Sam - Hunting the Devil - Samira Wood - E-Book
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Sam - Hunting the Devil E-Book

Samira Wood

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Beschreibung

Manchmal wird der Jäger zum Gejagten und der Teufel zum Verbündeten. Mia will nie wieder etwas mit einem Biker anfangen, nachdem ihr Mann, der ein Mitglied des Devil Agents M.C. war, sich als ihr größter Feind entpuppt. Doch der Club und vor allem ihre Jugendliebe Sam ist für sie da. Sie versucht, ihn auf Abstand zu halten, um ihr Herz und vor allem ihre Kinder zu schützen. Sams Auftrag ist es, Mia zu bewachen. Nicht mit ihr ins Bett zu gehen. Doch sie hat noch immer die alte Anziehungskraft auf ihn, die er nicht ignorieren kann. Verräter, die Sekte und ein Anschlag halten alle in Atem. So viel steht für den Devil Agents M.C. auf dem Spiel. Was ist wichtiger? Liebe oder Rache? Dies ist der zweite Teil der Devil Agents M.C. Reihe. Dabei handelt es sich um einen in sich geschlossenen Liebesroman. Um allerdings die Geschichte richtig genießen zu können, sollte mit dem ersten Band begonnen werden.

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Leseprobe aus Zac – Surviving the Devil dem 3. Teil der Devil Agents M.C. Reihe.

Samira Wood

 

Sam

Hunting the Devil

 

 

 

© 2022 Samira Wood

Alina Jipp, Am Georgstollen 30, 37539 Bad Grund

 

Coverdesign: Eyrisha Summer

Bildmaterial: Shutterstock, Pixabay

 

Clublogo: Addison Moore

 

Lektorat, Korrektorat, Buchlayout:

Lektorat Buchstabenpuzzle B. Karwatt

www.buchstabenpuzzle.de

 

Informationen zum Taschenbuch:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

Auch als Taschenbuch erhältlich.

Kapitel 1

Mia

In der Sekunde, in der mein Handy klingelte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Mein Herz begann wie wild zu klopfen und ich traute mich kaum, dranzugehen, zumal ich die Nummer nicht kannte und es erst sechs Uhr früh war.

»Foster?«, meldete ich mich und konnte gerade noch ein Zittern in der Stimme unterdrücken.

»Guten Morgen, Mrs. Foster. Hier spricht Direktor Kelly vom Staatsgefängnis in San Diego. Entschuldigen Sie bitte die frühe Störung.« Ein Anruf um diese Uhrzeit war gar nicht gut, das wusste ich genau.

»Ist etwas mit Dick? Ich meine Richard.« Mir fiel es schwer, seinen richtigen Namen auszusprechen. Weder er noch unser Sohn Junior wurden je so genannt.

»Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihr Mann heute Nacht in eine Schlägerei geraten ist. Es ist noch unklar, wie die Gefangenen aus ihren Zellen gekommen sind. Aber auf jeden Fall wurde er dabei schwer verwundet und liegt nun im Mercy Hospital hier in San Diego.« Entsetzt keuchte ich auf, obwohl ich so etwas schon geahnt hatte. Warum sonst sollte der Direktor höchstpersönlich um diese Uhrzeit hier anrufen?

»Wie geht es ihm? Ist er sehr schwer verletzt?« Auch wenn ich die Antwort eigentlich gar nicht wissen wollte, musste ich fragen. Nur wegen einer leichten Verletzung wäre er nicht ins Krankenhaus überführt worden, sondern läge auf der Krankenstation im Gefängnis.

»Er ist nicht in Lebensgefahr, da kann ich Sie beruhigen, aber er wurde sehr schwer verletzt. Er hat eine Gehirnerschütterung und es besteht die Gefahr, dass er bleibende Hörschäden davonträgt.« Also wahrscheinlich Schläge auf die Ohren. Aber mir war es egal, Hauptsache er lebte und ich konnte ihn besuchen. Dann konnte ich vielleicht auch noch einmal persönlich mit ihm über die Scheidung sprechen. Er wollte die ja schon länger, dabei hatte ich mich bisher immer dagegen gesträubt. Warum? Das wusste ich selbst nicht mal so genau. Ich liebte ihn nicht mehr, aber eine Scheidung käme halt dem Eingeständnis meines Scheiterns gleich. »Darf ich zu ihm?« Der Direktor zögerte einen Augenblick, dann brummte er zustimmend.

»Aber nur Sie, sonst niemand und ganz sicher kein Mitglied seiner Gang. Ich gebe dem Beamten in der Klinik Bescheid, dass Sie zu ihm gelassen werden. Allerdings nur unter Aufsicht und für kurze Zeit.«

»Die Devil Agents sind ein Motorradclub und keine Gang«, verteidigte ich den Club automatisch, obgleich ich mit den Regeln leben konnte. Der Direktor ging aber nicht weiter darauf ein, sondern verabschiedete sich schnell von mir.

Obwohl ich am liebsten sofort ins Auto gesprungen wäre, tat ich das natürlich nicht. Schließlich musste ich erst einen Babysitter für die Kinder organisieren. Wie gut, dass Blue und Rahel nun gegenüber wohnten. Bestimmt konnte ich meine zukünftige Schwägerin bitten, auf die Kleinen aufzupassen und sie später in die Vorschule und den Kindergarten, der sich im gleichen Gebäude befand, zu bringen.

Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass meine drei Kleinen noch schliefen, rannte ich schnell über die Straße und klingelte gegenüber. Es dauerte auch gar nicht lange und mein verschlafen aussehender Bruder öffnete mir die Tür. Er trug leider nur Boxershorts und nichts weiter. Das gab mir nicht nur den Blick auf seine Tattoos frei, sondern auch auf sein Sixpack. So wollte ich ihn eigentlich überhaupt nicht sehen. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und es sah aus, als hätte er die ganze Nacht durchgevögelt, von Rahel konnte ich keine Spur entdecken, schlief sie noch völlig erschöpft von …? Nur nicht darüber nachdenken. Er war mein Bruder und solche Bilder von ihm wollte ich nun wirklich nicht im Kopf haben. Als er mich entdeckte, wurde er augenblicklich wacher und sah sich aufgeregt um.

»Mia, ist irgendwas passiert? Brauchst du Hilfe? Ist etwas mit den Kindern?« Er sah aus, als wollte er sofort über die Straße stürmen und nach den Kleinen sehen. Beinah wäre ich deshalb in Tränen ausgebrochen. Was war heute nur mit mir los? Ich war doch sonst nicht so emotional. So lange hatte ich den Kontakt zu meinem Bruder gemieden und jetzt half er mir, ohne Wenn und Aber. Das hatte ich gar nicht verdient.

»Den Kindern geht es gut, sie schlafen noch. Nur Dick wurde heute Nacht in eine Schlägerei verwickelt und liegt nun schwer verletzt in der Klinik. Könntet ihr auf die Kleinen aufpassen, damit ich zu ihm fahren kann?« Blue nickte sofort.

