Schatzsuche im Internet - Daniela Dietz - E-Book

Schatzsuche im Internet E-Book

Daniela Dietz

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Beschreibung

Online-Dating mit Substanz statt Selbstdarstellung. Dieses Buch ist für alle, die beim Daten keine Lust mehr auf Spielchen haben. Für Menschen, die sich eine Beziehung auf Augenhöhe wünschen – tief, ehrlich, verbindlich. Und die sich trauen, sich genau so zu zeigen: kompromisslos sie selbst. In sechs klar aufgebauten Teilen begleitet dich dieses Buch vom ersten inneren Sortieren bis zur echten Partnerschaft – inklusive Online-Profil, Dating-Plattformen, ersten Dates, Kommunikation, Selbstreflexion und der Frage: Willst du mit mir gehen? ✨ Du lernst: + wie du erkennst, was du wirklich suchst (und brauchst), + wie du hinderliche Glaubenssätze loswirst, + wie du ein ehrliches und anziehendes Dating-Profil schreibst, das nicht gefallen will – sondern filtert, + welche Online-Dating-Plattformen zu dir passen, + wie du Klarheit statt Ghosting, Tiefe statt Smalltalk bekommst, + und wie du mit neuen Begegnungen selbstsicher, offen und gut geschützt umgehst – online und offline. Dieses Buch enthält: + Reflexionsfragen und Schreibimpulse für mehr Tiefe + praxisnahe Schritt-für-Schritt-Anleitungen für dein Profil + konkrete Beispiele und Best Practise + eine Extraportion Selbstwert und Mut zur Verletzlichkeit + klare Kommunikationstipps für Dates und Beziehungsanfänge + Downloadmaterialien wie Meditationen, Logbuch, Werte- und Glaubenssatzlisten Egal, ob du zum ersten Mal online datest oder schon fast aufgegeben hast: Dieses Buch hilft dir, mit Integrität zu daten – und echte Nähe zu finden.

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Seitenzahl: 278

Veröffentlichungsjahr: 2025

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SCHATZ

SUCHE

IM INTERNET

Wie du mit einem selbst-bewussten und kompromisslos ehrlichen Dating-Profil echte Liebe anziehst

DANIELA DIETZ

Impressum

Texte: © Daniela DietzUmschlaggestaltung: © Nouman Sarwar, SUN Ideas!,Nutzungsrechte liegen bei der AutorinSatz: Daniela Dietz

Verlag: Daniela Dietz, Haupstr. 52, 55270 [email protected]://www.danieladietz.de

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Für D., der mich prägte und an dessen Seiteich viele Jahre glücklich lebte.

Und für M., bei dem ich ankommendarf – und weiter wachsen kann.

Inhalt

Impressum

Einleitung

Wie hilft dieses Buch?

Queerer Disclaimer

Teil 1: Die Innenschau

Was für eine Beziehung willst du?

Mach mich glücklich! – Erwartungsmanagement

Den Boden bereiten

Wo glänzt du?

Do the write thing!

Wie kaputt bist du?

Prägungen

Was Frauen und Männer wirklich wollen

Glaubenssätze

Hinderliche Glaubenssätze erkennen und loslassen

Die Macht der richtigen Fragen

Unsicherheit und die Beziehung zu dir selbst

Selbstsabotage

Was bei Selbstsabotage helfen kann

Der ewige Single

Dating nach einer Trennung: Rauf aufs Pferd

Erkenne dich selbst

Verletzlichkeit ist eine kostbare Währung

Authentizität versus Verletzlichkeit

Dieses war der erste Streich …

Teil 2: Was hätten S’ denn gern?

Schreib-Zeit: Liste der Unverhandelbarkeiten

Schreib-Zeit: Liste der Dealbreaker

Ankreuz-Zeit: Liste der emotionaler Kernkompetenzen

Schreib-Zeit: Man wird ja wohl noch träumen dürfen

Teil 3: Die Profil-Erstellung

Radikale Ehrlichkeit: Keine Kompromisse oder Halbwahrheiten mehr

Der Nick-Name

Das Profil-Foto

„My Story – Das Profil-Foto“

Absolute No-Gos im Profiltext

Arroganz und passive Aggressivität

Besonders erfolgsversprechende Faktoren für den Profiltext

Profiltext, Level 1: Der Hobby-Ansatz

Praxistipp 1

Praxistipp 2

Profiltext, Level 2: Der Freunde-Ansatz

Profiltext, Level 3: Meine/Deine Vorlieben

Profiltext, Level 4: Das Innerste nach Außen stülpen

Unterstützende Fragen

Und jetzt?

Qualitätscheck

Teil 4: Ready to online date!

Zurückweisung ist part of the game

Vom Finden und Gefundenwerden

Apps und Plattformen wollen etwas anderes als du

Auswahlkriterien für die Plattform oder App

Partnervermittlung, Single-Börse und Casual Dating

Sex-Exkurs

Die Nischen-Plattformen

Kostenlos oder nicht?

Tinder & Co.: No-Go!

DIE eine oder mehrere Plattformen

Auf dem PC oder am Handy

Fazit zu den Plattformen

Portale und Sicherheit

Grundregeln beim Online-Dating

Klarheit und Schaumermal

Marktwert & Freundschaft mit gewissen Vorzügen

Offenheit und Diskretion

Andere Profile gekonnt durchstöbern

Keine:r mag mich! Niemand beißt an!

