Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Abnehmen ist schwer. Und furchtbar frustrierend. Und meistens so richtig zum Kotzen. Denn um Abnehmen zu können, braucht es mehr als Kalorienzählen; Körper, Geist und Seele müssen dafür im Einklang sein. Übergewicht hat nämlich nicht das Geringste mit einer Charakterschwäche zu tun, sondern ist eine komplexe Erkrankung. Und wie für andere Erkrankungen, die mehrere Ursachen haben, muss auch Übergewicht mehrstufig angegangen werden. Ein Teil davon ist das persönliche Glück: Nur allzu oft sagen wir uns: Wenn ich erst schlank bin, dann bin ich glücklich. Doch mit Gedanken wie diesen versperren wir uns selbst den Weg zum Glück. Und das darf nicht sein. Denn jeder hat das Recht darauf, glücklich zu sein - egal, ob wir ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen haben oder nicht. Deshalb teilt die Autorin nicht nur ihre Erfahrungen in Bezug auf das Abnehmen, sondern auch auf das Glücklichsein. Denn beides ist enger miteinander verbunden, als so manch einer ahnen würde.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 306
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für meine Freundin B.
Mögest du glücklich sein.
Mögest du gesund sein.
Mögest du dich immer geliebt fühlen
und Liebe im Herzen tragen.
Mögest du dich mit meinen Augen sehen, damit du siehst,
was für ein wertvolles Geschenk du für diese Welt bist.
Vorwort
Über die Autorin
Prolog
Einleitung
Teil 1: Warum wir uns heute so ernähren wie wir es tun und wie Übergewicht wirklich entsteht
Die große Ernährungslüge: Warum unsere heutigen Ernährungsempfehlungen einfach nur falsch sind und wie das passieren konnte
Wie entsteht Übergewicht?
Die sechs Hungerarten
Wie du richtig mit deinem Gehirn kommunizierst, damit es dich bei deinen Zielen unterstützt
Ist Kalorienzählen bloß ein Mythos?
Warum Sport nicht wirklich ausschlaggebend ist für deine Abnahme
Wie funktioniert Low Carb?
Warum Low Carb funktioniert
Warum ist der Verzicht auf Getreide und Soja sinnvoll?...
Was beeinflusst alles deine Abnahme?
Zusammenfassung Teil 1 - Ernährung
Teil 2: Glücklich(er) werden
Wenn deine Kleidergröße über dein Glück bestimmt
Warum Abnehmen kein Garant ist, glücklich zu sein
Zwei Dinge, die für eine Abnahme unerlässlich sind
Auf Ursachenforschung
Was macht dich glücklich oder unglücklich (Die Happiness-Formel)?
Deine Zeit für dein persönliches Glück richtig nutzen
Deine Vision für die Zukunft
Verwandle deine Dunkelheit
Die drei Säulen des Glücklichseins
Selbstliebe
Zusammenfassung: Wie werde ich glücklich(er)?
Teil 3: Tipps und Tricks für deine Ernährungsumstellung
Vorbereitung ist die halbe Miete
So startest du mit Low Carb
Zusammenfassung
Abschließende Worte und Danksagung
Verweise
Schon beim ersten Durchblättern des Rezensionsexemplars wurde uns klar, dass dieses Buch eine Lücke in der aktuellen Literatur zum Thema Ernährung schließt. Romina Scalco erklärt in ihrem Erstlingswerk, dass Ernährung nicht nur Auswirkungen auf die Figur hat. Sie beleuchtet Themen wie Stress, Schlaf, Glück und vor allem Selbstwert. Wer aus dem Lebensgleichgewicht geraten ist, benötigt mehr als gesunde Ernährung. Dann muss ein ganzheitliches Konzept her und genau das bietet dieses Buch.
Dieses Buch stellt eine ultimative Quelle für Menschen dar, die den aktuellen Stand der Wissenschaft schätzen und den Menschen als ganzheitliches Wesen wahrnehmen. Daher sollte es nach dem Lesen nicht in ihren Bücherschrank wandern, sondern vielmehr als Arbeitsbuch dienen.
In jeder Zeile kommt Rominas Persönlichkeit zur Geltung, ihr großes Herz und ihr Glaube, dass jeder, der bereit ist, an sich zu arbeiten, viel erreichen kann.
Wir kennen Romina seit 2015 persönlich und waren sofort von ihrem Wesen, von ihrer Empathie und ihrem unglaublichen Potenzial fasziniert. Es erscheint fast wie ein Wunder, dass eine so junge Frau schon in der Lage ist, dem Leben und auch diesem Buch solch einen Tiefgang zu geben.
Wir wünschen diesem Buch eine große Verbreitung, damit es möglichst vielen Lesern den Weg zum Glücklichsein näherbringt.
Iris Jansen und Margret Ache
www.lchf-deutschland.de
Romina Scalco hat ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung mit anschließendem Wirtschaftsstudium abgeschlossen, aber mit der Zeit immer stärker gemerkt, dass dieses Berufsfeld sie nicht erfüllt. Sie wusste nicht, in welchem Beruf sie ihre Stärken einbringen konnte; sie wusste nur, dass sie dort, wo sie war, nicht glücklich wurde.
Während sie beruflich orientierungslos war, kämpfte sie nicht nur mit einer starken Gewichtszunahme, sondern auch mit heftigen chronischen Schmerzen, die ihren Alltag bestimmten. Körperlich und psychisch hatte dieser schmerzvolle Alltag seine Folgen und es ging ihr sehr schlecht.
Nach ihrem Klick-Moment fand sie zur Low Carb-Ernährung und sie konnte seit langem endlich abnehmen und schließlich ihr Gewicht halten. Gesundheitlich geht es ihr schon viel besser, obwohl sie in den letzten Jahren einige weitere Diagnosen verkraften musste (Endometriose, Hashimoto, KPU und Lipödem).
