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Sind Sie bereits von Scheinselbständigkeit betroffen oder haben Sie Bedenken für die Zukunft? In den letzten 20 Jahren haben sich in sehr vielen Branchen die Definitionen von selbständiger Arbeit und auch von abhängiger sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung verändert. Wird eine scheinselbständige Beschäftigung überraschend aufgedeckt, ergeben sich für Auftraggeber und Auftragnehmer meistens hohe Nachforderungen im fünfstelligen, wenn nicht sogar im sechs- oder siebenstelligen Euro-Bereich. Aus ehemaligen Geschäftsfreunden können während dem Ermittlungsverfahren und dem nachfolgenden Gerichtsprozess erbitterte Feinde werden. Für den Auftragnehmer entstehen einige Pflichten, jedoch auch zahlreiche Rechte bei der nachfolgenden Rückabwicklung der scheinselbständigen Tätigkeit. Dieses Buch soll Ihnen ein komplexes "trockenes" Thema verständlich erläutern, auch anhand von Beispielen aus dem realen Berufsleben und deren Einordnung hinsichtlich Scheinselbstständigkeit.
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Seitenzahl: 98
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Die in diesem Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Autor und Herausgeber sorgfältig erarbeitet, geprüft und zum großen Teil selbst erlebt bzw. umgesetzt.
Eine Garantie oder Gewähr kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Autors, des Herausgebers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten oder Erfüllungsgehilfen für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.
Rechtliche Auseinandersetzungen sollten nicht ohne vorherige kompetente anwaltliche Beratung in die Tat umgesetzt werden, denn jeder Fall ist individuell.
Und nun wünsche ich Ihnen viele neue Erkenntnisse beim Lesen dieses Buches und Kraft beim Bewältigen der Herausforderungen!
Alexander Seitz
Dieses Buch kann in kleinen Teilen politisch unkorrekten Humor und satirische sowie sarkastische Elemente im Inhalt haben!
„Sarkasmus ist die niedrigste Form von Humor, aber die höchste Form von Intelligenz“
(Oscar Wilde, irischer Schriftsteller)
Vorwort
Einleitung
Die Geschichte der ICH-AG
Die Aufgaben der Unternehmensberatungen
Zeitarbeit / Leiharbeit / Lohndumping
Illegale Scheinwerkverträge
Dreiecks- und Vierecks-Arbeitsverhältnis
Kapitel 1
Ein paar Zahlen am Anfang zum Warmwerden
Was ist selbständige Arbeit?
Was ist scheinselbständige Arbeit?
Scheinselbständig trotz mehrerer Auftraggeber
Definition Hauptberuf und Nebenberuf nach dem Sozialgesetzbuch
Wer stellt den Hauptberuf bzw. Nebenberuf fest?
Kapitel 2
Wo kann man scheinselbständige Arbeit anzeigen?
Statusfeststellungsverfahren nach § 7a Abs. 1 Satz 1 SGB IV
Fragen zur Statusfeststellung durch Staatsanwaltschaft, Zoll, Clearingstelle etc.
Kapitel 3
Der Deutsche Bundestag beschäftigt Scheinselbständige (oder: Wie Deutschland sich selbst betrügt)
Die deutschen Kirchen beschäftigen Scheinselbständige (oder: Wenn selbst Gott keine Ahnung von Scheinselbständigkeit hat)
Ein großer namhafter Automobilhersteller aus dem Stuttgarter Raum und viele weitere Konzerne, Firmen, Institutionen etc. beschäftigen „illegale Schwarzarbeiter“
Fürsorgepflicht und Rechtsaufsicht des Auftraggebers und der Deutschen Rentenversicherung
Kapitel 4
Welche Jobs werden als scheinselbständig bewertet? Fallbeispiele mit Gerichtsurteilen
Freelancer und Scheinselbständigkeit?
Hat der vielfach beweinte Fachkräftemangel etwas mit den zahlreichen Aufdeckungen von Scheinselbständigkeit zu tun?
Wenn Mini-Jobber und Aushilfen rückwirkend sozialversicherungspflichtig werden (Phantomlohnfalle!)
Was nur wenige Mini-Jobber wissen und was fast alle Auftraggeber ihren Mini-Jobbern verschweigen
Kapitel 5
Wenn ein Laie den „Fachfirmen“ ihr Tagesgeschäft erklären muss …...
