Schattengefährte - Megan MacFadden - E-Book

Schattengefährte E-Book

Megan MacFadden

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Beschreibung

Auf den Schwingen der Nacht

Die schöne Alina wird in ihren Träumen immer wieder von einem Raben heimgesucht, der sich in einen schwarzen Ritter verwandelt, sobald er sich zu ihrem Lager niederbeugt. Als die Burg ihres Vaters überfallen wird, steht sie dem unheimlichen Gebieter ihrer Träume plötzlich leibhaftig gegenüber. Mit geheimnisvollen Kräften besiegt er die Angreifer – und fordert Alina als »Kriegsbeute«.

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Seitenzahl: 559

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Das Buch

Die unbeschwerten Tage ihrer Kindheit finden für Alina ein jähes Ende, als die Wolfskrieger, die ihr Vater einst in den Norden zurückdrängte, sich an den Grenzen des Reiches zu sammeln beginnen. Merkwürdige Dinge geschehen: Drachen werden gesichtet, obwohl man dachte, sie seien längst ausgestorben; und Alina selbst wird von einem Raben verfolgt, der ein Pergament entwendet und ihr offenbar irgendetwas mitteilen will.

Während das Heer der Wolfskrieger näher rückt, erhält Alina eines Nachts Besuch von einem unbekannten schwarzen Ritter, der ihr seine Dienste anträgt. Ohne es zu wollen, fühlt sich Alina unwiderstehlich zu dem geheimnisvollen Fremden hingezogen. Doch sie ahnt nicht, auf wen sie sich einlässt: Denn er ist einer der Rabenkrieger der Göttin Morrigan, unergründlich in seinen Wegen und unerbittlich in seinen Absichten …

Die Autorin

Megan MacFadden ist das Pseudonym einer Autorin, die bereits viele Erfolge im Bereich der Unterhaltungsliteratur vorweisen kann. Ihr Spektrum reicht von historischen Liebesromanen über erotische Literatur bis hin zu humorvollen Ratgebern.

Lieferbare Titel

978-3-453-77244-1 - Die Gefangene des Highlanders

978-3-453-77255-7 - Die wehrhafte Braut

978-3-453-49111-3 - Herzensstürme

MEGAN MACFADDEN

Schattengefährte

Roman

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Originalausgabe 10/2011

Copyright © 2011 by Hilke Müller

Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlagillustrtion: © Franco Accornero, via Agentur Schlück GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-641-05728-2V002

www.heyne.de

Kapitel 1

Gleißend lag die Mittagssonne auf den Fenstern des Burggemachs, ließ die kleinen, bleigefassten Scheiben leuchten und warf bunte Schattenmuster auf den Steinfußboden. Hinter den Fenstern zitterten die herzförmigen Blätter der Linde im Wind, aus dem Hof unten konnte man die ungestümen Rufe der Knappen hören, die mit Holzschwertern den Kampf übten.

»Langweilt Ihr Euch?«

Ogyns Stimme klang leise, fast freundlich, doch die Ironie darin war nicht zu überhören.

»N… nein. Überhaupt nicht …«

»Das täte mir auch sehr leid, denn ich bemühe mich nach Kräften, Eure Aufmerksamkeit zu fesseln, junge Herrin. Allerdings bin ich nicht mehr zwanzig und kann wohl kaum mit den jungen Bürschlein dort unten mithalten.«

Alina lächelte gezwungen und drehte sich auf ihrem Hocker so, dass sie die verlockende Farbenpracht der Glasfenster nicht mehr im Blick hatte. Sie mochte diesen Menschen nicht, den ihr Vater vor einigen Monaten zu ihrem Erzieher bestimmt hatte. Ogyn hatte nicht nur eine perfide Art, sich über sie lustig zu machen, er wollte ihr auch Dinge einreden, gegen die sich alles in ihr sträubte.

»Kehren wir also zur Wissenschaft zurück«, meinte er mit herablassendem Lächeln.

Das, was er »Wissenschaft« nannte, war der Unsinn, der in den dicken Folianten stand, mit denen Regale und Truhen der Studierstube vollgestopft waren. Ogyn bewachte diese Schätze eifersüchtig, niemals hatte Alina in eines dieser staubigen, vergilbten Bücher hineinschauen dürfen. Sie legte auch keinen Wert darauf, denn was Ogyn ihr daraus abschrieb, war schon langweilig genug.

»Das Reich Eures Vaters ist ein fruchtbares Land, voller Täler und Hügel, Wiesen und Wälder. Glücklich die Menschen, die hier leben dürfen, denn rings um das Hügelland gibt es nur trostlose Ödnis. Nennt mir die menschenfeindlichen Landschaften, die das Reich Eures Vaters begrenzen.«

Alina schob eine widerspenstige Locke hinter das rechte Ohr und leierte herunter, was sie schon seit Jahren wusste. Im Norden endete das Reich ihres Vaters am wandernden Strom, der hieß so, weil er sumpfig war und manchmal seinen Lauf veränderte. Im Osten gab es den gläsernen Fluss, der war fast das ganze Jahr über von dickem Eis bedeckt, nur im Sommer brach es manchmal auf, und die weißen, durchsichtigen Schollen trieben auf dem schwarzen Wasser dahin. Im Süden dehnte sich das Hügelland bis zum roten Gebirge, dort fand man das Eisen, aus dem die Schwerter und Töpfe geschmiedet wurden.

»Und welches Gewässer begrenzt das Land nach Westen hin?«, wollte Ogyn hinterhältig wissen.

Oh, wie sie ihn hasste. Diesen dicklichen Kerl mit der schweißglänzenden, rosigen Glatze und der weichen Stumpfnase. Der graue Haarkranz, der seinen Schädel umgab, war struppig wie eine von Machas alten Waschbürsten, und an seinem scheußlich zerrupften Bart hing noch der Gerstenbrei, den er zum Morgenmahl gelöffelt hatte.

»Im Westen liegt das steinerne Meer. Aber das ist kein Gewässer, sondern nur eine Ansammlung von Felsbrocken und Geröll.«

»Sehr gut!«, lobte Ogyn scheinheilig und ließ sich schnaufend auf einer gepolsterten Bank nieder. »Dort liegt Stein an Stein bis an den Horizont, weder Baum noch Strauch können dort wurzeln, nicht einmal Moos bewächst die Felsbrocken, denn es regnet dort nie.«

Ein Rotkehlchen sang aus voller Kehle in den Zweigen der Linde, und Alina hätte viel darum gegeben, jetzt hinausreiten zu dürfen, über die Wiesen zu den alten Mauerresten, wo es Haselsträucher und auch Weiden gab, denn unweit der Ruine entsprang eine Quelle. Doch wie es aussah, würde sie es noch eine ganze Weile hier in dieser muffigen Kammer aushalten müssen.

»Im Reich Eures Vaters, des Königs Angus, gibt es alles, was zum Leben notwendig ist. Nahrung im Überfluss, Kleidung, Gerätschaften und Kleinodien jeglicher Art. Zahlreiche Krieger stehen bereit, das Land zu verteidigen, und trutzige Burgen beschützen es. Sagt mir, welche Burgen das sind.«

Warum fragte er eigentlich jedes Mal das gleiche? Hatte er Sorge, sie könnte es vergessen haben? Es gab eine Burg am gläsernen Fluss und eine im Süden, am roten Gebirge. Im Norden jedoch, zum wandernden Strom hin, standen zwei Burgen, eine so düster und hässlich wie die andere, denn hinter diesem breiten Strom begann das Reich der Wolfskrieger. Nach Westen, zum Steinernen Meer hin, hatte man gar keine Burg errichtet.

»Was ist hinter dem Steinernen Meer?«, wollte sie wissen.

Ogyn zog die Augenbrauen hoch, denn er liebte es nicht, wenn sie Fragen stellte.

»Nichts«, sagte er kurz angebunden. »Ich sagte doch: Stein an Stein bis zum Horizont.«

»Und hinter dem roten Gebirge? Liegt dort ein Tal? Leben dort Menschen oder andere Wesen …«

»Es gibt keine anderen Wesen«, behauptete er und zog die Nase hoch. »Jenseits des Gebirges fällt der Fels tief hinab in den schwarzen Urgrund, wo die Welt zu Ende ist.«

»Aber am anderen Ufer des wandernden Stroms, wo die Wolfskrieger leben, gibt es Wälder, ich habe sie selbst gesehen! Weshalb soll die Welt nur dort weitergehen? Was liegt jenseits des gläsernen Flusses? Berge? Täler? Vielleicht auch Seen?«

Jetzt wurde er zornig, das konnte man daran sehen, dass seine Halbglatze zu glühen begann und die Oberlippe sich hinaufzog, als wolle er zubeißen.

»Hört Ihr nicht zu, Alina?«, zischte er sie an. »Es ist nichts und niemand hinter dem gläsernen Fluss, außer einer schneebedeckten Hochfläche, die jäh in die Endlosigkeit hinabbricht. Wer sich dorthin wagt, der gerät in den Sog des schwarzen Abgrunds und stürzt unweigerlich hinunter.«

Wenn er glaubte, sie beeindrucken zu können, dann hatte er sich getäuscht. Wer war er schon? Nur ein Lehrer, der ihrem Vater zu gehorchen hatte. Ganz sicher hatte Nessa ihn hierher geholt, ihre Stiefmutter ließ ja nie eine Gelegenheit aus, ihr das Leben schwer zu machen.

