SCHLAFWAGEN NACH GLASGOW - Bill Knox - E-Book

SCHLAFWAGEN NACH GLASGOW E-Book

Bill Knox

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Alle Polizeibeamten der Welt sind sich gleich. Man gebe ihnen eine vernünftige Spur, und ihre Augen leuchten auf. Und dann werden sie diese Spur so lange verfolgen, bis auch die letzte Möglichkeit ausgeschöpft ist. Kennan hatte diese Atmosphäre bereits an vielen Orten erlebt. Er verabschiedete sich jetzt und fuhr ins Hotel zurück. der Uhrzeiger rückte immer weiter, und er war bei Gerald Spence zum Dinner eingeladen. Auf seinem Zimmer wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser und wechselte die Krawatte gegen eine blaue Schleife mit kleinen roten Punkten. In einer plötzlichen Laune holte er die Walther-Pistole aus ihrem Versteck und schob ein volles Magazin hinein. Er lud durch, sicherte sie und steckte sie in die Manteltasche. Die Burschen, die Denby erledigt hatten, waren zu allem fähig. Er nahm den Mantel über den Arm. Die Pistole drückte sanft gegen seine Hüfte. Er blickte sich noch einmal im Zimmer um, dann trat er hinaus und schloss die Tür hinter sich ab... Der Roman SCHLAFWAGEN NACH GLASGOW von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962. Der Roman wurde 1981 unter dem Titel Überfall in Glasgow erfolgreich für das ZDF verfilmt (unter der Regie von Wolfgang Hantke), in den Hauptrollen: Götz George (als Craig Kennan), Hans Helmut Dickow (als MacTaggart), Klaus Barner (als Gerald Spence), Evelyn Opela (als Kate Spence) und Ferdy Mayne (als Kenneth Ferras). Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

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BILL KNOX

 

 

Schlafwagen nach

Glasgow

 

Roman

 

 

 

 

Apex Crime, Band 125

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

SCHLAFWAGEN NACH GLASGOW 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

 

 

Das Buch

 

Alle Polizeibeamten der Welt sind sich gleich. Man gebe ihnen eine vernünftige Spur, und ihre Augen leuchten auf. Und dann werden sie diese Spur so lange verfolgen, bis auch die letzte Möglichkeit ausgeschöpft ist.

Kennan hatte diese Atmosphäre bereits an vielen Orten erlebt. Er verabschiedete sich jetzt und fuhr ins Hotel zurück. der Uhrzeiger rückte immer weiter, und er war bei Gerald Spence zum Dinner eingeladen.

Auf seinem Zimmer wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser und wechselte die Krawatte gegen eine blaue Schleife mit kleinen roten Punkten. In einer plötzlichen Laune holte er die Walther-Pistole aus ihrem Versteck und schob ein volles Magazin hinein. Er lud durch, sicherte sie und steckte sie in die Manteltasche. Die Burschen, die Denby erledigt hatten, waren zu allem fähig. Er nahm den Mantel über den Arm. Die Pistole drückte sanft gegen seine Hüfte. Er blickte sich noch einmal im Zimmer um, dann trat er hinaus und schloss die Tür hinter sich ab...

 

Der Roman Schlafwagen nach Glasgow von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962.

Der Roman wurde 1981 unter dem Titel Überfall in Glasgow erfolgreich für das ZDF verfilmt (unter der Regie von Wolfgang Hantke), in den Hauptrollen: Götz George (als Craig Kennan), Hans Helmut Dickow (als MacTaggart), Klaus Barner (als Gerald Spence), Evelyn Opela (als Kate Spence) und Ferdy Mayne (als Kenneth Ferras).

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  SCHLAFWAGEN NACH GLASGOW

 

 

 

 

 

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

Donnern und Krachen zerriss die Nacht. Fünfzehn Meter hoch schoss aus dem Dach der riesigen Transformatorenhalle des Werkes eine gelbe, blaugeränderte Feuerlohe, tauchte die aufsteigende Rauchwolke in gleißende Helle und verwandelte die Nacht zum Tag.

Die Werkssirene gab in gellendem Stakkato Feueralarm, und überall auf dem über eine Quadratmeile großen Fabrikgelände formierten sich die Arbeiter nach einem schon halbvergessenen Alarmplan zu den ersten Löschtrupps.

Während die Werksfeuerwehr neben der langgestreckten Halle den ersten Schlauch entrollte, strömten die Leute schreckensbleich und teilweise angesengt ins Freie. Einer von ihnen hielt immer noch einen leeren Feuerlöscher in der mit Brandblasen bedeckten Hand. Panik und Verwirrung würden erst vollkommen, als mit dumpfem Krachen aus zwei anderen, weit auseinanderliegenden Gebäuden Flammen zum Himmel schossen: aus dem Elektroniklager an der Westseite des Werkes und aus dem Kantinenbau, der hundert Meter neben dem Hauptverwaltungsgebäude stand.

