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Robert Thorne, der berüchtigte Playboy-Prinz, ist alles andere als der Typ, der sich niederlassen oder eine ernsthafte Beziehung eingehen möchte. Sein lockeres Verhältnis mit Aly scheint deshalb perfekt – bis sie plötzlich beschließt, nach „dem Einen“ zu suchen und ihr eigenes Märchen-Happy-End zu verwirklichen. Plötzlich wird alles kompliziert. Die Vorstellung, dass Aly mit einem anderen Mann ausgeht, bringt Rob an den Rand des Wahnsinns.
Doch was verbirgt sich wirklich hinter der Fassade des selbstgefälligen, sorglosen Playboys? Ist da vielleicht mehr in ihm, als er selbst wahrhaben will?
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Seitenzahl: 371
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Robert Thorne, der berüchtigte Playboy-Prinz, ist alles andere als der Typ, der sich niederlassen oder eine ernsthafte Beziehung eingehen möchte. Sein lockeres Verhältnis mit Aly scheint deshalb perfekt – bis sie plötzlich beschließt, nach „dem Einen“ zu suchen und ihr eigenes Märchen-Happy-End zu verwirklichen. Plötzlich wird alles kompliziert. Die Vorstellung, dass Aly mit einem anderen Mann ausgeht, bringt Rob an den Rand des Wahnsinns.
Doch was verbirgt sich wirklich hinter der Fassade des selbstgefälligen, sorglosen Playboys? Ist da vielleicht mehr in ihm, als er selbst wahrhaben will?
Jessica Peterson schreibt Romane, die voller Leidenschaft, Humor und Herz sind. IWenn sie nicht gerade an ihren Geschichten arbeitet, findet man sie oft in den besten Restaurants des Südens, wo sie mit ihrem Ehemann Ben an der Bar sitzt. Außerdem genießt sie es, Bücher mit ihrerTochter Gracie zu lesen oder sich mit ihrem 70-Pfund schweren Schoßhund Martha gemütlich einzukuscheln.
Als wahres Carolina-Girl träumt Jessica davon, ihre Zeit zwischen Charleston und Asheville aufzuteilen. Momentan lebt sie jedoch in Charlotte, North Carolina.
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Jessica Peterson
Royal Rebel
Aus dem Amerikanischen von Ute Brookes
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Grußwort
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Erstes Kapitel — ALY
Zweites Kapitel — ROB
Drittes Kapitel — ALY
Viertes Kapitel — ALY
Fünftes Kapitel — ALY
Sechstes Kapitel — ROB
Siebtes Kapitel — ROB
Achtes Kapitel — ROB
Neuntes Kapitel — ALY
Zehntes Kapitel — ROB
Elftes Kapitel — ALY
Zwölftes Kapitel — ALY
Dreizehntes Kapitel — ALY
Vierzehntes Kapitel — ROB
Fünfzehntes Kapitel — ALY
Sechzehntes Kapitel — ALY
Siebzehntes Kapitel — ROB
Achtzehntes Kapitel — ROB
Neunzehntes Kapitel — ALY
Zwanzigstes Kapitel — ALY
Einundzwanzigstes Kapitel — ROB
Zweiundzwanzigstes Kapitel — ALY
Dreiundzwanzigstes Kapitel — ROB
Vierundzwanzigstes Kapitel — ROB
Fünfundzwanzigstes Kapitel — ALY
Sechsundzwanzigstes Kapitel — ROB
Siebenundzwanzigstes Kapitel — ALY
Achtundzwanzigstes Kapitel — ALY
Neunundzwanzigstes Kapitel — ROB
Dreißigstes Kapitel — ALY
Einunddreißigstes Kapitel — ALY
Zweiunddreißigstes Kapitel — ALY
EPILOG — ROB
DANKSAGUNG
Impressum
Lust auf more?
ALY
September
London
Die Regeln, die ich für unsere Treffen aufgestellt hatte, waren eindeutig: keine Küsse. Keine Erwartungen.
Es war Hate Sex in seiner reinsten Form. Und er war gut.
Bis er es irgendwann nicht mehr war.
Ich traf mich nun schon eine Zeit lang mit Robert – seit ungefähr fünf Monaten. Wir waren uns im März begegnet. Sein älterer Bruder Kit war damals mit meiner besten Freundin und ehemaligen Chefin Emily zusammengekommen, und ich hatte die beiden eines Tages in ihrem Apartment im Primrose Palace besucht. Da ich viel besser durchgekommen war als erwartet, war ich eine halbe Stunde zu früh zu unserer vereinbarten Budgetbesprechung eingetroffen (damals hatten wir noch keine Büroräumlichkeiten angemietet).
Da Em noch nicht da war, ging ich in die Küche, um mir eine Tasse Tee zu kochen. Auf einmal spazierte Rob in Jeans und Hoodiejacke herein.
Zuerst starrte ich ihn nur völlig entgeistert an. Ich befand mich in ein und demselben Zimmer – wie Prinz Robert. Der draufgängerische, ungezogene jüngere Bruder des zukünftigen englischen Königs. Roberts attraktives Gesicht war ständig in allen Medien, sein Partyleben berüchtigt, seine Frauengeschichten ebenfalls.
In echt sah Robert sogar noch umwerfender aus. Groß. Einen Tick muskulöser als nur Waschbrettbauch. Strahlend blaue Augen. Unter seinem Hoodie eine breite Brust mit dichtem dunkelblonden Haar. Und er roch sogar noch besser: frisch geduschter Junge, ein cleaner Duft nach Seife.
Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Als Rob mich beim Hinstarren ertappte, umspielte sofort ein dreistes Grinsen seine Lippen. »Bin bloß hier, um mich an den Vorräten meines Bruders zu bedienen«, sagte er und deutete mit dem Kopf in Richtung Riesenkühlschrank in der anderen Zimmerecke. Seine Augen glitten über meinen Bleistiftrock und meine Bluse, ein langsames, vorsätzliches Mustern. Mir wurde heiß. »Normalerweise hat er was Gutes zu essen da. Auch wenn ich zu behaupten wage, dass mir hier noch nie so ein appetitlicher Leckerbissen untergekommen ist.«
Es war ein schrecklicher Spruch. Einfach nur schamlos.
Aber trotzdem lag ich fünf Minuten später nackt unter ihm, gleich dort auf der Küchenarbeitsfläche. Stolz war ich nicht darauf, aber was soll’s, Rob war heiß. Er war ein Prinz. Und der Umzug in ein fremdes Land und die Arbeit an einem großen neuen Projekt – als Emilys rechte Hand war ich ihr von Atlanta nach London gefolgt –, hatten mir einfach keine Zeit gelassen, Leute kennenzulernen, geschweige denn, Sex zu haben. Ich war völlig ausgehungert.
