Schafe mähen nicht nur Gras - Wolfgang Pein - E-Book

Schafe mähen nicht nur Gras E-Book

Wolfgang Pein

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Beschreibung

Als Irland- und Schottland-Fan hat Wolfgang Pein schon reichlich Kurzgeschichten über seine Schafe "Bunglass" und "McGregor" geschrieben ( ca. 65 ). Jetzt ist sein erster richtiger "Roman" fertig. Seine Schafe reisen darin über Schottland, Irland nach Deutschland, wo sie einige Zeit bei einer deutschen Gastfamilie im schönen Münsterland leben, die deutsche Sprache verstehend und aufrecht gehend. Alles könnte so schön sein, würde McGregor nicht von der NSA (National-Sheep-Attack), der Vereinigung der britischen Metzger verfolgt, die ihn auf ihrer Fahndungsliste haben. Bunglass und die menschlichen Freunde unternehmen alles, um McGregor zu beschützen. Schließlich will der eines Tages seine Familie wiedersehen, die in die oberen schottischen Highlands geflüchtet ist. Ob und wie dies gelingt und wie Bunglass "Vater" wird, sind Highlights in diesem Roman.

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Bunglass und McGregor

Inhalt

Da sind wir also alle!

Und jetzt war es wieder einmal soweit!

immer noch in Glencolumbkille - an einem Sonntag - Mitte November - Null bis 24.oo Uhr

Glencolumbkille - Montag -der nächste Tag – Null Uhr bis 24.oo Uhr

- in Glencolumbkille/Irland, Mitte April -

- zur gleichen Zeit in Deutschland –

- Glencolumbkille / Irland, Mitte April -

-Glencolumbkille / Irland-

Glencolumbkille / Irland

Glencolumbkille / Irland

Glencolumbkille / Irland - Ende Juni – zwei Monate nach der Geburt

in Donegal / Irland

Die vorseitige Karte zeigt

Schlussbemerkung / Hinweis:

Da sind wir also alle!

Aber Moment mal, wer sind denn wir alle?

Nun, da sind zu allererst die Hauptpersonen in diesem Buch. Und die Hauptpersonen sind Schafe. Genauer gesagt, eines ist ein irisches Schaf, ein irisches Schaf aus dem Nordwesten von Irland – ein Schaf von den Weidegründen des kleinen Ortes „Glencolumbkille“. Dieser Ort ist real, ich war auch schon da. Und ich muss es wissen, denn ich bin der Autor und kenne alle Mitwirkenden in diesem Buch persönlich.

Das Schaf dort heißt „Bunglass“. Wenn Bunglass nicht gerade das herrliche salzige Gras frisst, das an der Atlantikküste besonders schmackhaft ist, dass du keinen Gewürzhändler mehr aus dem Orient brauchst, dann arbeitet er im dortigen Heritage-Center in Glencolumbkille. Dort kann der Mensch erfahren, wie das frühere Leben sich so in Irland abgespielt hat. Und da natürlich auch immer Tiere mit dazu gehörten, die früher ja auch im selben Hause lebten, so gibt es eben auch die passende Schaf-Herde dazu. Und dazu gehört auch Bunglass.

Bitte schließen sie daher doch einmal alle für einige Augenblicke die Augen und stellen sich eine Schafherde in Irland vor.

Sicher sehen auch sie, wie Bunglass mit seinen Freunden friedlich auf der Weide das wohlschmeckende Gras genießt.

In Irland soll es 40 verschiedene Grüntöne geben, was durchaus stimmen kann.

Auch wenn Bunglass ein Schaf ist, von Natur aus viel wärmende Wolle besitzt, können Winter oben links in Irland doch recht rau, stürmisch und kalt sein.