»Gib mir eine Viertelstunde, um mich fertig zu machen, dann bin ich da und begleite dich natürlich nach San Diego. In welchem Krankenhaus liegt er? Rahel passt sicher so lange auf die Kinder auf.« Am liebsten hätte ich es abgelehnt, dass er mich begleitete. Aber meine Hände zitterten so sehr, dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn er fuhr. Was war nur mit mir los? Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war ein Unfall. Schließlich brauchten die Kinder mich.

»Danke, das ist total lieb von euch. Mit zu Dick darfst du aber nicht. Das hat der Direktor ausdrücklich am Telefon betont.« Schnell lief ich wieder zurück in mein Haus, noch bevor er etwas antworten konnte. Auf Diskussionen hatte ich jetzt wirklich keine Lust.

Als ich meine drei Kleinen weckte, waren die natürlich gar nicht so begeistert von der frühen Uhrzeit. Andere Eltern jammerten immer, dass ihre Kinder morgens so früh wach waren. Meine bekam ich oft abends kaum ins Bett und morgens nicht hinaus. Was besser war, wusste ich auch nicht, denn ab und zu hätte ich schon gern einen ruhigen Abend für mich gehabt.

Wie versprochen tauchte mein Bruder etwa zehn Minuten später angezogen bei mir auf. Doch zu meiner Verwunderung kam er allein.

»Kleine Planänderung. Rahel schreibt heute einen wichtigen Test und kann deshalb nicht die Schule schwänzen. Ich bleibe hier und passe auf die Kids auf und Sam begleitet dich nach San Diego. Er ist schon auf dem Weg hierher.« Am liebsten hätte ich abgelehnt. Natürlich konnte ich verstehen, dass Rahel, die gerade dabei war, ihren Abschluss nachzuholen, keine Prüfung verpassen durfte. Aber ausgerechnet Sam? Das musste doch echt nicht sein. Ihm ging ich meist lieber aus dem Weg. Allein der Anblick seines muskulösen Körpers mit den heißen Tattoos ließ mein Herz jedes Mal höherschlagen. Das verräterische Ding. Ich durfte nicht so auf ihn reagieren. Schließlich war ich eine verheiratete Frau.

Wenn Dick erfuhr, dass Sam mich begleitete, würde er ausrasten. Mein Mann hasste ihn, weil ich als Teenager mit ihm zusammen gewesen war. Dick hatte mir jeden Kontakt zu Sam verboten und obwohl es eine gefühlte Ewigkeit her war, hielt ich mich lieber dran, um Dick nicht zu provozieren. Männer waren manchmal komisch. Wahrscheinlich würde auch eine Scheidung nichts daran ändern, dass ich mich Dick immer noch verbunden fühlen würde. Er war schon so lange Teil meines Lebens. Schließlich war ich erst sechzehn, als wir zusammengekommen waren und siebzehn, als ich das erste Mal schwanger war.

Heute hatte ich allerdings keine andere Wahl, als mich darauf einzulassen. Denn meine Nerven lagen so blank, dass ich wirklich nicht in der Lage war, selbst zu fahren. Glücklicherweise waren es nur etwa dreißig Minuten mit dem Auto nach San Diego. Eine Stunde im Wagen mit Sam. Irgendwie würde ich das schon überstehen.

Zum Glück liebten meine Kinder ihren Onkel inzwischen. Sie kannten ihn zwar nicht so gut, da ich den Kontakt zu ihm abgebrochen hatte, nachdem mein Mann im Knast gelandet war, aber in letzter Zeit hatten wir uns wieder angenähert. Das war nicht zuletzt seiner Hartnäckigkeit und seiner neuen Freundin zu verdanken. Sie hatte mir gezeigt, dass nicht der Club schuld an meinen Problemen war. Inzwischen ließ mich auch das Jugendamt wieder in Ruhe, das mir nach der Verhaftung meines Mannes wirklich Ärger gemacht hatte. Warum sie mich nun nicht mehr belästigten, wollte ich gar nicht so genau wissen. Konnte mir jedoch gut vorstellen, dass die Devil Agents etwas damit zu tun hatten.

Junior, Lesley und Josy saßen wenig später mit ihrem Onkel am Tisch und löffelten alle vier Flakes aus Schüsseln mit verschiedenen Comic-Motiven in sich hinein. Wie ähnlich die Kinder ihm sahen, aber sie kamen auch alle drei sehr nach meiner Familie. Nur waren seine Haare dunkler als meine und die der Kids. Manchmal war mein Bruder halt auch noch ein kleines Kind. Wie er da mit seiner Spiderman-Schüssel saß. Trotzdem wusste ich, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Wahrscheinlich sollte ich ebenfalls irgendwas essen, aber im Moment würde ich nichts hinunterbekommen. Selbst auf Kaffee verzichtete ich heute freiwillig.

»Weißt du schon etwas Genaueres? Wer dahinter steckt?« Blue sah mich durchdringend an. Natürlich verstand ich, was er meinte. Aber das war kein Thema, das ich vor meinen Kindern besprechen wollte. Außerdem wusste ich ja auch wirklich nichts.

»Nein, ich weiß nur, dass er jetzt im Mercy Hospital ist. Mehr hat der Direktor am Telefon nicht gesagt.«

»Wer ist im Krankenhaus?«, mischte mein Sohn sich ein. Natürlich bekam er immer alles mit, was ich von ihm fernhalten wollte. Schnell bedeutete ich meinem Bruder mit einem Blick, das Thema zu wechseln. Das musste echt nicht vor den Kindern sein.

»Ein Freund hatte einen kleinen Unfall und ich besuche ihn deshalb im Krankenhaus. Das wird nicht lange dauern und ich bin heute Nachmittag auf jeden Fall wieder hier und nach der Schule für euch da.« Die Kinder wussten nicht, dass ihr Vater im Knast saß. Sie dachten, dass er nur woanders arbeitete. So weit weg, dass er im Moment nicht nach Hause kommen konnte. Wahrscheinlich war es nicht richtig, die Kids zu belügen. Aber ich wollte nicht, dass sie in der Schule ausgegrenzt wurden, wenn sie erzählten, wo ihr Vater wirklich war.

So etwas kannte ich noch aus meiner eigenen Kindheit, denn schon mein Dad war ein Biker gewesen und auch er saß zwischenzeitlich im Knast. Im Gegensatz zu meinem Mann hatte er allerdings wirklich ein Verbrechen begangen. Dick beteuerte noch immer seine Unschuld und ich glaubte ihm. Wollte ihm glauben, um nicht wahnsinnig zu werden. Dabei wusste ich, dass Dick nicht immer der Mann war, der er zu sein vorgab. Wer, wenn nicht ich, sollte das auch sonst wissen?

Sam

Blue hatte mich aus dem Tiefschlaf geholt. Für keinen anderen als diesem Arschloch – oder halt für seine Schwester – wäre ich um diese Uhrzeit so schnell aufgestanden und losgefahren. Nicht einmal Zeit zum Duschen nahm ich mir, sondern schlüpfte nur in eine saubere Unterhose, meine Jeans, ein Shirt und meine Kutte. Und los ging es. Wie gern hätte ich jetzt wenigstens eine Zigarette angesteckt, aber seit ich die Wette mit Blue laufen hatte, rauchte ich nicht mehr. Das Arschloch behauptete doch echt, mir würde die Disziplin fürs Aufhören fehlen. Nun war ich auf dem besten Weg, ihm das Gegenteil zu beweisen. Es fiel mir schwer, drei Wochen hatte ich allerdings schon geschafft, da konnte ich ja jetzt nicht aufgeben.