Damals schien es eine gute Idee zu sein, mir einen umwerfenden Kerl mit süßem britischen Akzent anzulachen. Außerdem war Robs Schwanz verdammt groß. Riesengroß. Noch besser war, dass Rob wusste, wie er ihn einzusetzen hatte.
Allerdings hielten meine postorgastischen Glücksgefühle nicht lange an. Bei unserem Treffen später am Nachmittag teilte Emily mir mit, dass ich fortan mit Prinz Robert zusammenarbeiten würde. Die Stiftung seiner Familie hatte für die Innenausstattung der School for the Arts, die sie gerade erbauen ließ, unsere Firma EP Designs engagiert. Bis dahin war Em, unsere CEO, die Ansprechpartnerin bei dem Projekt gewesen. Ich hatte mehr im Hintergrund agiert, Grundstücke besichtigt, Budgets erstellt, Verkäufer unter die Lupe genommen, all so etwas. Doch da nun andere Großprojekte in Planung waren und Emilys Aufmerksamkeit erforderten, hatte sie mich gebeten, mich stärker zu engagieren.
Rob und ich gerieten von der ersten Minute an aneinander. Ich nahm meine Arbeit ernst, vom »Royal Rebel«, als der er bekannt war, ließ sich das jedoch nicht behaupten. Als Enkelsohn der Königin von England war Rob theoretisch ein Schirmherr der Prince’s Foundation, praktisch war er eher ein absoluter Klotz am Bein. Bei manchen Meetings trat er in Erscheinung, andere hingegen ließ er einfach sausen. Mit seinem unnachahmlichen Charme gelang es ihm, alle für eine Idee zu begeistern, nur um sich dann um nichts mehr zu kümmern. Die große Spende, die er ganz sicher organisieren würde, traf nie ein, oder er vergaß völlig, diese Ministerin oder jene Stiftung anzurufen. Rob war nur heiße Luft ohne Taten. Deshalb waren wir schon im Rückstand, noch bevor wir richtig angefangen hatten.
Der Kerl war aber nicht nur großspurig, sondern auch noch leichtfertig.
Es dauerte nicht lange, bis er mir komplett unsympathisch wurde. Hass ist ein starker Ausdruck, aber meine Gefühle für ihn waren nicht weit davon entfernt. Die School for the Arts war das größte Projekt, das EP Designs je an Land gezogen hatte. Unser Ruf – und unsere Zukunft als neue Firma hier in Großbritannien – standen auf dem Spiel. Ich musste unbedingt alles richtig machen, und Rob war mir absolut keine Hilfe.
Aber er half mir dabei, zum Orgasmus zu kommen. Eigentlich hatte ich mir geschworen, unser Sex würde eine einmalige Sache bleiben, doch je mehr ich Rob verabscheute, desto anziehender schien ich ihn zu finden. Es war total merkwürdig.
Na ja, vielleicht nicht ganz so merkwürdig, wenn man seinen großen, schönen Schwanz berücksichtigte. Irgendwie gefiel es mir, dass der Sex mit ihm ein kleines bisschen wehtat. Das war auf geradezu unanständige Weise schön. Und da ich ohne Freunde oder Familie im Ausland lebte, war ich einsam, und diese Einsamkeit führte zu vielen schwachen Momenten.
»Ich mag dich nicht«, erklärte ich ihm in einem besonders schwachen Moment nach einer Besprechung. »Aber die Art, wie du mich gevögelt hast, fand ich toll.«
Mit einem Grinsen ließ er den Schlüsselanhänger um seinen Finger kreisen. »Schwarzer Range Rover. Parkdeck zwei. Ich warte auf dich.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand im Aufzug.
Ich landete auf allen vieren auf der Rückbank seines Wagens und verbiss mir einen Aufschrei, als er von hinten in mich eindrang. Der Sex war genauso gut, wie ich ihn in Erinnerung hatte. In der Art, wie er mich berührte – wie er mich nahm –, lag etwas Verzweifeltes. Etwas Rohes, dem ich nicht widerstehen konnte.
Jetzt, fünf Monate später, hatten wir eine Routine mit einem oder zwei Treffen pro Woche etabliert. Das School-for-the-Arts-Projekt neigte sich dem Ende zu. Die Eröffnung vor ein paar Tagen war glänzend über die Bühne gegangen, und zu meiner Überraschung hatte Rob sich tatsächlich der Herausforderung gestellt und mit angepackt. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich heilfroh war, fortan nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten zu müssen.
Ich fragte mich, mit einer gewissen Hoffnung, ob die seltsame, hasserfüllte Anziehung zwischen uns aufhören würde, sobald ich nicht mehr beruflich mit ihm zu tun hatte.
Doch heute Abend … Heute Abend traf mich diese Anziehungskraft mit voller Wucht.
Robs Atem drang heiß an meinen Nacken, während wir im Pub die Treppe nach unten in die winzige Toilette taumelten. Drinnen roch es nach Bier, vermischt mit der beißenden Note von Desinfektionsmittel.
Er hatte noch nicht einmal die Tür ganz geschlossen, da packte er mich an der Hüfte und drückte seine gewaltige Erektion an meinen Hintern.
Zwischen meinen Beinen pulsierte Hitze, aber ich warf ihm einen zornigen Blick über die Schulter zu. »Bist du jetzt auch noch Exhibitionist?«
Er streckte die Hand nach der Tür aus und hielt sie auf. Seine Lippen verzogen sich zu einem derart dreisten Grinsen, dass ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. Erst eine Ohrfeige, dann eine Runde megaheißen Sex.
»Nur wenn du möchtest, Liebes.«
»Damit der ganze Pub mich mit dir sieht? Ich würde sterben vor Scham.«
Auf dem Heimweg vom Büro hatte ich eine Nachricht von Rob erhalten, er sei in seinem Lieblingspub, dem Rose and Thorn, falls ich vorbeischauen wollte.
Kein Bitte. Keine Schmeicheleien. Bloß ein unverfrorenes, wenn auch verschlüsseltes Lust auf Sex?
Ich hasste es, wie sehr mich die Nachricht angemacht hatte. Mich selbst hasste ich sogar noch mehr, weil ich ein Date abgesagt hatte, um stattdessen herzufahren. Ja, klar, der Typ, mit dem sich gerade irgendwie etwas anbahnte – wir kannten uns über Bumble –, verursachte mir keine Schmetterlinge im Bauch. Aber die Zeit mit ihm war nett, und es bestand schließlich immer noch die Chance, dass mehr daraus werden würde.
Dass jemals mehr aus Rob und mir werden würde, war völlig ausgeschlossen. Dieser Mann war der Inbegriff des verantwortungslosen und unreifen Fuckboys. Es gab einen guten Grund, warum man ihn den »Royal Rebel« nannte. Aber trotzdem war ich im Rose and Thorn aufgetaucht.
