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»Es geht nicht darum, woher du kommst, sondern darum, wer du heute sein willst.« Wenn jemand weiß, wie schwierig es sein kann, sich selbst und andere immer wieder anzutreiben, dann Detlef Soost. Er wuchs als DDR-Heimkind auf – alles andere als gute Grundvoraussetzungen. Doch er ist seinen Weg gegangen und hat das Feld trotz vieler Rückschläge und Widerstände von hinten aufgerollt. Soost hat sich zu Deutschlands bekanntestem Choreographen hochgearbeitet, zum Fernsehstar und schließlich zum erfolgreichen Coach und Unternehmer. In diesem Buch teilt er seine Erfahrungen und unterstützt seine Leser dabei, ihre Alltagsängste und inneren Widerstände zu überwinden. Er öffnet den Werkzeugkoffer, der ihn durch seine schlimmsten Zeiten gebracht hat, für jedermann, und lässt seine Fans dabei so nah an sich heran wie nie zuvor.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover & Impressum
Vorwort – Fünf Schritte in ein neues Leben
STEP 1
Deine Vision
1 Warum du eine Vision brauchst
Auch du kannst deine Träume wahr machen!
Vom Traum zur Vision in einer Nacht
2 Hol dir das Kommando über dein Leben zurück
Lebst du dein Leben – oder wirst du gelebt?
Entscheidungen machen happy!
3 Du weißt, was du willst – auch wenn du es gerade nicht (mehr) zu wissen glaubst
Mission Herzenswunsch – buddel deinen wieder aus!
Übung 1: Besuch von der Märchenfee
Übung 2: Die Mindmap für dein Hammerleben
Übung 3, Teil A: Dein Leben aus dem Gruselkabinett
Übung 3, Teil B: Dein Leben aus dem Himmel
Übung 4: Deine Traum-Inventur
4 Dein persönliches Vorhaben-Casting
1. Wähle deine Top-Vorhaben
2. Erstelle deine Charts
3. And the winners are
Träumst du noch oder zielst du schon? Das Geheimnis der Erfolgreichen
Bring deine Casting-Gewinner in ein Erfolgsformat
5 Gute Ziele? Schlechte Ziele? Mein Vorsätze-TÜV
TÜV-Frage 1: Ist das Vorhaben wirklich mein Ding?
TÜV-Frage 2: Bringt mich das, was ich vorhabe, persönlich weiter?
TÜV-Frage 3: Habe ich eine reelle Chance, das Ziel zu erreichen?
TÜV-Frage 4: Bin ich bereit, bei der Erreichung des Zieles all in zu gehen?
6 Der Film in deinem Kopf
Negative Visionen und positive Visionen
Was du sagst und denkst, verändert dein Gehirn
Mein Ziele-Spickzettel: Autosuggestion zum Nachlesen
7 Body Feedback – dein Körper baut an deiner Vision mit
Postural Feedback: Alles eine Frage der Haltung!
Body Feedback über die Atmung: einmal tief Selbstvertrauen holen, bitte!
Facial Feedback: Guck so, wie du dich fühlen willst
STEP 2
Dein Plan
8 Bist du am Start? Bestimme deinen Ausgangspunkt
Dein Unterbewusstsein ist dein Navi durchs Leben
Warum dein Standort genauso wichtig ist wie dein Ziel
Mein Aha-Erlebnis: Gehen Sie in das Gefängnis! Gehen Sie direkt dorthin!
Den Status quo bestimmen und akzeptieren – die erste Maßnahme auf dem Weg zum Ziel
9 Hier geht’s lang! Grob geplant ist halb gewonnen
Ein Übersichtsplan reicht am Anfang – die Details klärst du auf dem Weg
Lauf los – und dein Plan rollt sich automatisch vor dir aus
Informiere dich über mögliche Wege – aber mach dich nicht zu deren Sklaven
10 Smartes Stretching: Stück für Stück an jedes Ziel
Nichts ist unmöglich: Griff nach den Sternen mit Stretch Goals
Mein Stretch Goal – und die ersten Schritte darauf zu
Clever und S.M.A.R.T. auf dem Weg
Guter Plan: Unschaffbar Scheinendes smart aufteilen
11 Für alle Fälle vorbereitet – Training für den Hürdenlauf
Vorbereitung zur Problemlösung ist nicht dasselbe wie Pessimismus
Bye, bye, schlechte Gewohnheit!
