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Die Sagensammlung aus dem Süden Thüringens hat der Autor und Verleger Hans-Jürgen Salier in den letzten Jahren vor seinem Tod für diese Buchausgabe zusammengestellt. Von 1990 bis 2005 veröffentlichte er in seinem Verlag Frankenschwelle zahlreiche Sagenbücher. Ihm gebührt damit das Verdienst, diese literarische Form für seine Südthüringer und fränkische Heimat wieder zugänglich und populär gemacht zu haben.
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Seitenzahl: 711
eBook EPUB: ISBN 978-3-96285-171-2
Copyright © 2022 by Salier Verlag
Alle Rechte vorbehalten . All rights reserved.
Herausgeber: Hans-Jürgen Salier (†)
Titelbild: Ansichtskarte Hildburghausen aus der Vogelperspektive, Sammlung Salier Verlag
Herstellung: Salier Verlag, Bastian Salier, Bosestr. 5, 04109 Leipzig
www.salierverlag.de
Grabfeld und Henneberger Land
Der Thüringer und Sachsen Herkunft und Streiten
Die Götter des Frankenlandes
Alte Opferstätten
Wie kommen römische Erzeugnisse auf die Gleichberge?
Grabfeld
Die Regenbogenschüsselchen
Das Volk zahlt die Rechnung
Hungersnot im Grabfeld
Henneberg
Eine Mutter von 365 Kindern
Der Fluch der Bettelfrau: 364 Kinder
Der heilige Kilian
Der Tod des heiligen Kilian
Die Entstehung des Namens Henneberg
Wildreichtum im Grabfeld und im Werratal in früherer Zeit
Aberglaube
Vom Weinbau im Werratal und im Grabfeld in früherer Zeit
Der Rennsteig
„Hüt es!“
Amtsgerichts-Bezirk Hildburghausen
Adelhausen
Die feurigen Männer von Adelhausen
Bedheim
Das Gesicht des goldenen Sonntagskindes
Die Gottesnamengasse
Birkenfeld
Birkenfelder Sage
Brünnhof
Der Brünnhof
Bürden
Bürden
Ebenhards
Der Katzenstein und das Katzenhölzchen
Häselrieth
Der Hungerborn bei Häselrieth
Die Legende vom Frauenbrunnen
Heßberg
Von der verwünschten weißen Frau zu Heßberg
Vom Spannbrot zu Heßberg
Von dem zweimaligen Läuten am Donnerstagabend zu Heßberg
Die Heßberger Schatzgräber
Hetschbach
Spaßvogel Geuß
Hildburghausen
Der Stadt Hildburghausen Ursprung und Name
Von der Katze an dem steinerne Stege zu Hildburghausen
Die Katz am Steg
Lorz Schüßler und Pfarrer Martin Bötzinger begegnen sich
Leben und Leiden während des Dreißigjährigen Krieges
Die wunderbare Rettung der Stadt Hildburghausen im Dreißigjährigen Krieg
Das ausgesaugte Land im Dreißigjährigen Krieg
Wie die Hildburghäuser eine schlimme Suppe auslöffeln mussten, die die Pfersdorfer eingebrockt hatten
Mit dem Abzug der Schweden war der Krieg für unsere Gegend eigentlich beendet
Der Orkan im Jahre 1572
Das Achtläuten
Der Mönch in Ketten
Die nächtliche Wehklage
Schäfer- und Hasengespenst
Der Geisterkampf
Bezahle deine Schulden
Die Mehleiche
Die Folge vom Getreidemetzen
Dös Krautgarteng’spenst
Der Schuster auf dem Friedhof
Die Predigt im Walde
Freund und Feind am Hähnlesbrunnen
Dunkelgräfin und Dunkelgraf
Pfersdorf
Das Reiterkreuz
Der Feuerreiter
Das Geschenk der Zigeuner
Siegritz
Hirsch- und Pferdespuk
Sophienthal
Vom Leichenzug beim Dürrhof (Sophienthal)
Steinfeld
Die Stube voll Soldaten
Die Futtermännchen
Das Eisloch bei Steinfeld
Stressenhausen
Der Reiter vom Wacholderberg
Streufdorf
Der Flachsknoten
Sage von der Otternkrone
Die Burg Strauchhan
Das Ackersteinkreuz bei Strauf
Das Ackerkreuz in der Streufdorfer Flur
Die Sage vom Kreuzritter auf der Burg Straufhain
Margarethe vom Strauf
Die Bluttat des Bischof Eyring
Ein Grenzsteinverrücker
Die Zerstörung des Straufhain im Bauernkrieg
Straufhain
Von der Burg Strauf
Eine Sage vom Straufhain
Weitersroda
Weitersrodaer Schätze
Geisterkämpfe am Judengottesacker
Das Sühnekreuz bei Weitersroda
Von dem steinernen Kreuze bei Weitersroda
Das Grabkreuz
Vom spukenden Mönch zu Weitersroda
Amtsgerichts-Bezirk Heldburg
Albingshausen
Die Zerstörung der Orte Albingshausen und Urselhorn im Dreißigjährigen Krieg
Der Esel von Urselhorn
Der letzte Wolf
Gompertshausen
Die Engelsseherin Linden-Elsa
Linden-Elsa, die Engelseherin von Gompertshausen
Heldburg
Helidenburg
Von der Heldburg und ihrem Namen
Die Heldburg oder die Fränkische Leuchte
Sylva Gabreta
Das Steinkreuz im Fuhrmannsgrund
Das Steinkreuz im Fuhrmannsgrund
Hellingen
Der Steberich
Vom neunmaligen Schulläuten zu Hellingen
Lindenau
Neukirchen
Die Glocke von Neukirchen
Die drei Nixen des Gänseteichs
Poppenhausen
Wandernde Glocken
Rieth
Nonnenholz und Nonnenstein
Der Nonnenstein zwischen Zimmerau und Rieth
Schlechtsart
Der Blutfleck im Schlechtsarter Schloss
Schweickershausen
Poltergeist zu Schweickershausen
Der Wunderdoktor
Seidingstadt
Die Seidingstädter Magd
Ummerstadt
Von Ummerstadt
Der Ochse auf der Kirchturmmauer
Ummerstädter Prodigien
Erzdiebe in der eigenen Ummerstädter Bürgerschaft
Westhausen
Vom Dorf Westhausen
Im Jahre 1640 – Eine Episode aus Westhausen
Amtsgerichts-Bezirk Eisfeld
Biberschlag und Tellerhammer
Der Grenzweg
Das Männlein Rucknauf
Die Rote Mühle
Gespenstige Jäger und Bockreiter
Vom Tellerjörg
Brattendorf
Wachtfeuer auf dem Wachberg
Brünn
Das Totenhemd
Crock
Die Wysfrau von der Waldquelle
Bonifatius auf dem Irmelsberg
Irminiasage von Crock
Irmin und Irmina
Die Hexe und der Jägersmann
Der Erbsenacker
Drei Wünsche
Eisfeld
Eisfelds Name und Entstehung
Einsiedler Thomas
Spuk am Thomasberg
Frau Holle verbrannt
Die vierzig Ritter in Eisfeld
Frau Holle in Eisfeld
Frau Holle
Die Banzer
Der Mönch auf dem Schlossturm zu Eisfeld
Spuk am Kirchturm
Das treue Wächterhorn
Der weiße Reiter mit dem hölzernen Teller
Das Schulmännle
Das Kuhschwanzfest
Der Schatz an der Neumühl
Ernstthal
Die Ottermahlzeit
Gießübel
Vom Dreiherrnstein
Das versunkene Schloss am Dreiherrenstein
Die Sage vom Dreiherrnstein
Der steinerne Tisch
Die Einsiedelei zum heiligen Nikolaus
Goßmannsrod
Der Grenzsteinversetzer am Thomasberg
Der Schlosspöpel im Goßmannsröder Schloss
