Näher betrachtet - Wolfgang Jocher - E-Book

Näher betrachtet E-Book

Wolfgang Jocher

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Beschreibung

Ich lade Sie herzlich ein, schauen Sie mit mir ganz einfach genauer hin auf das, womit das Leben abgesehen von Reichtum und Ellenbogen noch interessanter und vor allem heiterer werden könnte. Was bedeuten z.B. Taktlosigkeiten im Tanzkurs, was ist mit dem dicken Bauch und den damit verbundenen technischen Problemen? Lesen Sie Erstaunliches über den Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung, über Werbung und Statistiken, über Ratschläge und das Wort "Müssen". Auch Kreuzfahrten unter besonderer Berücksichtigung einer kettenrauchenden Pfeife sowie Beipackzettel sind selbstverständlich vertreten. In diesem Sinn wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen, Staunen und Nachdenken. Augenzwinkern und Lachen sind hoffentlich inbegriffen.

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Inhalt

Themen unter der Lupe

1.1 B

EIPACKZETTEL

1.2 K

REUZFAHRT

1.3 S

TATISTIKEN

1.4 F

AMILIENURLAUB

1.5 F

UßBALL

1.6 B

ILDUNG

1.7 W

ERBUNG

1.8 G

UTES

E

SSEN

1.9 G

EPFLEGT

E

SSEN

1.10 G

ESCHWISTER

1.11 M

USIKER UND

K

OMPONISTEN

1.12 S

ELBER MACHEN

1.13 S

ELBSTÄNDIGKEIT

1.14 T

ANZKURS

1.15 D

ENKEN UND

Q

UERDENKEN

1.16 R

ATSCHLÄGE

1.17 M

ÜSSEN

1.18 P

OSITIV DENKEN UND FORMULIEREN

Nachwort

1 Themen unter der Lupe

Hier und da lohnt es sich einen näheren neugierigen Blick auf langfristig und / oder unkritisch erlernte und eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster zu werfen. Eventuell andere Sichtweisen nachzufragen oder auch nur zufällig offenen Auges und offenen Herzens wahrzunehmen hat sicher seinen eigenen Reiz.

Ob Sie solche subjektiv neuen bzw. anderen Ansätze anschließend verwerfen, sich ihnen allenfalls mit Vorbehalt nähern, oder sie sich vielleicht in abgewandelter Form oder gar unverändert aneignen werden, entscheiden Sie ganz alleine für sich.

In diesem Sinn erhebt das vorliegende Buch keinesfalls den Anspruch eine Art Anleitung für glückliches Leben oder Ähnliches zu sein. Ein bisschen Nachdenken und gelegentliches Schmunzeln allerdings soll damit zumindest erreicht werden.

Die Reihung der Themen ist übrigens rein zufällig gewählt, so kunterbunt, wie das Leben nun mal spielt.

1.1 Beipackzettel

Beipackzettel kennen wir aus dem Bereich der Fertigmedikamente. Jedem Fertigmedikament ist so ein Beipackzettel beigepackt, der über Ein- und Beschränkungen, Indikationen und Kontraindikationen, geplante Wirkungen und erstaunliche Nebenwirkungen, Dosierungen, etc. so informiert, dass bei einem Schiefgehen der Anwendung nur der Patient schuld sein kann. Er wurde ja vor einem Herzinfarkt gewarnt, der bei 10.000 Patienten ein Mal auftreten kann. Medikament dennoch eingenommen? So what, selbst schuld!

Es liegt natürlich klar auf der Hand: Schäden sollen von Verbrauchern und Verbraucherinnen abgewendet werden und sie sollen vor möglichst allen Gefahren gewarnt werden, die von den benützten Produkten ausgehen könnten. Aber mit diesem Anspruch schützen sich auch die Produzenten und Händler vor Schadensersatzansprüchen der Verbraucher und Verbraucherinnen.

Nehmen wir als Beispiel die Zigarettenpackungen. Seit einiger Zeit müssen auf den Packungen groß und deutlich Warnhinweise aufgedruckt sein, dass Rauchen schädlich ist oder gar tödlich sein kann. Das muss auch noch mit ebenfalls aufgedruckten eindrucksvollen Bildern zusätzlich verdeutlicht werden. Ist deswegen der Zigarettenkonsum sooo massiv oder überhaupt zurückgegangen? Mitnichten! Denn "kluge" Raucher und Raucherinnen verstecken die so verunzierten Zigarettenpackungen in schicken Täschchen und blocken damit jene aus ihrer Sicht unerwünschten und gruseligen Botschaften, die sie bei jedem Griff nach einer Zigarette an die umfassenden Gefahren durch Teer und Nikotin erinnern sollen.

Massiv zurückgegangen sind allerdings Schadensersatzprozesse. Geschädigte oder Erben von durch Zigarettenkonsum Getöteten hatten ja vor allem in den USA riesige Summen von Tabakkonzernen gefordert und dann gerichtlich auch zugesprochen erhalten. Nun kann kein Raucher und keine Raucherin mehr ernsthaft behaupten, er oder sie wären über die verheerenden Wirkungen von Nikotin und Teer im Unklaren gelassen worden! Aha, clever!