Mittlerweile ist sie komplett beschwerdefrei und konnte ihre Gesundheit und Lebensqualität mehr als zurückgewinnen. Seit bald 10 Jahren lebt sie Low Carb und ist so sehr von dieser Ernährungs- und Lebensweise überzeugt, dass sie nicht mehr zurück möchte. Nebst der Ernährung brennt sie für das Thema Selbstliebe und Glücklichsein.
Seit 2013 betreibt sie einen sehr erfolgreichen Blog und hat mittlerweile aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht: Sie hat sich zum Ganzheitlichen Gesundheits- und Ernährungscoach ausbilden lassen und hilft Menschen, ihre Gesundheit, ihr Glück und ihr Wohlfühlgewicht zu finden.
Ihr Motto:
“Follow your bliss and the universe will open doors for you where there were only walls.” - Joseph Campbell
Hallo lieber Leser, liebe Leserin! Mit diesem Buch möchte ich dir Einblick in meine Welt, vor allem aber in meine Geschichte geben. Keine Angst, es ist keine Biographie - mehr eine Art Ratgeber, der auf meinen persönlichen Erfahrungen basiert. Alles, was du hier lesen wirst, habe ich selbst erlebt oder kennengelernt, erprobt oder miterlebt. Deshalb erlaube ich mir auch, dich zu duzen, da ich viel von mir preisgebe und du mich nachher schon gut kennen wirst, so dass ein “Du”, davon bin ich überzeugt, angebracht ist. Aber nebst all den Erfahrungen möchte ich auch all mein Wissen an dich weitergeben, das ich mir innerhalb der letzten Jahre angeeignet habe. Damit das, was ich sage, Hand und Fuß hat, werde ich dort, wo es angebracht ist, meine Aussagen mit wissenschaftlichen Belegen ergänzen. Es ist mir aber wichtig, dass es trotzdem einfach verständlich und gut lesbar für dich ist.
Was erwartet dich in diesem Buch? Nun, ich werde dir aufzeigen, wie du deinen Körper, deinen Geist und deine Seele aufs Glücklichsein programmieren und wie du damit erfolgreich und vor allem langfristig abnehmen kannst. Denn Abnehmen allein ist kein Garant dafür, dass du als schlankeres Ich glücklich(er) bist - allerdings ist glücklich mit sich selbst zu sein eine Voraussetzung, um langfristig abnehmen zu können. Ansonsten passiert es nur zu oft, dass wir uns selbst manipulieren und uns in ungesundes Essverhalten und Diäten stürzen, die uns nur wieder Heißhunger und Jo-Jo-Kilos bescheren.
Für mich ist Abnehmen ein Projekt, das den ganzen Menschen beansprucht und betrifft - nicht nur den Körper an sich. Es geht nicht nur um Kalorien rein und wieder raus (ganz besonders, seit ich gelernt habe, dass Kalorienzählen nicht funktioniert), sondern auch um Dinge wie Achtsamkeit und Selbstliebe. Abnehmen ist stark an die Funktionalität unseres gesamten Körpers geknüpft, aber auch an unsere Emotionen und an unsere Seele. Wenn du abnehmen willst - und ich spreche hier nicht von zwei oder drei Kilos, sondern von richtigem Übergewicht - dann solltest du dich dem Gedanken öffnen, dass es mit dem “richtig essen” allein nicht getan ist und dass du, wenn dein Geist und deine Seele mit an Bord sind, deutlich erfolgreicher sein wirst.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es nicht die eine, perfekte Ernährungsform gibt, die für jeden passt. Jeder ist individuell und das hört beim Essen nicht auf. Es gibt Menschen, die essen fast ausschließlich Rohkost und ihnen geht es blendend. Es gibt solche, die leben vegan und sind gleichzeitig erfolgreiche Profi-Sportler. Es gibt jene, die sich ketogen ernähren und damit ihren Krebs im Zaum halten. Dann gibt es solche, die sich nur mit einer großen Ladung Eiweiß zufrieden und satt fühlen. Das Ziel ist, dass du die für dich richtige Ernährungsform findest. Aber keine Angst, ich werde dir einige Tipps mitgeben, wie du die richtige Ernährung für dich finden kannst. Ich selbst lebe seit mehreren Jahren Low Carb bzw. LCHF (Abkürzung für Low Carb High Fat), also kohlenhydratreduziert mit gesunden, hochwertigen Fetten, und damit geht es mir super. Ich bin dementsprechend auch überzeugt von dieser Ernährungsform und ich werde im ersten Teil des Buches darauf eingehen, warum diese Ernährungsform Sinn macht, aber auch, wie Übergewicht überhaupt entsteht und ob Kalorienzählen wirklich sinnvoll ist.
Im zweiten Teil des Buches gehe ich genauer darauf ein, wie du glücklich(er) wirst und gebe dir viele Tipps und Übungen, die dir hoffentlich dabei genauso helfen, wie sie mir geholfen haben. In Teil drei des Buches gebe ich dir noch ein paar Tipps an die Hand, wie du eine Ernährungsumstellung (z.B. auf Low Carb) am besten angehen kannst - wenn du das denn möchtest.
Auch wenn ich restlos von Low Carb und LCHF überzeugt bin, möchte ich dich dennoch bitten, dass du dir die Zeit nimmst, für dich herauszufinden, was dir guttut und welche Ernährungsform für dich geeignet ist. Niemand anderes kann das für dich herausfinden. Dafür hast du einen einzigartigen Mechanismus in dir eingebaut, der dich dabei unterstützt - nämlich dein Bauchgefühl.
Mein Ziel ist, dass du mit Hilfe dieses Buches nicht nur verstehst, was mit der heutigen Ernährung in deinem Körper passiert, sondern auch, wie Übergewicht tatsächlich entsteht und was du dagegen tun kannst. Ich hoffe, dass du, wenn du einige Tipps aus diesem Buch für dich anwendest, nicht nur ein paar Kilos verlieren wirst, sondern dich auch von Gedanken und Gewohnheiten verabschieden kannst, die dir nicht gut tun und die dich von der besten Version deiner Selbst abhalten.
