Schätze des Shiatsu - Joachim Schrievers - E-Book

Schätze des Shiatsu E-Book

Joachim Schrievers

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Beschreibung

In diesem Buch findet sich der Erfahrungsschatz von neunzig in Tiefeninterviews befragten Shiatsu-Klientinnen und Klienten. Hier zeigt sich auf faszinierende Weise das Wirken der Lebensenergie, die in Japan "Ki" genannt wird und in China "Qi".

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Seitenzahl: 88

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Einführung

Zitate und Kommentare

Reflexionen

EINFÜHRUNG

Schätze des Shiatsu

In diesem Büchlein geht es um die Schätze des Shiatsu, nicht um die, die wir in der Literatur finden, sondern um die Schätze, die Shiatsu-Klientinnen und Klienten selbst in ihren Behandlungen gehoben haben. Zutage gefördert wurden sie in ca. 90 Tiefeninterviews, in denen sie inspiriert durch sechs einfache Leitfragen über ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Shiatsu berichtet haben. Die Fragen waren bewusst so offen gehalten, dass sie ein möglichst großes Spektrum an Antworten zuließen, auch ganz verrückte Erfahrungen sollten hier Raum haben beschrieben zu werden.

Shiatsu (wörtl. „Fingerdruck“) ist eine Behandlungskunst, die vor etwa 100 Jahren in Japan entwickelt wurde. Sie wird traditionell auf einer Matte am Boden am bekleideten Körper ausgeübt, kann aber auch auf einer Liege oder einem speziellen Behandlungsstuhl angewandt werden. Shiatsu ist ein Dialog mit der Lebenskraft. Großflächige und punktuelle, in die Tiefe gerichtete Berührungen regen die Lebenskräfte (Ki, Qi) an und unterstützen sie in ihrer Entfaltung.

Ich möchte nicht viel über den theoretischen Hintergrund von Shiatsu schreiben. Der daran interessierte Leser kann sich darüber in der reichlich vorhandenen Literatur informieren. Hier soll es vielmehr um die Erlebnisse und Erfahrungen gehen, die Klienten in und nach Shiatsu-Behandlungen gemacht haben. Die kursiv und eingerückt gedruckten Zeilen sind unverändert übernommene Zitate. Ich habe sie den Interviews entnommen und sie lediglich den wesentlichen Themen entsprechend neu geordnet und zusammengestellt. Das war nicht ganz einfach, weil vielfach Veränderungen beschrieben wurden, die mehrere Themenbereiche auf einmal umspannten. Hier wird deutlich, dass Shiatsu nicht speziell auf die Behebung der einen oder anderen Beschwerde ausgerichtet ist, sondern auf die Stärkung des ganzen Körper-Geist-Seele-Systems.

Meine Kommentare sollen helfen, das beschriebene Geschehen – soweit wie möglich – zu begreifen. Obwohl ich dabei aus nunmehr fast 40 Jahren hauptberuflicher Beschäftigung mit Shiatsu schöpfe, kann ich nicht behaupten, alle Geheimnisse des Shiatsu gelüftet zu haben, ganz im Gegenteil: Je tiefer ich eindringe, desto geheimnisvoller erscheint es mir. Das liegt wohl auch daran, dass das, was Klienten im Shiatsu erleben, nicht immer in die Kategorien passt, in denen wir gelernt haben zu denken. Meine Kommentare stellen also keine wissenschaftlich bewiesenen Theorien dar, sondern den Versuch, in Form von Denkmodellen ein Geschehen zu verstehen, das sich im Grunde nur in der Erfahrung erschließt und mit dem Verstand nicht wirklich erfasst werden kann.

Erlauben Sie mir zum Schluss noch eine Bemerkung zum Umgang mit der deutschen Sprache. Im Shiatsu sind ca. 80% der Praktizierenden weiblich, also sollte ich auch durchgehend die weibliche Form (Praktikerin) benutzen. Ich selbst bin aber ein Mann, und es kommt mir komisch vor, ausschließlich die weibliche Form zu benutzen. Lange habe ich es mit dem großen „I“ probiert (PraktikerIn), das männlich und weiblich einschließt, aber das klingt etwas „gestelzt“ und nimmt dem Text meinem Gefühl nach oft den Fluss und die Wärme. Ich habe mich entschieden, in diesem Buch die männliche und weibliche Form abwechselnd zu benutzen. In der Kultur, die Shiatsu hervorgebracht hat, gibt es dieses Problem interessanterweise nicht: Im Japanischen finden sich keine geschlechtsspezifischen Unterscheidungen. Wo wir im Deutschen ein „Entweder-Oder“ haben, steht im Japanischen ein „Sowohl-alsauch“. Dies scheint mir charakteristisch zu sein, nicht nur für die Sprache, sondern auch für das im Shiatsu beschriebene Erleben.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen! Joachim Schrievers

ZITATE UND KOMMENTARE

Den Körper wahrnehmen

„Shiatsu ist wie eine Reise in den Körper.“

„Mein Körperbewusstsein wurde geschult; ich habe

gelernt, auf den Körper zu hören. Daraus hat sich eine

andere Lebenshaltung entwickelt.“

„Zudem wird mir mein Körper bewusster:

Zonen, Regionen, Körperbereiche… spüre ich während

der Behandlung sehr intensiv – ich merke, ‚das gehört

zu mir, das ist etwas Gutes‘, z.B. ‚Ja, Hand!‘ Das ist

wie ein ‚Ja‘ zu den berührten Bereichen.“

„Mein Köpergefühl hat sich verändert.