Automatische Berieselungsanlagen lösten sich aus und beregneten einen Teil der Räume, während an anderen Stellen chemische Feuerlöschanlagen in Tätigkeit traten. Drei Meilen entfernt wurde bei der zuständigen Feuerwache der Alarm ausgelöst, und sofort setzte die übliche Routine ein.

Wenige Sekunden später kamen dann über, das Telefon nähere Einzelheiten. Der erste Löschzug war bereits in rasender Fahrt auf dem Weg zum Brandort. Gleichzeitig wurden über Funk von den übrigen sechs Wachen weitere Kräfte angefordert.

»Großfeuer bei Polley-Bland. Alle Einsatzkräfte rücken aus, die Reserve hält sich in Alarmbereitschaft. Bleiben Sie auf Empfang.«

Das erste Tanklöschfahrzeug raste sechs Minuten später mit schrillenden Alarmglocken und aufblitzendem Rotlicht durch das Haupttor von Polley-Bland. Mit unverminderter Geschwindigkeit fuhr es mitten hinein in das sich rasch ausbreitende Inferno, wo Rauch und Hitze die freiwilligen Löschtrupps schrittweise zum Rückzug zwangen. Als das Feuerwehrfahrzeug zum Stehen kam, hatte der Gruppenführer bereits den Umfang des Brandes abgeschätzt und drückte die Sprechtaste seines Handmikrophons.

»Dog eins an Zentrale. Bei Polley-Bland eingetroffen. Alarmstufe zehn. Benötigen Ambulanzwagen und Polizei.«

Jetzt traf ein Löschzug nach dem anderen ein. Mit geübten Griffen machten sich die Einsatzgruppen an die Arbeit. Schläuche wurden aufgewickelt, an die Hydranten angeschlossen, die Strahlrohre aufgesetzt. Die Gruppenführer drangen an der Spitze ihrer Leute an den Brandort vor. Wegen der starken Rauchentwicklung trugen die Männer Atemschutzgeräte. Funkenflug vergrößerte die Gefahr einer weiteren Ausdehnung des Brandes. Doch immer neue Löschzüge trafen ein und nahmen unverzüglich den Kampf mit den Flammen auf.

Eine Gruppe von drei Feuerwehrleuten stürmte in das Hauptverwaltungsgebäude. In der riesigen Fensterfront spiegelte sich die rote Glut der brennenden Kantine. Plötzlich blieben die Männer überrascht stehen - eine andere Löschgruppe befand sich bereits hier.

»Schon in Ordnung!«, rief einer der Fremden. »Wir haben hier den Schutz übernommen. Das Personal hat das Gebäude bereits geräumt.«

Der Führer des Trios zuckte die Achseln, fuhr sich über das verschwitzte, rußgeschwärzte Gesicht und wandte sich mit seinen Männern zum Gehen. Dann würden sie eben das nächste Gebäude kontrollieren. Alle Wehren der Gegend schienen eingesetzt worden zu sein.

Wenige Minuten später verließ ein rotes Löschfahrzeug mit vier Leuten das Werksgelände. Am Fabriktor musste es kurz anhalten, da ein Krankenwagen von der Straße einbog.

»Wir brauchen noch weitere Schaumlöschgeräte«, rief der uniformierte Fahrer dem Pförtner zu. »Sind sofort zurück!«

Zuerst wurde das Elektroniklager gerettet. Das Dach des Kantinenbaus war zerstört, aber auch dort hatte man den Brand unter Kontrolle gebracht. Nun wurden alle verfügbaren Kräfte in der Transformatorenhalle eingesetzt.

 

Genau zwei Stunden und sechzehn Minuten nach Ertönen der Alarmsirene wurden die letzten Flammen unter einer weißen Schaumdecke erstickt.

Genau zwei Stunden und einundzwanzig Minuten nach Ertönen der Alarmsirene klingelte in einem Bungalow am Stadtrand das Telefon. Beim dritten Schrillen wachte Chefinspektor Donald MacTaggart auf. Noch einige Sekunden lag er wie benommen da, dann wälzte er sich auf die Seite und tastete nach dem Lichtschalter. Durch die plötzliche Helle geblendet, griff er blinzelnd nach dem Hörer, sank in die Kissen zurück und presste ihn ans Ohr.

»Hardy, Sir.« Die Stimme am anderen Ende klang fast entschuldigend. »Bei Polley-Bland hat es gebrannt.«

»Hm?«

Der Sergeant fasste sich kurz. »Das Feuer ist gelöscht. Schwerer Schaden, Chefinspektor. Vermutlich Brandstiftung. Aber das ist nicht alles. Man fand den Kassierer gefesselt und geknebelt. Vier Männer in Feuerwehruniformen sind mit den Lohngeldern verschwunden. Kommen Sie gleich herüber, Sir?«

»Ach, schon gut!« MacTaggart knallte den Hörer auf die Gabel, wollte fluchen, gähnte stattdessen und wälzte sich aus dem Bett.

