Schau ma mal - Jacob Moss - E-Book

Schau ma mal E-Book

Jacob Moss

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Beschreibung

Mit viel Herz und noch mehr Humor suchen die Journalisten und Comedy-Podcaster Jacob Moss und Gabriel Schaffler nach der österreichischen Seele. Ohne sich eine Serviette vor den Mund zu nehmen geht es um Inzest und Alkohol, Krampus und Kruzifixe und die sieben Todsünden von Österreich. Keine Sorge, natürlich auch um Sex, Dating, Eierpecken, Nationalstolz und Freunderlwirtschaft.

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SCHAU MA MAL

Jacob Moss, Gabriel Schaffler:Schau ma mal

Alle Rechte vorbehalten

© 2024 edition a, Wien

www.edition-a.at

Cover: Anna-Mariya Rakhmankina

Satz: Bastian Welzer

Redaktion: Sophia Volpini de Maestre

Übersetzung und Bearbeitung (Texte Jacob Moss):Phil Fichtinger

Gesetzt in der Premiera

Gedruckt in Europa

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Werk auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

12345—27262524

ISBN: 978-3-99001-714-2

eISBN: 978-3-99001-715-9

Jacob MossGabriel Schaffler

Schau ma mal

Ein Australier und ein Wiener suchen das Herz von Österreich

edition a

INHALT

Die sieben Todsünden von Österreich

Die tragische Liebesgeschichte eines jungen Australiers

Zweite Kassa, bitte!

Heiße Saunabesuche

Flagge zeigen und Nationalstolz

Die guten und die schlechten Ausländer … ah, und die Deutschen

I am not a German!

Missverstandenes Österreich

Red' ma über's Wetter?

Manner-Schnitten: das Vegemite Österreichs

Österreichische M&M's: Manner-Schnitten und Mozartkugeln

»Mahlzeit!«

Host an Tschick?

Bierchen

Cash Only!

Sex und Dating in Österreich

Die praktischsten österreichischen Alltagsgegenstände

Traditionelle chinesische österreichische Medizin

»Schlag mich, Mausi, no amoi!«

Inzest-Jokes gehen immer!

Freunderlwirtschaft ist keine Korruption

Die scheiß Wiener

Sperma in der Lederhose

Tracht, Lederhosen und Dirndl

Am Land ist alles anders!

Who the fuck is Krampus?

Tote Tiere an der Wand

Männer, die beim Essen auf tote Tiere starren

Möchten Sie über Gott sprechen?

Die Berge sind des Österreichers Meer

Skination Österreich

Sprichwörter für alles

Bist du ein Mann oder ein Lulu?

Wär' ich eine Frau in Österreich …

Schau ma mal

Das Buch ist meinem Vater Andreas Schaffler gewidmet.

Von Herzen danke ich dir für deine Geduld, Liebe undUnterstützung. Ruhe in Frieden, Papa, wir sehen uns wieder.

In ewiger Dankbarkeit, dein Gabriel.

Außerdem ein herzliches Dankeschön an …

Den talentierten Phil Fichtinger für seine großartige Übersetzung von Jakes Kapiteln und dem Hinzufügen seiner eigenen würzigen Note

Leonie-Rachel Soyel (@leonie_rachel ), die das Kapitel »Sex und Dating in Österreich« um einen weiblichen Blickwinkel ergänzt hat

Georg Petermandl (@georgsgallery ), der das gleiche Kapitel um einen LGBTQIA+-Blickwinkel ergänzt hat

Jonathon Balchin (@austriankiwii ), für seine Einblicke in das Landleben in Österreich

Triggerwarnung

Dieses Buch ist kein normales »Schalala, bisschen lahme Fakten über Schnitzel und Sisi«-Österreichbuch.

Dieses Buch erzählt über Inzest, Krampus und Kruzifixe, gute und schlechte Ausländer (und die Deutschen), einige extrem unpassende Witze, viel Nacktheit, rauchen und trinken und ein bekifftes totes Tier namens Pauli.

Dieses Buch stellt aber auch so wichtige Fragen wie: Warum haben viele Toiletten in Österreich Kackablagen? Warum leben hier alle einen Bargeldfetisch? Was hat es mit der mystischen zweiten Kassa auf sich? Kann man eine österreichische Fahne aus dem Fenster hängen, ohne als Nazi beschimpft zu werden? Warum sind wir stolz darauf, grantig zu sein? Warum gehört Freunderlwirtschaft zur Politik des Landes und warum gehört jemandem tief in die Augen geschaut beim Anstoßen? Warum ist das Wetter sowieso an allem schuld? Warum sind Österreichs Bundesländer wie eine Bande von Geschwistern mit verschiedenen Vätern? Und warum müssen die sich so oft über das älteste Geschwisterchen Wien ärgern? Warum ist Österreich ein Paradies der Ruhe für Introvertierte? Und warum liegt die restliche Welt so falsch mit ihren Stereotypen über Österreich?