Self-Care in der Dating-Phase

Fakten, die du im Hinterkopf haben solltest, und die Folgen für dich

First Contact: Die Kunst des Schreibens

First-Contact-Don‘ts

First-Contact-Dos

Länge und Frequenz

Dauer

Sexting und Nacktbilder

Creeeeeeeeeepy!

Second Contact: Das klassische Telefonat

Second Contact: Ein bewegtes Bild sagt mehr als tausend Worte – der Videocall

Teil 5: Ready to offline-date!

Die Kunst des Datings

Lebenslanges Lernen oder: Alles eine Frage der Haltung

Initiative und Fluss

Klare Grenzen, offenes Herz

Mitteilsam und aufmerksam

Grundlagen der Kommunikation

Chance Körpersprache

Erwartungsmanagement

Wie wichtig ist dir das Äußere wirklich?

Praxisbeispiel: Übergewicht

Das perfekte erste Date mit Gelinggarantie

Vorbereitung

Dauer

Ort

Begrüßung

Gesprächsverlauf & Tabu-Themen

Gute Fragen für euer erstes Date

Wer zahlt?

Verabschiedung & weitere Verabredung

Sex beim ersten Date

Wenn es nicht passt

Schreib-Zeit: Nachbearbeitung des ersten Treffens

Alternativ: Der Quickie – Eine Mini-Checkliste nach jedem Date

Der Vergleich mit dem letzten Partner, der letzten Partnerin

Nach dem ersten Date ist vor dem zweiten

Die rosa Brille und die glückstrunkene Verliebtheit der ersten Wochen

Grüne, beige und rote Fahnen

Emotionaler Check-up

Konflikte beim Dating

Ghosting und andere digitale Verletzungen

Wenn dich dein Date schlecht behandelt – Stichwort Selbstwert

Dann ist das halt so

Eifersüchtig aufs Dating-Profil

Teil 6: Willst du mit mir gehen? Ja!

Die große Checkliste, ob dein Date eine Bereicherung für dein Leben ist

Gespräche, die jedes Paar geführt haben sollte

Thema I: Werte – Was uns wirklich wichtig ist

Thema II: Unsere Vision – Was wollen wir gemeinsam in die Welt bringen?

Thema III: Ziele. Wohin wollen wir – als Paar und als Einzelne?

Thema IV: Beziehungsverständnis

Thema V: Konfliktkultur & Kommunikation

Thema VI: Nähe & Intimität

Thema VII: Vergangenheit & emotionale Prägungen

Thema VIII: Lebensentwürfe & Zukunftsvorstellungen

Die anderen Menschen in unserem Leben

Erste Ausnahme: Ich bin immer meine eigene Nummer 1

Zweite Ausnahme: Wenn eine:r oder beide Kinder haben

Zusammenfassung

Dating mit Kids

Kinder im Online-Profil erwähnen

Den neuen Menschen bei den Kindern thematisieren

Patchwork-Talk: Praktische Aspekte mit allen besprechen

Abschluss

Nachwort

Dank

Buchtipps zum Eintauchen & Nachlesen

Einleitung

„Ich hab echt schon alles im Internet probiert – da sind nur Idiot:innen unterwegs.“ – „Was, online? Ne, ich will meinen Schatz im echten Leben finden. Im Internet wird doch nur gelogen.“ Du hast recht, das Internet ist ein Tummelplatz der Eitelkeiten und Fantasie-Identitäten. Und doch liegt es an dir, dich dort wahrhaftig zu zeigen und damit auch ein wahrhaftiges Gegenstück anzuziehen. In diesem Buch zeige ich dir, wie das geht. Mit vielen meiner Klienten und Klientinnen sowie am eigenen Leib erprobt und bewiesen!

Die Online-Welt ist bestens geeignet für die Partnersuche. Die Zeiten sind vorbei, in denen man auf die Frage „Und, wie habt ihr euch kennengelernt?“ etwas verschämt reagierte, wenn es „im Internet“ war. So ein Quatsch, oder? Wie groß ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass dir Mr. oder Mrs. Perfect im echten Leben über den Weg läuft? Minimal!

Das perfekte Gegenstück sieht für jeden Menschen anders aus. Wir alle haben mehr oder weniger genaue Vorstellungen von einer glücklichen Beziehung, die sich wohl ziemlich von denen der Generationen vor uns unterscheiden. Die Wohnung teilen, morgens ein Abschiedskuss und bei der Heimkehr ein halbwegs interessiertes „Und wie war dein Tag, Liebling?“ – damit geben wir uns nicht zufrieden. Insofern: Bitte keine leisen, schamhaft geflüsterten „Im Internet“-Antworten auf die Frage, wie ihr euch kennengelernt habt. Ich selbst habe meinen Partner im Internet kennengelernt und sage es immer ganz selbstverständlich. Und sollte doch jemand noch mal große Augen bekommen, dann lache ich und entgegne: „Ja klar! Wie denn sonst? Meinst du, über so ein Prachtexemplar stolpert man an der nächsten Ecke?“ (Klar, kann sein – ist aber eben verdammt unwahrscheinlich.)

In diesem Buch erkunden wir, wie deine Vorstellungen aussehen. Welchen Weg du gehen kannst, um diese genau zu erkennen, zu beschreiben und dann ein Profil zu erstellen, das wie ein Leuchtfeuer genau die Richtigen anlockt. Das wird ein umfassendes Profil. Online erreichst du damit alle auf der Plattform – und du kannst dich bei mehreren anmelden, um den Pool zu vergrößern. Viel besser als eine kleine Zeitungsanzeige mit begrenzter Reichweite.