Wir neigen nämlich dazu, unser Glück von äußeren Umständen abhängig zu machen und verdammen uns dadurch dazu, unglücklich zu sein. Mach dein Glück nicht von deinem Gewicht abhängig. Ich hoffe, du findest mit diesem Buch einen Weg, bereits auf deiner Reise hin zu deinem Wohlfühlgewicht glücklich zu sein, zu lernen und zu staunen und dadurch den Weg zu einer langfristig erfolgreichen Abnahme zu sichern.
Mein Herzenswunsch ist, dass du nicht nur deine Wohlfühlfigur erreichst, sondern auch lernst, dich so anzunehmen wie du bist und den Mut findest, dich selbst zu verwirklichen und dein Leben in vollen Zügen zu genießen. Ich wünsche dir, dass du glücklich bist, fröhlich bist, den Mut hast, deinem Herzen zu folgen und dich in deinem Körper so pudelwohl fühlst, dass du jauchzend vor Freude Arschbomben machst! Und ich freue mich, wenn dir mein Buch bei genau diesen Dingen eine Hilfe ist.
Die Kunst des Lebens besteht darin, zu lernen, im Regen zu tanzen anstatt auf die Sonne zu warten - Marcus Aurelius
Damit du noch mehr von diesem Buch profitieren kannst, habe ich zusätzlich einen Online-Bereich angelegt. Dort findest du weiterführende Literatur, zusätzliche Inhalte sowie Übungen und Tipps, passend zu den drei Teilen des Buches. Weitere Infos dazu findest du jeweils im Buch oder unter www.low-carb-blog.ch/buch-bonus/.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen und wünsche mir, dass du vieles für dich mitnehmen kannst.
Alles Liebe,
Meine rechte Hand umklammerte den Rand der Toilette, in der linken hielt ich meine Zahnbürste, mit der ich erfolglos versuchte, meine letzte Mahlzeit wieder hochzuwürgen. Mein ganzer Körper zitterte und bebte und wurde von einem Heulkrampf nach dem anderen regelrecht durchgeschüttelt. “Warum nur bin ich eine solche Versagerin? Warum schaffen es so viele Menschen abzunehmen, nur ich nicht? Ich habe keine Disziplin und kein Durchhaltevermögen, ich habe GAR NICHTS. Ich bin ein Nichts. Nur eine verfressene, dauerhungrige, fette Versagerin.” Irgendwann taten mir die Knie weh und ich sank, mit dem Rücken an die Badewanne gelehnt, zu einem Häufchen Elend zusammen. Ich heulte Rotz und Wasser und beschimpfte mich in meinen Gedanken aufs Übelste. Das Weinen flaute nach einer gefühlten Ewigkeit ab und ich konnte langsam wieder normal atmen. “Toll,” dachte ich, “jetzt sehe ich nicht nur fett aus, sondern habe auch noch ein verheultes und aufgequollenes Gesicht. Bravo.”
Dieser Moment war mein absoluter Tiefpunkt. Und ich beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte.
Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich gelacht, hätte mir gut zugeredet. Denn heute weiß ich nicht nur, dass ich wunderschön und völlig in Ordnung bin, so wie ich bin, ich weiß auch, dass man nicht hungern muss, um abzunehmen. Man muss auch nicht total eklige Dinge essen wie Magerquark, Sojajoghurt oder das Fleisch in Mineralwasser anbraten. Man muss auch nicht fünf Stunden Sport pro Woche machen oder Punkte oder Kalorien zählen.
Du fragst dich vielleicht, warum ich dir das hier erzähle. Ganz einfach. All mein Leid, alle Schmerzen, alle meine mich selbst klein machenden Gedanken, alle Tränen auf meinem Weg zu einem glücklicheren, gesünderen und schlankeren Ich haben mich geformt und mir eine Menge an Wissen und Erfahrungen mitgegeben.
Schon als Teenie habe ich mit Diät-Shakes versucht abzunehmen, weil ich trotz reichlich Sport ständig an Gewicht zunahm. Und ich hatte immer schrecklichen Hunger! Ich war zwar nie schwer übergewichtig, aber ich passte trotzdem nicht mehr in die altersgerechten Klamotten und musste schon früh zu Frauenkleidern wechseln, weil mir die Kindergrößen nicht mehr passten. Ich fühlte mich schon damals so unwohl in meinem Körper, dass ich während meiner gesamten Teenagerzeit nicht einmal kurze Sachen oder gar ein Kleid anhatte. Selbst im Hochsommer trug ich immer schwarze T-Shirts und lange Jeans. Mit fünfzehn kam bei meinem Arzt der Verdacht auf Endometriose auf, da ich unter starken Unterleibsschmerzen litt. Dieser Verdacht bestätigte sich zwei Jahre später, bei der ersten meiner zahlreichen Bauchspiegelungen. Und mit der Zeit wurden nicht nur die Schmerzen immer mehr, sondern auch die Kilos. Jahr für Jahr schlichen sich fünf bis zehn Kilo auf die Hüften, bis ich mit 23 Jahren 108 Kilos wog. Doch ich möchte ehrlich mit dir sein: Diese vielen Kilos sind nicht durch (eine ziemlich fiese) Zauberhand an mir kleben geblieben, ich habe sie mir angefressen. Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass ich eine deutliche Essstörung entwickelt hatte und, sobald ich allein war, ganz viel Essen in mich hineinstopfte. Trotz alledem wollte ich immer abnehmen und war phasenweise unglaublich diszipliniert, wenn es um das Kalorienzählen oder Hungern ging, auch wenn das keiner meiner Ernährungsberater glauben wollte (ich nahm nämlich, trotz strikt eingehaltener 1.600 Kalorien am Tag - oder sogar weniger - zu!). Auch der ärztliche Rat war nicht gerade ermutigend: “Essen Sie weniger und bewegen Sie sich mehr! So schwer ist das nicht. Sogar ich finde genug Zeit, um 12 Kilometer am Tag zu laufen.” So etwas kann nur ein Mensch von sich geben, der keine Ahnung von chronischen Schmerzen hat und der überhaupt nicht nachvollziehen kann, wie es ist, übergewichtig zu sein. Wenn es so einfach wäre, wie alle von den Dächern posaunen, gäbe es gar keine Übergewichts-Epidemie in unserer Gesellschaft, oder? Irgendwann kam mit meinem Höchstgewicht dann der Klick-Moment, mit dem sich alles für mich änderte: Ich schwor mir, dass ich erst aufgeben würde, wenn ich meine Wohlfühlfigur erreicht hätte. Koste es, was es wolle.
