Schienen legen - Wolfgang Jocher - E-Book

Schienen legen E-Book

Wolfgang Jocher

0,0

Beschreibung

Spannende Fragen: Was passiert wirklich, wenn Sie irgendwo - vielleicht im Ausland - plötzlich zusammenklappen und für unbestimmte Zeit oder für immer Ihre Entscheidungsfähigkeit einbüßen, weil Sie im künstlichen Tiefschlaf oder im Koma liegen? - Wer kann was für Sie tun? Sind es nur die Ärzte und/oder nur die Versicherungen? - Was kann und soll von außen her geschehen, um Vermögens- und Einflussverlust zu vermeiden? - Welche vorsorglichen Maßnahmen sind zu setzen, welche vorsorglichen Verfügungen und Vollmachten sind erforderlich, damit Ihnen Ihre Vertrauenspersonen wirklich zügig und effizient helfen können? - Was sagen Ihnen Patientenverfügung, Patientenvollmacht und Organentnahmeverfügung, was wirkt wie? Dieses Buch hat einen echten weißen Fleck in der Sicherheitsliteratur zum Thema. Trotz der überaus komplexen Materie verständlich geschrieben und leicht lesbar.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 80

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Zum Geleit

Vorwort des Autors

Rechtsgrundlagen

Das Schienengleichnis

Ein paar Zahlen zum Einstieg

Risikotreiber

Reisen

Grenzenlose Unternehmertätigkeit

Fehlende Großfamilie

Medizinischer Fortschritt

Gestiegene Lebenserwartung

Folgeerscheinungen

Die „vergessene“ Zielgruppe

Entscheidungsfähigkeit, Vollmachten, etc.

Entscheidungsfähigkeit

Regionale Geltungsbereiche

Verfügungen

Patientenverfügung

Organentnahmeverfügung

Vollmachten

Beispielvollmachten

Vollmachten errichten und beglaubigt unterschreiben

Die Generalvollmacht: Fluch und Segen

Vorsorgevollmacht

Patientenvollmacht

Vollmachten und Banken

Vollmachten und das eigene, kleine Unternehmen

Ausgewählte Fälle

Umfassende Projekte (Hausbau, ...)

Unternehmensgründung

Beispiele aus Ihrer eigenen Umgebung

Prominente Betroffene

Aufenthalt im (fremdsprachigen) Ausland

EinzelunternehmerInnen

Allgemeine Stolpersteine

Verlust der Entscheidungsfähigkeit

Information der Angehörigen per Zufall

Fehlende Vollmachten und Verfügungen

Bloßes Hochladen von Dokumenten

Fehlende Informationen

Kumulation von Schlüsselfunktionen

Aufbau- und Ablauforganisation

Der richtige Zeitpunkt

Eheschließung, Gründung von Lebenspartnerschaften

Geburt eines (Ihres) Kindes

Patchworkfamilien

Unternehmensgründung

Ihre „Kinder“ auf Reisen

Volljährigkeit

Übersiedlung

Organisation ist alles

Wer sind überhaupt „die Betroffenen?“

Wer informiert wen und wie?

Bitte anrufen“, ICE-Nummern

Vorkehrungen für den Fall der Fälle

Versicherungsprodukte

Ihr persönliches Notfallsystem

Geldreserven

Vertrauenspersonen

Ihre Dokumentensammlung

Ihre Sicherheitsfitness

Spezielle Fragen und Hinweise

Vorausgeplante Abläufe

Ihr persönliches Notfallpaket

Das Minimalpaket

Relevante Themen

Urkunden

Vertrauenspersonen

Bankkontakt

Beschreibung technischer Systeme

Rechtsanwalt bzw. Notar

Wenn „es“ passiert ist

Erste Priorität

Zweite Priorität

Dritte Priorität

Umsetzung

Das macht Ihr Leben wertvoll

Liste der Verfügungen und Vollmachten

Ihre Vertretungen

Schlüsselinformationen

Allgemeine Daten

Ausgelagerte Gegenstände

Ihr Geld in fremden Händen

Terminkalender

Gesundheit

Nahestehende Personen

Computer, Internet

Smart Home

Kontoverbindungen

Banksafes

Wertpapierdepot

Kreditkarten

Verträge

Verträge mit Versicherungen

Verträge mit Telefonanbietern

Internet

Miet- und Pachtverträge

Gebuchte Reisen

Bonuskarten

Fahrzeuge

Liegenschaften

Sonstige Rechte

Verpflichtungen

Testphase

Informationen zu emercard

Nachwort

Zum Geleit

von Dr. Norbert Mooseder, Partner in der Rechtsanwältesozietät Grassner-Lenz-Thewanger & Partner, A-4020 Linz.

Im Rahmen meiner anwaltlichen Tätigkeit erlebe ich immer wieder Fälle, in denen vor allem kleine und kleinste Unternehmen plötzlich „kollabieren“. In vielen Fällen liegt die Ursache darin, dass der Unternehmer (die Unternehmerin) durch einen Unfall oder eine plötzliche Erkrankung (Infarkte, Schlaganfälle, etc.) für unbestimmte Zeit die Fähigkeit verliert, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und das eigene kleine Unternehmen entsprechend weiter zu führen.

