Schluss mit Prokrastination - Petr Ludwig - E-Book

Schluss mit Prokrastination E-Book

Petr Ludwig

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Beschreibung

Prokrastination ist in der heutigen Zeit ein weit verbreitetes Phänomen: Aufschieberitis. Statt sich den anstehenden Aufgaben und Verpflichtungen zu widmen, werden diese beharrlich vor sich hergeschoben. Vor lauter Optionen sehen viele nicht mehr das Wesentliche. Schluss mit Prokrastination zeigt den Ausweg aus Demotivation, Frustration, Chaos und Stress. Das Ziel ist innere Motivation, Aktionsfähigkeit, Effektivität und Zufriedenheit in Beruf und im Privatleben. Petr Ludwig überträgt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis und räumt mit Halbwahrheiten und Mythen im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung auf. Er erklärt, warum Aufgaben überhaupt aufgeschoben werden und wie man sich immer wieder aufs Neue motivieren kann. Anhand acht konkreter Instrumente kann jeder lernen, die eigene Vision zu finden, neue Gewohnheiten zu entwickeln, Aufgaben und Zeit zu organisieren und mit Misserfolgen umzugehen – damit nachhaltig mit der Prokrastination endlich Schluss zu machen.

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SCHLUSS

MIT PROKRASTINATION

WIE MAN AUFHÖRT ZU VERSCHIEBEN UND ANFÄNGT ZU LEBEN

PETR LUDWIG

PETRA KUBINGERNOT BOGNER

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

Petr Ludwig

Schluss mit Prokrastination

Wie man aufhört zu verschieben und anfängt zu leben

4. Auflage 2024

© 2017 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Co-Autor, Übersetzung: Petra Kubin

Co-Autor, editoriale Überarbeitung: Gernot Bogner

Verantwortlicher Redakteur: Tomáš Baránek

Redaktionelle Zusammenarbeit: Andrea Brázdová, Vít Šebor

Grafische Aufbereitung und Satz: Monika Laštůvková

Schrift: Radek Petřík

Buchumschlag: Petr Ludwig, Tomáš Šťovíček

Illustrationen: Petr Ludwig

Druck: Florjancic Tisk d.o.o., SlowenienPrinted in the EU

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-386881-666-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-952-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86414-951-1

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redlineverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

»Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Sicherheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.«

– V. Havel

Inhalt

Inhaltsverzeichnis, grafische Darstellung

Vorwort des Autors

EINLEITUNG: Was ist Prokrastination und warum sollte man dagegen ankämpfen?

Die Geschichte des menschlichen Aufschiebens

Heute: Zeitalter der Entscheidungsparalyse

Wie man Informationen am effektivsten gewinnt

Das System der Persönlichkeitsentwicklung

Motivation

Aktionsfähigkeit

Outputs

Objektivität

Zusammenfassung: Einleitung

MOTIVATION: Wie man sie erwirbt und langfristig beibehält

Äußere Motivation: Anreize durch Zuckerbrot und Peitsche

Innere Motivation durch Ziele: Freude, die nicht anhält

Innere Motivation durch den Weg: Zufriedenheit in der Gegenwart

Zusammenarbeit als Grundlage einer effektiveren Entwicklung

Die Kraft der Gruppenvision

Welche Motivation ist also die passendste?

INSTRUMENT #1: Persönliche Vision

Persönliche SWOT-Analyse

Auflistung der persönlichen Erfolge

Analyse der motivierenden Tätigkeiten

Die Beta-Version der persönlichen Vision

Die Finalversion der Vision

Zusammenfassung: Motivation

AKTIONSFÄHIGKEIT: Wie man sich selbst befiehlt und gehorcht

Wenn die Vernunft will, die Emotionen aber nicht

Der emotionale Elefant und der rationale Reiter

Die kognitive Quelle: Der Schlüssel zur Selbstregulation

Die Erneuerung der kognitiven Quelle

Das Wachstum der kognitiven Quelle

Grundlagen der Elefantendressur: Das Erlernen neuer Gewohnheiten

Wie man vermeidet, die erlernten Gewohnheiten zu unterbrechen, und wie man diese langfristig beibehält

Wie man Unsitten überwindet und sich diese nie wieder aneignet

INSTRUMENT #2: Arschtrittzettel

Wie der Arschtrittzettel funktioniert

Optionale Erweiterung der Methode

Warum funktioniert der Arschtrittzettel?

