Rowan - Verteidigung der Felsenburg - Aileen O'Grian - E-Book

Rowan - Verteidigung der Felsenburg E-Book

Aileen O'Grian

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Beschreibung

Band 2 der Romanreihe um den Magier Rowan Rowan ist älter geworden, und noch immer wird er von seinem Großvater, dem Magiermeister Bunduar, in die Magie eingeführt. Nach einem Anschlag auf sein Leben auf Burg Wanroe, wird er an die Königshöfe von Cajan und später Llylia geschickt, um auch bei anderen Magiermeistern zu lernen. Dort trifft er seine Freunde Ottgar und Mardok wieder. Doch auch in den Nordreichen ist sein Leben in Gefahr, sodass er großen Mut und sein gesamtes Können benötigt, um sich und seine Freunde zu retten.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhaltsverzeichnis

Rowan - Verteidigung der Felsenburg

Fantasyroman von Aileen O’Grian

Begriffserklärungen

Aileen O‘Grian

Rowan - Verteidigung der Felsenburg

Fantasyroman von Aileen O’Grian

Impressum

Aileen O‘Grian

c/o Papyrus Autoren-Club,

R.O.M. Logicware GmbH

Pettenkoferstr. 16-18

10247 Berlin.

Copyright © 2017 Aileen O’Grian

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Birgit Maria Hoepfner

www.textewerkstatt.de

Bild: © susanafh - Fotolia.com

Covergestaltung: TomJay - www.tomjay.de

1.

Rowan blätterte die mit Miniaturmalerei verzierte Buchseite der Chronik um. Die Geschichte der alten Könige las sich so spannend, dass er alles um sich herum vergaß. Selbst an die Mahlzeit dachte er nicht, dabei hatte er am Morgen nur einen Kanten Brot gegessen. Obwohl er ganz vertieft war, spürte er plötzlich eine Gefahr. Rasch drehte er sich um und schlug im letzten Augenblick die Hand mit dem Messer zur Seite.

Eine in einen Umhang gehüllte Gestalt versuchte erneut, mit einem Messer auf ihn einzudringen. Rowan musste seine ganze Kraft und Geschicklichkeit aufwenden, um sich zu wehren. Für sein Alter war er noch immer recht klein, dafür durchtrainiert und drahtig. Doch der Angreifer war einen Kopf größer und besaß unheimliche Kräfte. Rowan bemühte sich, die Hand zu fassen und festzuhalten, aber immer wieder entwand sich der Feind seinem Griff und attackierte ihn erneut. Rowan musste ein paar schmerzhafte Stöße einstecken, wenn sein Gegner sich freikämpfte – zum Glück gingen die meisten ins Leere, weil er schnell genug zur Seite sprang. Bedächtig achtete er darauf, dem Messer auszuweichen. Schließlich sah Rowan nur noch einen Ausweg: zu fliehen, doch der Täter verstellte ihm den Weg.

Verzweifelt überlegte Rowan, wie er sich retten könnte. Rufen wäre sinnlos. Er war allein im Studierzimmer, das sich im Turm von Burg Wanroe befand. Nicht einmal sein Großvater, der Obermagier Bunduar, wusste, dass er sich gleich nach dem Frühstück hierherbegeben hatte, um weiterzulesen.

„Lasst mich, was habt Ihr davon, wenn Ihr einen Jungen tötet?“, rief er. Er ärgerte sich über seine belegte Stimme, die seine Angst verriet. Ein heiseres, fast irres Lachen war die Antwort. Rowan lief ein Schauer über den Rücken.

Erneut machte der Angreifer einen Ausfallschritt in seine Richtung und versuchte, mit dem Messer zuzustechen. Rowan stand nun mit dem Rücken zur Wand und konnte nur zur Seite ausweichen. Er kämpfte um sein Leben, nur ein kluger Gegenangriff konnte ihn aus dieser Lage befreien. Deshalb stieß er sich von der Wand ab und schlug beide Fäuste gleichzeitig dorthin, wo er die empfindliche Magengrube seines Gegners vermutete. Tatsächlich sackte die Person zusammen und ließ den Dolch sinken. Diesen Augenblick nutzte Rowan, stürzte sich auf die Waffenhand und entwand ihr das Messer. Gleichzeitig kniete er sich auf den Arm seines Gegners und setzte die Klinge an dessen Kehle. Mit klopfendem Herzen zog er mit der freien Hand dem Unbekannten das Tuch vom Gesicht.

Er erstarrte, als er seinen Angreifer erkannte.

„Königin Narfin, Ihr?“, rief er erstaunt aus und ließ das Messer sinken.

Kaum spürte Narfin den Druck des Messers nicht mehr, wand sie sich wie eine Schlange unter seinen Knien. Sofort setzte er das Messer wieder an ihre Kehle.