Ich schob es auf die Orgasmen. Rob war ein echtes Talent. Und der aufregende Kitzel, Sex an völlig willkürlichen Orten zu haben, tat meiner Lust auch keinen Abbruch. In mein Apartment wollte ich ihn nicht mitnehmen, und er lud mich nie zu sich ein. Deshalb landeten wir gewöhnlich in Toiletten und auf Rücksitzen.
Rob war nicht die Art Mann, nach der ich suchte. In den beinahe zehn Jahren seit meinem Studium hatte ich reichlich Abenteuer und Affären gehabt, aber jetzt wollte ich mehr. Ich wollte etwas Echtes. Bedeutsames. Dauerhaftes. Etwas, das nicht damit endete, dass man sich am nächsten Morgen verkatert und peinlich berührt aus irgendeinem Schlafzimmer schlich. Als Jugendliche hatte ich mich in einem fort an Disneyfilmen und Rom-Coms (und vielleicht auch dem einen oder anderen rührseligen Vampirstreifen) sattgesehen, und so kitschig es auch klingen mag, glaubte ich doch an dieses Märchen. Diese Geschichte, in der sich zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind, Hals über Kopf ineinander verlieben und ihre immerwährende Liebe gegen alle Hindernisse durchsetzen, die sich ihnen in den Weg stellen. Meine Sehnsucht nach diesem Happy End war so groß, dass sie regelrecht wehtat.
Ich hatte immer einen Plan für mein Leben gehabt. Und einen Teil dieses Plans setzte ich derzeit in die Tat um: nämlich eine erfolgreiche Designerin zu werden. Vor einer Woche war ich nicht nur befördert worden – da Emily jetzt Kits Verlobte und Vollzeitmitglied der königlichen Familie war, hängte sie ihre Designkarriere an den Nagel, und das bedeutete, dass ich soeben CEO und Eigentümerin von EP Designs geworden war. Diese Entwicklung war ziemlich unverhofft gekommen und die Umstellung regelrecht überwältigend. Dennoch war es eine unglaubliche Chance, und ich war stolz darauf, wie weit ich es seit meiner Anfangszeit als Praktikantin in der Firma gebracht hatte.
Doch was den anderen Teil meines Plans betraf, hatte ich bisher keinen Erfolg gehabt: den Mann zu finden, mit dem ich für den Rest meines Lebens zusammen sein würde. Ich war immer davon ausgegangen, wenn ich nur geduldig wäre, würde es schon geschehen. Ich würde ihn durch gemeinsame Freunde kennenlernen, in einer Kneipe oder vielleicht bei einem Blind Date. Insgeheim hoffte ich sogar auf eine liebenswert tollpatschige, schicksalhafte Begegnung wie die in French Kiss, wo Kevin Kline als schmuddeliger Franzose die verklemmte-aber-niedliche Meg Ryan während des Starts von ihrer Flugangst ablenkt.
Doch mein süßes Spontantreffen à la French Kiss ließ noch immer auf sich warten. An mangelnder Versuchsbereitschaft meinerseits lag es nicht. Ich war bei jeder Dating-App, die es gab, auf der Suche nach dem Richtigen. Doch während ich darauf wartete, dass mein Märchenprinz sich endlich blicken ließ, fand ich, dass es nicht schaden konnte, dank eines Playboy-Prinzen viele Male zu kommen.
Robs blaue Augen verengten sich belustigt zu Schlitzen. Er schloss die Tür und drehte sich von mir weg um abzuschließen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Kacheln und bewunderte den Anblick, als er sich mir wieder zuwandte.
Er trug einen gut geschnittenen Anzug, in dem er wahnsinnig heiß aussah. Rob war groß und breit an genau den richtigen Stellen. Und er hatte das Gesicht: dieses leicht ungepflegte Männergesicht mit kantiger Kinnpartie und perfekten Proportionen, das man sonst nur in Filmen und Zeitschriften sieht. Er war einfach unbeschreiblich sexy. Ich roch praktisch die Pheromone, die seine Haut absonderte. Schmeckte sie.
Die Hitze tief in meinem Unterleib pulsierte. Ich war längst feucht.
»Wenn du nicht mit mir gesehen werden möchtest«, sagte Rob und legte eine Hand an seine Gürtelschnalle, »warum schaust du mich dann so an?«
Ich leckte mir über die Lippen. »Wie denn?«
»Als wäre ich das Heißeste, das dir je unter die Augen gekommen ist.« Er schnallte den Gürtel auf. Schritt mit wiegenden Hüften auf mich zu. Unglaublich selbstbewusst und arrogant.
Ich verdrehte die Augen. Doch dann griff ich nach der Gürtellasche an seiner Hose und zog ihn zu mir, wobei ich einen Finger auf seine Lippen legte. »Wie wäre es, wenn du jetzt den Mund hältst? Deine Sprüche sind einfach unerträglich.«
Er fiel vorwärts und stützte sich mit einer Hand an der Wand neben meinem Kopf ab. So verharrte er über mir. »Tu doch nicht so, als würden sie bei dir nicht funktionieren«, sagte er, machte dann noch einmal den Mund auf und biss in meinen Finger. Mir stockte der Atem. »Du bist doch hergekommen, oder nicht? Ich habe dir eine Nachricht geschickt, und jetzt, zehn Minuten später, bist du hier.«
Ich öffnete den Reißverschluss seiner Anzughose und griff in seine enge, knappe Shorts. Dann schlang ich die Hand um seinen Schwanz und drückte fest zu. Er zuckte zusammen.
»Langer Tag bei der Arbeit. Ich muss ein bisschen Stress abbauen, das ist alles.«
Robs Grinsen verbreiterte sich wissend. »Dabei helfe ich dir liebend gern«, sagte er und legte die andere Hand an meinen Oberschenkel. Er raffte meinen Rock und schob ihn hoch. »Schauen wir mal, wie viel Stress du abbauen musst.«
Vor Vorfreude überkam mich ein Kribbeln am ganzen Leib. Rob wusste genau, wie er mich zu berühren hatte. Seine Hand bewegte sich nach oben und hinterließ eine Feuerspur auf meiner Haut. Dann fuhr sie zwischen meine Schenkel. »Kein Slip.« Er legte die Hand um mich, und seine Stimme wurde tief. »Braves Mädchen.«
»Ich …«, mir stockte der Atem, als er mich mit zwei Fingern aufschob, »… lerne eben schnell.«
Er drückte den Handballen genau an die Stelle, wo ich es mochte. Genau die Stelle, wo ich es brauchte – und das wusste er. Ich drängte ihm meine Hüften entgegen, denn ich war längst dabei, die Beherrschung zu verlieren. Schon jetzt war mein Bedürfnis zu kommen so überwältigend, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
»Oh, Sweetheart, meine Sprüche funktionieren definitiv«, sagte er.