Konsequenzen und rückwirkende Verjährungsfristen
Nachzahlungen und rückwirkende Forderungen bzw. Erstattungen und Gutschriften in den Bereichen:
Deutsche Rentenversicherung
Doppelt bezahlte gesetzliche Krankenversicherungsbeiträge
Nachzahlungen und rückwirkende Forderungen bzw. Erstattungen und Gutschriften in den Bereichen:
Rückwirkender Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub
Umsatzsteuerrückerstattung
Equal Pay und Equal Treatment
Einklagen einer Festanstellung beim früheren Auftraggeber
Schadensersatz und Schmerzensgeld gemäß Artikel 34 GG
Aufwandsentschädigungen
Zinsen und Zinseszinsen
Prozesskostenhilfe
Kapitel 6
Wie lässt sich Scheinselbständigkeit vermeiden?
Was tun, wenn die Existenz gefährdet ist?
Liebe Leserinnen und Leser,
ich freue mich sehr, Ihnen mein Buch "Scheinselbständig – Wenn Arbeit die Existenz kostet" präsentieren zu dürfen.
Auf den folgenden Seiten werden wir uns mit einem Thema befassen, das in den letzten 20 Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und sowohl für Auftragnehmer (Arbeitnehmer) als auch für Auftraggeber (Arbeitgeber) von großer Relevanz ist.
Scheinselbständigkeit ist ein Phänomen, welches die Arbeitswelt in Deutschland maßgeblich prägt und zahlreiche rechtliche, soziale und wirtschaftliche Konsequenzen mit sich bringt, bis hin zur Insolvenz oder dem kompletten Verlust der Existenz.
Die Idee zu diesem Buch entstand aus dem dringenden Bedürfnis, Klarheit und Transparenz in ein Thema zu bringen, das oft von Unsicherheit und Unwissenheit geprägt ist.
In einigen Medien und in politischen Diskussionen wird die Scheinselbständigkeit häufig als ein Übel dargestellt, das es zu bekämpfen gilt. Und ab und zu wird mal ein Scheinselbständiger oder sein Auftraggeber „ertappt“ oder „aufgedeckt“ .....
Die Realität liegt wie immer irgendwo dazwischen.
Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Welche Auswirkungen hat scheinselbständiges Arbeiten auf die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt?
Und welche Lösungsansätze gibt es, um die Problematik zu bewältigen?
Ziel dieses Buches ist es, Ihnen einen umfassenden Einblick in das Thema Scheinselbständigkeit zu geben.
In den folgenden Kapiteln werden wir zunächst eine Definition der Scheinselbständigkeit beschreiben und die verschiedenen Kriterien beleuchten, die zur Abgrenzung zwischen selbständiger Tätigkeit und abhängiger Beschäftigung herangezogen werden.
Dabei werden wir uns auch mit aktuellen Gerichtsurteilen und gesetzlichen Regelungen auseinandersetzen, welche die Rechtslandschaft in Deutschland prägen.
Zahlreiche Fallbeispiele von Berufen, Jobs und sonstigen Tätigkeiten, die als scheinselbständig eingestuft werden, runden den informativen Teil ab.
Man hält es manchmal nicht für möglich, in welche Bereiche die Gesetze seit vielen Jahren eingreifen.
Und schlagartig wird uns bewusst, woher unter anderem der vielfach beweinte Fachkräftemangel kommt …..
Ein weiterer Schwerpunkt des Buches sind die Konsequenzen der Scheinselbständigkeit.
Ich werde die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen für die Betroffenen beleuchten und mich mit den Herausforderungen beschäftigen, mit denen sie konfrontiert sind.
Zudem werden wir die Perspektive der Arbeitgeber einnehmen und ihre Motive und Verantwortung in Bezug auf die Beschäftigungsform reflektieren.
Um einen ganzheitlichen Blick auf das Thema zu ermöglichen, werden wir auch den internationalen Kontext beleuchten und uns mit Regelungen und Praktiken in anderen Ländern vergleichen.
Dabei werden wir sowohl positive Beispiele als auch potenzielle Fallstricke betrachten, um Lehren für die deutsche Situation zu ziehen.
Abschließend wollen wir einen Blick in die Zukunft werfen. Wie können wir als Gesellschaft die Scheinselbständigkeit bekämpfen und die Arbeitswelt fairer gestalten?
Welche Ansätze gibt es, um die Rechte der Arbeitnehmer zu stärken und gleichzeitig die Flexibilität der Arbeitsmärkte zu erhalten?