STEP 3
Dein Commitment
12 Shout it out loud: Ja, ich will (und werde dieses Ziel erreichen)
Ist das dein Ernst? Dein Gefühl nach der Unterschrift ist entscheidend!
Alle Hintertürchen zu: Mach dein Ziel öffentlich
Meine persönlichen OMG-Momente oder: Wie Commitment zum Ziel führt
STEP 4
Dein Weg
13 Dein Glaube an dich – Yes, you can!
Der wichtigste Moment meines Lebens
Der Glaube an dich selbst ist eine Entscheidung
Was du auch erwartest, du wirst immer recht behalten
14 Du bist nicht allein – dein Peer Team
Dein Peer Team – Weggefährten zum Erfolg
15 Was zählt, ist: dranbleiben!
Regel 1: Vergleiche dich immer nur mit dir selbst!
Regel 2: Mach Pausen und feiere Teilerfolge!
Regel 3: Hab Spaß bei dem, was du tust!
Die Abwesenheit von Spaß ist ein Warnzeichen
16 Mein Werkzeugkoffer für ein positives Mindset
17 Erste Hilfe, wenn es nicht rundläuft
Die richtigen Fragen helfen dir über die Hürde
Jeder Stein auf dem Weg ist eine Chance
Durchhänger durchzustehen ist einfacher, als du denkst
Wann es Zeit ist, das Handtuch zu werfen
STEP 5
Dein Erfolg
18 Willkommen am Ziel – und auf zu neuen Ufern!
Du bestimmst, was Erfolg ist
Erst Hindernisse bringen das Glück
Dein Erfolg ist ganz allein dein Verdienst
Ein Erfolg motiviert den nächsten
Literaturverzeichnis
»Jedes starke Bild wird Wirklichkeit.«
Antoine de Saint-Exupéry
Du hast bestimmt schon mal gehört, dass jedem großen Erfolg eine
VISION
zugrunde liegt. Woran denkst du bei diesem Wort? Für mich klang »Vision« lange nach einer ziemlich großen Sache. Ich dachte an Ingenieure, die morgens mit dem Plan für eine bahnbrechende Erfindung im Kopf wach werden und das Teil dann nur noch bauen müssen. Oder an Hellseher, die in die Zukunft gucken und sie vorhersagen können. Ich dachte an Eingebungen, die wie ein Blitz – bsssst! – von außen kommen und die nichts mit der Person zu tun haben, die die Vision hat. Darum dachte ich auch, Visionen wären nichts für Normalsterbliche. Also nichts für mich. Inzwischen weiß ich: Das ist totaler Quatsch! Eine Vision kommt nämlich nicht von außen, sondern von innen. Sie ist nichts anderes als ein fantastisches Werkzeug. Das Beste daran: Sie ist ein Werkzeug, das jeder Mensch benutzen kann, um alles zu erreichen, was er oder sie erreichen möchte.
Auch du!
Der Begriff »Vision« kommt vom lateinischen Wort visio und bedeutet »Anblick«. Eine Vision ist eine plastische Vorstellung davon, was dich erwartet, wenn du ein bestimmtes Ziel erreicht hast. Ein mentales Bild. Und zwar nicht nur irgendein Bild, sondern eines, das positive Emotionen in dir auslöst. Eines, das dich begeistert. Weil es dir nämlich in deinem Kopf die Zukunft bereits genau so präsentiert, wie du sie haben möchtest. Eine Vision motiviert dich, dich auf den Weg zu deinem Ziel zu machen – und ihn zu gehen, bis du es erreicht hast. Eine Vision kann aber noch mehr: Sie gibt dir auf dem Weg Orientierung. Das ist so ähnlich wie bei den Seefahrern in den Jahrtausenden vor der Erfindung von Kompass, Radar und GPS. Um ihren Weg übers Meer zu finden, benutzten sie einen Leitstern. Das war auf der Nordhalbkugel der Polarstern, auf der Südhalbkugel das Sternbild »Kreuz des Südens« mit vier hellen, deutlich sichtbaren Sternen. Anhand dieser Leitsterne konnten sie ihre Karten immer ganz genau so ausrichten, dass sie auf ihrem Kurs blieben, um letztlich das geplante Ziel zu erreichen. Dabei waren sie allerdings auf gute Sicht angewiesen. Verdeckten Wolken die Sterne, kamen sie manchmal vorübergehend von ihrer Route ab. Doch sobald der Sternenhimmel wieder klar wurde, war es easy, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Dazu mussten sie nur den Leitstern oder die Leitsterne deutlich vor sich sehen.
