Sailing for Future - Corentin de Chatelperron - E-Book

Sailing for Future E-Book

Corentin de Chatelperron

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Beschreibung

Wie man durchs Segeln die Welt ein kleines bisschen besser machen kann ... Fünf junge Menschen segeln in wechselnder Besetzung mit einem Katamaran um die Welt. Das mag wie ein Abenteuerurlaub wirken, doch sie verfolgen dabei eine Mission: Low-Tech-Produkte auf aller Welt suchen, entwickeln, prüfen, verbessern, nachbauen und mit ihrer Hilfe umweltfreundlich und nachhaltig leben. Das gewonnene Wissen vermitteln die jungen Menschen weiter: praktisch durch ihr Vorbild, aber auch durch die Weitergabe von Tipps – nicht nur auf ihrer Reise, sondern im Zusammenschluss mit NGOs, die beispielsweise wiederum Flüchtlingscamps, Krisenregionen oder armen Gegenden damit Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Corentin de Chatelperron, Ingenieur für "grüne Lösungen" und Erbauer eines Bootes, in dem Glasfaser durch natürliche Fasern ersetzt wurden, stellt die Mission der jungen und auch älteren Menschen in diesem Buch vor: • Sailing for Future: der Segeltörn der "Nomade des mers" für eine bessere Welt • Low-Tech statt Hightech: So funktioniert ein autarkes und nachhaltiges Leben mit Low-Tech-Erfindungen • Einfach anfangen und aktiv werden für Umwelt- und Klimaschutz • Vorstellung von Low-Tech-Ideen und -Erfindern aus aller Welt • Inklusive Anleitungen für spezielle Low-Tech-Lösungen • Weiterführende QR-Codes zu detaillierten Anleitungen und Filmen • Mit vielen Fotos von der Reise und original Tagebucheinträgen der jungen Crew Ganz konkret: Low-Tech für ein nachhaltigeres Leben Der TV Sender arte hat Corentin de Chatelperron und seine Crew auf ihrer Reise begleitet und in bisher 15 Folgen die Produkte von verkohltem Stroh bis zur Insektenfarm als Nahrungsquelle vorgestellt. In Frankreich sind die Segler inzwischen Helden, die mit Ausstellungen und Roadshows, mit TED-Talks, Schulbesuchen und enormer Medienpräsenz ihre Ideen zu Klimaschutz, Energiewende und Umweltschutz verbreiten. Lassen Sie sich von der Begeisterung und Energie anstecken und entdecken Sie mit "Sailing for Future" neue Ideen für ein nachhaltiges Leben!

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Corentin de Chatelperron, geboren 1983, ist ein französischer Ingenieur, Abenteurer und Präsident der NGO Gold of Bengal. Seine Mission sind die Erforschung, Entwicklung und Förderung von Lösungsansätzen für die Probleme der autonomen Versorgung mit Wasser, Energie und Nahrung. Außerdem liegt der Fokus dabei auf dem Einsatz von Materialien, die der Natur, den Kulturen und Ressourcen der Region mehr Achtsamkeit entgegenbringen. 2009, als Corentin auf einer Werft in Bangladesch arbeitete, kam ihm die Idee, das Glasfasermaterial, das für den Bootsbau benutzt wird, durch Jutefasern, eine natürliche lokale Ressource, zu ersetzen. Corentin baute die TARA TARI, ein kleines Segelboot – es war das erste, für das Jute verwendet wurde. Mit nur 26 Jahren beschloss er 2010, sechs Monaten ganz allein damit nach Frankreich zu segeln. Drei Jahre später fand in Bangladesch die Schiffstaufe der GOLD OF BENGAL statt, eines Bootes, das zu 100 Prozent aus Jute bestand. Corentin legt eine eigenständige und moderne Vision für nachhaltige und solidarische Entwicklung vor, deren Kernpunkt auf dem technischen Wissensaustausch zwischen den Ländern liegt, damit sowohl lokale ökologische Innovationen als auch die Verbreitung dieser Lösungen möglich wird.

Nina Fasciaux, die zunächst im humanitären Bereich tätig war, arbeitete von 2011 bis 2015 als Journalistin in Russland. Zurück in Frankreich, traf sie in Concarneau anlässlich einer Reportage über die NOMADE DES MERS auf Corentin. In der Folge regte sie das Low-tech Lab an und lud verschiedene Abenteurer, gefördert durch die Stiftung Explore, ein, ihre Entdeckungen an einem Tag vorzustellen, der dem Meer und neuen Entdeckern gewidmet war und den sie 2016 im Rahmen des Forums für positive Ökonomie in Le Havre organisiert hatte.

Als freischaffende Redakteurin ist sie heute überdies europäische Botschafterin des Solutions Journalism Network mit Sitz in New York und bringt in dieser Funktion Berufsjournalisten das Konzept des Lösungsjournalismus nahe.