 

Die von New York kommende Düsenmaschine der Pan American landete kurz nach neun auf dem Flughafen Prestwick. Zoll- und Passkontrolle waren rasch überstanden, dann strömten die Passagiere durch die Sperre, um die wartenden Freunde und Bekannten zu begrüßen.

Craig Kennan sah zu, wie der Zollbeamte ein Kreidezeichen auf sein einziges Gepäckstück machte - einen großen, bereits ziemlich mitgenommenen Lederkoffer. Dann folgte er langsam den anderen Fluggästen.

In der Empfangshalle herrschte Hochbetrieb: die Zeit des Stoßverkehrs auf der Transatlantikroute. Soldaten- in den verschiedensten NATO-Uniformen saßen wartend und kettenrauchend herum, Zivilisten verabschiedeten sich lautstark und mit gezwungener Fröhlichkeit. Zwischen ihnen wimmelte Personal in den Uniformen von einem runden Dutzend europäischer und nordamerikanischer Fluggesellschaften.

Alle Flughäfen der Welt sind sich gleich, dachte Kennan, als er zum Schalter der Autoverleihfirma ging. Er blieb kurz stehen, um zwei schlanke blonde Stewardessen in den taubengrauen Uniformen einer niederländischen Luftverkehrsgesellschaft vorüberzulassen. Das eine Mädchen blickte kurz auf. Der Mann, dem sie ins Gesicht sah, gefiel ihr.

Kennan war kein schöner Mann. Sein sonnengebräuntes Gesicht war zerfurcht, er war mittelgroß und untersetzt, mit dunklem, leicht gewelltem Haar und braunen, lebhaften Augen. Er sah ganz so aus, als könne er durchaus auf sich aufpassen. Er ging weiter, mit leichtem Hinken - ein Andenken an einen chinesischen Granatsplitter, das er aus dem Koreakrieg mitgebracht hatte.

Kennan war dreiunddreißig Jahre alt. Er trug einen sorgfältig gebügelten dunkelblauen Anzug und ein cremefarbenes Hemd mit einer weinroten Seidenkrawatte. Man erkannte in ihm sofort jenen Typ des Amerikaners, an den sich die Europäer längst gewöhnt haben: den Geschäftsmann, der Aufträge erteilt oder die Gründung eines neuen Zweiges eines amerikanischen Unternehmens vorbereitet. Auf jeden Fall ein gern gesehener Gast.

Kennan lächelte das Mädchen am Schalter des Autoverleihs an. »Guten Morgen. Craig Kennan aus New York. Sie haben für mich einen Wagen reserviert?«,         

»Einen Augenblick bitte.« Das rothaarige Mädchen mit dem pfirsichfarbenen Teint, das gerade zwanzig sein mochte, signalisierte über seine Schulter hinweg. »Da drüben wartet jemand auf Sie«, erklärte sie dann. »Es ist alles schon geregelt. Der Wagen steht draußen.«

Verwundert drehte sich Kennan um, aber als sich eine bekannte Gestalt aus dem Clubsessel erhob, grinste er breit.

»Gerald Spence! Ja, wo kommst du denn her?«

Spence war schmächtig, blond und ungefähr im gleichen Alter wie Kennan.

»Das ist eine Überraschung, wie?«, sagte er und schlug dem anderen herzlich auf die Schulter. »Aber wenn jemand aus der Heimat herüberkommt, dann muss ich ihn doch begrüßen, oder?« Er bückte sich und nahm Kennans Koffer auf. »Ist das dein ganzes Gepäck? Dann können wir ja gehen. Die Wagenschlüssel habe ich - auch der Formularkram ist schon erledigt. Sozusagen Kundendienst.« Er bemerkte Kennans fragenden Blick. »Ach so, Craig, ich bin dir ja noch eine Erklärung schuldig. Ich bin Personalchef bei Polley-Bland. Deshalb wusste ich, dass du kommst.«

Seine Redeflut hielt an, als sie das Flughafengebäude verließen und zum Parkplatz hinübergingen. Kennan grinste. Wie lange hatte er Gerald Spence nicht mehr gesehen? Sie waren zusammen auf der höheren Schule gewesen, ohne eigentlich eng befreundet gewesen zu sein. Im Laufe der Jahre waren sie sich dann noch einige Male begegnet, aber er hatte keine Ahnung gehabt, was und wo Spence arbeitete.