„Warum?“, fragte er, obwohl er wusste, wie sinnlos die Frage war. Die Königin war seit Jahren geistig umnachtet. König Wilhar ließ sie seit seinem Thronjubiläum von ihren Hofdamen und einigen Soldaten bewachen. Doch immer wieder entwischte sie ihren Bewachern und stiftete Unruhe und Unheil. „Das weißt du ganz genau! Du machst meinem Sohn den Thron streitig!“, stieß sie voller Hass hervor.

Rowan schüttelte seinen Kopf. Ottgar war sein bester Freund, sie waren wie Brüder aufgewachsen und vertrauten sich. Auch wenn jetzt viele Tagesreisen zwischen ihnen lagen, weil Ottgar in Cajan am Königshof weilte, bestand das enge Band weiter.

„Ich werde Magier. Seit jeher haben die Könige des Reichs Magier an ihrer Seite gehabt, die ihnen in schwierigen Situationen geholfen haben. Ich hoffe, ich kann eines Tages den Erwartungen des Thronerbens Ottgars entsprechen“, erwiderte er. Doch er erkannte an Narfins Gesichtsausdruck, dass seine Worte sie nicht erreichten, sie war wieder einmal in ihrem dunklen Reich gefangen.

Plötzlich ertönten Stimmen auf der Treppe zum Studierzimmer. „Narfin? Seid Ihr hier?“

„Ja, sie ist hier“, rief er noch immer aufgewühlt.

Die Tür wurde aufgerissen. Atemlos traten die alte Hofdame Narian und ein Page ein. Schweigend schob Rowan das Messer über den Fußboden in ihre Richtung und stand dann auf.

„Ist dir etwas passiert?“, fragte Narian entsetzt. „Ich war nur kurz in der Küche. Die anderen Hofdamen hat sie fortgeschickt, um die Instrumente zu holen. Sie wollte Musik hören.“

Rowan lächelte gequält. „Nein, mir ist nichts passiert. Aber sie wird einige blaue Flecken haben, da ich mich gewehrt habe.“

Narian nickte. Sie beugte sich über Narfin, die stöhnend auf dem Fußboden lag und ihren Arm hielt.

„Majestät, es wird alles wieder gut. Die Hofdamen warten schon auf Euch, um mit Euch gemeinsam zu musizieren.“ Sie streichelte über den Kopf ihrer Herrin und summte ein Kinderlied. Die Königin schloss die Augen, ein sanfter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht.

Nach einer Weile öffnete sie ihre Augen wieder, verwundert schaute sie sich im Raum um. Der Page reichte ihr seine Hand und zog sie hoch. Als wenn nichts gewesen wäre, nickte Narfin Rowan freundlich zu. „Bist du schön fleißig? Ottgar braucht einen tüchtigen Magier an seiner Seite.“

„Ich gebe mir alle Mühe, möglichst viel zu lernen.“ Rowan zwang sich, freundlich zu sein und sie anzulächeln.

„Du bist begabt. Wilhar ist voll des Lobes. Schon zweimal hast du Ottgars Leben gerettet.“ Sie nickte hoheitsvoll und rauschte dann die Treppe hinab, gefolgt von Narian und dem Pagen.

Rowan blieb kopfschüttelnd zurück. Noch nie hatte er die Königin in solch einer schlimmen Verfassung erlebt. Sie war nicht sie selbst gewesen, vollkommen entrückt war sie. Sein Großvater Bunduar hatte jahrelang versucht, ihr zu helfen. Doch all seine sonst so wirksame Kunst versagte bei ihr.

Mächtige Kräfte hielten sie in sich selbst gefangen, nur ab und zu blitzte die einstige schöne und kluge Prinzessin hervor, die Wilhar geheiratet hatte. Seit dem Thronjubiläum vor zwei Jahren war Narfin nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen. Am meisten erschreckte Rowan der schnelle Wechsel, der sich in der Königin vollzog: Eben noch völlig umnachtet, dann wieder ganz normal.

Nach diesem unschönen Ereignis konnte er sich nicht mehr auf das Studium der alten Könige konzentrieren. Seufzend klappte er das Buch zu und verließ gedankenverloren den Raum. Um sich von den Geschehnissen abzulenken, beschloss er, reiten zu gehen und lief zu den Ställen. Peruans alter Wallach Scharus begrüßte ihn schnaubend. Mit seinen Nüstern stieß er ihn an und wartete darauf, dass Rowan einen Apfel aus der Tasche zog. Genüsslich zermalmte das Pferd die Frucht. Rowan holte Zaumzeug und Sattel und legte es dem Wallach an. Peruan, der Waffenmeister des Königs, hatte Rowan sein altes Pferd überlassen, da es als Schlachtross zu betagt war. Trotzdem war das Tier ein treuer Begleiter und leistet Rowan hervorragende Dienste, da es klug war und übersinnliche Fähigkeiten besaß. Es hatte Rowan schon mehrmals vor Gefahren gewarnt und auf diese Weise sein Leben gerettet.