Bunglass hatte mehr als einmal zu lange in den kalten und feuchten Gräsern seiner Weide gelegen und sich dabei einen nicht mehr zu reparierenden Kälteschock zugezogen. Von da an konnte es ihm nämlich einfach nicht mehr warm genug sein. Da kann dann auch ein warmer Pullover überhaupt nicht schaden, den sich Bunglass von den Aran-Inseln mitgebracht hat, als er dort eine befreundete Schafherde besuchte.

Diese Pullover gelten als besonders wetterfest. Natürlich trägt Bunglass – wie jeder irische Mann auch – seine „Paddy-Mütze“. Diese hat er aber erst in Deutschland bekommen. Eine gute Freundin seiner dortigen Gastfamilie im schönen Münsterland hat sie ihm zur Begrüßung angefertigt und geschenkt. Auf seinem Pullover prangt ein Kleeblatt, in Irland wahrhaftig ein großes Symbol.

Das Kleeblatt bekam Bunglass in Deutschland von seiner Gastmutter Helga auf seinen Pullover gestickt. Auf seine Mütze und seinen aufgewerteten Pullover ist Bunglass sehr stolz.

Bunglass hat viele Freunde in Irland, mit denen er ab und zu den übrig gebliebenen Inhalt von Guinness-Gläsern aus dem Restaurant des dortigen Heritage-Centers vollständig leert.

Das kann natürlich nur passieren, wenn wieder einmal Touristen da waren, denn ein Ire würde nur ein leeres Guinness-Glas hinterlassen. Manchmal kommt fast ein volles „Pint of Guinness“ zusammen, was in etwa etwas mehr als einen halben Liter ausmacht.

Da werden nach dem Genuss schon mal ziemlich alte Schaf - Lieder am abendlichen Lagerfeuer gesungen. Dies habe ich auch schon einmal erlebt, aber da die Schafe „auf gälisch“ gesungen hatten, war für mich das überhaupt nicht zu verstehen. Nur habe ich mich sehr gewundert, dass Schafe auch noch andere seltsame Laute heraus bringen, als ihr bekanntes „Määhh, määhh, määhh“. Nachdem ich Bunglass mit der Zeit näher kennen gelernt habe und er mir auch Texte der Lieder übersetzt hat, bin ich ein absoluter Fan der keltischen Musik geworden.

Der beste Freund von Bunglass ist McGregor. Der kommt aus Schottland und ist – wie Bunglass – auch ein ganz besonderes Schaf. McGregor trägt einen Kilt – und natürlich alles, was dazu gehört.

Wir werden noch ausführlich hören, wie diese beiden Schafe zueinander fanden. Was beide Schafe noch vereint – sie beherrschen die menschliche Sprache und können auf ihren Hinterhufen gehen.

Und d a sind auch sie, lieber Leser und liebe Leserin, denn sie sind jetzt hier, sonst könnten sie dies ja auch gar nicht lesen. Als Autor - in Irland, Schottland und hier im Buch werde ich „Wuulfgeng“ genannt - habe ich natürlich meine erlebten Fingerabdrücke hinterlassen, auch wenn dies im Zeitalter des Laptops so nicht mehr genau wörtlich zu nehmen ist.

… viel Spaß mit meinen Schafen !

Und jetzt war es wieder einmal soweit!

Glencolumbkille / Irland / 20.35 Uhr - an einem Samstag - Mitte November -

Das Lagerfeuer brannte, die Wellen des Atlantischen Ozeans spülten unentwegt feinen Sand an den Strand von Glencolumbkille, den sich die vorherigen Wellenkollegen von dort gerade erst geholt hatten. Die ersten stimmungsvollen Lieder stimmten die ältesten Schafe an, denen es immer vorbehalten bleibt, einen besonderen Abend zu eröffnen. Dass dies ein ganz besonderer Abend war, das merkte auch das jüngste Lamm, das erst dieses Jahr geboren wurde.

Nach und nach stimmten alle Schafe, die textsicher waren, mit ein in ein altes gälisches Lied, das von Auswanderern handelt, die irgendwann einmal in ihre Heimat Irland zurück gekehrt waren. Die Stimmung stieg und stieg und war heute besonders gut, denn -Bunglass besuchte seine heimatliche Herde.