»Das glaube ich nicht!«

Sein Kopf fuhr herum, als habe ihn eine Mücke in den fetten Hals gestochen.

»Was habt Ihr gesagt?«

Sie rutschte vor bis auf die Kante ihres Schemels, streckte ihm herausfordernd die Füße entgegen, die in zierlichen Schuhen aus weichem Leder steckten, und zupfte an ihrem langen blauen Gewand herum.

»Ich glaube nicht, dass die Welt dort zu Ende ist. Sie ist nirgendwo zu Ende, auch nicht im Himmel über uns und schon gar nicht in der Erde unter uns. Überall gibt es Leben. Nicht nur Menschen – auch viele andere Wesen!«

Ogyn wurde jetzt blass, und seine Wangen bekamen Falten, weil er den Mund zusammenkniff.

»Gewiss« äußerte er kühl. »Es fliegen Vögel und Insekten durch die Luft, in den Flüssen gibt es Fische, und wenn Ihr die Bauern fragt, die die Erde pflügen, so werden sie Euch sagen, dass dort Würmer und Maulwürfe zu finden sind.«

Bauern gab es eine ganze Menge im Reich ihres Vaters. Es waren armselige Leute, mit braunen Kitteln bekleidet, sie lebten in kleinen Dörfern, beackerten den Boden, und im Herbst brachten sie die Feldfrüchte zu den Burgen.

»Aber außer den Tieren leben im Wasser auch …«

»Niemand!«, schnitt er ihr das Wort ab. »Du magst es glauben, oder nicht – es ist die Wahrheit.«

Sie schwieg, denn es hatte keinen Zweck, weiter zu streiten. Sie war sich sicher, dass es im Wasser Wesen gab, die weder Mensch noch Tier waren. Gesehen hatte sie solch ein Lebewesen noch nie, doch sie kannte ihre Worte und Lieder – es war die Quelle, die sie ihr murmelnd offenbart hatte. Doch der Vater war zornig geworden, als sie solche Lieder sang, und er hatte die Ausflüge zur Quelle verboten. Sie durfte überhaupt nicht mehr allein ausreiten, sondern nur noch in Begleitung der Ritter ihres Vaters.

Ogyn starrte sie mit boshaften Augen an, und sie spürte plötzlich, dass nicht nur Widerwille, sondern auch Angst in seinem Blick lag. Es war eine seltsame Erkenntnis, die sie ein wenig erschütterte, aber auch froh machte. Sie hatte richtig vermutet: Er log sie die ganze Zeit an und wusste es in Wirklichkeit besser. Was für ein Lehrer war das! Jetzt war sie ganz sicher, dass ihre Stiefmutter Nessa ihn bestellt hatte, um sie zu plagen.

»Wir werden den Unterricht für heute beenden«, sagte er und erhob sich schwerfällig von seinem Sitz. »Ich empfehle Euch jedoch, bis morgen diese Geschichte zu lesen, denn ich werde Euch darüber befragen.«

Er glättete das weite Gewand aus gelbem und schwarzem Stoff, das bis zu seinen Knien reichte. Darunter trug der eitle Kerl hellgrüne, enge Beinlinge, die seine dürren Waden deutlich sehen ließen, und lange, an den Spitzen abgestoßene Schnabelschuhe aus rotem Leder.

»Es ist eine alte Sage, die erzählt, welch schlimmes Unglück entsteht, wenn ein Mann sich von einem Weib beherrschen lässt. Tod und Verderben ist das Los eines Mannes, der die Liebe zu einem Weib höher stellt als Ehre und Pflicht.«

Mit spitzen Fingern nahm sie das Pergament aus seiner Hand und legte es auf ihre Knie. Was für eine blöde Sage – wer wollte so etwas schon wissen?

»Ich empfehle Euch, den Nachmittag zum Studium zu verwenden«, sagte er und blickte dabei zu den bunt schimmernden Fenstergläsern hinüber. »Es schont die Augen, bei Tageslicht zu lesen.«

»Danke für den Rat!«

Er verbeugte sich und legte schon die Hand auf den blanken Türknauf, der einen Löwen mit weit aufgerissenem Maul darstellte. Wie schade, dass die Bestie nur aus Kupfer und nicht lebendig war – dann hätte sie Ogyn jetzt in die Hand gebissen. So aber zog er ungehindert die schwere Pforte aus Eichenholz auf und ging davon. Voll Verachtung sah Alina ihm nach. Wie lächerlich er daherwatschelte – in seinem bunten Gewand, mit den dürren Beinen und den roten Schnabelschuhen hätte man ihn aus der Ferne für eine hochbeinige Ente halten können. Wenn Ogyn glaubte, sie würde den Nachmittag dieses traumhaft schönen Sommertages ausgerechnet in dieser stickigen Bücherkammer verbringen, dann hatte er sich gründlich geirrt. Sie überflog rasch den Anfang der Geschichte und stellte erleichtert fest, dass die Sage zwar in einer altertümlichen Sprache verfasst, aber dennoch nicht schwer zu verstehen war. Die Schrift war winzig klein und sehr gleichmäßig – vermutlich hatte Ogyn die Nacht über gesessen, um die Sage für sie abzuschreiben.

»Lesen kann man überall«, murmelte sie vergnügt und rollte das Blatt zusammen.

Eilig lief sie durch den schmalen Gang bis zu ihrem Schlafgemach, zog schwungvoll die Tür auf und wollte schon nach Bogen und Köcher greifen, die an einem Haken hingen, da erblicke sie den breiten Rücken und die weiße Haube ihrer Magd Macha.

»Na, Mädchen? Hat er dich endlich aus seinen Fängen gelassen?«, fragte Macha und richtete sich schnaufend auf, denn sie hatte Alinas Bett mit einem frischen Laken bezogen.

»Er hatte wohl genug von mir«, gab Alina unbekümmert zurück.

Schmunzelnd sah die alte Frau zu, wie das Mädchen die Jagdwaffen von der Wand nahm und im Fortgehen hastig einen Mantel überwarf, der zum Ausbürsten über einer Truhe lag. Sie wusste recht gut, was ihre junge Herrin vorhatte.

»Lass dich nicht erwischen, junge Windsbraut!«, murmelte Macha hinter ihr her. Dann trug sie die Kopfpolster zum offenen Fenster hinüber und klopfte sie so kräftig aus, dass die Staubkörnchen in den Sonnenstrahlen einen wirbelnden Tanz vollführten.

Alina war an der Wendeltreppe stehen geblieben, um zu lauschen. Es waren keine Schritte zu hören, auch nicht das Schnaufen einer Magd oder das Klappern einer hölzernen Schwertscheide, die gegen die Stufen stieß. Nur das Gekeife ihrer Stiefmutter Nessa drang gedämpft aus dem ersten Stock hinauf – vermutlich zankte sie eine ihrer Frauen aus. Gut so, dann war sie beschäftigt – der Weg war frei.

Alina war schon fast unten in der Eingangshalle angelangt, als ihr ein Page entgegenkam. Es war Baldin, ein blonder, sommersprossiger Knabe, der im vergangenen Winter so rasch aufgeschossen war, dass man fürchten musste, er würde über seine eigenen langen Beine stolpern. Er schleppte einen mächtigen Korb mit allerlei Schüsseln und Kannen, denen ein köstlicher Geruch entströmte. Königin Nessa liebte es, gut und reichlich zu speisen, die Jäger mussten ihretwegen fast täglich ausreiten, um Hasen, Rehe und auch Wildschweine zu erlegen, denn mit Hühnerfleisch und Feldfrüchten konnte man die Herrin nicht zufriedenstellen.

Baldins große braune Augen bekamen einen seltsam starren Ausdruck, als Alina so plötzlich vor ihm erschien, und sein Gesicht färbte sich erdbeerrot. Mit einer ungeschickten Bewegung versuchte er, eine Verbeugung zu bewerkstelligen, und wäre dabei fast mitsamt seiner Last rücklings die Stufen hinabgefallen.

»Das duftet aber gut aus deinem Korb«, bemerkte Alina lächelnd.

»Es ist für die Burgherrin«, gab er bekümmert zurück. »Aber wenn Ihr befehlt, Alina, dann laufe ich gleich hinunter in die Küche und …«

»Nein, lass das. Ich habe einen anderen Auftrag für dich, Baldin.«

Mit verschwörerischem Lächeln trat sie auf ihn zu und fasste eines seiner hochroten, abstehenden Ohren. Ach du liebe Zeit – wie er jetzt zitterte, der arme Junge.

»Sag der Burgherrin kein Wort davon, dass du mich gesehen hast«, flüsterte sie, den Mund dicht an seinem Ohr. »Hast du mich verstanden, Baldin?«

»Ja, Herrin …«, hauchte er. »Ich werde schweigen wie das steinerne Meer und der tote Berg.«

»Gut so!«

Sie lachte fröhlich und ließ sein Ohr los, gab ihm noch einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und eilte dann hinaus auf den Hof. Blendend helles Sonnenlicht überflutete sie, so dass sie blinzeln musste, und sie blieb einen Augenblick stehen, um Wärme und Helligkeit dieses Frühlingstages in sich aufzusaugen. Die Linde neben dem Treppenaufgang begrüßte sie mit süßem Duft und leisem Rauschen, auch das Rotkehlchen saß noch dort oben, halb zwischen den zarten Blättern verborgen, und pfiff sein Lied.