Vor dem Wagen blieben sie stehen: ein englischer Ford mit schwarzglänzendem Lack. Kennan betrachtete das Fahrzeug, während sein Begleiter den Koffer auf den Rücksitz schob.

»Steig ein«, meinte Gerald Spence. »Hier sind die Schlüssel. Der Wagen gehört dir - mit den besten Empfehlungen von Polley-Bland. Du darfst lediglich nicht vergessen, dass man hier links fährt, dann ist alles in Ordnung.«

Kennan schob sich hinter das Steuer, schlug die Tür zu und wartete, bis Spence neben ihm Platz genommen hatte.

»Zigarette?« Spence hielt Kennan ein Päckchen hin, und sein zufriedenes Grinsen wurde mit jeder Sekunde breiter. »Echt amerikanische, mein Junge. Gewiss eine Überraschung, wie? Sie kosten allerdings eine ganze Menge, weil die Briten ja ihren Zoll kassieren. Ich habe mich inzwischen an die inländischen gewöhnt - sind billiger. Aber heute ist schließlich eine besondere Gelegenheit.«

Als ihre Zigaretten brannten, drehte Kennan den Zündschlüssel um. Er ließ den Motor zunächst einige Sekunden schnurren, während er sich mit Schaltung und Armaturenbrett vertraut machte. Schließlich fuhr er langsam aus dem Parkplatz heraus auf die Straße.

»Biege nach rechts ab, und dann immer geradeaus. Bis zum Werk ist es ungefähr eine Stunde.« Spence lehnte sich bequem zurück und blies eine Rauchwolke nach oben. »Es macht dir hoffentlich nichts aus, gleich ins Werk zu fahren. Der Chef wollte diese Angelegenheit sofort regeln. Von der hiesigen Polizei wird auch jemand anwesend sein. Der Mann heißt MacTaggart.« Er lachte. »Ich hätte nie geglaubt, dass aus dir noch mal ein Privatdetektiv würde, Craig.«

»Das bin ich doch gar nicht.« Craig Kennan wandte den Blick nicht von der Straße. Es herrschte ziemlich starker Verkehr, und er musste sich erst an den Ford gewöhnen. »Meine offizielle Bezeichnung ist Schadenregulierer. Ich bin Angestellter von Marques and Beechland, der Versicherungsgesellschaft, bei der Polley-Bland die meisten Risiken decken lässt. Wenn ein großer Schaden gemeldet wird schickt man Leute wie mich los, damit wir uns einmal gründlich umsehen und dann einen Bericht schreiben. Das ist alles. Keine aufregende Verbrecherjagd, sondern ganz seriöse Geschäftspraktiken.«

Spence zuckte die Achseln. »Entschuldige, mein Junge. War nur ein Scherz. Du weißt also Bescheid, was es hier gegeben hat? Der Raubüberfall und all das Drum und Dran?«

»Ja, ich bin im Bilde.« Kennan entspannte sich ein wenig und gab Gas. Die Tachonadel zeigte auf sechzig Meilen. In seinem Koffer hatte er einen Schnellhefter mit den nötigen Unterlagen, die ihm die Schadensabteilung von Marques and Beechland zusammengestellt hatte. In Gedanken ließ er noch einmal rasch die Hauptpunkte Revue passieren.

Polley-Bland Kraftwerkbau - ein großer Konzern in New England, Spezialisten für Großkraftwerke im Werte von vielen Millionen Dollar. Eine jener Firmen, für die nur Regierungsaufträge interessant waren. Vor zwei Jahren hatte man die Produktion in dem neuerrichteten britischen Werk aufgenommen. Man versuchte, neue Märkte für die riesigen Generatoren zu erschließen, die eine ganze Stadt mit Strom versorgen konnten; für die großen ölgekühlten Transformatoren mit einer Leistung von mehreren Tausend Kilovoltampere, für die elektronischen Schaltanlagen. Man hatte das neue Werk in der Nähe von Glasgow errichtet, dem Hafen und Industriezentrum von Schottland, der Stadt, die die amerikanischen Soldaten im zweiten Weltkrieg als raueste, aber auch freundlichste Stadt in Westeuropa kennengelernt hatten.

Es gab gute Gründe für diese Wahl. Andere amerikanische Industriekonzerne hatten bereits in diesem Gebiet Zweigstellen gegründet. Reifen und Traktoren, Büromaschinen, ja, sogar Limonaden und Rasierklingen wurden hier hergestellt. Eine solche Geschäftsgründung war denkbar einfach: man schickte eine kleine Gruppe Stammpersonal samt Familie aus den Vereinigten Staaten herüber und besetzte alle übrigen Arbeitsplätze mit Schotten. Im Augenblick beschäftigte Polley-Bland rund dreitausend Einheimische. Mit der Zeit wurden diese Leute immer vertrauter mit der amerikanischen Arbeitsweise, und nun übernahmen sie bereits Schlüsselpositionen. Es würde nicht mehr lange dauern, und ein großer Teil des amerikanischen Personals konnte sich wieder auf den Weg machen, um in irgendeinem anderen Winkel der Welt ein neues Zweigwerk zu errichten. Das konnte in Indien sein, oder - wenn sie sehr viel Glück hatten - in Australien.