Ich biss die Zähne zusammen. »Nenn mich gefälligst nicht so.«
Er beugte sich vor und kam mir noch näher. Verlangen loderte in mir auf, als sein Mund meinen Hals berührte. Er knabberte mit den Zähnen, streichelte mit der Zunge. Mein Kopf fiel an die Wand zurück. Verdammt nochmal, das fühlte sich so gut an. Außerdem roch er gut. Nach teurem Eau de Cologne und Junge und Sex.
»Wie soll ich dich denn dann nennen?«, murmelte er an meiner Haut.
Ohne auf seine Frage einzugehen, zog ich langsam an seinem Schwanz. Dann griff ich in seine Jacketttasche und kramte das Kondom hervor, das ich dort, wie ich wusste, vorfinden würde. Er trug immer Kondome bei sich: Dazu ließ er sich extra in alle seine Sakkos eine versteckte kleine Tasche einnähen.
Ich öffnete die Folie. Hielt ihn an der Spitze und rollte das Kondom schnell über den gesamten Schaft. Tief aus seiner Kehle drang ein männliches Grollen. Dann legte er eine Hand in meinen Nacken und die andere an meine Hüfte. Er wirbelte mich unsanft herum und drückte seinen gewaltigen Körper an mich. Presste mich gegen die Wand, seine Vorderseite an meinem Rücken.
Das Pochen zwischen meinen Beinen war mittlerweile schier unerträglich.
Er hob mein Bein über seinen Unterarm, so dass mein Knie angewinkelt war. Dann stützte er sich mit an der Wand ab und hielt mich so gefangen, weit gespreizt, die Innenseite meines Oberschenkels direkt an der Wand. Er nahm seinen Schwanz in die andere Hand und ließ die Spitze über meine Spalte gleiten, von vorn nach hinten, wobei er kurz gegen meinen Hintern drückte, ehe er sich wieder auf meine Perle zuschob. Dann hob er mein Bein noch ein Stück höher und brachte seinen Schwanz in Position. Im nächsten Moment packte er mein Haar, wickelte es um seine Faust und stieß in mich hinein.
Ich unterdrückte einen Schrei. Es bereitete mir immer noch ein prickelndes Vergnügen, wie groß sein Schwanz war. Groß und breit genug, um wehzutun. Ich fühlte mich auf schmerzhafte, köstliche Weise voll. Rob atmete schwer. Er wartete nicht, zögerte nicht, sondern begann, von hinten in mich zu stoßen, so fest und so schnell, dass ich es mit jeder Faser meines Körpers spürte. Bei mir fehlte schon jetzt nicht mehr viel.
Das musste er gemerkt haben, denn er ließ mein Haar los und griff um mich herum. Mit der Kuppe seines Mittelfingers umkreiste er meine Klit.
Mein Knie gab nach. Rob hielt mich mithilfe seines Körpergewichts aufrecht, während er immer weiter kreiste. Heftiges Verlangen wand sich in meinem Innern, so fest und heiß, dass ich es nicht länger ertrug.
Da presste er den Finger fest auf meine Klit. Das gab mir den Rest. Mein Orgasmus zuckte zwischen meinen Beinen, pulsierte um Rob, pulsierte in meiner Brust und Lunge und meinen Ohren.
Rob sog durch die Zähne Luft ein. »Das ist geil«, stöhnte er. »Du bist so eng. So. Verdammt. Eng.«
Er steigerte sein Tempo, während die Schockwellen meines Orgasmus allmählich abflauten. Da meine Wange unangenehm an den Kacheln entlangschrammte, drehte ich den Kopf ein Stück. Ich öffnete die Augen und sah direkt in den verdreckten Spiegel über dem Waschbecken.
Ohne auch nur blinzeln zu können, beobachtete ich, wie Rob sich an mir bewegte. Sein Nacken war gebeugt und er starrte auf meinen Hintern. Jetzt bewegte er sich ungehemmt und gab sich ohne einen weiteren Gedanken seiner Lust hin. Seine Hände waren … ich weiß nicht, wo seine Hände waren, aber an mir waren sie nicht. Ich war ganz offensichtlich nur ein warmer Körper für ihn, eine beliebige Frau an irgendeinem Abend in irgendeinem Pub.
Alles andere war ihm scheißegal.
Mir hingegen war es das auf einmal nicht mehr. Es ging mir nicht um ihn, sondern darum, was das hier war, und wie es sich anfühlte. Wie weit entfernt es von meinen eigentlichen Sehnsüchten war.
Die Ernüchterung war brutal.
Ich hatte heute Abend eine Verabredung abgesagt, um mit Rob zum Höhepunkt zu kommen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Er vögelte mir alles kaputt. Der Typ vögelte wirklich alles, das schwöre ich.
Er mochte ein Prinz sein, aber diese kleine Szene hier hatte nicht das Geringste mit einem Märchen zu tun. Der schnelle und schmutzige Sex, den wir in dieser Toilette im Untergeschoss eines Pubs gehabt hatten, hatte nicht das Geringste mit romantischen Liebesgeschichten wie French Kiss zu tun. Das hier endete nicht mit einem Kuss oder einem Ritt in den Sonnenuntergang.
Es endete damit, dass ich allein, wund und müde nach Hause gehen würde.
Ich benahm mich so bescheuert. Wenn ich weiter mit Typen wie ihm herummachte, würde ich mein Happy End nie finden.
Sobald Rob fertig war, stieß ich mich von der Wand ab und löste mich von ihm. Ich zog den Rock wieder nach unten und strich mein Haar im Spiegel glatt. Während er sich säuberte, fischte ich mein Handy aus der Handtasche. In einer meiner Apps wartete eine neue Nachricht. Ich tippte auf den Typen, der sie mir geschickt hatte. Sein Name war Philip. Er arbeitete im Finanzwesen, spielte gern Golf und mochte The Office (die britische Version, die mit Bilbo Baggins/Martin Freeman als Jim).
»Sieht ein bisschen verklemmt aus.« Als ich den Kopf drehte, merkte ich, dass Rob über meine Schulter hinweg Philips Profil betrachtete. Er zog den Reißverschluss seiner Hose hoch. »Aber so ist das bei all diesen Jungs aus der City. Hast du ein Date mit ihm?«
Ich mochte Rob nicht. Kein bisschen. Dennoch hatte es etwas unglaublich Deprimierendes, mit dem Menschen, mit dem man gerade Sex gehabt hatte, über potenzielle neue Partner zu reden.
Ich tippte eine kurze Nachricht an Philip und schickte sie ab. »Jetzt schon«, erwiderte ich. Dann ließ ich das Handy in meine Handtasche fallen, hängte sie mir über die Schulter und straffte die Schultern.