„Wir müssen uns bewegen, zu viel sitzen und herumstehen ist nicht gut für uns.“ Er tätschelte Scharus und führte ihn aus den Stall. Im Burghof stieg er auf und ließ das Pferd im Schritt gehen. Sobald er das Burgtor hinter sich gelassen hatte, trieb er das Tier an und galoppierte über die Brache vor der Burg. Der Wind ließ seine Haare wehen und er fühlte sich so lebendig, so frei wie selten. Ihm war bewusst, wie knapp er den Mordanschlag überlebt hatte.

Sein Ziel war das Heideheiligtum. Dort saß er ab und ließ das Pferd frei grasen. Es blieb in der Nähe, selbst wilde Tiere würden es nicht wegtreiben.

Rowan lief zur Quelle, wusch Hände, Gesicht und Füße, bevor er sich auf einem großen Stein am Rand des Wassers niederließ. Mit leicht geschlossenen Augen schaute er auf die Wasseroberfläche, blendete die Umgebung aus, um sich in die Geisterwelt zu versenken. Der blaue Himmel und die weißen Wolken spiegelten sich im Tümpel.

Bald erschien ihm das Gesicht des Quellgeistes. Rowan hielt Zwiesprache mit ihm, doch auch der Geist wusste nicht sicher zu sagen, warum die Königin zeitweilig geistig umnachtet war.

„Es müssen mächtige Kräfte am Werk sein. Bunduar hat sie bisher nicht vertreiben können,“ antwortete der Geist der Quelle.

„Geister aus dem Ostland?“

„Uralte Kräfte, alte Götter“, murmelte der Geist, bevor er unversehens wieder verschwand.

Ob diese Kräfte etwas mit den Drachen zu tun hatten, die das Magierland vor einigen Jahren heimgesucht hatten?, grübelte Rowan nach. Was konnte er, der Magierlehrling Rowan, gegen sie ausrichten, wenn nicht einmal der mächtige Bunduar es geschafft hatte?

Er erhielt keine Antwort, wie er sie erhofft hatte. So legte er Brot und Äpfel für den Quellgeist auf die Opferstelle, dann pfiff er nach Scharus, der brav angetrabt kam.

Natürlich kam er zu spät zum Abendessen. Da sich in der Burg momentan nur wenige Bewohner und Gäste aufhielten und diese bereits gespeist hatten, war die Tafel im Rittersaal schon abgedeckt, als Rowan eintraf. Deshalb ging er in die Küche, die sich nur einige Stufen hinab im Untergeschoss befand, und bat um etwas Brot und einen Apfel.

Während er aß, schlenderte er zur Treppe, die zum Rittersaal führte. Unvermittelt blieb er stehen, als er Wilhar und Bunduar eintreffen hörte, die sich im Nachbarort die Schäden des schweren Frühlingssturms angesehen hatten und deshalb nicht rechtzeitig zum Essen erschienen waren. Sie liefen durch den Raum und setzten sich an den Kamin, während ein Page Holz nachlegte. Mit einer Handbewegung schickte Wilhar den Pagen in die Küche, um Speisen und Wein zu holen. Gerade wollte Rowan sich zu ihnen gesellen, als er vernahm, dass die beiden Männer über ihn sprachen.

„Bunduar, es wird Zeit, Rowan auf die Wanderung zu schicken“, begann König Wilhar.

Rowan blieb wie angewurzelt auf der untersten der sechs Stufen stehen, nur wenige Schritte von den Männern entfernt, presste sich an die Wand und lauschte.

„Der Junge ist klug, ich kann ihm nicht mehr viel beibringen, er muss jetzt bei andern Magiern lernen. Am liebsten wäre mir Zwandir im Sumpfland“, erwiderte sein Großvater. Obwohl er leise sprach, klangen seine Worte in dem fast leeren Saal klar und deutlich.

„Unsere Beziehungen zum Sumpfland sind seit dem Überfall der Sumpfgeister sehr gespannt“, gab der König zu bedenken.

„Umso wichtiger ist es, wieder Freundschaft zu schließen.“

Wilhar wartete mit seiner Antwort, bis die Pagen die Speisen gebracht hatten, dann schenkte er sich selbst und seinem Obermagier Wein in die Becher.

„Rowan soll sicher nicht nur bei Zwandir lernen, warum soll er seine Reise nicht in Llyllia beginnen?“

Bunduar lachte leise. „Damit er dort auf Ottgar trifft?“

„Es würde Rowan den Aufenthalt in der Fremde erleichtern. Außerdem ist es gut, wenn der künftige König mit seinem Waffenmeister und seinem Magier beisammen ist. Ottgar und Mardok ziehen im nächsten Sommer weiter nach Llyllia. Wenn Rowan seine weitere Ausbildung bei Magier Hildrun beginnen würde ...“

Bunduar nahm einen Schluck Wein, dann unterbrach er seinen Neffen. „Eine nette Nebenerscheinung ist, dass Hildrun am Königshof von Baruan lebt.“

Rowan lugte vorsichtig um die Ecke und konnte beobachten, wie Wilhar rot anlief. Rowan grinste, weil Wilhar sich wie ein kleiner Junge bei seinen Winkelzügen ertappt fühlte. Schließlich lebten viele Magier abseits der Burgen, dort hätte Rowan keine Gelegenheit, nebenbei ritterliche Fertigkeiten zu erwerben.

