Sämtliche Werke in zwanzig Bänden - Robert Walser - E-Book

Sämtliche Werke in zwanzig Bänden E-Book

Robert Walser

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Beschreibung

Jakob von Gunten ist der Entwicklungsroman einer verhinderten Entwicklung. Das, was Jakob für das Leben ausrüsten soll, entzieht ihn dem Leben. Das Prinzip Hoffnungslosigkeit ist das Prinzip dieses Erziehungsromans…Hier stimmt zum erstenmal einer der Gegenwart zu, wie sie ist: und wir erkennen so scharf wie noch nie, wie furchtbar sie ist. Martin Walser

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Seitenzahl: 245

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Jakob von Gunten, 1908 in Berlin geschrieben und 1909 erstmals erschienen, ist der dritte, der meistdiskutierte und avantgardistischste Roman Robert Walsers. Drei Jahre zuvor hatte der Autor eine Dienerschule besucht, deren eigentümliches Milieu er auf das im Roman dargestellte Knabeninstitut Benjamenta übertrug. Dieses Tagebuch eines Internatszöglings war Walser, wie er seinem Freund Carl Seelig mitteilte, das liebste seiner Bücher.

»Jakob von Gunten ist eines unter mehreren erzählerischen Werken, die zu ihrer Zeit die Welt der deutschsprachigen Dichtung verändert haben. Dieses Buch gleicht keinem anderen europäischen Roman, und es gleicht keinem anderen Werk europäischer Literatur … Man könnte Jakob von Gunten ein analytisches dichterisches Selbstgespräch nennen. Das klingt, zugegebenermaßen, sehr gewaltig. In Wirklichkeit ist das Buch eher etwas wie ein Capriccio für Harfe, Flöte und Trommeln«, schrieb Christopher Middleton, der den Roman ins Englische übersetzte, und Franz Kafka urteilte schlicht: »Ein gutes Buch.«

»Jakob von Gunten wird mein Guerilla-Handbuch im Dschungel der Dichtung werden«. Gertrud Leutenegger

Robert Walser, 1878 in Biel in der Schweiz geboren, lebte als junger Dichter und Bürogehilfe in Zürich und anderen Städten der Schweiz, dann als freier Schriftsteller in Berlin. 1913 kehrte er in die Schweiz zurück. Er starb 1956, nach Jahrzehnten stiller Zurückgezogenheit als Patient der Psychiatrischen Anstalt in Herisau.

Robert Walser

Jakob von Gunten

Ein Tagebuch

Suhrkamp

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2016

Der vorliegende Text folgt der 18. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 1111

(Elfter Band der Sämtlichen Werke in Einzelausgaben, herausgegeben von Jochen Greven).

Alle Rechte vorbehalten

Mit Genehmigung der Inhaberin der Rechte, der Carl Seelig-Stiftung, Zürich

© dieser Ausgabe Suhrkamp Verlag Zürich 1978 und 1985

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie

der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Umschlagabbildung: Félix Vallotton. Die Eure bei Pacy-sur-Eure (Ausschnitt), 1924

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-74548-9

www.suhrkamp.de

Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkräften, und wir Knaben vom Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, das heißt, wir werden alle etwas sehr Kleines und Untergeordnetes im späteren Leben sein. Der Unterricht, den wir genießen, besteht hauptsächlich darin, uns Geduld und Gehorsam einzuprägen, zwei Eigenschaften, die wenig oder gar keinen Erfolg versprechen. Innere Erfolge, ja. Doch was hat man von solchen? Geben einem innere Errungenschaften zu essen? Ich möchte gern reich sein, in Droschken fahren und Gelder verschwenden. Ich habe mit Kraus, meinem Schulkameraden, darüber gesprochen, doch er hat nur verächtlich die Achsel gezuckt und mich nicht eines einzigen Wortes gewürdigt. Kraus besitzt Grundsätze, er sitzt fest im Sattel, er reitet auf der Zufriedenheit, und das ist ein Gaul, den Personen, die galoppieren wollen, nicht besteigen mögen. Seit ich hier im Institut Benjamenta bin, habe ich es bereits fertiggebracht, mir zum Rätsel zu werden. Auch mich hat eine ganz merkwürdige, vorher nie gekannte Zufriedenheit angesteckt. Ich gehorche leidlich gut, nicht so gut wie Kraus, der es meisterlich versteht, den Befehlen Hals über Kopf dienstfertig entgegenzustürzen. In einem Punkt gleichen wir Schüler, Kraus, Schacht, Schilinski, Fuchs, der lange Peter, ich usw., uns alle, nämlich in der vollkommenen Armut und Abhängigkeit. Klein sind wir, klein bis hinunter zur Nichtswürdigkeit. Wer eine Mark Taschengeld hat, wird als ein bevorzugter Prinz angesehen. Wer, wie ich, Zigaretten raucht, der erregt ob der Verschwendung, die er treibt, Besorgnis. Wir tragen Uniformen. Nun, dieses Uniformtragen erniedrigt und erhebt uns gleichzeitig. Wir sehen wie unfreie Leute aus, und das ist möglicherweise eine Schmach, aber wir sehen auch hübsch darin aus, und das entfernt uns von der tiefen Schande derjenigen Menschen, die in höchsteigenen, aber zerrissenen und schmutzigen Kleidern dahergehen. Mir zum Beispiel ist das Tragen der Uniform sehr angenehm, weil ich nie recht wußte, was ich anziehen sollte. Aber auch in dieser Beziehung bin ich mir vorläufig noch ein Rätsel. Vielleicht steckt ein ganz, ganz gemeiner Mensch in mir. Vielleicht aber besitze ich aristokratische Adern. Ich weiß es nicht. Aber das Eine weiß ich bestimmt: Ich werde eine reizende, kugelrunde Null im späteren Leben sein. Ich werde als alter Mann junge, selbstbewußte, schlecht erzogene Grobiane bedienen müssen, oder ich werde betteln, oder ich werde zugrunde gehen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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