Online-Dating hat noch weitere unschlagbare Vorteile. Es funktioniert rund um die Uhr und lässt sich bestens auch in ausgefüllte Tagesabläufe integrieren. Hast du mal keine Lust mehr, musst du dich nicht aus einer Situation herauswinden, sondern kannst dich einfach ausloggen. Zurückweisung tut auch online weh, aber es kriegt keiner mit und damit ist sie etwas leichter zu verwinden. Außerdem: Auf einer Dating-Plattform ist die Wahrscheinlichkeit signifikant höher, dass beide Seiten auf der Suche sind. Nehme ich hingegen im echten Leben meinen Mut zusammen und spreche jemanden an, der sich dann als längst vergeben zeigt … autsch!

Übrigens: Da Dating online so viel einfacher ist als in freier Wildbahn, hast du automatisch mehr Kontakte. Das trainiert die soziale Interaktion, du lernst sehr viel über dich und andere und kannst bei praktizierter Selbstreflexion auch einiges fürs Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen tun.

Ich hoffe, diese Worte machen dir Mut – ganz egal, ob du schon sehr online-erfahren (oder sogar bereits online-müde) bist, oder ob du gerade zum ersten Mal mit dem Gedanken spielst, dich da draußen im wilden Internet zu zeigen. Bitte schenke mir dein Vertrauen für alle Schritte auf dieser Reise und lass dich auf einen transformierenden Prozess ein. Ich vermittele dir in diesem Buch nicht nur schlaue Theorie, sondern bei meinen Klient:innen erprobte sowie am eigenen Leib erfahrene „Wunder“ – die eben keine Wunder waren, sondern Folge eines ziemlich coolen Vorgehens. Dieses Vorgehen habe ich in diesem Buch festgehalten.

Ich sage dir voller Zuversicht: Deine Single-Zeit nähert sich ihrem Ende.

Woher ich das wissen will? Du hast dir dieses Buch gekauft und sagst mir damit eindeutig, dass du aus der „Pah-ich-brauch-gar-niemanden-an-meiner-Seite-nie-wieder-damit-bin-ich-durch“-Phase raus bist und auch die „Das-schaff-ich-schon-allein-wär-ja-gelacht-ich-mach-das-ja-nicht-zum-ersten-Mal“-Phase hinter dir gelassen hast. Du hast die Phase erreicht, in der du dir Unterstützung suchst. Großartig! Falls du diesen Ratgeber in den Händen hältst, weil ihn dir jemand Wohlmeinendes geschenkt hat und du bisher nicht viel mit Online-Dating am Hut hattest: Vertrau mir. Wage dich mit mir auf diesen Weg und schau, wohin er dich führen kann.

Wenn du schon länger online datest und genervt davon bist, weil sich keine Erfolge einstellen, du immer nur den absolut schrägsten Typen begegnest und dich fragst: Wo bitte sind noch normale, gesunde, heile, liebevolle, interessante Menschen? Gibt es die irgendwo? Dann sage ich dir: Ja, die gibt es und sie suchen dich genauso verzweifelt wie du sie. Ihr habt euch bisher nur nicht so gezeigt, dass ihr euch finden konntet. Das ändern wir mit diesem Buch.

Das bedeutet Arbeit, das kann ich nicht schönreden. Aber ich glaube, dazu bist du bereit. Du bist schließlich hier, weil du anders nicht weitergekommen bist. Damit sich etwas ändert, musst du etwas anders machen, ist klar, oder? Wir werden hier tief eintauchen: Zuerst in dein Wesen und dann in das Wesen, was du dir an deiner Seite wünschst. Es gibt Übungen, Fragen und viel zu schreiben. Wenn du gerade mit den Augen rollst oder unwillig die Stirn runzelst: Ich weiß, die Vorstellung, sich dem Universum (aka Gott, Schicksal, Leben – you name it) hinzugeben, ist so verlockend. Die guten Mächte werden es schon richten und dir zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Menschen schicken. Allein: „Gottvertrauen“ funktioniert so nicht. Das Universum sorgt für dich, wenn du mit ihm gemeinsam kreierst. Es braucht dich, deine Innenschau, deine glasklare Absicht, um gut für dich sorgen zu können. Also weiter auf der Couch rumzulümmeln und davon auszugehen, dass dein Prinz oder deine Fee in Form des Amazon-Botens oder der neuen Nachbarin zu dir in die Wohnung gestolpert kommt – is’ nicht!

Dieses Buch richtet sich an Frauen und Männer gleichermaßen – aber nicht an alle. Jede:r hat unterschiedliche Vorstellungen von der perfekten Liebesbeziehung. Auf den nächsten Seiten stelle ich dir meine vor. Wenn sie in eine ähnliche Richtung geht wie bei dir, dann ist dieses Buch für dich. Es ist ein Extrakt aus vielen Gesprächen mit Paaren und Singles in meiner Beratungspraxis, kombiniert mit meiner eigenen Geschichte. Paare wenden sich an mich, wenn es kriselt. Singles wissen, dass sie in mir jemanden haben, die selbst beste Erfahrungen im Online-Dating gemacht hat – denn dort habe ich mein perfektes Gegenstück gefunden.

Wie hilft dieses Buch?

Dieses Buch wird dich in der Selbstanalyse unterstützen und mit dir genau anschauen, wie deine Ausgangslage ist. Darauf konzentriert sich der erste Teil dieses Buches. Was sind deine Sehnsüchte und warum? Wo sind deine Stärken, wo deine Wunden? Was suchst du im Außen und was hast du bereits im Innen gefunden?