„Wisst Ihr wirklich, ob Rowan zum Magier taugt? Vielleicht wird er Ritter, dann wäre eine Ausbildung bei König Baruan sinnvoll“, warf Wilhar ein.

Bunduar seufzte. „Rowan weilt schon viel zu lange hier am Königshof. Er zweifelt bereits an seiner Berufung.“

„Ihr meint, er wäre lieber Ritter? Und wenn das seine Berufung ist?“ König Wilhars Blick hellte sich auf.

Bunduar schüttelte seinen Kopf. „Nein, er hat eine sehr seltene Begabung, auch wenn er ein guter Ritter würde – gute Ritter gibt es viele, gute Magier sind sehr selten.“

„Ihr selbst, verehrter Oheim, habt eine Ausbildung als Ritter erhalten.“

„Ich war immer nur Mittelmaß, mir fiel die Entscheidung leicht. Euer Vater war der bessere Kämpfer und Ritter.“

„Gönnt Rowan doch die Ausbildung, zumal es ihm gefallen würde. Außerdem wird sie ihm später sicher hilfreich sein.“

„Wozu sollte es gut sein, wenn ein Magier ein Meister des Schwertkampfs und des Bogenschießens ist?“, entgegnete Bunduar wenig überzeugt.

„Wer weiß. Vielleicht hat Euer Enkel noch eine weitere Aufgabe zu erfüllen.“

Bunduar schwieg.

Rowan wusste, wie ungern sein Großvater andere Möglichkeiten in Erwägung zog und er spürte dessen Zweifel.

Warum aber wünschte König Wilhar so hartnäckig, dass Rowan eine Ausbildung als Ritter erhielt? Zum ersten Mal überlegte er, wer wohl Ottgars Nachfolger würde, wenn dieser kinderlos blieb. Könnte es sein, dass er etwa selbst an zweiter Stelle der Thronfolge stand? Dabei war er nur entfernt mit Wilhar verwandt. Sein Urgroßvater Hinduar war der legendäre König und Obermagier des Magierlandes gewesen, zu einer Zeit, in der große Gefahr von außen drohte. Sein ältester Sohn Mawuar wurde König, Bunduar als jüngerer Sohn Magier. Allerdings hatte Mawuar nur einen einzigen Sohn gehabt, Wilhar, und auch dieser hatte nur einen Nachkommen, das war Ottgar. Wären Bunduar und seine Nachfahren die Nächsten in der Erbfolge? Da sein Großvater aber nur ein überlebendes Kind hatte, eine Tochter, Rowans Mutter, die die Krone nicht tragen durfte, wäre Rowan dann nach Ottgar erbberechtigt?

Hätte es Hinduar geholfen, wenn er einen befreundeten Magier an seiner Seite gehabt und nicht alles allein hätte bewältigen müssen? Bunduar betonte immer, wie wichtig es war, wenn die Macht in zwei verschiedenen Händen lag. Es würde dem Magierreich helfen und es sicherer machen. Wenn einer gefährdet war, konnte der andere ihn unterstützen ? wenn der König starb, sorgte der Obermagier zusammen mit dem Oberpriester dafür, dass der Thronfolger eingesetzt würde und während dieser Zeit keine Unruhen entstanden.

Als hätte Bunduar Rowans Gedanken gelesen, fuhr er fort: „Wilhar, die Aufgaben müssen geteilt bleiben. Mein Vater hat es nach dem Einfall der Würmer aus dem Süden so gesehen und uns dementsprechend ganz unterschiedlich erzogen.“

„Mein Vater hatte auch keinerlei magische Begabung und war froh, dass er Euch an seiner Seite hatte. Mir geht es ebenso. Selbst in den Familien der Magier ist diese Gabe selten und tritt nicht in jeder Generation auf“, gab Wilhar zu bedenken.

„Deswegen ist es so wichtig, Kinder mit dem entsprechenden Talent zu fördern und zu Magiern auszubilden.“

Rowan wusste, dass sein Großvater Ottgar öfter geprüft hatte. Aber sein Freund wies keine Anzeichen der Begabung als Magier auf. Während Rowan häufig auf seine Fähigkeiten angesprochen wurde, sei es von den Pferdeknechten, den Schäfern oder Bauern, denen er schon als Kind bei Problemen mit ihren Tieren geholfen hatte. Beim Reiten lenkte er die Pferde mehr durch seine Gedanken als durch seine Schenkel, wofür die Pferdeknechte ihn bewunderten. Und als beim Jubiläum des Königs die Drachen angriffen, hatte er die Gefahr geahnt, bevor die Erwachsenen sie erkannten, und rettete dadurch Ottgars Leben.