Wir kennen dich, Österreich!

Wir, die Autoren dieses Buches, wollen tiefer gehen und suchen das wahre Herz des modernen Österreichs voller Ibiza-Skandale und sauteuren Skiferien. Und so sind wir durch das Land gereist und haben Dutzende von Menschen interviewt, um die unumstößlichen Wahrheiten zu finden.

Na, Schmarrn! Dieses Buch sucht mehr nach Österreichs Lachmuskeln als nach dem Herz des Landes. Wir wollen dich zum Lachen bringen, Österreich, weil die Welt einfach mehr Lacher brauchen kann. Gerade in einer Zeit, in der Nationalismus auf dem Vormarsch ist, sollten wir alle viel mehr über das lachen, was Nationalisten und Nationalistinnen aufregt.

Außerdem leben wir in einer Stadt, deren größter Friedhof eigenes Merchandise anbietet. Ganz offensichtlich gibt es in diesem Land also von der Wiege bis zur Bahre was zu lachen.

Ach Mist, wir haben vergessen, uns vorzustellen.

Servus, Griaß di, Grüß Gott und G’day – wir sind Jacob Moss und Gabriel Schaffler und wir haben dieses Buch geschrieben. Wieso wir uns herausnehmen, über Österreich zu urteilen? Nun, das beruht auf unserer Herkunft. Einer von uns kommt nämlich aus Australien, dem Land der Kängurus. Und der andere aus Österreich, dem Land mit den Nazis … äh … Torten. Doch dazu später mehr.

Gabriel liefert für dieses Buch die Insider-Perspektive: Er ist so wienerisch wie das Wort »Oida« und wuchs im 7. Wiener Gemeindebezirk auf, irgendwo zwischen Bobo-Kultur und amerikanischen Chai Lattes. Er ist Zuckerbäcker, Kultur-Journalist und Radiomacher. Und er entdeckt das Land seiner Geburt auf den folgenden Seiten neu.

Jacob wiederum spielt für dieses Buch die Rolle des Außenseiters. Er ist australischer Journalist, der eines Tages seinen Job bei einer Zeitung kündigte, ein paar Jahre lang per TukTuk und Pferd von seinem Heimatland nach Europa reiste und in Österreich landete. Hier gründete er erst das Online-Magazin »Vienna Würstelstand« und dann die Werbeagentur »The Wurst Agency«.

Entgegen allen Erwartungen hat Jacob in Gabriel einen Wiener Kumpel gefunden. (Wieso es fast unmöglich ist, in Wien Freundschaften zu schließen, erzählen wir dir noch.)

Und diese Freundschaft hat es in sich. Wir sind die Art Freunde, die passende Bademäntel trägt. Und zusammen einen Podcast starteten.

Genau, jede Woche sitzen wir in einem Studio und nehmen den Podcast »The Wurst Guide to Living in Austria« auf. (Wir sind übrigens enorm stolz auf dieses kleine deutsch-englische Wortspiel zwischen »Wurst« und »Worst«.)

Dieses digitale Machwerk ist wirklich der WORST Reiseführer für Österreich. Vor allem, weil wir den Leuten weniger Reisetipps und mehr Lachfalten andrehen wollen.

Wir hoffen, dass dieses Buch dir mehr oder weniger denselben Dienst leisten wird.

Als Wiener, der auch viel Zeit im steirischen Outback verbracht hat, sind Gabriel einige kuriose Eigenheiten Österreichs gar nicht aufgefallen. Erst durch Jacobs australischen Blick von außen wurden sie auch für Gabriel sichtbar. Genau über diese Art von Dingen sprechen wir im Podcast. Und Tausende von Menschen mit Ohren scheint das jede Woche sehr zu freuen.

So wurde der Verlag edition a auf uns aufmerksam. Und plötzlich durften wir dieses Buch hier schreiben. Damit du aber mit den richtigen Erwartungen hineinstartest, müssen wir unbedingt betonen: Wir sind KEINE Österreich-Experten. Wir spielen knallhart mit Stereotypen und verallgemeinern so hart, dass es eine wahre Freude ist.

Aber natürlich erkennen wir die Tatsache an, dass es nicht den einen österreichischen Mustermenschen gibt. Und dass dieses Land mit einer Vielzahl Personen gefüllt ist, die zigtausende Lebensentwürfe leben – und nur die wenigsten davon sind grundfalsch. Hahaha.

Zweifellos wirst du dieses Buch aber in manchen Momenten gegen die Wand werfen und dir mit einem »Geh, i scheiß’ mi au, wer hod denen des erlaubt?« ans Hirn greifen. Trotzdem hoffen wir inständig, dass du schon kurz darauf wieder lachen kannst.