Risiken der Methode

Entscheidungsparalyse

INSTRUMENT #3: ToDo-Today

Wie ToDo-Today funktioniert

Optionale Erweiterung der Methode

Warum funktioniert ToDo-Today?

Risiken der Methode

INSTRUMENT #4: ToDo-All

Wie ToDo-All funktioniert

Was geschieht mit neuen Aufgaben?

Freiwillige Erweiterung der Methode

Warum funktioniert ToDo-All?

Risiken der Methode

Die Komfortzone der Menge: Ein Platz, wo das Böse zur Welt kommt

INSTRUMENT #5: Heldentum

Wie wird Heldentum trainiert?

Zusammenfassung: Aktionsfähigkeit

OUTPUTS: Wie man Zufriedenheit gewinnt und beibehält

Wo negative Emotionen geboren werden

Erlernte Hilflosigkeit, Schleife der Hoffnungslosigkeit

Wie man Hamster bekämpft? So wie die Kriegsveteranen!

INSTRUMENT #6: Inner-switch

Unsere Niederlage meistern

Die Schicksalsschläge überwinden

Das Umschalten der Wahrnehmung von der negativen auf die positive Vergangenheit

INSTRUMENT #7: Flowzettel

INSTRUMENT #8: Hamsterrestart

Persönlichkeitsentwicklung und persönlicher Sturz

Zusammenfassung: Outputs

OBJEKTIVITÄT: Wie wir lernen, unsere Mängel zu sehen

Dunning-Kruger-Effekt: Blindheit der Inkompetenten

Das Gehirn schützt uns durch süße Ignoranz

Warum sollte man gegen Unobjektivität kämpfen?

Wie die Objektivität konkret erhöht wird

Zusammenfassung: Objektivität

FAZIT: Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit

INSTRUMENT #9: Meeting mit sich selbst

Wie geht man zu einem Meeting mit sich selbst?

Risiken der Methode

Das Ende der Prokrastination und persönlicher Neubeginn

LITERATURVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS GRAFISCHE DARSTELLUNG

Vorwort des Autors

Vor etwa zehn Jahren war ich überzeugt, mein Leben sei am Ende. Mein Gehirn hatte plötzlich aufgehört, eine Hälfte meines Körpers zu steuern. Ich spürte Angst, Hilfslosigkeit und irgendwann erstaunliche Ruhe. Während ich im Bett lag, lief mein ganzes Leben vor meinem geistigen Auge vorüber. Ich erlebte sogar diesen berühmten Zustand, in dem man das helle Licht am Ende des vermeintlichen Tunnels sieht – wie in einem Film. Ich bilanzierte, was mir im Leben gelungen ist und was nicht. Allmählich fand ich mich damit ab, dass ich sterben würde.

Zum Glück hatte ich mich geirrt. Nach ein paar Tagen klang meine Krankheit ohne Folgen ab, meine erste Begegnung mit dem Tod hatte ich überlebt. Diese Erfahrung war zweifellos die stärkste, die ich je erlebt hatte. Etwas später notierte ich folgenden Satz:

Als ich begann, diesem Vorhaben nachzukommen, wurde mir klar, dass ich dazu einen beinahe übermächtigen Feind besiegen musste: die Prokrastination.

Gemeinsam mit einigen Freunden fing ich daher an, nach den Ursachen unseres Aufschiebens, unserer Unentschlossenheit und Effektivlosigkeit zu forschen. Dabei stellten wir fest, dass zu diesem Thema viele interessante wissenschaftliche Studien entstanden waren. Auf deren Basis erschufen wir uns Schritt um Schritt praktische Instrumente für den Kampf gegen die Prokrastination.

Nachdem die Methoden bei uns selbst funktionierten, beschlossen wir, unsere Erkenntnisse an so viele Menschen wie möglich weiterzugeben.

Das führte zur Gründung des Ausbildungsinstituts GrowJOB. Einerseits fingen wir an, in Firmen Schulungen abzuhalten, andererseits hielten wir an diversen Hochschulen Vorträge für Studenten. In der Aufgabe, andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre Zeit und Potenziale besser zu nutzen, haben wir den Sinn unserer Arbeit gefunden.