Auf meiner Abnehmreise, die übrigens noch immer nicht abgeschlossen ist, lernte ich so einiges. Zum Beispiel, dass vieles, was wir über gesunde Ernährung zu wissen glauben, nicht stimmt. Dass das Meiste, was wir über das Abnehmen zu wissen glauben, ebenfalls nicht stimmt und daher die meisten von uns, die abnehmen wollen, zum Scheitern verdammt sind. Dass die Ursache für mein Gewicht nicht nur ein körperliches Problem, sondern vor allem ein emotionales war und ist. Und dass nicht nur die richtige Ernährung den Weg für eine Abnahme ebnet, sondern auch, mit sich selbst und seinem Leben im Reinen zu sein.
Jeder Mensch hat den Körper, den er braucht. Oder sollte ich besser sagen: Die Figur? Übergewichtige Menschen essen sich oft einen wortwörtlichen Schutzpanzer an - ich bilde da keine Ausnahme. Und daran ist nichts verwerflich - es ist einfach eine Art, mit den eigenen Gefühlen und Problemen umzugehen, die für die Gesundheit und das eigene Selbstwertgefühl nicht gerade optimal ist. Das Gemeine an der Sache ist, dass andere es einer übergewichtigen Person sofort ansehen, dass da ungelöste Probleme vorhanden sind. Schlanke Menschen können das eher noch vertuschen. Und damit werden wir schnell zur Zielscheibe und das ist unfassbar verletzend.
Die meisten mit zu viel “erotischer Nutzfläche” sind NICHT glücklich mit sich und ihrem Äußeren. Die Ursache dafür liegt tief in uns unter all den Speckröllchen vergraben. Und solange wir diese nicht ausfindig machen und beheben, werden wir es wahrscheinlich nie schaffen, langfristig abzunehmen. Warum? Wenn wir die Ursache nicht kennen, können wir sie nicht beheben. Und solange wir nur die Symptome angehen, wird die Ursache nicht verschwinden. Die Ursache bilden meist alte Verletzungen und ein Schmerz, der uns Tag für Tag begleitet.
Diese alten Verletzungen und der tief vergrabene Schmerz können uns bis hin zu unseren täglichen Entscheidungen beeinflussen und wir finden uns heulend auf dem Sofa wieder, mit einer Packung Chips oder einem großen Becher Eiscreme in der Hand. Diese Verletzungen haben einen enormen Einfluss auf unser Verhalten, auf unser Denken und damit auch auf unsere Emotionen. Es hängt einfach alles zusammen! Und solange wir uns nicht um die Ursache, diese alten Verletzungen und Wunden, kümmern, können wir auch nicht mit purer Willenskraft unser Denken, unsere Emotionen und unser Handeln ändern. Kurzfristig schaffen wir das, aber sobald unser Gehirn einen schwachen Moment bei uns ausmacht, fallen wir wieder in alte Muster zurück. Wir sabotieren uns selbst (indem wir immer und immer wieder die falschen Entscheidungen treffen), bis wir die Ursache aus der Welt geschafft haben. Wissen allein reicht nicht aus. In der Regel wissen wir, was gut und was schlecht für uns ist; pure Logik reicht hier einfach nicht.
Deshalb ist es so unglaublich wichtig, sich nicht nur mit dem Essen zu beschäftigen, wenn man abnehmen möchte, sondern auch mit unserem Inneren und unseren Verhaltensweisen. Erst dann können wir uns von den alten Fesseln lösen und zum “Besten Ich” werden. Eines kann ich dir vorweg sagen: Dass so viele es nicht schaffen abzunehmen, hat rein gar nichts mit fehlender Disziplin oder mangelndem Willen zu tun. Du bist nicht willensschwach. Du bist auch kein Versager. Du hast einfach noch nicht gelernt, dass das Meiste, was wir über das Zu- und das Abnehmen zu wissen glauben, völlig falsch ist.
Dieses Wissen und diese Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren angehäuft habe, möchte ich in diesem Buch mit dir teilen, damit dir dieser lange, harte Weg, den ich gehen musste, erspart oder wenigstens verkürzt wird. Ich wünsche mir von ganzem Herzen für dich, dass du nicht das Gleiche durchmachen musst wie ich.
Du sollst strahlend glücklich sein, dich pudelwohl in deinem Körper fühlen und das Beste aus deinem Leben machen. Jede Menge Arschbomben zum Beispiel. Einfach weil du es kannst und weil du es willst - ganz ohne Scham oder auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was andere davon halten oder was für eine Figur du währenddessen machst.
Lass uns starten - und zwar mit dem ersten Teil des Buches, worin ich mit dem vielen Halb- und Falschwissen aufräumen möchte. Viel Spaß!
Vieles, was wir über “gesunde” Ernährung und Abnehmen zu wissen glauben, ist gar nicht wahr, sondern findet seine Grundlage in politischen Spielchen und basiert auf Hypothesen, die bis heute nie bestätigt werden konnten, aber schon längst widerlegt wurden. Höchste Zeit, mit den Lügen der Ernährungswelt aufzuräumen.