Zusätzlich zu den meist schwerwiegenden Folgen aus medizinischer Sicht kommen daher noch mitunter sehr gravierende wirtschaftliche Folgen zum Tragen. Diese Folgeerscheinungen treffen nun keineswegs nur die betroffene Person alleine. Hingegen sind auch die Menschen im unmittelbaren Umfeld der betreffenden Person ebenso damit belastet. Ich denke hier in erster Linie an EhepartnerInnen, LebenspartnerInnen, unmündige Kinder, aber durchaus auch an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass die betreffende Person zwar noch lebt, sie allerdings die ihr unverändert zukommenden Rechte nicht auszuüben bzw. sie treffenden Pflichten nicht nachzukommen imstande ist. Für diesen Fall soll die betreffende Person meines Erachtens rechtzeitig die eigenbestimmte rechtswirksame Vertretung sicherstellen.

Bei Fehlen vorsorglicher Verfügungen ist das zuständige Gericht berufen, diese Vertretung nach außen zu organisieren. Das bedeutet, dass das Gericht möglicherweise eine fremde Person zum Erwachsenenvertreter bestellt, die nach bestem Wissen und Gewissen allenfalls in Kooperation mit dem Gericht die Vertretungsfunktion wahrnimmt.

Nun tendieren - übrigens nicht nur in Österreich! - sowohl die Gesetzgebung als auch die gerichtliche Praxis dazu, die gesetzliche Vertretung entscheidungsunfähiger Personen gewissermaßen „zu privatisieren“, also aus dem Entscheidungsfeld der Öffentlichkeit herauszunehmen. Alleine deshalb sollte die betroffene Person - allenfalls mit Beratung durch einen Rechtsanwalt oder Notar - Vorsorgeverfügungen treffen und Vertrauenspersonen namhaft machen.

Zusätzlich kommt der Versicherungswirtschaft eine wichtige Aufklärungsrolle zu. Es wäre ganz einfach, bei jedem Kundengespräch zu Themen wie Lebensversicherung, Betriebsunterbrechungsversicherung, Krankenversicherung, Reiseversicherung, ... dieses sehr wichtige, aber in der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtete Thema anzusprechen.

In diesem Sinne wünsche ich der Initiative, die von diesem Buch ausgeht, viel Erfolg!

Vorwort des Autors

Bevor es ins Detail geht, stelle ich als Autor klar:

Sie erhalten hier keinerlei Rechtsberatung, denn diese ist Rechtsanwälten und Notaren vorbehalten. Der Inhalt dieses Buches soll Ihnen hingegen möglichst viele Ansatzpunkte zum Nachdenken und zum kritischen Reflektieren Ihrer eigenen Lage in die Hand geben, damit Sie Ihrem Rechtsanwalt oder Notar die richtigen Fragen stellen können.

Die Rechtslage in Bezug auf die in diesem Buch beschriebenen Fälle ist nicht einmal in den Ländern der EU gleich, in den Ländern außerhalb der EU ist sie teilweise sehr unterschiedlich. Daher können an dieser Stelle nur grundlegende und im Wesentlichen organisatorische Anleitungen angeboten werden.

Die Inhalte dieses Buches wurden sorgsam recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen wiedergegeben. Dennoch wird jede Haftung ausgeschlossen.

Indem Sie weiterlesen, akzeptieren Sie diese Einschränkungen und Vorbehalte.

Wunderbar, fangen wir also an!

Dieses Buch ist als Arbeitsbuch konzipiert. Durch Ihre Eintragungen wird es zu ihrer ganz persönlichen Dokumentation Ihrer eigenen Sicherheitsstrategie.

Zunächst erfahren Sie - unterlegt mit verschiedenen konkreten Fällen - einiges über die Grundidee Ihres individuellen Notfallkonzeptes und wie Sie Ihr individuelles Notfallsystem gestalten können. Sie lesen folgende Hauptkapitel:

Entscheidungsfähigkeit, Vollmachten, etc.

In diesem Buch, das ja für die Praxis geschrieben worden ist, ist es notwendig, den einen oder den anderen Begriff vorneweg zu klären. Aber keine Angst, alles ist für Sie als PraktikerInnen formuliert und es wird daher keinesfalls zu juristisch werden. Weiterführende Detailinformationen hält ohnehin Ihr Rechtsanwalt oder ihr Notar für Sie bereit.

Ausgewählte Fälle

Alle diese Fälle haben sich tatsächlich so ereignet und ich schildere hier meinen subjektiven Informationsstand. Die Namen und Orte sind selbstverständlich so verändert, dass ein Rückschluss auf das echte Ereignis kaum möglich ist. Das Schildern dieser Fälle dient keineswegs der Effekthascherei, sondern soll Sie in erster Linie zum Nachdenken anregen. Erkennen Sie daraus Analogien zu Ihrer eigenen Lage und entwickeln Sie daraus Ansatzpunkte für Ihr eigenes Vorgehen und für Ihre eigenen Vorsorgemaßnahmen.