Die weiße Taube
Der tote Musiker im Löfflershaus zu Goßmannsrod
Der Schäfer in den Binsen
Harras
Die Totenrosen
Heid
Weißer Hirsch bei Heid
Heubach
Der Schulze von Heubach
Der Mann mit dem Bass
Das Rasenkreuz am Schafberg
Hinterrod
Kalter Hasen
Hirschendorf
Der Ritter im Birkenbühl
Masserberg
Die Teufelsbuche
Neustadt am Rennsteig
Das Gasthaus „Zum Goldenen Frosch“
Wie Neustadt am Rennsteig entstand
Das Vater-Unser-Tal
Der Große Stein bei Neustadt
Am Sagenstein
Oberneubrunn
Frau Holle geht um
Frau Holle und der Zecher
Der Wässermann
Das Pelzmännle im Brauhaus
Warum die Kirche der Neubrunndörfer in Unterneubrunn steht
Die Würzburger Kirche
Oberwind
Der letzte Auerhahn vom Rittersberg
Poppenwind
Der Hundsbaum
Karl der Große und die Nordelbinger
Saargrund
Die Riesen vom Burgberg
Sachsenbrunn
Die Zwergensäge
Schnett
Der Wilde Jäger
Aus der Zeit der Durchzüge
Das sonderbare Kräutchen am Köpfchen
Das Zauberbuch
Das Irrlicht im Grund
Schwarzbach
Vom Schwarzbacher Schloss
Der Geist vom Mühlenbrücklein
Schwarzenbrunn
Die Zerstörung der Raubritterburg bei Schwarzenbrunn
Die Hexenhecke an der Docke
Sophienau
Goldwäscherei bei Sophienau
Stelzen
Stelzen und die Riesen
Das Riesenspielzeug
Der Stelzener Heilbrunnen
Der Gesundbrunnen Mariahilf
Idisa
Der Gesundbrunnen „Mariahilf“ bei Stelzen
Der Schwedengraben
Das Blindengeld in der Schule zu Stelzen
Waffenrod
Die Weiße Frau
Das erlöste Gespenst
Weitesfeld
Das steinerne Kreuz am Weitesfelder Weg
Amtsgerichts-Bezirk Römhild
Behrungen
Es Dörfle
Peter Krebs
Gleichamberg
Der Untergang des Dorfes Glichon
Die Gespensterreiter zu Gleichamberg
Die Heidenmauer
Die Höllenmauer
Gleichberge
Von den Gleichbergen
Die kochenden Gleichberge
Die Gleichberge
Von dem kleinen Gleichberge bei Hildburghausen
Also haben wir denn nun in unserem lieben Deutschland auch einen feuerspeyenden Berg, den Gleichberg.
Kleiner Gleichberg
Die Steinsburg
Die Steinsburg bei Römhild
Die Steinsburg
Johannisfeuer
Der goldene Sarg auf dem Bernberg
Der Rhöndrache und der Lindwurm vom Gleichberge
Gleicherwiesen
Das Gereut
Haina
Die Steinscharrer zu Hain
Hindfeld
Die Magd im Backofen
Linden
Das Lindener Annale und der Jäger Eckart
Das Versteck
Der Hexenhügel
Milz
Von der frommen Emhild
Die Gründung des Klosters Milz
Vom Familiennamen Bieber
Die Weiße Frau
Von dem Reiter ohne Kopf auf dem Mordhügel bei Milz
Der goldne Degen im Mordhügel
Die Gestalt bei der Aubrücke
Die Herrenburg bei Römhild
Die Christmette
Feuer in Milz
Die glühenden Kohlen
Römhild
Fuhrmann Spörlein
Hans Spörlein
Michel Baß (I)
Michael Baß (II)
Die Siegessäule des Drusus
Der Teufel als Freier auf Schloss Hartenberg
Der Schatz der Zwergenkönige
Die Preuße komme
Dörfer an den Gleichbergen
Der steinerne Frosch
Die Kroatenbibel
Eine Sage von Römhild
Römhilder Aalfänger
Der Graf und die Spinnerin
Unerschwingliche Kriegslasten, unglaubliche Grausamkeiten und „Hohle Stuben“
Westenfeld
Die Wilden Weiberlöcher
Der Zellersteig
Die Sage vom Otternkönig
Amtsgerichts-Bezirk Themar
Dingsleben
„Der Löwe aus dem Norden“ in Dingsleben
Ehrenberg
Die Kapelle Ehrenberg
Lengfeld
Die Kamelskammer
Kamelsbrunnen
Die Fliehburg bei Lengfeld
Von der plötzlich verschwundenen Burg
Das Irrkraut auf dem Feldstein
Die Jäger am Katzenberg
Reiter ohne Kopf
Marisfeld
Das ewige Licht
Die Glocke
Oberstadt
Die Trompetereiche
Die Trompetereiche bei Oberstadt
Zwölf schlagen hören oder Das unsichtbare Dorf
Schmeheim
Schatzgräber
Themar
Die steinerne Kirche, wo noch Trümmer einer Kapelle vorhanden sind
Das obere Thor
Themar
Die Gipsgrube
Teufelsburg und Höllenmauer
Osterburg und Nadelöhr
Themars Kriegsschrecken
Der Untergang von Dörfles am Eingefallenen Berg
Die Teufelskanzel
Seher und Gesichte
Vom Eingefallenen Berg
Der Wassergeist Hackelmärz
Sibyllenweissagung
Seelweckchen
Trostadt
Das Nonnenkloster Trostadt
Wachenbrunn
Wachenbrunns Name
Schleusingen
Die Glocke vom Adlersberg
Hirschbach
Das Maienfest
Kloster Veßra
Kloster Veßra
Veßra und Trostadt
Der geheimnisvolle Klostergang von Frauenwald bis Veßra
Die Sarazenin
Die Jungfrau mit dem Zopf (I)
Die Jungfrau mit dem Zopf (II)
Der Teufel und der Abt zu Veßra
Eine Schatzgräbergeschichte von Kloster Veßra
Eine Sage vom Mönchsstein
Der Mönchsstein
Rappelsdorf
Die Nixe aus der Totenlache
Die Nixen in der Totenlache
Schleusingen
Schleusingens Ursprung und Name
Die Totenmette
Die Trollblume
„Verzage nicht, du Häuflein klein“
Eine Schleusinger Bauernregel
Zollbrück
Die Zollbrücke
Amtsgerichts-Bezirk Schalkau
Almerswind
Das Almerswinder Schlossgespenst
Bachfeld
Der Drescher auf der Docke
Die Bachfelder Kapelle
Das heimliche Leuchten
Das Bachfelder Kirchenlicht (I)
Das Bachfelder Kirchenlicht (II)
Peter Faber
Das rollende feurige Fass
Vom Steinernen Haus
Blatterndorf
Vom Aechnerhaus in Blatterndorf
Effelder
Das Kloster zu Effelder
Die Kapelle zu Effelder
Die Kümmelschwinger
Am Flurstück „die Bänk“
Die Sage um den „Krummen Stein“
Der „Krumme Stein“ bei Effelder
Der Silberschatz am Mühlberg
Der Schatz in der Libethdelle
Der Schatzgräber auf dem Friedhof
Von der Alten Meilschnitz und dem Himmelreich
Grub
Das Grab auf dem Gruber Berg
Eine Burg für zwei Fohlen
Grümpen
Die Nixe an der Grümpenleite
Die drei Nixen in der Grümpen
Die Nixe im Triebischloch
Das Männchen im Mulzershaus
Vom Wilden Jäger
Der Jäger auf der Müß
Der Grenzsteinversetzer auf der Baumleite
Der heilige Clemens
Der Spuk auf der Dorntalwiese
Gundelswind
Die Teufelsmühle zu Gundelswind
Meschenbach
Von Zwergen und Zinselmännchen
Die Sage über die Zinselmännchen
Die Venediger
Zinselhöhle und Zinselmännchen
Meschenbach
Erzählung von Meschenbach
Die Zinselhöhle
Die Zinselmännchen
Die Nebelkappe
Der Rutenacker
Die Zinselmännchen auf dem Rutenacker
Die heilige Katharina mit dem Rade