Und nun hatte es in dem neuen Werk von Polley-Bland Schwierigkeiten gegeben.

Ungünstig wirkte sich vor allem aus, dass es nach dem britischen Arbeitsgesetz nicht statthaft ist, Löhne und Gehälter per Scheck zu zahlen, stand in der Aktennotiz, die Kennan erhalten hatte.

Das war der Grund gewesen, warum der Chefkassierer noch gearbeitet hatte, als das Feuer ausgebrochen war. Mit einem Teil seines Personals war er damit beschäftigt gewesen, die Lohntüten für die Nachtschicht fertigzumachen. Die gesamten Lohngelder hatten sich in dem großen Geldschrank befunden, so dass die Angestellten der Tagesschicht dann die Arbeit fortsetzen konnten.

»Dreißigtausend Pfund!«, murmelte Kennan.

Spence nickte. »Das sind rund hunderttausend Dollar. Eine Menge Geld. Und die Burschen haben alles mitgenommen. Inzwischen sind sechs Tage vergangen, und so viel uns bekannt ist, hat die Polizei keine blasse Ahnung, wo die Banditen stecken.«

In Spences Stimme hatte ein spöttischer Unterton geschwungen, und das veranlasste Kennan zu der Frage: »Was hältst du eigentlich von den Beamten, die die Ermittlungen leiten?«

»Sie sind recht tüchtig«, gab Spence achselzuckend zu. »Aber die Gegend hier oben ist reichlich unwirtlich, wenn man einmal von der Hauptstraße abbiegt. Und darum tappen sie anscheinend noch im Dunkeln.«

Kennan wich zur Straßenmitte aus und überholte einen Schwarm von Radfahrern, alle in kurze weiße Hosen und grüne Trikots gekleidet.

»Verrücktes Volk!«, brummte sein Begleiter. »Manche von diesen Radsportlern fahren hundert Meilen am Tag. Einfach verrückt!«

Kennan knurrte zustimmend. Dann meinte er: »Und nun erzähl mir mal von dem Feuer. Nach meinen Unterlägen beträgt der angerichtete Schaden rund doppelt so viel wie die Lohngelder, die diese vorgeblichen Feuerwehrmänner geraubt haben.«

Spence nickte, kurbelte das Fenster herunter und warf seine Zigarettenkippe hinaus.

»Ken Ferras, unser Generaldirektor, kann dir da genauere Angaben machen«, erwiderte er. »Die Kantine ist kein großer Verlust. Der Schaden im Elektroniklager beschränkt sich auf zwei kleinere Räume mit Werkzeugen. Ernsthafter Schaden entstand vor allem in der Trafohalle. Wir arbeiten gerade an einem Terminauftrag, und dieser Brand hat uns einen schlimmen Schlag versetzt.«

»Wie schlimm, Gerald?« Kennan warf seinem Begleiter einen kurzen Seitenblick zu.

»Sehr schlimm.« Spence zuckte die Achseln. »Ich bin in dieser Hinsicht kein Fachmann.« Offensichtlich war ihm das Thema unangenehm, und er fragte rasch: »Wann warst du eigentlich zuletzt in Albany, Craig?«

»Vor zwei Jahren. Damals zogen meine Eltern von Albany weg. Sie leben jetzt unten in Duchess County. Der alte Herr züchtet Hühner, und Mutter richtet alle zwei Monate das Haus neu ein. Zwischendurch haben sie dann mächtig viel Langeweile. Und wie geht es dir? Gefällt es dir hier?«

»Gewiss. Die Briten sind gar nicht so übel, wenn man sich erst einmal an sie gewöhnt hat.« In Spences Stimme schwang ein wehmütiger Unterton. »Inzwischen habe ich natürlich geheiratet. Manchmal bekommt Grace Heimweh. Es gibt Tage, an denen eine ziemlich gespannte Atmosphäre zwischen uns herrscht, und das ist nicht allein Graces Schuld. Das kommt ja wohl in jeder Ehe ab und zu einmal vor. Jetzt langsam. Am nächsten Abzweig geht es nach links.«

Ungefähr eine Meile vor ihnen tauchten die Werksanlagen von Polley-Bland auf. Weit und ausladend, mit klaren, unverkennbar amerikanischen Linien lagen die in hellen Farben gehaltenen Gebäude da. Sie bildeten einen scharfen Kontrast zu den alten Bauten aus verwitterten grauen Steinen und Ziegeln rechts und links, die darauf zu warten schienen, abgebrochen zu werden.