Auch eine Vision kann mal von Wolken verdeckt werden. Das passiert, wenn du zwischendurch zu abgelenkt bist, um dein Ziel zu verfolgen. Anders als die Seeleute kannst du diese Wolken aber selbst wegpusten. Du brauchst dich nur an deine Vision zu erinnern und sie dir wieder klar vor Augen zu führen. Sie ist in deinem Kopf. Immer für dich da. Wie die Leitsterne der Seefahrer[1] hilft sie dir, in jeder Situation zu erkennen, wo du dich im Verhältnis zu deinem Ziel befindest – und wenn du das weißt, kannst du wieder mit voller Kraft auf dein Ziel zusteuern. Die Vision hilft dir, Chancen zu erkennen und zu ergreifen, die dich deinem Ziel näher bringen. Sie hilft dir, immer auf Kurs zu bleiben.
Um zu verdeutlichen, welche Kraft eine Vision hat, möchte dir eine kleine, wahre Geschichte erzählen. Sie zeigt dir auch, wie eine Vision die Welt wie von Zauberhand nach ihrem Vorbild formt und wie dadurch eine gute Idee zu einem gigantischen Erfolg werden kann.
Der Tisch mit den drei lockeren Schrauben
Es ist die Mitte der Fünfzigerjahre. Zwei junge Männer schlagen sich die Nacht mit Arbeit um die Ohren: Sie arrangieren und fotografieren Möbel für einen Katalog. Es geht auf den Morgen zu und die Männer sind müde. Gleich werden sie die Möbel verladen und nach Hause fahren. Doch plötzlich hält einer der beiden inne. Er betrachtet nachdenklich den dreibeinigen, wie ein Blatt geformten Beistelltisch, der vor ihnen steht, und sagt: »Also, der ist wirklich ganz schön sperrig.« Nach einer kurzen Pause ergänzt er: »Aber weißt du was?« Als der zweite Mann ihn fragend anschaut, geht der erste zum Tisch und dreht ihn herum. Er schraubt das erste Bein heraus, dann das zweite und dritte. »Man kann die Beine abschrauben, dann wird er ganz flach.« Die beiden wechseln noch einmal einen vielsagenden Blick. Dann murmelt der zweite Mann: »Genial! So machen wir’s!«
Was glaubst du? Um was ging es in diesem Wortwechsel? Vielleicht denkst du, dass sich die kurze Unterhaltung der beiden Männer nur darum drehte, wie sie den Tisch nach der Fotosession am besten im Auto oder Möbellager verstauen konnten, damit sie nach der arbeitsreichen Nacht schnell nach Hause fahren konnten.
Aber in diesem Wortwechsel ging es um viel mehr.
Ich möchte dir noch etwas mehr über die Männer erzählen. Bei einem der beiden handelte es sich um einen Bauernsohn. Er hatte schon zehn Jahre zuvor, als Siebzehnjähriger, sein Unternehmen gegründet. Der andere Mann war ein guter Freund von ihm, der Bauernsohn hatte ihn zum Marketingchef gemacht. Das Besondere war, dass diese beiden Freunde eine gemeinsame Vision teilten. Einen Gedanken, den sie bei all ihren Unternehmungen immer im Hinterkopf hatten. Nämlich ein Möbelgeschäft, das günstige Designmöbel für alle anbietet, zu erschaffen. Damals war das eine Marktlücke. Schöne, praktische und erschwingliche Möbel waren in den Vierziger- und Fünfzigerjahren nicht selbstverständlich. Das, was günstig war, war oft nicht schön. Und das, was schön war, war nicht günstig und häufig auch nicht praktisch. Damit Möbel für jeden erschwinglich werden konnten, musste ihre Herstellung, ihr Transport, der Zusammenbau und auch die Lagerung logischerweise möglichst kostengünstig sein – diese Grundvoraussetzungen waren in der Vision bereits enthalten.