Weitere Impulse, die uns dabei halfen, wirksame Instrumente gegen die Prokrastination zu entwickeln, sammelte ich unter anderem bei meinen Reisen durch die Welt. Binnen weniger Jahre besuchte ich einige der führenden Unternehmen in Deutschland, Österreich, Belgien, Holland, Dänemark und Norwegen. Ich hatte Gelegenheit, mit den Geschäftsführern persönlich darüber zu sprechen, wie sie Motivation und Effektivität ihrer Leute steuern. Ich schaute unter den Deckel namhafter Firmen und Institutionen wie zum Beispiel ArcelorMittal, Novo Nordisk, Lufthansa, Miele, Boehringer Ingelheim, Merck, UNICEF oder European Space Agency.

Mehr als zehntausend Menschen gingen bei Schulungen durch meine Hände und ungefähr einhundertfünfzig Menschen waren es bei individuellen Konsultationen. Durch die Erfahrungen der Klienten und die gesammelten Rückmeldungen konnten wir unsere Instrumente schrittweise zur jetzigen Form perfektionieren.

Eines Tages sprach mich ein Herausgeber an, ob ich bereit wäre, ein Buch zu schreiben. Ich erwartete, dass es eine positive Herausforderung würde und obendrein ein weiterer Test der Methoden, die ich unterrichtete. Würde ich prokrastinieren oder das Buch schreiben?

Da ich als extrovertierter Mensch daran gewöhnt bin, unter Menschen zu sein, sie zu schulen und zu beraten, wurde diese Arbeit zu einer meiner größten Herausforderungen. Gegen das Aufschieben des Schreibens, einer typisch introvertierten und daher für mich ungewöhnlichen Tätigkeit, musste ich alle gegen die Prokrastination geeigneten Waffen mit voller Kraft einsetzen.

Offenbar ist mir dies gelungen, denn immerhin halten Sie nun das Buch in Ihren Händen. Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Lesen und einen erfolgreichen Kampf gegen die Prokrastination. Sie werden sehen: Es geht!

Petr Ludwig

EINLEITUNG:

WAS IST PROKRASTINATION UND WARUM SOLLTE MAN DAGEGEN ANKÄMPFEN?

 

Wenn wir prokrastinieren, können wir uns zum Erledigen der Aufgaben, die wir erledigen sollten oder wollten, nicht überwinden. Anstatt der wichtigen Dinge, in denen wir Sinn sehen, tun wir oft etwas Unwesentliches.

Wir schauen fern, gießen im Büro Blumen, spielen Computerspiele, verbringen Stunden in Sozialnetzwerken, essen (auch wenn wir nicht hungrig sind), räumen immer wieder auf, laufen ziellos am Arbeitsplatz umher oder starren einfach so an die Wand. Später kommt durch Selbstvorwürfe und Frustration das Gefühl der Machtlosigkeit, das dazu führt, dass wir wieder nichts tun.

Aber Achtung! Prokrastination ist nicht bloße Faulheit. Ein fauler Mensch will nichts machen und ist mit diesem Zustand überaus zufrieden. Ein prokrastinierender Mensch würde im Gegenteil gerne etwas tun, kann sich aber nicht dazu überwinden. Er würde gerne etwas erreichen, aber es gelingt ihm nicht.

Prokrastination darf auch nicht mit Rast verwechselt werden. Beim Rasten gewinnen wir neue Energie. Beim Prokrastinieren verlieren wir sie. Je weniger Energie wir haben, desto höher ist die Chance, dass wir unsere Aufgaben nochmals verschieben und wieder nichts erledigen.

Viele Leute warten mit dem Erledigen ihrer Aufgaben bis auf die letzte Minute. Sie rechtfertigen es damit, dass sie unter Druck besser arbeiteten. Das Gegenteil ist die Wahrheit.[1] Das Aufschieben der Aufgaben auf den letztmöglichen Termin ist ein fruchtbarer Boden für Stress, Selbstvorwürfe und Effektivlosigkeit. Die Redewendung »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen« ist daher gar nicht so weit hergeholt.

