Sagen und historische Erzählungen aus dem Herzogtum und dem Landkreis Hildburghausen -  - E-Book

Sagen und historische Erzählungen aus dem Herzogtum und dem Landkreis Hildburghausen E-Book

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Beschreibung

Die Sagensammlung aus dem Süden Thüringens hat der Autor und Verleger Hans-Jürgen Salier in den letzten Jahren vor seinem Tod für diese Buchausgabe zusammengestellt. Von 1990 bis 2005 veröffentlichte er in seinem Verlag Frankenschwelle zahlreiche Sagenbücher. Ihm gebührt damit das Verdienst, diese literarische Form für seine Südthüringer und fränkische Heimat wieder zugänglich und populär gemacht zu haben.

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EPUB

Seitenzahl: 711

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Sagen und historische Erzählungen aus dem Herzogtum und dem Landkreis Hildburghausen

UNSERE HEIMAT: GRABFELD, HENNEBERGER LAND, PFLEGE COBURG, FÜRSTENTUM UND HERZOGTUM SACHSEN-HILDBURGHAUSEN, LANDKREIS HILDBURGHAUSEN

Herausgegeben vonHANS-JÜRGEN SALIER

eBook EPUB: ISBN 978-3-96285-171-2

Copyright © 2022 by Salier Verlag

Alle Rechte vorbehalten . All rights reserved.

Herausgeber: Hans-Jürgen Salier (†)

Titelbild: Ansichtskarte Hildburghausen aus der Vogelperspektive, Sammlung Salier Verlag

Herstellung: Salier Verlag, Bastian Salier, Bosestr. 5, 04109 Leipzig

www.salierverlag.de

Inhalt

Grabfeld und Henneberger Land

Der Thüringer und Sachsen Herkunft und Streiten

Die Götter des Frankenlandes

Alte Opferstätten

Wie kommen römische Erzeugnisse auf die Gleichberge?

Grabfeld

Die Regenbogenschüsselchen

Das Volk zahlt die Rechnung

Hungersnot im Grabfeld

Henneberg

Eine Mutter von 365 Kindern

Der Fluch der Bettelfrau: 364 Kinder

Der heilige Kilian

Der Tod des heiligen Kilian

Die Entstehung des Namens Henneberg

Wildreichtum im Grabfeld und im Werratal in früherer Zeit

Aberglaube

Vom Weinbau im Werratal und im Grabfeld in früherer Zeit

Der Rennsteig

„Hüt es!“

Amtsgerichts-Bezirk Hildburghausen

Adelhausen

Die feurigen Männer von Adelhausen

Bedheim

Das Gesicht des goldenen Sonntagskindes

Die Gottesnamengasse

Birkenfeld

Birkenfelder Sage

Brünnhof

Der Brünnhof

Bürden

Bürden

Ebenhards

Der Katzenstein und das Katzenhölzchen

Häselrieth

Der Hungerborn bei Häselrieth

Die Legende vom Frauenbrunnen

Heßberg

Von der verwünschten weißen Frau zu Heßberg

Vom Spannbrot zu Heßberg

Von dem zweimaligen Läuten am Donnerstagabend zu Heßberg

Die Heßberger Schatzgräber

Hetschbach

Spaßvogel Geuß

Hildburghausen

Der Stadt Hildburghausen Ursprung und Name

Von der Katze an dem steinerne Stege zu Hildburghausen

Die Katz am Steg

Lorz Schüßler und Pfarrer Martin Bötzinger begegnen sich

Leben und Leiden während des Dreißigjährigen Krieges

Die wunderbare Rettung der Stadt Hildburghausen im Dreißigjährigen Krieg

Das ausgesaugte Land im Dreißigjährigen Krieg

Wie die Hildburghäuser eine schlimme Suppe auslöffeln mussten, die die Pfersdorfer eingebrockt hatten

Mit dem Abzug der Schweden war der Krieg für unsere Gegend eigentlich beendet

Der Orkan im Jahre 1572

Das Achtläuten

Der Mönch in Ketten

Die nächtliche Wehklage

Schäfer- und Hasengespenst

Der Geisterkampf

Bezahle deine Schulden

Die Mehleiche

Die Folge vom Getreidemetzen

Dös Krautgarteng’spenst

Der Schuster auf dem Friedhof

Die Predigt im Walde

Freund und Feind am Hähnlesbrunnen

Dunkelgräfin und Dunkelgraf

Pfersdorf

Das Reiterkreuz

Der Feuerreiter

Das Geschenk der Zigeuner

Siegritz

Hirsch- und Pferdespuk

Sophienthal

Vom Leichenzug beim Dürrhof (Sophienthal)