Eine Magd schlurfte über den Hof zu dem gemauerten Backofen, vermutlich wollte sie nachsehen, ob das Brot schon fertig war, denn sie zog einen Korb hinter sich her. Drüben vor dem Eingang der großen Halle tobten die Knappen herum, ihre kurzen Gewänder waren voller Schmutz, Arme und Beine mit Schrammen und Wunden bedeckt. Zwei Ritter leiteten die Übungen, man hörte ihre rauen Befehle, manchmal verhöhnten sie ihre Schützlinge, Lob hörten die jungen Bürschlein nur selten. Der Vater hatte ihr erklärt, dass die kleinen Kerle nur faul und aufsässig würden, wenn man sanft mit ihnen umginge. Wer ein Ritter werden wollte, der müsse hart wie Stein und kühl wie Eisen werden. Doch sie fand es traurig, dass sich die einst so fröhlichen Knaben mit der Zeit in finstere Gesellen verwandelten, die nur noch an Kampf und Zerstörung dachten und damit prahlten, wie großartig sie ihre Kameraden in den Dreck gestoßen hätten.

Niemand achtete auf Alina, als sie nun quer über den Hof zum Stall hinüberging, nicht einmal die beiden gelbbraunen, zottigen Hofhunde, die in der Sonne dösten, hoben die Köpfe. Im Stall duftete es nach Heu und nach Pferden, ein wenig auch nach dem Leder der Sättel und nach Hafer. Den bekamen jedoch nur die großen Kampfrösser zu fressen, die die gepanzerten Ritter tragen mussten. Momentan fehlten etliche dieser wertvollen Tiere im Stall, denn Alinas Vater war mit seinen Getreuen unterwegs, um in seinen Burgen nach dem Rechten zu sehen und Gericht zu halten. Er musste dies in regelmäßigen Abständen tun, denn – so hatte er seiner Tochter erklärt – man durfte die Burgleute nicht allzu lange ohne Kontrolle lassen, sonst glaubten sie, in Saus und Braus leben und königliches Gut unterschlagen zu können. Oder – was noch schlimmer war – sie verbündeten sich heimlich mit dem Feind.

Der Feind – das waren die Wolfskrieger jenseits des Flusses im Norden. Alina hatte noch niemals einen dieser schrecklichen Kerle zu sehen bekommen, denn ihr Vater hatte sie schon vor langer Zeit besiegt.

Der Pferdeknecht machte ein Nickerchen im Heu und schlief so fest, dass er nicht einmal die Fliege bemerkte, die sich auf seiner Nasenspitze niedergelassen hatte. Leise nahm das Mädchen einen Sattel und legte ihn ihrer Lieblingsstute Niam auf. Das Pferdchen war eine schlanke hellbraune Schönheit mit glänzendem Fell, ihr Vater hatte ihr das hübsche Tier geschenkt, als sie vierzehn Jahre alt wurde. Willig ließ sich die Stute satteln und aufzäumen, schnaubte sogar leise vor Vergnügen und bewegte unruhig die Vorderbeine, als wolle sie schon davongaloppieren.

»Niam, meine schöne Niam«, murmelte Alina und zog den Sattelgurt fest. »Setz die Hufe ganz leise, wenn ich dich gleich über den Hof führe.«

Die Gefahr, dass Nessa ihr den Ausritt verbieten könnte, war zwar nicht allzu groß, denn Nessa kümmerte sich wenig um Alina, wenn König Angus unterwegs war. Dennoch war Vorsicht geboten – in Abwesenheit des Königs hatte Nessa alle Gewalt auf der Burg, und wenn sie Alina schaden konnte, würde sie es ganz sicher tun.

Auf dem Dach des Torgebäudes hockte eine Schar Raben, lästige schwarze Gesellen, die stets darauf aus waren, Früchte, Korn oder sogar frisch geschlüpfte Küken zu stehlen. Sie reckten neugierig die Hälse, als Alina auf den Rücken der Stute kletterte und dann ihr langes Gewand zurechtzupfte, so dass nur noch ein kleines Stück ihrer Waden und die ledernen Schuhe zu sehen waren. Alina ritt stets wie ein Mann, ihr Vater hatte sich schließlich damit abgefunden, denn er sah ein, dass sie so fester im Sattel saß.

»Wohin des Wegs, Herrin?«, fragte der Torwächter, den die Huftritte aus seiner Ruhe gescheucht hatten.

»Die Stute ein wenig bewegen, Fergus. Sie ist so unruhig, dass sie sich im Stall fast losgerissen hätte.«

Der Torwächter war Fergus, Machas Bruder. Er hatte ein breites Gesicht, und seine Nase ähnelte einem Erdklumpen, doch er war ein gutmütiger Mensch, und seiner jungen Herrin sehr zugetan.

»Das Pferdchen bewegen«, murmelte er. »Gewiss, so ein junges Tier muss umherspringen und seine Kraft austoben. «

Alina lächelte, als er jetzt einen Krug an die Lippen setzte und genüsslich einige Schlucke des roten Weins durch die Kehle rinnen ließ. Fergus würde sie gewiss nicht verraten. Hohl klapperten die Hufe der Stute auf der hölzernen Zugbrücke, als sie an den hohen Ebereschen vorbeiritten, die längs des Burggrabens wuchsen, schnaubte Niam umwillig, denn sie mochte den Geruch dieser Bäume nicht. Dann ließ Alina ihrem Pferd die Zügel, und die hellbraune Niam stob davon, dass der gelbe Staub um sie herum aufwirbelte.

Es war berauschend, den Wind zu spüren, das lange Haar zu lösen, so dass es wie eine rotgoldene Flamme hinter ihr herwehte. Wen störte es, dass ihr Kleid sich nun bauschte und hoch emporflatterte? Kein lästiger Begleiter starrte sie an, niemand schrieb ihr die Gangart des Pferdes und den Weg vor – sie war frei und verspürte die seltsame Lust, in das Licht hineinzureiten, darin einzutauchen und es in sich aufzunehmen, um dann selbst zu leuchten, sanft und klar, wie ein schimmernder Stern in der Nacht.

Als die Stute endlich müde wurde, war auch Alina atemlos von dem raschen Ritt, ihre Wangen glühten, die Haut prickelte und brannte. In weiter Entfernung lag die Burg ihres Vaters auf einem Hügel, jetzt nur noch als massige, dunkle Form durch die Zweige der hohen Ebereschen zu erkennen. Die schlanken Bäume umstanden den Burggraben dicht an dicht wie eine Reihe sehniger Krieger in grün gefiederten Waffenrockern und braunen Beinlingen. Im Herbst schmückten glänzend rote Perlen ihre Gewänder, im Winter jedoch zeigten sie gar jämmerlich ihre nackten grauen Äste, und die Raben zankten sich dort oben laut krächzend um ihr Diebesgut.

Die Stute lenkte ihre Schritte von allein, denn sie kannte den Weg von zahllosen heimlichen Ausflügen ihrer jungen Herrin. Alina wusste nicht, weshalb dieser Ort solch eine magische Anziehungskraft auf sie ausübte, so dass sie das Verbot ihres Vaters immer wieder übertrat – doch sie konnte sich nicht dagegen wehren. Ihr Ungehorsam bekümmerte sie, denn sie liebte ihren Vater mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt, auch wenn er manchmal seltsam war. Er konnte ohne sichtbaren Grund plötzlich traurig oder zornig werden, manchmal zog er sich auch tagelang vor dem ganzen Hof zurück, schloss sich in einer dunklen Kammer ein, und niemand wusste, was er dort tat. Doch wenn er sich seiner einzigen Tochter zuwandte, lag ein zärtlicher Ausdruck in seinen Zügen, und oft hatte er sie seinen Augenstern, sein Goldkind oder sein Allerliebstes genannt.

Das alte Gemäuer lag einsam auf dem Rücken eines Hügels und erschien aus der Ferne wie ein grünender Haselhain, aus dem sich ein schmaler Bachlauf den Hügel hinab und weiter durch das Tal nach Süden schlängelte. Dunkler Efeu und blühende Winden rankten sich über die zersplitterten Quader, die früher wohl einmal hell gewesen waren, jetzt aber ein tristes Grau angenommen hatten. Man hatte Alina gesagt, dass dies einst die Hütte eines Hirten gewesen sei, doch sie zweifelte daran, denn die Steine waren groß und regelmäßig behauen, sie passten so perfekt ineinander, dass die Erbauer weder Lehm noch Mörtel gebraucht hatten, um ihnen Halt zu geben. Kein Hirte war imstande, solch ein Gebäude zu errichten, es musste vielmehr das Werk eines kundigen Baumeisters gewesen sein.