CORENTIN DE CHATELPERRONUND NINA FASCIAUX

SAILINGFOR FUTURE

MIT LOW-TECH UND LOW-BUDGETUM DIE WELT

EINLEITUNG

Auf welchem Weg auch immer dieses Buch in Ihre Hände gelangt ist, die Gefahr, dass Sie sich am Ende seiner Lektüre eine Art Virus eingefangen haben werden, ist groß. Es beginnt mit einer leichten Sehstörung, die »veränderter Blickwinkel« genannt wird. Die Folgen dieses ersten Symptoms sind zahlreich und noch nicht ausreichend erforscht. Ändert die Versuchsperson den Blickwinkel, ändert sie auch ihre alltäglichen Handlungen, und schließlich gibt es kein Halten mehr, und sie will womöglich die ganze Welt verändern.

Niemand weiß genau, wann und wie Corentin sich diesen Virus eingefangen hat – vermutlich als er noch sehr jung war – und sein späterer Aufenthalt in Bangladesch war der »Genesung« sicher nicht zuträglich. Glasfaser im Bootsbau durch Jutefasern zu ersetzen – was für eine Idee … Und eine Reihe junger Ingenieure, deren Karrieren schon abgesteckt waren, ins Abenteuer zu stürzen, war das nicht die eigentliche Quelle der Epidemie? Es war nur ein Anfang …

Die Stiftung Explore war zu dieser Zeit noch eine ganz junge Brutstätte des »Virus mit positivem Effekt«. Sie war im Hinblick auf die Einzelfälle gegründet worden, die zwar nicht gleichgeschaltet denken, die aber alle eine Vision, eine unbezwingbare Lust einigt, Grenzen zu verschieben; ein Bezugspunkt für Macher, nicht für Leute, die ihren Reden keine Taten folgen ließen. Es ist daher nur natürlich, dass die Expedition NOMADE DES MERS in unserer Basis in Concarneau vorbereitet wurde. Dieser Hochseekatamaran, der vor dem Hintergrund der benachbarten High-Tech-Rennyachten aus der Reihe tanzte, verwandelte sich durch die Wahnsinnsenergie aller Infizierten außerdem noch in ein Labor, das genauso genial wie unmöglich schien.

Corentin ist ein Visionär – freigebig und pragmatisch. Festzustellen, dass es der Welt nicht gut geht, ist keine große Kunst. Aber die Hypothese zu verfolgen, dass die Spitzentechnologie nur Lösungen für die »Happy Few« unter uns Erdbewohnern hervorbringt, dazu braucht es größeres Engagement. Seine Ärmel hochzukrempeln und auf Weltreise zu gehen, um die simplen Lösungen aufzuspüren, die jeweils als Folge eines lokalen Problems entstanden sind, ihre Erfinder vorzustellen und mit ihnen an der Verbesserung des Alltags teilzuhaben, schien wie ein sehr sinnvolles Abenteuer, aber auch wie eine Heldensage ohne großen Pomp. Dieser junge Mann hat uns auf seine weite Reise mitgenommen, die Technik und Poesie vereint.

Schließlich kam der Tag im Februar: Die NOMADE DES MERS stach in See und nahm Kurs auf Low-Tech. Ich hatte das Glück, beim Start der Reise dabei zu sein, und bewunderte die Eleganz der Hühner und ihr Gleichgewicht im Seegang der Biskaya, den Seelenfrieden der Mehlwürmer in der Kabine und die wohlriechenden Rauchzeichen, die sich aus dem Holzsparkocher im Cockpit erhoben. Dies beseitigte letzte Zweifel: Auch ich war ein Opfer des Virus geworden.

Seither breitet die Pandemie sich aus. Im Kielwasser der NOMADE DES MERS ist das Low-tech Lab entstanden. Seine fabelhafte Besatzung ist mit Machern auf der ganzen Welt verbunden, mit all diesen Erfindern und Tüftlern, die Dingen ein zweites Leben schenken. Das Low-tech Lab macht Sie über dieses Buch hinaus im Internet mit ihren faszinierenden Erfindungen vertraut. Durch praktiziertes Open Sourcing entsteht eine wichtige Kette intelligenter und segensreicher Zusammenarbeit von Menschen.

Durch unsere klassische Brille betrachtet, fällt das Urteil oft schnell: nicht rentabel, kein Geschäftsmodell … eine sympathische Utopie … vielleicht … vielleicht auch nicht. Denn wie soll man erklären, dass der Bienenkorb Explore immer mehr überbordende Tatkraft hervorbringt – Macher, die bestens ausgebildet sind oder überhaupt nicht und aus den verschiedensten Lebenswelten kommen? Sie alle sind zum selben Schluss gekommen, und zwar einem sehr einfachen: Wir werden immer mehr Menschen auf einem Planeten, dessen Ressourcen immer weniger werden – ein Problem, aber 1.000 mögliche Lösungen: lokal und mit anderen geteilt, reproduzierbar, durch kollektive Intelligenz verbessert und unter Berücksichtigung jedes Einzelnen.