Wir lieben Österreich und seine kuriosen, dunklen, absurden und herzigen Eigenheiten. Mit diesem Buch wollten wir sie in aufrichtiger Neugierde analysieren und danach fasziniert ausrufen: »Schau dir das an!«

Von heißen Saunabesuchen bis hin zu Sex und Dating im Alpenland werden wir dir Österreichs Highlights wie ein altgedienter Wiener Ober servieren: in ehrvoller Haltung und mit frechem Schmäh.

Ob uns das gelingt, musst du jetzt selbst entscheiden.

Schau ma mal

Die sieben Todsünden von Österreich

Okay, what the fuck. Warum wird es jetzt religiös, Oida? Es ist unmöglich, über Österreich zu schreiben und die Religion völlig außen vor zu lassen. Wir versuchen es jetzt aber einmal in unserem Stil. Für alle, die aber nicht wissen, was die sieben Todsünden, aka »the seven deadly sins« eigentlich sind, hier eine kurze Einführung. Und nein, es geht nicht um den Anime rund um Meliodas.

Stolz, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit

Die sieben Todsünden sind basically Laster der Menschheit. Ein Katalog des Fehlverhaltens. Ein kleines Einmaleins der Moral. Praktisch ein »How to hell«. Sie stehen für die Entfremdung von Gott, von einem selbst und den Mitmenschen. Irgendwo im alten Babylon oder Persien ist irgendwann jemand darauf gekommen, eigentlich ganz klare und eindeutige »No-Gos« aufzuschreiben und das dann als den neuen heißen Scheiß fürs Benehmen zu verkaufen. Wenn man so will, ein Thomas Schäfer-Elmayer vor Christi. Praktisch ein urzeitliches »Alles, was Sie über gutes Benehmen wissen müssen«-Buch. Und ja, das Buch gibt es wirklich. Und ja, ich musste es tatsächlich als 15-Jähriger in der Schule lesen. Das Einzige, was ich daraus gelernt habe, war, wie ich mir mit dem herausgerissenen Papier einen Joint drehen kann. No offence, Herr Schäfer-Elmayer! Diese sieben Todsünden wurden bekannter und bekannter und schwappten in den Westen, wo die Kirche sie Hände faltend aufnahm und selbst predigte. Genauso wurden die Laster der Menschheit in der Kunst und Architektur verarbeitet. Kirchen wurden gebaut, Bilder gemalt und Papier beschrieben. Ob Dante, Giotto di Bondone oder die Erbauer von Notre-Dame. Die sieben Todsünden waren en vogue und machten ordentlich die Runde. Sie signalisieren auch ein Spiel zwischen Himmel und Hölle. Gut gegen Böse. Gott gegen den Teufel. Sebastian Kurz gegen die Justiz oder Michi Häupl und Spritzwein. Der Kampf mit sich selbst und seiner Lust. Die Zahl Sieben ist in der Kirche von hohem Wert und begleitet die Menschheit schon lange. Sie bedeutet Vollkommenheit. Sieben Wochentage. Sieben Sakramente. Sieben Liter Bier am Wochenende saufen. An sieben Tagen wurde die Welt erschaffen. Und mit sieben veröffentlichten Chatnachrichten kann eine Regierung gestürzt werden. Für viele aber ist sie nur eine Glückszahl und wird beim Lottospielen verwendet. Ich würde aber sagen, das war’s mit der Religionsstunde. Um was geht es in dem Kapitel eigentlich? Wir haben versucht, die sieben Todsünden mit den kulturellen Eigenheiten und Eigenschaften von Österreich zu verweben und einen eigenen Katalog zu erstellen. Achtung, here it comes!

Die sieben Todsünden von Österreich.

Stolz oder Hochmut

Sehr oft haben Menschen, die in Österreich geboren sind, einen tiefen rot-weiß-roten Stolz im Herzen sitzen. Aber woher kommt dieser? Auf welche Taten ist man denn so stolz? Oft ist es, glaube ich, auch einfach falscher Stolz. Falscher Stolz auf die längst vergangenen Geschichten eines verlorenen Reichs. Ich meine, Hard Facts first: Österreich hat den Ersten Weltkrieg angefangen und war im Zweiten ganz vorne mit dabei. Das dritte Reich des hoffnungslosen Postkartenmalers aus Braunau und die Habsburger. Wir haben geglaubt, dass wir die Stärksten und Besten sind und alle von oben herab behandeln können. Diese alte Monarchie. Dieses riesige Reich, das vom späten 15. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein absoluter Big Player in Europa und der Welt gewesen ist. Ich meine, Österreich hatte noch über fünfzig Millionen Menschen kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Jetzt muss ich selbst aufpassen, dass mich nicht dieser falsche Stolz packt. Diese Vergangenheit schlummert tief in dem kollektiven Gedächtnis von Österreich. Aber daran habe weder ich noch die überwiegende Mehrheit, die noch lebt, mitgewirkt. Das eine ist jetzt gut hundert Jahre her, das andere knapp achtzig. Die wenigsten, die diesen Stolz in sich tragen, haben je mit einem Schwert gekämpft oder einen Schuss abgefeuert. Die, die diesen falschen Stolz in sich tragen, haben eher eine Hülsn1 zu viel am Würstelstand gesoffen und können die Vergangenheit ihres Landes, mit der sie selbst in Wirklichkeit gar nichts zu tun haben, nicht loslassen. Das soll nicht heißen, dass Österreich nicht büßen und vergessen soll – keine Frage – aber ich denke, ihr wisst, was ich meine!