In Teil 2 geht es ans Traumprinz:essin-Malen. Wie soll dein Herzensmensch sein? Wen willst du an deiner Seite haben, der/die gut zu dir passt, dich ergänzt, dich feiert, dich fördert und fordert, dich unterstützt und mit dir lacht? Dazu begeben wir uns allerdings keineswegs ins Einhorn-Land der bunten und unrealistischen Träume, sondern schauen noch tiefer in dich hinein.

Diese Vorarbeit ist die Basis für die Erstellung deines Profiltextes in Teil 3, was dir dann wie eine Fingerübung vorkommen wird. Dieser Profiltext wird anders sein als alles, was du auf Online-Portalen gelesen hast, und er wird nichts mit „Pferde stehlen“ und „Carpe diem“ zu tun haben. Du wirst all das offen, transparent und unverblümt kommunizieren, was du dir in deinem perfekten Partner, in deiner traumhaftesten Partnerin wünschst – und damit auch sehr viel von dir selbst zeigen. Du brauchst neben diesem profunden Wissen über dich selbst also jede Menge Mut, dich da draußen so ungepanzert und maskenlos zu zeigen. Wie das geschützt und sicher im Internet geht, zeige ich dir.

In Teil 4 schauen wir kurz die verschiedenen Plattformen an und klären praxisnah, wie du zielführend agierst und reagierst. Im fünften Teil stehe ich dir zur Seite, wenn es an die ersten Treffen im richtigen Leben geht. Dann funkt es und ihr seid glücklich verliebt. Sobald sich euer Zusammensein in eine Beziehung verwandelt, kannst du den sechsten Teil konsultieren.

Queerer Disclaimer

Ich bin eine hetero Cis-Frau und weiß, dass queere Beziehungen nicht einfach nur eine Variante von Hetero-Beziehungen sind. Es gibt Unterschiede – in Erfahrungen, in gesellschaftlichen Herausforderungen, in den Rollenbildern, die wir (nicht) übernehmen wollen. Und gleichzeitig: Am Ende begegnen sich Menschen. Zwei (oder mehr), die sich öffnen, einlassen, lieben wollen. Die grundlegenden Dynamiken von Nähe, Kommunikation, Vertrauen und Selbstoffenbarung verbinden uns alle. In meiner Praxis habe ich mit wunderbaren Menschen aus der queeren Community gearbeitet – und gelernt, wie viel ich nicht weiß. Aber auch, wie viel doch ähnlich oder gleich ist. Ich glaube, dass dieses Buch hilfreich sein kann für alle, die sich nach einer echten Verbindung sehnen – jenseits von Geschlecht, Identität oder Beziehungskonzept.

Weil ich am authentischsten aus der Perspektive cis-hetero Beziehungsdynamiken erzählen kann, stammen viele Beispiele aus dieser Welt. Ich hoffe, du kannst sie, wenn nötig, innerlich übersetzen – in deine eigene Sprache, in deine eigenen Bilder. Und wenn du an einer Stelle denkst: „Das gilt für mich so nicht“ – dann hast du völlig recht. Nimm mit, was für dich passt. Der Rest darf stehenbleiben – als Ausdruck meiner Perspektive, nicht als Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Und falls du beim Lesen Gedanken hast, was ich besser oder anders hätte machen können – ich freue mich über jeden Hinweis.

Teil 1: Die Innenschau

Was für eine Beziehung willst du?

Beginnen wir also damit, um welche Art Beziehung es in diesem Buch gehen wird.

Du bist hier richtig, wenn du dich nach einer tiefen und reflektierten Beziehung sehnst, in der sich beide wirklich kennenlernen wollen. Mit allen Abgründen, Wunden und Unzulänglichkeiten. In der beide wachsen wollen, für sich, füreinander, miteinander. Eine erwachsene, lebendige Beziehung auf Augenhöhe zwischen zwei Menschen, die nicht „fertig“ sein müssen, die aber ihre Baustellen kennen und Lust darauf haben, immer weiter voranzuschreiten, ohne sich dabei auseinanderzuentwickeln. Die beide dieses riesengroße Geschenk ehren, das sie einander machen: Die eigene Lebenszeit.

Von so einer Beziehung spreche ich. Eine Beziehung, in der du nach einiger Zeit genau sagen kannst, was du am anderen liebst, und diese Antwort mehr beinhaltet als: „Sie ist schön, klug und gut im Bett!“ oder „Er ist gepflegt, lustig und ein sicherer Autofahrer!“ – bitte entschuldige die Klischees, aber du verstehst, was ich meine, oder?

Eine Beziehung, die ihr aus freien Stücken und ohne Not eingeht. Aus dem gelassenen Wunsch heraus, ein Stück des eigenen Weges mit jemandem zu teilen. Gemeinsam zu reifen, sich aneinander zu reiben, voneinander zu lernen. Gemeinsam Erfahrungen zu machen, die man allein nicht gemacht hätte. Und ja, auch füreinander da zu sein, aber eben nicht bis zur Selbstaufgabe.

Ihr lasst euch emotional vorbehaltlos aufeinander ein und bleibt gleichzeitig zwei starke unabhängige Individuen. Ihr zeigt euch einander in eurer rohesten, verletzlichsten Weise und könnt darauf vertrauen, dass das Gegenüber das nicht nur aushalten kann, sondern auch als tiefen Vertrauensbeweis zu schätzen weiß.

Und, gehst du da mit? Wäre das eine Beziehung nach deinen Vorstellungen? Dann können wir loslegen!