Mein Bike stand natürlich wie immer startbereit auf dem Hof. Ich rief dem Prospect zu, dass er mich für die Arbeit abmelden sollte, weil ich zu einem Notfall musste. J.C. nickte und winkte mir hinterher. Auf den Kleinen konnte ich mich wirklich verlassen, er würde meine Abwesenheit ausrichten und ich keinen Ärger mit den anderen bekommen. Es hatte echt Vorteile, für eine clubeigene Firma zu arbeiten. Jeder verstand es, wenn man mal kurzfristig etwas erledigen musste. Woanders wäre ich wahrscheinlich längst arbeitslos geworden. Der Club war meine Familie und das lag nicht nur daran, dass mein Vater der Präsident war, obwohl das natürlich eine Rolle spielte. Aber diese Männer und ihre Old-Ladys waren alles für mich. Zur Not schob ich ja auch Extraschichten am Wochenende, damit der Auftrag rechtzeitig erledigt wurde.

Mein Bike erwachte mit dem gewohnten Röhren zum Leben und ich brauste los zu der Straße, in der ich in letzter Zeit so oft war. Wer hätte gedacht, dass ich Blues Schwester jemals wiedersehen würde. Noch vor kurzem wollte sie nichts mehr mit dem Devil Agents M.C. zu tun haben, aber seit sie sich ihrem Bruder wieder angenähert hatte, sah auch ich sie wieder ständig. Obwohl das gar nicht so gut für mich war. Denn es führte mir dauernd vor Augen, was ich nicht haben konnte. Sie. Mia. Die Frau, der mein Herz gehörte, seit ich ein dummer Teenager gewesen war. Damals hatte ich es grandios versaut und nun gab es keine Chance mehr auf ein wir.

Über einen Mangel an willigen Frauen konnte ich mich wirklich nicht beschweren. Wenn ich wollte, hatte ich jede Nacht eine andere im Bett oder auch an der Wand, auf dem Tisch …, manchmal gleich zwei oder sogar drei. Aber sie war die eine, die ich wollte und nicht haben konnte.

Doch daran durfte ich jetzt überhaupt nicht denken. Sie war die Schwester meines besten Freundes und er hatte mich darum gebeten, auf sie zu achten. Das war der einzige Grund, warum ich ihr half. Nicht, weil ich ein Auge auf sie geworfen hatte. Zehn Jahre lang hatte ich es geschafft, nicht ständig an sie zu denken, das würde ich mir doch jetzt nicht kaputtmachen lassen. Schließlich war ich inzwischen ein erwachsener Mann und kein Teenager mehr. Deshalb würde ich sie nach San Diego kutschieren und nachher wieder nach Hause und dabei nicht auf ihre Brüste oder ihren Mund starren, wie ein streunender Köter. Wahrscheinlich würden wir in der Zwischenzeit sowieso kaum ein Wort miteinander wechseln. Mia würde garantiert darauf bestehen, mit dem Auto zu fahren und nicht mit meinem Bike. Obwohl es mit dem Motorrad natürlich viel schneller gehen würde. Aber sie hatte eine Abneigung gegen die Maschinen, genau wie gegen alles andere, was mit dem M.C. zusammenhing. Fast war es ein Wunder, dass sie doch jetzt Hilfe von uns annahm.

Dabei war auch Dick ein Mitglied des Devil Agents M.C., obwohl Mia das gern verdrängte. Und als Clubmitglied war es meine Pflicht, ihm zu helfen, wenn es nötig war. Wir mussten unbedingt herausfinden, wer ihn im Knast angegriffen hatte, damit wir irgendwelche Fäden ziehen konnten, um ihn da drinnen zu beschützen. Mich würden sie bestimmt nicht zu ihm lassen, selbst wenn ich meine Kutte ablegen und meine Clubtattoos verbergen würde. Aber Mia konnte mit viel Glück ungestört mit ihm sprechen. Ich musste nur die Aufseher, die garantiert vor seiner Tür standen, eine Zeitlang ablenken und sie genau instruieren, was sie herausfinden sollte.

Kurz darauf parkte ich mein Bike vor Mias Haus. Ob eines der Kinder wohl eine Spielzeugpistole hatte? Die könnte mir bei einem Ablenkungsmanöver helfen, ohne mich in allzu große Schwierigkeiten zu bringen. Danach musste ich Mia unbedingt fragen. Meine echte Knarre hatte ich absichtlich nicht mitgenommen, um keinen Ärger zu provozieren. Vermutlich würden wir eh gefilzt werden, bevor sie in das Krankenzimmer hineindurfte. Aber wenn ich eine Spielzeugwaffe einstecken könnte, konnte ich die Beamten wahrscheinlich ein bisschen beschäftigen, während sie sich mit Dick ungestört unterhalten konnte. Es war zwar ein riskantes Unterfangen und konnte dazu führen, dass ich mal wieder kurzfristig verhaftet wurde, aber auf Dauer konnten sie mich nicht einsperren, nur weil ich ein Spielzeug mit mir führte. Ich könnte ja behaupten, dass ich es für meinen Neffen gekauft hatte. Okay, so wirklich war ich mit Mias Kindern nicht verwandt, aber das mussten die Beamten ja nicht wissen. Die drei waren ihrer Mutter sowieso wie aus dem Gesicht geschnitten. Das war fast unheimlich. Eine Ähnlichkeit mit ihrem Vater besaßen sie nicht wirklich. Sie hatten Mias dunkelblondes Haar, wobei Josys etwas heller war, aber nicht so hell wie Dicks. Ihre Gesichtszüge und sogar den kleinen Leberfleck unter dem Ohr besaßen sie auch alle. Genau wie ihre Mutter.

Kaum hatte ich an der Haustür geklingelt, kam Mia schon heraus. Sie sah ziemlich aufgelöst aus und ihre Hände zitterten so stark, dass es mir sofort auffiel, obwohl sie versuchte, ihre Nervosität zu überspielen.

»Guten Morgen, Mia. Hast du was dagegen, mit mir auf meinem Bike zu fahren?«, konnte ich mir nicht verkneifen. Wie erwartet lehnte sie sofort ab.

»Wir nehmen mein Auto, wenn wir schon mal in San Diego sind, kann ich nachher auch gleich ein paar Besorgungen erledigen. Natürlich nur, falls du genug Zeit hast, sonst muss ich halt noch einmal hinfahren.« Selbstverständlich würde ich mir die Zeit für sie nehmen. Ich würde mir alle Zeit der Welt für sie nehmen, wenn sie mich nur lassen würde.