Er hatte mit seinem schottischen Schaf - Freund McGregor einige Zeit bei seiner Gastfamilie ( bei Helga, Wuulfgeng und Kater Moritz ) in Deutschland gelebt.

Und McGregor, der zusammen mit Bunglass zum Besuch nach Glencolumbkille gekommen war, spendierte einen Single Malt Whisky aus Schottland. Die Schafe von Glencolumbkille hatten – wie bereits geschildert – Guinness gesammelt, eine Mischung also, die insgesamt recht vielversprechend zum Willkommen - Fest für Bunglass ist.

Die Stimmung loderte auch bald viel höher, als das Lagerfeuer sich gen Himmel reckte. Die Spannung knisterte schon lauter, wie es das brennende Holz vermochte. Die Köpfe der vielen Schafe hatten schon eine etwas andere Farbe angenommen, als dies allgemein ansonsten üblich ist. Selbst die „Kleinen“ hatten sich heimlich einen genehmigt - war ja auch ein besonderer Tag!

Die Schafe von Glencolumbkille hatten inzwischen schon so viel von Bunglass gehört, dass sie einige der Geschichten nun unbedingt persönlich aus seinem Munde hören wollten.

Und der Chef der Schafherde sprach:

„Bunglass, du lieber heimgekehrter Sohn unserer Herde, erzähl uns doch bitte, was du erlebt hast, seitdem du uns verlassen hast, um auch einmal „weit über den Zaun zu sehen“.

Aus erstem Huf, besser gesagt aus eigenem Munde, da hört man dann doch eher die ganze Wahrheit.“

Bunglass erhob sich und rückte seine Mütze zurecht. Alle wussten, dass es nun eine lange Nacht werden würde.

„Liebe Freunde“, sprach Bunglass: „Wenn es in der Heimat schön ist und viele Freunde auf einen warten, dann kommt man eben auch gerne immer wieder zurück. Eigentlich bin ich wegen jedem von euch hier, denn ihr alle seid meine Heimat.“

Die Schafe spendeten einen langen Applaus, und nicht wenige von ihnen hatten jetzt schon Tränen in den Augen.

Bunglass zupfte etwas verlegen erneut an seiner Mütze und fuhr fort: „Es fiel mir damals ja schon sehr schwer, von euch weg zu gehen. Aber ich wollte als junger und ungestümer Bursche doch unbedingt beweisen, dass Schafe nicht dumm sind, wie es bei den Menschen heißt. Wir kauen eben nicht nur Gras. Und ihr werdet von mir hören, dass mir das wohl auch sehr gut gelungen ist. Das habt ihr ja auch schon vereinzelt gehört. Schließlich sind ja auch schon Geschichten über McGregor und mich geschrieben worden.“

„Geschichten, Geschichten!“ riefen einige ungeduldige Lämmer, die wussten, dass sie nicht so lange wie die erwachsenen Schafe aufleiben durften.

„Ist ja schon gut, ich komme schon noch zur Sache“, sagte Bunglass. „Zuerst möchte ich euch aber noch meinen Freund McGregor vorstellen.“

„Vorstellen, vorstellen!“ riefen wieder die übermütigen Lämmer.

Ein Blick vom Schaf – Chef wies diese aber in ihre Schranken, obwohl auch dieser selbst, was er ja niemals zugeben würde, schon ungeduldig war, die abenteuerlichen Geschichten von Bunglass selbst aus dessen Munde zu hören.

Bunglass begann erneut: „Wie ihr schon wisst, ist McGregor ein schottisches Schaf. Ich werde euch noch ganz genau erzählen, wie ich ihn kennen gelernt habe. Das wird für euch sicher spannend, denn das alles war nicht ganz ungefährlich.“

„Määhh, määhh, määhh“, blökten nun die Lämmer etwas ängstlich im Chor.