Steinfeld

Die Stube voll Soldaten

Die Futtermännchen

Das Eisloch bei Steinfeld

Stressenhausen

Der Reiter vom Wacholderberg

Streufdorf

Der Flachsknoten

Sage von der Otternkrone

Die Burg Strauchhan

Das Ackersteinkreuz bei Strauf

Das Ackerkreuz in der Streufdorfer Flur

Die Sage vom Kreuzritter auf der Burg Straufhain

Margarethe vom Strauf

Die Bluttat des Bischof Eyring

Ein Grenzsteinverrücker

Die Zerstörung des Straufhain im Bauernkrieg

Straufhain

Von der Burg Strauf

Eine Sage vom Straufhain

Weitersroda

Weitersrodaer Schätze

Geisterkämpfe am Judengottesacker

Das Sühnekreuz bei Weitersroda

Von dem steinernen Kreuze bei Weitersroda

Das Grabkreuz

Vom spukenden Mönch zu Weitersroda

Amtsgerichts-Bezirk Heldburg

Albingshausen

Die Zerstörung der Orte Albingshausen und Urselhorn im Dreißigjährigen Krieg

Der Esel von Urselhorn

Der letzte Wolf

Gompertshausen

Die Engelsseherin Linden-Elsa

Linden-Elsa, die Engelseherin von Gompertshausen

Heldburg

Helidenburg

Von der Heldburg und ihrem Namen

Die Heldburg oder die Fränkische Leuchte

Sylva Gabreta

Das Steinkreuz im Fuhrmannsgrund

Das Steinkreuz im Fuhrmannsgrund

Hellingen

Der Steberich

Vom neunmaligen Schulläuten zu Hellingen

Lindenau

Neukirchen

Die Glocke von Neukirchen

Die drei Nixen des Gänseteichs

Poppenhausen

Wandernde Glocken

Rieth

Nonnenholz und Nonnenstein

Der Nonnenstein zwischen Zimmerau und Rieth

Schlechtsart

Der Blutfleck im Schlechtsarter Schloss

Schweickershausen

Poltergeist zu Schweickershausen

Der Wunderdoktor

Seidingstadt

Die Seidingstädter Magd

Ummerstadt

Von Ummerstadt

Der Ochse auf der Kirchturmmauer

Ummerstädter Prodigien

Erzdiebe in der eigenen Ummerstädter Bürgerschaft

Westhausen

Vom Dorf Westhausen

Im Jahre 1640 – Eine Episode aus Westhausen

Amtsgerichts-Bezirk Eisfeld

Biberschlag und Tellerhammer

Der Grenzweg

Das Männlein Rucknauf

Die Rote Mühle

Gespenstige Jäger und Bockreiter

Vom Tellerjörg

Brattendorf

Wachtfeuer auf dem Wachberg

Brünn

Das Totenhemd

Crock

Die Wysfrau von der Waldquelle

Bonifatius auf dem Irmelsberg

Irminiasage von Crock

Irmin und Irmina

Die Hexe und der Jägersmann

Der Erbsenacker

Drei Wünsche

Eisfeld

Eisfelds Name und Entstehung

Einsiedler Thomas

Spuk am Thomasberg

Frau Holle verbrannt

Die vierzig Ritter in Eisfeld

Frau Holle in Eisfeld

Frau Holle

Die Banzer

Der Mönch auf dem Schlossturm zu Eisfeld

Spuk am Kirchturm

Das treue Wächterhorn

Der weiße Reiter mit dem hölzernen Teller

Das Schulmännle

Das Kuhschwanzfest

Der Schatz an der Neumühl

Ernstthal

Die Ottermahlzeit

Gießübel

Vom Dreiherrnstein

Das versunkene Schloss am Dreiherrenstein

Die Sage vom Dreiherrnstein

Der steinerne Tisch

Die Einsiedelei zum heiligen Nikolaus

Goßmannsrod

Der Grenzsteinversetzer am Thomasberg

Der Schlosspöpel im Goßmannsröder Schloss

Die weiße Taube

Der tote Musiker im Löfflershaus zu Goßmannsrod

Der Schäfer in den Binsen

Harras

Die Totenrosen

Heid

Weißer Hirsch bei Heid

Heubach

Der Schulze von Heubach

Der Mann mit dem Bass

Das Rasenkreuz am Schafberg

Hinterrod

Kalter Hasen

Hirschendorf

Der Ritter im Birkenbühl

Masserberg

Die Teufelsbuche

Neustadt am Rennsteig

Das Gasthaus „Zum Goldenen Frosch“

Wie Neustadt am Rennsteig entstand

Das Vater-Unser-Tal

Der Große Stein bei Neustadt

Am Sagenstein

Oberneubrunn

Frau Holle geht um

Frau Holle und der Zecher

Der Wässermann

Das Pelzmännle im Brauhaus

Warum die Kirche der Neubrunndörfer in Unterneubrunn steht

Die Würzburger Kirche

Oberwind

Der letzte Auerhahn vom Rittersberg

Poppenwind

Der Hundsbaum

Karl der Große und die Nordelbinger

Saargrund

Die Riesen vom Burgberg

Sachsenbrunn

Die Zwergensäge

Schnett

Der Wilde Jäger

Aus der Zeit der Durchzüge

Das sonderbare Kräutchen am Köpfchen

Das Zauberbuch

Das Irrlicht im Grund

Schwarzbach

Vom Schwarzbacher Schloss

Der Geist vom Mühlenbrücklein

Schwarzenbrunn

Die Zerstörung der Raubritterburg bei Schwarzenbrunn

Die Hexenhecke an der Docke

Sophienau

Goldwäscherei bei Sophienau

Stelzen

Stelzen und die Riesen

Das Riesenspielzeug

Der Stelzener Heilbrunnen

Der Gesundbrunnen Mariahilf

Idisa

Der Gesundbrunnen „Mariahilf“ bei Stelzen

Der Schwedengraben

Das Blindengeld in der Schule zu Stelzen

Waffenrod

Die Weiße Frau

Das erlöste Gespenst

Weitesfeld

Das steinerne Kreuz am Weitesfelder Weg

Amtsgerichts-Bezirk Römhild

Behrungen

Es Dörfle

Peter Krebs

Gleichamberg

Der Untergang des Dorfes Glichon

Die Gespensterreiter zu Gleichamberg

Die Heidenmauer

Die Höllenmauer

Gleichberge

Von den Gleichbergen

Die kochenden Gleichberge

Die Gleichberge

Von dem kleinen Gleichberge bei Hildburghausen

Also haben wir denn nun in unserem lieben Deutschland auch einen feuerspeyenden Berg, den Gleichberg.

Kleiner Gleichberg

Die Steinsburg

Die Steinsburg bei Römhild

Die Steinsburg

Johannisfeuer

Der goldene Sarg auf dem Bernberg

Der Rhöndrache und der Lindwurm vom Gleichberge

Gleicherwiesen

Das Gereut

Haina

Die Steinscharrer zu Hain

Hindfeld

Die Magd im Backofen

Linden

Das Lindener Annale und der Jäger Eckart

Das Versteck

Der Hexenhügel

Milz

Von der frommen Emhild

Die Gründung des Klosters Milz

Vom Familiennamen Bieber

Die Weiße Frau

Von dem Reiter ohne Kopf auf dem Mordhügel bei Milz

Der goldne Degen im Mordhügel

Die Gestalt bei der Aubrücke

Die Herrenburg bei Römhild

Die Christmette

Feuer in Milz

Die glühenden Kohlen

Römhild

Fuhrmann Spörlein

Hans Spörlein

Michel Baß (I)

Michael Baß (II)

Die Siegessäule des Drusus

Der Teufel als Freier auf Schloss Hartenberg

Der Schatz der Zwergenkönige

Die Preuße komme

Dörfer an den Gleichbergen

Der steinerne Frosch

Die Kroatenbibel

Eine Sage von Römhild

Römhilder Aalfänger

Der Graf und die Spinnerin

Unerschwingliche Kriegslasten, unglaubliche Grausamkeiten und „Hohle Stuben“

Westenfeld

Die Wilden Weiberlöcher

Der Zellersteig

Die Sage vom Otternkönig

Amtsgerichts-Bezirk Themar

Dingsleben

„Der Löwe aus dem Norden“ in Dingsleben

Ehrenberg

Die Kapelle Ehrenberg

Lengfeld

Die Kamelskammer

Kamelsbrunnen

Die Fliehburg bei Lengfeld

Von der plötzlich verschwundenen Burg

Das Irrkraut auf dem Feldstein

Die Jäger am Katzenberg

Reiter ohne Kopf

Marisfeld

Das ewige Licht

Die Glocke

Oberstadt

Die Trompetereiche

Die Trompetereiche bei Oberstadt

Zwölf schlagen hören oder Das unsichtbare Dorf

Schmeheim

Schatzgräber

Themar

Die steinerne Kirche, wo noch Trümmer einer Kapelle vorhanden sind

Das obere Thor

Themar

Die Gipsgrube

Teufelsburg und Höllenmauer

Osterburg und Nadelöhr

Themars Kriegsschrecken

Der Untergang von Dörfles am Eingefallenen Berg

Die Teufelskanzel

Seher und Gesichte

Vom Eingefallenen Berg

Der Wassergeist Hackelmärz

Sibyllenweissagung

Seelweckchen

Trostadt

Das Nonnenkloster Trostadt

Wachenbrunn

Wachenbrunns Name

Schleusingen

Die Glocke vom Adlersberg

Hirschbach

Das Maienfest

Kloster Veßra

Kloster Veßra

Veßra und Trostadt

Der geheimnisvolle Klostergang von Frauenwald bis Veßra

Die Sarazenin

Die Jungfrau mit dem Zopf (I)

Die Jungfrau mit dem Zopf (II)

Der Teufel und der Abt zu Veßra

Eine Schatzgräbergeschichte von Kloster Veßra

Eine Sage vom Mönchsstein

Der Mönchsstein

Rappelsdorf

Die Nixe aus der Totenlache

Die Nixen in der Totenlache

Schleusingen

Schleusingens Ursprung und Name

Die Totenmette

Die Trollblume

„Verzage nicht, du Häuflein klein“

Eine Schleusinger Bauernregel

Zollbrück

Die Zollbrücke

Amtsgerichts-Bezirk Schalkau

Almerswind

Das Almerswinder Schlossgespenst

Bachfeld

Der Drescher auf der Docke

Die Bachfelder Kapelle

Das heimliche Leuchten

Das Bachfelder Kirchenlicht (I)

Das Bachfelder Kirchenlicht (II)