Die Todsünde des Stolzes spiegelt sich aber genauso in einem ganz anderen großen Aspekt von Österreich wider. Nicht in der Schönheit, keine Sorge. So schee sama ned! Sondern darin, Wissen zur Schau zu stellen. Kurz um: Wir sind titelgeil! Wie sehen Sie das denn, Frau Doktor? Was fehlt mir? Sie haben ganz klar einen schweren Verlauf der Titelgeilheit. Der Hochmut spiegelt sich im Verherrlichen seiner geleisteten Taten wider. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich auch einen Titel trage? Ich bin Bachelor of Arts! Es ist eigentlich unglaublich. Wir tragen unsere Titel teilweise so stolz vor uns her, dass wir sie uns auf das Türschild schreiben lassen. Grabsteine werden auch nicht verschont. Sogar Vorteilskarten müssen herhalten. Ich meine, welchen Kassierer interessiert es nicht, dass ich Medizin studiert habe? Klassische Notwendigkeiten beim täglichen Lebensmitteleinkauf. Alle sollen wissen, dass ich g’scheit bin! Die Titelgeilheit geht sogar so weit, dass in vielen Regionen in Österreich sogar die Partnerin oder der Partner mit dem Titel des anderen angesprochen wird. Stellen wir uns einen Doktor der Philosophie am Land vor. Okay, stopp, sowas gibt es nicht am Land, denken zumindest die präpotenten Schweine in Wien. Stellen wir uns also einen Doktor in Veterinärmedizin am Land vor. Seine Frau wird dann normalerweise automatisch von anderen Menschen als »Frau Doktor« angesprochen. Sie ist nämlich die Frau vom Doktor. Man schmückt sich mit fremden Federn. Das können wir ganz gut in Österreich. Kinder von hier geben gern und oft mit den Taten ihrer Eltern an. Mein Papa ist Anwalt. Meine Mama ist Ärztin! Ja, cool, okay. Aber wer bist du? Was hast du bis jetzt geleistet, außer in die Hose zu scheißen und aufzuzählen, was deine Eltern alles schon getan haben? Mit der Flasche wird praktisch der Stolz zugefüttert.

Geiz

Über Geld spricht man nicht. Das ist nicht nur eine bekannte Floskel in Österreich, sondern auch eine gelebte Philosophie. Menschen reden nicht gern darüber, was sie verdienen oder wie viel Geld sie am Konto haben. »Das geht dich doch nichts an, über Geld spricht man nicht«. Das ist ein Satz, den ich sehr oft in meiner Kindheit gehört und schnell gelernt habe. Von meinen Eltern, der Schule und der Gesellschaft selbst. Man fragt andere nicht, wie viel sie verdienen. Aktuelle Studien der österreichischen Nationalbank zeigen noch mehr, warum über Geld nicht gesprochen wird. Die Mächtigsten und Reichsten haben das Meiste. Das reichste Prozent in Österreich hat dreißig bis fünfzig Prozent des gesamten Privatvermögens des Landes in der Tasche. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ein Prozent. Ein Prozent hat fast die Hälfte. Vielleicht gibt es nicht ohne Grund das Sprichwort »Von den Reichen lernt man das Sparen« Aber ist reich sein gleich Geiz? Denke ich eigentlich nicht! Man kann an vielen Dingen reich sein, ohne eine Sekunde den Geiz in sich aufleben zu lassen. Es ist auch möglich, viel Geld zu haben und trotzdem nicht geizig zu sein. Ich kenne zumindest genug Beispiele. Jedoch ist der Geiz auch nicht automatisch mit finanziellem Reichtum gleichzusetzen. Der Geiz verschließt Menschen. Er lässt sie nicht öffnen und schnürt den Hals immer fester zu. Er lässt zu, dass man sich verkrampft an materiellen Dingen oder Geld festkrallt. Leider auch an Gefühlen und im schlimmsten Fall an Menschen und Beziehungen jeglicher Art. Eigentum wird leider oft von geizigen Menschen mit Liebe verwechselt. Das hat aber weniger mit Österreich zu tun. Es ist eher ein zwischenmenschliches Problem im Allgemeinen und soll den philosophischen Teil dieses Buches etwas abdecken. Back to the topic.