Diese Fragen sind von entscheidender Bedeutung, und es liegt in der Verantwortung der Politik, gemeinsam nach Antworten zu suchen.
Scheinselbständigkeit ist ein komplexes Phänomen, das eine differenzierte Betrachtung erfordert, jedoch auch eine lebensnahe und realitätsakzeptierende Betrachtung.
Es gibt für jedes Problem und für jede Fragestellung eine Lösung oder eine Antwort.
Manchmal liegt die Antwort auf der Hand, ein anderes Mal muss man tief, tiefer oder sehr sehr tief graben, aber man findet immer eine Antwort.
Jedoch können Antworten positiv oder negativ sein.
Ich möchte Ihnen in diesem Buch zeigen, wie man auch mit negativen Antworten „überleben“ kann.
Um Zeit zu gewinnen, und um sich neu oder anders zu orientieren.
Es gibt natürlich nicht nur die eine Lösung, sondern es bedarf eines breiten gesellschaftlichen Dialogs, um brauchbare Maßnahmen zu entwickeln.
Sonst arbeitet am Ende keiner mehr, nicht weil es keinen Spaß oder keinen Sinn mehr macht, sondern weil die „Bürgergeld-Branche“ lukrativer und profitabler ist.
Ich hoffe, dass Sie von den Inhalten dieses Buches profitieren, dass Ihnen viele wertvolle Erkenntnisse, Wissen und Inspirationen geliefert werden und dass es dazu beiträgt, die Diskussion über die Scheinselbständigkeit in Deutschland voranzubringen.
Das Leben ist ein ewiger Wandel, das einzig Beständige im Leben ist das Unbeständige.
Ich habe mir vor 20 Jahren nicht in meinen absurdesten Träumen vorstellen können, dass ich einmal hier sitze und dieses Buch schreibe.
Vielleicht erschaffen sich so viele Leser wie möglich ihren eigenen individuellen und ganz persönlichen Ausweg aus dem Dilemma Scheinselbständigkeit, ohne dass es die komplette Existenz kostet.
„Qualis rete, talis vita“
(Wie Dein Netzwerk, so Dein Leben)
Alle kostenlosen zusätzlichen Inhalte zu diesem Buch finden Sie unter:
https://www.scheinselbstaendig.com
„Wer Veränderung will, findet Wege und Lösungen. Wer keine Veränderung will, findet Ausreden.“
(Dirk Kreuter, Verkaufstrainer)
Die ICH-AG war eine Unternehmensform in Deutschland, die im Jahr 2003 eingeführt wurde.
Sie war Teil der Hartz-Reformen der Bundesregierung zur Förderung von Selbständigkeit und Existenzgründungen sowie zur Reduzierung der Arbeitslosenzahlen.
Das Konzept der ICH-AG ermöglichte es Einzelpersonen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und gleichzeitig von finanziellen und steuerlichen Vorteilen zu profitieren.
Im Laufe der Jahre hat die ICH-AG viel Aufmerksamkeit erregt und sowohl Befürworter als auch Kritiker gefunden.
Das Konzept basierte auf der Idee, dass die Förderung von Selbständigkeit und Unternehmertum zu mehr Beschäftigungsmöglichkeiten führen würde.
Die ICH-AG war speziell auf Personen zugeschnitten, die arbeitslos waren oder sich in einer unsicheren Beschäftigungssituation befanden und den Schritt in die Selbständigkeit wagen wollten.
Auf der anderen Seite profitierten Industrie und Auftraggeber von flexibel einsetzbaren, bei Bedarf abrufbaren und sozialversicherungsfreien Arbeitskräften.
Im Klartext: Wer nicht arbeitet, bekommt auch kein Geld!
Wer krank ist, kann nicht arbeiten und bekommt kein Geld. Wer Urlaub macht, der kann nicht arbeiten und bekommt kein Geld.
Arbeitsunfälle sollten besser nicht passieren, und wenn doch, dann werden sie meist als private Haushaltsunfälle dem Arzt gemeldet.
Kündigungsschutz, hahaha, was ist denn das?
Wessen Gesicht nicht mehr passte, der wurde eben gefeuert.
Und wenn man vor der Rente nichts auf die hohe Kante legen konnte, hatte man das nächste bzw. sein letztes Problem.