Ändern wir unseren Blickwinkel, ändern wir unser Handeln vom Belanglosen zum Bedeutungsvollen. Corentin, selbst ein Meeresnomade, hilft uns, unseren Blickwinkel zu ändern, und schenkt uns so eine neue Perspektive. Sein »Virus« verbreitet sich, aber nicht im Sinne einer Epidemie, sondern mit der Wirkung eines Stärkungsmittels: gegen das Verdrängen und gegen die Angst vor Unbekanntem. Die einzige Gefahr, die uns droht, ist die, dass alles besser wird.

Roland Jourdain,

Seefahrer und Gründer der Stiftung Explore

VORWORT

Ich erinnere mich ganz genau an meine erste Begegnung mit Corentin. Es war 2013, und er hatte den Bau seines ersten Bootes, der GOLD OF BENGAL, fast abgeschlossen. Aber anders als die normalen Boote bestand seines von vorn bis hinten aus Jutematten. Dieses Material hatte Corentin Jahre zuvor entdeckt, als er als frischgebackener Ingenieur beschloss, nach Bangladesch zu gehen.

Um die Widerstandsfähigkeit seines Werkes zu testen, schipperte er damit sechs Monate lang durch die Gewässer Südostasiens und hatte nur ein Ziel: der Welt zu beweisen, dass er völlig autark leben konnte.

Zusammen mit Frédéric Lepage vertrauten wir ihm mehrere GoPro-Kameras an, damit er seine Expedition zum Ende der Welt filmen kann.

Zwar würde seine Route hie und da die einheimischer Fischer kreuzen, aber seine einzige Gesellschaft an Bord würden die Hühner sein.

Bei seiner Rückkehr sprechen die Bilder für sich. Wir hatten nicht erwartet, was dieses zehnstündige Bildmaterial über Corentins »Leben als Abenteurer« so echt und mit so viel Emotion vermittelt. Der Film, der daraus entstand, ist verzaubernd, verblüffend, mitreißend und anrührend.

Aus diesem ersten Ausflug zur See ist Corentins großes Projekt entstanden: die NOMADE DES MERS – ein Katamaran, ausgerüstet für eine Weltreise, die originell, genial und ein wenig durchgeknallt sein würde. An Bord befindet sich außer der Spezies Mensch überwiegend Low-Tech: ganz simple Systeme, die leicht herzustellen und zu reparieren und auf die alltäglichen Bedürfnisse abgestimmt sind – Konzepte, die Corentin kostenlos mit jedem teilen möchte.

Sehr schnell wird das Boot zum schwimmenden Labor. Das Vorschiff wird zum Gewächshaus. Auf der Brücke vorn findet ein Solarofen seinen Platz; hinten liefern Hühner täglich zwei, drei Eier, und eine der Kabinen beherbergt Insekten: Sie sind es, die später die Crew mit den Proteinen versorgen sollen, die sie braucht.

Nachdem das Boot 2016 in Concarneau abgelegt hat, geht die Fahrt zunächst über zahlreiche Etappen nach Indonesien. Von dort aus setzt die NOMADE DES MERS Ende 2018 ihre Reise in Richtung Pazifik fort.

Diese Etappen und Überfahrten haben den Stoff zu 15 Filmen geliefert. Sie bezeugen die Entschlossenheit, mit der Corentin sein Projekt bis zum Ende verfolgt. Ich bin stolz auf ihn und – ja, ich bewundere ihn.

Wenn die NOMADE DES MERS ihre Segel setzt, um wieder in See zu stechen, werde ich dabei sein. Zusammen werden wir weitere Filme machen – noch schönere, noch spannendere.

Bis zu dem Tag, an dem die Bucht von Concarneau nur noch wenige Seemeilen entfernt ist und es Zeit wird, zu sagen: »Mission erfüllt« … Aber dieser Tag kann gern noch etwas auf sich warten lassen.

Grégory Schnebelen, Produzent

INHALT

1.FRANKREICH,CONCARNEAU

2.MAROKKO,AGADIR

3.SENEGAL,DAKAR – TUBAKUTA

4.KAP VERDE,PRAIA

5.BRASILIEN,RECIFE – RIO DE JANEIRO

6.MADAGASKAR,TOLIARA

7.SEYCHELLEN,VICTORIA

8.INDIEN,CHENNAI – AUROVILLE

9.SRI LANKA,TRINCONMALEE

10. THAILAND,PHUKET – THALANG

11. INDONESIEN,MEDAN

SACHREGISTER

QUELLEN/BILDNACHWEIS

FRANKREICH

CONCARNEAU

LOW-TECH – BZW. BASISTECHNIK – GREIFT IM GEGENSATZ ZU HIGH-TECH AUF SIMPLE SYSTEME ZURÜCK: DAS IST PRAKTISCH, PREISWERT, LEICHT ZUGÄNGLICH UND NACHHALTIG. MIT DEM BEGRIFF LÄSST SICH ALSO EIN SYSTEM DEFINIEREN. GLEICHZEITIG LÄDT ER ZU INNOVATIVEM VORGEHEN EIN, DAS SOWOHL DEN MENSCHEN ALS AUCH DEN PLANETEN ACHTET.