Die Geschichte des menschlichen Aufschiebens

Unter Prokrastination leidet der Mensch schon seit Urzeiten. Bereits der antike Dichter Hesiod machte in seinem Gedicht »Werke und Tage« auf diese Problematik aufmerksam.[2]

»Nichts auf den morgigen Tagund nichts auf den dritten verschoben!Denn kein Müßiggänger vermag,sich die Scheune zu füllen,noch wer Aufschub liebt;nur der Fleiß kann fördern das Werk dir.Wer mit der Arbeit zögert,der muss stets ringen mit Nachteil.«

Müßiggänger, Aufschieber, Nichtfertigsteller – so könnte man den Prokrastinator von heute beschreiben.

Auch der römische Philosoph Seneca warnte: »Während wir aufschieben, hastet das Leben vorbei.« Dieses Zitat erklärt, warum wir lernen sollten, gegen die Prokrastination anzukämpfen.

Prokrastination zählt zu den Hauptgründen, die uns hindern, unser Leben voll zu leben. Eine Studie der jüngeren Zeit hat gezeigt, dass Menschen am meisten das bereuen, was sie in ihrem Leben nicht machten, und nicht das, was sie machten.[3] Selbstmitleid und damit verbundene Selbstvorwürfe wegen versäumter Gelegenheiten halten deutlich länger an.

Durch die Prokrastination vergeuden wir Zeit, die wir in etwas Sinnvolles investieren könnten. Wenn es uns gelingt, sie zu besiegen, können wir mehr Dinge schaffen und so das Potenzial unseres Lebens besser ausnutzen.

Heute: Zeitalter der Entscheidungsparalyse

Wie sieht es heute mit dem Aufschieben von gegenwärtigen Verpflichtungen aus? Unser Zeitalter spielt der Prokrastination immer mehr zu. Gegen sie ankämpfen zu lernen ist eine der wichtigsten Fertigkeiten des heutigen Menschen überhaupt.

In den letzten hundert Jahren hat sich die Lebensdauer der Menschen beinahe verdoppelt.[4] Die Kindersterblichkeit ist in dieser Zeit auf ein Zehntel gesunken.[5] Jeden Morgen wachen wir auf in einer Welt, in der so wenig Gewalt und Kriegskonflikte herrschen, wie nie zuvor.[6] Mit Hilfe des Internets steht uns beinahe das gesamte Wissen der Menschheit leicht zugänglich zur Verfügung. Wir können fast uneingeschränkt auf unserem Planeten reisen. Mit der Kenntnis von Fremdsprachen finden wir auch in anderen Ländern Verständnis. In der Tasche haben wir Smartphones, die leistungsfähiger sind als die Supercomputer vor zwanzig Jahren.[7]

Das Potenzial und die Möglichkeiten, die uns die heutige Welt bietet, sind atemberaubend. Deren Breite können wir uns als offene Schere vorstellen. Je mehr Möglichkeiten die Zeit mit sich bringt, desto mehr öffnet sich die Schere des Potenzials. Heutzutage ist sie offener denn je zuvor in der menschlichen Geschichte.

Das Leitbild der modernen Gesellschaft ist auf der Steigerung der individuellen Freiheit aufgebaut, auf der Überzeugung, dass die Leute umso zufriedener werden, je mehr Freiheit sie genießen. Gemäß dieser Theorie sollten wir mit jedem weiteren Öffnen der Potenzialschere glücklicher und glücklicher werden. Warum sind dann aber die Menschen heutzutage – im Vergleich zu ihren Vorfahren – nicht deutlich zufriedener?[8] Welche Probleme bringt die geöffnete Schere mit sich?

Ein breiteres Potenzial bringt mehr Wahlmöglichkeiten und damit ein unerwartetes Problem – je mehr Möglichkeiten wir haben, desto schwerer entscheiden wir uns für eine Option.[9] Die sogenannte Entscheidungsparalyse tritt ein. Das Abwägen aller Möglichkeiten verbraucht in uns so viel Energie, dass wir uns letztlich für keine entscheiden.[10] Wir verschieben also die Entscheidungen und somit auch die darauffolgenden Tätigkeiten. Wir prokrastinieren.