Mach mich glücklich! – Erwartungsmanagement

Gehe mal bitte ganz ehrlich in dich. Was erwartest du von deinem Traummenschen? Wie wird sich dein Leben verändern mit ihm oder ihr darin? Wie werden sich deine Laune, dein Glücksempfinden, deine Zufriedenheit verändern?

Wenn es einen Teil in dir gibt, der davon ausgeht, dass mit dem richtigen Menschen an deiner Seite alles besser wird, dass du dann glücklich sein wirst, dass dann dein Leben gut sein wird – halte ein! Du bist noch nicht bereit für eine echte, tiefgehende Beziehung!

Das klingt jetzt sehr hart, aber überleg mal: Du kannst einem anderen Menschen nicht die Verantwortung für deine Zufriedenheit, für dein Glück geben. Damit wirst du sehr abhängig und diese Person kann theoretisch alles mit dir machen. Du willst aber doch keine Beziehung mit irgendwelchen Abhängigkeiten. Und umgekehrt genauso – du willst niemanden, der dich braucht, in dem Sinne, dass er oder sie von dir abhängig ist und sein Lebensglück an dich bindet. Das ist zu viel Verantwortung für einen anderen Menschen – Verantwortung, die immer bei uns selbst liegen sollte. Es ist schließlich unser Leben!

Du kannst niemanden glücklich machen. Du kannst zum Glück deines Schatzes beitragen, du kannst jemanden aufheitern, jemanden dazu bringen, sich gut zu fühlen, jemanden ablenken. Aber ob dein Partner, deine Partnerin glücklich ist, liegt im Wesentlichen außerhalb deiner Kontrolle. Ihr könnt euch noch so nah sein – ihr werdet nie auf magische Weise zu einem Wesen verschmelzen. Ihr seid zwei unterschiedliche Menschen, die auf zwei unterschiedlichen Wegen sind. Jede:r von euch sitzt in seinem, in ihrem eigenen Lebensboot. Wenn ihr versuchen würdet, in das Boot des anderen hineinzuklettern, würde mindestens einer von euch im Wasser landen und ein Boot kentern! Ihr könnt euch dazu entschließen, eure unterschiedlichen Wege gemeinsam zu gehen. Jede:r auf seinem, auf ihrem Weg, jeder in seinem, ihrem Boot – die ihr für die Dauer eurer gemeinsamen Strecke vielleicht miteinander vertäut habt.

Dein eigenes, persönliches Glück aber, ist einzig und allein deine Verantwortung!

Das heißt für jetzt, da du noch auf der Suche bist: Finde heute dein Glück, mache die Dinge, die dir guttun, dir Zufriedenheit bringen. Sorge selbst dafür! Und wenn du in dieser eigenen Freude, diesem persönlichen Glück dann auf den Dating-Markt gehst, zeigst du dich dort in dieser (im besten Sinne des Wortes) selbst-zufriedenen Haltung und bist total entspannt. Jeder Mensch, der dir in diesem Zustand begegnet, darf dein Leben bereichern, aber eben nicht bestimmen. Damit wirst du automatisch Menschen anziehen, die das genauso sehen und die keine Lust auf Klammeräffchen und Kletten haben, die sich komplett über ihren Partner, ihre Partnerin definieren.

Den Boden bereiten

Bevor du dich auf dem Markt der digitalen Eitelkeiten ins Getümmel der Liebes-Suchenden stürzt, sammle dich und schau genau hin, was du eigentlich willst und wie du das nach außen transportieren kannst. Dazu brauchst du Ruhe und Zeit, weshalb ich dir einen kontra-intuitiven Vorschlag mache: Pausiere für den Moment deine Partner:innen-Suche. Gönn dir Dating-Ferien, lass dein Projekt los. Komme an in der Gegenwart und höre auf, dich mit einer möglichen schönen Zukunft zu beschäftigen.

Akzeptiere das, was gerade ist: Du bist Single. Und das ist ein wundervoller Zustand.

Bitte setze in den nächsten Tagen und Wochen alles daran, diesen Zustand anzunehmen und zu genießen. Damit möglichst viele Saatkörner, die ich in diesem Buch streue, aufgehen können, brauchen sie gesunde Erde. Einen entspannten Boden, der seine Nährstoffe produziert und Kraft sammelt für die nächste Wachstumsphase.

Wir können nur ändern, was ist – wenn wir das, was ist, vorher angenommen haben. Das bedeutet für dich: Strebe einen Zustand an, in dem du dich wohlfühlst in deinem Alleinsein. In dem dir nicht mal der Gedanke Angst machen könnte, für immer allein zu sein. Denn du hast deinen Frieden mit der aktuellen Situation gemacht. Nur in diesem Zustand der von anderen unabhängigen Zufriedenheit hast du die Ruhe und Gelassenheit, um nach innen zu schauen.

Wie kommst du in diesen Zustand?

Sorge gut für dich.

Sei dir selbst die/der bestmögliche Partner:in. Verwöhne dich, kümmere dich gut um dich. Schlaf ausreichend. Iss gute Sachen. Mach dir ein gemütliches Zuhause. Schreib Tagebuch. Meditiere. Triff gute Freund:innen und führe tiefe Gespräche. Ernsthaft. Mach all das. Genieße dein freies Leben, in dem du nichts mit irgendwem abstimmen musst, in dem du dich liebevoll und voller Hingabe um dich und dein seelisches und körperliches Wohl kümmern kannst.

Reflektiere und bilde dich weiter.