Sie glitt von der Stute hinab und zog das Pferd am Zügel den Hang hinauf bis tief in den Hain hinein, damit niemand ihr Reittier aus der Ferne entdeckte. Schwankendes Zwielicht fiel durch die Zweige der hohen Haselbüsche, Moos federte die Schritte ab, machte sie unhörbar, leise schnaubte die Stute, die zwischen dem Gesträuch Giersch und Löwenzahn gewittert hatte. Alina nahm ihr das Zaumzeug ab und führte sie an die Quelle, damit sie ihren Durst löschen konnte. Murmelnd und gluckernd sickerte das klare Wasser unter einem moosbewachsenen Fels hervor, bildete ein rundes Becken, das in eine steinerne Rinne mündete. Auf der Oberfläche des kleinen Tümpels spiegelten sich Weiden und Haselzweige, dazwischen funkelten Lichtpünktchen, denn die Sonne schoss gleißende Pfeile zwischen dem Blattwerk hindurch. Aufseufzend ließ sich Alina neben dem Quelltopf nieder, zog das Gewand in die Höhe und löste die Schuhbänder. Dann streckte sie vorsichtig den rechten Zeh ins kalte Nass, zog ihn mit einem Aufschrei wieder zurück, kicherte über sich selbst und wagte es dann, den ganzen Fuß in den Teich zu senken. Puh – war das kalt, zugleich aber auch wundervoll erfrischend. Sie zog das Gewand höher hinauf, raffte auch das lange weiße Hemd, das sie darunter trug, und stieg mutig in den Tümpel hinein, dessen Grund aus hartem Fels bestand. Zuerst schien ihr, als wolle ihr Herz stillstehen, dann aber stieg wohlig pulsierende Wärme auf, und sie planschte im Wasser. In der Mitte des Beckens gingen die glasklaren Fluten ihr bis zu den Oberschenkeln, und sie musste Kleid und Hemd weit emporheben, damit sie nicht völlig durchnässt wurden. Schließlich entschloss sie sich, wenigstens das blaue Kleid abzulegen, sie watete ans Ufer, löste die Schnüre im Rücken und ließ den schweren Stoff zu Boden gleiten. Es war angenehm, nur mit dem langen, ärmellosen Hemd bekleidet im Wasser umherzugehen. Jetzt war es ihr gleich, dass das gute Stück nass wurde, sie spritzte ihrer Stute einen Schwall Wassers entgegen, so dass Niam schnaubte und die funkelnden Tröpfchen aus der Mähne schüttelte, dann hielt Alina sich die Nase zu und tauchte bis über den Kopf in die Fluten hinein.

Etwas Seltsames geschah da mit ihr. Sie öffnete die Augen im Wasser und erblickte wehende Pflanzen von dunkelgrüner und rostroter Farbe, auch ein weißes Gebäude, groß und schön wie eine Burg, mit Zinnen und Türmen geschmückt. Eine Schar Reiter zog an ihr vorüber, durchsichtig wie Nebelgestalten, grün und silbern schimmerten ihre Gewänder und in ihrem langen Haar trugen sie das sanfte Licht des Mondes.

Rankende Zweige

Zärtlicher Hain

Rauschende Weide

Blühender Stein.

Weiße Paläste

Liebend erbaut

Zaubrische Gäste

Hold und vertraut.

Sturm ist gekommen

Hat sie verweht

Glück ist zerronnen

Treue vergeht.

Nur in der Welle

Schmiegsamer Macht

Zeigt dir die Quelle

Einstige Pracht.

Sie musste sich gewaltsam losreißen, denn der langsam kreisende Gesang wollte sie mehr und mehr in den Quelltopf hineinziehen. Prustend tauchte sie auf, schüttelte sich das Wasser aus den Ohren und wrang das lange Haar aus. Wieder hatte sie eines dieser geheimnisvollen Lieder gehört, doch dieses Mal hatte es sehr traurig geklungen. Auch hatte sie nie zuvor solch merkwürdige Bilder gesehen, aber das war kein Wunder, denn sie war zum ersten Mal auf die verrückte Idee gekommen, ganz und gar im Wasser unterzutauchen.

»Zeigt dir die Quelle einstige Pracht«, dachte sie verwirrt, während sie ans Ufer stieg und einen schwachen Versuch unternahm, wenigstens den Saum ihres klatschnassen Hemdes auszuwringen.

»Ob diese schöne weiße Burg vor langer Zeit einmal hier gestanden hat?«, überlegte sie.

Bei dem Gedanken, die kümmerlichen Mauerreste könnten alles sein, was von dem prächtigen Gebäude übriggeblieben war, verspürte sie einen tiefen Schmerz, so als habe sie etwas Kostbares verloren, das sie niemals im Leben wieder für sich gewinnen würde.

»Ich war zu lange unter Wasser«, dachte sie. »Das macht meinen Kopf dumpf und mein Herz traurig. Schluss damit. Die Mauerreste sind sehr hübsch, und was früher hier gestanden hat, kann mir ganz gleich sein.«

In diesem Augenblick glitt ein kleiner, dunkler Schatten über die Oberfläche des Teiches, und gleich darauf raschelte es oben im Gezweig der Haselsträucher. Der Rabe musste mehrfach anfliegen, bis er endlich einen Ast fand, der sein Gewicht tragen konnte, dann hockte er auf seinem schwankenden Sitz und glotzte mit schräggestelltem Kopf nach unten.

Welch ein großer Bursche! Die Sonne ließ sein Gefieder bläulich glänzen, als sei es aus dunklem Achatstein gemacht, nur an der rechten Kopfseite, gleich hinter dem schwarzen Auge, leuchtete ein kleines weißes Federchen. Sie war wenig begeistert von diesem Besuch, denn bisher hatte sich noch niemals ein Rabe zu ihrem geheimen Platz verflogen. Missmutig sah sie zu ihm hinauf, nahm dann einen kleinen Stein und warf nach dem schwarzen Gast, doch der ließ sich nicht so einfach verscheuchen. Geschickt wich er dem Wurfgeschoss aus, flatterte mit den breiten Schwingen, um den Halt nicht zu verlieren und krächzte verärgert zu ihr hinunter.

»Verschwinde!«

Dieses Mal zielte sie besser und traf seinen spitzen schwarzen Schnabel, der Rabe ließ ein schnarrendes Geräusch hören, erhob sich in die Lüfte, doch anstatt davonzufliegen, suchte er sich nur einen anderen Ast.

Sie gab es auf – sollte er halt dort oben hocken bleiben. Wenn er allerdings glaubte, einen guten Bissen stehlen zu können, dann hatte er sich getäuscht. Unschlüssig stand sie, das nasse Hemd klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper, und sie kreuzte die Arme vor der Brust, denn sie begann zu frieren. Besser würde es sein, das Hemd auszuziehen und zum Trocknen aufzuhängen, sie konnte ja währenddessen in das blaue Gewand schlüpfen, das war trocken und würde sie wärmen.

Sie hob das Hemd in die Höhe und wollte es schon über den Kopf ziehen, da spürte sie plötzlich eine seltsame Scheu, sich vor diesem neugierigen schwarzen Augenpaar ganz und gar zu entkleiden. Natürlich war es nur ein Rabe, ein krächzender, verlauster Küchendieb – aber sie verbarg sich dennoch hinter einem der Mauerreste, während sie das klebrig nasse Hemd vom Körper zerrte. Sorgfältig rubbelte sie sich mit einem Ende des blauen Kleides trocken und zog es dann über. Als sie jedoch wieder aus ihrem Versteck hervorkam, stellte sie fest, dass der hinterhältige Bursche inzwischen den Platz gewechselt hatte. Er saß frech auf einem der efeubewachsenen Mäuerchen, glotzte zu ihr hinüber, und seine dunklen Augen glänzten wie silbriger Samt.

»Hat es dir gefallen?«, fragte sie böse. »Wenn du nicht gleich verschwindest, zeige ich dir, wie gut ich mit Pfeil und Bogen umgehen kann!«

Der Vogel hob den Kopf, als wolle er ihr seinen scharfen Schnabel weisen, dann wendete er sich ab und pickte zwischen den Efeublättern nach Spinnen und Käfern. Kaum hatte sie sich jedoch wieder an der Quelle niedergelassen und das lästige Pergament aus dem Mantel gezogen, da hörte sie schon seinen kräftigen Flügelschlag, und erneut schwankten und knackten die Haselzweige über ihr.

Sie beschloss, ihn gar nicht mehr zu beachten. Wohlig bewegte sie die nackten Zehen, schüttelte das nasse Haar, damit es besser trocknete und entrollte das Pergament. Sie hatte richtig vermutet, es war eine düstere, traurige Geschichte. Ein Knappe hatte sich in die Tochter seines Lehnsherrn verliebt, und da er nicht das Recht besaß, um sie anzuhalten, entführte er die Schöne. Das Mädchen erwiderte seine Liebe, die beiden flohen von Ort zu Ort, doch nirgendwo fanden sie Aufnahme, denn man fürchtete die Rache des mächtigen Lehnsherrn. Zuletzt wurden sie verraten, der junge Mann stellte sich den Häschern mutig mit dem Schwert entgegen, doch die Übermacht war zu groß, und er starb im Kampf. Das Mädchen wurde zurück zu ihrem Vater geschleppt und lebte fortan in Verzweiflung.

Sie gähnte und warf das Pergament zur Seite. Die Geschichte war zum Sterben langweilig, denn sie glich ganz und gar den Sagen, die ihr Vater ihr so gern erzählte. Immer verliebte sich irgendein junger Bursche in ein Mädchen, das er nicht haben durfte, und die beiden kamen auf schreckliche Weise ums Leben. Es war ärgerlich, denn die beiden konnten sich doch an den fünf Fingern einer Hand abzählen, wie die Sache ausgehen würde. Warum ließen sie es dann nicht gleich?

Ein schwacher Windhauch kräuselte das Wasser des Teiches und bewegte das Pergament, das sie achtlos zwischen Gräser und Moos geworfen hatte. Erschrocken schrie sie auf, als der geflügelte Schatten über sie hinwegglitt, der Rabe fasste das Blatt und erhob sich damit vom Boden.