551.695 KM267,1MILLIONENEINWOHNER117,8 EINWOHNER/KM2

IM FOKUS

• 5. Mai 2018: Frankreich erreicht seinen »Überlastungstag«: Wenn die gesamte Menschheit wie die Franzosen lebte, hätte sie seit dem 1. Januar 2018 nun die Menge an Ressourcen verbraucht, die die Erde in einem Jahr generieren kann.

• Ein Franzose produziert durchschnittlich 590 Kilogramm Abfälle pro Jahr. 50 Prozent davon werden als Hausmüll entsorgt, also nicht recycelt. Sie landen auf der Müllkippe oder in der Müllverbrennungsanlage.

• Durchschnittlich 140 Tonnen Eisen, aber auch 16 Tonnen Aluminium, 680 Kilogramm Kupfer, 360 Kilogramm Blei und 343 Kilogramm Zink verbraucht ein Europäer in seinem Leben.

Hauptstadt: Paris

Bedeutende Städte: Marseille, Lyon, Toulouse, Nizza, Nantes, Straßburg, Montpellier, Bordeaux

Amtssprache: Französisch

AUS CORENTINS TAGEBUCH

»ICH HEISSE CORENTIN UND BIN INGENIEUR. MEIN TEAM UND ICH, WIR MÖCHTEN DANK LOW-TECH VÖLLIG AUTARK AN BORD UNSERES BOOTES LEBEN KÖNNEN. LOW-TECH, DAS SIND DIE SIMPLEN VORRICHTUNGEN, DIE MAN ÜBERALL HERSTELLEN UND REPARIEREN KANN. NUN FAHREN WIR ALSO LOS, UM RUND UM DEN ERDBALL DIE KÖPFE ZU TREFFEN, DIE SIE ERFINDEN – WENN DIESE BEKANNTER WÄREN, KÖNNTEN SIE DIE WELT VERÄNDERN.«

2013 testete Corentin die GOLD OF BENGAL aus Harz und Jute sechs Monate lang zwischen Bangladesch und Malaysia.

Concarneau ist ein mittelalterliches Städtchen in der Bretagne, das schon mehr als einen Piraten beherbergt hat. Heutzutage gibt es hier vor allem Kouign-amann, meinen Lieblingskuchen. Es ist außerdem der Heimathafen der NOMADE DES MERS, eines Katamarans, der schon sämtliche Weltmeere durchfahren und dabei Wind und Riesenwellen, peitschender Gischt und rollender Brandung getrotzt hat – kurz gesagt: Es gab einiges trocken zu wischen. Sie hätte wirklich einen ruhigen Lebensabend unter bretonischer Sonne verdient, aber so schnell wird das nicht gehen. Ich rüste sie für ein neues Abenteuer aus. Bald wird die NOMADE DES MERS bereit sein für eine Weltreise mit meinem Team und eine Erfahrung machen, wie sie noch keinem anderen Boot widerfahren ist: den Versuch, auf See autark zu leben, dank genialer Erfindungen, die ganz einfach und allen zugänglich sind.

»Um seine Widerstandsfähigkeit zu testen, befuhr ich in sechs Monaten ganz allein das Meer von Bangladesch nach Malaysia mit nur einem Ziel: autark zu leben. Dabei habe ich mit Technik experimentiert, die mich seit Langem fasziniert: Low-Tech, also geniale Systeme, die leicht herzustellen und zu reparieren sind und die die Grundbedürfnisse decken.«

KONSTRUKTIVES SCHEITERN

Die Idee stammt aus der Zeit, in der ich in Bangladesch lebte. Als frischgebackener Ingenieur habe ich dort unten ein paar Jahre auf einer Werft gearbeitet und die Eigenschaften der Jutefaser erkundet – einer Pflanze, die es im Gangesdelta in Hülle und Fülle gibt. Ich dachte damals, dass diese Naturfaser die Glasfaser im Bootsbau ersetzen könnte, denn das wäre sowohl auf ökologischer Ebene (Glasfaser lässt sich nicht recyceln und verbraucht viel Energie bei der Herstellung) als auch für die lokale Wirtschaft von Vorteil.

Nach zweijährigen Versuchen mit dem Team, das ich zusammengestellt hatte, stand das erste Boot aus Jute und Harz, die GOLD OF BENGAL, fertig vor uns. Um seine Widerstandsfähigkeit zu testen, befuhr ich in sechs Monaten ganz allein das Meer von Bangladesch nach Malaysia mit nur einem Ziel: autark zu leben. Dabei habe ich mit Technik experimentiert, die mich seit Langem fasziniert: Low-Tech, also geniale Systeme, die leicht herzustellen und zu reparieren sind und die die Grundbedürfnisse decken. Unter diesem Gesichtspunkt hatte ich ein paar Dinge an Bord gebracht: ein Gewächshaus für Kartoffeln, einen Solarofen, einen Holzsparofen und zudem zwei Hühner, von denen ich mir Eier erhoffte. Mein Traum war es, mit mehr Nahrungzurückzukehren, als ich mitgenommen hatte! Das hat nicht wie geplant geklappt, allerdings hatte ich auch nicht gerade viel geplant.

