, mit denen Fans auf dem etwa 30 mal 60 Zentimeter großen Schild mit der Aufschrift „Begin“ ihre eigene Herkunft markieren.

Startklar: Co-Autor Ralf Johnen

Das Ganze eignet sich für ein Erinnerungsfoto, obwohl das Licht in den Häuserschluchten problematisch ist. Sein Wert aber ist aus puristischer Sicht fraglich, weil der große Trip in den Westen ursprünglich auf dem Jackson Boulevard einen Block weiter südlich seinen Lauf genommen hat. Dieser wurde 1937 zur Einbahnstraße deklariert, ein absolut üblicher Vorgang, aber eben auch ein Eingriff, den es zu beachten gilt.

Letztlich mag es unwichtig sein, ob die Menschen im Jahr 1926 ihre 3945 Kilometer lange Reise nach Los Angeles 100 Meter weiter nördlich oder südlich in Angriff genommen haben. Wäre da nicht unter der Hausnummer 565 W. Jackson Boulevard jenes Restaurant, das kein um Authentizität bemühter Route-66-Freak zum Start des Trips auslassen darf: Lou Mitchell’s.

Schon seit den Anfangstagen, als die Straße nach Kalifornien größtenteils noch asphaltiert werden musste, heißt es in dem Lokal: „Enjoy your breakfast and have a great day“. Hier kommt die heute oftmals nur noch vorgetäuschte Freundlichkeit amerikanischer Dienstleister noch von Herzen: Jeder Gast wird mit einem Mini-Donut begrüßt. Anschließend kommt im Dekor eines klassischen Diners „The World’s best Coffee“ auf den Tisch. Eine hochtrabende Behauptung, deren Wahrheitsgehalt angesichts der Speisen eher unbedeutend ist: Pecan Pancakes, Corned Beef Hash und Cream Cheese Bagels. Ein traditionsbewusster amerikanischer Speiseplan, wie er uns entlang der Route 66 begleiten wird. Das Frühstück, sagen manche Gäste, hält fast bis L.A. vor. Dabei sind die Rezepte seit Jahrzehnten unverändert. Vieles ist hausgemacht und die Zutaten stammen aus der Region. Ein verheißungsvoller Auftakt!

Top Highlight

Chicago: Wo so vieles seinen Anfang genommen hat

Der Architekt Louis Sullivan hat in Chicago seine Losung „Form follows function” formuliert. Dabei strebten er und seine Generationsgenossen Ende des 19. Jahrhunderts dank der Erfindung des Stahlskelettbaus vor allem in die Vertikale. So sind in Chicago – und nicht etwa in New York – die ersten Gebäude entstanden, die man als Skyscraper bezeichnet. Aus den anfangs noch bescheiden in die Höhe ragenden Bauten ist rasch eine Skyline von schwindelerregender Höhe entstanden. Speerspitze ist der Willis Tower, dessen Antennen die 500-Metermarke überschreiten. Dabei haben die Hochbauten den Startpunkt der Route 66 fast verschluckt. Sowohl das entsprechende Hinweisschild wie auch der Mensch wirken in der East Adams Street winzig klein.

choosechicago.com

Lage: Route 66 Official Begin Sign. East Adams Street, das Schild befindet sich etwa 20 Meter von der Kreuzung mit der South Michigan Avenue auf der Südseite. Auf der gegenüberliegenden nördlichen Straßenseite ist neuerdings ebenfalls ein Schild vorhanden. GPS: 41.87946, -87.62474

Distanz: 0 Kilometer

Aktivitäten:

•The Art Institute of Chicago: spektakuläres Ausstellungshaus mit hochwertiger eigener Sammlung; 111 S Michigan Avenue, Chicago, IL 60603, artic.edu

•Willis Tower: 110 Stockwerke, eine Dachhöhe von 443 Metern und 523 Meter hohe Antennenspitzen berechtigen zu Platz 2 unter den Wolkenkratzern der USA hinter dem One World Trade Center in New York. Einmalige Ausblicke vom Skydeck; 233 S Wacker Drive (Eingang), Chicago, IL 60606, theskydeck.com, willistower.com

Einkehren:

•Lou Mitchell’s: 565 W Jackson Blvd., Chicago, IL 60661, loumitchells.com

Übernachten:

•Kimpton Gray Hotel: prächtiges Hotel nur viereinhalb Blocks vom Startschild der Route 66 entfernt; 122 W Monroe Street, Chicago, IL 60603, grayhotelchicago.com

HINWEIS: Wer sich die Attraktionen in Chicago ansehen möchte, sollte dafür zwei bis drei Tage einplanen und den Mietwagen erst danach in Empfang nehmen. In Chicago ist ein Wagen nicht erforderlich und das Parken ist sehr teuer.