»Na gut, aber ich fahre. Wir wollen ja schließlich keinen Unfall riskieren, die Kinder brauchen dich noch.« Obwohl ich mit Widerspruch gerechnet hatte, blieb er aus. Mia setzte sich brav auf den Beifahrersitz, schnallte sich an und wartete darauf, dass ich den Wagen startete. Sie musste wirklich völlig fertig sein, was mir einen regelrechten Stich ins Herz versetzte.

Ich fragte mich, ob sie Dick immer noch so sehr liebte und deshalb so verstört wirkte. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Zeit, die er im Knast saß, sie etwas von ihm distanzieren würde. Er war schon fast ein Jahr weg. Eine Ewigkeit, vor allem allein mit drei kleinen Kindern, doch sie blieb ihm treu. Leider. Um sie nicht noch mehr aufzuregen, fragte ich nicht wegen einer Spielzeugwaffe. Irgendetwas anderes würde mir schon einfallen, um die Beamten eine Zeitlang abzulenken. Da musste ich sie nicht mit reinziehen.

Sie war die einzige Frau, die ich jemals wirklich geliebt hatte und ich hatte es kolossal versaut. Da ich sie nicht haben konnte, vögelte ich mich von einer zur anderen. Im Club hat man genug Auswahl und in den Bordellen erst recht. Wir waren gerade dabei, ein drittes zu eröffnen, da wir so viele Mädchen hatten, die für uns arbeiten wollten. In letzter Zeit konnten wir einige Zuhälter fertigmachen und die Prostituierten, die den Ausstieg nicht schafften, kamen nun lieber zu uns, als dem nächsten Arschloch in die Arme zu laufen. Denn wir sorgten nicht nur für ihren Schutz, sondern auch dafür, dass sie selbst gut verdienten.

Natürlich bezahlten die Mädchen die Zimmer in unseren Clubs und für den Schutz. Doch bei uns wurden sie zu nichts gezwungen und wenn sich ein Typ nicht benahm, sorgten wir auf unsere Art dafür, dass er nie wieder in die Nähe der Callgirls kam. Eine Win-win Situation.

Da Mia während der kompletten Fahrt kaum ein Wort mit mir sprach, dachte ich halt über die Nutten nach, um mich abzulenken. Darin war ich ja geübt, denn ich tat es seit zehn Jahren, immer wenn sie in meiner Nähe war. Dabei achtete ich trotzdem auf jede ihrer Regungen. Jedes leise Seufzen … Immerhin hörte sie langsam auf zu zittern. Kalt konnte es ihr nun wirklich nicht sein, wir lebten in Kalifornien und auch wenn es kurz vor Weihnachten war, zeigte das Thermometer fast zwanzig Grad Celsius.

Vor dem Krankenhauseingang hielt ich an und ließ sie aussteigen. In der Zeit, in der ich einen Parkplatz suchte, ging sie schon hinein. Innerlich verfluchte ich mich, weil ich mein Maul nicht aufbekommen hatte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, während der Fahrt zu besprechen, wie wir uns im Krankenhaus verhalten würden und was sie Dick fragen sollte. Aber mir war schnell klar geworden, dass sie weder mit mir darüber reden würde, noch vorhatte, mich mit hineinzunehmen. Also würde ich einen eigenen Weg suchen müssen, um Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Zuallererst legte ich meine Kutte ab, obwohl ich das nun wirklich nicht gern tat. Sie war ein Teil von mir und meiner Identität, aber besondere Situationen erforderten besondere Maßnahmen. Ich durfte nicht gleich als Mitglied des Devil Agents M.C. erkannt werden, wenn ich auch nur in die Nähe von Dicks Zimmer gelangen wollte. Da ich von Mia wohl keine Auskünfte erhalten würde, musste ich selbst zusehen, wie ich erfuhr, was genau im Knast abgelaufen war.

Kapitel 2

Mia

Erleichtert atmete ich auf, als ich allein ausstieg und Sams Nähe nicht länger ertragen musste. O Mann, dieser Kerl hatte etwas an sich, das mich ganz verrückt machte. Dabei durfte das einfach nicht sein. Immerhin war ich mit Dick verheiratet und Sam war nichts weiter als meine Jugendliebe gewesen. Warum reagierte mein Körper nur so stark auf ihn? Manchmal hatte ich das Gefühl, zwischen uns würde regelrecht eine elektrische Spannung bestehen. Vor allem eben im Auto, als wir zwei auf so engem Raum gesessen hatten. Mir graute es jetzt schon vor der Rückfahrt, denn ich musste nett zu ihm sein. Immerhin war er nicht nur der beste Freund meines Bruders, sondern heute auch meine Rettung, allein wäre ich wahrscheinlich nicht unfallfrei hier angekommen. Er schaffte es spielend, dass ich mich in seiner Gegenwart fühlte, wie ein kleines Mädchen. Und das gefiel mir überhaupt nicht. Der naive Teenager, der mit ihm eine Beziehung geführt hatte, existierte nicht mehr und das war gut so. Trotzdem klopfte mein Herz noch immer schneller, wenn ich nur an ihn dachte und in seiner Gegenwart erst recht. Das war auch der Grund, warum ich ihn normalerweise mied. Er war tabu für mich!

Zum Glück hatte ich nun den Schalter im Eingangsbereich des Krankenhauses erreicht und konnte den Mitarbeiter hinter dem Tisch fragen, wo ich Dick finden konnte. Das würde mich auf andere Gedanken bringen.

»Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen, wo mein Mann liegt? Richard West. Er wurde heute Nacht hier eingeliefert.« So freundlich ich konnte, lächelte ich dem Empfangsmitarbeiter zu. Er begann sofort zu tippen und sah mich wenig später mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Wahrscheinlich hatte er gerade gelesen, wo Dick herkam und Gefängnisinsassen waren hier bestimmt nicht so gern gesehen.

»Können Sie sich ausweisen, Mrs. West?« Schnell kramte ich meinen Führerschein aus der Tasche. Hoffentlich würde der ausreichen, denn im Gegensatz zu meinem Mann hieß ich ja Foster und gar nicht West. Bei der Hochzeit wollte ich seinen Nachnamen nicht annehmen und heute war ich ganz froh darüber, dass die Kinder und ich nicht seinen Namen trugen. Allerdings war es dadurch natürlich schwierig, zu beweisen, dass ich seine Ehefrau und sein Notfallkontakt war. Irgendwo in seinen Papieren stand es bestimmt, nur hatte er die ja nicht bei sich. Ob es vielleicht in seiner Akte vermerkt war?

»Sie heißen aber ganz anders als er. Da muss ich erst nachfragen, ob Sie zu ihm dürfen. Warten Sie bitte dort vorne rechts im Wartebereich. Ich melde mich gleich bei Ihnen.« Der Mann sprach noch immer freundlich mit mir und zeigte mir auch, wo ich hinsollte, aber alles mit sehr viel mehr Distanz in der Stimme. Zumindest bildete ich mir das ein. Dabei war es ja nun nicht so ungewöhnlich, wenn man nicht den Namen des Ehemannes annahm.

Seufzend tat ich das, was er gesagt hatte. Was anderes blieb mir auch gar nicht übrig, da ich noch nicht einmal Auskunft bekam, wo Dick lag.