Rob schnallte seinen Gürtel zu. Er stand zwischen mir und der Tür. »Du hast es eilig. Ist das Date etwa heute Abend?«
»Morgen.«
»Dann bleib doch für eine weitere Runde.« Er ließ die Hand am Gürtel.
Ganz schlechte Idee …
»Rob, wir sind auf einer Toilette. In einer Kneipe.«
»Na und? Ich hab die Tür abgesperrt.«
Himmel, dieser Kerl!
Ich nickte in Richtung besagter Tür. »Schließ auf, ich muss los.«
Für den Bruchteil einer Sekunde huschte Robs Blick forschend über mein Gesicht. Dabei konnte er auf keinen Fall spüren, dass ich aufgewühlt war, denn diese Art von emotionaler Intelligenz überstieg seinen Horizont. Außerdem kannte er mich nicht.
Schließlich grinste er. Dieses streitlustige Leck-mich-am-Arsch-Grinsen. Ich seufzte erleichtert. Er sperrte wieder auf und stellte sich beim Öffnen so hin, dass die Tür ihn vor neugierigen Blicken verbarg. »Viel Glück bei deiner Verabredung morgen, Sweetheart«, murmelte er.
»Brauch ich nicht, Schätzchen«, gab ich zurück.
Sobald ich zu Hause in meine Wohnung war, machte ich mich daran, ein Outfit für mein Date mit Philip herauszusuchen.
ROB
Im Auto. Fahre in 15 Min an deinem Büro vorbei. Triff mich draußen.
Im Rose and Thorn. Komm her.
Ich habe eine halbe Stunde und will dich zum Lunch.
Ich hatte Aly im Lauf der Woche mehrere Nachrichten geschickt, aber sie hatte auf keine einzige reagiert. Seltsam. Obwohl sie mich nicht ausstehen konnte, war sie sonst immer bereit zum Vögeln gewesen. Vielleicht hatte es zwischen ihr und diesem Idioten, ihrem Bumble-Date, wirklich gefunkt.
Nicht dass es wichtig wäre. Ich hatte keine Ahnung, was Aly wollte, und wusste nur, dass sie es nicht mit mir wollte – was ideal war. Eine ernsthafte Partnerschaft war sowieso nicht mein Ding. Von meinem Großvater Prinz Alexander wusste ich aus erster Hand, welchen Schaden ich anrichten würde, wenn ich mich an einer echten Liebesbeziehung versuchen würde. Also tat ich es nicht, weder mit Aly noch mit sonst jemandem.
Die Leute – meine Familie, Freunde, die Presse – verglichen mich ständig mit Alexander. Ich war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Von meinem glatten dunkelblonden Haar bis zu den Fältchen, die sich um meine Augen bildeten, wenn ich sie zusammenkniff, und meinem Faible für Schokolade und Zigarren war ich er. Wir hatten genau die gleichen Vorlieben.
Wahrscheinlich hatte das damit zu tun, dass er mich unter seine Fittiche genommen hatte, als meine Eltern vor zehn Jahren ums Leben gekommen waren. Ich hatte alles an ihm nachgeahmt. Wie der Rest der Welt hatte ich ihn für einen Gott gehalten. Ein Ausbund an Witz und Stil und Hingabe an seine Frau, sein Land und seine Familie.
Dann hatte ich die Wahrheit herausgefunden. Eine Wahrheit, die niemand außer mir und meiner Familie und ein paar wenigen Sekretären kannte. Ich lernte den wahren Mann hinter dem Gott kennen und erfuhr, wie er das Herz seiner Frau in Stücke gerissen hatte. Mir wurde sehr schnell klar, dass mir eine monogame Lebensweise nicht in den Genen lag, wenn ich wirklich wie Alexander sein sollte – und das war ich, tief in meinem Innern wusste ich es.
Niemand verstand die Beweggründe hinter meinem Verhalten. Sie haben einen gewissen Ruf als Playboy, hieß es in Interviews. Sie haben so viel Potenzial – wir sehen viel von Alexander in Ihnen. Es wäre wunderbar, wenn Sie sich wie er häuslich niederlassen würden. Im Grunde seines Herzens war er ein echter Familienmensch. Warum sind Sie es nicht?
Diese Fragen tat ich jedes Mal lachend ab, während ich die ganze Zeit die Zähne zusammenbiss und am liebsten geschrien hätte, dass er das genaue Gegenteil eines Familienmenschen gewesen war. Dass er als solcher nur dank meiner Großmutter, der Königin, wahrgenommen wurde, die sich viel Mühe gab, seine Seitensprünge zu verheimlichen. Dass ich allen unendlich viel Kummer ersparte, indem ich meine Rolle als rebellischer Prinz spielte und von Frauen den gebührenden emotionalen Abstand hielt.
Es war einfacher, mich aufs Vögeln zu beschränken. Solange die Erwartungen klar waren – und ich stellte immer sicher, dass dem so war –, und der Sex einvernehmlich, sprach meiner Meinung nach nichts dagegen, ein bisschen Spaß zu haben. Oder, wie in meinem Fall, viel Spaß.
Mit Aly hatte ich sogar sehr viel Spaß gehabt. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass ich nicht ein klitzekleines bisschen enttäuscht – und verständnislos – angesichts ihrer plötzlichen Kehrtwende war. Zwar war ich schon von Frauen zurückgewiesen worden, aber bisher hatte mich keine derart ignoriert. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was ich davon halten sollte. Der Sex war gut gewesen. Dass auch sie ihn genossen hatte, wusste ich – ihre Orgasmen waren echt gewesen, jeder einzelne.
Während ich dem Butler meines Bruders durch den Flur seines Apartments im Primrose Palace folgte, lächelte ich vor mich hin, als mir wieder einfiel, wie ich sie das letzte Mal zum Höhepunkt gebracht hatte. Sie hatte buchstäblich weiche Knie bekommen.
Sie würde sich schon wieder melden.
»Bitte machen Sie es sich bequem.« Der Butler wies auf die offene Salontür. »Seine königliche Hoheit und Miss Kilpatrick kommen gleich nach unten.«
Ich nickte. Mein großer Bruder Kit hatte sich vor Kurzem mit Emily Kilpatrick verlobt, einer Amerikanerin, die er von der Uni kannte. Ich fand sie toll, hauptsächlich weil es ihr irgendwie gelungen war, meinen verklemmten Bruder zum ersten Mal seit dem Tod unserer Eltern vor zehn Jahren zum Lächeln – zu einem aufrichtigen Lächeln – zu bringen. In ihrer Gegenwart war er ein anderer Mensch. Ein glücklicherer Mensch.
Es schadete auch nicht, dass Em über meine schmutzigen Witze lachte und gern ein Bierchen oder auch vier zischte. Mittlerweile gehörte sie zur Familie, und ich hätte mir keine bessere zukünftige Schwägerin wünschen können.