Peter Faber

Das rollende feurige Fass

Vom Steinernen Haus

Blatterndorf

Vom Aechnerhaus in Blatterndorf

Effelder

Das Kloster zu Effelder

Die Kapelle zu Effelder

Die Kümmelschwinger

Am Flurstück „die Bänk“

Die Sage um den „Krummen Stein“

Der „Krumme Stein“ bei Effelder

Der Silberschatz am Mühlberg

Der Schatz in der Libethdelle

Der Schatzgräber auf dem Friedhof

Von der Alten Meilschnitz und dem Himmelreich

Grub

Das Grab auf dem Gruber Berg

Eine Burg für zwei Fohlen

Grümpen

Die Nixe an der Grümpenleite

Die drei Nixen in der Grümpen

Die Nixe im Triebischloch

Das Männchen im Mulzershaus

Vom Wilden Jäger

Der Jäger auf der Müß

Der Grenzsteinversetzer auf der Baumleite

Der heilige Clemens

Der Spuk auf der Dorntalwiese

Gundelswind

Die Teufelsmühle zu Gundelswind

Meschenbach

Von Zwergen und Zinselmännchen

Die Sage über die Zinselmännchen

Die Venediger

Zinselhöhle und Zinselmännchen

Meschenbach

Erzählung von Meschenbach

Die Zinselhöhle

Die Zinselmännchen

Die Nebelkappe

Der Rutenacker

Die Zinselmännchen auf dem Rutenacker

Die heilige Katharina mit dem Rade

Die wunderbare Rettung

Die Geschichte vom Heiligenholz

Die Hexe auf der Burg Rauenstein

Der Lehmklumpen

Die Eisengrube am Birkenberg

Rauenstein

Die silbernen Apostel

Die Rettung der Tochter des Schenken von Siemau

Die Zerstörung des Rauenstein

Das Grab der alten Magd neben der Kirche in Rauenstein

Der Reiter ohne Kopf im Mühlholz

Von der Bilbertsquelle

Die Schatzgräber von Rauenstein

Die Köhlersfrau und der Berggeist

Von der Hexe am Säuteich

Vom Männlein in der Märbelmühle

Rückerswind

Der Marterstein am Weg nach Rückerswind

Der feurige Ball am Kreuzweg

Schalkau

Der Schalkauer Blutgarten

Der Untergang der Schaumburg

Die Zerstörung der Schaumburg

Die Zigeunereiche

Das grüne Hütchen

Vom Wetter zum Schalkauer Vogelschießen

Ös Brückengschpänst an de Itz

Die Viehtränke am Hühnernest

Theuern

Der Umgänger im Theuerngrund

Truckenthal

Truckenthals Leiden im Dreißigjährigen Krieg

Der Bauer als Goldwäscher

Goldwäscher am Truckenthaler Wasser

Thüringer Goldgräbersage

Amtsgerichts-Bezirk Königsberg

Altershausen

Der Köhlerwiesenreiter

Das scharlachfarbene Leibchen

Erbrechtshausen

Erbrechtshausen

Hellingen

Hellburg

Königsberg in Franken

Bergschloss Königsberg

Das Bergschloss Königsberg

Der Kirchenbau zu Königsberg (I)

Der Kirchenbau zu Königsberg (II)

Regiomontanus

Die Königsberger Stadtkirche

Die Glocken läuten ihr Sterbegeläut

Königsberg in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges

Die Irrglocke

Die kühne Magd

Die kühne Magd

Die kühne Magd

Der Agel-Orden

Dreimal verneigte sich der steinerne Ritter

Irrwische bei Haßfurt

Der Silbacher Krieg

Exklave Nassach

Der erlöste Kirschendieb

Der Mordstein

Anhang

Glossar

Verwendete Literatur

Über den Autor

Bücher von Hans-Jürgen Salier

Es wird von unsern Vätern mit Treuen uns vermacht.

Die Sage, wie die Väter sie ihnen überbracht;

Wir werden unsern Kindern vererben sie aufs neu:

Es wechseln die Geschlechter, die Sage bleibt sich treu.

Adelbert von Chamisso (1781 – 1838)

(eigentlich Louis Charles-Adelaïde de Chamisso de Boncourt –Deutsch-französischer Dichter und Naturforscher)

Die Sage ist das Ureigenthum des Volks,

sie pflanzt sich durch Tradition von Kindern zu Kinderkindern fort und wird von ihm hochgeehrt,

da sie oft die Grundlage der Bildung des Volkes ist.

So wie Alles in der Welt, mag es auch noch so gut sein,

seine Widersacher hat, so findet auch die Sage ihre Verspötter, welche es nicht daran fehlen lassen,

sie ins Lächerliche zu ziehen und die Leute, welche daran festhalten an dasjenige, was sie von ihren Vätern und Urvätern geerbt haben, des Aberglaubens zu beschuldigen,

und sich über dieselben lustig zu machen;

allein solche Leute sind mit ihrem Charakter gewöhnlich

nicht weit her, es sind schlechte, gottlose Menschen,

die sich durch ihre Aufgeklärtheit über alles,

wie sie meinen, wegsetzen könnten,

und sich dadurch beim Volke Achtung erwerben wollen.

Jedes Volk hat seine Sagen;

es liebt und ehrt sie und läßt nichts über sie kommen.

Professor Dr. Johann Georg Martin Brückner (1800 – 1881)