Gerade als ich im Wartebereich Platz nehmen und nach einer der herumliegenden Zeitschriften greifen wollte, gab es eine außergewöhnliche Unruhe in der Klinik. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, vielleicht einfach ein medizinischer Notfall, denn plötzlich waren schnelle Schritte und laute Rufe zu hören. Obwohl das natürlich irgendetwas völlig anderes sein konnte, hatte ich ganz stark das Gefühl, dass es mit Dick zu tun hatte. Gab es so etwas wie einen siebten Sinn? Ich war mir da nicht so sicher. Die Zeitschrift in meiner Hand wurde völlig uninteressant, ich hielt sie zwar fest, schlug sie aber nicht einmal auf.

Dick und ich hatten ein sehr seltsames Verhältnis zueinander. Eine kurze Zeit war er meine große Liebe gewesen, danach eher eine Belastung für mich. Gäbe es die Kinder nicht, hätte ich der Scheidung schon längst zugestimmt. Aber ich wollte nicht, dass meine drei Kleinen ohne ihren Vater aufwachsen mussten oder noch schlimmer, ohne mich. Denn Dick hatte mir mehr als einmal damit gedroht, dass er mir die Kinder wegnehmen würde, wenn ich versuchen würde, ihn zu verlassen. Im Moment war er zwar derjenige, der die Scheidung anstrebte, aber ich traute ihm nicht. Unsere Ehe war echt verdammt kompliziert. Angeblich liebte er die Kleinen und nur darauf kam es ja eigentlich an. So ganz glaubte ich das nicht, obwohl er ab und zu sogar Windeln gewechselt hatte, allerdings nur, wenn er gerade Lust hatte, doch auch das war bei den Bikern nichts Selbstverständliches. Wie ich nur zu gut wusste. Immerhin war ich mit einem aufgewachsen. Meine Eltern hatten nicht immer das beste Verhältnis zueinander gehabt und sich irgendwann scheiden lassen, aber ich hatte meinen Dad bis zu seinem Tod abgöttisch geliebt. Obwohl ich wusste, dass er nicht nur ein Biker, sondern auch ein Verbrecher war.

Natürlich konnte ich meine Ehe nicht mit der meiner Eltern vergleichen. Während bei ihnen irgendwann aus Liebe Hass geworden war, kam mir die Beziehung zwischen Dick und mir viel komplizierter vor. Es war schwer zu beschreiben, denn einerseits liebte ich den Gedanken an eine intakte Familie mit einem Mann, mit dem ich auch in zwanzig Jahren noch glücklich wäre. Aber es war irgendwie nur die Vorstellung einer glücklichen Familie, nicht wirklich die Realität. Konnte man einen Menschen eigentlich gleichzeitig lieben und hassen?

Seit Dick im Knast saß, vermisste ich ihn genau genommen nicht wirklich. Im Gegenteil, der Alltag ohne ihn war oft sogar einfacher als der mit ihm. Aber durfte ich als Ehefrau so über ihn denken? Vor allem weil ich es ja bisher gewesen war, die sich nicht scheiden lassen wollte?

Zum Glück wurde ich jetzt in meinen Gedanken unterbrochen, als einige Polizisten an mir vorbeirannten. Was war hier los? Aufgeregt stand ich auf und folgte ihnen einfach, ohne zu wissen, warum. Es war sicher nicht besonders intelligent, Polizisten, die sich eindeutig im Einsatz befanden, zu verfolgen. Trotzdem tat ich es. Sie bogen in einen Flur ein, der laut der Beschilderung zur Chirurgie gehörte. Ich rannte ihnen zwar nicht hinterher, verfolgte sie aber langsam. Sie stoppten vor einer Tür, vor der bereits mehrere andere Beamte und auch ein Arzt, den ich an seinem Kittel erkennen konnte, standen. War es das Zimmer, in dem Dick lag? Und wenn ja, was war passiert?

Die Männer diskutierten wild und deuteten in verschiedene Richtungen. Dann rannten die Polizisten dorthin, wohin sie vorher gezeigt hatten. Der Arzt blieb stehen und sah ihnen kopfschüttelnd nach. Konnte ich ihn fragen, was hier los war? Wahrscheinlich besser nicht. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Eine Krankenschwester kam vorbei und musterte mich.

»Entschuldigen Sie, Miss, was haben Sie hier zu suchen?« Darauf hatte ich natürlich keine Antwort.

»Ich glaube, ich habe mich verlaufen. Können Sie mir sagen, wie ich zum Ausgang komme?« Das war echt die dämlichste Ausrede der Welt, denn die großen Exitschilder konnte eigentlich niemand übersehen. Die Schwester musterte mich skeptisch, schüttelte dann aber nur den Kopf und deutete in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war.

»Sie sollten wirklich nicht hier sein, Miss. Es ist ein Gewaltverbrecher entkommen, der als Patient auf dieser Station lag. Verschwinden Sie lieber von hier, bevor Sie noch zur Geisel werden.« Ein Gewaltverbrecher, der entkommen war? Sprach sie etwa von Dick. Der war ja als Mörder verurteilt, obwohl er den Mord nicht begangen hatte – zumindest bestand er darauf. Aber er konnte doch nicht wirklich so dämlich sein, zu versuchen, aus der Klinik zu fliehen. Wo zum Teufel wollte er hin? Im M.C. und zu Hause würden sie ihn ja zuerst suchen. Irgendwie konnte ich es nicht glauben. Trotzdem ging ich wieder Richtung Eingang, wie die Schwester mich angewiesen hatte.

Wenig später kam ich erneut in die Eingangshalle des Krankenhauses und plötzlich stand Sam neben mir und packte mich am Arm.

»Verdammt noch mal, wo warst du die ganze Zeit? Ich habe dich überall gesucht.« Sollte ich es ihm erzählen? Nein, er würde wahrscheinlich ausrasten und dann würden die Menschen auf uns aufmerksam werden.

»Ich wollte zu meinem Mann«, verteidigte ich mich. Dabei hatte er gar keinen Anspruch darauf, dass ich ihm Rechenschaft ablegte. Was bildete er sich bloß ein? Meine Angst und Unsicherheit entluden sich plötzlich in Wut gegen ihn. »Deshalb sind wir nämlich hierhergefahren. Was willst du eigentlich hier? Ich dachte, du wartest draußen im Auto und warum trägst du keine Kutte? Normalerweise ist die bei euch doch wie angewachsen.« Zumindest hatten sowohl mein Vater wie auch Dick ihre nur zum Schlafen und Duschen ausgezogen. Von meinem Bruder kannte ich es ebenfalls nicht anders. Sam hatte ich das letzte Mal mit fünfzehn ohne gesehen. Da hatte er zwar noch keine Patches, aber immer seine Kutte an.

»Pscht«, zischte er mir zu. »Es soll doch niemand wissen, dass ich zum Club gehöre.« In diesem Moment kam der Pförtner an und musterte uns skeptisch. Vor allem an Sam blieb sein Blick länger hängen. Aber ich konnte ihn verstehen, auch ohne Kutte sah der beängstigend aus, wenn man ihn nicht kannte. Über eins neunzig groß, muskulös und stark tätowiert. Wobei man jetzt natürlich nicht so viel davon sah.