Das mag jetzt in deinen Ohren vielleicht etwas reißerisch klingen, aber es ist die Wahrheit. Unsere aktuellen Ernährungsempfehlungen basieren nicht auf fundierten, wissenschaftlichen Ergebnissen, sondern sind die Folge von politischen Machtspielchen, die vor sechzig Jahren in den USA ihren Ursprung hatten. Und das Traurige an dieser Sache ist: Der “Fehler” passierte in den USA und unsere Regierungen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz haben diese Ernährungsempfehlungen einfach blind übernommen.
Wenn man einmal anfängt, hinter die Kulissen zu schauen, dann macht man entweder die Schotten dicht, weil die Wahrheit zu schmerzvoll, zu erschreckend ist, oder man wird manchmal richtig wütend und könnte toben. So habe ich mich gefühlt, als ich das erste Mal davon gelesen habe, wie das alles zustande gekommen ist. Aber jetzt will ich dich nicht länger auf die Folter spannen, sondern dir erzählen, was wirklich die Grundlage und die Ursache für die aktuellen Ernährungsempfehlungen war und wie es zu den großen Ernährungslügen unserer heutigen Zeit gekommen ist.
Low Carb, also eine kohlenhydratreduzierte Ernährung, ist nichts Neues. Diese Ernährungsweise wurde sogar schon 1825 von einem Herrn namens Jean Anthelme Brillat-Savarin empfohlen. Von Beruf Richter, gehörte sein Herz dem Essen und der als Feinschmecker bekannte Brillat-Savarin schrieb einen damaligen Bestseller namens “Die Physiologie des Geschmacks”. Darin beschrieb er, dass er nach über dreißig Jahren Erfahrung mit dicken Menschen leicht die Ursache von Übergewicht ausmachen könne: Die damals Übergewichtigen verkündeten bei jeder Gelegenheit, welche Freude ihnen der Konsum von Brot, Reis und Kartoffeln bereitete - sowie der Konsum von Zucker. Das ist übrigens interessanterweise auch heute noch so. Wie oft höre ich Sätze wie: “Ohne Brot / Pasta / Kartoffeln könnte ich NIEMALS leben!” Brillat-Savarin schlussfolgerte bereits damals, dass diese Lebensmittel die Ursache des Übergewichts sein mussten und empfahl eine Ernährung, die möglichst stärke- und mehlfrei war. Auch Dr. William Harvey (ein Ohrchirurg aus London, der stark an experimenteller Medizin interessiert war) war ein Verfechter von Low Carb - lernte er doch in einer Vorlesung von Dr. Claude Bernard (ebenfalls ein Arzt aus Paris, dem damaligen Zentrum der experimentellen Medizin), dass die Leber Glucose ausschüttet - die Substanz, aus der Zucker und Stärke besteht - und dass die Glucose vermehrt im Blut von Diabetes-Patienten auftritt. Harvey formulierte daraufhin eine Ernährungsweise, die diese neuen Erkenntnisse berücksichtigte.
“Knowing too that a saccharine and farinaceous diet is used to fatten certain animals, and that in diabetes the whole of the fat of the body rapidly disappears, it occurred to me that excessive obesity might be allied to diabetes as to its cause, although widely diverse in its development; and that if a purely animal diet were useful in the latter disease, a combination of animal food with such vegetable diet as contained neither sugar nor starch, might serve to arrest the undue formation of fat (Taubes, 2007).”
Es ist bekannt, dass zucker- und mehlhaltige Lebensmittel genutzt werden, um gewisse Tiere zu mästen. Es ist ebenfalls bekannt, dass bei Diabetes das gesamte Körperfett rasch verschwindet. Dabei kam mir in den Sinn, dass übermässige Fettleibigkeit vielleicht mit Diabetes und dessen Ursache zusammenhängt, obwohl sich die Krankheit auf unterschiedlichste Art entwickelt. Und wenn eine rein tierische Ernährung bei Diabetes hilft, könnte die Kombination aus tierischen Lebensmitteln und einer pflanzlichen Ernährung, die weder Zucker noch Stärke beinhaltet, die übermäßige Bildung von Fett hemmen (Koch, 2017).
Aus diesen Erkenntnissen, dass Diabetes und Übergewicht möglicherweise die gleiche Ursache haben könnten und eine Ernährung mit Fleisch, Milchprodukten und Gemüse, aber gleichzeitig ohne Zucker oder Stärke bei Diabetes helfen kann, schloss Harvey, dass diese Ernährungsform auch bei Übergewicht helfen müsste. 1862 wendete er diese Hypothese an seinem Patienten William Banting an, der ihn wegen seiner starken Gewichtszunahme konsultiert hatte. Banting’s darauffolgender Abnahmeerfolg mit dieser Ernährung war so außergewöhnlich, dass er das erste Diätbuch mit internationalem Erfolg verfasste. Seine Abnahme war so spektakulär für seine Zeit, dass sein Name den Begriff einer kohlenhydratarmen Diät zur Gewichtsreduktion bis in unsere heutige Zeit geprägt hat. Heute ist “banting” vor allem in Südafrika ein fester Begriff für die Low Carb-Ernährungsweise, wo Professor Tim Noakes (ein Wissenschaftler aus Südafrika) die LCHF-Ernährung1 berühmt gemacht hat.
1969 verfasste Thomas Hawkes Tanner, englischer Arzt und Autor diverser medizinischer Literatur, die damalige Medizin-Bibel, “The Practice of Medicine”. Darin beschrieb er deutlich, wie Übergewicht seiner Ansicht nach zustande kam:
“Farinaceous and vegetable foods are fattening, and saccharine matters are especially so (Tanner, 1869).”
Mehlhaltige und pflanzliche Lebensmittel machen fett, und zuckerhaltige Dinge insbesondere (Koch, 2017).
Über 100 Jahre lang wusste man, dass zuviel Zucker und zuviel Stärke das Problem waren und überall wurde empfohlen, auf diese beiden Quellen zu verzichten, wenn man abnehmen wollte.