Die Erbschaftssteuer ist in Österreich ein sehr populäres Thema. Viele Parteien und Politikerinnen beißen sich die Zähne daran aus und versuchen, Stimmung für ihre Sache zu machen. In Österreich wird viel geerbt. Soll das Geld versteuert werden oder nicht? Diese Frage muss sich jede Person selbst stellen. Das Buch soll nicht zu politisch werden und eher versuchen, ein Bild von Österreich zu zeigen. Den Ist-Zustand zugespitzt und pointiert, weniger den Soll-Zustand. Der Geiz des Landes sprudelt öfters auch in alltäglichen Situationen auf. Man geht mit Freunden etwas essen und trinken. Alle haben einen guten Abend. Man sitzt und lacht bis in die späte Nacht hinein. Die Kellnerin kommt und will abkassieren. In ganz vielen Ländern wird sich dann immer darum gestritten, wer zahlen darf. Da ist es oft eine Ehre, zu zahlen und den anderen Personen am Tisch Freude zu bereiten. Das Dividieren ist auch eine beliebte Variante. Die Gesamtsumme wird durch die Gesamtanzahl geteilt. Dabei geht man davon aus, dass einmal der eine mehr hatte, beim nächsten Mal der andere. Am Ende des Tages kommt man aufs Gleiche hinaus. Fertig aus Micky Maus. Nicht so in Österreich. Ich war schon bei unzähligen Ausgeh-Abenden, wo Diskussionen um ein nicht zuordenbares Getränk entstanden sind. »Ich hatte nur zwei Spritzer!« »Ich hatte fix nur drei!« Der Geiz sprudelt auf und wird als »Prinzip« verkleidet. Dann muss der Kellner jede einzelne Person kassieren und hoffen, dass keine Schlägerei wegen eines 3,50 Euro Spritzers ausbricht. Der Geizige zahlt ungern eine Runde, der Geizige zahlt das, was er getrunken oder verspeist hat. Der Geizige teilt sich nicht die Rechnung, sondern zählt penibelst genau seine Bestellungen. Und wenn die Rechnung geteilt wird, Gnade dir Gott, du hast ein teureres Essen bestellt, als der andere! Und ich spreche hier nicht von den Personen, die es sich wirklich nicht leisten können, eine Runde zu zahlen. Jedes Mal, wenn ich an diese Art der Geiz-Kultur in Österreich denke, schießt mir eine Situation in den Kopf: Ein spanischer Freund von mir war zu Besuch in Wien. Wir sind mit meinem Freundeskreis am Abend etwas essen gegangen. Wir teilten zwar mehrere Flaschen Wein, aber jeder hatte natürlich ganz klassisch österreichisch seinen eigenen Teller mit seiner eigenen Speise, die nicht geteilt wurde. Tapas wären undenkbar. Als der Moment des Zahlens gekommen war, ging die Kellnerin automatisch schon jeden Gast einzeln durch, da klar war, hier lädt niemand irgendjemanden ein. Mein Freund aus Spanien fragte mich danach ganz verwundert, weil er es ganz anders aus seinem Land kannte, warum wir nicht einfach die Rechnung durch sieben geteilt hätten. Ich antwortete kurz und emotionslos: Welcome to Austria.

Wollust oder Geilheit

Das wird mit Abstand die kleinste Todsünde. Da braucht man sich in Österreich keine Sorgen zu machen. Wir sind nicht für guten Sex oder romantische Pantscherl bekannt. Eher für sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz, Liebelei mit Familienmitgliedern oder Gefangenschaften in Kerkern. Hierzu findest du mehr in den Kapitel »Inzest-Jokes gehen immer, Stereotype und Klischees von Österreich« und »Sex und Dating in Österreich«. Aja, Pädophile und Kinderpornografie dürfen anscheinend auch nicht fehlen, wie die jüngsten Ereignisse in Österreich zeigten. Na gut, dann fehlt ja nicht mehr viel zu Tieren, oder? Puh! Kennt ihr die Geschichte schon? Da gab es einmal einen Zoowärter im Tiergarten Schönbrunn. Der hat sich immer nachts mit Freunden zu den Rhinozeros-Kälbern geschlichen. Mit Wassermelonen und viel Gleitgel haben sie dann – Spaß, Spaß, Spaß. Das wär zu oag! Dann lieber zum Sextourismus nach Kenia oder Südostasien. Wer sich das nicht vorstellen kann, sollte sich mal ein paar Filme von Ulrich Seidl anschauen. Da lernt man Dinge über österreichische Triebe, die man gar nicht erst wissen wollte. Schon mal Tierische Liebe geschaut? Da bekommen die Hashtags #animallove, #doglove oder #horseriding gleich eine ganz andere Bedeutung!