Heute Abend hatten Kit und Em mich auf einen Drink zu sich eingeladen. Ich nahm an, dass es sich um irgendwelchen Hochzeitskram handelte, denn im März würden sie in Westminster Abbey heiraten. Kit stand an erster Stelle der Thronfolge, deshalb war das Ganze eine ziemlich große Sache.
Groß war auch meine Überraschung, als ich den Salon betrat und Aly erblickte, die in der anderen Ecke des Zimmers an einem Tisch saß. Ja, sie war Emilys beste Freundin, aber in Primrose war ich ihr erst einmal über den Weg gelaufen, vor Monaten, als wir es in Kits Küche zum ersten Mal miteinander getrieben hatten.
Sie tippte eifrig etwas auf ihrem Laptop. Ihre hellen Augen, in diesem Licht eher blau als grün, fanden meine. Sie huschten meinen Körper hinunter. Nur für einen Moment biss sie sich auf die Lippe, ehe sie blinzelte und den Blick auf mein Gesicht richtete.
Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen.
»Hast du dich verlaufen?«, fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. »Der Pub liegt in der entgegengesetzten Richtung, auf der anderen Straßenseite.«
»Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ist dein Büro nicht in Soho? Ich dachte, da bist du Tag und Nacht.«
»Jemand muss eben die Rechnungen bezahlen«, gab sie spitz zurück. Dann senkte sie den Blick wieder auf ihren Computer und tippte weiter.
Aly arbeitete pausenlos. Bald würde ich das auch tun. Ich fing nächste Woche als Direktor für Spendenkoordination in der Stiftung meiner Familie an. Bisher war ich nur gelegentlich an der Stiftungsarbeit beteiligt gewesen. Genau wie mein Großvater war ich schon immer ein Mann der Marine gewesen. Deshalb hatte ich mit Anfang zwanzig mehrere Jahre lang aktiven Dienst geschoben und nur sehr wenig Zeit für die Stiftung gehabt, wohingegen Kit seit seiner Promotion vor beinahe zehn Jahren in der Stiftung arbeitete. Ich hatte natürlich an Wohltätigkeitsveranstaltungen teilgenommen und in die Kameras gelächelt, aber mein Engagement war bestenfalls oberflächlich gewesen.
Dann war mein Großvater vor einem guten Jahr verstorben, und alles hatte sich geändert. Meine intensive Trauer – und auch meine Wut – hatten mich völlig überwältigt. Ich stürzte komplett ab und überspielte meine Depressionen mit wilden Partys und Frauengeschichten. Doch in Wirklichkeit litt ich, und zwar gewaltig. Ich hatte still und heimlich Abschied von der Marine nehmen müssen. Um mich ein wenig abzulenken, setzte Kit mich auf das School-for-the-Arts-Projekt an. Trotzdem hatte ich mit meiner Trauer zu kämpfen und gab dementsprechend einen erbärmlichen Mitarbeiter ab.
Zum Glück half die Therapie. Und als Kit einen Zusammenbruch hatte – er war gezwungen gewesen, sich zwischen seiner Arbeit in der Stiftung und Emily zu entscheiden –, war das so etwas wie ein Weckruf für mich. Nach dem Tod unserer Eltern hatte Kit so unermüdlich daran gearbeitet, unsere Familie über Wasser zu halten – und nun war er offensichtlich völlig ausgebrannt. Unglücklich. Überarbeitet. Mir war klar, dass er Unterstützung brauchte, und vor allem brauchte er sein Mädchen zurück.
Ich beschloss, nun derjenige zu sein, der zur Abwechslung einmal ihm unter die Arme griff. Nach allem, was er nach Alexanders Tod für mich getan hatte, war es das Mindeste. Dank einer aufwendig eingefädelten Verlobung, die meine Geschwister und ich mitorganisierten, kam Kit also wieder mit Emily zusammen. Ich erklärte mich bereit, Kit in der Stiftung zu unterstützen, indem ich dort statt meines bisherigen halbherzigen Engagements Vollzeit arbeitete. So konnte Kit ein bisschen kürzertreten und ich meinen Beitrag leisten. Es war eine Win-win-Situation.
Allerdings bedeutete das nicht, dass mein Leben von nun an nichts als Arbeit ohne jegliches Vergnügen sein würde. Für Aly hingegen schien Vergnügen überhaupt keine Rolle zu spielen. Deswegen hatte ich ein schlechtes Gewissen, denn als wir im März begannen, in der Stiftung zusammenzuarbeiten, trug ich ganz gewiss nicht dazu bei, ihre Arbeitsbelastung zu reduzieren. Damals steckte ich mitten in der tiefsten Trauerphase und es musste grauenhaft gewesen sein, mit mir zu arbeiten.
In den letzten ein, zwei Monaten berappelte ich mich ein wenig. Ich krempelte die Ärmel hoch und bei der Eröffnung packte ich so viel wie möglich mit an. Aber mir war klar, dass mein Einsatz trotzdem zu gering war und zu spät kam.
Heute Abend wollte ich mich mit Aly amüsieren und vergangene Sünden auf die einzige Art, die ich beherrschte, wiedergutmachen. Die einzige Art, die sie von mir wollte. Ich glaube nicht, dass ich der Einzige war, dem unsere Treffen in der Toilette des Rose and Thorn fehlten.
»Und jemand muss sich um die Drinks kümmern.« Ich ging zu dem antiken Sideboard, das als Bar diente. »Was möchtest du?«
Alys Stirn kräuselte sich, dann sah sie mich wieder an. »Dein Bruder und Emily haben mich um ein Treffen gebeten. Mach es dir bloß nicht zu bequem, ich bezweifle stark, dass du eingeladen bist.«
»Tatsächlich bin ich das.«
»Sie haben uns beide hergebeten?«
Angesichts des blanken Entsetzens in ihrer Stimme musste ich lächeln. Ich griff nach dem Eiskübel. »Ob du es glaubst oder nicht, mir schlägt nicht von jedem Menschen lodernder Hass entgegen. Wie wär’s mit einem Gin Tonic?«
»Ich passe. Ich muss …«
»Lass mich raten.« Ich nahm zwei Gläser aus geschliffenem Kristall und füllte sie mit Eiswürfeln. »Du musst heute Abend noch lange arbeiten. Das heißt nicht, dass du nichts trinken kannst, Sweetheart.«
Aly stieß ein verärgertes Geräusch aus. Ich sah über die Schulter und erwischte sie dabei, wie sie mich mit einem erbosten Blick durchbohrte. »Hör auf, mich so zu nennen. Im Ernst.«
»Nur wenn du dir einen Drink von mir mixen lässt. Es ist sieben Uhr an einem Donnerstagabend. Leb ein bisschen.«
»Und morgen verkatert sein? Nein, danke.«
»Von einem Drink bekommst du noch lange keinen Kater.« Ich zog eine Braue hoch und schraubte eine Flasche meines Lieblingsgins auf. »Sag mal, Sweetheart, magst du lieber Limette oder Gurke?«
Sie verschränkte die Arme. »Und du schwörst, dass du mit dem Sweetheart aufhörst?«
»Ich schwöre es. Hand aufs Herz.«
Mit zur Seite gelegtem Kopf sagte sie: »Limette.«
Ich drehte mich zur Bar zurück und schenkte uns die Drinks ein. Im Zimmer machte sich eine angespannte Stille breit. Mit den Gläsern in den Händen drehte ich mich wieder um und ging auf Aly zu. Ich hielt ihr ihren Drink hin und sie griff danach, wobei sie darauf achtete, dass unsere Finger sich nicht berührten.