Sie meinten: „Sorry, aber dies sind einfach nur Ausbrüche unserer Begeisterung und Erwartung in unserer Muttersprache und keine ungezogene Unterbrechung - wie im Englischen Parlament - wie wir es vor kurzem noch im Radio gehört haben!“

Bunglass schaute sehr freundlich zu den Lämmern herüber.

„Ich verstehe euch sehr gut, denn auch ich war mal ein kindlich Ungeduldiger. Früher konnte es auch mir gar nicht schnell genug mit allem gehen. Ihr müsst noch so einiges lernen. Kommt doch einfach etwas näher zu mir heran. Und ihr werdet hören und staunen, dass auch Schafe viel erleben und weiter als bis zum Zaun kommen können.“

Der Ältestenrat der Herde wagte jetzt auch einen Einwurf: „Wir meinen, dass es an der Zeit ist, mal wieder eine Runde kreisen zu lassen. Sicher braucht doch auch Bunglass einen großen Schluck, damit sein Hals nicht zu trocken ist, wenn er mit seiner Lebensgeschichte anfängt.“

Es gab keinen einzigen Widerspruch; auch wollte kein Schaf erst einmal diskutieren, wie dies in Deutschland mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erst geschehen wäre, bei den Menschen zumindest.

Auf der Weide wuchs die Luftfeuchtigkeit und in den Schafen die Körperflüssigkeit.

„Die meisten von euch werden sich noch sicher genau an den Tag erinnern, wo ich erstmals laut den Wunsch geäußert hatte, in die Welt hinaus zu ziehen“, redete Bunglass begeistert weiter.

„Für die unter euch, vor allem für die Lämmer, die mich ja erst heute persönlich kennen gelernt haben, da könnten wir diesen damalsdenkwürdigen Tag doch einfach noch einmal nachspielen.“

„Rollenspiel, Rollenspiel!“ blökten nun wieder die Lämmer in voller Begeisterung. Und jetzt schaute niemand missmutig in ihre Richtung, sondern alle Schafe stimmten freudig ein. „Rollenspiel, Rollenspiel“, so tönte es über das Lagerfeuer hinweg, übertönte den Geräuschpegel der Wellen am Strand, und alle noch nicht zur Ruhe gebetteten Vögel stellten erstaunt ihren Gesang ein. Die Besprechung des Spiels ging zügig voran, die Besetzung der Rollen war vielen noch gut in Erinnerung.

Als Bunglass sich nun in die Mitte der Herde stellte, da kam er sich fast wie ein Büttenredner beim Kölner Karneval vor. Und genau wie damals geschehen, eröffnete Bunglass jetzt das Rollenspiel: „Liebe Freunde, hört mir bitte zu! Wir sind doch intelligente Schafe. Da ist viel mehr, als dass wir nur Gras kürzen können. Was haltet ihr denn davon, etwas mehr von der Welt zu sehen?Wir können andere Städte erkunden, andere Schafe in anderen Ländern sehen, überhaupt neue Freunde treffen!“

Die anderen Schafe lächelten kurz, fügten sich dann aber wieder sofort in ihre ernste Rolle von damals ein. Sie machten ein entsprechendes Gesicht und konnten offensichtlich nicht glauben, was sie da soeben gehört hatten. Manche Dinge sind eben nicht nur für Menschen schwierig, auch für Schafe, wenn sich etwas verändern soll.

Wie aus einem Mund rief die komplette Schaf-Herde: „Du meine Güte, was soll das? Warum sollen wir denn so etwas tun? Das ist hier richtig gutes Gras in Glencolumbkille. Wir leben seit Generationen hier. Unsere Eltern und Großeltern haben hier schon das Gras gekürzt.“

„Warum sollen wir hier weg?“ wandte das älteste Schaf ein. „Es ist doch so ein schönes Plätzchen hier. Wir haben doch hier alle ein wunderschönes Leben.“

Bunglass hatte sich dies alles nicht erst heute ausgedacht. Er war jung, er hatte eine eigene Meinung. Und er dachte bei sich, ich habe etwas begonnen und werde es auch zu Ende bringen.