Immerhin sinkt die Scheidungsrate wieder. Juhu! Ein Grund mehr zum Heiraten! Im letzten Jahrzehnt lag sie nämlich bei ungefähr vierzig Prozent. Das sind von zehn Hochzeiten vier Scheidungen! Fast die Hälfte. Na bumms, da war Tinder-Gold oder ein gemischter Saunaabend doch zu verlockend. Ein Grund für die sinkende Scheidungsrate, die aktuell bei dreißig Prozent liegt, könnten auch die multiplen Krisen wie Inflation, Krieg oder Angst vor dem einbeinigen finanziellen Breakdown sein.

In einer Zeit von Tinder, Bumble und anderen Dating-Apps ist das Leben mit Wollust einfach geworden. Es gibt mittlerweile wirklich fünfhundert verschiedene Optionen, einen Menschen kennenzulernen. Es ist zur Normalität geworden, Sex über einen Touchscreen zu bekommen. Leichter als in einer Bar einen anderen Menschen kennenzulernen, der vielleicht auf derselben Suche ist. Dating war noch nie so leicht wie jetzt. Wir haben Fuckboys und Pick-Me-Girls kreiert und uns in toxischen Beziehungen miteinander verbandelt2. Schau ma mal, ich mag dich wirklich gern, aber ich schaffe echt keine Beziehung grad. Ich bin beziehungsunfähig, sorry. Es könnte ja immer was Besseres kommen. Lieber nicht zusagen. Die Art des Umgangs miteinander ist schlimm geworden. Jemand anderen zum Lustobjekt zu degradieren, dafür immer einfacher! Man hält sich lieber ein Gspusi3, also eine Person, mit der man sich ganz unbesorgt hier und da trifft und sich die Seele aus dem Leib pudern4 kann. Vielleicht gibt es noch ein Glas Wein danach oder ein weichgekochtes Ei und einen Kaffee in der Früh. Das war’s aber. Ein bisschen Plauderei noch – alles gut, bei dir? Super, bis nächste Woche.

Zorn und Wiener Grant

Allgemein wird der Grant aus Wien von vielen Menschen zelebriert und gelebt. Auch außerhalb der Stadtgrenzen. Sich aufzuregen gehört zum guten Ton in diesem Land. Es könnte ja immer etwas besser sein. Wer sich aufregt, bekommt auch meistens das, was er oder sie will. Die wenigsten fragen höflich nach der zweiten Kassa. Es wird herausgebrüllt, und damit es nicht zu sehr wie ein Schlachtruf klingt, wird noch ein ungewolltes »Bitte« am Ende hinzugefügt. Siehe Kapitel »Zweite Kassa, bitte«. Das Granteln hat Tradition. Dabei wird oft vergessen, wie gut es uns eigentlich geht. Fast jedes Jahr wird Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt, gleichzeitig aber auch zur unfreundlichsten. Kannst auch nicht erfinden. Wie soll das denn bitte gehen? Wie zum Teufel schaffen wir es, in Wien unfreundlicher als in Paris zu sein? Die Kombination aus schön, sauber und sicher, gepaart mit einer gewissen Unzufriedenheit. Herrlich. Des is mei extra! Es wird gesudert und geraunzt. Aggressionen werden humorvoll in der Sprache verpackt. Natürlich brennt es auch öfters im Gesicht! Watschn fliegen umadum und die Zähne marschieren im Gänsemarsch aus dem Arschloch raus. Kurz ernst – Gewalt jeglicher Art findet leider jeden Tag in Österreich statt! Das will ich gar nicht verharmlosen oder abstreiten. Wieder deppert! Der Zorn kann auflodern und uns verändern. In Österreich wird es dir schon früh im Fernsehen beigebracht. Die legendäre Figur des Wiener Arbeiters Mundl Sackbauer in Ein echter Wiener geht nicht unter hat meines Erachtens einen großen Beitrag zu diesem Klischee geleistet. Generationen hat er mit seinen Sprüchen geprägt. Schreien, brüllen, sich aufregen, das kann der Wiener. In den kreativsten Weisen beschimpfte Mundl Sackbauer seine Mitmenschen und setzte dadurch auch einen Impuls für den Wiener Dialekt selbst. Sätze wie: »Du kriegst a Watschn, dass dir 14 Tag’ der Schädl wackelt« wurde zum Kulturgut und lebt bis heute im Gedächtnis vieler weiter.

Zum Glück hat Wien ein Hupverbot, sonst hätte die ganze Stadt einen Tinnitus!