Die Brille ihrer Vision filterte nun das, was die beiden Männer sahen. Sie erkannten in dem Tisch mit den abschraubbaren Beinen sofort viel mehr als nur eine Möglichkeit, dieses eine Möbelstück ein einziges Mal bequem zu transportieren. Sie sahen ein Möbel, das man in einen flachen Karton stecken und damit nicht nur platzsparend, sondern vor allem preiswert transportieren, lagern und verschicken konnte. Sie sahen ein Möbel, das der Käufer selbst zusammenbauen konnte. Das heißt, sie sahen ein Möbel, das sie deutlich billiger anbieten konnten als die Konkurrenz.
Das war aber noch nicht alles: Ihre Vision in Kombination mit diesem blattförmigen Tisch kitzelte aus der Vorstellung der Männer noch eine Idee hervor: die Möbel nicht mehr extern einzukaufen, sondern sie selbst zu entwerfen. Nämlich nach genau diesen Vorgaben – flach zusammenlegbar und selbst montierbar. Kurz: Die Männer sahen ein unglaubliches Potenzial. Dank der klaren Vision in ihren Köpfen wurden der Tisch vor ihnen und alle Ideen, auf die er sie brachte, sofort in die Vision integriert. Die Vision zeigte ihnen genau, was sie zu tun hatten.
Der Name des Bauernsohns lautete Ingvar Kamprad. Seinen Firmennamen hatte er aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens, des Bauernhofes Elmtaryd seiner Eltern und des schwedischen Dorfes Agunnaryd, zu dem der Hof gehörte, konstruiert. Dabei war das etwas merkwürdige Wort »Ikea« herausgekommen. Der andere junge Mann hieß Gillis Lundgren. Mit ihm als Chefdesigner begann man bei Ikea bald, die Möbel selbst zu entwerfen. Alle natürlich flach zusammenlegbar und selbst montierbar. Dank dieser Innovation, die es so zuvor nicht gegeben hatte, schaffte das Möbelhaus den internationalen Durchbruch. Ikea ist heute in 25 Ländern der Welt vertreten und wahrscheinlich das bekannteste Möbelgeschäft aller Zeiten. Ingvar Kamprad wurde zu einem der reichsten Menschen der Welt und blieb es für lange Zeit, bevor er 2018 starb. Und sein Freund Gillis hat sein Leben lang zunächst als Marketingchef, dann als Chefdesigner und später als Berater für Ikea gearbeitet. Er hat unter anderem das Bücherregal »Billy« entworfen, ein All-Time-Bestseller der Firma. Natürlich zum Selbstzusammenbauen zu Hause.[2]
»Eine Vision ist die Kunst, Unsichtbares zu sehen.«
Jonathan Swift
Ich finde diese Geschichte großartig. Sie verdeutlicht nicht nur die Power von Visionen. Sie zeigt dir außerdem: Egal, was du gerne erreichen möchtest, du brauchst nur eine klare Vorstellung, dann formt sich die Wirklichkeit ganz automatisch danach und macht die Vorstellung zur Realität. So lässt dich eine Vision tatsächlich in die Zukunft gucken. Aber nicht, weil die Zukunft von irgendeiner höheren Macht vorbestimmt ist. Sondern weil es in deiner Macht steht, sie zu gestalten. Nach deinen Ideen. Das bedeutet: Deine Träume müssen keine bleiben. Allerdings darfst du es dann auch nicht beim Träumen belassen. Du brauchst so eine Vision. Dazu musst du zunächst deinen Traum zu einem ganz konkreten Ziel machen und von diesem Ziel dann eine Vision entwickeln, die dich inspiriert. Das heißt ein Bild, das dich einerseits so richtig motiviert und dir andererseits wie die Leitsterne der Seefahrer Orientierung gibt, wo die Reise hingeht. Damit hast du bereits das Wichtigste erledigt, um diese Vision wahr werden zu lassen. Danach musst du »nur« noch daran festhalten und auf dein Ziel zugehen. So lange, bis du es erreicht hast und deine Vision Realität geworden ist.
Das Grundprinzip ist tatsächlich so einfach.
Okay, vielleicht denkst du jetzt, der Detlef kann mir viel erzählen, so easy ist es aber nicht. Ich habe mir schon so oft Dinge vorgenommen und bin dann grandios an ihrer Umsetzung gescheitert. Lass mich dir beweisen, dass ich recht habe. Du erlebst nämlich täglich im Kleinen, dass Visionen funktionieren und wie sie es tun!