Auch wenn er jetzt lieber mit seinen Freunden zusammen wäre und wie sie die Ausbildung zum Ritter machen wollte, besaß er diese seltene Begabung der Magier, die er selbst oft eher für einen Fluch hielt.

Ein Page trat zu Wilhar und verbeugte sich. „Herr, ein Bote aus dem Sumpfland.“

Wilhar hieß ihn einzutreten. Der Mann sah müde und verstaubt aus. „Mein Herr, König Matrin, schickt mich mit einer Botschaft an Eure Majestät.“ Er übergab einen versiegelten Brief. Wilhar klatschte in die Hände und wies an, dem Boten Brot, Fleisch und Wein in der Gesindeküche zu servieren und ihm eine Kammer zuzuweisen.

Als der Mann gegangen war, brach Wilhar das Siegel auf und las den Brief. „Mein Hofstaat und mein Obermagier sind zu der Krönungszeremonie von König Matrin im Sumpfland eingeladen“, gab er den Inhalt mit erhobenen Augenbrauen wieder.

„Ihr solltet die Einladung annehmen.“

Wilhar nickte. „Aber ich werde nicht mit meinem gesamten Hofstaat reisen. Seid Ihr bereit mitzukommen?“

Bunduar nickte.

„Gut so. Ich werde auch Peruan fragen und noch einige meiner Ritter. Mein Verwalter und Peruans Stellvertreter bleiben zur Sicherheit hier.“

Bunduar nickte erneut zustimmend. Wilhar war umsichtig und besaß eine natürliche Klugheit und Diplomatie.

„Die Königin ist zu krank ...“ Wilhar senkte seinen Kopf.

„Ihr solltet überlegen, Eure Gemahlin in das Kloster in den Nebelbergen zu schicken. Die Nonnen dort können besser für sie sorgen als ihre Hofdamen. Die gute Luft und die unberührte Natur würden ihren Zustand verbessern.“

Rowan wurde bei dem Gedanken daran unwohl. Ottgar würde es treffen, wenn seine Mutter in ein Kloster verbannt wurde. Obwohl sie ihn in ihrer Geistesstörung häufig schlecht behandelt hatte, hing er an ihr.

Bunduars Heilkünste hatten nicht verhindern können, dass die Königin immer schwächlicher wurde. Ihr Geist war seit Jahren verwirrt. Seit sie – lange nach Ottgars Geburt – ein Kind im achten Monat der Schwangerschaft verlor, verirrte ihr Geist sich immer öfter. Sie wurde danach nicht wieder schwanger und verlor sich in den Wünschen nach einem weiteren Kind.

Bunduar hatte die Naturgeister gebeten, ihr zu helfen, doch selbst sie waren machtlos. Mehrmals war er mit Wilhar zum Moorheiligtum gepilgert und hatte für die Königin einen Bittgottesdienst abgehalten. Vergeblich. Inzwischen erkannte sie häufig nicht einmal den König oder ihren Sohn. Eine ihrer Hofdamen musste ständig um sie sein und sie überwachen, damit ihr nichts zustieß. Sie fand weder ihre eigenen Räume noch einen anderen. Einmal war sie mit einem Messer auf eine alte Hofdame losgegangen. Ein anderes Mal hatte Bunduar sie im letzten Augenblick überreden können, von einer Burgzinne wieder herunterzuklettern und sich nicht in den Burggraben zu stürzen. Seitdem wurde sie in verschlossenen Räumen gehalten und durfte nur unter Bewachung spazieren gehen.

Von ihrem Angriff auf Rowan am Morgen ahnten die Männer sicher noch nichts. Rowan hatte vom Gesinde erfahren, dass auch ihre Ururgroßmutter und ihr Großonkel in geistiger Umnachtung gestorben waren. Natürlich hatte das Königshaus im Ostland es sorgfältig vertuscht.

König Wilhar soll sehr verliebt und stolz auf seine bildhübsche, kluge Frau gewesen sein. Doch bald nach Ottgars Geburt hatte sie sich verändert. Sie kümmerte sich nicht um den Säugling und geisterte nachts durch die Räume von Wanroe. Aber richtig beängstigend wurde es erst nach der Totgeburt.

Während Rowan noch an der Treppe stand und dem Gespräch mit Neugier folgte, näherte Narian sich König Wilhar und Bunduar, fünf Schritte vor ihnen blieb sie stehen und machte mit gesenktem Haupt einen tiefen Hofknicks. „Verzeiht, Euer Majestät, dass ich ungeladen komme, doch es gab wieder einen Zwischenfall mit der Königin.“ Sie berichtete von dem Vorfall im Turmzimmer. „Rowan hat sich gerade eben noch ihrer erwehren können. Hinterher hatte sie einige klare Momente. Die ersten seit Monaten.“

Wilhar starrte düster in die Flammen. Bunduar nickte Narian zu. „Danke, ich werde mich nachher um die Königin kümmern.“

„Oh, sie sitzt jetzt friedlich bei ihren Hofdamen und lauscht der Musik.“ Sie entfernte sich mit einem Knicks.