Als immer mehr Zivilisationskrankheiten entstanden und diese immer verbreiteter auftraten, versuchte man, deren Ursache herauszufinden. Vor allem Diabetes und koronare Herzerkrankungen nahmen massiv zu und zeigten einen beinahe epidemieartigen Anstieg. Koronare Herzerkrankungen mauserten sich von einigen wenigen Todesfällen zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in den USA bis 1950 zur dritthäufigsten Todesursache. Diese Entwicklung war beängstigend und man suchte fieberhaft nach einer Lösung. Und um dieser Entwicklung Herr werden zu können, veröffentlichten die USA 1977 die ersten Ernährungsziele, die einer 180°-Drehung zu den bisherigen Empfehlungen und dem bis dahin vertretenen Ansatz entsprach.
Ancel Keys, ein amerikanischer Ernährungswissenschaftler, machte sich unter anderem mit dem berühmten “Minnesota Starvation Experiment” einen Namen als Ernährungsforscher. In den frühen 1950er-Jahren untersuchte er den Zusammenhang zwischen dem Cholesterin im Blut und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, denn frühere Forschungen hatten gezeigt, dass sich bei plötzlich verstorbenen Menschen Fettansammlungen um beschädigte Arterienwände herum finden ließen. Die Forscher zogen die Verbindung zum Cholesterin und hatten dieses im Verdacht, die Arterienwände zu beschädigen und damit den plötzlichen Tod zu verursachen. Damals wussten sie allerdings noch nicht, dass sie mit dem Cholesterin den Feuerwehrmann in Verdacht hatten, der versuchte, den Brand zu löschen und nicht den, der das Feuer (die Arteriosklerose) gelegt hatte.
Keys’ Neugier war geweckt und er machte es sich zur Aufgabe, die Ursache der koronaren Herzerkrankungen zu finden. Nachdem er sich mit der Thematik befasste, stellte er die Hypothese auf, dass eine zu hohe Fettaufnahme (später vor allem gesättigte Fette) über die Ernährung zu einem erhöhten Cholesterinspiegel führte, was wiederum die Ursache für die koronaren Herzerkrankungen zu sein schien. Das war seine berühmte Diät-Herz-Hypothese. Seine Hypothese stützte sich auf die 1953 durch ihn gefundene, vielsagende Relation zwischen der Fettaufnahme in sechs verschiedenen Ländern und der dortigen Todesfallrate durch degenerative Herz-Erkrankungen. Dadurch löste er eine Lawine an wissenschaftlichen Berichten von anderen Forschern aus. Die Konsequenzen seiner Hypothese spüren wir bis heute: Er änderte die Ernährungsweise ganzer Nationen und prägte die Angst vor gesättigten Fetten (John Yudkin, 2014-2016).2
Als Dwight Eisenhower, der damalige amtierende Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, 1955 den ersten seiner zahlreichen Herzanfälle erlitt, rückte Keys’ Hypothese ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Bei der Ansprache an das amerikanische Volk empfahl der Vertrauensarzt des Präsidenten einen Tag nach dessen Herzanfall eine cholesterin- und fettarme Ernährungsweise, um sich vor Herzerkrankungen zu schützen und erwähnte Keys als einzigen Forscher namentlich und bezeichnete ihn als brillant. Keys und seine Hypothese gewannen dadurch deutlich an Aufwind.
Nachdem Keys 1953 seine Analyse zum Thema degenerative Herz-Erkrankungen und Gesamtfettaufnahme in der Ernährung von sechs verschiedenen Ländern veröffentlicht hatte, bildeten sich zwei Lager um die Debatte der Ursache von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Das Fett-Lager sowie das Zucker-Lager. Ersteres, angeführt von Keys, sah im Fett, später in gesättigten Fettsäuren, den Verursacher von Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das andere Lager, rund um Dr. John Yudkin, sah als Verursacher Zucker und / oder (je nach Wissenschaftler) raffinierte Kohlenhydrate - also stark verarbeitete Kohlenhydrate wie Weißmehl, Nudeln, Backwaren, weißen Reis und Haushaltszucker.
Yudkin, britischer Physiologe und Ernährungswissenschaftler, trat 1957 auf die Bildfläche der Herz-Erkrankungs-Debatte, nachdem Keys seine ersten Funde veröffentlicht hatte, die eine “auffallende Beziehung” zwischen Fettkonsum und koronaren Herzerkrankungen feststellte. Yudkin zweifelte die Arbeit von Keys an und wurde rasch zu einem Widersacher. Yudkin selbst hatte in den 1960er-Jahren Tierversuche gestartet, in denen er den Versuchstieren Zucker und Stärke verabreichte - es zeigten sich erhöhte Cholesterin- und Triglyceridwerte sowie erhöhtes Insulin im Blut. Yudkin sah sich die bis dahin bestehenden Daten sämtlicher internationaler Statistiken zum Thema Mortalität und Fettkonsum an und stellte fest, dass es eine mäßige Korrelation zwischen dem Fettkonsum und der koronaren Sterblichkeit gab. Er stellte dabei aber auch fest, dass es eine bessere und somit eine stärkere Korrelation zwischen dem Zuckerkonsum und der Herzinfarkt-Sterblichkeit gab (John Yudkin, 20142016).
Keys musste weitere Kritik einstecken, da sich bei genauerer Analyse seiner Daten 1957 durch Yerushalmy und Hilleboe herausstellte, dass Daten von zweiundzwanzig verschiedenen Ländern vorhanden waren, er für seine Korrelation allerdings nur Daten von sechs Ländern verwendete. Berücksichtigte man die Daten aller zweiundzwanzig Länder, bestand die Korrelation zwischen dem Fettkonsum im Allgemeinen und der Sterblichkeitsrate aufgrund degenerativer Herz-Erkrankungen weiterhin, aber deutlich abgeschwächt (Harcombe Z. , Keys sic countries graph, 2017):3
Keys selbst stellte bei seinen Forschungen fest, dass Cholesterin einerseits nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten ist (1950) und dass andererseits der Cholesteringehalt in der Ernährung keinen signifikanten Einfluss hat, weder auf das Blutcholesterin noch auf die Bildung von Arteriosklerose (1954). Und obwohl tierische Lebensmittel nur aus Eiweiß und Fett bestehen und diese somit keine Auswirkungen auf das Cholesterin und auf die Bildung von Arteriosklerose haben, wie er selbst herausfand, biss er sich an seiner Theorie fest und startete 1958 mit seiner berühmten “Sieben-Länder-Studie”. Dabei hätte er sich nach reiner Logik dem einzigen Makronährstoff zuwenden sollen, der in tierischen Produkten (mit Ausnahme von Milchprodukten) nicht enthalten ist: den Kohlenhydraten (Harcombe Z. , Low Carb Breckenridge, 2017).