Allgemeine Stolpersteine

Wenn auch direkt bei den einzelnen dargestellten Fällen immer wieder auf die den betreffenden Fall kennzeichnenden Fragestellungen eingegangen wird, so kann man dennoch zusammenfassend ein paar generell bedeutende Themen erkennen. Diese sind in diesem Kapitel zusammengestellt und werden dort im Detail besprochen.

Rechtsgrundlagen

Obwohl es in diesem Buch im Schwerpunkt um das Organisieren Ihres persönlichen Notfallkonzepts geht, seien dennoch ohne Eingriffe in die Tätigkeit der Rechtsanwälte und Notare folgende Anmerkungen zu den rechtlichen Gegebenheiten gestattet:

Dieses Buch baut in seiner Begrifflichkeit auf der österreichischen Rechtsordnung auf.

In Österreich hat das Erwachsenenschutzrecht mit Stichtag 1. Juli 2018 das bisher geltende Sachwalterrecht abgelöst. Die Vertretung Erwachsener wird nun sehr ähnlich zu den in Deutschland geltenden Rechtsnormen abgehandelt. Dabei gilt grundsätzlich, den vertretenen Erwachsenen vor überbordenden Beschränkungen zu bewahren und stattdessen sehr individuell auf seine aktuelle Lage einzugehen.

Wie gesagt, in allen Rechtsfragen ist Ihr Rechtsanwalt bzw. Ihr Notar der kompetente Ansprechpartner.

Das Schienengleichnis

Binsenweisheit Nr. 1: Wenn der Zug kommt und die Schienen fehlen oder sind marode, dann entgleist er und dann haben die Medien etwas Sensationelles zu berichten. Sonnenklar.

Binsenweisheit Nr. 2: Alle wissen ebenfalls: Fährt der Zug bereits auf einer Weiche, dann entgleist der Zug, wenn man erst jetzt die Weiche stellt. Ebenfalls sonnenklar.

Binsenweisheit Nr. 3: Hat der Zug erst einmal die Weiche passiert, dann hilft auch noch so engagiertes Umstellen der Weiche nicht mehr. Der Zug fährt in die falsche Richtung!

Auch im Leben gelten diese 3 Binsenweisheiten, aber vielleicht denken Sie jetzt, dass man im Leben doch auch umkehren oder zumindest rechtzeitig stoppen kann. Das stimmt grundsätzlich, mal geht es einfacher, mal ist erhöhter Kraftaufwand erforderlich.

Damit sind wir auch schon mitten im Thema angelangt. Denn dieses Schienengleichnis lässt sich auch auf Ihr Leben, auf Ihr selbstbestimmt gestaltetes Lebenskonzept, auf Ihre eigenverantwortliche Lebensführung umlegen. So lange Sie über Ihre volle Entscheidungsfähigkeit verfügen, werden Sie das, was Sie wollen, auch umsetzen. Das ist für die allermeisten Menschen selbstverständlich, denn sie stehen ja mit beiden Beinen sozusagen mitten im Leben. Was soll da also schon passieren?

Aber was ist, wenn … ja, wenn Sie unverhofft Ihre Entscheidungsfähigkeit verlieren sollten, sei es durch einen Unfall, durch einen Schwächeanfall mit unglücklichem Sturz auf den Hinterkopf, durch eine vermeintlich harmlose Narkose? Dann hat der Zug die entscheidende Weiche bereits passiert, dann fehlen möglicherweise die weiterführenden Schienenstränge. Es handelt sich dabei um jene Schienen, die Sie beizeiten im vollen Besitz Ihrer Entscheidungsfähigkeit in die richtige Richtung hätten legen können und sollen.

Dieses Buch soll und wird Sie zumindest zum Nachdenken anregen. Wenn Sie dann auch noch entsprechende Handlungen setzen, dann hat sich Ihre kleine Investition gelohnt. Und Sie werden auch erkennen, dass Ihnen die beste Versicherung in diesem sehr heiklen Teilbereich nicht helfen kann.

Ein paar Zahlen zum Einstieg

Auf meine Anfrage hin hat mir der Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not e.V. Deutsche Wachkoma Gesellschaft, Bayreuther Straße 33, 92224 Amberg, (http://www.schaedel-hirnpatienten.de) mitgeteilt, dass in Deutschland insgesamt etwa 30.000 (dreißigtausend!) Menschen im Koma liegen (inklusive einiger Tausend Wachkomapatienten).

Wesentlich interessanter ist aber die Tatsache, dass in Deutschland etwa 40.000 (vierzigtausend!) Menschen jährlich ins Koma fallen, also neu hinzukommen. Da etwa genauso viele Komapatienten aus dem Koma wieder aufwachen oder sterben ohne aus dem Koma wieder aufgewacht zu sein, ergibt sich der etwa gleichbleibende „Bodensatz“ an Komapatienten (ca. 30.000).

Das bedeutet also jährlich etwa 40.000 effektiv auftretende Situationen, die sich abgesehen von den gesundheitlichen und materiellen Folgen für die unmittelbar Betroffenen zusätzlich auch für deren Umfeld (Familien, Klein- und Kleinstunternehmen, ...) von einer Minute auf die andere materiell mitunter verheerend auswirken können.