Auf der GOLD OF BENGAL macht Corentin seine ersten Schritte in Sachen Autonomie auf dem Meer: Er hat Hühner, Kartoffelpflanzen, ein Windrad und einen Solarofen an Bord.

Zunächst war da die »Kartoffelkrise«: Meine Pflanzen verkümmerten. Und dann schleppte ich mir beim Holzsammeln auf einsamen Inseln Termiten ein, die meinen Bambusmast attackierten, und er knickte beim ersten Sturm ab. Kurz: Ich, der ich mich schon als modernen Robinson Crusoe gesehen hatte, fühlte mich bald wie ein Streuner der Meere. Selbst die Hühner legten quasi nichts in diesen sechs Monaten. Rückblickend war diese Erfahrung eindeutig kein Erfolg, gehört aber in die Kategorie »konstruktives Scheitern«.

Denn genau ab diesem Moment reifte eine Idee in meinem Kopf, eine Idee der Sorte, die einen nicht wieder loslässt: ein großes Low-Tech-Projekt zu gründen und Low-Tech vielen nahezubringen, damit solche Techniken allen zugänglich werden. Überall auf dem Planeten teilen Männer und Frauen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Ethnien ihre Erfahrungen im Internet, um einander zu helfen. Daraus ergibt sich eine unschätzbar wertvolle Ressource. Und ich fand, man sollte genauso bei Low-Tech-Konzepten vorgehen: Sie dokumentieren, testen, verbessern und dann freizügig miteinander teilen. Zu diesem Zweck habe ich die Gesellschaft Gold of Bengal gegründet. Seit 2009 organisiert sie Expeditionen, um technische Lösungen zu erkunden, die sich positiv auf Mensch und Umwelt auswirken. Sie betreibt überdies das Low-tech Lab. Dieses gemeinschaftliche Forschungs- und Dokumentationsprojekt verbreitet und fördert Low-Tech-Systeme und soll weltweit Antworten auf die von den Vereinten Nationen definierten Ziele nachhaltiger Entwicklung geben. Außerdem wird diese Gesellschaft mein großes Low-Tech-Projekt tragen: das Abenteuer NOMADE DES MERS.

Die Mannschaft der Gesellschaft Gold of Bengal konnte die Expedition der NOMADE DES MERS dank der Unterstützung der Segellegende Roland Jourdain (oben rechts) in den Räumlichkeiten des »Brutofens« Explore vorbereiten.

»Wir fingen an, das Internet zu durchforsten, dicke Wälzer zu studieren und Telefonate zu führen, um die besten Low-Tech-Erfindungen weltweit zu finden. Sehr schnell eröffnete sich uns eine eigene Welt …«

DIE WELT DES LOW-TECH

Seit dem Ende meiner Expedition mit der GOLD OF BENGAL lebe ich in Concarneau. Dort hat mir der Segler Roland Jourdain seine Räumlichkeiten zur Vorbereitung meines Projekts angeboten. Nachdem er die Meere bereist hatte, beschloss Roland, die Weltentdecker von morgen zu unterstützen, indem er die Stiftung Explore zur logistischen Unterstützung gründete. Wir fingen an, das Internet zu durchforsten, dicke Wälzer zu studieren und Telefonate zu führen, um die besten Low-Tech-Erfindungen weltweit zu finden. Sehr schnell eröffnete sich uns eine eigene Welt: die Welt der Improvisation, der gegenseitigen Hilfe und der Kenntnisse. In Westafrika z. B. haben die Probleme der Stromversorgung die Einheimischen dazu gebracht, Windräder mit Elektromotoren aus alten Fotokopierern zu bauen. In Madagaskar hat sich das Züchten von Spirulina-Algen zur Bekämpfung der Mangelernährung entwickelt, und auf Sri Lanka konnte ein Brennstoff aus recyceltem Kunststoff gewonnen werden.

WENIGER IST MEHR

Überall erfinden Menschen Neues, um es mit den großen Herausforderungen des Alltags aufzunehmen: Zugang zu Wasser, Nahrung und Energie. Die Entwicklung, die wir genommen haben, stößt nun an zahlreiche Grenzen – Treibhausgasemissionen, Erderwärmung, Verlust der Artenvielfalt, Luftverschmutzung, Bodendegradation und -zerstörung. Diese Entwicklung beruht im Wesentlichen immer noch auf Energiequellen und Bodenschätzen, die nicht erneuerbar sind, was früher oder später zur Verknappung führen muss.

Corentin hat den Ehrgeiz, aus der NOMADE DES MERS ein schwimmendes Labor und einen Botschafter für Low-Tech in der ganzen Welt zu machen.