Was auf einem Beipackzettel für ein Fertigmedikament stehen muss, ergibt sich übrigens aus der Richtlinie 2001/83/EG, Artikel 59. Dort ist unter anderem sogar auch festgelegt, in welcher Reihenfolge die entsprechenden Informationen angeführt sein müssen. Sehr komplette Hinweise dazu finden Sie hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Packungsbeilag

Viele Beipackzettel (und Bedienungsanleitungen) beginnen so:

"Herzliche Gratulation! Sie Haben sich für unser Produkt abc bzw. für unsere Dienstleistung xyz entschieden, die wir mit besonderer Sorgfalt und gemäß unseren bekannt hohen Qualitätsansprüchen für Sie produzieren bzw. bereitstellen. Wir freuen uns ganz besonders, nun auch Sie zu unseren zufriedenen Kunden und Kundinnen zählen zu dürfen."

Na, was sagen Sie? Da kann doch kein Nachentscheidungsbedauern hochkommen, alles richtig gemacht, toll gehandelt! Etwas teuer war es ja schon, aber was soll's, Qualität ist schon was wert!

Der korrekte Text müsste unter Realitätsbezug aber so lauten:

"Sie haben es leider nicht geschafft, trotz des Überangebots am Markt eine für Sie wirklich passende Problemlösung zu erwerben. Bis unser Produkt bzw. unsere Dienstleistung wirklich fertig entwickelt sein wird, fehlen uns zwar noch einige Schritte. Aber wenn Sie die folgenden Anweisungen genau beachten, dann werden Sie trotzdem durch die Anwendung unseres Produktes / unserer Dienstleistung kaum Schaden nehmen. Sollte das dennoch vorkommen, so trifft uns keine Schuld."

Umfassende Forschungen haben nämlich ergeben, dass die klassische Produkt- bzw. Lösungsentwicklung drei Stufen kennt:

Primitiv -> kompliziert -> einfach.

Viele Produktentwicklungen bleiben allerdings in der Stufe "kompliziert" hängen. Im galoppierenden technischen Fortschritt fehlen ganz einfach Zeit, Wille und Ressourcen, etwas in Richtung "Einfachheit" weiter bzw. fertig zu entwickeln. Also weg mit dem bisherigen Komplizierten, die neue Lösung ist bereits im Anflug bzw. hat schon aufgeschlagen, mit dem neuen Beipackzettel, versteht sich. "Time to Market auf ein Minimum beschränken" lautet die Devise.

Beipackzettel zu jedem Klacks fördern den Gehorsam und die Tendenz zur kritiklosen Pflichterfüllung. Sie geben kaum Anreize zum kritischen Auseinandersetzen mit etwas Neuem ohne vorher Verhaltensmaßregeln dazu zumindest gelesen zu haben.

Fehlende Beipackzettel können daher auch zu einem gefühlten Mangel und in weiterer Folge zu einem Gefühl der Ungewissheit, der Unsicherheit führen. Man will ja als Nutzer alles richtig machen und vor allem auch gerade die eine herausragende und in der Werbung so besonders gepriesene Funktion verwenden und den damit verbundenen Kundennutzen auch tatsächlich und sofort umfassend für sich in Anspruch nehmen.

Verhaltensmaßregeln entwickeln sich immer mehr zu einer Bringschuld für den Hersteller zugunsten des Anwenders. Alles ist vorzugeben und sozusagen vorzukauen. Wie und woher sonst sollte z.B. auch der stolze Eigner eines neuen Keyboards von der Unverträglichkeit seines Instruments mit Flüssigkeiten aller Art wissen, und dass er den Netzstecker ziehen soll, wenn es aus dem Instrument irgendwo heraus raucht, und dass es zu Gehörschäden kommen kann, wenn er dauernd zu laut spielt! Von Gehörschäden, die durch falsches Spiel ausgelöst werden, findet sich allerdings in der gesamten Dokumentation des Keyboards kein einziges Wort!

So nebenbei besteht die Gefahr, dass durch die ständigen Belehrungen via Beipackzettel das logische Denken überhaupt verlernt wird bzw. dass es zum Verzicht auf das Anwenden von Ergebnissen eigener gefühlt logischer Denkprozesse kommen kann: "Eigentlich hätte ich ja gedacht, dass dies und jenes..., aber hier steht ja ausdrücklich, dass das anders, nämlich so uns so...." Ist also etwas gemäß Beipackzettel scheinbar nicht wirklich verboten, dann mache ich das, wie ich glaube. So sind wir das ja auch auf der Grundlage unserer liberalen Rechtsordnung gewohnt: "Alles ist erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist".

Volksverdummung durch Beipackzettel, darauf sollte es eine Behandlung auf Krankenschein geben. Vielleicht kommt es noch so weit.

1.2 Kreuzfahrt

"So 'ne Kreuzfahrt, die ist lustig, so 'ne Kreuzfahrt, die ist schön!" Ja, genau, da wollte ich schon immer mal dabei sein. Doch auch hier lauert einiges, vor dem jeder Kreuzfahrer und jede Kreuzfahrerin zumindest gewarnt wenn nicht sogar gewappnet sein sollte.