»Mrs. Foster? Könnten Sie bitte mitkommen?« Hatte ich mich doch geirrt und er wollte mich zu meinem Mann bringen? Obwohl er mich dann wahrscheinlich nicht bitten würde, ihm zu folgen, sondern mir einfach nur den Weg erklären würde. Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, steigerte sich immer mehr. Trotzdem ließ ich Sam stehen und folgte dem Mann.

Zu meiner Überraschung brachte er mich nicht zu einem Krankenzimmer, sondern zu einem Büro. Dort erwarteten mich bereits zwei Polizisten, als ich ankam. Also war es wohl doch Dick, der geflohen war und sie wollten mich jetzt verhören. Sollten sie ruhig. Schließlich hatte ich nichts zu verbergen. Zum Glück war Sam uns nicht hierher gefolgt. Irgendwie hoffte ich, dass die Beamten ihn in Ruhe ließen.

»Mrs. Foster?«, fragte nun einer der Polizisten. Wie oft ich heute wohl noch gefragt wurde, ob ich wirklich ich war?

»Ja. Was ist los? Ich möchte doch nur meinen Mann besuchen, der heute Morgen oder Nacht – so genau weiß ich das gar nicht – hier eingeliefert wurde. Ist etwas mit ihm?« Das Zittern in meiner Stimme war echt. Denn ich hatte tatsächlich Angst vor dem, was sie mir jetzt sagen würden und vor den Konsequenzen, die es nach sich ziehen würde.

Sam

Unruhig lief ich auf und ab und überlegte, was ich nun tun sollte. Am liebsten wäre ich Mia gleich hinterhergerannt und hätte sie ganz schnell von hier weggebracht. Aber natürlich konnte ich das nicht tun. Gegen einen der überall herumstehenden Blumentöpfe treten, würde mich auch nur kurzfristig auf andere Gedanken bringen, mir aber dafür Ärger einhandeln. Deshalb riss ich mich zusammen. Irgendwie musste ich das Bedürfnis, Mia zu beschützen oder etwas zu zerstören, unterdrücken. Sie konnten ihr ja nichts anhängen, denn sie hatte ja nichts mit Dicks Flucht zu tun.

Wo war dieser Mistkerl eigentlich hin? Und wer waren seine Komplizen? So etwas musste ja vorher genau durchgeplant werden. Wie hatte er es überhaupt geschafft, aus dem Zimmer zu kommen, und das, ohne von den Polizisten aufgehalten zu werden? Wir befanden uns in einem Teil des Krankenhauses, dessen Fenster alle vergittert waren und über den Flur war er bestimmt nicht entkommen. Statt also Mia zu folgen und mich in Schwierigkeiten zu bringen, beschloss ich mich unauffällig umzusehen. Rund um die Klinik waren so viele Menschen unterwegs, dass ich nicht so schnell auffallen würde, zumal ich ja meine Kutte nicht trug. Ich wusste nicht genau, in welchem Zimmer er gelegen hatte, da die Polizisten inzwischen überall herumliefen, aber die Station konnte ich eingrenzen. Zuerst beschloss ich, draußen nachzusehen. Ich verließ das Krankenhaus durch den Haupteingang und ging um das Gebäude herum, um die Station zu suchen, auf der er gelegen hatte. Zum Glück hatte ich einen ziemlich guten Orientierungssinn, denn das Klinikgebäude war riesengroß. Und überall gab es Türen, kleine Höfe mit Bänken oder sogar parkähnliche Anlagen, die zum Verweilen einluden. Allerdings fiel es mir leichter als gedacht, das Zimmer, aus dem Dick ausgebrochen sein musste, auszumachen. Dort klaffte nämlich ein riesiges Loch in der Wand des Krankenhauses. Polizisten waren damit beschäftigt, alles abzusperren. Es herrschte ein ganz schönes Chaos, da sich eine Traube von Schaulustigen gebildet hatte, die sich nur schwer von den Beamten vertreiben ließen.

Irgendjemand musste mit einem großen Fahrzeug das Gitter aus der Wand gerissen und das Fenster zerstört haben. Also war diese ganze Geschichte eingefädelt gewesen. War er nur deshalb im Knast zusammengeschlagen worden, um diese Chance zur Flucht zu nutzen? Auf jeden Fall musste ich das nachher alles im Club erzählen, denn irgendetwas ging nicht mit rechten Dingen zu. Die Devil Agents hatten eindeutig nichts mit dieser Sache zu tun, sonst hätte ich darüber Bescheid gewusst. Doch wer war es dann? Mit wem hatte Dick sich zusammengetan?

Steckten vielleicht die Verräter aus Nevada dahinter, von denen wir noch immer keine Spur gefunden hatten? Der Präsident dort hatte ja angedeutet, dass die Typen vor dem Staatsgefängnis in San Diego gesehen worden waren. Aber Dick ein Judas? Okay. Er war manchmal ein Arschloch und garantiert kein guter Ehemann für Mia, trotzdem würde er doch nicht so weit gehen, uns alle zu verraten, oder? Wir kannten uns, seitdem wir Teenager waren. Damals hingen wir beide immer im oder vor dem Club herum, genau wie Blue, Mia und noch ein paar andere. Wir waren alle in einem Alter und die meisten von uns hatte man wirklich in den Club aufgenommen, als wir alt genug waren, ein Motorrad zu fahren. Zuerst als Prospect und später Vollmember. Doch jetzt war nicht die Zeit, um an die Vergangenheit zu denken. Schließlich hatte ich etwas zu tun.

Um die Polizisten, die versuchten, die Schaulustigen zurückzudrängen, nicht auf mich aufmerksam zu machen und weil ich hier sowieso nichts tun konnte, ging ich zurück zu Mias Wagen und setzte mich hinein. Ihr schrieb ich eine Nachricht, dass ich im Auto auf sie warten würde. Dann zog ich schnell meine Kutte wieder an, bevor ich im Club anrief. Ich musste meinem Vater mitteilen, was hier passiert war und es wäre mir falsch vorgekommen, ohne sie mit ihm zu sprechen.

»Was ist los?«, meldete der Pres sich sofort, als ich ihn anrief. Er klang fast so, als hätte ich ihn gerade geweckt. Dabei war es inzwischen nach neun und er müsste eigentlich auf der Baustelle sein. Er arbeitete zwar nicht oft in der Baufirma mit, die wir betrieben, um unsere Gelder zu waschen, aber wir hatten einen Auftrag, der nicht warten konnte und deshalb hatte er sich freiwillig gemeldet. Zumal ich jetzt auch ausfiel und Blue wahrscheinlich ebenfalls nicht mitarbeiten konnte, wenn er Mias Kinder hütete. Mein Kumpel als Babysitter, da musste ich fast lachen. Irgendwie passte diese Rolle so überhaupt nicht zu ihm.

»Guten Morgen, Pres. Ich bin es, Sam. Weißt du, warum ich heute nicht da bin?« Er knurrte zustimmend.