Lies gute Beziehungsbücher und notiere dir deine Gedanken dazu. Sprich mit vertrauten Menschen über deine bisherigen Beziehungsmuster. Arbeite Ex-Beziehungen auf, analysiere, was du hättest besser machen können und auf was du bei deiner nächsten Partner:innenwahl achten möchtest.

Starte beruflich durch.

Verwirkliche dich dort. Bring deine Fähigkeiten voll ein, strahle und sei erfolgreich. Dafür wirst du möglicherweise nicht mehr so viel Energie, Zeit und Lust haben, wenn du glücklich verliebt bist. Wichtiger Nebeneffekt: Wenn du so viel Erfüllung im Beruf hast, muss deine potenzielle bessere Hälfte nicht dafür sorgen, dass du dich toll, erfolgreich und erfüllt fühlst – denn das bist du bereits. Unzufriedenheit im Job ist Gift für die Partnersuche und eine Belastung für jede Beziehung.

Pflege deine Freundschaften.

Baue sie aus oder neue auf. Du brauchst ein paar richtig gute Freundinnen und Freunde für dein Glück. Gerade Männer denken oft, dass Liebe und Arbeit die einzigen wichtigen Säulen im Leben seien. Ich habe mal gelesen, zwei Drittel aller deutschen Männer hätten keine nahestehenden Menschen, mit denen sie sich über innere Dinge austauschen. What?! Durch Freundschaften lernst du dich selbst besser kennen – und auch immer wieder neue Menschen. Gemeinsam unternommene Aktivitäten erfüllen dich, und später muss nicht dein Schatz alle deine Bedürfnisse und Interessen bedienen. Beziehe deine Freundinnen und Freunde ruhig offensiv in deine Schatzsuche ein, nutze sie als Beraterin und Cheerleader.

Mach Sport.

Echt jetzt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Sport nicht nur körperlich fitter, gesünder und stressresistenter macht, sondern auch mutiger und selbstbewusster. Wer durch Sport leistungsfähiger und fitter wird, hat den Einfluss auf das Leben am eigenen Leib erfahren. Das macht was mit dir! Außerdem steigt mit einem besseren Körpergefühl auch der Selbstwert – und das ist höchst attraktiv!

Lege dir ein neues Hobby zu.

Etwas, das du schon immer mal machen wolltest – jetzt ist der Zeitpunkt. Dein Leben soll sich erfüllend, voll und reich anfühlen, sodass du mit Überzeugung von dir sagen kannst, niemanden zu deinem Glück zu brauchen. Damit kommt so viel Leichtigkeit in dein Leben – und das ist der perfekte Zustand, in dem dir dann dein nächster Schatz begegnen wird.

Wo glänzt du?

Ob Elternhaus oder Schule: Die meisten von uns erfahren in der Kindheit sehr genau und sehr gründlich, was sie alles nicht gut können, und werden dann getriezt, darin gefälligst besser zu werden. Nur selten sieht jemand unsere Stärken, sieht jemand unser Leuchten und feiert uns einfach dafür. Oder ermutigt uns gar darin, diese Stärken auszubauen und zu vertiefen.

Wenn du auch zu diesen Menschen gehörst, ist jetzt der Moment gekommen, in dem du dich selbst feiern darfst. In dem du ganz genau und schonungslos hinschaust, was du so richtig gut kannst. Wofür du brennst. Wofür andere dich bewundern (und was dir vielleicht völlig selbstverständlich, no big deal, vorkommt). Wo strahlst du und wo bringst du andere zum Strahlen? Wann und wie und wo bist du ganz in deinem Element, ganz du selbst?

Schreib-Impuls I

Nimm dir jetzt Zeit für eine Bestandsaufnahme. Das ist der erste und absolut unverzichtbare Schritt beim Dating: Kenne deine Stärken – damit du jemanden finden kannst, der dich für genau diese Stärken liebt und feiert. Die folgenden 22 Fragen sollen dir eine Hilfe beim Erforschen sein. Du musst sie nicht alle penibel beantworten. Gehe sie einmal durch und schreibe dort los, wo du direkt eine Antwort hast. Dann gehe sie ein zweites Mal durch und denke etwas länger über die Fragen nach. In einem dritten Anlauf konzentriere dich auf die zwei Fragen, die dir am sperrigsten und schwierigsten vorkamen. Gib ihnen eine Chance, vielleicht stößt du genau hier auf Gold, wenn du ein bisschen auf ihnen rumdenkst.

Service: Wenn du jemand bist, der lieber tippt als mit der Hand zu schreiben, schau gern im Downloadbereich zu diesem Buch nach. Dort findest du ein Word-Dokument namens „Logbuch“, in dem alle Schreibaufgaben dieses Buches für dich versammelt sind und du direkt lostippen kannst. Oder: du diktierst. Finde den Weg, der dir am leichtesten fällt.