Je komplizierter der Vergleich der Alternativen ist, umso mehr tendieren wir dazu, die Entscheidung aufzuschieben.[11] Haben wir mehrere Alternativen zur Auswahl, ist es außerdem ziemlich wahrscheinlich, dass wir die getroffene Wahl letztlich bereuen.[12] Wir stellen uns zum Beispiel vor, wie es wäre, wenn wir anders gewählt hätten. Die Mängel sehen wir eher in den Alternativen, für die wir uns entschieden haben.

Kennen Sie das Gefühl, genau zu wissen, dass Sie etwas tun sollten, es aber trotzdem nicht tun? Können Sie sich daran erinnern, wann Sie das letzte Mal eine Tätigkeit oder Entscheidung aufgeschoben haben? Waren Sie schon einmal unfähig, sich für eine der Ihnen angebotenen Möglichkeiten zu entscheiden? Welche Gefühle beherrschten Sie während dieser Situationen?

Das ständig steigende Ausmaß der Entscheidungsparalyse fördert das Wachstum der Prokrastination.[13] Das Aufschieben kann unsere Produktivität auf einen Bruchteil des Möglichen reduzieren. Wenn wir uns bewusst werden, dass wir unser Potenzial nicht ausschöpfen, führt das später zu Schuldgefühlen und Frustration.

Im Mittelpunkt dieses Buches stehen einfache Instrumente, die Ihnen helfen, Ihr Potenzial jeden Tag voll auszuschöpfen. Ihre Verwendung nimmt nur ein paar Minuten täglich in Anspruch, letztlich helfen sie Ihnen aber, weitere produktive Stunden zu gewinnen.

Mit unseren Instrumenten überwinden Sie Unvollkommenheiten, mit denen sich das menschliche Gehirn entwickelt hat. Sie überwinden unsere angeborenen oder erlernten Neigungen zur Effektivlosigkeit. Ein Nebenprodukt des Kampfes gegen die Prokrastination ist, dass die Belohnungszentren in unserem Gehirn immer öfter aktiviert werden.[14] Das bedeutet, dass Sie mehr positive Emotionen erleben.

Wie fühlten Sie sich, als Sie zuletzt einen Tag wirklich voll lebten? Wann war es das letzte Mal? In diesem Buch erfahren Sie auch, weshalb das tägliche Ausschöpfen Ihres Potenzials der erfolgreichste Weg zur langfristigen Zufriedenheit ist.

Wie man Informationen am effektivsten gewinnt

Dieses Buch enthüllt nicht nur die Ursachen der Prokrastination, es gibt uns gleichzeitig die Waffen in die Hand, um sie zu besiegen. Auf welchen Grundlagen sollten wir aber das Wissen über Persönlichkeitsentwicklung aufbauen?

Die Anzahl der wissenschaftlichen Studien zum Thema Prokrastination hat sich in der letzten Dekade mehr als verzehnfacht.[15] In der heutigen Zeit, die mit Informationen buchstäblich übersättigt ist, gehen die hochwertigen Informationen im Meer der minderwertigen verloren. Im jetzigen Informationszeitalter ist es wichtiger denn je zuvor, zu lernen, sich zurecht zu finden. Der amerikanische Entertainer und Komiker Will Rogers sagte: »Unser Problem liegt nicht darin, dass wir wenig wissen. Unser Problem liegt darin, dass vieles von dem, was wir wissen, nicht richtig ist.«

Heute haben wir Zugang zu jeder Menge Artikeln und Bücher über den Themenbereich der Persönlichkeitsentwicklung. Vor Kurzem zählte ich in einer Buchhandlung diesbezüglich mehr als dreihundert Publikationen. Weitere abertausende Bücher sind online zugänglich. Die große Anzahl verschiedener Quellen bringt aber auch einige Risiken mit sich.

Das erste Problem ist sowohl ein beträchtliches Chaos in den verfügbaren Informationen als auch ihre oft minderwertige Qualität. Verschiedene Bücher empfehlen vollkommen gegenläufige Ansätze. Eines empfiehlt: ›Belohnen Sie sich nach dem Erfüllen jeder Aufgabe; das andere wiederum: ›Belohnen Sie sich auf gar keinen Fall.‹ Weitere Quellen bauen auf Grundlagen aus nichts oder auf nicht-übertragbaren Erfahrungen eines Menschen auf. Viele Bücher beinhalten unterschiedlichste Mythen und Halbwahrheiten, die die Autoren gerne voneinander übernehmen.