Wenn auch technologische Innovation eine zentrale Rolle zu spielen scheint, so erklären Ingenieure wie Philippe Bihouix – Autor von L’âge des low-tech: Vers une civilisation techniquement soutenable, Seuil, 2014 –, dass es dennoch riskant sei, alles auf die Karte des »Ausstiegs nach oben« zu setzen; High-Tech-Lösungen benötigen nun einmal natürliche Ressourcen wie seltene Metalle, deren geeignete Wiederaufbereitung problematisch ist. Aber dank des Rückgriffs auf Low-Tech erreichen manche mit weniger mehr. Sie entwickeln lokale Wirtschaft, Arbeitsplätze, Kompetenzen und verstärken gleichzeitig Autonomie. Diese Innovationen für alle auf der ganzen Welt zugänglich zu machen, ist die verrückte Idee hinter DER NOMADE DES MERS.

Die NOMADE DES MERS liegt während ihrer Verwandlung im Hafen von Concarneau. Der Katamaran wurde für die Bedürfnisse dieser Expedition komplett umgerüstet.

»Ich bin stolz auf die NOMADE DES MERS. Mit ihr können wir den Planeten durchqueren – immer auf der Suche nach den vielversprechendsten Low-Tech-Ideen …«

Um unseren Plan umzusetzen, brauchen wir ein etwas anderes Labor: ein Boot von 14 Meter Länge, das von seinen Sitzbänken und geräumigen Kabinen befreit ist, um Platz für eine Werkstatt zu schaffen, in der sich Prototypen fabrizieren und testen lassen, Pflanzen kultiviert und Insekten gezüchtet werden können. In den Rümpfen die Kabinen der Crew, eine Elektrowerkstatt, ein biologisches Labor und Stauräume; darüber ein Hühnerstall, Windräder und im Passagierraum Pflanzenzuchtnischen, damit wir, entsprechend unseren Reisestationen, verschiedene erdlose Kulturen testen können.

Wir haben vier Hühner, die meine Eltern mir anvertrauten. Sie bekommen die Namen der an Land gebliebenen Teammitglieder: Marvin, Camille, Chab und Amandine. Bevor es losgeht, stellen wir sicher, dass sie es nett haben. Ich wünsche mir, dass sie jeden Tag legen, also müssen sie sich auch wohlfühlen können. Für ein Huhn ist der Meeresblick weniger wichtig als das Gefühl der Sicherheit.

LEINEN LOS!

Bis zu unserer Abfahrt am 23. Februar 2016 kommen Freunde vorbei, um uns zur Hand zu gehen. Es tut gut, all diese Energie zu spüren und zu sehen, wie sich das Boot zur NOMADE DES MERS verwandelt. Auf dem ersten Teil der Expedition begleitet mich Élaine, die auf jeder unserer Stationen Verbindung mit neuen Erfindern aufnimmt, um festzulegen, mit welcher Low-Tech-Lösung wir uns befassen. Auch Pierre-Alain, Ingenieur wie ich, ist dabei. Zunächst geht die Fahrt haarscharf nach Süden, in Richtung Afrika. Ab den Kapverden halten wir uns genau nach Westen bis Brasilien. Und schließlich segeln wir nach Südafrika, bevor es nach Asien geht. Auf diesen Tausenden Kilometern sollen uns Hunderte Low-Tech-Ideen begegnen. Als erste Station ist Marokko geplant. Doch um dorthin zu kommen, müssen wir erst einmal durch die Biskaya. Mitten im Winter ist das eines der gefährlichsten Gewässer der Erde. Am Tag unserer Abfahrt scheint die Biskaya ein wenig unruhig – genau wie wir. Überdies haben wir die NOMADE DES MERS wie einen Bauernhof ausgestattet und darüber ein bisschen vergessen, dass es sich um ein Boot handelt und wir ehrlich gesagt keine erfahrenen Seeleute sind. Es nieselt, es ist kalt und dunkel, und vor uns breitet sich ein Ozean aus, der schon so manchen verschlungen hat.

Einige Tage vor ihrem Aufbruch nach Marokko wartet die Crew noch auf ein günstiges Wetterfenster und nutzt die Zeit für letzte Vorbereitungen.

Aber wir befinden uns in Gesellschaft von erstklassigen Skippern: Roland Jourdain, der uns bis nach Spanien begleitet, und Gwénolé Gahinet, der bis Marokko dabei ist. Und ich fühle mich wieder besser, wenn ich auf all die Unternehmer, Erfinder und Enthusiasten auf dem Ponton blicke, die mir geholfen hatten, so weit zu kommen. Ich bin stolz auf die NOMADE DES MERS. Dank ihr sind wir bereit, den Planeten zu erkunden – immer auf der Suche nach vielversprechenden Low-Tech-Ideen, ein wenig wie Astronauten, die sich in eine glanzvolle Mission einbringen, erfüllt von der Hoffnung, zum Aufbau einer besseren Welt beizutragen.