Die kulinarische Ouvertüre bei Lou Mitchell‘s mit Filterkaffee und nahrhaftem Frühstück ist ein Klassiker der Route 66

2Die erste Skyline der Welt: Architektur in Chicago

Chicago gilt als die Wiege der modernen Architektur. Vor dem Aufbruch in die Prärie ist eine Bootstour auf dem Chicago River eine radikal urbane Erfahrung, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Chicago ist überwältigend. Die Skyline, all die Menschen, überall Restaurants oder Geschäfte. Und am Abend die Lichter. Vor allem auf Reisende, die noch nie in Nordamerika gewesen sind, wirkt all dies sehr anders als Europa. Zudem verändert sich die Stadt rasend schnell. Überall gibt es neue Trends, weshalb ein Besuch auch für USA-Veteranen selten einfach nur die Erwartung erfüllt. Was hingegen immer wieder aufs Neue wie eine Premiere wirkt, ist ein Spaziergang durch die Häuserschluchten. Dabei ist es nicht nur die Höhe der Bauwerke, die Bewunderung auslöst. Nein, es sind die vielen Stilrichtungen, die das Ensemble der Wolkenkratzer einzigartig machen.

Viele Baustile wurden in Chicago kreiert. Den Anfang haben Henry Hobson Richardson, Daniel Burnham, Louis Sullivan und ein paar Zeitgenossen gemacht. Letztgenannter Architekt (1856–1924) zeichnet zugleich für das bis heute beschworene Credo „Form Follows Function“ verantwortlich, das Modernisten wie Mies van der Rohe erst viel später in aller Radikalität umgesetzt haben. Sullivan selbst hat sich nicht davon abhalten lassen, Entwürfe wie das Wainwright Building oder das Kaufhaus Carson Pirie Scott & Co. dank reichhaltiger Ornamente mit einer bis in die Gegenwart wirkenden poetischen Kraft zu versehen.

Ein Standardwerk über die Baukunst Chicagos trägt den Untertitel „Die Entstehung der kosmopolitischen Architektur des 20. Jahrhunderts“, was die Sache ziemlich genau auf den Punkt bringt. Auch dank der ersten Wolkenkratzer und Bürogebäude, die mithilfe des neuen Eisenskelettbaus in ungeahnte Höhen vorstoßen konnten, war das Selbstbewusstsein der jungen Metropole 1893 bereits so groß, dass Chicago die Weltausstellung ausrichtete. Dies ergänzte das Idealbild von der amerikanischen Großstadt um den Willen, mit europäischen Kapitalen wie Paris oder London mitzuhalten. Die reine Imitation der Vorbilder wurde bald unter der Realität unbändigen Wachstums begraben. Die Expansion in die Vertikale war nicht mehr aufzuhalten – und noch bevor die Route 66 auch nur ein Gedankenspiel war, dienten den Architekten Chicagos die Fassaden der immer höher werdenden Gebäude als Projektionsfläche für Baustile wie Neogotik und Neoklassizismus.

Diese Wolkenkratzer zitierten auf fast schon geschwätzige Weise Tempel, Kirchen und andere ehrwürdige Bauwerke des alten Europas. Damit war es spätestens vorbei, als sich 1938 in Person von Mies van der Rohe der letzte Direktor des Bauhaus in Chicago niederließ. Als die Route 66 immer mehr zum Schauplatz einer Migration der Massen wurde, nahm die Kunst des Vertikalbaus jene geschliffene Sachlichkeit an, die bereits aus der Vision Louis Sullivans gesprochen hatte. Die Evolution des Wolkenkratzers war damit weitgehend abgeschlossen. Auch war dem typisch amerikanischen Stil des Mid Century Modern der Weg bereitet, der später in Palm Springs und Los Angeles veredelt wurde. Lediglich die vollverglaste Fassade mit gewölbten Flächen und die effektvolle Verschachtelung einzelner Gebäudetrakte mussten noch erfunden werden.

Perfekte Sicht bei der Tour auf dem Chicago River

Der 197 m hohe Lake Point Tower war einst das höchste Appartementgebäude der Welt

Parkdeck in den Marina Towers

Dies alles können Besucher ziellos per pedes erkunden. Auch stehen diverse Führungen zur Auswahl. Die vielleicht bequemste Variante ist eine Bootstour, die von der Chicago Architecture Foundation organisiert wird. Das Spannungsfeld ist enorm: Der Ableger befindet sich vor dem herzzerreißend schönen Wrigley Building von 1920, daneben schraubt sich ein Glasturm in die Höhe. Während der folgenden 90 Minuten rücken Dutzende legendäre Bauten ins Blickfeld. Unvergesslich!