Die wunderbare Rettung
Die Geschichte vom Heiligenholz
Die Hexe auf der Burg Rauenstein
Der Lehmklumpen
Die Eisengrube am Birkenberg
Rauenstein
Die silbernen Apostel
Die Rettung der Tochter des Schenken von Siemau
Die Zerstörung des Rauenstein
Das Grab der alten Magd neben der Kirche in Rauenstein
Der Reiter ohne Kopf im Mühlholz
Von der Bilbertsquelle
Die Schatzgräber von Rauenstein
Die Köhlersfrau und der Berggeist
Von der Hexe am Säuteich
Vom Männlein in der Märbelmühle
Rückerswind
Der Marterstein am Weg nach Rückerswind
Der feurige Ball am Kreuzweg
Schalkau
Der Schalkauer Blutgarten
Der Untergang der Schaumburg
Die Zerstörung der Schaumburg
Die Zigeunereiche
Das grüne Hütchen
Vom Wetter zum Schalkauer Vogelschießen
Ös Brückengschpänst an de Itz
Die Viehtränke am Hühnernest
Theuern
Der Umgänger im Theuerngrund
Truckenthal
Truckenthals Leiden im Dreißigjährigen Krieg
Der Bauer als Goldwäscher
Goldwäscher am Truckenthaler Wasser
Thüringer Goldgräbersage
Amtsgerichts-Bezirk Königsberg
Altershausen
Der Köhlerwiesenreiter
Das scharlachfarbene Leibchen
Erbrechtshausen
Erbrechtshausen
Hellingen
Hellburg
Königsberg in Franken
Bergschloss Königsberg
Das Bergschloss Königsberg
Der Kirchenbau zu Königsberg (I)
Der Kirchenbau zu Königsberg (II)
Regiomontanus
Die Königsberger Stadtkirche
Die Glocken läuten ihr Sterbegeläut
Königsberg in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges
Die Irrglocke
Die kühne Magd
Die kühne Magd
Die kühne Magd
Der Agel-Orden
Dreimal verneigte sich der steinerne Ritter
Irrwische bei Haßfurt
Der Silbacher Krieg
Exklave Nassach
Der erlöste Kirschendieb
Der Mordstein
Anhang
Glossar
Verwendete Literatur
Über den Autor
Bücher von Hans-Jürgen Salier
Es wird von unsern Vätern mit Treuen uns vermacht.
Die Sage, wie die Väter sie ihnen überbracht;
Wir werden unsern Kindern vererben sie aufs neu:
Es wechseln die Geschlechter, die Sage bleibt sich treu.
Adelbert von Chamisso (1781 – 1838)
(eigentlich Louis Charles-Adelaïde de Chamisso de Boncourt –Deutsch-französischer Dichter und Naturforscher)
Die Sage ist das Ureigenthum des Volks,
sie pflanzt sich durch Tradition von Kindern zu Kinderkindern fort und wird von ihm hochgeehrt,
da sie oft die Grundlage der Bildung des Volkes ist.
So wie Alles in der Welt, mag es auch noch so gut sein,
seine Widersacher hat, so findet auch die Sage ihre Verspötter, welche es nicht daran fehlen lassen,
sie ins Lächerliche zu ziehen und die Leute, welche daran festhalten an dasjenige, was sie von ihren Vätern und Urvätern geerbt haben, des Aberglaubens zu beschuldigen,
und sich über dieselben lustig zu machen;
allein solche Leute sind mit ihrem Charakter gewöhnlich
nicht weit her, es sind schlechte, gottlose Menschen,
die sich durch ihre Aufgeklärtheit über alles,
wie sie meinen, wegsetzen könnten,
und sich dadurch beim Volke Achtung erwerben wollen.
Jedes Volk hat seine Sagen;
es liebt und ehrt sie und läßt nichts über sie kommen.
Professor Dr. Johann Georg Martin Brückner (1800 – 1881)
Alte Sagen gingen, ein Volksstamm sei von fernher, aus dem Ostland, auf zwölf Schiffen in die Gegend gekommen, darin heute Lübeck liegt. Dies Volk habe sich Petreoli, Kieselinge, genannt und die Thyrigeten, die in selber Gegend sesshaft waren, vertrieben. Deren Männer haben sich töricht zum Streite gestellt, und deshalb seien sie Törlinge genannt worden, sie selbst aber nannten das streitbare Volk, das sie von seinen Wohnsitzen wegtrieb, Saxen. Da habe ein Saxenjüngling um goldne Hals- und Armringe, die er trug nach der Sitte der Urzeitvölker, eine Handvoll Erde von einem Törling gekauft, und der habe aus Gutheit ihm den ganzen Schoß mit seiner Erde gefüllt und des klugen Handels sich erfreut - jener aber die Erde zu seinem Volk getragen, und da sei sie fein gerieben und damit ein großes Gebiet umsäet worden. Und so besetzten und besaßen die Saxen das Land der Törlinge und bebauten es und trieben jene Ureinwohner über den Harz hinüber und setzten sich fest an der Unstrut bis zur Saale und bis zur Elbe und bis zur Werra, wo sie das heutige Eichsfeld umfließt, und die Döringer wichen zurück weiter westwärts und besaßen immer noch ein schönes und reiches Land. Diese acht Worte und Wohllaute waren: Wiesen und Weiden, Wässer und Wälder, Wald und Wein, Wolle und Weizen. Insonderheit war die goldne Aue, darinnen heute die Städte und Orte Frankenhausen und Sangerhausen, Heldrungen und Gehofen, auch Allstedt und Wallhausen und Tilleda, die alten Kaiserpfalzen, und mancher andere namhafte Ort liegen, gar ein gesegneter Strich Landes, den einst ein Graf Botho von Stolberg, welcher aus Jerusalem heimkehrte, viel höher pries als ganz Palästina. Darum bauten die alten Duringer im Unstruttale eine Grenzfeste gegen die Ostmark, dass sie geschieden seien gegen Saxen und Sorben, und nannten sie Schidinge, das ist Scheidungen, darauf saßen ihre Führer und herrschten allda gleich Königen. Ein solcher Herrscher war Merovig, aus fränkischem Königsstamme, der Sohn von des Frankenkönigs Chlodio Gemahl, die ihn, am Meere badend, von einem Meerwunder empfangen. Der erbaute im Lande Duringen manchen festen Ort und in der Nähe von Erfurt sich selbst auch einen Herrschersitz, die Merwigsburg, heute noch Möbisburg geheißen, wo man den Ort der alten Burgfeste noch zeigt. Unter Merovig kam der Hunnenkönig Attila in das Land Duringen, die Geißel Gottes, und wütete darin. Man sagt, dass er zu Isenach Hof und Hochzeit gehalten und bei Tonndorf gefischt und geweidwerkt, wo noch eine Stelle der Königstuhl heißt. Merovig hatte einen Sohn, der hieß Childerich, der nutzte nicht viel und wurde auch nicht König, sondern die Thüringer hatten sich einen andern Gebieter erwählt, der hieß Basinus. Zu diesem Basinus kam Childerich