Eine zünftige Kreuzfahrt besteht abgesehen vom üblichen Vorlauf (Diskussion und Entscheidung wozu und wofür und der unumgänglichen Buchung) aus folgenden Teilen:

Anreise

Einchecken

Kabine suchen

Sein Gepäck irgendwie in der meistens viel zu kleinen Kabine verstauen und sich "häuslich" einrichten, soweit das möglich ist.

Im Rahmen eines privaten "Orientierungslaufes" den Weg zu den Restaurants, zum Oberdeck, Bar, Lounge,... - wohin auch immer - suchen und hoffentlich auch finden.

Seinen Nachbarn begegnen (nämlich denen von zu Hause).

Es gibt Schiffe von "S" bis "XXXXL". Das gewählte Schiff kann sich neu, alt oder auch nur neu gestrichen präsentieren. Manche haben sogar Masten und Segel, oh, wie schön!

Übrigens bedeutet "Steuerbord" immer rechts (in Fahrtrichtung) und "Backbord" immer links. Der Kapitän weiß das übrigens ganz genau, denn er hat für den Notfall in seiner Kabine im Tresor ein Blatt Papier eingeschlossen, und darauf steht schwarz auf weiß, was Sache ist (sagt man!).

Auf Kreuzfahrtschiffen mit Masten und Segeln gibt es parallel zu "Steuerbord" und "Backbord" die Begriffe "Luv" und "Lee". "Luv" bezeichnet die dem Wind zugewandte Seite des Schiffes, "Lee" im Gegensatz dazu die dem Wind abgewandte Seite des Schiffes. Weil sich also Luv und Lee nach der aktuell gegebenen Windrichtung bestimmen, kann man auch keine Luv- oder Leekabine buchen sondern immer nur eine Steuerbord- oder Backbordkabine. Einleuchtend, oder?

Der absolute Boss (GEO) an Bord ist übrigens der stolze Kapitän. Der schrullige Kreuzfahrtdirektor oder die attraktive Chefhostess spielen nur Rollen darunter. Das ist ganz wichtig, denn sich gegen den Kapitän aufzulehnen könnte als Meuterei missverstanden werden.

Kreuzfahren kann man auf Flüssen oder auf dem Meer. Mehr Landschaft sieht man natürlich auf einer Flusskreuzfahrt, allerdings gibt dort der Fluss auch die Fahrtrichtung vor. Es geht daher in solchen Fällen statt kreuz und quer immer nur stromaufwärts oder stromabwärts. Richtigerweise müsste daher eine Flusskreuzfahrt "Flusshinundherfahrt" oder auch "Flussraufundrunterfahrt" heißen.

Bei dieser Gelegenheit sei auch ein Gedanke an die Bezeichnung "Kreuzfahrt" gestattet. Warum heißt das eigentlich so? Wenn man die Routen typischer Kreuzfahrten betrachtet, dann handelt es sich doch mehrheitlich um "Rundfahrten", oder?

Sollte es bei einer Kreuzfahrt wider Erwarten einmal nach unten gehen, dann hat entweder das Schiff oder der Kapitän einen irreparablen Defekt oder man hat versehentlich auf dem U-Boot eingecheckt, das blöderweise am selben Pier, aber leider auf der anderen Seite vertäut gelegen war.

Bekannterweise hat ein Kreuzfahrtschiff dieselben Vorteile wie ein Schneckenhaus: Man hat es immer dabei, das ständige Ein- und Auspacken des Gepäcks entfällt.

Je älter bzw. je single und/oder je finanziell gepolsterter, desto besser. Für FKK-Anhänger ist eine Kreuzfahrt nicht ganz empfehlenswert. Heilfasten gelingt auf einer Kreuzfahrt kaum, aber zur Nachbereitung kann es jedenfalls empfohlen werden.

Eine besondere Gefahr liegt auch darin, die falsche Region zur falschen Jahreszeit für eine Kreuzfahrt ausgesucht zu haben. Solche meistens deswegen preiswerteren Kreuzfahrten inkludieren dann z.B. auch den Mistral, jenen kalten Fallwind, der je nach regionaler Verteilung des Luftdrucks durch das Rhonetal kommend bis in den westlichen Mittelmeerraum hinein fegt, oder einen veritablen Hurrikan.

Je populärer Kreuzfahrten werden, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, alle möglichen Nachbarn, Verwandte und Bekannte zu treffen. Das reduziert dann leider auch die Chance, nach der Rückkehr glaubwürdig mit dem irrsinnigen Sturm, dem tollen Captain's Dinner, den herrlichen Willkommenscocktails und der auch nach der Kreuzfahrt aus eigener Erfahrung unbekannten Seekrankheit zu prahlen.

Ganz schwierig wird es, wenn die verflossene Dame des Herzens oder der abtrünnige Galan plötzlich auf der Bildfläche erscheint. Da muss man heldenhaft durch, jedenfalls bis zum nächsten Hafen ist man dieser unangenehmen Situation hilf- und heillos ausgeliefert. Das sind dann auch