»Was ist mit Dick los? Ist er schwer verletzt? Wer steckt hinter der Sache?« Tja, das waren gute Fragen, auf die ich allerdings keine Antwort wusste.

»Es gibt Neuigkeiten, aber ziemlich miese. Dick selbst habe ich nicht gesehen oder gesprochen und Mia auch nicht. Er ist aus dem Krankenhaus getürmt, bevor wir ihn erreichen konnten.« Mein Vater fluchte.

»Wie hat der Arsch das denn geschafft? Gibt es eine Spur von ihm? Er bringt uns noch alle in Schwierigkeiten.« Das befürchtete ich auch, aber noch viel schlimmer als mein Vater ahnte.

»Er muss Hilfe gehabt haben, denn das Gitter vorm Fenster wurde von außen mit einem Fahrzeug, wie ich annehme, herausgerissen. Jetzt ist jedenfalls ein riesiges Loch in der Wand und Unmengen Schutt liegt davor. Weder von ihm noch von diesem Gefährt ist irgendwo eine Spur zu finden. Wobei ich mich auch nicht weiter umsehen konnte, weil die Polizisten alles absperren und versuchen, die Schaulustigen zu vertreiben. Mia wurde aufgefordert, mitzukommen. Ich nehme an, sie wird gerade verhört.«

»Fuck! Wie konnte das nur passieren? Halt dich bloß bedeckt, nicht, dass noch ein Verdacht auf den Club fällt.« Ich war doch nicht bekloppt.

»Keine Angst. Im Moment sitze ich ganz brav in Mias Auto und warte darauf, dass ich etwas von ihr höre. Wenn ich mit Kutte herumlaufe, mache ich mich nur verdächtig. Zum Glück war ich vorhin ohne im Krankenhaus, da ich eigentlich vorgehabt hatte, irgendwie in sein Zimmer zu gelangen. Wir waren nur ein paar Minuten zu spät, wären wir nur eher hier gewesen, hätte ich ihn vielleicht aufhalten können.« Oder erst recht in Verdacht geraten.

»Fuck! Fuck! Fuck!« Durch das Telefon konnte ich genau hören, wie mein Vater begann auf- und abzulaufen. Die schweren Schritte kannte ich nur zu gut. »Warte auf Mia, beobachte alles vom Auto aus und sobald sie raus ist, kommst du sofort hierher und erstattest Bericht. Wir müssen unbedingt herausfinden, wer Dick geholfen hat. Ob er freiwillig, mit wem auch immer, mitgegangen ist, oder ob sie ihn vielleicht sogar entführt haben. Diese Möglichkeit dürfen wir nicht außer Acht lassen.« Daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht. Ich hatte so einen Widerwillen gegen ihn, dass ich ihn sofort verdächtigt hatte. Aber natürlich, es könnte auch sein, dass er gar nicht fliehen wollte, sondern dazu gezwungen wurde. Mia wäre das bestimmt am liebsten, oder? Irgendwie konnte ich überhaupt nicht einschätzen, wie die Beziehung der beiden ablief. Seit sie geheiratet hatten, war der Kontakt zwischen ihr und mir so gut wie eingeschlafen. Im Club war ich Dick immer möglichst aus dem Weg gegangen, da ich seine Aufschneiderei nicht leiden konnte und außerdem jedes Mal stinksauer wurde, wenn ich mitbekam, wie er Mia betrog. Und das tat er ständig. Keine Ahnung, ob sie davon wusste. Aber ich würde nicht derjenige sein, der sie aufklärte.

Eigentlich galten wir im Club als Familie und die meisten sah ich auch so an, bloß war Dick in diesem Fall für mich irgendwie der Cousin oder so, den ich nicht leiden konnte. Solche Leute gab es ja in jeder Verwandtschaft. Das lag garantiert nicht nur daran, dass er mit der Frau zusammen war, die ich haben wollte.

Die beiden waren, kurz nachdem ich es mit Mia versaut hatte, zusammengekommen und hatten sehr früh geheiratet, da sie schwanger von ihm gewesen war. Manchmal fragte ich mich, ob er sie nur geehelicht hatte, um mir eins auszuwischen. Zwischen uns hatte schon immer eine Rivalität geherrscht. Denn er neidete mir mein Ansehen im Club und deutete oft an, dass ich bevorzugt werden würde, weil mein Vater der Präsident war. Was gar nicht stimmte.

Das Warten fiel mir verdammt schwer, was machten sie nur so lange mit Mia da drinnen? Es juckte mich natürlich in den Fingern, mich weiter umzusehen. Aber ich tat es nicht, stattdessen behielt ich nur alles im Auge, was auf dem Parkplatz vor sich ging. Inzwischen wurde jeder, der in dieses Krankenhaus hineinging oder herauskam, von den Polizisten genau beobachtet. Ein Einsatzfahrzeug nach dem anderen fuhr vor und nach einiger Zeit wieder weg.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam Mia heraus und lief direkt auf das Auto zu. Sie sah ziemlich aufgelöst und völlig fertig aus. Aber das war kein Wunder. Wahrscheinlich hatten die Polizisten sie ganz schön in die Mangel genommen, obwohl sie ja gar nichts wissen konnte. Wie gut, dass wir nicht eher hier angekommen waren, sonst wäre sie noch verdächtiger gewesen. Trotzdem kochte in mir die Wut hoch, dass sie ihr das angetan hatten. Befehl vom Pres hin oder her. Statt direkt zurückzufahren, würde ich für sie da sein und versuchen, sie etwas abzulenken.

Mia

Noch nie war ich so froh gewesen, Sam zu sehen, wie in diesem Augenblick. Am liebsten wäre ich ihm einfach um den Hals gefallen, aber ich unterdrückte den Impuls und ging langsam auf ihn zu. Eine gefühlte Ewigkeit hatten die Polizisten mich festgehalten und mir immer und immer wieder dieselben Fragen stellte. Wo Dick sein könnte? Wann wir das letzte Mal Kontakt hatten? Ob ich wusste, wer ihm geholfen haben könnte? Ob der Devil Agents M.C. etwas damit zu tun hatte? Dabei hatte ich wirklich überhaupt keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte, nur dass der Club unschuldig war, wusste ich genau. Das hatte ich den Beamten auch immer wieder gesagt. Ebenso, dass ich seit Monaten nicht mit meinem Mann gesprochen hatte, da er keinen Besuch von mir wollte und die Scheidung eingereicht hatte. Zum Glück konnte dies ein Anruf im Gefängnis klären, der meine Aussage zumindest in diesem Punkt bestätigte. Trotzdem hatte mir die eine Beamtin zum Abschied gesagt, dass ich mich bereithalten sollte, noch einmal aufs Revier zu kommen, um dort erneut auszusagen. Und dass sie jederzeit auf mich zurückkommen würden, wenn sie weitere Fragen hätten. Das war so ätzend. Nur weil ich im Umfeld eines Motorradclubs lebte, war ich doch nicht automatisch verdächtig. Aber das sahen die anscheinend anders. Mich machte diese Vorverurteilung so wütend.