und entlockte ihm sein Weib. Basinus hinterließ, da er starb, drei Söhne, die hießen Balderich, Berthar und Irmenfried, die teilten das weite Reich, und Irmenfried ward Thüringen als Erbe zuteil. Er erkor sich zur Gemahlin die Schwester oder Schwestertochter des Ostgotenkönigs Theoderichs, Amalberga, die ebenso schön als stolz war. Sie deckte einstmals ihres Gemahls Tisch nur halb, weil er nur ein halbes Reich habe, und reizte ihn an, seiner Brüder Tod herbeizuführen. Dann gab sie im Bunde mit einem treulosen Rat, der Iring hieß, ihrem Gemahl falsche und verkehrte Anschläge ein, welche zur Folge hatten, dass Theoderich, sein eigner Schwager, ein Frankenheer gen Thüringen und gegen Irmenfried führte. Das hörten die Saxen gern und verbanden sich mit den Franken gegen die Thüringer. Da sind harte Streite geschehen und ward aus der goldnen Aue eine blutige, und die Unstrut stemmte sich von Leibern der Erschlagenen, über welche die Franken gleichwie über eine Brücke gingen, und Irmenfried entfloh mit den Seinen nach Burg Scheidungen, dem festen Wohnsitz, und Theoderich mit Franken und Saxen folgte ihm nach, und den letzteren verhieß Theoderich, wenn Scheidungen gewonnen werde, so solle alles Land jenseits der Unstrut das ihre sein und ewiglich bleiben. Und da griffen die Saxen furchtbar an, und die Franken verwunderten sich über deren starke Leiber und Gemüter, über ihr langes Haar, ihre groben Gewande, großen Schilde, mächtig starken Spieße und langen Messer, die sie an den Seiten trugen und Sax nannten. Und sie hatten auch ein Banner oder Feldzeichen, darin war ein Löwe, ein Aar und ein Drache. Der in Scheidungen bedrängte König Irmenfried sandte heimlich einen Vertrauten in das Lager zu seinem Schwager, der flehte um Gnade für Amalberga und ihre Kinder, und Theoderichs Räte murrten über die Saxen und das ihnen gegebene Versprechen, und so ward heimlich Friede geschlossen in dem Sinne, dass die Gegner sich vereint der in das Land gerufenen Sachsen entledigen wollten. Da geschah es, dass ein Sachse einen Falken fing, der einem Thüringer gehörte; um diesen Falken wiederzuerlangen, offenbarte der Thüringer der Sachsen heimlichen Anschlag; den trug der Sachse schnell in das Lager, und da berieten die Fürsten und Hauptleute, was zu tun sei. Einige rieten zum schleunigen Abzug in aller Stille, aber ein greiser Führer, Herr Hagk (andere sagen Hadegast), ergriff das Banner, widerriet den Abzug, riet zum Angriff, und zwar zu plötzlichem, zur Überrumpelung im Schlafe. Solcher Anschlag ward ausgeführt, mit Not entkam der König mit den Seinen im Schlachtgetümmel, die Unstrut wurde abermals ein Blutstrom, und die Sachsen waren nun Herren des Landes und teilten sich in dasselbe und nannten den Siegestag Communio, das ist Teilnehmung, weil jeder sein Teil nahm. Da hat der alte Sachsenführer Hagk die Sachsenburg erbaut und zuerst bewohnt. Es wird auch noch bis heute die zwiefache Ruine der Sachsenburg (Ober- und Unterburg) die Hakenburg vom Volke genannt und geht die Sage, dass auf ihr Karl der Große der Sachsen urältestes Landesrecht, den Sachsenspiegel, ihnen gegeben habe. Viele andere Burgbauten sind damals entstanden, aber das alte Königreich Thüringen ging unter.
(Nach Bechstein: Deutsches Sagenbuch. – 1853)
Die Ostfranken verehrten, so lange sie noch heidnisch waren, als höchste Gottheit Wuotan, Wodan oder Odin. Er war der Allvater des Lebens und der Lenker der menschlichen Geschicke und der Schlachten. Von der Verehrung des Donnergottes Thor zeugen noch die Donnersberge. Dieser Gottheit wurde ein wunderbarer Hammer zugeteilt, mit dem er nach ihm feindlich gesinnten Riesen wirft. Als bedeutendste Gottheit nennen uns die Überlieferungen vornehmlich Hulda, Holda, Frau Holle. Sie ist die Mutter der kleinen Geister: der Heimchen, Wichtlein und Elfen, die der Wilde Jäger verfolgt. Manchem erschien sie als verführerische Schöne, anderen wieder als widerwärtige Alte. Öfters aber trat sie den Armen als hilfreiche, gütige Fee entgegen. Im rosigen Frühling durchzieht sie das Land und segnet die Saaten. Gar oft besucht sie auch die Hütten der Armen und teilt Segen aus, wo sie Ordnung findet, während sie flucht, wo sie auf Ordnung stößt. Man dachte sich diese Göttin als hochbetagte Spinnerin mit langem Haar und stark aufgewickeltem Spinnrocken oder auch als wunderliebliche Jungfrau, auf einem weißen Pferde sitzend. Um die Christzeit streift sie mit dem Wilden Heere durch das Land, den fleißigen Spinnerinnen Glück und Heil wünschend zum „Neuen Jahr“, die unfleißigen aber, die ihren Rocken nicht abgesponnen, zerzauste sie in der Nacht Spinnrocken und Haar. Ihr voran zieht öfters der treue Eckardt, der den Unvorsichtigen warnt, ihre Bahn zu betreten. Dass sie selbst in der Kunst des Spinnens gar wohl erfahren ist, zeigen die von ihr gewobenen feinen, weißen Marienfäden, die im Herbste in den Lüften umherfliegen. Sie steigt auch in die Brunnen und hütet hier mit großer Sorgfalt die Seelen der ungeborenen Kinder. Wenn sie aber im Winter ihr Bett macht, dann schüttelt sie dasselbe so ungestüm, dass ihm ein Teil der Federn entflieget und im lustigen Wirbel als Schneeflocken zur Erde fällt. Die Verehrung dieser Gottheiten fand in heiligen Hainen statt, und manche uralte Linde oder Eiche bezeichnet noch die Stelle, wo einst unsere Vorfahren ihre Gottesdienste abhielten. Als aber das Christentum siegreich vordrang, geschah es nicht selten, dass auf den alten Opferplätzen Klöster und Kapellen errichtet wurden. Es herrscht aber auch heutigentags im Volke eine Menge Aberglauben, der noch der Heidenzeit entstammt.
(Nach: Wettig: Die schönsten Sagen und historischen Erzählungen aus dem Herzogtum Coburg. – 1899 und 1992, 1997, 2005, S. 74 ff.)