Ich fühle mich mehr IM Körper, ich fühle mich

verbundener. Ich schenke verschiedenen Körperstellen

mehr Aufmerksamkeit.“

„Hier ist der Körper endlich mal wichtig.

Mich erstaunt oft, wie unterschiedlich sich manche

Punkte in meinem Körper anfühlen und wie der

Druck auf diese Punkte in weit entfernte Körperzonen

ausstrahlt. Ich kann eine Wirkung

der Berührung unmittelbar spüren und

mich mit meinem Körper verbunden fühlen.“

„Shiatsu hat bei mir eine für mich nicht erklärliche

Wirkung auf den ganzen Körper, auch wenn nicht alle

Körperbereiche behandelt wurden.

Danach eine große Veränderung in meinem Körper,

zumeist wohlige Müdigkeit, teils auch das Gefühl von

Muskelkater und abfallender Anspannung, vor allem

gedanklich.“

„Shiatsu hat mich positiv ermutigt, meinen Körper als

‚zu Hause‘ zu betrachten. Durch Shiatsu bin ich

erstmalig richtig in meinen Körper reingekommen und

das hat meine Präsenz erhöht, und das hat letztlich zu

mehr Erfolg geführt, da die Bereitschaft entstanden ist,

mich körperlich sichtbar zu machen.“

„Ruhe, erdige Schwere, spüre meinen Körper.

Die Füße stehen auf dem Boden. Ruhe und Frieden –

Genuss... Ankommen bei mir selbst.

Am Anfang war das Körperliche – dann konnte sich

mein Inneres bewegen...

Ich fühle mich nicht mehr so leer,

bin gefüllt, fühle mich wieder ausgefüllt.“

„Der Haupteffekt war, dass ich mein Körpergefühl

wieder gefunden habe, dass ich durch Atmung

und bewusste Muskelentspannung

heute selber besser entspannen kann.

Ich nehme ‚Zipperleins‘ besser wahr und kann dann

selber besser ‚gegen-steuern‘.“

„Ja, ich bin besser drauf und habe dauerhaft

ein besseres Körpergefühl. Verspannungen lösen sich

und lassen nach. Ich erlebe eine stetige, langsam

ansteigende Veränderung. Ich bin freier und

beweglicher in den Gelenken. Das Gefühl ist wie Tag

und Nacht gegenüber dem Anfang!“

„Das Bewusstwerden und Spüren des eigenen Körpers

wurde von Mal zu Mal besser.

Ich kann mich besser abgrenzen… Ich sehe Shiatsu

als Stärkung in allen Lebensbereichen.“

„Durch die Erfahrungen im Shiatsu bin ich noch

bewusster im Umgang mit dem ganzen Körper.

Ich kann jetzt auch mehr Bezüge von Emotionen zu

meiner körperlichen Verfassung herstellen.“

„Beim Shiatsu kann ich mich ganz auf den Körper

konzentrieren und ich fühle, wie sehr ich genau

das brauche. Es ist, als würde ein lang

bestehender Mangel in mir Zuwendung finden.

Dieser Mangel wird aufgefüllt.“

Shiatsu-Berührungen bewegen sich in einem großen Spektrum: Sie können punktuell und kräftig oder großflächig und sanft sein. Das entspricht in einem Gespräch der Wortwahl. Sie können aber auch ganz unterschiedliche energetische Qualitäten haben, das entspricht in einem Gespräch dem Tonfall. Die Worte wählen wir meist bewusst, während sich im Tonfall eher das Unbewusste zeigt: unsere innere Gestimmtheit und Gefühlsreaktionen, unsere innere Haltung und vielleicht auch unsere unbewussten Absichten. Während wir die Worte mit dem Verstand greifen und analysieren können, kommen wir an die im Tonfall enthaltenen Informationen über ein gutes Gespür und eine gute Intuition. Ähnlich verhält es sich mit den verschiedenen Berührungsqualitäten. Bei den meisten Klienten entwickelt sich mit der Zeit ein Gespür für die unterschiedlichen Berührungsqualitäten und damit einhergehend eine verbesserte Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Wenn wir genau hinschauen, ist es aber gar nicht der Körper, der besser wahrgenommen wird, sondern das Leben im Körper oder wir könnten auch sagen, die Seele. Im beseelten Körper sind Materie und Geist miteinander vereint. Im unbeseelten Körper findet kein Stoffwechsel mehr statt und es gibt auch keine Empfindungen mehr. Das, was wir in unserer Kultur Seele nennen, macht ein lebendiges Körpererleben erst möglich. Die Seele ist der Träger unseres Erlebens. Ihre Aktivität durchdringt den ganzen Körper bis in die tiefsten Regionen, bis in den Stoffwechsel einer jeden Zelle und sie ist das, was uns empfinden und fühlen lässt.