Sie war undurchschaubar. Ich tappte im Dunkeln, und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Aly nahm nie ein Blatt vor den Mund. Zum Teufel, vor ein paar Monaten hatte sie mir ganz offen auf den Kopf zugesagt, dass sie mich nicht ausstehen konnte! Ihre Aufrichtigkeit hatte mich zum Lächeln gebracht – und total steif werden lassen. Das könnte aber auch an ihrem Nachsatz gelegen haben: Aber die Art, wie du mich gevögelt hast, fand ich toll. Ihre Unverblümtheit war ohne Zweifel ziemlich sexy. Genauso wie ihr Selbstvertrauen.
Sie hatte eine authentische Art, die nur wenige Menschen mir gegenüber an den Tag legten. So viel in meinem Leben war oberflächlich. Ein aufgesetztes Lächeln. Sich nett geben. So unverfänglich und sympathisch rüberkommen wie möglich.
Manchmal konnte das erdrückend sein.
Doch in Alys Gegenwart fühlte die Welt sich größer an. Frischer. Dass ich diese zugeknöpfte Frau mit einer Berührung dazu bringen konnte, komplett den Verstand zu verlieren – mittlerweile war ich gut mit ihrer Klit und der süßen kleinen Öffnung ihres Hinterns vertraut –, ließ ein Erfolgsgefühl in mir aufkommen, das ich schon lange nicht mehr verspürt hatte. Aly hielt nichts zurück, verstellte sich niemals. Sie war authentisch, und deshalb war der Sex, den wir hatten, einfach phänomenal.
»Ich habe diese Woche gar nichts von dir gehört.« Ich sah sie über den Rand meines Glases hinweg an. »Allmählich beschleicht mich das Gefühl, dass du mich abservieren willst.«
Aly nippte langsam an ihrem Drink. Schluckte. Dann wandte sie den Blick ab und sagte: »Ich bin mit jemandem zusammen.«
Etwas in meiner Brust vollführte einen Sprung – oder stürzte ab, da war ich mir nicht so sicher. Ich trank einen großen Schluck von meinem Gin Tonic.
»Was meinst du damit, du bist mit jemandem zusammen?«, wollte ich wissen. Ich knöpfte mein Jackett auf und setzte mich auf den Stuhl gegenüber von Aly. »Sag ja nicht, es ist dieser Philip – dieser verklemmte Spießer, den du auf Bumble kennengelernt hast. Das ist doch erst eine Woche her, Aly.«
Sie sah mich mit loderndem Feuer in den Augen an. »In der Tat, es ist Philip. Er ist ein netter Kerl. Ein verantwortungsbewusster Mann. Ich mag ihn. Also muss das, was du und ich hatten, aufhören.«
Nett und verantwortungsbewusst konnte ich Aly tatsächlich nicht bieten.
Dafür aber etwas anderes.
»Warum zum Teufel solltest du das wollen? Der Kerl klingt nach einem echten Langweiler.« Ich beugte mich vor und senkte die Stimme. »Ich habe dich kommen lassen. Oft. Verdammt nochmal, sechs Mal in einer Nacht.«
Alys Zunge erschien in einem Mundwinkel. »Und dafür bin ich dir dankbar. Aber jetzt muss das, was auch immer das zwischen dir und mir ist, aufhören.«
»Aber das, was auch immer zwischen uns ist, ist gut, Aly.« Ich stellte mein Glas auf dem Tisch ab. »Wirklich, wirklich gut.«
»Ich sage ja nicht, dass es das nicht ist. Aber es ist nicht das, was ich will. Nicht auf die lange Sicht.«
In mir regte sich das spontane Bedürfnis, ihr weiter zu widersprechen. Das überraschte mich. Ja, der Sex war wirklich großartig, und mir gefiel ihre scharfe Zunge. Allerdings hatte ich auch schon mit anderen Frauen tollen Sex gehabt.
Da traf mich die Erkenntnis, dass ich im Grunde nicht viel über Aly Mason wusste. Warum war sie auf lange Sicht nicht auf Orgasmen aus? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären.
Ich schüttelte den Kopf. »Na schön«, sagte ich und trank lässig aus meinem Glas. »Aber wenn dir bei ihm die Füße einschlafen, weißt du ja, wie du mich erreichst.«
Jetzt war sie diejenige, die grinste. »Keine Chance.«
»Willst du Geld darauf verwetten?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin auf der Suche nach der großen Liebe, Rob. Ich möchte jemanden, der das Gleiche wie ich will.«
»Und das wäre?«
»Die große Liebe«, wiederholte sie mit Nachdruck. Damit musste sie wohl eine echte Bindung, einen Ring, Kinder meinen. Schon beim bloßen Gedanken zog sich mein Magen krampfhaft zusammen.
Trotzdem zuckte mein Schwanz, als ich sie dabei beobachtete, wie sie sich ein verirrtes Stück Limette von der Lippe leckte. Ich leerte meinen Drink.
»Alison! Robert! Wie schön, euch zu sehen!«
Beim Klang der Stimme meines Bruders aus dem Türrahmen fuhr Aly zusammen und ließ ihr Glas fallen. Ich streckte die Hand aus und fing es gerade noch rechtzeitig auf, und diesmal berührten sich unsere Finger. Ein Blitz Energie durchzuckte mich. Energie – und Nervosität.
Für den Bruchteil einer Sekunde sahen Alys weit aufgerissene Augen in meine. Sie dachte genau das Gleiche wie ich. Hatten Kit und Emily gerade mitbekommen, wie wir über unsere Affäre gesprochen hatten? Kit klang tatsächlich ein wenig seltsam: eine Spur zu aufgedreht.
Ich hatte mir große Mühe gegeben, meine Treffen mit Aly geheim zu halten, denn ich hatte den Eindruck, sie wollte auf gar keinen Fall, dass jemand von uns erfuhr – was in vielerlei Hinsicht Sinn ergab. Deshalb hatte ich keiner Menschenseele etwas erzählt.