Lage: N Michigan Avenue, River Esplanade, GPS: 41.88927, -87.6230

Distanz 1 bis 2: 1 Kilometer

Aktivitäten:

•Chicago Architecture Center (CAC): Die Nonprofit-Organisation existiert seit 1966. Ihre Mission ist die Hervorhebung der Bedeutung von Design und Architektur, die sie im Rahmen von 85 unterschiedlichen Führungen vermittelt. 2018 ist die CAC in Mies van der Rohes One Illinois Center umgezogen, seitdem bereichert eine Ausstellung mit einem Stadtmodell aus dem 3D-Drucker das Angebot; 111 E Wacker Drive, Chicago, IL 60601, architecture.org

•Chicago Architecture Foundation Center River Cruise: 90 Minuten an Bord der First Lady; Passagiere sollten 30 Minuten vor Abfahrt vor Ort sein, 112 E Wacker Drive, Chicago, IL 60601, architecture.org/city-tours/river-cruise

•Eigenständige Architekturführungen bietet die Webseite gpsmycity.com über ihre App an.

•Tourismusbüro Choose Chicago: bietet eine Übersicht mit zehn Gebäudeikonen; choosechicago.com

Ergiebig und entspannend: die Bootstour auf dem Chicago River

Das 1921 fertiggestellte Wrigley Building vereint diverse architektonische Stilrichtungen

Art déco in Reinform: das Carbon und Carbide Building von 1929

3Chicago: Frank Lloyd Wright’s Robie House

Mit der Erfindung des Prairie House hat Wright der amerikanischen Architektur ein Gesicht gegeben. Seine Formensprache basiert auf einer durchdachten Philosophie. In Chicago steht mit dem Robie House eines der schönsten Exemplare.

Noch mehr Architektur? Unbedingt, denn so beeindruckend die Skyline im Loop, am See und an der Einkaufsstraße „Magnificent Mile“ (der Kosename für die Michigan Avenue) auch ist: Wolkenkratzer und Urbanität sind nur einige Bestandteile der facettenreichen Stadt. Der rasante Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte nicht nur zur Folge, dass Migranten aus aller Herren Länder sich in Chicago auf die Suche nach Arbeit gemacht haben und die Stadt rasend schnell wuchs. Vielmehr hat sich auch ein wohlhabendes Bürgertum etabliert, das den Lebensstil der europäischen Bohème zu imitieren versuchte.

Ein Architekt allerdings wollte sich nicht damit zufriedengeben, Europa nachzuahmen. Nein, Frank Lloyd Wright (1867–1959) hatte sich in den Kopf gesetzt, eine spezifisch amerikanische Architektur zu kreieren und diese mit einem entsprechenden Einrichtungsstil zu kombinieren. Nach seinen Lehrjahren im Büro von Louis Sullivan hat er dessen Maxime „Form Follows Funtion“ auf das Wohnhaus der Zukunft angewendet: Seine Domizile sollten sich bezüglich der Materialien und Formensprache auf organische Weise in die amerikanische Landschaft einfügen.

Für seine Idealvorstellung von einem modernen Heim schuf Wright den Terminus „Prairie House“. Ein Flachbau mit enormem Grundriss, der in die jeweilige Landschaft eingepflegt wird, auf charakteristische Baustoffe aus der Region setzt, natürliches Licht und eine eigenständige Kühlung begünstigt und nicht zuletzt ein ebenso funktionales wie formschön-modernes Interieur kultiviert, dessen Gestaltung sich der Baumeister selbst vorbehält.

Während seiner langen Karriere sollte Wright in 39 Bundesstaaten seine Spuren hinterlassen. Auch während eines Trips über die Route 66 kommt sowohl sein Werk wie auch sein Einfluss immer wieder in greifbare Nähe. Doch wer schon jetzt neugierig ist, kann in einem Suburb Chicagos einen Entwurf begutachten, der noch als eine Art Prototyp des Präriehauses gilt, gleichzeitig aber formvollendet ist.