»Lass das sofort fallen, du Dieb!«, kreischte sie.

Er hatte Mühe, sich mit seiner Beute davonzumachen, denn das Pergament verfing sich zwischen den Haselästen und bekam dabei einen langen Riss.

»Deinetwegen bekomme ich jetzt Ärger, gierige Mistkrähe!«

Wütend lief sie zu ihrer Stute, hakte Bogen und Köcher vom Sattel und legte einen Pfeil an die Sehne. Ahnte er, was sie vorhatte? Er hatte den Kopf zur Seite gedreht, und sein rechtes samtschwarzes Augen starrte sie abwartend an, als sei er neugierig, ob sie es tatsächlich wagen würde, auf ihn zu schießen.

Sie hatte gut gezielt, der Pfeil zischte dicht an seinem Körper vorbei durch das Gezweig, sie hatte ihn nur erschrecken, keinesfalls jedoch treffen wollen. Doch da der Dummkopf in diesem Augenblick seine Flügel ausbreitete, riss ihm das schlanke Geschoss eine Schwungfeder aus. Die blauschwarze Feder wirbelte durch die Luft, dann sank sie langsam, beständig um sich selbst kreisend in den Teich hinunter. Er krächzte laut und zischte sie mit gesenktem Kopf und gesträubtem Federkleid an, als drohe er ihr, es ja nicht noch einmal zu versuchen. Wütend zog Alina den nächsten Pfeil aus dem Köcher, doch sie kam nicht mehr dazu, ihn anzulegen. Mit einem lauten, heiseren Schrei erhob sich der Rabe aus dem Gezweig, breitete die Schwingen aus und schoss direkt auf sie zu.

Er schien größer zu werden während dieses kurzen Fluges. Als er dicht vor ihr war, erschien ihr sein spitzer Schnabel so gefährlich, dass sie sich erschrocken zusammenkrümmte und den Kopf mit den Händen schützte.

Sie verspürte nur einen heftigen Stoß, dann strich etwas über ihren Rücken, das Ähnlichkeit mit einem Reiserbesen hatte. Es konnte unmöglich nur die Schwinge eines Raben sein, eher die eines Adlers oder eines Greifen.

Als sie sich aufrichtete, war der Rabe verschwunden. Seine Beute, das Pergament, musste der Galgenstrick mitgenommen haben, denn es war nirgendwo zu finden.

Kapitel 2

Am folgenden Morgen erwachte sie mit schwerem Kopf. Sie hatte nach alter Gewohnheit am Abend zuvor die Fenster geöffnet, um die frische, kühle Nachtluft in ihr Gemach zu lassen, jetzt aber zog beißender Qualm aus dem Küchenschornstein hinein. Hustend setzte sie sich auf und blinzelte in das blasse Morgenlicht, das der Küchenrauch noch zusätzlich grau färbte. Der Übereifer der Küchenleute konnte eigentlich nur einen Grund haben: Ein Bote hatte die Rückkehr ihres Vaters und seiner Ritter gemeldet.

Ihre Laune besserte sich auf der Stelle, denn sie freute sich darauf, ihren Vater wiederzusehen. Es war jetzt zwar fürs Erste vorbei mit den heimlichen Ausflügen, aber nach den gestrigen Erlebnissen hatte sie sowieso keine große Lust mehr, an ihren Lieblingsplatz zurückzukehren.

»Macha?«

Die alte Magd hatte vor ihrer Tür gesessen, wie sie es oft tat, um der jungen Herrin schnell bei der Hand zu sein. Jetzt schob sie die Pforte auf, und ihr rundes, Gesicht, das stets von einer Haube aus hellen Tüchern umrahmt war, zeigte eine Mischung aus Neugier und Sorge.

»Ich habe dich nicht geweckt, Mädchen. Du hast dich heute Nacht so unruhig in den Kissen gewälzt, dass ich fürchtete, du wärest krank.«

Alina schüttelte den Kopf, stellte dabei jedoch fest, dass ihr Nacken ein wenig schmerzte. Auch fühlte sie sich noch etwas benommen, denn ihr Schlaf war tief und schwer gewesen.

»Dieser Gestank macht mich krank«, murrte sie. »Was kochen die denn unten? Verkohlten Gerstenbrei mit Rabenfedern gemischt?«

Macha kicherte und humpelte eilig durch das Zimmer, um die Fenster zu schließen. Alinas Magd war vor langer Zeit einmal die Wendeltreppe hinabgestürzt, so hatte sie Alina erzählt, dabei war ihr rechter Fuß gebrochen, der Knochen war zwar geheilt, doch der Fuß war steif geblieben und je älter Macha wurde, desto schwerer fiel ihr das Gehen.

»Das sind die Hühner, die nach dem Rupfen geflammt werden«, erklärte sie und reckte sich, denn das Holz des Fensterflügels hatte sich verzogen, so dass man beim Öffnen und Schließen vorsichtig zu Werke gehen musste. »Später werden sie Erbsen und Bohnen kochen, dazu Gerstengrütze mit Zwiebeln und ganz sicher werden auch süße Honigküchlein gebacken.«

Sie schob die Riegel vor und hinkte zum zweiten Fenster, während Alina aus dem Bett stieg und sich reckte, um die Schläfrigkeit loszuwerden. Nessa hatte offensichtlich vor, ihren Ehemann gut zu füttern, wahrscheinlich wollte sie ihn günstig stimmen, damit er auf ihre Wünsche einging. Seit langem schon bedrängte sie ihren Mann, die Burg am roten Berg ihrem Bruder Nemet anzuvertrauen, aber Alinas Vater hielt nicht viel von Nemet, deshalb hatte er Nessas Forderung bisher immer abgewiesen …

Ein unwilliger Ausruf der alten Magd riss Alina aus ihren Gedanken.

»Du bist wirklich unachtsam, Mädchen! Nun schau dir das an: Ganz nass und zerrissen. Wer das noch lesen will, der muss gute Augen haben.«

Alina sah mit starrem Blick auf das zerfetzte Pergament in Machas Händen. Es konnte unmöglich jenes Blatt sein, das ihr der Rabe gestern gestohlen hatte. Gewiss war es nur irgendein Fetzen, den der Wind auf ihr Fenstersims geweht hatte, vielleicht gehörte es Ogyn, der ja öfter oben in seiner Turmkammer saß und irgendwelche gelehrten Sachen mit der Feder auf gutes Pergament kratzte …

»Das … das kenne ich nicht!«

Macha drehte das Blatt hin und her, zuckte die Schultern und versuchte dann, die eingerissenen Kanten aneinanderzufügen. Der Riss kam Alina in fataler Weise bekannt vor, ihr Nacken schmerzte plötzlich wieder, und sie erinnerte sich an die seltsamen Träume, die sie in dieser Nacht gequält hatten. Sie waren dunkel gewesen, voller angsterregender Schatten, zugleich aber auch von unbekannter Süße.

»Wirf es weg, Macha«, befahl sie. »Nein … warte! Gib es mir!«

Kein Zweifel war möglich – es war die gleiche, dumme Sage, die gleiche, winzige Schrift, ziemlich verwischt, aber deutlich erkennbar, und auch der Riss war derselbe.

»Es war leichtsinnig, dieses Blatt auf dem Fenstersims liegen zu lassen, Mädchen«, meinte Macha mit sanftem Tadel. »Es hat geregnet in der Nacht.«

In der Nacht – jetzt war nichts mehr von Regen zu sehen. Das Blatt lag also schon eine ganze Weile auf dem Sims.

»Es ist nicht klug, Ogyn herauszufordern, Alina. Er ist sowieso nicht gut auf dich zu sprechen.«

Ein Rabe konnte eine Menge Dinge stehlen. Fleisch und Honigküchlein, blankgeputzte Sporen aus Silber, seidene Tücher und sogar bunte Haarbänder trug er davon. Ein ganz frecher Bursche hatte Nessa sogar einmal einen silbernen Ohrring abgerissen. Aber niemand hatte je davon gehört, dass ein Rabe seine Beute zurückbrachte.

»Zum Glück hast du es wenigstens mit einem Stein beschwert, so dass der Wind es nicht davontragen konnte«, fuhr Macha seufzend fort.

»Mit einem Stein?«

Machas Gesicht war trotz ihres Alters noch glatt, nur wenn sie lachte oder bekümmert war, erschienen überall kleine Runzeln und Falten auf ihrer Haut. Jetzt waren es Sorgenfalten, denn Alinas Zerstreutheit wies darauf hin, dass ihr Schützling wohl doch eine Krankheit ausbrütete.

»Leg dich noch einmal hin und decke dich warm zu, Mädchen«, ordnete sie an. »Ich werde dir einen stärkenden Trank brauen, dann kommst du ins Schwitzen, und es wird dir besser gehen.«

Alina hatte dieses Ansinnen weit von sich weisen wollen, denn sie hasste Machas bittere Tränke. Doch als sie den Stein sah, den Macha vom Fenstersims genommen hatte, wurde ihr so schwindelig, dass sie sich vorsichtshalber hinsetzte.