Von Spence gelotst, fuhr Kennan zum Haupttor des Werkes. Der uniformierte Mann des Werkschutzes beugte sich aus dem Fenster des Pförtnerhauses, erkannte Spence und bediente einen Hebel. Die schwere Schranke hob sich, Kennan fuhr weiter und parkte schließlich vor dem Hauptverwaltungsgebäude. Als er ausstieg, bemerkte er die Arbeiter, die damit beschäftigt waren, die Trümmer der ausgebrannten Kantine aufzuräumen. Die Luft erzitterte von dem ununterbrochenen Dröhnen, das aus den riesigen Werkhallen herüberklang.

»Lass dein Zeug im Wagen«, sagte Spence. »Und wenn du alles erledigt hast, kommst du zum Essen zu mir nach Hause. Grace würde sonst böse sein. Leider sind wir etwas beengt, sonst hättest du bei uns wohnen müssen. Aber die Firma hat ja ein Hotelzimmer für dich reservieren lassen.« Während er sprach, führte er Kennan ins Gebäude, an dem Empfangspult vorbei einen lindgrünen Korridor entlang, von dem zu beiden Seiten Türen aus Eisglas in die Büros führten. Vor der letzten Tür blieben sie stehen. Spence verzog blinzelnd das Gesicht und klopfte an die Glastür, dann traten sie ein.

Es war ein großer Raum mit einem von Wand zu Wand reichenden Teppich. Das Mobiliar bestand in der Hauptsache aus einem riesigen, hufeisenförmigen Schreibtisch aus hellem Eichenholz mit einem Drehsessel, dessen rotes Lederpolster sorgfältig auf die Farbe des Teppichs abgestimmt war. Eine lange Couch an der Wand, zwei Polstersessel und eine moderne Hausbar vervollständigten die Einrichtung. Die schmucklosen Wände waren in heller Cremefarbe gehalten. Kennan hatte gerade diesen ersten Eindruck in sich aufgenommen, als hinter ihm eine Stimme dröhnte.

»Mr. Kennan?«

Er drehte sich um. Der Mann, der nach ihnen eingetreten war, streckte ihm die Hand entgegen.

»Ich bin Kenneth Ferras. Gerald hat Ihnen sicher schon von mir erzählt.«

Schon während der Begrüßung wurde Kennan eins klar: der Direktor der europäischen Filiale von Polley-Bland mochte körperlich klein sein, aber er war ein Mann, der wusste, was er wollte, und auch verstand, sich durchzusetzen. Ferras war nur einsdreiundsechzig groß, schlank, etwa fünfzig Jahre alt. Er trug ein Clark-Gable-Bärtchen, das vor fünfzehn Jahren einmal große Mode gewesen war. Allerdings wurde die Wirkung durch eine dicke randlose Brille restlos verdorben.

Ferras beschränkte die üblichen Höflichkeitsphrasen auf ein Minimum.

»Möchten Sie einen Drink? Gerald, machen Sie etwas zurecht. Sie wissen ja, wo das Zeug steht. Scotch Whisky, Kennan?« Der kleine Mann trat hinter seinen Schreibtisch und drückte die Ruftaste der Wechselsprechanlage. »Fiz...?«

Sofort meldete sich eine frische Mädchenstimme.

»Sagen Sie Harry Vanleff Bescheid - er möchte sofort herüberkommen«, wies der Direktor sie an. »Und sehen Sie zu, ob Sie Chefinspektor MacTaggart finden können. Er wollte heute Vormittag ins Werk kommen. Sollte er nicht hier sein, rufen Sie auf dem Revier an. Sagen Sie ihm, dass unser Mann aus New York eingetroffen ist.« Er ließ die Ruf taste los und blickte lächelnd auf, so dass für den Bruchteil einer Sekunde seine blendend weißen Zähne zu sehen waren. »Setzen Sie sich, Kennan. Sie werden bald genug herumlaufen müssen. Also - dann wollen wir keine Zeit vergeuden. Wann wollen Sie zurückfliegen? In zwei Tagen - oder?«

Kennan setzte sich in einen Sessel und nahm das große, geschliffene Glas entgegen, das Gerald Spence ihm reichte.