Man weiß heute noch im Grabfeld zu erzählen, wo unsere Altvorderen ihre heiligen Opferstätten hatten: Ein dem Wodan geweihtes Heiligtum befand sich auf dem Kleinen Gleichberge. Bei Aubstadt steht die Bildeiche in der Nähe zahlreicher Hügelgräber und gilt als besonderer heiliger Ort. Am nördlichen Abhange des Judenhügels befindet sich eine kleine Plattform, die guten Ausblick gewährt. Auch hier wird von einer Opferstätte erzählt. Ebenfalls gilt der Kirchberg von Großbardorf als religiöses Gelände; die Kirche wurde an Stelle eines germanischen Heiligtums errichtet. Die Irminsäule bei Irmelshausen und die Donareiche von Eicha spielten später eine Rolle bei den Missionierungsbestrebungen des heiligen Bonifatius.
Mit Scheu betritt man diese Stellen bis in die heutige Zeit.
(Hamm: Die drei verwunschenen Burgfräulein. – 1985, S. 58 f.)
Schon von Hofrat Dr. Jacob wurde behauptet, dass die beiden Gleichberge niemals der Fuß eines Römers betreten habe, auch sei ein römischer Einfluss auf die Steinsburg-Industrie nicht wahrnehmbar. Diese Ansicht ist durch mehrere Funde nach Jacobs Tod widerlegt worden. In meiner Sammlung befinden sich mehrere Objekte, z. B. Pfeil- und Speerspitzen, Bleilöffel, Winzer- und Brotmesser, die zweifellos römische Formnachahmung zeigen, wenn sie nicht überhaupt römischen Ursprungs sind. Hierher muss auch der fränkische Angon, ein sehr langer Speer mit Widerhaken, gerechnet werden, der ja nur eine Fortbildung des römischen Pilums ist.
„Wo sich Römer aufhielten, da findet man auch römisches Geld“, sagte Dr. Jacob, und weil die Gleichberge keine derartigen Funde boten, so war seiner Ansicht, dass Römer auf ihnen nicht hausten. Nun sind aber inzwischen auf dem Großen Gleichberg mehrere römische Münzen aus der Zeit von 200 v. Chr. bis 300 n. Chr. gefunden worden, und Arbeiter haben im Jahre 1926 im Milzer Steinbruch sogar eine bronzene Votivfigur der ägyptischen Göttin Bastet, die einen Katzenkopf trägt, denn die Katze war ihr heilig, ausgegraben.
Damit könnte die Frage, ob nicht doch vielleicht römische Legionen die Gleichberge betreten haben, bejaht werden, sofern man leichtsinnig genug ist, die Funde nur als solche in Betracht zu ziehen, ohne ihre Begleitumstände zu berücksichtigen.
Es ist eine historisch bewiesene Tatsache, dass die Römer in ihren Kolonialkriegen mehr Menschenmaterial einbüßten, als sie aus ihren eigenen Reihen ersetzen konnten. Sie waren daher gezwungen, ihre Lücken aus den eroberten Gebieten zu füllen. Gleich beim ersten Zusammentreffen der Römer mit den Germanen erkannten sie, welch prächtiges Kriegsvolk die letzteren zu bieten imstande waren. Sie boten daher an Verlockungen alles auf, germanische Jünglinge für den Kriegsdienst zu gewinnen. Die glänzende römische Rüstung, bessere Bewaffnung, anspruchsvollere Lebensweise und verfeinerte Kultur reizten viele Germanen, den Verlockungen zu folgen. Selbst germanische Größen konnten ihnen nicht widerstehen. Auch Arminius, der Cheruskerfürst, nahm römische Kriegsdienste an und hielt sich sogar längere Zeit in Rom auf, wurde dann aber, angeekelt von der römischen Unmoral, nach seiner Heimkehr hasserfüllter Römerfeind und damit jener Fels, an dem die römische Invasion auf germanischem Boden zum Stillstand kam.
Viele Jahrhunderte währte die Auffüllung der Lücken in den römischen Legionen aus dem schier unerschöpflichen germanischen Menschenreservoir, bis endlich der morsch gewordene römische Staat dem germanischen Gegenstoß erlag.
Es ist begreiflich, dass zu allen Zeiten die heimkehrenden germanischen Jünglinge und Großen ihren Angehörigen irgendetwas aus der Fremde mitbrachten. Warum sollte es früher anders gewesen sein, als es jetzt ist. Auf diese Weise sind viele römische Erzeugnisse nach Germanien gewandert, auch römisches Geld, denn die germanischen Kriegsleute erhielten römischen Sold.
Die Römer haben es ja auch nicht anders gemacht. Wo sie Krieg führten, da nahmen sich die Legionäre nicht allein Andenken mit in die Heimat, sondern sie raubten sogar die eroberten Gebiete bis zur Verarmung aus. Selbst der orientalische religiöse Ritus war vor ihrem Begehren nicht sicher. So fand auch der persische Mithraskult in Rom Eingang und wurde von hier aus nach dem Westen verbreitet. Die Mithrasgrotte aus der Saalburg ist davon Zeuge. Alles Neue reizte die Römer und wurde zu erfrischenden Pol in ihrer Übersättigung. Die unterägyptische Göttin der Freude, Bastet, zählte sogar in Rom viele Verehrer. Wer weiß, welcher „Legionär“ die Verschleppung ihrer Motivfigur nach dem Großen Gleichberg auf dem Gewissen hat!
Bei dem Jahrhunderte langen Wechselverkehr zwischen den Völkern südlich und nördlich der Alpen dürfen uns römische Funde im Innern von Germanien ebenso wenig überraschen, als das Vorkommen deutscher Erzeugnisse bei irgend einem fast unbekannten Volksstamm Afrikas. Waren finden oft wunderbare Wege!
Aber das Eine steht unwiderleglich fest: die auf den Gleichbergen vorkommenden römischen Produkte sind nicht durch die Kelten dahingekommen, sondern durch cheruskischen Männer, die in römischen Kriegsdiensten standen.
(Kümpel, Leipzig. In: Meininger Heimatklänge. Beilage zum Meininger Tageblatt. – 17. Oktober 1929, Nr. 20)
Einst lebte im Grabfeld eine hübsche Königstochter, die einen kostbaren goldenen Ring hatte. Auf einer Jagd sprang er ihr vom Finger ins dichte Moos. Umsonst war alles Suchen in dem dichten, tiefen Wald. Da bot ihr Vater, der König seinen ganzen Heerbann auf zum Suchen und Schauen und Umgraben nach dem Kleinod. Sie gruben und gruben, des Königs Mannen, bis sie den Ring fanden, und gaben dem Land seinen Namen. Bis zur Stunde heißt man es „Grabfeld“.
(Nach Janke: In: Die Frankenwarte. – 1927, Nr. 14; Heimatkundliche Lesebogen. – 1947, S. 3; Witter: Fuhrmann Spörlein. – 1992, S. 9)
Bei der Feldarbeit, besonders beim Pflügen, kann ein Glückskind im Grabfeld ein groschengroßes Schüsselchen aus purem Gold oder Silber finden.
Das edle Metall sei ein Geschenk des Himmels, glaubten unsere Vorfahren. Sonne und Mond hätten ihren Strahlenkranz daher, dass die eine aus reinem Gold, der andere aus gediegenem Silber wäre. Wenn ein Gewitter die Regentropfen zu Boden prasseln ließe, schlügen diese aus beiden Himmelslichtern kleine Splitter los, die dann über den buntstrahlenden Regenbogen zur Erde rollten und in den Boden führen, wo dieser den Boden berührt. Dabei würden sie rund geschliffen und erhielten ihre eigenartige Form.