Bunglass redete weiter wie ein Buch. Er stellte seine Fragen an alle anwesenden Schafe:

„Freunde, ich habe diese Berufung in meinem Kopf. Bitte helft mir! Welches Land könnte denn gut für mich sein? Was haltet ihr denn davon, wenn ich zunächst nach Frankreich trabe?“

Die Schafe blickten Bunglass entgeistert an, gerade so, als ob sie wirklich einen Geist erblickten.

Sie wanden sich wie Aale und sie riefen im Chor: „Nicht doch, Bunglass! In Frankreich musst du doch den ganzen Tag lang diesen Landwein trinken. Das ist für Schafe nicht gut!“

„OK, meine Freunde. Was haltet ihr denn dann von Belgien?“

„Bloß nicht Belgien! In dem Land musst du doch den ganzen Tag lang Pommes essen. Die sind überhaupt nicht gut für ein Schaf!“ so riefen die älteren Schafe, die sehr auf gesunde Ernährung bedacht waren.

Bunglass schaute in die Runde und dachte sich dabei, dass es nicht an der Zeit ist, jetzt schon aufzugeben. Und er schaute noch einmal in die Runde der versammelten Schafe und sagte dann: „Was ist denn eure Meinung über die Niederlande? Wäre das etwa ein Land für mich?“

Die gespannt zuhörenden Schafe brachen in kalten Schweiß aus. Und der Vize-Schaf-Chef rief drastisch aus:

„Bunglass, mein Gott, ich glaube, dass mein Blutdruck gerade in die höchsten Berggipfel aufsteigt. Nein, das kannst du nicht machen. In den Niederlanden musst du den ganzen Tag lang Käse essen. Hast du jemals davon gehört, dass dies für ein Schaf gut sein soll?“

Bunglass ist kein Schaf, das sich auf dem Absatz umdreht und aufgibt, wenn etwas nicht sofort so läuft, wie man möchte.

Bunglass wollte gerade einen weiteren Vorschlag machen.

Aber einige der nun langsam ängstlich werdenden Schafe versuchten es erneut, Bunglass von seinem Vorhaben abzubringen.

„Es ist nicht erlaubt, aus dem vorgegebenen Leben so einfach ausbrechen zu wollen. Es ist doch viel zu gefährlich, Dinge zu wollen, von denen man keine Ahnung hat, was dabei heraus kommt! Bunglass, dein Platz ist doch hier. Glencolumbkille ist dein Zuhause.“

Bunglass hörte seinen Freunden zwar mit großer Aufmerksamkeit zu.

Aber in seinem Kopf zweifelte er zu keiner Zeit an seinem Vorhaben, und er sagte innerlich immer wieder zu sich selbst, dass er genug Kraft und Mut hat, die Dinge anzufassen und durchzustehen, die er sich vorgenommen hat. Er sagte sich, dass es sein Weg ist, dies nun auch tatsächlich tun zu müssen.

Und Bunglass sah sich wieder um, sah allen Schafen in die Augen, was wegen der Vollversammlung der Schafe eine recht beachtliche Zeit in Anspruch nahm. Er holte tief Luft und nahm den nächsten Anlauf. „

Was denkt ihr denn eigentlich über England? Es ist von hier aus nur ein kurzer Weg, und ich bin schon bald wieder zurück!“

Jetzt war die Anspannung der zuhörenden Schafe auf dem Höhepunkt angekommen.

Es wurde laut auf der Weide, sehr laut. Einige Schafe kreischten in den höchsten Tönen, es klang beinahe schon recht gefährlich, und die ersten besorgten Mienen der als Erste Hilfe eingeteilten Schafe sprachen Bände.

