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Als Severin mit seinem alten Camper nach Südtirol aufbricht, um dort im Massiv des Rosengartens zu klettern, geht schon zu Beginn seiner Reise einiges schief. Durch Zufall strandet er in der alten Villa von Sophia und deren Tante, die ihn freundlich aufnehmen. Doch als er erzählt, was er vorhat, bekommt er Gegenwind von Sophia. Ohne, dass er das möchte, begleitet sie ihn in den Rosengarten auf eine vergessene Kletterroute, die letztmals in den 50er-Jahren wiederholt worden ist. Was Severin sich davon erhofft, ist Sophia anfangs noch nicht klar. Doch bald stellt sich heraus, dass es dabei nicht nur um eine körperliche Herausforderung geht, sondern um viel mehr.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Kurzgeschichte
von
Leo Antholzer
Kapitel 1
„Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Severin?“
Besorgt schaute mich meine Mutter an. Dann gleitete ihr Blick hinter mich, wo der alte Camper stand, der schon mehr Jahre auf dem Buckel hatte als ich. Ein umgebauter Kleinbus, der früher ein Polizeiauto gewesen war. Zum Glück sah man ihm sein Vorleben nicht mehr an. Er war jetzt bunt lackiert und erinnerte mittlerweile eher an ein Hippiefahrzeug. Auch innen fehlte es nicht an Gemütlichkeit. Auf kleinstem Raum fand man alles, was man für einen spontanen Kurztrip brauchte.
„Ich muss das tun, Mama“, sonst werde ich nie meinen Frieden finden“, antwortete ich ihr mit ernster Miene.
Sie nickte nur kurz, als hätte sie es verstanden, dann umarmte sie mich.
„Pass gut auf dich auf. Vielleicht lässt du ja mal etwas von dir hören“, verabschiedete sie sich von mir, gefolgt von einem leisen „Hab dich lieb, mein Junge.“
Wenig später stieg ich in den Camper, startete den Motor und winkte ihr, als ich aus der Hofeinfahrt zuckelte. Mein Elternhaus lag im Umfeld von Garmisch. Dort war ich jedoch schon vor einigen Jahren ausgezogen, um in München zu studieren. Meine Liebe zu den Bergen hatte ich jedoch nie verloren. Ich wollte unbedingt Sportlehrer werden. Inzwischen hatte ich mein Ziel erreicht und in knapp vier Wochen, trat ich meine erste richtige Stelle an. Kannte man mich nicht näher, würde man mein Leben wohl als geradlinig bezeichnen. Doch unter der Oberfläche hatten sich bereits tiefe Narben in meine Seele geritzt. Wer behauptete, dass die Zeit alle Wunden heilt, war ein Lügner. Die Zeit ließ lediglich zu, dass man lernte, mit dem Schmerz zu leben. Doch ganz verschwinden, würde er nie.
Die Strecke Richtung Innsbruck war mir vertraut. Danach ging es auf den Brenner. Als Kind war ich mit meinen Eltern oft nach Italien in den Urlaub gefahren. Im Autoradio lief Seasons in the Sun von Terry Jacks. We had joy, we had fun. We had seasons in the sun. But the hills that we climbed. Were just seasons out of time. Das Lied klang so fröhlich. Gleichzeitig spürte ich die Melancholie. Es drückte genau das aus, was ich in diesem Moment tief in mir fühlte.
Ein paar Tage Südtirol hatte ich geplant. Ich musste raus. In Bayern waren noch Sommerferien. Bevor ich meine neue Stelle antrat, wollte ich noch etwas Zeit in den Bergen verbringen. Es fühlte sich an wie Urlaub. Aber es war viel mehr als das. Es war ein Muss. Ein innerer Drang, der mit der Hoffnung einherging, die Vergangenheit ein Stück aus meinem Herzen loszulösen.
Kapitel 2
Die Fahrt verlief ganz gut. Keine Staus, obwohl jede Menge Baustellen meinen Weg in den Süden pflasterten. Auch wenn mich meine Gedanken wie Geister aus der Vergangenheit heimsuchten, verspürte ich in mir seit langem wieder so etwas wie Zufriedenheit. Ich war überzeugt, dass ich das Richtige tun würde. Zumindest so lange, bis ich bei Bozen die Brennerautobahn verließ. Kaum hatte ich die Mautstation passiert, wand sich eine schmale Straße den Berg hinauf, vorbei an alten Bergbauernhöfen und steilen Weinbergen. Ich war nur noch wenige Kilometer von meinem Ziel entfernt. Doch das letzte Stück zog sich. Der idyllische Wanderparkplatz hoch in den Bergen, den ich zum Ziel hatte, galt als Geheimtipp unter Wildcampern. Eingerahmt zwischen steilen Felswänden und hochgewachsenen Lärchenbäumen, hatte man von dort aus eine einzigartige Aussicht auf das sagenumwobene Massiv des Rosengartens, das in den Dolomiten lag und ein Eldorado für Kletterer war. Dafür hatte ich die letzten Wochen in der Kletterhalle viel trainiert und mir extra eine neue Ausrüstung zugelegt. Damit sollte meinen Plänen eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Dachte ich zumindest. Doch genau in diesem Moment leuchtete plötzlich ein rotes Licht auf dem Armaturenbrett des Campers auf. Ich befand mich bereits auf der Zielgerade.
„Verdammt!