Wer ein solches Regenbogenschüsselchen findet, braucht sein Leben lang nie mehr Not und Entbehrung zu fürchten. Das Glück wird sein ständiger Begleiter sein.
(Aus dem Grabfeld überliefert; Heimatkundliche Lesebogen. – 1947, S. 3; Hamm: Sagen des Kreises Königshofen. – 1964, 17; Hamm: Die drei verwunschenen Burgfräulein. – 1985, S. 56; Witter: Fuhrmann Spörlein. – 1992, S. 10)
Ludwig I., Kaiser des Fränkischen Reiches, stirbt im Jahr 840 (*778). In seiner Zeit und in den folgenden Jahrzehnten kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen und grenzenloser Not. Die nachfolgende Textfassung geht auf den hennebergischen Chronisten Cyriakus Spangenberg (1528 – 1604) zurück. Der Text findet sich u. a. auch in den Deutschen Sagen der Gebrüder Grimm. Aus der Hirschkuh , der Hindin, ist bei ihnen eine Hündin geworden, die die Hungrigen in der Not verzehrten.
Im Grabfeld kam es zu einer entsetzlichen Teuerung. Die Menschen waren dem Verhungern nahe. Da zog eine Familie von zu Hause weg, weil sie hoffte, anderswo etwas Nahrung zu finden. Mühsamen Schrittes schleppten sich Vater, Mutter und Kinder vorwärts. Auf der Höhe des Thüringer Waldes waren sie mit ihren Kräften zu Ende und setzten sich nieder, um den Tod zu erwarten. Vom Hunger halb wahnsinnig, beschloss der Mann ihr jüngstes Kind zu schlachten, um mit dessen Fleisch das Leben der anderen zu fristen.
Der Mann hätte trotz Flehen seines Weibes das Vorhaben gewiss noch in die Tat umgesetzt, wenn nicht mit Prasseln und Krachen eine Hirschkuh das dichte Unterholz durchbrochen hätte. Wölfe hatten sie gerissen. Vor den hungrigen Wanderern brach sie endgültig zusammen. So sandte Gott der Familie leibliche und seelische Rettung. Der Mann vertrieb die Wölfe, zerlegte das Wild und schaffte Nahrung für viele Tage.
(Der Sagenschatz des Kreises Unterfranken. – 1877, S. 433; Hamm: Sagen des Kreises Königshofen. – 1964, S. 17 f.; nach Kühn: Sagen und Legenden aus Thüringen. – 1989, S. 132 f.)
Als im Grabfeld große Hungersnot herrschte, wanderte ein Mann mit seiner Frau und einem zarten Kinde nach Thüringen, um dem Mangel auszuweichen. Unterwegs in einem Wald übernahm ihn das Elend, und er sprach zur Frau: „Tun wir nicht besser, dass wir unser Kind schlachten und sein Fleisch essen, als dass wir selbst durch die Nahrungslosigkeit verzehrt werden?“ Die Frau widersetzte sich einem so großen Verbrechen; zuletzt aber drückte ihn der Hunger so, dass er das Kind aus den Mutterarmen riss und seinen Willen durch die Tat ausgeführt hätte, wenn nicht Gottes Erbarmen zuvorgekommen wäre. Denn indem er, wie er hernachmals in Thüringen oft erzählte, das Schwert zog, um das Söhnlein zu würgen, sah er in der Ferne zwei Wölfe über einer Hindin stehen und sie zerfleischen. Sogleich ließ er von seinem Kinde ab, scheuchte die Wölfe vom Aas weg, das sie kaum gekostet hatten, und kam mit dem lebendigen Sohn der gefundenen Speise seiner Frau wieder.
(Nach Brüder Grimm: Deutsche Sagen. – 1816/18, Nr. 576; Heimatkundliche Lesebogen. – 1947, S. 48; Hamm: Die drei verwunschenen Burgfräulein. – 1985, S. 60; Griepentrog: Die goldenen Flachsknoten. – 1989, S. 128 f.; Witter: Fuhrmann Spörlein. – 1992, S. 11)
Ein Herr von edlem Geschlecht zog um in Deutschland, suchte Frieden und eine bequeme Stätte, zu bauen; da kam er nach Franken an einen Ort und fand einen Berg im Land, der ihm gefiel. Als er nun hinritt, ihn zu beschauen, flog vor ihm auf eine Birkhenne, die hatte Junge; die nahm er sich zum Wappen und nannte den Berg Hennenberg und baute ein schön Schloss drauf, wie das noch vor Augen ist; und an dem Berge war ein Köre (Kehre, wo man den Pflug wendet?), da baute er seinen Dienern gar eine lustige Wohnung und nannte sie von der Köre.
(Nach Jacob und Wilhelm Grimm (Brüder Grimm): Deutsche Sagen – Kassel 1816 – 1818, Nr. 570)
Nach der Volksweise „Ein Mädchen jung an Jahren“
Von Henneberg Graf Hermann,
der hatte sich vermählt
mit Margaret von Holland.
Von dieser Gräfin wird erzählt.
Sie reist einmal nach Hause,
eins, zwei, sieben, sechs man schrieb.
Im Grafenhaag, da war es,
als unterwegs sie stehen blieb.
Ein armes Weib im Arme
Zwillinge elend hat.
Um sie herum vier Kinder,
die wurden lange nicht mehr satt.
„Gehören auf dem Arme
Die beiden Kinder euch?“
„Zwillinge sinds, geboren
sind sie am selben Tag zugleich.“
„Man hat zugleich nicht Kinder,
als Tag im Jahre sind.
Du hast die Eh‘ gebrochen,
das eine ist der Sünde Kind!“
Das Weib war fromm und ehrbar,
es nahm den Schimpf sich an.
Es hob den Blick gen Himmel:
„Du, Vater, weißt, was ich getan!“
Erweise meine Unschuld
Der harten stolzen Frau!
Gib ihr nach ihren Worten,
dass sie an sich ihr Unrecht schau!“
Und wirklich am Karfreitag,
just in demselben Jahr,
dreihundertfünfundsechzig Kinder
die Gräfin nach gebar.
Die waren klein wie Krabben;
Bischof von Utrecht kam.
Ihr Bruder Otto taufte;
Gott erst alle zu sich nahm.
Die Söhne warn Johannes,
die Töchter Lisebeth
getauft mit heilgem Wasser,
wer sie gesehen hätt!
Die stolze Gräfin siechte
sehr bald danach dahin.
Auf ihrem Grabessteine
im Kloster Latum stand es drin.
(Nach Kirchner: Thüringer Sagen aus Henneberger Landen. – 1910, S. 83;
Witter: Das Achtläuten. – 1990, S. 79 f.)
In der „Hennebergischen Chronik“ von Cyriakus Spangenberg aus dem Jahre 1599 findet sich folgender Text:
Anno 1276 ist Grafen Hermanns (Graf Hermann II. von Henneberg, d. Hg.) erstes Gemahl Frau Margareth von Holland gestorben auf dem Charfreytag außer Landes und das ging alles so zu:
Es begab sich, daß diese Frau Margareth einmal ihre Freunde in Holland besuchte und daselbst zum Grefenhag ein armes Weiblein für sie kommen, welche zwey kleine Kindlein, so Zwillinge gewesen, auf den Armen getragen und etliche andere mit ihr lauffend gehabt und ihre Armuth klagend, eine Steuer oder Allmosen von gedachter Gräfin begehret. Welche sie gefraget: Ob die beyde Kinder ihr und ob sie das auf einmal gehabt? Und da sie darzu ja gesagt, hat sie die nicht allein unfreundlich mit Unwillen von sich gewiesen, sondern auch gesagt, so wenig als es möglich sey, daß ein Weib so viel Kinder auf einmal haben könne, als Tag im Jahr sind, so wenig sey es auch möglich, daß ein zwey Kinder zugleich von einem Manne haben sollte, sie müsse auf eine Zeit mit zweyen Männern zu schaffen gehabt haben und müste auch daher das eine Kind gewißlich unehelich seyn, hat also das arme Weib für jedermänniglichen, so damahls gegenwärtig gewesen, über beschämet und mit spöttischen hönischen Worten von sich gewiesen und ihr nichts gegeben.