„Wenn ich sie in ein Kloster sperre, wird es Schwierigkeiten mit dem Bruder meiner Gemahlin geben. Nein, sie muss am Hofe bleiben.“

Bunduar überlegte eine Weile. „Ihr solltet ein Haus für sie bauen lassen mit einem Innenhof, damit sie sich dort frei bewegen und unter Bäumen sitzen kann.“

„So ein südländisches Wohnhaus?“

„Genau.“

„Innerhalb der Burgmauern habe ich keinen Platz dafür.“

Ohne das Bunduar weiter drängte, grübelte er und kam zu einer Lösung. „Wir lassen ein burgähnliches Gebäude in der Vorburg erbauen, es muss dem Gelände angepasst werden und erhält einen überdachten Wehrgang mit Schießscharten.“ Er grübelte weiter und meinte schließlich. „Aber Rowan muss Wanroe und das Magierreich zu seiner eigenen Sicherheit so schnell wie möglich verlassen. Wer weiß, ob nicht einige Treue ihres Vaters oder Bruders ihren Befehlen gehorchen.“

Bunduar nickte. „Ihr habt recht. Ich werde ihn zu König Baruan und Magier Hildrun schicken.“

Rowan hörte, wie sich die Tür zum Rittersaal öffnete und jemand eintrat. Es wurde höchste Zeit zu verschwinden, wenn er nicht entdeckt werden wollte. Leise zog er sich zurück und schlüpfte durch die Hintertür hinaus. Obwohl er seit Jahren wünschte, endlich auf Reisen zu gehen und seine Freunde wiederzusehen, freute er sich nicht so sehr, wie er es erwartet hätte. Zu sehr beschäftigte ihn das Erlebte und Gehörte, und so lag er in der Nacht noch lange wach.

Schon am nächsten Tag ritten Bunduar und Rowan zu ihrer einsam gelegenen Hütte im Wald, in der der Obermagier mit seiner Tochter Salawin und dem Enkelsohn lebte. Beim Königshof auf Burg Wanroe weilten sie nur, wenn König Wilhar seinen Magier benötigte, was ziemlich häufig vorkam.

Salawin, Rowans Mutter, hörte sie schon von Weitem nahen und trat zur Tür hinaus, um sie zu begrüßen. Sie war überrascht, sie so bald wiederzusehen. „Wollte Rowan nicht die ganze Chronik lesen?“, fragte sie verwundert.

„Und Peruan wollte mich im Schwertkampf ausbilden“, sagte Rowan.

„Wilhar hat andere Pläne mit Rowan“, erklärte Bunduar kurz. Salawin schaute ihren Vater verwundert an, doch er sprach nicht weiter. Erst als Rowan die Pferde in den Stall führte, um sie zu versorgen, hörte er Bunduar sprechen. Rowan schlich an die vordere Wand und lugte durch einen Spalt zwischen den Holzbrettern. Von hier aus konnte er jedes Wort hören.

„Narfin hat Rowan mit dem Messer angegriffen. Wilhar hat Sorge, dass Rowan auf Burg Wanroe nicht mehr sicher ist, daher schickt er ihn nach Llyllia.“

Salawin nickte. „Ich hatte damit gerechnet. Wenn er eine Ritterausbildung erhalten würde, hätte er schon viel früher weggemusst.“

Bunduar umarmte sie. „Wir werden ihn vermissen, aber er muss jetzt seinen eigenen Weg gehen und bei anderen lernen.“

Dann wurde er ernst. „Ich habe in der Kristallkugel großes Unheil gesehen. Glaub mir, es ist besser, wenn er weit weg und nicht bei uns ist.“

Salawin musterte ihren Vater, so ernst sah sie ihn selten. „Wenn es sein muss, muss es sein. Wir müssen unser Schicksal annehmen.“

„Die Linie lebt weiter. Rowan wird einst ein großer Magier, bis dahin muss er so viel wie möglich lernen. Er muss so lange in der Fremde weilen, bis er die große Macht, die uns alle bedroht, besiegen kann.“

Salawin nickte. „Er wünschte sich doch schon so lange, wieder mit Ottgar zusammen zu sein.“

2.

Salawin versuchte, ihre Traurigkeit während der Tage des Abschieds zu verbergen. Sie scherzte und lachte, trotzdem spürte Rowan, wie sich seine Mutter tatsächlich fühlte, und versuchte sie zu trösten. „Es sind doch nur ein paar Jahre. Vielleicht kannst du mich besuchen kommen?“

Sie lachte und wuschelte durch sein Haar. „Natürlich sehen wir uns in ein paar Jahren wieder. Dann werde ich dich gar nicht mehr erkennen, weil du so groß geworden bist. Trotz meiner Trauer, weil du weggehst, freue ich mich für dich und dass du nun erwachsen wirst.“

Wenige Tage später brach Bunduar mit Rowan nach Wanroe auf, von wo aus die Reise losgehen sollte. Zum Abschied segnete Salawin ihren Sohn und empfahl ihn der Göttin Jaguar und den Elfen.