Grabfeld und Henneberger Land

Der Thüringer und Sachsen Herkunft und Streiten

Alte Sagen gingen, ein Volksstamm sei von fernher, aus dem Ostland, auf zwölf Schiffen in die Gegend gekommen, darin heute Lübeck liegt. Dies Volk habe sich Petreoli, Kieselinge, genannt und die Thyrigeten, die in selber Gegend sesshaft waren, vertrieben. Deren Männer haben sich töricht zum Streite gestellt, und deshalb seien sie Törlinge genannt worden, sie selbst aber nannten das streitbare Volk, das sie von seinen Wohnsitzen wegtrieb, Saxen. Da habe ein Saxenjüngling um goldne Hals- und Armringe, die er trug nach der Sitte der Urzeitvölker, eine Handvoll Erde von einem Törling gekauft, und der habe aus Gutheit ihm den ganzen Schoß mit seiner Erde gefüllt und des klugen Handels sich erfreut - jener aber die Erde zu seinem Volk getragen, und da sei sie fein gerieben und damit ein großes Gebiet umsäet worden. Und so besetzten und besaßen die Saxen das Land der Törlinge und bebauten es und trieben jene Ureinwohner über den Harz hinüber und setzten sich fest an der Unstrut bis zur Saale und bis zur Elbe und bis zur Werra, wo sie das heutige Eichsfeld umfließt, und die Döringer wichen zurück weiter westwärts und besaßen immer noch ein schönes und reiches Land. Diese acht Worte und Wohllaute waren: Wiesen und Weiden, Wässer und Wälder, Wald und Wein, Wolle und Weizen. Insonderheit war die goldne Aue, darinnen heute die Städte und Orte Frankenhausen und Sangerhausen, Heldrungen und Gehofen, auch Allstedt und Wallhausen und Tilleda, die alten Kaiserpfalzen, und mancher andere namhafte Ort liegen, gar ein gesegneter Strich Landes, den einst ein Graf Botho von Stolberg, welcher aus Jerusalem heimkehrte, viel höher pries als ganz Palästina. Darum bauten die alten Duringer im Unstruttale eine Grenzfeste gegen die Ostmark, dass sie geschieden seien gegen Saxen und Sorben, und nannten sie Schidinge, das ist Scheidungen, darauf saßen ihre Führer und herrschten allda gleich Königen. Ein solcher Herrscher war Merovig, aus fränkischem Königsstamme, der Sohn von des Frankenkönigs Chlodio Gemahl, die ihn, am Meere badend, von einem Meerwunder empfangen. Der erbaute im Lande Duringen manchen festen Ort und in der Nähe von Erfurt sich selbst auch einen Herrschersitz, die Merwigsburg, heute noch Möbisburg geheißen, wo man den Ort der alten Burgfeste noch zeigt. Unter Merovig kam der Hunnenkönig Attila in das Land Duringen, die Geißel Gottes, und wütete darin. Man sagt, dass er zu Isenach Hof und Hochzeit gehalten und bei Tonndorf gefischt und geweidwerkt, wo noch eine Stelle der Königstuhl heißt. Merovig hatte einen Sohn, der hieß Childerich, der nutzte nicht viel und wurde auch nicht König, sondern die Thüringer hatten sich einen andern Gebieter erwählt, der hieß Basinus. Zu diesem Basinus kam Childerich und entlockte ihm sein Weib. Basinus hinterließ, da er starb, drei Söhne, die hießen Balderich, Berthar und Irmenfried, die teilten das weite Reich, und Irmenfried ward Thüringen als Erbe zuteil. Er erkor sich zur Gemahlin die Schwester oder Schwestertochter des Ostgotenkönigs Theoderichs, Amalberga, die ebenso schön als stolz war. Sie deckte einstmals ihres Gemahls Tisch nur halb, weil er nur ein halbes Reich habe, und reizte ihn an, seiner Brüder Tod herbeizuführen. Dann gab sie im Bunde mit einem treulosen Rat, der Iring hieß, ihrem Gemahl falsche und verkehrte Anschläge ein, welche zur Folge hatten, dass Theoderich, sein eigner Schwager, ein Frankenheer gen Thüringen und gegen Irmenfried führte. Das hörten die Saxen gern und verbanden sich mit den Franken gegen die Thüringer. Da sind harte Streite geschehen und ward aus der goldnen Aue eine blutige, und die Unstrut stemmte sich von Leibern der Erschlagenen, über welche die Franken gleichwie über eine Brücke gingen, und Irmenfried entfloh mit den Seinen nach Burg Scheidungen, dem festen Wohnsitz, und Theoderich mit Franken und Saxen folgte ihm nach, und den letzteren verhieß Theoderich, wenn Scheidungen gewonnen werde, so solle alles Land jenseits der Unstrut das ihre sein und ewiglich bleiben. Und da griffen die Saxen furchtbar an, und die Franken verwunderten sich über deren starke Leiber und Gemüter, über ihr langes Haar, ihre groben Gewande, großen Schilde, mächtig starken Spieße und langen Messer, die sie an den Seiten trugen und Sax nannten. Und sie hatten auch ein Banner oder Feldzeichen, darin war ein Löwe, ein Aar und ein Drache. Der in Scheidungen bedrängte König Irmenfried sandte heimlich einen Vertrauten in das Lager zu seinem Schwager, der flehte um Gnade für Amalberga und ihre Kinder, und Theoderichs Räte murrten über die Saxen und das ihnen gegebene Versprechen, und so ward heimlich Friede geschlossen in dem Sinne, dass die Gegner sich vereint der in das Land gerufenen Sachsen entledigen wollten. Da geschah es, dass ein Sachse einen Falken fing, der einem Thüringer gehörte; um diesen Falken wiederzuerlangen, offenbarte der Thüringer der Sachsen heimlichen Anschlag; den trug der Sachse schnell in das Lager, und da berieten die Fürsten und Hauptleute, was zu tun sei. Einige rieten zum schleunigen Abzug in aller Stille, aber ein greiser Führer, Herr Hagk (andere sagen Hadegast), ergriff das Banner, widerriet den Abzug, riet zum Angriff, und zwar zu plötzlichem, zur Überrumpelung im Schlafe. Solcher Anschlag ward ausgeführt, mit Not entkam der König mit den Seinen im Schlachtgetümmel, die Unstrut wurde abermals ein Blutstrom, und die Sachsen waren nun Herren des Landes und teilten sich in dasselbe und nannten den Siegestag Communio, das ist Teilnehmung, weil jeder sein Teil nahm. Da hat der alte Sachsenführer Hagk die Sachsenburg erbaut und zuerst bewohnt. Es wird auch noch bis heute die zwiefache Ruine der Sachsenburg (Ober- und Unterburg) die Hakenburg vom Volke genannt und geht die Sage, dass auf ihr Karl der Große der Sachsen urältestes Landesrecht, den Sachsenspiegel, ihnen gegeben habe. Viele andere Burgbauten sind damals entstanden, aber das alte Königreich Thüringen ging unter.

(Nach Bechstein: Deutsches Sagenbuch. – 1853)

Die Götter des Frankenlandes

Die Ostfranken verehrten, so lange sie noch heidnisch waren, als höchste Gottheit Wuotan, Wodan oder Odin. Er war der Allvater des Lebens und der Lenker der menschlichen Geschicke und der Schlachten. Von der Verehrung des Donnergottes Thor zeugen noch die Donnersberge. Dieser Gottheit wurde ein wunderbarer Hammer zugeteilt, mit dem er nach ihm feindlich gesinnten Riesen wirft. Als bedeutendste Gottheit nennen uns die Überlieferungen vornehmlich Hulda, Holda, Frau Holle. Sie ist die Mutter der kleinen Geister: der Heimchen, Wichtlein und Elfen, die der Wilde Jäger verfolgt. Manchem erschien sie als verführerische Schöne, anderen wieder als widerwärtige Alte. Öfters aber trat sie den Armen als hilfreiche, gütige Fee entgegen. Im rosigen Frühling durchzieht sie das Land und segnet die Saaten. Gar oft besucht sie auch die Hütten der Armen und teilt Segen aus, wo sie Ordnung findet, während sie flucht, wo sie auf Ordnung stößt. Man dachte sich diese Göttin als hochbetagte Spinnerin mit langem Haar und stark aufgewickeltem Spinnrocken oder auch als wunderliebliche Jungfrau, auf einem weißen Pferde sitzend. Um die Christzeit streift sie mit dem Wilden Heere durch das Land, den fleißigen Spinnerinnen Glück und Heil wünschend zum „Neuen Jahr“, die unfleißigen aber, die ihren Rocken nicht abgesponnen, zerzauste sie in der Nacht Spinnrocken und Haar. Ihr voran zieht öfters der treue Eckardt, der den Unvorsichtigen warnt, ihre Bahn zu betreten. Dass sie selbst in der Kunst des Spinnens gar wohl erfahren ist, zeigen die von ihr gewobenen feinen, weißen Marienfäden, die im Herbste in den Lüften umherfliegen. Sie steigt auch in die Brunnen und hütet hier mit großer Sorgfalt die Seelen der ungeborenen Kinder. Wenn sie aber im Winter ihr Bett macht, dann schüttelt sie dasselbe so ungestüm, dass ihm ein Teil der Federn entflieget und im lustigen Wirbel als Schneeflocken zur Erde fällt. Die Verehrung dieser Gottheiten fand in heiligen Hainen statt, und manche uralte Linde oder Eiche bezeichnet noch die Stelle, wo einst unsere Vorfahren ihre Gottesdienste abhielten. Als aber das Christentum siegreich vordrang, geschah es nicht selten, dass auf den alten Opferplätzen Klöster und Kapellen errichtet wurden. Es herrscht aber auch heutigentags im Volke eine Menge Aberglauben, der noch der Heidenzeit entstammt.

(Nach: Wettig: Die schönsten Sagen und historischen Erzählungen aus dem Herzogtum Coburg. – 1899 und 1992, 1997, 2005, S. 74 ff.)