Als 1977 die Ernährungsziele für Amerika herausgegeben wurden, standen sechs klinische Studien zur Verfügung, die den Zusammenhang zwischen (gesättigten) Fetten, erhöhtem Cholesterin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht hatten. Keine einzige davon stützte das Vorhaben, die Fettaufnahme zu reduzieren und tierische Fette durch pflanzliche zu ersetzen. Diese Studien, die 2.467 bereits an Herz-Kreislauf-Krankheiten erkrankte Männer mittleren Alters untersuchten und die neuen Ernährungsempfehlungen nicht unterstützten, wurden als Grundlage für die Ernährung von 276 Millionen Menschen verwendet. Und das, obwohl die Anzahl der untersuchten Menschen viel zu klein und überhaupt nicht repräsentativ war (nur Männer mittleren Alters, die bereits erkrankt waren - keine Frauen, kein Vergleich zu gesunden Menschen - nichts!) (Harcombe Z. , Low Carb Breckenridge, 2017).
Doch die geplanten Ernährungsempfehlungen - fettreduziert und wenn Fett, dann aus pflanzlichen Quellen - basierten nicht auf klinischen kontrollierten, sondern auf Ergebnissen von epidemiologischen Studien. Darunter war auch die Sieben-Länder-Studie von Ancel Keys. Epidemiologische Studien sind Beobachtungsstudien und liefern insofern keine Beweise, sondern lassen nur Assoziationen, also Vermutungen zu. Keys’ Studie war die einzige, die einen Zusammenhang zwischen gesättigten Fetten und koronaren Herzerkrankungen feststellen konnte. Er selbst stellte fest, dass die gesamte Fettaufnahme nicht relevant war, es aber sehr wohl auf den Anteil der gesättigten Fette in der Ernährung ankam. Weiter schlussfolgerte er, dass Übergewicht, Bewegung und Rauchen keinen Einfluss auf die Herzgesundheit hätten (Harcombe Z. , Low Carb Breckenridge, 2017) - obwohl wir heute wissen, dass das starke Risikofaktoren sind, welche das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark erhöhen. Und dennoch behielt Keys mit seiner Hypothese die Oberhand, obwohl viele berechtigte Zweifel vorhanden waren und auch geäußert wurden.
So rieten immer mehr Ärzte ihren Patienten zu einer cholesterin- und fettarmen Ernährung - aus präventiven Gründen. Sie alle waren so überzeugt davon, dass Keys mit seiner Hypothese Recht hatte, dass sie nicht auf die Ergebnisse von klinischen Studien warteten, sondern aus Angst vor der steigenden Zahl an Todesfällen schnell Maßnahmen ergreifen wollten.
Erst Anfang der 1970er-Jahre wurden die Theorien von Yudkin ernst genommen, doch die Hypothese von Keys stand den Aussagen Yudkins entgegen. Zwangsläufig musste einer der beiden Forscher mit seinen Äußerungen und Vermutungen komplett falsch liegen. Doch Keys’ Hypothese hatte über zehn Jahre Vorsprung, wurde vom Weißen Haus unterstützt und hatte aufgrund der starken Propaganda viel politischen und industriellen Rückhalt. Seine Hypothese war so bekannt, dass sie bereits in der Öffentlichkeit als wahr angesehen wurde und somit fast schon zum Allgemeinwissen zählte.
Die amerikanischen Behörden und Komitees, die sich mit der Verfassung der zukünftigen Ernährungsempfehlungen auseinandersetzen, sahen zu wenige wissenschaftliche Grundlagen, um sich festlegen zu können und forderten weitere Studien. Da diese empfohlenen Studien jedoch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern würden, beschloss man, als präventive Maßnahme4, die fettreduzierte Ernährung als offizielle Empfehlung herauszugeben, weil die Mehrheit der Politiker und Komitee-Mitglieder der Meinung war, dass es schließlich nur eine Frage der Zeit sei, dass Keys’ Hypothese wissenschaftlich bestätigt werden würde. Das Schlimme daran ist, dass es nicht die wissenschaftliche Grundlage war, die die Mehrheit überzeugte, sondern Keys Auftreten, seine überzeugende Art und sein aggressives Verhalten und Denunzieren von Kollegen, die anderer Ansicht waren als er.
Du siehst, schon vor über 150 Jahren war Übergewicht ein verbreitetes Thema - genauso wie Diabetes und später auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und schon damals war es völlig einleuchtend, dass man Futter, das für das Mästen von Tieren benutzt wurde, auch uns Menschen dick machen kann.