Rowan hatte seine wenigen Habseligkeiten in einen Sack gepackt, der am Sattel befestigt wurde. Ihm war ganz mulmig zumute. Schon häufig war er längere Zeit von daheim fort gewesen, hatte sich monatelang auf Wanroe oder auch auf Ranhoe aufgehalten. Zweimal war er sogar mit seinem Großvater in eine der Hafenstädte an der Küste gereist, doch noch nie war er für so eine lange Zeit von Großvater und Mutter getrennt gewesen. Nun wurde er erwachsen. Seine Freunde waren schon vor zwei Jahren und vier Monden an einen fremden Hof geschickt worden, um ihre Ritterausbildung zu machen. Damals war er traurig gewesen, zurückbleiben zu müssen, aber jetzt freute er sich, sie wiederzusehen. Hoffentlich waren sie sich nicht fremd geworden, sondern verstanden sich noch so gut wie früher.

Auf dem Weg nach Wanroe machten sie den Umweg über das Moorheiligtum. Sie banden die Pferde an einen Baum und liefen über den Damm, der zur Moorinsel führte, wo sich das Heiligtum befand. Dort hielt der Oberpriester Garudin für Rowan einen Bittgottesdienst. Mit einem zweiten Priester sagte er die alten Gebete und Fürbitten auf und sang Lieder. Schließlich winkte er Rowan an den Altar und hieß ihn Öle in das Bronzegefäß, in dem Holzkohle brannte, gießen. Die farbigen Flammen schossen hoch auf, weißer Rauch stieg zum Himmel und hüllte die Moorinsel in wohltuende Düfte.

„Die Göttin Jaguar sei mit dir. Gehe mit offenen Augen durch dein Leben, lerne, was du nur kannst und kehre heim zum Wohle des Magierlandes.“ Sie sangen die altehrwürdigen Lieder des Aufbruchs, und im Anschluss begleitete Garudin Rowan und seinen Großvater bis zum Damm. Dort reichte er Rowan zum Abschied die Hand. „Wir werden einst stolz auf dich sein, wenn du deinen Weg weitergehst wie bisher.“

Rowan fühlte die Last, die in diesen Worten lag. Was wäre, wenn er die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte? „Auf Wiedersehen!“, verabschiedete er sich mit leiser Stimme. Mehr fiel ihm nicht ein, der Augenblick war zu bewegend.

„Lebe wohl, Rowan. Möge die Göttin immer mit dir sein!“, wünschte Garudin.

Rowan schaute ihn fragend an. Garudin lächelte. „Ich bin alt. Mein Leben neigt sich dem Ende zu. Es ist ein Abschied für immer.“

Rowan schluckte, dann erwiderte er mit rauer Stimme: „Die Göttin wird sich freuen, einen so starken Geist für ihr Reich zu bekommen.“

Garudin legte ihm seine Hand auf den Scheitel. „Dein Großvater und deine Mutter können stolz auf dich sein.“

Schweigend liefen Rowan und sein Großvater über den Damm. Rowan spürte einen Kloß in seiner Kehle. Seine Welt in Wanroe würde verändert sein, wenn er in einigen Jahren zurückkehrte. Aus dieser Sicht hatte er seine Abreise bisher noch gar nicht betrachtet.

Als sie den Wald hinter sich gelassen hatten, machte Bunduar ihn auf die Wolken aufmerksam. „Schönwetterwolken, wir bekommen gutes Wetter“, stellte Rowan fest.

„Ein gutes Omen“, meinte Bunduar.

Auf Wanroe stieg Rowan noch einmal die Wendeltreppe zur Studierstube hinauf und nahm die Chronik zur Hand. Er las das Kapitel, das er beim letzten Besuch nach Narfins Angriff abgebrochen hatten. Die meisten Könige hatten kämpfen müssen. Manche hatten Kriege mit den Nachbarn geführt, andere mussten sich gegen Drachen und fremde Wesen verteidigen. Aber auch Hungersnöte und Seuchen waren aufgetreten. Fast immer hatte ein Magier an der Seite der Könige gestanden und sie mit Rat und Tat unterstützt. Bunduar hatte Rowan darauf hingewiesen, dass die Chroniken eine Informationsquelle für zukünftige Schwierigkeiten wären.

„Viele Krankheiten sind schon einmal aufgetreten und geheilt worden. Aber auch, wie Kriege beigelegt oder die Drachen vertrieben wurden, steht dort geschrieben. Das Wissen kann dir helfen, falls so etwas wieder auftritt.“

Es wurde dunkel. Rowan konnte kaum noch lesen, da die kleinen Fenster nur wenig Licht hereinließen. Also klappte er das Buch zu und erhob sich. Er verließ das Studierzimmer, stieg die steinerne Wendeltreppe hinab und öffnete die Tür, die in den Turm führte.