Völlerei, der Genussmensch

Österreich, das Land der Schmankerl. Wiener Schnitzel, Sachertorte, Punschkrapferl, Kaiserschmarrn, Apfelstrudel, Kürbiskernöl, Gemischter Satz, Backhendl und Tafelspitz. Die Liste könnte ich ewig weiterführen. Die Österreicherinnen und Österreicher lieben es, gut zu essen und zu trinken. Wenige Dinge werden in diesem Land so groß gehalten und verteidigt wie die Kulinarik. Darauf sind wir stolz. Der Stolz ist aber nicht so wie oben falsch. Der ist fix gerechtfertigt! Wir können gut backen, kochen, Wein pressen und Bier brauen. Die Kaffeehauskultur ist weit über die Grenzen des Landes bekannt und ist praktisch der Ort der Völlerei schlechthin! Ausgedehnt mit größter Gemütlichkeit sitzen, plaudern, essen und trinken. Schauen, wohin andere Menschen schauen. Der eine Espresso hier, die andere Melange da. Vielleicht noch einen Schlagobers zum Apfelstrudel, oder darf’s danach noch eine Käseplatte sein? Denkt man an die ersten zehn Assoziationen mit Österreich, sind mindestens fünf davon Speisen oder Getränke. Ein Besuch in Österreich ohne Wiener Schnitzel und Bier ist unvorstellbar. Frühstücksvariationen und eine Jause nach der anderen. Jausnen ist übrigens meine Lieblingsbeschäftigung und Speise zugleich. Falls man es überhaupt Speise nennen kann. Es ist eigentlich nur kalter Fleisch-, Käse- und Gemüseaufschnitt in den verschiedensten Variationen. Von Bundesland zu Bundesland anders zubereitet, versteht sich. Mit Butterbrot und Kren, scharfem Liptauer und Pfefferoni, Verhackerts mit Zwiebeln, Leberaufstrich und hartgekochtem Ei. Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass ich gerade »Verschiedene Aufschnitte Österreich« gegoogelt habe. Dürfen wir Ihnen noch einen Kaiserschmarrn mit selbstgemachtem Apfelmus zaubern? Wollen Sie vielleicht einmal unser selbst gepresstes Kürbiskernöl versuchen? You got the point! Die Völlerei. Man verweilt gern und genießt. Österreich lebt den Tourismus und die Gastronomie wie kein zweites Land. Die Alpenregion lebt vom Tourismus genauso wie die Hauptstadt Wien. Ein glücklicher Gast kommt wieder. Die Geselligkeit in diesem Bergland wird großgeschrieben und teilweise auch gelebt. Schaut man in die ländlichen Regionen, kommt die Völlerei teilweise zur Sauferei. Shitstorm incoming! Der Genuss wird zum Absturz. Natürlich auch in Wien, aber keiner kann mir erzählen, dass jemand aus der Stadt jemanden vom Land unter den Tisch saufen kann. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass es irgendwo da draußen gerade 13-jährige Landburschen gibt, die mit einem Bier in der Hand Traktor fahren. Saufen, bis der Arzt kommt wird in Österreich wirklich ernst genommen. Das beliebteste Hobby in diesem Land ist das Saufen selbst. Es gibt praktisch für jeden Anlass einen Grund, Bier zu trinken oder sich einen Spritzer zu genehmigen. Du bekommst spontan Besuch? Trink ma was! Du läufst jemandem zufällig auf der Straße über den Weg? Geh ma auf ein Glaserl! Du triffst jemanden zufällig im Fitnesscenter? Gehen wir danach auf ein Seiterl5? Genauso ist es absolut okay, sich ein »Schluckerl« zum Mittagessen zu genehmigen. Man lebt ja nur einmal, oder? »Man bringe den Spritzwein« ist nicht ohne Grund eines der legendärsten Zitate, die dieses Land hervorgebracht hat. Der ehemalige Wiener Bürgermeister Dr. Michael Häupl ist ein bekannter Genussmensch, Weintrinker und Sprücheklopfer. Apropos Wein. Österreich ist auch sehr bekannt für seinen Wein und ist am weltweiten Markt absolut konkurrenzfähig. Für Österreich ist Wein so essenziell, dass es seit mehreren Jahrzehnten ein eigenes Bundesamt dafür hat. Das Bundesamt für Weinbau kümmert sich um Tätigkeiten wie Forschung, Qualitätsüberprüfung, Kontrolle, Schutz und Erhalt der Sorten und der Vielfalt. Ein Achterl Wein oder ein Glaserl Spritzwein nach der Arbeit zu trinken ist selbstverständlich. Du wirst eher komisch angeschaut, wenn du nicht trinkst. Ist eh alles okay mit dir? Du trinkst nichts! Man säuft einfach und trifft sich zum Trinken. Ein Bier hier, ein Bier da. Wir haben sogar eine politische Bierpartei. Wir waren erstaunt, wie oft sich der Alkohol durch verschiedene Kapitel im Buch zieht. Alkohol wird dermaßen verharmlost und gesellschaftlich akzeptiert in diesem Land, dass ich mir hier vor lauter Schreiben selbst ein Bierchen aufmachen musste. Kleine Schnapsflaschen werden genau auf Augenhöhe bei der Supermarktkassa platziert. Griffbereit für den kleinen »Durst« zwischendurch. Die Österreicherin und der Österreicher sind besonders gut darin, Gründe zu erfinden, Alkohol zu trinken. Genauso kann jegliche Art der Beschäftigung schnell zu einem Grund zum Trinken ausufern. Ich meine, wozu wurden sonst Feuerwehrfeste erfunden? Das sind Partys in ländlichen Gegenden der Freiwilligen Feuerwehr, die oft Treffpunkt jüngerer Menschen sind und ein flüssiges Zusammenkommen garantieren. Ebenso ist ein Sommer ohne Grillerei in Österreich unvorstellbar. Üppige Tische voll beladen mit köstlichen gebratenen Speisen. Essen und trinken. Plaudern und leben. Apropos leben. Rauchen muss hier auch noch erwähnt werden. Das Rauchen gehört nämlich zur Völlerei dazu und zieht sich durch die Kultur des Genussmenschen aus Österreich. Hierzulande raucht man einfach gern. Bis Ende 2018 war es in Österreich noch erlaubt, mit 16 Jahren zu rauchen. Ende November 2019 kam dann auch noch das Rauchverbot in der Gastronomie und in Kaffeehäusern und somit für viele Einheimische das Ende einer Ära der Völlerei und des Genusses. Über Alkohol, Essen und Rauchen gibt es ein eigenes Kapitel. Siehe: »Bierchen«, »Mahlzeit!« und »Host an Tschick?«