»Das kommt darauf an«, erwiderte er achselzuckend. Der Whisky war gut, vierzigprozentig. Warm rann er die Kehle hinab. »Meine Instruktionen sind ziemlich allgemein gehalten.«

»Natürlich.« Die hellblauen Augen hinter den dicken Augengläsern blitzten ungeduldig auf. »Sie wollen einen detaillierten Bericht, wollen sich alles ansehen. Ich habe schon das Nötige veranlasst. Vor allem Vanleff wird Ihnen Auskunft geben können. Ich möchte nur wissen, wo er bleibt!« Er klopfte ungeduldig auf den Schreibtisch. »Er müsste längst hier sein. Aber zunächst will ich Ihnen etwas Material geben, das Sie wahrscheinlich verwenden können.« Er zog das Mittelfach heraus und reichte Gerald Spence einen großen braunen Umschlag, den der Personalchef sofort an Kennan weitergab. »Eine Planskizze der Werksanlagen, Fotos von dem angerichteten Schaden, eine Bescheinigung von unserer Bank, dass das Geld abgehoben wurde

»Seriennummern?«, fragte Kennan hoffnungsvoll und legte den Umschlag auf den Schoß. Im Grunde war er ziemlich unglücklich, denn er hatte Typen wie Ferras schon kennengelernt. Diese Männer waren so sehr von sich selber überzeugt, dass sie glaubten, alles besser zu wissen und alles besser zu können. Dabei wollte er - Kennan - weiter nichts als ein paar offene und ehrliche Antworten.

Ferras schüttelte den Kopf und trommelte immer noch nervös auf die Schreibtischplatte.

»Unglücklicherweise wurden die Nummern nicht festgehalten. Das war übrigens auch die erste Frage, die uns die Polizei stellte.« Seine Ungeduld wuchs. Offensichtlich war es der Chef von Polley-Bland nicht gewöhnt, dass man ihn warten ließ. Doch noch ehe er explodierte, klopfte es an die Tür. Drei Männer marschierten ins Zimmer, und der Unwillen des Generaldirektors, machte deutlicher Überraschung Platz.

»Es ist meine Schuld, dass Sie so lange warten mussten«, sagte der kleinste des Trios lächelnd. »Vanleff musste noch einmal sein Gehirn anstrengen für mich.« Er war ungefähr einssechzig groß, aber im Gegensatz zu Ferras untersetzt. Sein Anzug sah vernachlässigt aus, und über seinem Embonpoint spannte sich eine altmodische Uhrkette. »Ah - und dies ist also der Mann, den Sie erwartet haben?« Er trat auf Kennan zu und streckte ihm eine schwammige Hand entgegen. »MacTaggart, Kriminalpolizei.« Das Lächeln auf seinem runden, fröhlichen, aber doch inquisitorischen Gesicht brachte Kennan auf die Beine. »Dies hier ist mein Sergeant, er heißt Hardy. Ich bin das Gehirn -- er ist die Faust.«

Kennan verstand mit einem Blick, was der Chefinspektor damit meinte. Hardy war mindestens einsachtzig groß, kahl, wie ein Gorilla gebaut. Eine behaarte Pranke presste Kennans Hand, der unwillkürlich unter dem festen Griff aufstöhnte. Wenn die geistigen Fähigkeiten des Chefinspektors der Muskelkapazität seines Sergeanten entsprachen, mussten die beiden ein hervorragendes Gespann abgeben.

»Tut mir leid, Mr. Ferras...« Harry Vanleff stand immer noch an der Tür. Er war ein farbloser Mensch mit gebückter Haltung, in einem dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und dunkelblauer Krawatte. Für Kennan sahen alle Kassierer gleich aus. Manchmal hatte er das unheimliche Gefühl, dass sie in einer versteckt liegenden Fabrik im Mittelwesten vom Fließband kamen.

»Schon gut.« Ferras stand hinter seinem Schreibtisch und schien bemüht, sich nicht das Kommando aus der Hand nehmen zu lassen. »Ich wusste, dass Sie vorbeischauen wollten, Chefinspektor, und da wir nun alle versammelt sind, wollen wir gleich zur Sache kommen.«

»Hm, Mr. Kennan, Sie wöllen wahrscheinlich hören, was unsere schweren Jungs angestellt haben. Aber zunächst...« MacTaggarts Stimme klang leicht misstrauisch. »Sie haben doch gewiss ein Beglaubigungsschreiben mitgebracht?«

»Ich bitte Sie, Chefinspektor! Ich kenne Craig Kennan schon seit unserer gemeinsamen Kindheit!«, protestierte Gerald Spence, wurde aber durch eine ungeduldige Handbewegung des Schotten zum Schweigen gebracht.