Ihr Vater hatte ihr diese Druse geschenkt, ein schwarzer Kiesel, groß wie zwei Männerfäuste und nahezu rund. Man hatte ein Stück davon abgeschlagen, so dass man die wundersam glitzernde Kristallhöhle in seinem Inneren sehen konnte. Der Drusenstein hatte noch gestern Abend auf einem niedrigen, geschnitzten Tisch gelegen, gleich neben ihrem Bett, zusammen mit anderen Dingen, die sie liebte: Getrocknete Wurzeln, die wie Menschen geformt waren, ein schön geschnitztes Bernsteinamulett, ein Ring mit zwei roten Rubinen, zwei silberne Ohrgehänge, wie kleine, fein durchbrochene Halbmonde …

Wer auch immer diesen Drusenstein heute Nacht aufs Fenstersims gelegte hatte – er musste in ihrem Schlafgemach gewesen sein!

Sie saß mit wild klopfendem Herzen und starrte zu Macha hinüber, die den Stein jetzt vorsichtig wieder an seinen Platz auf dem Tischlein neben ihrem Bett legte. War sie verrückt? Kein Rabe konnte solch einen schweren Stein in seinem Schnabel tragen. Was grübelte sie über diesen Raben nach? Wahrscheinlich war ihm das Blatt irgendwo aus dem Schnabel gefallen und jemand hatte es gefunden. Ogyn? Das war kein angenehmer Gedanke. Ogyn sollte sich in der Nacht in ihr Schlafgemach geschlichen haben? Aber nein, das passte nicht zu ihm. Und außerdem hatte ganz sicher Macha vor ihrer Zimmertür geschlafen, wie sie es meist tat. Baldin? Der kleine Bursche hatte das Blatt gefunden und es ihr heimlich gebracht? Aber wie? War Baldin etwa außen an der hohen Mauer emporgeklettert und in ihr Gemach gestiegen? Auf dem Fenstersims hockend hätte er mit langem Arm die Druse von ihrem Tischchen angeln können, um damit das Pergament zu beschweren. Aber das wäre halsbrecherisch gewesen, denn die Fenster lagen gut drei Manneslängen über dem Hof

Sie fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch das wirre Haar und entschied, dass sie nicht weiter darüber nachdenken wollte. Auch die schweren Träume, die jetzt wieder in ihr aufstiegen, die wehenden, gefiederten Schatten und das seltsame, bittersüße Empfinden – fort damit! Ihr Vater kehrte zurück, das war ein Grund zur Freude. Sie würde sich festlich ankleiden und das Haar flechten, so wie er es an ihr liebte, und wenn sie neben ihm an der Tafel saß, von allen Rittern bestaunt und bewundert, würde sie ihren Vater, den König, zärtlich darum bitten, ihr einen anderen Lehrer zu geben. Sollte Ogyn sich doch seinen gelehrten Studien widmen, das tat er sowieso viel lieber, als ein dummes, kleines Mädchen zu unterweisen.

Als die alte Macha mit einem dampfenden Becher in der Hand zurückkehrte, fand sie ihren Schützling angekleidet auf einem Hocker sitzend , bemüht, das lange Haar mit einem Kamm zu glätten.

»Ich bin nicht krank«, erklärte Alina lächelnd. »Stell den Trank beiseite und hilf mir.«

»Nie kennt man sich aus mit dir!«, murrte die Alte, doch sie nahm Alina den Kamm aus der Hand und machte sich ans Werk. Alinas Haar war sanft gewellt und hatte die Farbe von rotem Gold, in der Sonne funkelte es wie eine Feuerflamme, doch auch in der Nacht schien es, als liege ein Leuchten über ihrem Haupt. Niemand sonst besaß solches Haar, auch nicht ihr Vater, König Angus, dessen Kopfhaar kraus und braun war und sich seit einiger Zeit mit weißen Fäden durchzog.

»Au! Rupf doch nicht so fest, Macha!«

»Halt still, Mädchen. Du hast dich heute Nacht so oft auf den Polstern hin- und hergewendet, dass es schon eine Kunst ist, dein Haar wieder glatt zu kämmen.«

Seufzend hielt Alina dem Ziepen und Zerren stand, nahm dann den silbernen Handspiegel und betrachtete mit kritischen Augen, wie Macha einen Teil des Haares zu Zöpfen flocht, seidene Schnüre und Perlen hineinband und die Zöpfe dann am Hinterkopf zusammensteckte, so dass sie zwischen dem üppigen, offenen Haar auf ihren Rücken hinabhingen.

»Du bist recht blass, Mädchen!«, klagte die alte Magd. »Das lange Sitzen in der stickigen Bücherkammer dort oben bekommt dir gar nicht.«

Alina war ebenfalls dieser Meinung. Nachdenklich betrachtete sie ihr Gesicht im Spiegel – war sie tatsächlich blasser als sonst? Ihre Haut war sehr hell, auch im heißen Sommer wurde sie niemals braun, sie bekam auch keine Sommersprossen, wie ihre Schwiegermutter Nessa, deren Stirn und Nase mit den braunen Fleckchen gesprenkelt waren. Viele beneideten die Tochter des Königs um diese zarte, helle Haut, denn sie galt als ein Zeichen besonderer Schönheit. Alina selbst war gar nicht so glücklich über diesen Vorzug, denn bei jeder Gemütsregung, gleich ob Freude, Zorn oder Verlegenheit, überzogen sich ihre Wangen mit einer auffälligen Röte, so dass jeder ihr diese Empfindungen im Gesicht ablesen konnte.

»Sehe ich meiner Mutter ähnlich, Macha?«

Sie hatte diese Frage schon Hunderte Male gestellt, und immer gab Macha die gleiche, geduldige Antwort. Gewiss, sie glich ihrer Mutter, die so jung und strahlend schön gewesen sei, und so früh hatte sterben müssen.

»Hatte sie solches Haar wie ich?«

»Es war viel heller und glänzte wie das Mondlicht …«

»Wurde sie auch rot, wenn sie sich aufregte?«

»Niemals. Sie war blass und durchscheinend.«

»Und ihre Augen?«

»Sie glichen den deinen ganz und gar.«

Alina hielt den runden Spiegel ein wenig näher und betrachtete ihre Augen. Wie merkwürdig sie waren, gewiss gab es weit und breit kein Mädchen, das solche Augen hatte. Als habe man kleine Federchen im Kreis gelegt, lindgrün und erdbraun, auch dunkelgrün wie das Laub des späten Sommers. Mitunter blitzten rostrote und ockergelbe Einsprengsel, es gab sogar bläulich schimmernde Flecken, die an das Gefieder eines …

»Ein Rabe!«, rief Macha empört und zeigte mit dem Kamm in der Hand auf das Fenster. »Dieses Volk wird doch immer frecher. Wenn er nur nicht das Rotkehlchen erwischt, das immer so hübsch in der Linde singt!«

Alinas Hand zitterte so, dass ihr Spiegelbild undeutlich wurde. Hinter den bleiverglasten Scheiben konnte man tatsächlich die Umrisse eines großen schwarzen Vogels erkennen. Er saß auf dem Fenstersims, trippelte hin und her und hackte dann doch wahrhaftig mit hartem Schnabel gegen eine der runden Butzenscheiben.

»Dir werde ich gleich …!«, schimpfte Macha und lief zum Fenster. Doch bevor sie es öffnen konnte, breitete der Rabe die Flügel aus, stieß sich vom Sims ab und glitt mit weiten schwarzen Schwingen über den Burghof. Gleich darauf hörte man lautes Gekrächze vom Dach des Burgtors her – offensichtlich hatte der vorwitzige Bursche Ärger mit seinen Genossen bekommen.

»Konntest du sehen, ob er neben dem rechten Auge eine weiße Feder hat?«

Macha zupfte an ihrem Haar herum und ordnete einige Flechten.

»Gar nichts habe ich gesehen. Nur dass er einen harten Schnabel hat, das konnte man gut hören«, knurrte sie. »Wir müssen uns vorsehen, wenn wir die Fenster öffnen. Sonst flattert er am Ende ins Zimmer hinein und bringt hier alles durcheinander.«

Alina brauchte gar nicht in den Spiegel zu sehen, sie wusste auch so, dass ihre Wangen jetzt glühten. Die Vorstellung, dass dieser Rabe in ihr Schlafgemach eindringen könnte, erschien ihr beunruhigend, ja geradezu beängstigend. Plötzlich zweifelte sie nicht mehr daran, dass es der gleiche Rabe gewesen war, der sie gestern an der Quelle genarrt hatte. Sie hatte auf ihn geschossen und ihn sogar getroffen, doch er hatte so gut wie keine Angst gezeigt. Stattdessen war er losgeflogen – so klein er war, dieser schwarze Geselle, so mutig war er. Und beharrlich dazu.

»Steh einmal auf, damit ich dir das Kleid im Rücken ein wenig fester schnüren kann«, schwatzte Macha eifrig. »Und gib auf die langen Ärmel deines Unterkleides Acht, wenn du an der Tafel sitzt. Es wäre schade, wenn du sie gleich wieder mit Gemüsebrühe und Wein bekleckern würdest …«

Vom Turm erklangen laute Hornsignale, die Hunde kläfften aufgeregt, und im Burghof liefen die Leute zusammen, um den heimkehrenden König zu begrüßen. Alina und Macha rissen die Fensterflügel auf und stellten sich auf die Zehenspitzen, um die heranreitenden Krieger zu sehen. König Angus und seine Ritter trugen dunkle Kettenhemden unter den bunten Waffenröcken, breite Schwerter steckten in den schön verzierten Scheiden, die tödlichen Lanzen waren an den Sätteln befestigt und ragten mit blinkenden Spitzen gen Himmel. Als die Gruppe in den Burghof einritt, begannen die Raben auf dem Dach des Tores mit rauen Stimmen zu krächzen und auszuschwärmen, als wollten auch sie die Krieger willkommen heißen.