Das Robie House hat Wright 1908/09 für den gleichnamigen Unternehmer ganz in der Nähe der Universität im Stadtteil Hyde Park gebaut. Robie allerdings geriet in finanzielle Schwierigkeiten und kam nur 14 Monate in den Genuss seines Hauses, das er an eine andere Familie verkaufte. 1926 veräußerte diese das seinerzeit von den Nachbarn angefeindete Bauwerk an die Uni, die ein Wohnheim mit Speisesaal daraus machte. In der Folge landeten Wrights Möbel auf dem Müll – und sein Meisterwerk entkam mehrmals nur knapp der Abrissbirne. Erst 1997 löste die Uni ihre zwischenzeitlich eingerichteten Büros im Robie House auf, um das seit 1971 denkmalgeschützte Domizil der Frank Lloyd Wright Preservation zu übergeben, die 2019 eine elf Millionen Dollar teure Restaurierung abschließen konnte.

Frank Lloyd Wright gilt bis heute als einflussreichster Architekt der USA

Prägendes Stilmerkmal des Präriehauses: die horizontalen Linien

Auch wenn das ursprüngliche Mobiliar fast vollständig fehlt, präsentiert sich das Haus seitdem in formidablem Zustand, wobei sein Design in vielerlei Hinsicht stilprägend war für die Glanzzeit der Route 66. Wer es sich ansehen möchte, sollte ein Uber bestellen und sich in 20 bis 30 Minuten die Lebensgeschichte des Fahrers oder der Fahrerin anhören. Diese stammen mit einiger Sicherheit aus Tansania, Syrien oder Indien – und sie alle haben ihre ganz eigene Meinung zum vermeintlichen Traumland USA. Ein authentischeres Chicago-Erlebnis gibt es kaum.

Lage: 5757 S Woodlawn Avenue, Chicago, IL 60637, GPS: 41.78981, -87.59597

Distanz von 2 nach 3: 13 Kilometer

Website:flwright.org

Aktivitäten:

•Emil Bach House: Frank Lloyd Wright hat weitere Projekte in und um Chicago realisiert. An vorderster Stelle wäre das Emil Bach House zu nennen, das sich etwa 15 Kilometer nördlich der City befindet. Es ist der einzige Wright-Entwurf in den USA, der als Hotel fungiert hat. Es wurde Ende 2023 geschlossen. Wie es weitergeht und ob Führungen weiterhin möglich sind, war bei Redaktionsschluss unklar. 7415 N Sheridan Road, Chicago IL 60626.

•Unity Temple: In Oak Park, wo Ernest Hemingway das Licht der Welt erblickt hat, befanden sich lange die Büros von Wright und seinen Mitarbeitern. Hier auch hat Wright mit dem Unity Temple einen stark von geometrischen Formen geprägten Sakralbau errichtet; 875 Lake Street, Oak Park, IL 60301, flwright.org

•Frank Lloyd Wright Home and Studio: Auch Wrights 1889 gebautes Wohn- und Arbeitshaus in Oak Park steht Besuchern offen. Es ist von der Formensprache noch nicht so elaboriert wie das Robie House; 951 Chicago Avenue, Oak Park, IL 60302, flwright.org

Die bleigefassten Fenster hat Wright persönlich entworfen.

Das gilt auch für das Mobiliar, dass sehr stilvoll...

... aber nicht sonderlich bequem ist.

4Schnaps aus Chicago: die Koval Whiskey Brennerei

Chicago war einst Hauptstadt der Schwarzbrenner. Erstmals seit der Prohibition werden im Norden der Stadt nun wieder Whiskey und andere hochprozentige Schnäpse hergestellt.

Machen wir uns nichts vor: Chicago war immer ein heißes Pflaster – und als solches ein Ort für durstige Kehlen. Schon als die Stadt 1833 mit 350 Einwohnern offiziell ins Leben gerufen wurde, war die Versorgung mit alkoholischen Getränken dem Vernehmen nach in einem Lokal namens The Miller House sichergestellt. Vier Jahre darauf gab es bereits zehn Tavernen. Um 1860 waren acht Destillen gemeldet, ehe vornehmlich deutsche Einwanderer dafür sorgten, dass es in Chicago über 50 Brauereien gab, von denen die meisten zugleich als öffentlich zugängliche Brauhäuser fungierten.

Doch in den gesamten USA wurden der Alkohol zu einem wachsenden Problem. Diverse Interessensgruppen schlossen sich zusammen, um ein Verbot zu erwirken. Männer sollten ihren Lohn bzw. das Budget der Familie nicht mehr versaufen, endlich sollten Ruhe und gesellschaftlicher Frieden herrschen. Der Einfluss von Kirchen, frühen Frauenrechtlerinnen und einigen Juristen wuchs zu einer Macht, die im Jahr 1919 tatsächlich bewirkte, dass die amerikanischen Bundesstaaten mit einer Mehrheit von 36 zu 12 den 18. Zusatzartikel zur Verfassung verabschiedeten, der zur Prohibition führte.