BEGEGNUNG MIT OLIVIER GUY

LOW-TECH IN DER SCHULE

Olivier Guy unterrichtet Technik in einer kleinen ländlichen Sekundarschule mit 300 Schülern, etwa zehn Kilometer von Saint-Lô. Inspiriert von Corentins Abenteuer, begann er vor einigen Jahren, Low-Tech in der Schule zu unterrichten.

»Auf Corentin bin ich eher zufällig gestoßen, als ich einige Artikel zu seiner ersten Expedition von 2013 in einem Boot aus Jutefaser, der GOLD OF BENGAL, las. Die technische Herausforderung, die im Bau eines Bootes ohne Glasfaser steckt, und Cocos Vorhaben, Low-Tech an Bord zu nutzen, weckten meine Neugier«, verrät der heute 59-jährige Lehrer. Olivier unterrichtet also Schüler der Sekundarstufe (Collège Jean-Grémillon de Saint-Clair-sur-Elle, am Ärmelkanal), und als er auf Corentins Projekte stieß, schlug er ihnen vor, ein Modell der GOLD OF BENGAL zu bauen, das seine Schüler und er schließlich Corentin anlässlich des Salon nautique 2013 in Paris übergeben wollten, wo das Boot ausgestellt war.

Dieses Modell befindet sich heute in Concarneau in den Räumlichkeiten des ehemaligen Profirennstalls von Skipper Roland Jourdain, die als Logistikbasis für die NOMADE DES MERS dienen.

Dem Problem, verschiedene Werkmaschinen, die ursprünglich elektrisch betrieben wurden, mitEINER TRETKURBEL ANZUTREIBEN,stellten sich Olivier und seine Schüler. Ihr System, das ausschließlich aus Gebrauchtteilen bestand und schon ab Concarneau an Bord der NOMADE DES MERS installiert war, trieb eine Bohrmaschine, eine Schleifmaschine, einen Stromgenerator und sogar eine Nähmaschine an.

Seit dieser Begegnung hat Olivier den Low-Tech-Unterricht vollständig in sein pädagogisches Konzept integriert: Seine Schüler fertigen Tabletts aus Harz und Jutegewebe, Holzöfchen aus Konservenbüchsen und Telefonladestationen aus ausrangierten Batterien. Sie haben auch eine Multifunktionstretkurbel gebaut. »Die Schüler sind sehr anspruchsvoll. Die letzten nationalen Bildungsprogramme stellen viel mehr die neuen Technologien und vernetzte Objekte in den Vordergrund. Und wir haben es mit Jungvolk zu tun, das manuell noch sehr ungeschickt ist. Dennoch wollen sie unbedingt wissen, wie es geht!«, versichert Olivier. Also kommen täglich nach der Frühstückspause Jugendliche in seine Klasse, um »an Low-Tech zu werkeln«.

Zurzeit stellen Oliviers Schüler ein weiteres Modell her: das der NOMADE DES MERS! Und im Juli 2017 hat ihr Lehrer Corentin sogar zwei Etappen lang – in Thailand und Indonesien – begleitet, um bei den eigentlichen Low-Tech-Aufgaben und beim Segeln zu helfen, das er schon seit jeher betreibt.

Olivier Guy installiert eine Multifunktionstretkurbel an Bord der NOMADE DES MERS.

ZUM PRINZIP EINER LOW-TECH-LÖSUNG

DIE MULTIFUNKTIONSTRETKURBEL

»Es war ein Freund, der uns die erste Version der Tretkurbel ins Boot montiert hat. Ein Multifunktionswerkzeug: Man kann die Kurbel mit einem Bohrer, einer Schleifmaschine oder auch einem Stromgenerator verbinden. In der Folge konnten wir das Spektrum erweitern. In Indien brachten wir z. B. eine Reisschälmühle an und konnten so Idlis machen, kleine Küchlein aus leicht fermentiertem Teig, die ein gutes Frühstück sind.«

Corentin

WAS GENAU IST EINE MULTIFUNKTIONSTRETKURBEL?

Es ist eine Low-Tech-Vorrichtung, bei der man die Tretkurbel eines Fahrrads mit menschlicher Kraft koppelt und Strom erzeugt, mit dem verschiedene Werkzeuge betrieben werden können.

Mittelfristig kann ein Mensch eine Kraft von 50 bis 100 W erzeugen. Das kann für verschiedene Anwendungen mit geringem Energiebedarf ausreichen und so eine Lösung für das Problem der Stromversorgung bieten. Mit dem Tretkurbelsystem lässt sich eine kleine Menge Strom erzeugen, um die Batterie eines Telefons oder einer Lampe aufzuladen. Ähnlich wie die bicimaquinas, die man in Südamerika für das Auskörnen von Mais und die Verarbeitung von Obst verwendet, kann es auch mechanisch Werkzeuge antreiben.

Die Tretkurbel bietet eine Lösung für das Problem der Stromversorgung. Denn auch wenn seit etwa 20 Jahren enorme Anstrengungen unternommen werden, den Strombedarf zu decken, so haben doch 1,1 Milliarden Erdbewohner immer noch keinen Zugang zu Elektrizität.