»Es fällt mir nicht im Traum ein, die Vertrauenswürdigkeit dieses Gentleman anzuzweifeln«, erklärte MacTaggart. »Aber wenn ich in meinem Bericht erwähnen müsste, dass ich die Identität von Mr. Kennan nicht nachgeprüft habe, würde mein hoher Chef mich für einen Schwachkopf halten. Er ist nämlich ein schrecklicher Pedant. Also - Mr. Kennan. Es ist ja nur eine Formalität.«

Kennan griff achselzuckend in die Tasche. »Genügt das, Chefinspektor? Ein Beglaubigungsschreiben meiner Gesellschaft, der Waffenschein der New Yorker Polizei, mein Pass...« MacTaggart studierte alle Dokumente sorgfältig. »Das genügt vollkommen. Nur noch ein Wort zu diesem Waffenschein, Mr. Kennan. Ich denke nicht daran, einen Gast unseres Landes vor den Kopf zu stoßen, indem ich ihn frage, ob er eine Schusswaffe mitgebracht hat. Offen gestanden halte ich nicht viel von Schießeisen. Höchstens hiervon Blitzschnell zog er einen kurzen, schweren Schlagstock hervor und ließ ihn ebenso schnell wieder in der Spezialtasche seines Jacketts verschwinden. »Verstehen wir uns?« Er zwinkerte Kennan zu.

»Klar.« Kennan nickte, wobei er ein schlechtes Gewissen hatte wegen des kleinen Gegenstandes, der sorgfältig verpackt auf dem Boden seines Koffers lag.

»Schön.« MacTaggart reichte die Dokumente zurück. »Und nun, Mr. Ferras, wollen wir Ihren Besucher über die Einzelheiten ins Bild setzen?«

»Je schneller, desto besser. Ich habe eine Fabrik zu leiten und einen Produktionsplan einzuhalten. Vanleff, erzählen Sie doch rasch mal Ihre Geschichte.«

Der Kassierer berichtete. Er hatte, wie alle anderen, gesessen, und nun erhob er sich wie ein folgsamer Schulbub. »Von Anfang an?«

Kennan nahm eine Zigarette aus dem Päckchen, das der Sergeant herumreichte, und zündete sie an. »Ja, von Anfang an. Eine reine Formalität, wie man so sagt.«

MacTaggart steckte diesen Seitenhieb mit einem Grinsen ein und lehnte sich bequem zurück.

Vanleff räusperte sich nervös. »Das Geld wurde von der Central Bank abgehoben. Die genaue Aufstellung haben Sie bereits erhalten. Es handelt sich um neunundzwanzigtausend vierhundertunddreißig Pfund. Sie wurden am Nachmittag abgehoben, und wir waren damit beschäftigt, die Lohntüten fertigzumachen. Wir haben zweitausendachthundert Arbeitnehmer, davon arbeiten siebenhundert in der Nachtschicht. Der Lohn wird ausgezahlt, wenn sie am Freitagmorgen das Werk verlassen. Wie gesagt, wir waren damit beschäftigt...«

»Wir?«, fragte Kennan.

»Ich, zwei männliche und zwei weibliche Angestellte. Briten - durchaus vertrauenswürdig.« Vanleff errötete leicht. »Ich habe sie selbst ausgewählt. Gegen Mitternacht waren wir ziemlich fertig, da kam der Feueralarm. Ich sah nach, was los war, aber für uns schien keinerlei Gefahr zu bestehen, und darum ließ ich Weiterarbeiten. Aber kurz darauf kamen dann diese Feuerwehrleute« - seine Stimme klang jetzt verbittert -, »wir hielten sie wenigstens für Feuerwehrleute. Sie sagten, wir sollten alles stehen- und liegenlassen und das Haus räumen. Ich erwiderte, dass dies völlig unmöglich sei, da doch das ganze Geld herumliege. Darauf sagte der Anführer, ich könne bleiben, seine Leute würden mir beim Wegbringen des Geldes behilflich sein, die anderen müssten allerdings zu ihrer eigenen Sicherheit sofort das Haus verlassen.« Er zuckte die Achseln. »Ich war damit einverstanden - es schien mir durchaus vernünftig. Aber in dem Augenblick, als ich mit den Leuten allein war, trat einer zum Geldschrank und versuchte ihn zu öffnen. Da der Schrank verschlossen war, verlangte er von mir den Schlüssel. Ich erwiderte, er solle sich keine Sorgen machen, der Geldschrank sei feuersicher. Und jetzt ließen sie die Maske fallen. Einer riss mich herum - der Anführer, er hatte Silberstreifen auf der Schulter - und schlug mir ins Gesicht. Halt uns nicht auf, ’raus mit dem Schlüssel!, brüllte er mich an.« Vanleff schwieg kurz. »Ich gab ihm den Schlüssel. Ich habe Frau und zwei Kinder, Mr. Kennan.« Er blickte hinüber zu Ferras, der mit finsterem Gesicht hinter seinem Schreibtisch thronte. »Schließlich waren wir ja versichert - und außerdem drohten die Kerle, mir mit dem Feuerwehrbeil mein Monogramm in den Schädel zu schlagen.«

Kennan unterdrückte nur mühsam ein Grinsen. »Hatten Sie den Eindruck, dass sich die Burschen gut auskannten? Wussten sie, wo alles zu finden war?«