Denn wer wenig oder nichts in die Rentenversicherung eingezahlt hat, der muss dann eben von der Grundsicherung leben, obwohl er sich jahrelang abgerackert hat.
Die ICH-AG wurde mit großen Erwartungen eingeführt und die Anzahl stieg in den folgenden Jahren auch kontinuierlich an, erreichte jedoch nie die erhoffte Massenbewegung.
Es stellte sich heraus, dass die bürokratischen Hürden und die Unsicherheit der Selbständigkeit für viele Menschen abschreckend waren.
Kritiker bemängelten, dass die ICH-AG eine reine Subventionspolitik zur Verschönerung der Arbeitslosenzahlen sei und überwiegend zur Scheinselbständigkeit führe.
Sie argumentierten, dass viele ICH-AGs nicht nachhaltig und rentabel seien und nach Ablauf der Förderperiode wieder scheitern würden.
Zudem wurde die Unterstützung von ICH-AGs als eine Umverteilung von Steuergeldern an Menschen kritisiert, die möglicherweise nicht über die notwendigen unternehmerischen Fähigkeiten oder den Willen zum langfristigen Erfolg verfügten.
Ein weiterer Kritikpunkt war die Tatsache, dass die ICH-AGs oft in Branchen mit niedrigen Einstiegshürden angesiedelt waren, wie zum Beispiel im Dienstleistungssektor.
Dies führte zu einem erhöhten Wettbewerb in diesen Bereichen und möglicherweise zu einem Druck auf die Preise.
Gleichzeitig wurde argumentiert, dass die Förderung von Selbständigkeit und Unternehmertum in Bereichen mit hohem Innovationspotential und zukunftsträchtigen Branchen sinnvoller gewesen wäre.
Die ICH-AG wurde im Jahr 2006 durch das "Unternehmenssteuerreformgesetz" abgeschafft.
Die Gründe für die Abschaffung waren vielfältig.
Zum einen wurden die genannten Kritikpunkte immer offensichtlicher und es gab Zweifel an der Effektivität der ICH-AG als Instrument zur Schaffung von Arbeitsplätzen.
Andererseits wurden auch die wachsenden Kosten für die öffentlichen Kassen und die administrative Komplexität der Förderung als Gründe für die Abschaffung genannt.
Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen und Programme in Zukunft ergriffen werden, um die Gründung und Entwicklung von flexiblen soloselbständigen Fachkräften in Deutschland zu unterstützen und natürlich zu entkriminalisieren.
Unternehmensberatungen sind in Deutschland allgegenwärtig und gelten als unverzichtbare Partner für Unternehmen, die nach Wachstum und Erfolg streben.
Doch werfen wir einen ehrlichen kritischen Blick auf die Aufgaben dieser Beratungsunternehmen.
Sind sie wirklich die schillernden Helfer, die sie vorgeben zu sein, oder eher die Bewahrer des Status Quo? (Status Quo bezeichnet den aktuell bestehenden Zustand, bezogen auf die rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten).
Die Marktanalyse ist zweifellos ein wichtiger Teil des Beratungsgeschäfts, doch oft scheint es, als würden Unternehmensberatungen in einen Analyse-Wahn verfallen, bei dem sie sich in endlosen Datensätzen verlieren.
Allzu oft enden diese Analysen in dicken Berichtsordnern, die im Regal verstauben.
Um letztendlich dem Kunden ein positives Kosten-Nutzen-Ergebnis zu liefern, werden meistens Kosten eingespart.
Beispiel: Die Dienste einer Unternehmensberatung belaufen sich auf 30 Millionen Euro.
Wenn dafür dem Auftraggeber durch neue „Gestaltungen“ 100 Millionen Euro „eingespart“ werden, dann werden diese 30 Millionen Euro Honorar sehr sehr gerne bezahlt und können obendrein noch von der Steuer abgesetzt werden.
Vor 25 Jahren begannen Unternehmensberatungen im Auftrag von Konzernen und deutschen mittelständischen Firmen den Mega-Multi-Milliarden-Euro-Markt der Sozialversicherungsbeiträge für sich zu entdecken.
Wie liefen die Geschichten denn so ab, nachdem die Unternehmensberatungen vor Ort waren?
Hier folgt ein Beispiel zum Verständnis von vorsätzlicher krimineller Scheinselbständigkeit:
Herr Gierig arbeitet sozialversicherungspflichtig festangestellt bei der Firma Schlitzohr GmbH.