Von 1920 bis 1933 – und somit auch in den ersten sieben Jahren der Route 66 – galt landesweit ein Verbot aller alkoholischer Getränke. Doch die Gesetzeslage konnte dem Alkoholkonsum nicht Einhalt gebieten. Viel mehr begünstigte sie die Kriminalität. Dank der Nähe zu Kanada, wo Alkohol legal war, erkannten Top-Kriminelle wie Al Capone oder Bugs Moran ein lukratives Geschäftsmodell. Allerorten eröffneten illegale Bars, sogenannte Speakeasys, deren zeitgenössische Varianten weltweit beliebt sind. Gleichzeitig wurde Chicago Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen von Banden, die um die Vormachtstellung kämpften. Die Mordzahlen stiegen von 200 (1918) auf rund 700 (1930). Das Projekt Prohibition war gescheitert.

Erste Chicagoer Destillerie seit Jahrzehnten: Koval

Während Amerikas Boomtown schnell wieder auf die Füße fiel, blieb die Produktion alkoholischer Getränke dauerhaft anderen Kommunen vorbehalten. Tatsächlich sollte es bis 2008 dauern, ehe sich wieder eine Destillerie in der Megalopolis etablieren konnte. Sie heißt Koval und wird betrieben vom Österreicher Robert Birnecker und seiner Frau Sonat Hart, die zuvor Professorin für deutsch-jüdische Geschichte in Berlin war.

Bourbon aus den Suburbs: die Tropfen von Koval werden im Eichenfass ausgebaut

Das mag ungewöhnlich klingen, hat aber Hand und Fuß. Zwar war Birnecker ursprünglich in der Botschaft seines Landes in Washington D.C. angestellt, doch schon von seinem Großvater hat er einiges über die Kunst des Schnapsbrennens mitbekommen. Nachdem er seine Frau kennengelernt hatte und beide etwas Gemeinsames auf die Beine stellen wollten, begann er sich ab 2008 zu einem der Pioniere der damals noch neuen Szene der Mikro-Destillerien aufzuschwingen.

Von den Alpen nach Illinois: Ein österreichisches Paar hat Koval gegründet

Begonnen hat Birnecker mit einer amerikanischen Spezialität: Bourbon. Mittlerweile aber gehören auch fünf weitere Whiskey-Arten, Gin und diverse Liköre zum Portfolio, die mit Preisen überhäuft worden sind. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Beschränkung auf Bio-Zutaten (einige sind koscher und glutenfrei) und die Verwendung von deutschem Destillationsequipment aus dem Hause Kothe. Die Idee, so viel steht fest, war längst überfällig: Koval zählt mittlerweile 54 Angestellte und die Produkte werden in viele Länder exportiert. Nicht die schlechtesten Referenzen für einen abendlichen Absacker auf dem Hotelzimmer während eines Roadtrips.

Lage: 4241 N Ravenswood Avenue, Chicago, IL 60613, GPS: 41.95895, -87.67355

Distanz von 3 nach 4: 23 Kilometer

Website:koval-distillery.com

Aktivitäten:

•Chicago History Museum: Auf halber Strecke von Downtown zur Destillerie gelegen, klärt das städtische Geschichtsmuseum über viele Aspekte der Historie auf; 1601 N Clark Street, Chicago, IL 60614, chicagohistory.org

Einkehren:

•The Berghoff: Wenn schon Geschichte im Vordergrund steht, darf ein Besuch in diesem Lokal nicht fehlen: Es wurde 1898 vom Deutschen Hermann Josef Berghoff ins Leben gerufen und lockt mit einer interessanten amerikanischen Interpretation der deutschen Küche. Unbedingt probieren: Das Reuben Sandwich und das hauseigene Bier aus dem Steinkrug; 17 W Adams Street, Chicago, IL 60603, theberghoff.com

Besucher können die Produkten in Chicagos Norden verkosten

Chicagos Schnapsbrennern scheint die Mother Road nicht fremd zu sein

Das hochwertige Equipment stammt aus Deutschland

5Optimo Hats in Chicago: die vielleicht besten Kopfbedeckungen der Welt

In den Anfangsjahren der Route 66 hat man noch Hut getragen. Ein kleiner Handwerkbetrieb hat diese Tradition wieder aufgenommen für eine exklusive Klientel aus aller Welt.