Einige öffneten schon einmal ihre Erste-Hilfe-Taschen, in denen sich allerdings nichts weiter befand, als eine Flasche irischen Whiskey, der jedes verstörte Schaf wieder ins volle Leben zurück holen würde. So war es zumindest schon hunderte von Jahren in den Herden weiter gegeben worden. Den ersten Schluck nahmen dabei die „Sanitäter“ immer selbst, nun ja, die mussten ja auch durchhalten, bis alle wieder auf den Hufen waren. Völlig klar, dass es an freiwilligen Sanitätern nie mangelte.

Wie mit einer Stimme schrien alle versammelten Schafe auf, nachdem sie sich endlich wieder einigermaßen gefasst hatten:

„Nein Bunglass, weißt du denn nicht, wie gefährlich es für dich in England ist?

Willst du uns auf den Arm nehmen? Hast du denn noch nie etwas von „Jack the Ripper“ gehört? Es ist sehr gefährlich in England für uns Schafe, sehr sehr gefährlich!“

Das alles nahm den Schafen fast den Atem. Und noch einmal versuchten sie alles, Bunglass von seiner Reise abzubringen.

Auch der Chef schaltete sich noch einmal ein, aber es hatte alles keinen Erfolg.

Bunglass war auf seinem Weg wohl nicht mehr aufzuhalten. Bunglass sagte: „Es ist meine Berufung, liebe Freunde. Es ist mir nicht wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel gekommen. Ich habe mich schon sehr lange mit dieser Idee befasst. Es ist mein Weg, neue Länder zu sehen und so viel zu Lernen, wie ich vermag.

Sagt doch - wie denkt ihr denn über Deutschland?“

Diesmal antwortete der Chef der Herde ohne zu zögern sofort und noch vor allen anderen Schafen, die nach Luft rangen, um überhaupt noch weiter sprechen zu können. „Lieber Bunglass, du wirst dich nicht von deiner Idee abbringen lassen, das spüre ich ganz deutlich.

Was wir auch immer sagen werden, du wirst deinen Weg gehen.

Wir lassen dich nur mit sehr gemischten Gefühlen gehen, aber wir wünschen dir viel Glück auf deinen Wegen.“

Bunglass war glücklich, seine Antwort dauerte nun aber auch bei ihm eine Weile, da er mit einer Träne kämpfte. „Ich danke euch für euer Verständnis. Ich werde mich auf den Weg machen und versuchen, freundschaftliche Brücken zwischen Irland und Deutschland zu bauen.“

Das Rollenspiel näherte sich nun langsam dem Ende. Alle Schafe atmeten auf, dass sie ihre Rollen so gut in Erinnerung behalten und so gut gespielt hatten. Es war eigentlich wie damals, als es so wirklich passierte.

Den Schlusspunkt setzte natürlich Bunglass mit seinem Ausruf:

„Nun habe ich ein Ziel in Deutschland. Ich werde Kater Moritz und seine Menschen suchen und auch finden.

Määäähhhhh, Deutschland - ich komme!“

immer noch in Glencolumbkille - an einem Sonntag - Mitte November - Null bis 24.oo Uhr

Dieser nächste Tag war eine einzige große Party, wie sie Glencolumbkille noch nicht gesehen hatte, zumindest wohl nicht bei Schafen. Die Hauptperson war natürlich Bunglass. Jedes Schaf seiner Herde und auch jedes Schaf der Nachbarherden im weiten Umkreis wollte Bunglass unbedingt sehen. Keiner wollte dies verpassen, hatte es sich doch wie ein Lauffeuer herumgesprochen, was hier für ein schönes Fest gefeiert wurde. Schließlich leben Irlands Schafe nicht hinter dem Mond. Sie haben selbstverständlich schon ihre Handys für die schnelle Kommunikation. Mit Rauchzeichen hätte es auch sicher zu lange gedauert, bis alle ihre Infos erhalten hätten. Viele Schafe wären dann nicht rechtzeitig zur Party eingetroffen. So waren alle versammelt, die Post ging ab, auch wenn Schafe normalerweise keine Briefe verschicken. Und einige Schafe führten für Bunglass eine „Art von Tattoo“ auf.