Wenig später schritt Alina gemeinsam mit den Frauen zum festlichen Mahl in die Halle, und wie üblich richteten sich alle Blicke nur auf die junge Königstochter. Alina war hochgewachsen und schlank wie eine Gerte, das hellblaue, mit feinen goldenen Sternen bestickte Gewand schmiegte sich eng an ihren Oberkörper und floss in weichen, schattigen Falten bis auf den Boden herab. Ihr schönster Schmuck jedoch war das prächtige rotgoldene Haar, das Lichtfunken in den Raum zu sprühen schien. Alina genoss es, bewundert zu werden. Noch vor zwei Jahren hätte sich keiner dieser Männer und Frauen nach der Königstochter umgewendet, da war sie ein dünnes, blasses Kind mit langen Zöpfen, an denen die frechen Knappen sie hin und wieder zupften. Jetzt aber bekamen die Ritter glänzende Augen, wenn Alina erschien, und sie spitzten verzückt die Münder. Auch die Frauen tuschelten miteinander, und besonders Nessa hatte immer etwas zu flüstern und verzog dabei boshaft die spitze Nase. Alina hatte ihren Spaß daran, doch im Grunde waren ihr Ritter und Frauen des Hofstaates herzlich gleichgültig, einzig das Lächeln, mit dem ihr Vater sie empfing, bedeutete ihr viel, denn es sagte ihr, wie stolz er auf sie war.

»Mein Feuerköpfchen«, sagte er schmunzelnd, als er die Arme um sie legte. »Pass auf, dass du den Saal nicht in Brand steckst.«

Sie schmiegte sich an seine Brust und atmete für einen Augenblick seinen vertrauten Geruch ein. Trotz des prächtig bestickten Festgewands roch ihr Vater immer ein wenig nach Leder und Pferd, auch nach dem Öl, mit dem das Kettenhemd gefettet wurde.

»Sie sollte wahrhaftig besser eine Haube tragen«, ließ sich Nessa vernehmen, die von ihrem Ehemann weit weniger herzlich begrüßt wurde. »Solches Haar ist geradezu ungehörig.«

»Schweigt!«, herrschte Angus sie an. »Sie braucht ihre Schönheit nicht zu verbergen, denn sie ist meine Tochter und niemand würde wagen, sie anzutasten.«

Nessa lachte grell auf, so dass es den Anschein hatte, sie habe alles nur als Scherz gemeint. Die Ritter und Frauen, die im Raum umherstanden und leise Gespräche führten, unterbrachen ihre Rede und starrten zu ihnen hinüber.

»Es geht mir nicht um ihre Schönheit – das ist Ansichtssache«, erwiderte Nessa vernehmbar. »Meine Sorge ist, dass sie vielleicht allzu fremd erscheinen könnte. Fast so, als gehöre sie gar nicht zu uns …«

Die Spitze war scharf geschliffen, und Alina spürte, dass der Stich saß. Während der letzten Jahre hatte Nessa öfter solche Andeutungen gemacht, sie tat es mit Fleiß und stets dann, wenn der ganze Hof es hören konnte. Ganz sicher hatte sie dabei die Absicht, die ungeliebte Stieftochter auszugrenzen, eine Fremde aus ihr zu machen, eine, die nicht zu diesem Hof gehörte. Wie ungemein boshaft diese Frau doch war!

Der König hatte wenig Lust, vor allen Rittern und Dienstleuten mit seiner Frau zu streiten. Mit einer knappen Geste gab er dem Zeremonienmeister das Zeichen, die Hofgesellschaft um die Tafel zu versammeln, dann führte er – wie die Sitte es verlangte – seine Ehefrau Nessa zu ihrem Stuhl und nahm selbst neben ihr Platz. Alles hatte darauf gewartet, dass der Herrscher und seine Gemahlin sich niederließen, erst dann war es auch den anderen gestattet, ihre Plätze aufzusuchen. Alina saß wie immer zur Linken ihres Vaters, und es war leider unvermeidlich, dass Nessas Bruder, der Ritter Nemet, neben ihr speisen würde. Auch diesmal hatte er eilig ihre Nähe gesucht, ihr den gepolsterten Hocker sorgfältig bereitgestellt und dabei die ganze Zeit von ihrer Schönheit und Anmut geschwafelt.

König Angus hüllte sich in finsteres Schweigen während der Zeremonienmeister seines Amtes waltete. Es gab eine strenge Sitzordnung an der königlichen Tafel, die sich nach dem Rang der Ritter und Hofleute richtete. In der Mitte thronte das Herrscherpaar mit den engsten Verwandten und den hervorragendsten Rittern mit ihren Ehefrauen und Töchtern. Je weiter man von der Mitte entfernt platziert wurde, desto niedriger war auch das Ansehen, das man bei Hofe genoss. An den beiden Tischenden hockten die einfachen Schreiber, die Dienstleute und die jungen Kämpfer, die gerade erst zum Ritter geschlagen worden waren. Knappen hatten an der Tafel nichts zu suchen, sie eilten im Saal umher, denn ihre Aufgabe war es, unter Anleitung des Truchsess, Wein und Met in die Becher zu gießen.

Erst als jeder am richtigen Ort saß, die Becher gefüllt und die Platten und Schüsseln aufgetragen wurden, richtete König Angus leise das Wort an seine Frau.

»Vergesst niemals, Nessa, dass meine Tochter mir näher ist, als jeder andere hier in diesem Raum, denn sie ist mein eigen Fleisch und Blut.«

»Wie könnte ich das je vergessen«, gab Nessa zurück und lächelte versöhnlich. »Das Licht in ihrem Haar hat mich geblendet und ihre schönen, grün gefiederten Augen haben mich verwirrt. Verzeiht mir, mein Gemahl.«

Der König schwieg, doch Alina konnte an der düsteren Miene ihres Vaters erkennen, dass sein Zorn nicht vergangen, sondern eher angestiegen war. Es tat ihr leid, dass er sich so ereifern musste, denn sie fürchtete, er könne am Ende wieder in eine seiner Melancholien verfallen. Wütend blickte sie zu Nessa hinüber, doch die hatte sich den silbernen Teller mit allerlei Speisen vollgeladen und schmauste so unbefangen, als sei gar nichts geschehen.

Ihre Stiefmutter war während der vergangenen Jahre nicht schöner geworden, die Hüften hatten sich verbreitert, ihr Gang war schwer, und sie musste die faltige Haut unter ihrem Kinn mit einem kunstvoll geschlungenen Seidentuch verbergen. Früher hatte Alina die Königin bedauert, denn ihre Hoffnung, Angus eines Tages noch einen Erben zu schenken, schwand mit jedem Tag dahin. Nichts hatte helfen können, weder Machas Kräutertränke, noch die alten Zaubermittel, auch nicht die warme Quelle, die am roten Berg entsprang. Unfruchtbarkeit war schlimm für eine Königin – doch Alinas Mitleid mit Nessa hielt sich inzwischen in Grenzen.

»Vergebt meiner Schwester, Herr«, mischte sich jetzt Nemed ein. »Sie ist rasch mit dem Wort, doch ihr Herz ist gütig und hängt in treuer Liebe an Euch, mein König. Auch das dürft Ihr nicht vergessen.«

Was für ein hohler Schwätzer, dachte Alina. Nessa liebt meinen Vater kein bisschen, sie liebt es nur, Königin zu sein.

Die Hofgesellschaft machte sich inzwischen über die aufgetragenen Speisen her, Messer wurden gezückt und Fleischbrocken aufgespießt, wer ein gutes Stück erwischen konnte, der zögerte nicht lange, denn nur den hochwohlgeborenen Herrschaften wurden volle Schüsseln gereicht. Für die Leute an den Tischenden blieben oft nur ein paar kümmerliche Reste, so dass man sich mit Brei und Gemüse begnügen musste. Alina konnte sehen, wie Ogyn gierig ein Stück Braten verschlang, so dass ihm der Saft durch den Bart rann und von dort auf das Tischtuch tropfte. Dabei hätte er sich gar nicht so beeilen müssen, denn der Zeremonienmeister hatte ihn ein gutes Stück weiter zur Mitte hin gesetzt, es war nicht zu übersehen, dass seine Ernennung zum Lehrer der Königstochter sein Ansehen befördert hatte. Dennoch kaute er mit vollen Backen und zielte mit dem Messer schon auf den nächsten, fetten Bissen.

König Angus nahm nur wenig zu sich, er sprach kaum, auch hob er nicht den Becher, um einem seiner Getreuen oder seiner Tochter zuzutrinken, was er sonst so gern tat. Alinas Vermutung schien sich zu bestätigen: Ihr Vater war in eine seiner trüben Stimmungen verfallen, und es war nicht abzusehen, wie lange sie anhalten würde. Das war schlimm, denn wenn er sich zurückzog, würde Nessa an seiner Statt die Burg regieren, und Alinas Hoffnung, den lästigen Ogyn bald loszuwerden, schwand fürs Erste dahin.