Vielleicht sind auch Sie schon einmal dieser Information begegnet: Auf einer amerikanischen Universität wurde folgendes Experiment durchgeführt. Man fragte die Probanden, ob sie es schafften, ihre Ziele genau zu definieren und ob sie bereit seien, ihr zukünftiges Einkommen einzuschätzen. Lediglich drei Prozent der Befragten konnten ihre Ziele genau definieren. Nach einigen Jahrzehnten kamen die Universitätsmitarbeiter zurück und stellten fest, dass die drei Prozent der Befragten, die ihre Ziele klar definiert hatten, heute mehr verdienen, als die restlichen siebenundneunzig Prozent. Haben Sie davon auch schon einmal gehört? Das Problem der Behauptung ist, dass so ein Experiment nie durchgeführt wurde.[16] Sie ist eine Erfindung. Die Bücher über Persönlichkeitsentwicklung sind voll von solchen und ähnlichen Mythen.

Durch die Last einer großen Menge unterschiedlichster Quellen entsteht das zweite Problem. Es ist die weiterführende Verstärkung der Entscheidungsparalyse. Je mehr Quellen uns zur Verfügung stehen, umso mühsamer ist es, die richtigen zu finden und anschließend an ihre Korrektheit zu glauben. Wie sollen wir also wissen, worauf wir wirklich vertrauen können? Aufgrund welcher Informationen sollen wir wichtige Lebensentscheidungen treffen?

An den anerkanntesten Universitäten der Welt fanden in den vergangenen Jahren viele wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich der menschlichen Motivation, der Effektivität, des Entscheidungswesens sowie der sogenannten positiven Psychologie statt. Die Ergebnisse dieser Forschungen gehen aber oft im Informationschaos der heutigen Zeit verloren. Dadurch taucht das Problem Nummer drei auf – die Diskrepanz zwischen dem, was die heutige Wissenschaft weiß, und dem, was die Praxis macht.

Ein Ziel dieses Buches ist es, die Informationsdiskrepanz zu überwinden. Um Ihnen Zeit zu sparen, lassen wir die aktuellen Erkenntnisse in der Originalfassung und verknüpften sie in unserem Wiki-System (interne Mutation der Wikipedia). Schließlich erstellten wir – auf Basis der gewonnenen Informationen – sogenannte Modelle. Es handelt sich um einfache grafische Schemen, mit denen Sie schnell verstehen, wie die Dinge funktionieren.

Philosoph Arthur Schopenhauer sagte: »Nichts ist schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.« Zur Verbesserung des Verständnisses verwenden wir daher grafische Modelle.

Im Gehirn werden Bilder von unserem visuellen Cortex (auch Sehrinde) – jenem Teil der Großhirnrinde, der visuelle Informationen verarbeitet – wahrgenommen. Da es sich um einen der höchstentwickelten Gehirnteile überhaupt handelt,[17] kann uns ein einziges Schema mehr sagen, als viele Textseiten. Dadurch werden komplexe Beziehungen und Zusammenhänge von uns auch besser aufgenommen.

Zu den Bildern kann man jederzeit zurückkommen und sich alles mit einem Blick in Erinnerung rufen. Gerade deshalb sind grafische Modelle für die Weitergabe von Informationen deutlich effektiver als ein einfacher, linearer Text. Diese Form des Umgangs mit Informationen nennen wir Know-how-Design und ist für uns ein Weg, die wichtigsten Kenntnisse einfach zu übermitteln.

Damit wir in den Köpfen der Leser genauere Vorstellungen initiieren, verwenden wir im Buch ab und zu auch neue Worte oder Fremdwörter. Diese sind nämlich unbelastet von weiteren Bedeutungen und Assoziationen (sogenannten Konnotationen). Beispielsweise ist es besser, mit der Verwendung des Wortes Prokrastination zu beginnen, das die gegebene Problematik genauer trifft, als Ausdrücke wie Faulheit oder Aufschieben heranzuziehen. Wenn wir ein Problem richtig benennen, können wir es leichter lösen.