WIE FUNKTIONIERT ES?

Die Tretkurbel – Das System basiert auf der Tretkurbel eines Fahrrads mit Gangschaltung, die an einer kleinen Holzkonstruktion befestigt ist, damit man beim Benutzen auf einem Stuhl sitzen kann, wie man es z. B. von antiken Nähmaschinen kennt.

Die Riemenscheibe – Um die mechanische Energie nutzen zu können, wird die Tretkurbel mit dem Antriebsscheibensystem einer alten, kleinen Säulenbohrmaschine verbunden, auf der sich Bohreinsätze, Schleifscheiben usw. anbringen lassen.

Der Dynamo – Zur Stromerzeugung wird ein Dynamo mit einem Scharnier angebracht. Wenn er angelegt wird, drückt die Generatorachse auf den Antriebsriemen, der mit der Tretkurbel verbunden ist; so lässt sich Gleichstrom von 12 V erzeugen – was ideal zum Aufladen unserer Batterien ist.

»Auch wenn seit etwa 20 Jahren enorme Anstrengungenunternommen werden, den Strombedarf zu decken,so haben doch 1,1 Milliarden Erdbewohner immernoch keinen Zugang zu Elektrizität.«

MAROKKO

AGADIR

DAS KÖNIGREICH MAROKKO WIRD VON VIELEN GEBIRGSREGIONEN DURCHZOGEN, DIE SICH ÜBER ZWEI DRITTEL SEINER LANDESFLÄCHE ERSTRECKEN. GLEICHZEITIG BESITZT ES WEITE HOCHEBENEN UND FRUCHTBARE KÜSTENBECKEN. DENNOCH KÄMPFT DAS LAND MIT ERNSTEN PROBLEMEN WIE DER BODENDEGRADATION, DER WASSERVERSCHMUTZUNG UND DEM VORDRINGEN DER WÜSTE.

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IM FOKUS

• Über 80 Prozent Trockenstress: Marokko steht an 19. Stelle von 20 Ländern, die am meisten durch Wassermangel gefährdet sind.

• 35.000 Kubikmeter pro Tag: So viel Süßwasser produzieren zehn kleine Entsalzungsanlagen in Marokko.

• 400.000 Kubikmeter pro Tag: Das ist die Produktionskapazität für Trinkwasser, die kurzfristig durch neue Infrastrukturen in der stark landwirtschaftlich geprägten Region Sous geplant ist. Zwei Drittel dieses Wassers sind für die Landwirtschaft bestimmt.

• 40 Prozent der aktiven Bevölkerung von Marokko sind im Agrarsektor beschäftigt und tragen fast 15 Prozent zum BIP bei.

Hauptstadt: Rabat

Bedeutende Städte:

Casablanca, Fes,

Tanger, Meknès,

Marrakesch, Salé,

Agadir

Amtssprachen:

Arabisch, Tamazight

Landessprachen:

arabischer

Dialekt (Darija),

Berbersprachen,

Französisch

AUS CORENTINS TAGEBUCH

»IN MAROKKO WOLLTEN WIR EINEN WEG FINDEN, AUS EINER SCHIER UNERSCHÖPFLICHEN QUELLE SÜSSWASSER ZU ERZEUGEN: DEM OZEAN.«

In Marokko, der ersten Expeditionsetappe, beschäftigt sich das Team der NOMADE DES MERS mit dem Problem des Zugangs zu Trinkwasser.

Zehn Tage nachdem wir in der Bretagne abgelegt haben, erreichen wir den afrikanischen Kontinent. Die Biskaya im Winter zu durchqueren, ist kein Vergnügen, und daher ist Agadir mit seiner marokkanischen Sonne eine willkommene Belohnung. Wir machen die Reise in Gesellschaft von herausragenden Skippern: Roland Jourdain, der uns bis Spanien führte, und Gwénolé Gahinet, der bis Marokko bleibt. Nach einem ersten Halt in Mohammedia, einem streng bewachten Ölhafen, kommen wir am 12. März in Agadir an: der reinste Riesenparkplatz für Boote, umgeben von hohen Gebäuden im Stil von Einkaufszentren – definitiv nicht der schönste Yachthafen. Aber die Leute dort sind sehr freundlich, und man isst gut. In Marokko gönne ich mir eine solche Orgie an gebackenem Fisch (Fleisch hatte ich zu der Zeit schon ganz aufgegeben), dass ich danach nur noch gelegentlich Fisch esse und schließlich überhaupt keinen mehr.

Nach der Passage der Biskaya im Winter ist die Ankunft der NOMADE DES MERS unter der Sonne Marokkos wie eine Belohnung für die ganze Mannschaft.

ZUGANG ZU TRINKWASSER

Marokko ist die erste Etappe unserer großen Fahrt auf der Suche nach Low-Tech und ihren Erfindern. Wir beschließen, uns auf die Frage nach Zugang zu Trinkwasser zu stürzen. Denn Wasser ist Leben, die Grundlage jeder Autonomie. An Bord der NOMADE DES MERS