Das Schweigen des Königs legte sich bald wie ein dunkler Schatten über den Saal, auch jene, die bisher fröhlich geschwatzt und gelacht hatten, wurden stiller, man sprach nur noch leise miteinander, und immer wieder wanderten die Blicke ängstlich zur Mitte der Tafel hinüber, denn niemand wollte den Unwillen des Herrschers erregen. Jetzt entdeckte Alina auch, dass einige der Ritter verwundet waren, sie hatten Schrammen auf Stirn und Wangen, einer hatte die rechte Hand mit einer Binde umwickelt, ein anderer hielt den Kopf schräg und presste immer wieder ein Tuch auf sein linkes Ohr.

»Es hat einen Kampf gegeben«, erklärte Nemet, der Alinas forschenden Blicken mit den Augen gefolgt war. »Eigentlich war es nur ein kleines Scharmützel, aber dennoch gab es etlichen Rittern Gelegenheit, sich vor dem König auszuzeichnen.«

Er sah zu Angus hinüber, als erwarte er sich ein persönliches Lob von seinem Herrscher, doch der König brach sein Schweigen nicht, ja, er schien gar nicht zugehört zu haben.

»Ein Kampf? Haben etwa die Wolfskrieger gewagt, in unser Land einzudringen?«, wollte Alina wissen.

Nemet lächelte zufrieden, denn es war ihm endlich gelungen, Alinas Aufmerksamkeit zu gewinnen.

»Das wäre zu viel gesagt. Eine kleine Gruppe dieser Tagediebe trieb sich in der Nähe des Flusses herum, vielleicht wollten sie einfach nur fischen. Aber dazu hätten sie nicht unser Land betreten müssen. Also haben wir sie angegriffen und in den Fluss getrieben.«

Jetzt, da die Sache nun einmal heraus war, mischten sich auch andere Ritter ins Gespräch ein und redeten verächtlich über die besiegten Feinde. Es sei lustig gewesen, die Kerle ins Wasser zu jagen, denn sie hätten ja mit den schweren Kettenpanzern nicht schwimmen können.

»Gewehrt haben sie sich, wollten mit den Schwertern gegen uns kämpfen, die Dummköpfe.«

»Wir haben sie einfach niedergeritten. Wer nicht von unseren Lanzen erwischt wurde, der kippte rücklings in den Fluss und ersoff.«

»Wie die Steine gingen sie unter. Nur ein paar Blasen waren noch zu sehen …«

»Nicht einer hat das andere Ufer erreicht. Es ist schade darum, denn nun wird niemand ihrem König berichten, wie seine Männer zu Fischen wurden.«

Alina verspürte einen Schauder. Es war schrecklich, sich dieses Morden vorzustellen. Hilflos waren die Männer in den Fluten des reißenden Flusses versunken, vom Gewicht der eigenen Rüstung in die Tiefe gezogen. War das ritterlich gehandelt? Hätte man nicht ihr Leben retten müssen, wenn auch nur, um sie als Geiseln gefangen zu nehmen? Sie schien jedoch die Einzige der Umsitzenden zu sein, die solche Zweifel hegte, denn von allen Seiten wurden die Sieger nun beglückwünscht, und ganz besonders taten sich hierbei die Frauen und Mädchen hervor. Alina begriff, dass es wohl sehr albern war, mit geschlagenen Feinden Mitleid zu haben. Dennoch gelang es ihr nicht, an der allgemeinen Freude teilzuhaben.

»Sie trugen Kettenhemden und hatten Schwerter?«, fragte sie ihren Vater. »Aber dann waren sie doch ganz sicher nicht zum Fischen unterwegs.«

Der König hatte bis dahin kein Wort zu dem bestandenen Kampf gesagt, es schien vielmehr so, als sei er tief in seine eigenen Gedanken versunken. Alinas Frage, jedoch, brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.

»Du bist klug, Alina«, sagte er und warf Nemet dabei einen verächtlichen Blick zu. »Du lässt dich nicht so leicht betrügen. Es ist wahr: Die Wolfskrieger waren in Rüstung und Waffen. Sie sind in mehreren Booten über den Fluss gefahren und wollten eine meiner Burgen angreifen. Lange Zeit haben sie das nicht mehr gewagt – doch von nun an werden wir uns vorsehen müssen.«

Stille trat ein, nur an den beiden Tischenden, wo man die Worte des Königs nicht vernommen hatte, wurde noch geschwatzt. Doch bald erstarb auch dort jedes Gespräch, man flüsterte leise, und die Botschaft, dass neue Kämpfe mit den Wolfskriegern bevorstanden, verbreitete sich bis zum letzten Schreiberling.

»Wir fürchten die Wolfskrieger nicht«, sagte einer der jungen Ritter. »Haben wir sie nicht gestern mit Leichtigkeit besiegt?«

»Es sind Dummköpfe und Schwächlinge!«, meinte auch ein anderer.

»Sie werden allesamt im Fluss ersaufen!«

Doch einige der älteren Männer, die nicht mit dem König geritten, sondern auf der Burg geblieben waren, machten bedenkliche Gesichter. Es waren jene, die damals, vor mehr als zwanzig Jahren, im Kampf gegen die Wolfskrieger dabei gewesen waren, und sie schienen mehr zu wissen, als die jungen Kerle, die ihre Münder so voll nahmen.

Alle blickten auf König Angus, der mit einer langsamen Bewegung seinen Becher nahm und einen tiefen Zug daraus tat.

»Niemand, der in meinem Land lebt, muss die Wolfskrieger fürchten«, sagte er vernehmbar und setzte den gläsernen Becher mit einer harten Bewegung auf den Tisch zurück. »Wir haben ihnen bewiesen, dass wir nicht mit uns scherzen lassen, und sie werden es gewiss nicht wagen, ein zweites Mal über den Fluss zu setzen. Tun sie es aber doch, dann werden wir ihr Reich ein für alle Mal vernichten.«

Jubel erhob sich an der Tafel, denn die Worte des Königs hatten zuversichtlich und entschlossen geklungen. Man stieß mit den Bechern an, die Knappen konnten gar nicht so rasch nachschenken, wie der Wein getrunken wurde, und manch einer der kleinen Kerle erhielt eine kräftige Maulschelle, weil er zu lange säumte.

»Wir werden sie besiegen, wie vor zwanzig Jahren!«

»Wir nehmen ihre Burgen ein und ihr König wird unser Gefangener sein!«

»Und die schönen Töchter des Landes werden uns als Mägde dienen!«

»Ihre Helfer sind tot, sie werden ihnen nichts mehr nützen …«

Alina war auch von der allgemeinen Begeisterung erfasst worden, vor allem deshalb, weil ihr Vater ja doch vermutete, die Wolfskrieger würden es keinesfalls wagen, noch einmal ins Land einzudringen. Der letzte Satz jedoch, den ein alter Recke mit grauem Bart und kahlem Schädel gesprochen hatte, machte sie nachdenklich.

»Was für Helfer haben die Wolfskrieger denn?«

Sie hatte die Frage an ihren Vater gerichtet, doch der schien sie nicht gehört zu haben, denn er erhob sich jetzt von seinem Stuhl und reichte Nessa, seiner Ehefrau, die Hand. Es bedeutete, dass die Mahlzeit beendet war und der König die Absicht hatte, sich mit Nessa zurückzuziehen. Sofort standen auch die anderen Tafelgäste von ihren Plätzen auf, der Zeremonienmeister sprang herbei, und man bildete ein Spalier bis zu den breiten Flügeltüren der Halle, um den König und seine Gemahlin hinauszugeleiten.

Der alte Recke war bei Alina stehen geblieben, denn er hatte ihre Frage wohl vernommen. Er zögerte ein Weilchen, denn er zweifelte, ob er das Recht habe, eine Antwort zu geben, die der König seiner Tochter verweigert hatte. Doch die Rede des Königs hatte ihn erregt, Erinnerungen waren aufgestiegen, und es drängte ihn, von alten Zeiten zu sprechen.

»Welche Helfer sie haben? Nun, früher hatten sie Drachen. Schwarze Scheusale mit gezackten Flügeln und krumm nach außen gebogenen Krallenfüßen. Die Biester haben uns schwer zu schaffen gemacht, denn sie spuckten feurige Lohe. Wer davon getroffen wurde, von dem blieb nur noch ein Häufchen Asche. Aber die Drachen wurden allesamt im Kampf getötet – keiner wurde je wieder gesehen.«

Kapitel 3

Den Nachmittag über war es ruhig auf der Burg. Der König und seine Männer waren die Nacht über geritten, nach dem ausgiebigen Mahl gönnte man sich erholsamen Schlaf. Nur verhalten klangen die Stimmen der Knappen über den Burghof, denn ihre Ausbilder sorgten dafür, dass sie den Schlummer der heimgekehrten Ritter nicht störten. Aus dem Saal, in dem zuvor noch getafelt worden war, ertönten nun Schnarchgeräusche – nur die hervorragendsten Ritter des Königs bewohnten ein Burggemach, die übrigen nächtigten auf Strohsäcken in der großen Halle und deckten sich mit ihren Mänteln zu.

Alina hatte großes Glück, denn Ogyn ließ ihr ausrichten, er habe im Auftrag des Königs ein wichtiges Schreiben vorzubereiten, daher müsse der Unterricht leider verschoben werden.

»Ganz sicher hat er sich überfressen und jetzt tut ihm der Bauch weh«, meinte sie fröhlich zu der alten Macha. »Meinetwegen kann er sich gern bis übermorgen von seinem Leiden erholen, ich werde ihn nicht vermissen.«