Da vor uns schon andere Leute wichtige Gedanken zutreffend formulierten, verwenden auch wir Zitate. Sie sind simpel, schlagfertig und fassen elegant den Kern der Sache zusammen.

Und nun mit Eifer an die Arbeit. Wie funktionieren also unsere Motivation, Effektivität und Zufriedenheit wirklich? Wie wird die Prokrastination bekämpft? Wie werden langfristige und messbare Änderungen erreicht?

Das System der Persönlichkeitsentwicklung

Mit Ausnahme des ersten und des letzten Kapitels ist das Buch in voneinander relativ unabhängige Passagen unterteilt.

Der erste Teil erklärt, wie unsere Motivation funktioniert, und beinhaltet eine Sammlung von Methoden, die uns helfen, eine sogenannte persönliche Vision zu erstellen. Die Vision ist ein Instrument für das Auslösen unserer inneren Motivation und für ihre langfristige Erhaltung.

Die zweite Passage beschäftigt sich mit Aktionsfähigkeit; einer Fertigkeit, die uns anhand der grundsätzlichen Tätigkeiten und der täglichen Gewohnheiten hilft, unsere Vision wirkungsvoll zu verfolgen. Sie beinhaltet genaue Methoden für den Kampf gegen die Prokrastination, Instrumente für das Managen der Aufgaben und der Zeit, Instrumente für das Erlernen positiver Gewohnheiten und für das Abgewöhnen der negativen. Eine höhere Aktionsfähigkeit bildet die Grundlage einer langfristigen Selbstdisziplin.

Der dritte Teil zielt auf die Outputs unserer Tätigkeiten ab und beschreibt Methoden zur Erhaltung der Zufriedenheit. Mit Hilfe praktischer Instrumente gewinnen wir größere emotionale Stabilität und lernen dadurch, gegen negative Einflüsse der Außenwelt resistent zu sein.

Das vierte und letzte Thema des Buches widmet sich der Objektivität; einer Fertigkeit zur Beseitigung falscher Vorstellungen von uns selbst. Nur wer in der Lage ist, seine Mängel zu finden, kann auch mit der Arbeit an ihnen beginnen.

Motivation

Irgendwann wurden wir geboren und irgendwann werden wir leider auch sterben. Die Zeit unseres Lebens ist begrenzt und endend. In Anbetracht dieser Tatsache ist eben die Zeit das Wertvollste, was wir im Leben haben. Es ist nicht das Geld, das können wir im Gegensatz zur Zeit ersparen oder nochmals verdienen. Jede Minute, die aber vergeht, ist unwiederbringlich und unwiderruflich weg.

Das Faktum über die Endlichkeit des Lebens drückte auch Steve Jobs in seinem Vortrag für Studenten der Stanford Universität aus: »Das Bewusstsein, dass ich bald tot sein werde, wurde mir zu einer der wichtigsten Entscheidungshilfen. Denn fast alles – alle äußeren Erwartungen, aller Stolz, alle Angst vor Peinlichkeiten und Fehlschlägen – fallen im Angesicht des Todes nicht mehr ins Gewicht. Nur das, was wirklich zählt, bleibt. Sich daran zu erinnern, dass man eines Tages sterben wird, ist in meinen Augen der Beste Weg, um nicht zu denken, man hätte etwas zu verlieren«

Das bloße Bewusstsein über die Tatsache der Endlichkeit des Lebens führt dazu, dass Sie beginnen, mit Ihrer Zeit sparsamer umzugehen. Sie fangen an zu suchen, was Sie idealerweise in Ihrer Zeit auf der Erde machen wollen. Sie beginnen, Ihre persönliche Vision zu suchen.

Wenn es Ihnen gelingt, die Vision zu finden, wird sie der wirksamste Motivationsmagnet für Sie sein. Sie hilft uns in der Gegenwart das zu tun, worin wir einen wirklichen Sinn sehen, und rückt uns gleichzeitig in unsere vollkommene Zukunft.

Aktionsfähigkeit

Die Aktionsfähigkeit hat zwei grundsätzliche Komponenten: Produktivität und Effektivität. Jeder Tag unseres Lebens hat lediglich 24 Stunden. Ziehen wir die Zeit ab, die wir dem Schlaf widmen, bleibt unsere produktive Zeit.