Nehmen wir mal an, du bekommst Appetit auf was Süßes. Du findest, dass es schön wäre, jetzt so eine richtig köstliche Schweinerei zu schlemmen. Während du so darüber nachdenkst, erscheint vor deinem geistigen Auge ein riesiger Eisbecher mit Schokoladeneis und Sahne. Dir läuft sofort das Wasser im Mund zusammen. Du weißt genau: Das ist es, was du willst! In diesem Moment hast du aus deiner Idee, etwas Süßes essen zu wollen, eine Vision gemacht. Wärest du eine Comicfigur, würde man in der Denkblase über deinem Kopf den Schokoladeneisbecher sehen. Dank dieser Vision weißt du nun genau, was du tun musst: Du musst zu der Eisdiele in der Fußgängerzone gehen, wo es genau solche Eisbecher gibt. Ein paar Minuten später sitzt du dort und freust dich über dein superleckeres Eis. Zack, Mission accomplished!
Oder: Du willst dich nach Feierabend entspannen und überlegst, worauf du Lust hast. Je nach Jahreszeit und je nachdem, was du gerne tust und entspannend findest, erscheint nun in deinem Kopf ein Bild – eben eine Vision. Vielleicht von einem Filmmarathon mit Popcorn. Vielleicht von einem gemütlichen Abend mit Rotwein, Pizza und Tiramisu. Vielleicht von einem Spaziergang durch den Park, einer Yoga-Session, einem Buch mit einer Tasse Tee auf dem Sofa oder einer Joggingrunde. Auch diese Vision motiviert dich, sie in die Tat umzusetzen – und das tust du dann auch. Hier gilt das gleiche Prinzip: Von der Idee bis zur Vision ist es nur ein winziger Sprung. Hast du einmal eine Vision, ist die Umsetzung oft nur noch reine Formsache.
Um dir das Prinzip zu verdeutlichen, habe ich gerade absichtlich Beispiele gewählt, bei denen die Übersetzung von einer Idee in eine Vision und von dieser Vision in die Realität sehr schnell geht. Denn dann kannst du es jetzt gleich ausprobieren. Frage dich: Worauf habe ich gerade Lust? Eine Tasse Kaffee? Einen Keks? Ein Glas Wasser? Einen kleinen Spaziergang? Sobald du eine Idee hast, beobachte, wie dein Ziel zu einer Vorstellung in deinem Kopf wird. Beobachte, wie dieses mentale Bild dir einen Handlungsplan vorgibt. Und wie du die Vision schließlich umsetzt.
Ich will dir auch noch ein Beispiel für eine Vision aus meinem Leben geben. Wenn du schon mal Probleme mit deinem Gewicht hattest, kannst du dich damit bestimmt identifizieren. Vor einigen Jahren hatte ich ein paar Visionen von Eisbechern, Pizza und Tiramisu zu viel und deutlich zu wenige Visionen von Joggingrunden und Yoga-Sessions: Bei einer Größe von eins neunzig wog ich plötzlich 123 Kilo! Ich fühlte mich nicht mehr wohl und konnte mein Spiegelbild nicht mehr leiden. Aber auf eine Diät hatte ich keine Lust. Diät klang irgendwie trostlos und nach Verzicht. Die Vorstellung von Kalorienzählen und Salatblättern riss mich, im wahrsten Sinne, nicht von meinem bequemen Hocker. Doch dann hatte ich plötzlich nachts einen Traum: Ich sah mich mit Sixpack auf dem Cover einer Fitnesszeitschrift! Sogar im Traum war das ein total geiles Gefühl. So überwältigend, dass ich davon aufwachte! Ich lag im Dunkeln im Bett und spürte meinen »anderen« Körper, also den trainierten mit dem Sixpack aus dem Traum, unter meinem Speck. Er war schon da! Mein Unterbewusstsein hatte aus meinem Wunsch, endlich wieder schlanker und sportlicher zu sein, eine echte Vision gemacht und sie mir im Traum präsentiert. Ich fasste sofort den Entschluss: Diesen Körper hole ich unter dem Speck hervor. Das bleibt kein Wunschtraum, diese Vision verfolge ich jetzt. Konsequent.