“To attribute obesity to ‘overeating’ is as meaningful as to account for alcoholism by ascribing it to ‘overdrinking’.” (Teicholz, 2014)
“Übergewicht den „Überessern” zuzuordnen, ist genauso aussagekräftig wie Alkoholismus den „Vieltrinkern“ zuzuschreiben.” - Jean Mayer, Harvard nutritionist, 1968 (Koch, 2017)
150 Jahre an Erfahrungen, Beobachtungen und sogar klinischen Studien wurden, als die Angst vor Fett und die damit “verbundenen” Folgen geschürt wurde, einfach ignoriert. Die Ernährungsempfehlungen wurden nicht aus der Motivation heraus, die beste, gesündeste Ernährung für den Menschen zu finden, getroffen, sondern aus Angst vor einer weiteren Zunahme an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Übergewicht allein war einfach nicht oberste Priorität. Also machten die Gesundheitsbehörden mit ihren neuen Ernährungsempfehlungen eine Drehung um 180°C und behaupteten plötzlich, dass eine fettreduzierte und cholesterinarme Ernährung (mit vielen Kohlenhydraten) nicht nur gesund sei und das Herz schütze, sondern dass diese auch beim Abnehmen helfen würde. Man müsse einfach alles in Maßen genießen bzw. moderat essen - schließlich käme es schlussendlich allein auf die Kalorien und auf genügend Bewegung an. Und da Fett im Vergleich zu Kohlenhydraten und Eiweiß am meisten Kalorien beinhaltet, bot sich eine fettreduzierte Kost zum Abnehmen geradezu an.
Diese 180°C-Drehung wird aber bis heute nicht von wissenschaftlichen Ergebnissen gestützt - sondern basiert nach wie vor nur auf der Hypothese von Ancel Keys. Mittlerweile konnte aber gezeigt werden, dass gesättigte Fette keinen negativen, sondern vielmehr einen schützenden Effekt auf unsere Herzgesundheit haben und dass eine Low Carb Ernährung (wenige Kohlenhydrate, mehr gesunde Fette) sämtliche Gesundheitsparameter für die Herzgesundheit sogar verbessern.
1977 wurden in den USA die neuen Ernährungsempfehlungen herausgegeben, in denen man große Mengen an Kohlenhydraten, moderat Eiweiß und wenig Fett - und dieses bitte in Form von Pflanzenfetten - empfahl: Die Low Fat High Carb Ernährung, wie wir sie heute kennen, war geboren. Mit der aufkommenden Fettphobie reagierte auch die Industrie und es kamen immer mehr Light-Produkte auf den Markt, die immer stärker fettreduziert waren und als “cholesterinarm” und “gut für die Herzgesundheit” deklariert wurden. Um diese Produkte aber dennoch schmackhaft zu gestalten, musste mehr Zucker hinzugefügt werden - denn Fett ist ein hervorragender Geschmacksträger. Fällt dieser weg oder wird er stark reduziert, muss man irgendwie nachhelfen - und in diesem Fall war Zucker die beste und vor allem billigste Alternative.
Die Wissenschaftlerin Zoë Harcombe hat in ihrer Metaanalyse 2014 einerseits festgestellt, dass zur Zeit der Einführung der Ernährungsempfehlungen keine wissenschaftliche Grundlage bestand, die eine fett- und cholesterinarme Ernährung stützen würde. Andererseits konnte sie aufzeigen, dass sämtliche in der Zwischenzeit durchgeführten randomisierten Studien keinen Zusammenhang zwischen der Fettzufuhr, erhöhtem Cholesterin und daraus resultierenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen herstellen konnten (Harcombe Z. , 2017).
Das heißt: Die aktuellen Ernährungsempfehlungen sind nicht nur veraltet, sie haben auch keinerlei wissenschaftliche Grundlage! Es gibt also keinen Grund, die Fettzufuhr einzuschränken und auf gesättigte Fette im Speziellen zu verzichten.
Wenn dich die Entstehung unserer Ernährungsempfehlungen interessiert und du mehr dazu lesen willst, findest du im Online-Bereich zum Buch weiterführende und spannende Literaturempfehlungen.5
Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Billionen von Zellen harmonieren in einer gewaltigen Einheit, sind perfekt aufeinander abgestimmt und nur so kann unser Körper funktionieren. Ich finde das spektakulär und eindrucksvoll. Dieses fein abgestimmte Gleichgewicht nennt sich Homöostase, in dem der Körper alle lebensnotwendigen Abläufe völlig automatisch reguliert, so dass wir jeden Tag aufs Neue aufstehen und ans Werk gehen können. Die Homöostase beschreibt eine Selbstregulationsfunktion des Körpers, die das innere Milieu konstant halten will - ein sogenannter Soll-Zustand. In diesem Soll-Zustand funktioniert der Körper ideal und die Homöostase ist darauf ausgelegt, diesen Soll-Zustand um jeden Preis zu erhalten.
Unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler, haben sich 2 Millionen Jahre von Fleisch, Fisch, Wurzeln, Blättern und Beeren ernährt und kannten weder raffinierten Zucker noch Getreide. Unser Körper ist genetisch genau auf diese Lebensweise ausgerichtet, denn sesshafte Bauern sind wir erst seit ca. 10.000 Jahren. Was passiert also mit unserem Körper, wenn wir dieses empfindliche Gleichgewicht stören? Wenn wir unseren aktuellen Lebensstil mit dem der Steinzeitmenschen vergleichen, fällt einiges auf, was wir als mögliche Einflussfaktoren auf unsere Gesundheit (bzw. Krankheit) und unser (Über-) Gewicht identifizieren können:
Wir leben in einer höchst hektischen Welt, in der wir permanent gestresst sind.
Wir leben ernährungstechnisch in einem absoluten Paradies; Nahrung ist überall und jederzeit für uns verfügbar. Fasten, Hungern und Fett einlagern ist unnötig geworden (theoretisch).
Wir sind viel weniger an der frischen Luft, in der Sonne und in der Natur.
Wir sitzen hauptsächlich, anstatt jeden Tag mehrere Kilometer zu laufen.
Wir richten uns nicht mehr nach dem Sonnenlicht, sondern können uns dank der Elektrizität dem inneren zirkadianen Rhythmus widersetzen.
Du siehst, hier zeigen sich einige Problematiken. Wir sind genetisch und entwicklungstechnisch noch immer auf dem Stand der Steinzeitmenschen, was unsere inneren Funktionen und Abläufe anbelangt - nur passen diese mit unserer aktuellen Lebensweise überhaupt nicht mehr zusammen.