Alte Opferstätten

Man weiß heute noch im Grabfeld zu erzählen, wo unsere Altvorderen ihre heiligen Opferstätten hatten: Ein dem Wodan geweihtes Heiligtum befand sich auf dem Kleinen Gleichberge. Bei Aubstadt steht die Bildeiche in der Nähe zahlreicher Hügelgräber und gilt als besonderer heiliger Ort. Am nördlichen Abhange des Judenhügels befindet sich eine kleine Plattform, die guten Ausblick gewährt. Auch hier wird von einer Opferstätte erzählt. Ebenfalls gilt der Kirchberg von Großbardorf als religiöses Gelände; die Kirche wurde an Stelle eines germanischen Heiligtums errichtet. Die Irminsäule bei Irmelshausen und die Donareiche von Eicha spielten später eine Rolle bei den Missionierungsbestrebungen des heiligen Bonifatius.

Mit Scheu betritt man diese Stellen bis in die heutige Zeit.

(Hamm: Die drei verwunschenen Burgfräulein. – 1985, S. 58 f.)

Wie kommen römische Erzeugnisse auf die Gleichberge?

Schon von Hofrat Dr. Jacob wurde behauptet, dass die beiden Gleichberge niemals der Fuß eines Römers betreten habe, auch sei ein römischer Einfluss auf die Steinsburg-Industrie nicht wahrnehmbar. Diese Ansicht ist durch mehrere Funde nach Jacobs Tod widerlegt worden. In meiner Sammlung befinden sich mehrere Objekte, z. B. Pfeil- und Speerspitzen, Bleilöffel, Winzer- und Brotmesser, die zweifellos römische Formnachahmung zeigen, wenn sie nicht überhaupt römischen Ursprungs sind. Hierher muss auch der fränkische Angon, ein sehr langer Speer mit Widerhaken, gerechnet werden, der ja nur eine Fortbildung des römischen Pilums ist.

„Wo sich Römer aufhielten, da findet man auch römisches Geld“, sagte Dr. Jacob, und weil die Gleichberge keine derartigen Funde boten, so war seiner Ansicht, dass Römer auf ihnen nicht hausten. Nun sind aber inzwischen auf dem Großen Gleichberg mehrere römische Münzen aus der Zeit von 200 v. Chr. bis 300 n. Chr. gefunden worden, und Arbeiter haben im Jahre 1926 im Milzer Steinbruch sogar eine bronzene Votivfigur der ägyptischen Göttin Bastet, die einen Katzenkopf trägt, denn die Katze war ihr heilig, ausgegraben.

Damit könnte die Frage, ob nicht doch vielleicht römische Legionen die Gleichberge betreten haben, bejaht werden, sofern man leichtsinnig genug ist, die Funde nur als solche in Betracht zu ziehen, ohne ihre Begleitumstände zu berücksichtigen.

Es ist eine historisch bewiesene Tatsache, dass die Römer in ihren Kolonialkriegen mehr Menschenmaterial einbüßten, als sie aus ihren eigenen Reihen ersetzen konnten. Sie waren daher gezwungen, ihre Lücken aus den eroberten Gebieten zu füllen. Gleich beim ersten Zusammentreffen der Römer mit den Germanen erkannten sie, welch prächtiges Kriegsvolk die letzteren zu bieten imstande waren. Sie boten daher an Verlockungen alles auf, germanische Jünglinge für den Kriegsdienst zu gewinnen. Die glänzende römische Rüstung, bessere Bewaffnung, anspruchsvollere Lebensweise und verfeinerte Kultur reizten viele Germanen, den Verlockungen zu folgen. Selbst germanische Größen konnten ihnen nicht widerstehen. Auch Arminius, der Cheruskerfürst, nahm römische Kriegsdienste an und hielt sich sogar längere Zeit in Rom auf, wurde dann aber, angeekelt von der römischen Unmoral, nach seiner Heimkehr hasserfüllter Römerfeind und damit jener Fels, an dem die römische Invasion auf germanischem Boden zum Stillstand kam.

Viele Jahrhunderte währte die Auffüllung der Lücken in den römischen Legionen aus dem schier unerschöpflichen germanischen Menschenreservoir, bis endlich der morsch gewordene römische Staat dem germanischen Gegenstoß erlag.

Es ist begreiflich, dass zu allen Zeiten die heimkehrenden germanischen Jünglinge und Großen ihren Angehörigen irgendetwas aus der Fremde mitbrachten. Warum sollte es früher anders gewesen sein, als es jetzt ist. Auf diese Weise sind viele römische Erzeugnisse nach Germanien gewandert, auch römisches Geld, denn die germanischen Kriegsleute erhielten römischen Sold.

Die Römer haben es ja auch nicht anders gemacht. Wo sie Krieg führten, da nahmen sich die Legionäre nicht allein Andenken mit in die Heimat, sondern sie raubten sogar die eroberten Gebiete bis zur Verarmung aus. Selbst der orientalische religiöse Ritus war vor ihrem Begehren nicht sicher. So fand auch der persische Mithraskult in Rom Eingang und wurde von hier aus nach dem Westen verbreitet. Die Mithrasgrotte aus der Saalburg ist davon Zeuge. Alles Neue reizte die Römer und wurde zu erfrischenden Pol in ihrer Übersättigung. Die unterägyptische Göttin der Freude, Bastet, zählte sogar in Rom viele Verehrer. Wer weiß, welcher „Legionär“ die Verschleppung ihrer Motivfigur nach dem Großen Gleichberg auf dem Gewissen hat!

Bei dem Jahrhunderte langen Wechselverkehr zwischen den Völkern südlich und nördlich der Alpen dürfen uns römische Funde im Innern von Germanien ebenso wenig überraschen, als das Vorkommen deutscher Erzeugnisse bei irgend einem fast unbekannten Volksstamm Afrikas. Waren finden oft wunderbare Wege!

Aber das Eine steht unwiderleglich fest: die auf den Gleichbergen vorkommenden römischen Produkte sind nicht durch die Kelten dahingekommen, sondern durch cheruskischen Männer, die in römischen Kriegsdiensten standen.

(Kümpel, Leipzig. In: Meininger Heimatklänge. Beilage zum Meininger Tageblatt. – 17. Oktober 1929, Nr. 20)

Grabfeld

Einst lebte im Grabfeld eine hübsche Königstochter, die einen kostbaren goldenen Ring hatte. Auf einer Jagd sprang er ihr vom Finger ins dichte Moos. Umsonst war alles Suchen in dem dichten, tiefen Wald. Da bot ihr Vater, der König seinen ganzen Heerbann auf zum Suchen und Schauen und Umgraben nach dem Kleinod. Sie gruben und gruben, des Königs Mannen, bis sie den Ring fanden, und gaben dem Land seinen Namen. Bis zur Stunde heißt man es „Grabfeld“.

(Nach Janke: In: Die Frankenwarte. – 1927, Nr. 14; Heimatkundliche Lesebogen. – 1947, S. 3; Witter: Fuhrmann Spörlein. – 1992, S. 9)

Die Regenbogenschüsselchen

Bei der Feldarbeit, besonders beim Pflügen, kann ein Glückskind im Grabfeld ein groschengroßes Schüsselchen aus purem Gold oder Silber finden.

Das edle Metall sei ein Geschenk des Himmels, glaubten unsere Vorfahren. Sonne und Mond hätten ihren Strahlenkranz daher, dass die eine aus reinem Gold, der andere aus gediegenem Silber wäre. Wenn ein Gewitter die Regentropfen zu Boden prasseln ließe, schlügen diese aus beiden Himmelslichtern kleine Splitter los, die dann über den buntstrahlenden Regenbogen zur Erde rollten und in den Boden führen, wo dieser den Boden berührt. Dabei würden sie rund geschliffen und erhielten ihre eigenartige Form.