Dein Unterbewusstsein
Ich werde in diesem und in allen anderen Kapiteln immer wieder von deinem Unterbewusstsein sprechen. Das ist die Schaltzentrale in deinem Kopf, die bei allen automatisch ablaufenden Handlungen (und das sind die meisten!) die Finger im Spiel hat. Genau genommen ist das Unterbewusstsein ein Netzwerk aus Nervenzellen im Gehirn, das deine Erfahrungen, Gewohnheiten und alles Gelernte speichert und deine Wahrnehmung und Handlungen unsichtbar lenkt, damit du nicht bei jedem Handgriff und jedem Schritt nachdenken musst. Ohne Unterbewusstsein wärst du hilflos wie ein Baby und würdest bei allem, was du tust, immer wieder von null anfangen. Alles würde endlos dauern, weil du keine Routinen hast. Wenn du dein Unterbewusstsein mit den richtigen Informationen fütterst, ist es dein wertvollster Helfer auf dem Weg zum Erfolg.
Natürlich war ich nicht so schnell durchtrainiert und schlank, wie man einen Eisbecher verdrückt. Das Wahrmachen dieser Vision hat schon ein paar Monate schweißtreibender Action mit festen Trainingsplänen und gesunder, eiweißreicher Ernährung erfordert. Aber ich war voll motiviert, denn ich hatte dabei immer das absolut lebensechte Bild aus dem Traum vor Augen: Ich mit supergeil definiertem Sixpack auf der Zeitschrift. Und nicht nur das: Wenn ich die Augen zumachte und mich konzentrierte, konnte ich immer noch meinen Traumkörper spüren. Die Vision war sozusagen multisensorisch. Und wie die Vision von Ingvar Kamprad und seinem Freund Gillis hat sie meine Wahrnehmung gefiltert. Wie ein Scheinwerfer, der mir den Weg ausleuchtete. So konnte ich beim Erreichen meines Zieles immer die beste Wahl treffen. Im Restaurant leuchtete mir auf der Speisekarte automatisch die beste Option entgegen. Zum Beispiel der vitaminreiche Salat mit gegrilltem Fisch. Vorher hätte mich vermutlich die fettige Lasagne ein paar Zeilen tiefer angemacht. Stand ich vor der Wahl, für ein, zwei Kilometer die Bahn zu nehmen oder zu Fuß zu gehen, ging ich. Morgens nach dem Aufwachen sprang ich aus dem Bett, um mein Workout zu machen – in Zeiten vor meiner Vision hätte ich noch eine halbe Stunde weitergeschlafen.
Mein Vorhaben hatte sich bis in die Redaktion von Fit for Fun rumgesprochen und eines Morgens rief mich ein Redakteur an. Er sah die Chance für eine tolle Coverstory darüber, wie man sich für seine Fitnessziele motiviert und sie erreicht. Jetzt hatte ich tatsächlich mein Sixpack-Titelbild in Aussicht! Jeden Tag konnte ich im Spiegel sehen, wie ich meiner Vision Stück für Stück näher kam. Und eines Tages war es so weit: Ich sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Eins zu eins. Der Traum war dank meiner Vision zur Wirklichkeit geworden. Das Titelbild hängt heute gerahmt bei mir an der Wand – und erinnert mich immer an diesen geilen Erfolg aus eigener Kraft. Es erinnert mich daran, dass ich schaffen kann, was ich will.
Doch nicht nur das: Meine Vision war zwar ursprünglich gar nicht als langfristiges Vorhaben angelegt wie Ingvar Kamprads Unternehmensvision, aber sie ist weiterhin aktiv. Das Bild meines »besten Ichs« ist fest in meinem Unterbewusstsein installiert. Darum habe ich bisher keinen Rückfall in speckige Zeiten gehabt. Seit mittlerweile zehn Jahren. Die gesunden Verhaltensweisen, die ich mir angewöhnt habe, sind mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich fühle mich so gut mit meiner Ernährung und meinem Training, dass ich auf Ungesundes gar keine Lust habe.