Was fällt mir leicht – obwohl es anderen oft schwerfällt?Wobei vergesse ich Raum und Zeit?Wann fühle ich mich am lebendigsten?Was sagen andere immer wieder über mich – auch wenn ich es selbst kaum wahrnehme?Welche Situationen geben mir Energie, anstatt sie mir zu rauben?Wann habe ich das Gefühl, „ganz ich selbst“ zu sein?In welchen Momenten bin ich für andere eine echte Hilfe – ohne mich dafür besonders anzustrengen?Welche Fähigkeiten setze ich auch dann ein, wenn es mir nicht gut geht – weil sie mir Halt geben?Was würde ich gerne tun, auch wenn ich nicht dafür bezahlt werde?Wenn mein inneres Kind mir stolz etwas zeigen würde – was wäre das?Welche Herausforderungen habe ich in meinem Leben schon gemeistert – und was hat mir dabei geholfen?Welche Rollen übernehme ich ganz natürlich in Gruppen (z. B. Zuhörer, Strukturgeberin, Ermutiger, Ideenlieferantin, Leadership)?Was würde ich einem engen Freund oder einer Freundin als meine drei größten Stärken beschreiben – wenn ich ganz ehrlich wäre?Welche Komplimente kann ich am schlechtesten annehmen – und könnten sie trotzdem wahr sein?Welche Eigenschaften von mir sind in Krisen besonders wertvoll?Wann habe ich zuletzt etwas erschaffen, gestaltet oder bewegt – und was hat das über mich ausgesagt?Was kann ich anderen geben, das mich nicht „leer macht“, sondern erfüllt?Welche Art von Intelligenz, Feinfühligkeit oder Kreativität zeigt sich bei mir auf eine Weise, die man nicht immer sofort sieht?Was in mir ist nicht „leistungsbezogen“, aber trotzdem kraftvoll – wie Intuition, Humor, Präsenz, Geduld?Welche Teile von mir habe ich früher vielleicht als „zu viel“ empfunden – die heute eine Stärke sein könnten?Wenn ich zur Ruhe kommen will, tue ich das:Ich bin stolz und zufrieden, wenn/nachdem ich …

Wenn du das gemacht hast, hole dir eine Außenperspektive dazu. Frage drei bis fünf Menschen, die dich gut kennen (sie müssen dich nicht mal mögen), welche Stärken sie in dir sehen. Wenn du sie mit einem offenen Herzen fragst, kannst du Erstaunliches zurückbekommen.

👥 Formuliere deine Bitte vielleicht so in der Art:

Liebe/r … – ich setze mich gerade intensiv mit mir selbst auseinander, mit meinem Licht und meinen Schatten. Deine Unterstützung würde mir viel bedeuten! Kannst du mir drei bis fünf Dinge nennen, die du als meine Stärken bezeichnen würdest? Ich würde mein Selbstbild gern mit dem Fremdbild abgleichen, das Menschen, die mich gut kennen, von mir haben. Dazu gehörst du. Ich danke dir schon jetzt dafür! Liebe Grüße, …

Aber mach dir zuerst deine eigenen Gedanken, versprochen? Es ist wichtig, dass du erst dein Selbstbild für dich festhältst, bevor du es mit dem Fremdbild abgleichst.

Do the write thing!

Ich werde nicht weinend in der Eckel liegen, wenn du die Übungen in diesem Buch „in deinem Kopf“ machst, statt zu schreiben. ABER wisse: Schreibend passiert viel mehr in dir als denkend. Informationen werden besser verstanden und verankert. Dir fallen beim Schreiben andere Lösungen ein, du hast andere Gedanken und tiefere Aha-Erlebnisse. Glaubst du mir nicht? Ist Wissenschaft, mein Schatz. Es gab da eine Studie, für die Menschen ihre Ziele schriftlich festhalten sollten. Die, die es machten, erreichten 42 Prozent mehr als die, die die Ziele nur im Kopf hatten. Das ist ’ne Menge mehr, oder? Außerdem, letztes Argument: Was du schreibend festhältst, kannst du nachlesen, am nächsten Tag korrigieren oder ergänzen und so deinen Entwicklungsprozess genau verfolgen. Also: Schreib! Hol dir ein wunderschönes leeres Buch. Das ist dein neues Logbuch. Oder benutze meine unromantische, aber unfassbar praktische Word-Vorlage, die du im Download-Bereich zu diesem Buch findest.

Wie kaputt bist du?

Prägungen

Wir sind alle kaputt. Unsere Eltern haben ein bisschen oder sehr viel falsch gemacht. Wir hatten schon andere Liebesbeziehungen, in denen wir schlecht behandelt wurden oder schlecht agiert haben. Wir wurden an so vielen Stellen verletzt und haben verletzt. Wir sind alle ein bisschen kaputt – das gehört zum Leben dazu und ist völlig in Ordnung.

Lasst uns aber doch bitte aufhören zu glauben, „kaputt“ wäre weniger wert. Alle Blessuren, alle Erfahrungen, ob gut oder schlecht, haben uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind. Und dieser Mensch ist ganz schön toll, genau so, wie er oder sie ist! Das Gegenstück, nach dem du jetzt suchst, sollte jemand sein, der/die bewusst auf seine/ihre eigenen Beschädigungen schauen kann, auch deine sieht und respektiert – um dich aber vor allem für deine Stärken und Glanzseiten zu feiern. Je besser du dich kennst, deine Stärken, aber auch deine Wunden, Narben und Kratzer, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ein passendes Gegenstück findest.

Deshalb schauen wir jetzt nach deinen Stärken weitere wichtige Teile deines Innenlebens an. Dazu gehören die Beziehungsvorbilder, mit denen du groß geworden bist. Das waren meist die eigenen Eltern und von ihnen haben wir unbewusst viel übernommen. Wenn du jetzt energisch den Kopf schüttelst, darfst du besonders genau hinschauen.

Schreib-Impuls II

Bitte nimm dir die Zeit und setze dich mit diesen Fragen auseinander. Wir haben einen Prozess vor uns und das ist ein wichtiger Schritt. Du kannst deine Notizen zu diesem Kapitel auch immer weiter ergänzen – denn wahrscheinlich wird dir im Laufe dieses Buches noch viel mehr bewusst werden, was die ganze Zeit in dir wirkt und deinem bisherigen Beziehungsglück im Weg stand.