Wer ein solches Regenbogenschüsselchen findet, braucht sein Leben lang nie mehr Not und Entbehrung zu fürchten. Das Glück wird sein ständiger Begleiter sein.

(Aus dem Grabfeld überliefert; Heimatkundliche Lesebogen. – 1947, S. 3; Hamm: Sagen des Kreises Königshofen. – 1964, 17; Hamm: Die drei verwunschenen Burgfräulein. – 1985, S. 56; Witter: Fuhrmann Spörlein. – 1992, S. 10)

Das Volk zahlt die Rechnung

Ludwig I., Kaiser des Fränkischen Reiches, stirbt im Jahr 840 (*778). In seiner Zeit und in den folgenden Jahrzehnten kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen und grenzenloser Not. Die nachfolgende Textfassung geht auf den hennebergischen Chronisten Cyriakus Spangenberg (1528 – 1604) zurück. Der Text findet sich u. a. auch in den Deutschen Sagen der Gebrüder Grimm. Aus der Hirschkuh , der Hindin, ist bei ihnen eine Hündin geworden, die die Hungrigen in der Not verzehrten.

Im Grabfeld kam es zu einer entsetzlichen Teuerung. Die Menschen waren dem Verhungern nahe. Da zog eine Familie von zu Hause weg, weil sie hoffte, anderswo etwas Nahrung zu finden. Mühsamen Schrittes schleppten sich Vater, Mutter und Kinder vorwärts. Auf der Höhe des Thüringer Waldes waren sie mit ihren Kräften zu Ende und setzten sich nieder, um den Tod zu erwarten. Vom Hunger halb wahnsinnig, beschloss der Mann ihr jüngstes Kind zu schlachten, um mit dessen Fleisch das Leben der anderen zu fristen.

Der Mann hätte trotz Flehen seines Weibes das Vorhaben gewiss noch in die Tat umgesetzt, wenn nicht mit Prasseln und Krachen eine Hirschkuh das dichte Unterholz durchbrochen hätte. Wölfe hatten sie gerissen. Vor den hungrigen Wanderern brach sie endgültig zusammen. So sandte Gott der Familie leibliche und seelische Rettung. Der Mann vertrieb die Wölfe, zerlegte das Wild und schaffte Nahrung für viele Tage.

(Der Sagenschatz des Kreises Unterfranken. – 1877, S. 433; Hamm: Sagen des Kreises Königshofen. – 1964, S. 17 f.; nach Kühn: Sagen und Legenden aus Thüringen. – 1989, S. 132 f.)

Hungersnot im Grabfeld

Als im Grabfeld große Hungersnot herrschte, wanderte ein Mann mit seiner Frau und einem zarten Kinde nach Thüringen, um dem Mangel auszuweichen. Unterwegs in einem Wald übernahm ihn das Elend, und er sprach zur Frau: „Tun wir nicht besser, dass wir unser Kind schlachten und sein Fleisch essen, als dass wir selbst durch die Nahrungslosigkeit verzehrt werden?“ Die Frau widersetzte sich einem so großen Verbrechen; zuletzt aber drückte ihn der Hunger so, dass er das Kind aus den Mutterarmen riss und seinen Willen durch die Tat ausgeführt hätte, wenn nicht Gottes Erbarmen zuvorgekommen wäre. Denn indem er, wie er hernachmals in Thüringen oft erzählte, das Schwert zog, um das Söhnlein zu würgen, sah er in der Ferne zwei Wölfe über einer Hindin stehen und sie zerfleischen. Sogleich ließ er von seinem Kinde ab, scheuchte die Wölfe vom Aas weg, das sie kaum gekostet hatten, und kam mit dem lebendigen Sohn der gefundenen Speise seiner Frau wieder.

(Nach Brüder Grimm: Deutsche Sagen. – 1816/18, Nr. 576; Heimatkundliche Lesebogen. – 1947, S. 48; Hamm: Die drei verwunschenen Burgfräulein. – 1985, S. 60; Griepentrog: Die goldenen Flachsknoten. – 1989, S. 128 f.; Witter: Fuhrmann Spörlein. – 1992, S. 11)

Henneberg

Ein Herr von edlem Geschlecht zog um in Deutschland, suchte Frieden und eine bequeme Stätte, zu bauen; da kam er nach Franken an einen Ort und fand einen Berg im Land, der ihm gefiel. Als er nun hinritt, ihn zu beschauen, flog vor ihm auf eine Birkhenne, die hatte Junge; die nahm er sich zum Wappen und nannte den Berg Hennenberg und baute ein schön Schloss drauf, wie das noch vor Augen ist; und an dem Berge war ein Köre (Kehre, wo man den Pflug wendet?), da baute er seinen Dienern gar eine lustige Wohnung und nannte sie von der Köre.

(Nach Jacob und Wilhelm Grimm (Brüder Grimm): Deutsche Sagen – Kassel 1816 – 1818, Nr. 570)

Eine Mutter von 365 Kindern

Nach der Volksweise „Ein Mädchen jung an Jahren“

Von Henneberg Graf Hermann,

der hatte sich vermählt

mit Margaret von Holland.

Von dieser Gräfin wird erzählt.

Sie reist einmal nach Hause,

eins, zwei, sieben, sechs man schrieb.

Im Grafenhaag, da war es,

als unterwegs sie stehen blieb.

Ein armes Weib im Arme

Zwillinge elend hat.

Um sie herum vier Kinder,

die wurden lange nicht mehr satt.

„Gehören auf dem Arme

Die beiden Kinder euch?“

„Zwillinge sinds, geboren

sind sie am selben Tag zugleich.“

„Man hat zugleich nicht Kinder,

als Tag im Jahre sind.

Du hast die Eh‘ gebrochen,

das eine ist der Sünde Kind!“

Das Weib war fromm und ehrbar,

es nahm den Schimpf sich an.

Es hob den Blick gen Himmel:

„Du, Vater, weißt, was ich getan!“

Erweise meine Unschuld

Der harten stolzen Frau!

Gib ihr nach ihren Worten,

dass sie an sich ihr Unrecht schau!“

Und wirklich am Karfreitag,

just in demselben Jahr,

dreihundertfünfundsechzig Kinder

die Gräfin nach gebar.

Die waren klein wie Krabben;

Bischof von Utrecht kam.

Ihr Bruder Otto taufte;

Gott erst alle zu sich nahm.

Die Söhne warn Johannes,

die Töchter Lisebeth

getauft mit heilgem Wasser,

wer sie gesehen hätt!

Die stolze Gräfin siechte

sehr bald danach dahin.

Auf ihrem Grabessteine

im Kloster Latum stand es drin.

(Nach Kirchner: Thüringer Sagen aus Henneberger Landen. – 1910, S. 83;

Witter: Das Achtläuten. – 1990, S. 79 f.)

Der Fluch der Bettelfrau: 364 Kinder

In der „Hennebergischen Chronik“ von Cyriakus Spangenberg aus dem Jahre 1599 findet sich folgender Text:

Anno 1276 ist Grafen Hermanns (Graf Hermann II. von Henneberg, d. Hg.) erstes Gemahl Frau Margareth von Holland gestorben auf dem Charfreytag außer Landes und das ging alles so zu:

Es begab sich, daß diese Frau Margareth einmal ihre Freunde in Holland besuchte und daselbst zum Grefenhag ein armes Weiblein für sie kommen, welche zwey kleine Kindlein, so Zwillinge gewesen, auf den Armen getragen und etliche andere mit ihr lauffend gehabt und ihre Armuth klagend, eine Steuer oder Allmosen von gedachter Gräfin begehret. Welche sie gefraget: Ob die beyde Kinder ihr und ob sie das auf einmal gehabt? Und da sie darzu ja gesagt, hat sie die nicht allein unfreundlich mit Unwillen von sich gewiesen, sondern auch gesagt, so wenig als es möglich sey, daß ein Weib so viel Kinder auf einmal haben könne, als Tag im Jahr sind, so wenig sey es auch möglich, daß ein zwey Kinder zugleich von einem Manne haben sollte, sie müsse auf eine Zeit mit zweyen Männern zu schaffen gehabt haben und müste auch daher das eine Kind gewißlich unehelich seyn, hat also das arme Weib für jedermänniglichen, so damahls gegenwärtig gewesen, über beschämet und mit spöttischen hönischen Worten von sich gewiesen und ihr nichts gegeben.