Stell dir aber einmal vor, ich hätte keine Vision gehabt, sondern mich zu einer Diät gezwungen, die mir zum Beispiel mein Arzt verordnet hätte. Ich bin überzeugt, dass dann alles anders gekommen wäre. Bestimmt hätte ich wie die meisten Menschen, die eine Diät machen, einen Jo-Jo-Effekt erlebt, weil ich hinterher wieder in alte Verhaltensweisen zurückgefallen wäre. So aber kam meine Motivation von innen. Ich musste nicht abnehmen. Ich wollte abnehmen. Genau das unterscheidet ein dank motivierender Vision mit Vollgas verfolgtes Ziel von einem Ziel, das dir nur wenig bedeutet. Und genau darum brauchst auch du eine positive Vision, wenn du dein Leben dauerhaft zum Besseren verändern willst.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte dieses Kapitels:
Eine Vision ist ein lebendiges Bild von einem Ziel in deinem Kopf, das dir beim Verwirklichen dieses Ziels enorm hilft.Eine Vision filtert deine Wahrnehmung und macht dich auf gute Gelegenheiten aufmerksam, die dich schneller zum Ziel führen.Wenn du Visionen von deinen Träumen entwickelst, kannst du die Wirklichkeit erschaffen, die du dir wünschst!»Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.«
Laozi
Du hast im vorigen Kapitel gesehen, wie viel Power positive Gedanken in Form einer Vision haben. Eine Vision gibt dir das Steuer in deinem Leben in die Hand. Je deutlicher du vor dir siehst, was du erreichen möchtest, umso klarer erkennst du den Weg zum Ziel. Bevor du so eine Vision entwickeln kannst, muss allerdings eine wichtige Bedingung erfüllt sein:
Du musst wissen, was du willst.
Vielleicht rufst du jetzt: Ja! Weiß ich doch! Ich will: endlich abnehmen / ein Buch schreiben / wohlhabend werden / ein Restaurant aufmachen / mit dem Rauchen aufhören / auswandern / Gitarre lernen / regelmäßig trainieren, um meine Traumfigur zu erreichen / mich wieder mehr um meine Freunde kümmern / endlich keinen Stress mehr haben / eine Weltreise machen / Fotografie studieren / mich gesünder ernähren / mein Abi nachholen / ein Start-up gründen / ein Sabbatical machen oder, oder, oder.
Hast du bereits eine solch klare Vorstellung von dem, was du erreichen willst, und platzt du schon vor Ungeduld, dann kannst du jetzt zur Zusammenfassung am Ende dieses Kapitels springen und nur sie lesen. Danach kannst du direkt zu Kapitel vier gehen. Dort wartet ein Vorsätze-Casting auf dich, womit du deine Ziele in eine sinnvolle Reihenfolge bringen kannst. Mein Tipp ist allerdings, zu diesem Kapitel zurückzukommen, sobald du deine erste Ungeduld befriedigt und dein dringendstes Vorhaben auf den Weg gebracht hast. Jedenfalls dann, wenn du dein ganz persönliches Traumleben nicht nur in einem Bereich leben willst, sondern in allen.
Vielleicht bist du aber noch nicht ganz so weit.
Vielleicht hat dich ein Freund auf der letzten Silvesterparty gefragt, ob du dir irgendwas fürs neue Jahr vornimmst. Du hast erst den Kopf geschüttelt und dann angefangen zu grübeln. Du findest dein Leben zwar irgendwie okay. Bei genauerem Nachdenken ist es aber auch nicht so, wie du es dir irgendwann mal erträumt hattest. Damals, nach der Schule. Du ahnst: So richtig schöpfst du dein Potenzial nicht aus. Da geht mehr! Wenn du nur … ja, was tun würdest? Darauf fällt dir keine Antwort ein.
Vielleicht ist es auch umgekehrt: Du hast so viele Spitzenideen, was du mit deinem Leben anstellen möchtest, dass dich alle gleichermaßen magnetisch anziehen. Das Ergebnis ist dann leider, dass du wie gelähmt zwischen all diesen »Magneten« in der Mitte schwebst und keinem Vorhaben den Vorzug gibst. Dadurch bleibt alles, wie es ist.
Vielleicht steckst du auch in einer Situation fest, die dich belastet. In einem Job, den du hasst oder der dich zumindest selten mit fettem Grinsen durch die Gegend laufen lässt. Oder in einer Beziehung, die nicht mehr so schön ist, wie sie einmal war. Oder du befindest dich in einer Ausbildung, die vor allem deinen Eltern und dem Berufsberater gefällt, weniger dir selbst. Du weißt, da läuft was falsch. Aber wie du daraus ausbrichst und was es stattdessen sein soll, ist dir noch nicht so richtig klar.
Oder du findest dich plötzlich und unerwartet in einer völlig neuen Situation wieder. Zum Beispiel nach einer Trennung, einer Kündigung oder nachdem dir dein Arzt ein schweres Burn-out diagnostiziert hat. Jetzt willst oder musst du dein Leben neu ordnen. Aber du weißt auch nicht so recht, wo du anfangen und wie du vorgehen sollst.