So ein „Tattoo“, wie man es vom Edinburgh-Festival kennt, ist für Schafe ziemlich schwierig, viel schwieriger als für Menschen. Wer schon einmal den Befehl „kehrt marsch“ ausprobiert hat, der weiß, wie problematisch dies schon beim Menschen mit seinen zwei Beinen ist.

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie dieser Befehl wohl mit vier Beinen zu bewältigen ist, ohne dass sich nicht mindestens eines der Beine in den Weg der anderen stellt.

Die Schafe umgingen diese Schwierigkeit der vielen Beine damit, dass sie sich einfach zweimal den Befehl „links herum“ oder „rechts herum“ gaben. Auch somit kommt man eben zu seinem Ziel; Schafe sind eben ziemlich erfinderisch.

Die Zeit und damit der Tag und auch die Zeit bis Mitternacht vergingen wie im Fluge. So langsam waren die Schafe ziemlich müde. Alle suchten sich ein schönes Fleckchen, manche schliefen da ein, wo sie gerade standen.

Glencolumbkille - Montag -der nächste Tag – Null Uhr bis 24.oo Uhr

Heute erwachten die Schafe ein bisschen später als sonst üblich. Die Feierlichkeiten zeigten nun Wirkung. Bunglass und sein Freund McGregor würden sich schon bald wieder auf ihren Weg machen, denn sie wollten nach Deutschland zurück und noch einige Abenteuer erleben und weiter fürs Leben lernen.

Bevor es aber zum großen Abschied kam, wollten die zurück bleibenden Schafe noch wissen, wie es denn schließlich Bunglass auf seiner Reise nach Deutschland erging und wie er denn überhaupt seinen schottischen Schaf -Freund McGregor kennen lernte.

Bunglass und McGregor freuten sich über so viel Interesse der Schafe. Diese Schafe aus Glencolumbkille hatten einen Steinkreis errichtet, gerade so wie in uralten Zeiten, als diese Steinkreise als Versammlungsorte genutzt wurden. Somit hatten die Schafe ein eigenes Schaf - Stonehenge erschaffen und darauf waren sie mehr als stolz.

Der Unterschied zwischen Original und Nachbau bestand lediglich darin, dass die Schafe leider nicht die schweren oberen Quersteine aufeinander schichten konnten.

Bunglass begann inmitten der Steinformationen mit seiner Geschichte, wie er Glencolumbkille verließ und was dann geschah:

„Ich hatte aus meiner Zeit im Heritage-Zentrum in meinen Ohren noch viele Worte der Besucher. Dabei waren auch sehr viele Deutsche; man könnte sagen, ein wenig kannte ich schon die deutsche Sprache.

Bei meinem Mithör-Sprach-Studium hatte ich auch von Besuchern gehört, die in Deutschland einen Kater haben, der „Moritz“ heißt und in einer Gegend leben, in denen es auch viele Schafe gibt. Als ich dann noch hörte, dass reichlich Natur vorhanden, gutes Gras in ihrer Gegend wächst und auch dort ein gutes „Guinness“ geschätzt wird, da war für mich schon alles klar.

Das sind doch mehrere schöne Gründe, um nach Deutschland zu traben, und so machte ich mich auf meinen Weg.

Ich hatte mir ja das Kennzeichen des Autos notiert, mit dem die Deutschen Glencolumbkille besucht hatten, und die Namen der Besucher waren Helga und Wuulfgeng. Mit diesen Angaben wollte ich auch den Wohnort in Deutschland heraus finden. Dazu machte ich mich auf den Weg nach Donegal. Ihr wisst ja, dass dies unsere nächste größere Stadt ist und die meisten von euch wohl noch nie dort gewesen sind.

Jedenfalls kenne ich dort einen Freund, der für ein Büro arbeitet, indem er dort die Anlagen pflegt, besonders natürlich den Rasen.