Als er ins Freie trat, schoss ein Pfeil haarscharf an seinem Arm vorbei und bohrte sich in die Tür.

Mit einem Satz sprang Rowan zurück und warf die Tür zu. Vermutlich befanden sich Angreifer gegenüber dem Turm beim Gesindehaus. Gespannt lauschte er, doch er hörte nichts. Nach einer Weile zog er seinen Umhang aus, nahm eine erloschene Fackel, die nachts zur Beleuchtung diente, aus der Halterung und stülpte den Umhang darüber. Dann öffnete er die Tür einen Spaltbreit und schob die Fackel vorsichtig hindurch. Sofort schlugen zwei Pfeile in die Tür. Ein dritter durchbohrte den Umhang und nagelte ihn an der Tür fest.

Rowan ließ ihn hängen, schlug die Tür zu und verriegelte sie. Hoffentlich befand sich wirklich niemand im Turm. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Besorgt lauschte er und blickte sich suchend um.

Schließlich eilte er die Treppe wieder hoch. Auf jeder Etage zögerte er, ehe er an der jeweiligen Kammertür vorbeihastete, auch am Studierzimmer im zweitobersten Stockwerk, bis er oben auf der Wehrplattform stand. Dort verbarg er sich hinter einer Zinne, damit er nicht gesehen wurde, und pfiff, so laut er konnte, auf zwei Fingern, um Hilfe zu rufen. Doch keiner antwortete. Anscheinend waren inzwischen alle im Rittersaal versammelt. Es war Essenszeit. Ob er vermisst würde? Darauf wollte er nicht warten.

Er kramte in dem Beutel, den er am Gürtel trug, und zog ein Elfenfeuer, einen Kegel aus Harz, heraus, stellte ihn auf die Mauer und entzündete ihn mit dem Feuerstein und Zunder. Anschließend sammelte er seine Gedanken, bis sie sich mit der Geisterwelt verbanden.

„Sirii, wo bist du? Ich brauche dringend Hilfe!“, rief er den Elfenprinzen, bevor er das Elfenlied anstimmte.

Es dauerte eine Weile, bis er es surren hörte. Plötzlich wurde der Elfenprinz Sirii vor seinen Augen sichtbar.

„Hast du dich wieder in Schwierigkeiten gebracht?“, fragte Sirii schmunzelnd.

„Was kann ich dafür, dass mir die Königin nach dem Leben trachtet?“

Fragend zog Sirii seine Augenbrauen nach oben.

„Sie mag mich nicht“, erklärte Rowan. „Ich denke, es sind ihre Leute, die unten auf die Tür schießen. Wie komme ich jetzt aus dem Turm heraus? Ich habe keine Lust, hier zu übernachten.“

Sirii lachte. „Soll ich sie verprügeln oder lieber deinen Großvater holen?“

„Der ist sicher im Rittersaal. Es wäre schön, wenn du Bunduar herbeirufst. Ich weiß nicht, wie lange die Tür die Angreifer abhält. Vielleicht gibt es sogar noch einen geheimen Eingang in den Turm.“

„Dann beeile ich mich lieber.“ Sirii verblasste wieder. Der Elf konnte sich von normalen Menschen ungesehen Bunduar nähern und ihn lautlos um Beistand bitten.

Rowan erschien die Wartezeit ewig, ungeduldig wanderte er hin und her, bis er sich zusammenriss, sich hinsetzte und versuchte, seine innere Mitte zu finden.

Als er Stimmen hörte, schrak er hoch. Leise schlich er an eine der Schießscharten und beugte sich hinaus. Vor dem Turm sah er Bunduar, Wilhar und mehrere Ritter stehen. Sie beratschlagten sich, schließlich ging ein Ritter zur Turmtür und versuchte, sie zu öffnen. In dem Augenblick ertönten hinter dem gegenüberliegenden Gesindehaus laute Schreie. Rowan sah, wie zwei Männer flohen – genau in die Arme des Königs. Die Ritter nahmen sie fest.

Peruan war mit zwei Knappen um das Gesindehaus herumgegangen und als er zurückkam, trugen die Knappen einen dritten Mann. Sirii hatte gründliche Arbeit geleistet. Sicher hatte er sich ihnen unbemerkt genähert, sie überrascht und entwaffnet, bevor sie überhaupt begriffen, dass ihnen ein unsichtbarer, schneller und gewandter Gegner gegenüberstand.

Bunduar blickte nach oben, winkte und rief: „Rowan, du kannst herunterkommen. Die Männer sind gefasst.“

So schnell er konnte, eilte Rowan die steile Wendeltreppe hinab, entriegelte die Tür und trat hinaus.

---ENDE DER LESEPROBE---