Das arme, elende und betrübte Weiblein, so sich dieser Auflage unschuldig und an Ehren fromm gewust, hat diesen ihr begegneten Schimpf und versagte Almosen ernstlichen zu Gemüte gezogen, zu GOTT geseuffzet und gebeten: Er wolle seine gerechte Macht angedachter Gräfin beweisen und schaffen, daß sie ihren eigenen Worten nach so viele Kinder auf einmahl haben müste, als Tage im Jahr, damit sie doch erkennen möge, daß kein Ding seiner göttlichen Allmacht unmöglich sey und daß sie andere ehrliche Weiber, die GOTT mit zweyen oder mehr Kindlein auf einmal segnete, nur solchem bösen Verdacht lassen müste.
Und wird geschrieben, daß diese Gräfin als sie hernacher auf den Carfreytag um 9 Uhr Vormittag nieder kommen, 364 Kindlein, so groß als die kleinen Krabben auf einmahl zur Welt gebracht., die noch alle lebendig waren. Und dieselbe Bischoff Otto von Utrecht, ihrer Mutter Bruder, durch seinen Weibischoff Guiden in einem Becken zusammen miteinander mit Wasser besprengen und also tauffen lassen, die Knäblein alle mit einander Johannes, die Mägdlein aber Elisabeth genandt. Welche kurz darauf allgemach nach einander gestorben und zuletzt die Mutter auch mit Tod abgegangen und zu Lesdune in einem Kloster Bernharder Ordens ein Stund Weges vom Haag in Holland gelegen, welches Frau Margarethen Mutter gestifftet, in ein Grab gelegt.
(Nach Spangenberg: Hennebergischen Chronik“;
Hamm: Sagen Königshöfer Land (II). – 1994, S. 34)
Unter der Regierung des Herzogs Cozbetus war das Licht des Christenglaubens allmählich wieder erloschen. Um die Franken wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen, verließ im Jahre 686 der heilige Kilian, ein Irländer oder Schotte, mit zwölf Gefährten sein Vaterland. Nachdem er sich in Rom vom Papst Auftrag und Bestätigung eingeholt hatte, zog er nach Würzburg und verkündete hier das Christentum. Herzog Cozbertus nahm den Apostel freundlich auf und zeigte ein für die Christuslehre sehr empfängliches und offenes Gemüt und gestattet Kilian, dass er die heidnischen Götzenbilder in der Umgebung in den Main versenken durfte. Diese Götzenbilder sollen nach vielen Jahren bei Bau der steinernen Brücke aufgefunden worden sein und längere Zeit beim Graden am Domstift gestanden haben. Die Sage berichtet auch von einem Dianentempel, der den Berg über Würzburg gekrönt haben und von Kilian zerstört worden sein soll. Seinen Wohnsitz hatte Kilian mit seinen Gefährten in dem unwirtlichen Rhöngebirge aufgeschlagen und hier auf dem höchsten Gipfel ein hölzernes Kreuz als Zeichen der neuen Lehre errichtet, davon der Berg den Namen Kreuzberg erhielt. Viele im Frankenlande mit dem Namen „Kilian“ bezeichneten Berge erinnern uns heute noch an die große Wirksamkeit dieses frommen Apostels und Märtyrers, auch die heute zu Schleusingen gehörende Ortschaft St. Kilian.
(Nach: Wettig: Die schönsten Sagen und historischen Erzählungen aus dem Herzogtum Coburg – 1899 und 1992, 1997, 2005, S. 82 f.)
So war es Kilian gelungen, in Franken das Christentum, zu welcher sich auch der Fürst dieses Landes, Herzog Cozbertus, bekannte, einzuführen. Eines nur erregte die Unzufriedenheit des glaubenseifrigen Apostels. Herzog Cozbertus hatte nämlich Gailana, die Witwe seines Bruders, zum Weibe genommen, was den strengen Gesetzen der altchristlichen Kirche entgegen war. Als nun Kilian dem Herzog diese Ehe, als den Kirchengesetzen widersprechend aufzulösen riet, wurde die Herzogin Gailana so entrüstet, dass sie den Tod dieses Sendbotens des christlichen Glaubens beschloss. Sie dingte zwei Burschen, welche den Bischof aus dem Weg räumen sollten. Während er am nächsten Abend mit seinen Gehilfen Abendandacht hielt, drangen die Mörder in das Zimmer, schlugen alle tot und begruben sie heimlich, so dass niemand erfuhr, wohin sie gekommen. Dieses geschah am 8. Juli 688 (oder auch 689?), der noch jetzt als der Gedenktag dieses Heiligen gilt. Die Herzogin Gailana samt den zwei Mördern, denen das erwachte Gewissen keine Ruhe gönnte, verfiel in tobenden Wahnsinn. Sie gaben unter entsetzlichen Qualen ihren Geist auf.
Nun verfiel das Volk der Franken wieder in das Heidentum zurück, bis es durch Bonifatius, den Apostel der Deutschen, dauernd für das Christentum gewonnen wurde.
(Nach Wettig: Die schönsten Sagen und historischen Erzählungen aus dem Herzogtum Coburg – 1899 und 1899 und 1992, 1997, 2005, S. 83 f.)
Mit allem, was er hatte, flüchtete um das Jahr 455 ein reicher und vornehmer Römer, namens Poppo vor dem Hunnenkönig Attila. Bei seinem Weg durch Deutschland kam er bis nach Franken, woselbst ihm ein Berg zwischen Meiningen und Mellrichstadt, unweit der Werra, mit seiner Umgebung so gut gefiel, dass er beschloss, sich mit den Seinigen hier niederzulassen.
Als er nun den Berg besichtigte, flog aus dem Gebüsch eine wilde Henne mit ihren Jungen auf, vermutlich war es ein Birkhuhn. Diesen Zufall hielt er für ein günstiges Zeichen, und er nahm nicht länger Anstand, hier eine Burg zu bauen, die er Henneberg nannte.
Die Wappen der Grafen von Henneberg ward eine schwarze Henne auf drei grünen Hügeln im goldenen Felde.
Die Henneberger waren ein Frankengeschlecht, eine Sammlungsmacht, das über weite Teile Thüringens und Frankens seine Macht ausbaute und bis weit in das 16. Jahrhundert herrschte. Von den drei Schlössern Henneberg, Hutsberg und Landsberg geht die Sage, dass das eben die drei grünen Berge seien, auf welchem im Wappen der Grafen von Henneberg die schwarze Henne steht, und daher ist das Sprichwort entstanden: „Henne hut’s Land“ (Die Henne hütet das Land).
Jetzt liegen Henneberg und Hutsberg in Ruinen.
(Mesch/Mesch: Ein Narr ist. – 1994, S. 49 f.)