Neid

»In Wien musst erst sterben, damit sie dich hochleben lassen. Aber dann lebst lang«, sagte einst der bekannte österreichische Kabarettist und Schauspieler Helmut Qualtinger. Das Zitat sagt schon einiges über unsere Neid-Kultur aus. Du kannst zu Lebzeiten den noch so größten Erfolg haben, er wird dir gern und oft klein oder madig geredet. Nicht ohne Grund vertschüssen sich viele talentierte Menschen aus der Kunst- und Kulturbranche ins Nachbarland Deutschland. Allein aus der Musikbranche könnte ich aus dem Stand fünf Personen aufzählen, die erst mit ihrem Umzug den Durchbruch schafften. In Österreich gönnt man sich prinzipiell wenig. Ein Grund könnte auch der Zerfall des alten Kaiserreichs sein. Ja, jetzt kommt schon wieder die fade Geschichte ins Spiel. Österreich war halt einfach vor gut hundert Jahren noch um einiges größer und mächtiger. Zwei verlorene Weltkriege später sind wir deutlich kleiner und belangloser geworden. Wenn ein Land schrumpft, werden nicht nur die geografischen Grenzen kleiner. Die meisten Strukturen und Arbeitsbereiche schrumpfen automatisch mit. Das geht dann auch Hand in Hand mit der Freunderlwirtschaft und Korruption. Man kennt sich schneller und hasst sich genauso schnell. In vielen Branchen, wie im Kulturbereich, gibt es nur endlich viele Plätze für Schauspielerinnen oder Künstler. Deine Chancen auf eine Anstellung werden in Österreich immer höher sein, wenn du jemanden kennst, der jemanden kennt. Schwuppdiwupp – der perfekte Nährboden für Neid und Zwietracht. Da kannst du noch so gut Tränen vortäuschen und überteuerte Schauspielkurse in New York belegt haben. Wenn die Cousine deines Konkurrenten mit der Tante des Regisseurs befreundet ist, hast du Pech gehabt. Mehr dazu im Kapitel »Freunderlwirtschaft ist keine Korruption«. Mit Erfolg wird hier anders umgegangen als in anderen Ländern. Das soll nicht heißen, dass man mit seinen Erfolgen nicht hausieren geht und sie präsentiert. Vielleicht sogar deshalb, weil dir weniger vergönnt wird, gönnst du automatisch auch weniger. Jeder ist jedem alles zu neidig. Oder auch »z’neidig« ausgesprochen. Selten hörte ich »gut gemacht«, sondern meistens nur »das geht noch besser!« Alle schauen immer, was die Nachbarin oder der Freund hat. Wenn jemand neue Schuhe hat, kauft man sich bessere. Andernfalls werden sie hinterrücks schlecht geredet. In Österreich liebt man es nämlich, zu lästern. Hast schon gesehen, was er gemacht hat? Was sie sich wieder gekauft hat? Woher hat der bitte das Geld? Ich wette, sie hat ihren Mann mit seinem reichen besten Freund betrogen!

Trägheit oder Faulheit

Oder wie wir in Österreich sagen: Gemütlichkeit.