Sam war ausgestiegen, als ich auf den Wagen zukam und zog mich jetzt einfach wortlos in seine Arme. Ich musste wohl völlig fertig aussehen, denn sonst vermied er jeden Körperkontakt zu mir und ich zu ihm.

»Wollen wir nach Hause fahren?«, fragte er mich und schob mich ein Stück von sich weg. Dabei hätte ich mich am liebsten an ihn geklammert und ihn nie wieder losgelassen. Was war nur mit mir los? Sam war tabu! Ich durfte nicht auf ihn reagieren.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, den Besuch in San Diego mit ein paar Einkäufen für die Kinder zu verbinden. Schließlich war bald Weihnachten und durch den ganzen Stress in letzter Zeit fehlten mir immer noch ein paar Geschenke. In Lakeside gab es nicht alles und ich sah mir Sachen auch lieber real an, als sie im Internet zu bestellen. Aber jetzt fehlte mir wirklich die Kraft für eine Shoppingtour. Ich wollte nur noch nach Hause, mich am liebsten in meinem Bett verkriechen.

»Ja, bring mich schnell weg von hier. Auf Shopping habe ich jetzt echt keinen Bock mehr und ein Fahrrad für Junior werde ich auch noch die Tage irgendwo bekommen.« Sam warf mir einen seltsamen Blick zu. Aber ich ignorierte ihn und stieg in den Wagen. Dort ließ ich meinen Kopf gegen die Rückenlehne sinken und schloss die Augen. Es war nicht einmal Mittag und ich fühlte mich schon völlig erschlagen.

»Wir können auch erst mal Kaffeetrinken gehen und du erholst dich ein bisschen, dann kümmern wir uns um die Geschenke. Weihnachten ist ja schließlich nicht mehr so lange hin.« Obwohl Kaffee herrlich klang, schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nur noch nach Hause und meine Kinder in den Arm nehmen. Oder mich halt ins Bett verkrümeln und die Decke über den Kopf ziehen, bis ich sie aus der Schule abholen musste, denn um diese Uhrzeit waren sie gar nicht mehr da. Zumindest hoffte ich, dass Blue sie dorthin gebracht hatte. Mein Bruder hatte ja noch nie allein auf die Kinder aufgepasst.

Sam schüttelte den Kopf und fuhr los. Gott sei Dank versuchte er gar nicht erst, ein Gespräch mit mir zu führen. Dazu wäre ich im Moment einfach nicht in der Lage gewesen. Mir graute es jetzt schon davor, Blue und vermutlich auch dem Präsidenten der Devil Agents nachher alles erzählen zu müssen.

Natürlich mussten die Leute im Club Bescheid wissen, was hier passiert war. Immerhin war Dick offiziell immer noch ein Member und das wusste die Polizei auch. Wahrscheinlich würde sie auf den Club zurückkommen, denn obwohl sie nichts mit der Flucht zu tun hatten, waren sie sicher die ersten Verdächtigen. Mich regte das total auf, immer bekam der Club an allem die Schuld. Na ja, ich selbst hatte es bis vor kurzem ja auch nicht viel anders gemacht. Ich hatte sogar den Kontakt zu meinem Bruder abgebrochen, weil ich nichts mit dem Club zu tun haben wollte. Dabei waren es die Menschen, die jetzt für mich da waren.

Als ich mein Handy aus der Tasche zog und wieder einschaltete, zeigte sich das erneut. Dort fand ich nämlich nicht nur eine Nachricht von Rahel, die fragte, wie es mir ging. Sondern jeweils auch eine von meinem Bruder, vom Clubpräsidenten, vom Vize und alle boten mir ihre Hilfe an.

»Wissen sie im Club schon über alles Bescheid? Dein Vater hat mir geschrieben«, eröffnete ich jetzt doch ein Gespräch. Sam nickte und fuhr auf den Parkplatz eines Schnellrestaurants. Ich hatte doch gesagt, dass ich keinen Kaffee wollte.

»Ich möchte nach Hause, Sam. Können wir bitte durchfahren? Es ist nur eine halbe Stunde bis Lakeside.«

Doch das interessierte Sam nicht. Er stieg einfach aus, ging um den Wagen herum und öffnete meine Tür.

»Stell dich nicht so an, Mia. Ein Kaffee und eine kleine Erholungspause werden dir guttun, bevor dich zuhause alle ausquetschen.« Er hielt mir die Hand hin, um mir aus dem Wagen zu helfen. Bei einem Biker wie ihm sah das ein wenig seltsam aus, Dick hatte so etwas nie für mich getan. Nicht mal in der Zeit, in der ich ihm noch wichtig gewesen war. Schließlich waren Biker harte Kerle und keine Gentlemen. Mit einem tiefen Seufzer ergriff ich dann doch Sams Hand und ließ mich von ihm aus dem Wagen ziehen, nur um den Gedanken an Dick zu verdrängen.

Kurz darauf saßen wir an einem Tisch, der etwas verborgen in einer Nische des Lokals stand. Sam hatte mir gegenüber Platz genommen und beschäftigte sich ausführlich mit der Frühstückskarte, die auf dem Tisch lag. Fast bekam ich ein schlechtes Gewissen, schließlich hatte Blue ihn heute Morgen aus dem Bett geklingelt und er hatte wahrscheinlich noch nicht mal gefrühstückt. Okay, das hatte ich auch nicht. Aber Hunger verspürte ich sowieso nicht. Die Aufregung war mir auf den Magen geschlagen.

»Was hältst du von Rührei und Speck? Oder möchtest du lieber etwas anderes, die machen hier auch richtig geile Pancakes.« Er schien schon öfter hier gegessen zu haben. Dabei arbeiteten sie doch gar nicht in dieser Richtung, oder? Obwohl ich in direkter Nachbarschaft des Clubs aufgewachsen war, wusste ich sehr wenig über die Clubangelegenheiten. Sie betrieben die Baufirma, ein paar Bordelle und handelten mit allem Möglichen. Doch was genau, hatte ich nie erfahren. Dabei war bereits mein Vater Mitglied des Clubs gewesen, ebenso wie mein Mann und mein Bruder jetzt. Frauen wurden meistens aus allem herausgehalten, das hat mich schon oft genervt, aber ich hatte es akzeptiert. Meine Mutter hatte mir immer wieder gesagt, dass ich einen Fehler machte, mich mit einem Biker einzulassen, eben weil genau das passieren würde. Damals wollte ich nicht auf sie hören und nun würde ich einen Teufel tun, ihr zu sagen, dass sie recht gehabt hatte. Unser Verhältnis war nicht das beste, obwohl sie nun versuchte, mich und die Kinder zu sich nach Florida zu holen. Doch so nervig manchmal alles war und mich oft auch ankotzte, wollte ich trotzdem nicht weg aus Kalifornien. An Florida reizte mich so gar nichts, hier war es schon heiß genug, aber da diese Schwüle? Nee, das musste ich wirklich nicht haben.

Sam

Mia saß mir gegenüber, doch genauso gut könnte sie auch kilometerweit weg sein.

---ENDE DER LESEPROBE---