Das arme, elende und betrübte Weiblein, so sich dieser Auflage unschuldig und an Ehren fromm gewust, hat diesen ihr begegneten Schimpf und versagte Almosen ernstlichen zu Gemüte gezogen, zu GOTT geseuffzet und gebeten: Er wolle seine gerechte Macht angedachter Gräfin beweisen und schaffen, daß sie ihren eigenen Worten nach so viele Kinder auf einmahl haben müste, als Tage im Jahr, damit sie doch erkennen möge, daß kein Ding seiner göttlichen Allmacht unmöglich sey und daß sie andere ehrliche Weiber, die GOTT mit zweyen oder mehr Kindlein auf einmal segnete, nur solchem bösen Verdacht lassen müste.

Und wird geschrieben, daß diese Gräfin als sie hernacher auf den Carfreytag um 9 Uhr Vormittag nieder kommen, 364 Kindlein, so groß als die kleinen Krabben auf einmahl zur Welt gebracht., die noch alle lebendig waren. Und dieselbe Bischoff Otto von Utrecht, ihrer Mutter Bruder, durch seinen Weibischoff Guiden in einem Becken zusammen miteinander mit Wasser besprengen und also tauffen lassen, die Knäblein alle mit einander Johannes, die Mägdlein aber Elisabeth genandt. Welche kurz darauf allgemach nach einander gestorben und zuletzt die Mutter auch mit Tod abgegangen und zu Lesdune in einem Kloster Bernharder Ordens ein Stund Weges vom Haag in Holland gelegen, welches Frau Margarethen Mutter gestifftet, in ein Grab gelegt.

(Nach Spangenberg: Hennebergischen Chronik“;

Hamm: Sagen Königshöfer Land (II). – 1994, S. 34)

Der heilige Kilian

Unter der Regierung des Herzogs Cozbetus war das Licht des Christenglaubens allmählich wieder erloschen. Um die Franken wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen, verließ im Jahre 686 der heilige Kilian, ein Irländer oder Schotte, mit zwölf Gefährten sein Vaterland. Nachdem er sich in Rom vom Papst Auftrag und Bestätigung eingeholt hatte, zog er nach Würzburg und verkündete hier das Christentum. Herzog Cozbertus nahm den Apostel freundlich auf und zeigte ein für die Christuslehre sehr empfängliches und offenes Gemüt und gestattet Kilian, dass er die heidnischen Götzenbilder in der Umgebung in den Main versenken durfte. Diese Götzenbilder sollen nach vielen Jahren bei Bau der steinernen Brücke aufgefunden worden sein und längere Zeit beim Graden am Domstift gestanden haben. Die Sage berichtet auch von einem Dianentempel, der den Berg über Würzburg gekrönt haben und von Kilian zerstört worden sein soll. Seinen Wohnsitz hatte Kilian mit seinen Gefährten in dem unwirtlichen Rhöngebirge aufgeschlagen und hier auf dem höchsten Gipfel ein hölzernes Kreuz als Zeichen der neuen Lehre errichtet, davon der Berg den Namen Kreuzberg erhielt. Viele im Frankenlande mit dem Namen „Kilian“ bezeichneten Berge erinnern uns heute noch an die große Wirksamkeit dieses frommen Apostels und Märtyrers, auch die heute zu Schleusingen gehörende Ortschaft St. Kilian.

(Nach: Wettig: Die schönsten Sagen und historischen Erzählungen aus dem Herzogtum Coburg – 1899 und 1992, 1997, 2005, S. 82 f.)

Der Tod des heiligen Kilian

So war es Kilian gelungen, in Franken das Christentum, zu welcher sich auch der Fürst dieses Landes, Herzog Cozbertus, bekannte, einzuführen. Eines nur erregte die Unzufriedenheit des glaubenseifrigen Apostels. Herzog Cozbertus hatte nämlich Gailana, die Witwe seines Bruders, zum Weibe genommen, was den strengen Gesetzen der altchristlichen Kirche entgegen war. Als nun Kilian dem Herzog diese Ehe, als den Kirchengesetzen widersprechend aufzulösen riet, wurde die Herzogin Gailana so entrüstet, dass sie den Tod dieses Sendbotens des christlichen Glaubens beschloss. Sie dingte zwei Burschen, welche den Bischof aus dem Weg räumen sollten. Während er am nächsten Abend mit seinen Gehilfen Abendandacht hielt, drangen die Mörder in das Zimmer, schlugen alle tot und begruben sie heimlich, so dass niemand erfuhr, wohin sie gekommen. Dieses geschah am 8. Juli 688 (oder auch 689?), der noch jetzt als der Gedenktag dieses Heiligen gilt. Die Herzogin Gailana samt den zwei Mördern, denen das erwachte Gewissen keine Ruhe gönnte, verfiel in tobenden Wahnsinn. Sie gaben unter entsetzlichen Qualen ihren Geist auf.

Nun verfiel das Volk der Franken wieder in das Heidentum zurück, bis es durch Bonifatius, den Apostel der Deutschen, dauernd für das Christentum gewonnen wurde.

(Nach Wettig: Die schönsten Sagen und historischen Erzählungen aus dem Herzogtum Coburg – 1899 und 1899 und 1992, 1997, 2005, S. 83 f.)

Die Entstehung des Namens Henneberg

Mit allem, was er hatte, flüchtete um das Jahr 455 ein reicher und vornehmer Römer, namens Poppo vor dem Hunnenkönig Attila. Bei seinem Weg durch Deutschland kam er bis nach Franken, woselbst ihm ein Berg zwischen Meiningen und Mellrichstadt, unweit der Werra, mit seiner Umgebung so gut gefiel, dass er beschloss, sich mit den Seinigen hier niederzulassen.

Als er nun den Berg besichtigte, flog aus dem Gebüsch eine wilde Henne mit ihren Jungen auf, vermutlich war es ein Birkhuhn. Diesen Zufall hielt er für ein günstiges Zeichen, und er nahm nicht länger Anstand, hier eine Burg zu bauen, die er Henneberg nannte.

Die Wappen der Grafen von Henneberg ward eine schwarze Henne auf drei grünen Hügeln im goldenen Felde.

Die Henneberger waren ein Frankengeschlecht, eine Sammlungsmacht, das über weite Teile Thüringens und Frankens seine Macht ausbaute und bis weit in das 16. Jahrhundert herrschte. Von den drei Schlössern Henneberg, Hutsberg und Landsberg geht die Sage, dass das eben die drei grünen Berge seien, auf welchem im Wappen der Grafen von Henneberg die schwarze Henne steht, und daher ist das Sprichwort entstanden: „Henne hut’s Land“ (Die Henne hütet das Land).

Jetzt liegen Henneberg und Hutsberg in Ruinen.

(Mesch/Mesch: Ein Narr ist. – 1994, S. 49 f.)