Ich ließ die Hand sinken, und Aly sprang auf. »Hey, Leute! Toll, euch zu sehen«, sagte sie und ging an mir vorbei.
Nun erhob auch ich mich und wir vier unterzogen uns den obligatorischen Umarmungen und Küsschen. Wir ließen uns auf zwei Sofas nieder, Kit und Em saßen auf dem einen praktisch aufeinander, und Aly und ich ungefähr einen Kilometer voneinander entfernt auf dem anderen.
»Also.« Kit ergriff Emilys Hand und grinste sie an. »Danke, dass ihr heute Abend so kurzfristig hergekommen seid.«
Aly setzt sich auf ihrem Polster zurecht und vergrub die Hände zwischen den überschlagenen Oberschenkeln. »Hoffentlich geht es um etwas Aufregendes im Zusammenhang mit der Hochzeit?«, erkundigte sie sich.
»Willst du es ihnen sagen?«, fragte Emily Kit. »Oder soll ich?«
»Mach ruhig, Liebling.«
»Okay.« Emily wandte sich an Aly. Sie platzte schier vor Aufregung. »Auf königlichen Hochzeiten gibt es traditionellerweise keine Brautjungfern oder einen Best Man, aber Kit und ich haben den Segen der Königin, bei unserer Hochzeit beides zu haben.«
Ich blinzelte. Aly erstarrte.
»Und wir würden uns freuen, wenn ihr zwei an dem Tag mit uns vorn am Altar stehen würdet.« Emily klatschte in die Hände. »Wir möchten, dass ihr unsere Trauzeugen, unsere Maid of Honor und unser Best Man, seid.«
In mir stieg wilde Freude auf. Ich war so verdammt glücklich für meinen Bruder, und außerdem stolz, dass ich neben ihm stehen sollte, wenn er seine Traumfrau heiratete. Bloß weil dieser ganze Heiratszirkus nichts für mich war, hieß das nicht, dass ich mich nicht für andere freuen konnte, insbesondere, wenn ich diese anderen so sehr liebte wie Kit und Em.
Doch dann fiel mein Blick auf Aly, und abgesehen von meiner Freude regte sich noch etwas anderes in mir, und zwar etwas deutlich weniger Angenehmes. Eine dunkle Ahnung vielleicht? Dies würde die Hochzeit des Jahrhunderts werden, was monatelange Vorbereitungen und Proben bedeutete. Brautpartys, Junggesellenabschiede, Verlobungsfeiern.
Es bedeutete, dass ich Aly viel häufiger zu Gesicht bekommen würde. Die Frau, mit der ich vögeln, die aber keinen Sex mehr mit mir haben wollte.
Na super.
Ich beobachtete, wie Aly stürmisch Emily umarmte und sagte, wie sehr sie sich freute. In dieser Jeans sahen ihre Beine einfach toll aus. Lang, schlank. Stark. Ich stand total auf Beine, und Alys gehörten verdammt nochmal zu den schönsten Exemplaren, die mir je untergekommen waren.
Ich schluckte schwer. Dann drehte ich mich zu Kit und stand auf. Er griff nach meiner Hand und zog mich in seine Arme. »Ich freue mich so sehr für dich, altes Haus«, sagte ich. »Diese Ehre habe ich nicht verdient.«
»Du bist mein Bruder und ich liebe dich. Natürlich hast du sie verdient.«
Ich räusperte mich, weil ich auf einmal einen Kloß in der Kehle verspürte. Liebend gern hätte ich ihm geglaubt, aber ich wusste es besser. Trotzdem schaffte ich es, die Worte zu sagen, die sich in dieser Situation wohl gehörten, denn dies war Kits Moment, den ich ihm ganz bestimmt nicht kaputtmachen würde.
»Danke. Ich weiß das zu schätzen.«
Er ließ mich nicht los und senkte die Stimme. »Alles in Ordnung zwischen dir und Aly? Wir haben mitangehört, wie ihr beide … ähm … gestritten habt.«
»Alles bestens«, erwiderte ich. Es würde bestens sein. »Bloß eine Kleinigkeit, die wir zu bereinigen hatten, das ist alles.«
Kit sah zu Em und Aly. Die beiden hüpften jetzt auf und ab und klatschten in die Hände, ohne auch nur im Geringsten auf uns zu achten.
»Wenn du meinst«, sagte er.
Der Butler brachte eine Flasche guten Champagner herein, und nach einem Toast ließen wir uns abermals auf den Sofas nieder.
»Was sollen wir übernehmen?«, fragte Aly. Irgendwie war ein Notizbuch in ihrem Schoß aufgetaucht. Sie nahm die Kappe von einem Stift, überschlug die Beine und wartete auf Anweisungen.
Mist. Ich sollte diesen ganzen Kram wahrscheinlich auch mitschreiben. Ich fischte mein Handy aus der Tasche und öffnete eine neue Seite in meinen Notizen.
Kit trank seinen Champagner aus und stellte das leere Glas auf den Sofatisch. »So sehr wir auch wünschten, diese Hochzeit könnte im kleinen, privaten Rahmen stattfinden, verhalten sich die Dinge in dieser Familie einfach anders. Leider kommt wohl recht viel Arbeit auf euch beide zu. Etliche Kleinigkeiten, und auch ein paar große Sachen.«
»Ihr müsst mich unbedingt eine Verlobungsfeier planen lassen«, sagte Aly. »Bloß ein kleines Fest im Freundeskreis.«
Kit strahlte. »Das wäre schön.« Er wandte sich an mich. »Vielleicht könntest du Aly dabei helfen?«
Ich vergrub eine Hand in meinem Haar und räusperte mich wieder. »Selbstverständlich.«
»Und Kit und ich würden gern gemeinsam unseren Junggesell/innenabschied feiern«, fügte Emily hinzu. »Stellt euch bloß mal vor, wie lustig das wird – wenn wir alle zusammen abhängen und die Freunde und Freundinnen des anderen kennenlernen.«
»Zusammen?«, erwiderten Aly und ich voller Entsetzen im Chor.
»Wieso?«, fragte Aly.
»Ich kapier das nicht«, fügte ich hinzu.
Kit zuckte mit den Schultern und drehte sich grinsend zu Emily. »Wir haben nur gedacht, es wäre eine coole Idee. Unsere Freunde und Freundinnen leben an anderen Enden des Ozeans und wir hätten es gern, dass sie sich vor der Hochzeit kennenlernen, und … na ja … ein gemeinsamer Abend von Junggeselle und Junggesellin scheint uns da genau das Richtige zu sein.«
Junggesellenabschiede waren genau mein Ding und im Lauf der Jahre war ich ziemlich gut darin geworden. Ich war immer ganz vorn mit dabei, der Letzte im Bett zu sein und der Erste, der am nächsten Tag von Neuem mit der Party anfing.