Mach dir also eine Tasse Tee oder Kaffee und nimm dir ein bis zwei Stunden Zeit, um die folgenden Fragen zu beantworten.

Service: Du findest sie ebenfalls im Logbuch im Download-Bereich zu diesem Buch.

Und falls du Schlawiner:in das Aufschreiben deiner Stärken übersprungen hast, ist hier die freundlich-nachdrückliche Aufforderung, das nachzuholen. Vorher weiterzulesen, lohnt sich echt überhaupt nicht.

Ärmel hochgekrempelt und dann: Viel Spaß beim Erforschen deiner Prägungen!

A. Beziehungsvorbilder

Welche Beziehungsvorbilder hattest du in deinem Leben – in der Familie, im Freundeskreis, in der Öffentlichkeit?Was hast du über Liebe, Nähe, Streit und Verlässlichkeit von ihnen gelernt? Mit welcher Offenheit haben sie sich ausgetauscht, wie wurden Konflikte behandelt, wie die Kinder erzogen?Welche Werte, Kommunikationsmuster oder Rollenbilder wurden dir vorgelebt – und wie hast du sie erlebt?Wenn du ehrlich hinschaust: Was davon lebst du heute (bewusst oder unbewusst) selbst – und was möchtest du anders machen?

B. Ex-Partnerschaften

Welches Verhalten ehemaliger Partner:innen hat dich besonders verletzt oder getriggert?Was hat diese Erfahrung über dich selbst sichtbar gemacht – über deine Bedürfnisse, Grenzen oder Ängste?Welche Spuren aus früheren Beziehungen wirken heute noch in dir nach – bewusst oder unbewusst?Was hast du aus diesen Erfahrungen für dich mitgenommen – und was möchtest du loslassen?

C. Selbstliebe & Selbstwert

Wie gehst du mit dir um, wenn du einen Fehler machst oder dich schwach fühlst?In welchen Situationen fühlst du dich richtig verbunden mit dir – stark, lebendig, genug?Gibt es innere Stimmen oder Glaubenssätze, die dich kleinhalten oder abwerten?Was bedeutet Selbstannahme für dich – und was wären konkrete Schritte in diese Richtung?

D. Innere Bilder vom „anderen“

Welche bewussten oder unbewussten Vorstellungen hast du vom anderen Geschlecht (oder der Personengruppe, zu der du dich hingezogen fühlst)?Durch welche Erfahrungen wurden diese Bilder geprägt – persönliche Erlebnisse, Enttäuschungen, Prägungen in der Kindheit?Welche Klischees oder Generalisierungen tauchen manchmal in dir auf, auch wenn du sie nicht vertreten willst? (Männer wollen nur das eine und Frauen nur mein Geld.)Welche Einflüsse aus deinem Umfeld (Familie, Medien, Gesellschaft) haben dein Beziehungsideal mitgestaltet – und was davon entspricht wirklich dir?

Wenn du merkst, dass du Vorstellungen vom anderen Geschlecht hast, die viel Negatives enthalten: Glückwunsch! Du hast dir etwas sehr Wichtiges bewusst gemacht, das deine Dating-Bemühungen konterkariert hat. Wenn deine Grundhaltung „in dubio contra reo“ – also im Zweifel gegen den/die Angeklagte:n ist, dann denkst du bei jedem Date: „Na, du kannst mir jetzt erst mal schön beweisen, dass du wirklich anders als deine Vorgänger:innen bist.“ Das ist so unfair! Nicht umsonst heißt es im Rechtssystem „im Zweifel für den Angeklagten“ – und hier steht ja noch nicht einmal jemand vor Gericht, sondern sitzt dir nur im Café gegenüber! Gleichzeitig hattest du sicher gute Gründe, um dir dieses Bild zu bauen. Schlechte Erfahrungen, blöde Begegnungen, negative Vorbilder.

Bist du bereit, dich trotz allem für neue Erfahrungen und Eindrücke zu öffnen?

Dein Gehirn braucht als Erstes ein klares Ja auf diese Frage. Und dann sollten Taten folgen. Dein klares Ja ist deshalb unverzichtbar, weil wir uns oft die Welt so machen, wie wir glauben, dass sie ist. Das liegt an der Art, wie unser Gehirn arbeitet. Wir nehmen in jeder Sekunde nur einen winzigen Bruchteil der Realität um uns herum wahr, ein Großteil entgeht uns. Denn unser Gehirn arbeitet energieeffizient und siebt deshalb die Aspekte heraus, von denen es Grund hat zu glauben, dass sie wichtig für uns sind. Deshalb sehen wir, wenn wir schwanger sind, überall Schwangere. Oder wenn wir ein blaues Auto kaufen wollen, überall blaue Autos. Wir beschäftigen uns so sehr mit dieser Angelegenheit, dass unser Gehirn uns auf alles aufmerksam macht, das gut dazu passt.

Wenn wir nun also denken, dass Männer eigentlich alle Babys sind, die am liebsten zurück zu ihrer Mutter wollen – dann werden sich unser Gehirn, unser Bewusstsein und unser Unterbewusstsein total ins Zeug legen, um genau diese Männer wahrzunehmen und uns zu präsentieren. Deshalb: Arbeite an deinem Bild vom anderen Geschlecht! Stelle es auf einen harten Prüfstand, mach dir schonungslos und ehrlich klar, wie es gerade in dir aussieht und wie fair und offen dieses Bild ist. Und wenn du bereit bist für einen Perspektivwechsel, kannst du Reset drücken und du fängst auf einem weißen Blatt Papier an.

Schön wär’s.