Von alters her haben die Menschen durch Naturbeobachtung (Vogelflug, Pferdegewieher der heiligen weißen Rosse bei den Germanen) oder geheimnisvolle Verrichungen der Priester, der Seher, die Zukunft vorhersehen und das Wohlwollen der höheren Mächte der guten und der bösen, durch Opfer erkaufen wollen. So war bei den Ratsversammlungen der Sorben-Wenden in Ostthüringen stets ein Priester zugegen. Nieste er zu dem Beschlusse, so war er glückhaft. Daher rührt noch heutigentags die Redensart: „Es wird alles gut, ich hab’s beniest!“
Die höchsten Opfer waren die Opfer von Menschen, einer reinen Jungfrau oder eines unschuldigen Kindes. So sollte bei Beginn des Trojanischen Krieges die Tochter des Königs Agamemnon geopfert werden, und die Bibel berichtet die Sage, wie Abraham seinen einzigen Sohn seinem Gotte darbringen wollte und wie die Phönizier die Liebesgöttin Astarte sich günstig stimmen wollten, indem sie kleine Kinder auf ausgestreckten Arme einer glühend gemachten ehernen Götzenfigur legten und so verbrannten. Der Aberglaube hat eine Unzahl Menschenleben vernichtet, man denke nur an die Hexenverbrennungen bis Ende des 18. Jahrhunderts.
Bei der Erbauung der Ritterburgen wurden in alten Zeiten abergläubische Handlungen vorgenommen, um sie fest und uneinnehmbar zu machen. So wurde bei der Erbauung der Hartenburg bei Römhild im Jahre 1274 durch den Henneberger Grafen Heinrich IV. der Mörtel mit Wein angemacht in der Annahme der damaligen Zeit, dass die Mauern dadurch felsenfest würden. Das Furchtbarste aber bei der Erbauung mancher Burgen war das Einmauern eines Kindes oder einer Jungfrau in die Burgmauern als Opfer für feindliche Mächte, was die Volkssage auch von der Burg Henneberg bei Meiningen behauptet.
Die mächtigen Grafen von Henneberg leiteten ihre Abkunft von einem römischen Rittergeschlecht, den Columnas, ab, daher auch die Säule (lateinisch columna) in ihrem Wappen. Die Geschichtsschreibung nimmt aber an, dass sie die Nachkommen eines fränkischen Gaugrafen des Grabfeldgaus waren und von dem Gaugrafen Poppo abstammen, weshalb auch dieser Name oftmals in ihrer Geschichte vorkommt. 1073 wird ein Graf Poppo I. von Henneberg auf Burg Hartenberg erstmals urkundlich genannt. Im Bauernkriege 1525 wurde die mächtige Grafenburg von den aufrührerischen Bauern zerstört und steht heute als Ruine da. 1583 starb der kinderlose und deshalb letzte gefürstete Graf von Henneberg, Georg Ernst, als er, von Todesahnungen getrieben, sein Stammschloss nochmals sehen wollte, in einem alten Bauernhause am Fuße des Burgberges, wo er kraftlos zusammengesunken war. Schicksalsfügung! Seine Besitzungen kamen nach einem Erbvertrag an das Haus Sachsen.
Über die abergläubischen Vorgänge bei der Erbauung der Burg Henneburg erzählt der Volksmund heutzutage noch folgendes:
Während des Baues sagte der Baumeister zum Bauherrn, zum Glück der Burg müsse ein Kind eingemauert werden. Könne er keins von herumziehenden Leuten kaufen, so solle er ein Kinderfest für die umliegenden Ortschaften veranstalten. Durch das Los müssten die Kinder für ihren Platz im Festzuge bestimmt werden. Das vorderste Kind sei nach dieser Schicksalsstimme einzumauern.
Das Kinderfest fand statt. Beim Losen erhielt des Baumeisters einziges Töchterlein die erste Stelle. Der erschrockene Vater protestierte wegen angeblicher Unregelmäßigleiten beim Losen und setzte eine zweite Losung durch. Auch diesmal stand sein Kind an erster Stelle. Es gelang ihm aber noch einmal, die Zuordnung umzustoßen; aber auch das drittemal erhielt sein Liebling das Unglückslos.
Nun musste er – nach dieser Schicksalsstimme, wie er selbst gesagt hatte – sein Kind rechts vom Eingang einmauern. Als das nichtsahnende Mädchen in der Mauernische stand, erhielt es noch einmal Semmel und Wurst. Als der Vater den Schlussstein einsetzte, wurde es ängstlich und rief mit flehender Stimme: „Ach, Vater, jetzt wird’s ganz dunkel!“ Da stürzte der verzweifelte Vater, vom Herzschlag getroffen, entseelt zu Boden. Das Weinen und Flehen und Klagen des Kindes hörte man noch tagelang. Endlich war es still. –
Wenn später in der Nacht der Wind durch die Lucken stöhnte, sagte der Wärter auf dem Turm: „Das Mädchen weint“ und betete ein Vaterunser. Dass in jenen barbarischen Zeiten tatsächlich Menschen als Opfer für feindliche Mächte in Burgen eingemauert wurden, wird durch folgendes erwiesen: Als im Jahr 1556 zur Reparierung der Saalebrücke in Saalfeld Steine von der Sorbenburgruine, dem Hohen Schwarm, verwendet wurden, wurde – so berichtet der Saalfelder Geschichtsschreiber Liebe in seiner Salfeldographia 1625 – beim Einlegen einer Turmgrundmauer eine Nische hinter einer großen Steinplatte aufgedeckt, in der ein menschliches Gerippe kauerte, das beim Berühren zusammenfiel. Aus dem noch unversehrt vorhandenen Lockenhaar konnte man ersehen, dass hier eine Person weiblichen Geschlechts den schrecklichen Tod der Einmauerung erlitten hatte. Auch von der Burg Liebenstein und der Krayenburg bei Salzungen wird von der Volkssage dasselbe erzählt.
(Nach Franke: In Beilage zum „Hildburghäuser Kreisblatt und Tägliche Nachrichten“, Blätter für Heimat- und Volkskunde – Nr. 5 vom 12. September 1929, S. 37 f.)
Es ist hier auch zu gedenken, des merkwürdigen Rennsteiges, der auch Rennweg heißt und über den ganzen Kamm des Thüringer Waldes dahinläuft. Schon in grauer Vorzeit ward seiner gedacht, und er ist vielleicht jener irdische Iringsweg, dessen, neben dem himmlischen, der Milchstraße, alte Sagen erwähnen. Er hieß von alters her auch Rynnestieg, und die sprachliche Umwandlung des Wortes wäre leicht denkbar. Dieser Weg zieht gerade über den Gipfel des Inselsberges hin, bildet häufig die Grenze verschiedener Nachbarstaaten und galt als Grenzweg und Länderscheide zwischen Thüringen und Franken lange Zeit hindurch.
Der Sage nach war es Brauch und altes Herkommen, dass jeder thüringische Landgraf, der an das Regiment kam, mit seiner Ritterschaft und stattlichem Gefolge den Rennsteig von seinem Anfang bis zu seinem Ende entlangreiten musste, zum Zeichen, dass er Herr des Landes und seiner Grenzmarkierungen sei.
(Nach Bechstein: Thüringer Sagenbuch. – 1858, S. 87; Witter: Die Ottermahlzeit. – 1993, S. 50)
Die armen Familien auf dem Thüringer Wald in Südthüringen waren glücklich, wenn sie das Jahr über Kartoffeln hatten. Sie kannten alle den Vers:
Kartoffeln in der Früh,
zu Mittag in der Brüh,
am Abend dann mitsamt dem Kleid.
Kartoffeln in alle Ewigkeit.