Die Produktivität bringt zum Ausdruck, wie viel Prozent dieser Zeit wir mit den sinnvollen Tätigkeiten verbringen, also wie viel Zeit wir zur Erfüllung der persönlichen Vision verwenden. Aktivitäten wie regelmäßige Rast, Zeitmanagement und positive Gewohnheiten können diesen prozentuellen Anteil naturgemäß deutlich erhöhen.

Die Effektivität bestimmt, ob die Tätigkeiten, die wir ausüben, für uns eine Schlüsselrolle spielen – ob sie uns nach vorne bringen. Damit rücken Fähigkeiten wie das Festlegen der Prioritäten, das Delegieren von Aufgaben und das richtige Zerlegen umfangreicher Aufgaben auf kleine Teile zusammen.

Stellen Sie sich Ihre Vision als einen Weg vor. Die Produktivität stellt dar, wie viel Zeit Sie jeden Tag auf diesem Weg verbringen. Die Effektivität bestimmt, ob Sie die größtmöglichen Schritte machen. Die Aktionsfähigkeit ist somit Ihre Fähigkeit, jene Dinge zu tun, die zur Erfüllung Ihrer persönlichen Vision führen.

Outputs

Ein altes japanisches Sprichwort sagt: »Vision ohne Aktion ist Träumerei. Aktion ohne Vision ist ein Albtraum.« Diese Aussage drückt zwei grundsätzliche Probleme des Lebens aus. Viele Menschen haben ihre Visionen, tun aber nichts dafür. Die anderen tun wiederum etwas, sehen aber keinen Sinn darin. Idealerweise benötigen wir allerdings beides – sowohl die Vision als auch die Aktion. Gelingt uns dies, kommen die begehrten emotionalen und materiellen Outputs.

Die emotionalen Outputs hängen mit der Ausschüttung der Dopamine (Neurotransmitter) zusammen,[18] deren Freisetzung unsere Zufriedenheit zur Folge hat.

Die materiellen Outputs stellen die konkreten Ergebnisse unserer Arbeit dar, die anschließend sichtbar werden.

Objektivität

Das letzte wichtige Puzzlestück des Systems der Persönlichkeitsentwicklung ist die Arbeit an unserer Objektivität. Anders Breivik, der im Juli 2011 auf der Insel Utøya ohne jegliche Reue 69 Menschenleben auslöschte, hatte höchstwahrscheinlich eine hohe Motivation und Aktionsfähigkeit, was sogar zu emotionalen und materiellen Outputs führte. Dieses extreme Beispiel zeigt allerdings, wohin es führen kann, wenn man seine Objektivität nicht bewacht.

Die Fähigkeit, seine Objektivität reifen zu lassen, ist ein wichtiges Instrument, um die eigene, zuweilen falsche Intuition zu hinterfragen. Es handelt sich um eine Methode des Erkennens, wie die Dinge tatsächlich funktionieren. Um die Objektivität zu erhöhen, müssen wir Feedbacks zu unserem Verhalten, zu unserer Einstellung und zu unseren Aktivitäten einholen. Da unser Gehirn tendenziell an Dinge glaubt, die nicht wahr sind, gilt es ständig nach Bereichen in unserem Denken zu suchen, wo es an Objektivität fehlt.

Wie der Nobelpreisträger Bertrand Russell, einer der bedeutendsten Mathematiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts, sagte: »Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel.«

Zusammenfassung: Einleitung

Prokrastination ist nicht Faulheit, sondern die Unfähigkeit, sich selbst zu überzeugen, jene Tätigkeiten auszuüben, die wir tun sollten oder wollten.

Wenn wir in die Vergangenheit blicken, erfahren wir, dass die Menschen seit eh und je ihre Aufgaben aufschieben.

Unser Zeitalter spielt der Prokrastination immer mehr zu; deshalb müssen wir lernen, gegen sie anzukämpfen.

Das breite Spektrum der Möglichkeiten, die uns die Welt bietet, hatte niemand vor uns. Die Schere des Potenzials ist so weit offen wie nie zuvor in der Geschichte.