Über den Körper die Seele berühren

„Die Art der Berührung geht

in die Tiefe und berührt die Seele.“

„Das Wesentliche am Shiatsu ist die Mischung und

Kombination, dass das Seelische mit dem Körperlichen

in Berührung geht, es sich gegenseitig heilen kann –

das Wechselspiel zueinander,

dass das eine dem anderen hilft.“

„Shiatsu wirkt einerseits viel körperlicher[als

Meditation] und andererseits erreicht es meine Seele.“

„Im Shiatsu werden über den Körper die Seele und der

Geist im Sinne von Lebenshaltung berührt. Wichtig ist,

dass der Einstieg über den Körper geht. Die Shiatsu-Berührung

ist für mich eine ‚reine Berührung',

ohne Öle usw., auf der Kleidung, senkrecht in die Tiefe

des Menschen – einfach und klar.

Shiatsu löst Stellen mit Schmerzen, von denen ich

vorher nicht wusste, dass ich sie habe und Shiatsu

öffnet auch andere Erfahrungsräume.“

„Im Shiatsu trainiere ich eine Geisteshaltung des

Annehmens des Schmerzes, mich dem Schmerz zu

öffnen. Über den Körper wird die Seele berührt.“

„Ich habe immer empfunden, dass auf einer tiefen

Ebene ein Kontakt von Seele zu Seele stattfindet,

aber so tief, dass es schon wieder unpersönlich ist.

Ich hätte mich darauf nicht einlassen können, wenn es persönlich geworden wäre.“

„Durch Shiatsu entwickelte ich die Fähigkeit, mich

über den Körper hinaus auszudehnen und den Körper

nicht mehr als Käfig zu betrachten, sondern als

Möglichkeit, mich über meinen Körper hinaus auszu-dehnen,

bis hin zur Seele.“

Den Begriff Seele verstehen wir am besten, wenn wir nicht allzu viel über ihn nachdenken. Für die Wissenschaft ist es ein schwieriger Begriff, weil er nicht wirklich zu fassen, nicht klar zu definieren ist. Aber auch wenn die Seele sich der Wissenschaft und unserem Verstand weitgehend entzieht, können wir sie doch erfahren.

Wenn wir von Seele sprechen, meinen wir unser Inneres bzw. Innerstes, unsere Tiefe, unsere eigentliche Identität, das, was uns ausmacht, unsere Gefühle und vielleicht auch den göttlichen Funken, der unserer Seele innewohnt.

Im Shiatsu sind Körper und Seele nicht getrennt – weder im Bild der Behandlerin, noch im Erleben der Klientin. Hier betreten beide zusammen einen Erfahrungsraum, in dem Körper und Seele sich verbinden bzw. ihre Verbundenheit sich offenbart. Die Seele zu erfahren heißt erkennen, dass wir mehr sind als ein Körper mit allerlei biologischen Funktionen.

Abschalten und ‚Runterfahren‘

„Abschalten zu können nach einem

stressigen Tag ging mit Shiatsu so gut, wie ich es bisher

nicht kannte. Das Gefühl, sich verlieren zu dürfen und

Kontrolle abgeben zu können,

war neu und eine durchweg angenehme Empfindung.

Beim Shiatsu konnte ich die Welt

und alles andere hinter mir lassen.“

„Shiatsu bedeutet für mich Auszeit.

Ich habe das Gefühl, dass der Körper wieder

in Fluss kommt und dass ich mit

meinem Körper wieder verbunden bin.“

Entspannen und fallenlassen

„Es ist von der ersten Behandlung an ein

tiefes Fallen in mich selbst hinein – in eine tiefe

Entspannung. Nach jeder Behandlung habe ich

ein besonderes Wohlgefühl, bin frei im Kopf,

es ist alles im Fluss – Körperteile fließen zusammen,

sind miteinander verbunden,

sind miteinander im Fluss.“

„In der sechsten oder siebten Behandlung

lag ich auf dem Bauch und du hast die sprudelnden

Quellen berührt, und ich habe mich in einen völlig

neuen Zustand hineinfallen lassen können, der sehr

beglückend war. Ich habe mich von innen heraus

erlebt. Ich versank in mich selbst, schaute nach außen