Dann lies hier weiter.
Mit Unschlüssigkeit und Unsicherheit, egal aus welchem Grund, stehst du nicht allein da. Vielen Menschen ist absolut klar, dass es ihnen mit ihrem Status quo nicht gut geht. Oder zumindest nicht so gut geht, wie es möglich wäre. Sie wissen, dass sie irgendetwas tun müssten, um das zu ändern. Aber weil sie keine Ahnung haben, wo sie eigentlich stattdessen hinwollen, verharren sie wie ein paralysiertes Kaninchen vor der Schlange in einer suboptimalen Situation. Sie werden von den Umständen gelebt statt ihr Leben in die Hand zu nehmen und selbst zu bestimmen, was Sache ist. Oft ist der Grund dieser Unschlüssigkeit, dass sie eine unbewusste Angst davor haben, sich einzugestehen, was sie wirklich tun wollen.
Du kannst dir das so vorstellen, als stündest du an einer viel befahrenen Kreuzung im Abgasdunst und bliebest dort einfach stehen. Und das, obwohl du unter dem Lärm und der schlechten Luft leidest. In solchen Situationen gibt es etwas, das sofort hilft. Immer. Etwas, das eine positive Veränderung deines Lebens in die Wege leitet, auch wenn du gerade noch nicht genau weißt, wie die aussehen soll. Dieses Allheilmittel ist:
Triff eine Entscheidung!
Bist du vor Schreck zusammengezuckt? Ruhig Blut! Es geht an dieser Stelle (noch) nicht darum, dich für ein spezifisches Vorhaben zu entscheiden, denn das kennst du ja – siehe oben – gerade noch gar nicht genau. Es geht hier einfach um eine erste Entscheidung, die eine Veränderung in die Wege leitet. Eine Entscheidung, die dich der Antwort auf die Frage, was dein Leben schöner und erfüllter macht, ein gutes Stück näher kommen lässt.
Warum?
Weil sie dich in Aktion bringt.
Zurück zum Beispiel mit der Straßenkreuzung: Du weißt zwar noch nicht, wo du am Ende hinwillst. Trotzdem bist du zumindest in einem Punkt nicht ahnungslos: Du weißt, dass dir die Abgase und der Lärm an der Kreuzung tierisch auf die Nerven gehen. Was ist der logische Schluss daraus? Genau, du musst irgendwohin kommen, wo du eben nicht im Abgasdunst stehst und wo es ruhiger ist. Hast du diesen Entschluss gefasst, sind schon wichtige Dinge passiert:
Du hast dir ganz bewusst gemacht, wo du stehst. Diese Erkenntnis ist zum Erreichen von Zielen extrem wichtig.
Du hast außerdem die hervorragende Entscheidung getroffen, deine nicht optimale Situation wirklich zu ändern.
Daraus ergibt sich bereits eine erste Richtung: Auch wenn du keinen Schimmer hast, wohin die einzelnen Wege, die von der Kreuzung abzweigen, führen werden, sie bringen dich immer weg von der Kreuzung – und damit auch weg vom Lärm und den Abgasen dort. Weg von dem, was dich stört. Alles, was du tun musst, ist losgehen.
In dem Moment, in demdu dich entscheidest, etwas zu ändern, sendest du deinem Unterbewusstsein mehrere wichtige Botschaften. Die erste Botschaft lautet:
Ich bin hier der Boss, ich bestimme, was passiert, niemand anders!
Wenn du etwas in deinem Leben verändern oder erreichen willst, ist das die Basis. Diese Message muss sich für immer fest in deinem Unterbewusstsein verankern. Dein Unterbewusstsein ist dein wichtigster Assistent beim Erreichen jedes Ziels – später erzähle ich dir noch mehr dazu, wie du ihm Botschaften am leichtesten verdaulich präsentierst. Nur wenn du überzeugt davon bist, dass du selbst Chef deines Schicksals bist, traust du dir auch zu, dein Leben verändern zu können. Und nur dann veränderst du es auch.
In verschiedenen Studien haben Psychologen gezeigt, dass das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben, einer von mehreren wichtigen Motoren der Motivation ist. Wer eine solche »internale Kontrollüberzeugung« hat, verdient im Schnitt mehr Geld, hat mehr Freunde, ist zufriedener im Beruf und hat mehr Erfolg.