Aberglaube

Von alters her haben die Menschen durch Naturbeobachtung (Vogelflug, Pferdegewieher der heiligen weißen Rosse bei den Germanen) oder geheimnisvolle Verrichungen der Priester, der Seher, die Zukunft vorhersehen und das Wohlwollen der höheren Mächte der guten und der bösen, durch Opfer erkaufen wollen. So war bei den Ratsversammlungen der Sorben-Wenden in Ostthüringen stets ein Priester zugegen. Nieste er zu dem Beschlusse, so war er glückhaft. Daher rührt noch heutigentags die Redensart: „Es wird alles gut, ich hab’s beniest!“

Die höchsten Opfer waren die Opfer von Menschen, einer reinen Jungfrau oder eines unschuldigen Kindes. So sollte bei Beginn des Trojanischen Krieges die Tochter des Königs Agamemnon geopfert werden, und die Bibel berichtet die Sage, wie Abraham seinen einzigen Sohn seinem Gotte darbringen wollte und wie die Phönizier die Liebesgöttin Astarte sich günstig stimmen wollten, indem sie kleine Kinder auf ausgestreckten Arme einer glühend gemachten ehernen Götzenfigur legten und so verbrannten. Der Aberglaube hat eine Unzahl Menschenleben vernichtet, man denke nur an die Hexenverbrennungen bis Ende des 18. Jahrhunderts.

Bei der Erbauung der Ritterburgen wurden in alten Zeiten abergläubische Handlungen vorgenommen, um sie fest und uneinnehmbar zu machen. So wurde bei der Erbauung der Hartenburg bei Römhild im Jahre 1274 durch den Henneberger Grafen Heinrich IV. der Mörtel mit Wein angemacht in der Annahme der damaligen Zeit, dass die Mauern dadurch felsenfest würden. Das Furchtbarste aber bei der Erbauung mancher Burgen war das Einmauern eines Kindes oder einer Jungfrau in die Burgmauern als Opfer für feindliche Mächte, was die Volkssage auch von der Burg Henneberg bei Meiningen behauptet.

Die mächtigen Grafen von Henneberg leiteten ihre Abkunft von einem römischen Rittergeschlecht, den Columnas, ab, daher auch die Säule (lateinisch columna) in ihrem Wappen. Die Geschichtsschreibung nimmt aber an, dass sie die Nachkommen eines fränkischen Gaugrafen des Grabfeldgaus waren und von dem Gaugrafen Poppo abstammen, weshalb auch dieser Name oftmals in ihrer Geschichte vorkommt. 1073 wird ein Graf Poppo I. von Henneberg auf Burg Hartenberg erstmals urkundlich genannt. Im Bauernkriege 1525 wurde die mächtige Grafenburg von den aufrührerischen Bauern zerstört und steht heute als Ruine da. 1583 starb der kinderlose und deshalb letzte gefürstete Graf von Henneberg, Georg Ernst, als er, von Todesahnungen getrieben, sein Stammschloss nochmals sehen wollte, in einem alten Bauernhause am Fuße des Burgberges, wo er kraftlos zusammengesunken war. Schicksalsfügung! Seine Besitzungen kamen nach einem Erbvertrag an das Haus Sachsen.

Über die abergläubischen Vorgänge bei der Erbauung der Burg Henneburg erzählt der Volksmund heutzutage noch folgendes:

Während des Baues sagte der Baumeister zum Bauherrn, zum Glück der Burg müsse ein Kind eingemauert werden. Könne er keins von herumziehenden Leuten kaufen, so solle er ein Kinderfest für die umliegenden Ortschaften veranstalten. Durch das Los müssten die Kinder für ihren Platz im Festzuge bestimmt werden. Das vorderste Kind sei nach dieser Schicksalsstimme einzumauern.

Das Kinderfest fand statt. Beim Losen erhielt des Baumeisters einziges Töchterlein die erste Stelle. Der erschrockene Vater protestierte wegen angeblicher Unregelmäßigleiten beim Losen und setzte eine zweite Losung durch. Auch diesmal stand sein Kind an erster Stelle. Es gelang ihm aber noch einmal, die Zuordnung umzustoßen; aber auch das drittemal erhielt sein Liebling das Unglückslos.

Nun musste er – nach dieser Schicksalsstimme, wie er selbst gesagt hatte – sein Kind rechts vom Eingang einmauern. Als das nichtsahnende Mädchen in der Mauernische stand, erhielt es noch einmal Semmel und Wurst. Als der Vater den Schlussstein einsetzte, wurde es ängstlich und rief mit flehender Stimme: „Ach, Vater, jetzt wird’s ganz dunkel!“ Da stürzte der verzweifelte Vater, vom Herzschlag getroffen, entseelt zu Boden. Das Weinen und Flehen und Klagen des Kindes hörte man noch tagelang. Endlich war es still. –

Wenn später in der Nacht der Wind durch die Lucken stöhnte, sagte der Wärter auf dem Turm: „Das Mädchen weint“ und betete ein Vaterunser. Dass in jenen barbarischen Zeiten tatsächlich Menschen als Opfer für feindliche Mächte in Burgen eingemauert wurden, wird durch folgendes erwiesen: Als im Jahr 1556 zur Reparierung der Saalebrücke in Saalfeld Steine von der Sorbenburgruine, dem Hohen Schwarm, verwendet wurden, wurde – so berichtet der Saalfelder Geschichtsschreiber Liebe in seiner Salfeldographia 1625 – beim Einlegen einer Turmgrundmauer eine Nische hinter einer großen Steinplatte aufgedeckt, in der ein menschliches Gerippe kauerte, das beim Berühren zusammenfiel. Aus dem noch unversehrt vorhandenen Lockenhaar konnte man ersehen, dass hier eine Person weiblichen Geschlechts den schrecklichen Tod der Einmauerung erlitten hatte. Auch von der Burg Liebenstein und der Krayenburg bei Salzungen wird von der Volkssage dasselbe erzählt.

(Nach Franke: In Beilage zum „Hildburghäuser Kreisblatt und Tägliche Nachrichten“, Blätter für Heimat- und Volkskunde – Nr. 5 vom 12. September 1929, S. 37 f.)

Der Rennsteig

Es ist hier auch zu gedenken, des merkwürdigen Rennsteiges, der auch Rennweg heißt und über den ganzen Kamm des Thüringer Waldes dahinläuft. Schon in grauer Vorzeit ward seiner gedacht, und er ist vielleicht jener irdische Iringsweg, dessen, neben dem himmlischen, der Milchstraße, alte Sagen erwähnen. Er hieß von alters her auch Rynnestieg, und die sprachliche Umwandlung des Wortes wäre leicht denkbar. Dieser Weg zieht gerade über den Gipfel des Inselsberges hin, bildet häufig die Grenze verschiedener Nachbarstaaten und galt als Grenzweg und Länderscheide zwischen Thüringen und Franken lange Zeit hindurch.

Der Sage nach war es Brauch und altes Herkommen, dass jeder thüringische Landgraf, der an das Regiment kam, mit seiner Ritterschaft und stattlichem Gefolge den Rennsteig von seinem Anfang bis zu seinem Ende entlangreiten musste, zum Zeichen, dass er Herr des Landes und seiner Grenzmarkierungen sei.

(Nach Bechstein: Thüringer Sagenbuch. – 1858, S. 87; Witter: Die Ottermahlzeit. – 1993, S. 50)

„Hüt es!“

Die armen Familien auf dem Thüringer Wald in Südthüringen waren glücklich, wenn sie das Jahr über Kartoffeln hatten. Sie kannten alle den Vers:

Kartoffeln in der Früh,

zu Mittag in der Brüh,

am Abend dann mitsamt dem Kleid.

Kartoffeln in alle Ewigkeit.