Schmunzelstories 3 - Miriam Hinders - E-Book

Schmunzelstories 3 E-Book

Miriam Hinders

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Beschreibung

Im Leben kommt es oft auf die kleinen Dinge und Momente an. Wer genau hinsieht, wird entdecken, wie kostbar sie sind. Ganz oft regen diese Momente zum Schmunzeln an. Sie tragen zur Fröhlichkeit bei und machen zuversichtlich. Die kurzen Schmunzelstories zeigen auf, was es dazu braucht. Alltägliche Situationen, aber auch erträumte Szenen bieten einen augenzwinkernden Blick auf die Welt, die Menschen und ihre liebenswerten Schrullen. Das Buch ist eine Einladung zu einer kleinen fröhlichen Auszeit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Dieses Buch gehört:

Miriam Hinders

Schmunzelstories 3

07/2022 – 06/2023

© 2023 Miriam Hinders

Covergrafik von Brigitte Ordowski

ISBN Softcover:

978-3-384-02749-8

ISBN Hardcover:

978-3-384-02750-4

ISBN E-Book:

978-3-384-02751-1

ISBN Großschrift:

978-3-384-02752-8

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Das Schnippchen

Reif in den Urlaub

Sonne satt

Logisch erschlossen

Athletische Nerven

Der Teilerfolg

Nur unter Strom

Ruminieren ruiniert

Mist verstanden

Im Sahnerausch

Prinzessin Sockenfalte

Konsequenzanalyse

Der Augenblick

Tanzend erreicht

Die neue Emma

Quatsch im Sinn

Dem Ismus entkommen

Schwer in Ordnung

Der Backkurs

Vom Stromern

Kleiner Test

Telefonzelle ade

Strahle einfach alles aus

Heya heya heya

Ausflug ins Absurde

Ente Surprise

Rezept zur Ente Surprise

Herzlich willkommen

Der Fels in der Brandung

Bitte einsteigen

Blick nach nebenan

Im Museum gefunden

Das Fallenlassen

Mehr davon

Gebt mir ein U

Vom Andocken

Relativ gesehen

Anthropomorphismus

Der Chat mit dem Bot

Monets Garten

Im Morgengrauen

Das wunderbare Lachen

Ein blaues Kaninchen

Zerlegen und verstehen

Das ist Wucher

Einstellungssache

Vor der Eile

Ganz leise

Handshakes

Einfach gut

Schau doch mal hin

Freude am Brunnen

Vom Erkunden neuer Wege

Kleines Extra vom Tüten-Text

Danke

Schmunzelstories

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Das Schnippchen

Danke

Schmunzelstories

Cover

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Für Gitti

Schon wieder ist ein Schmunzelstory-Jahr vorbei, und so freue ich mich sehr darüber, die entstandenen Geschichten nun endlich im dritten Band meiner kleinen Reihe zu präsentieren!

Dieses Buch enthält die Texte, die ich zwischen Juli 2022 und Juni 2023 verfasst habe. Als kleines Extra gibt es diesmal noch eine zusätzliche Geschichte, die mir soeben aus der Feder floss.

Wieder einmal geht es vor allem darum, mein Schmunzeln zu teilen und auf diese Weise die gute Laune zu fördern. Ich lade zum genauen Hinsehen ein und richte dabei beharrlich meinen Blick auf die kleinen kostbaren Momente, die das Leben so bunt und so schön machen.

Die meisten meiner Geschichten entspringen ganz persönlichen Erlebnissen, aber natürlich gibt es auch einige frei erfundene Teile.

Viel Vergnügen beim Lesen!

Miriam Hinders

Das Schnippchen

Wir besuchen die Landesgartenschau. Beim ausgedehnten Spaziergang durchs schön angelegte Gelände entdeckt Gitti eine Bank. Eigentlich stehen da überall Bänke herum, aber diese eine soll es sein, auf genau dieser mag Gitti nun Platz nehmen. Jetzt! Die magische Anziehungskraft der Sitzgelegenheit spiegelt sich auf Gittis Gesicht wider. Schnellen Schrittes wird die Bank erobert. Freudig und zufrieden zugleich lässt Gitti sich nieder.

Vor der Bank und sowohl links als auch rechts neben dem Platz, den Gitti gewählt hat ist jeweils ein kleines Gerät installiert. Dessen Aufbau: Auf einem Fuß thront eine Trommel und die ist links und rechts mit Pedalen ausgestattet. Die Gestalter der Gartenschau laden so zum bewegten Innehalten ein. Eigentlich mag Gitti ja hier ausruhen, also nur innehalten! Vielleicht noch in die Gegend gucken, aber ansonsten eben innehalten. Ruhe im Sinne von Ausruhen trifft den Zweck der Geräte eher nicht. Unsere Neugierde ist dennoch geweckt.

Gitti entscheidet sich, eines der Dinger mal auszuprobieren. Sie wechselt den Platz, stellt die Füße auf die Pedale und beginnt zu treten. Ein leises Surren begleitet die gleichmäßige Bewegung. Irgendwann fällt Gitti ein, ihr Smartphone zu zücken. Sie tritt und guckt, dann legt sie das Smartphone auf dem rechten Oberschenkel ab. Dort muss sie es natürlich festhalten, sonst würde es herunterfallen. Das Surren geht weiter, es lullt mich geradezu ein.

Und dann hört das Geräusch abrupt auf. Gitti hält inne, die Füße immer noch auf den Pedalen. Gekonnt wischt sie auf ihrem Display herum, dann triumphiert sie: „Das zählt auch!“

Es dauert eine Weile, bis ich begreife, worum es geht. Gitti bewegt sich nicht mehr. Sehr zufrieden mit sich und der Welt genießt sie, ihrem smarten Begleiter soeben ein Schnippchen geschlagen zu haben. In ihren Augen kann ich deutlich lesen, dass sie der Schrittzähler-App haufenweise Schritte und so mindestens einen angeblich selbst gelaufenen Kilometer vorgegaukelt hat.

Ich bin beeindruckt. Gitti hat sich das echt mühsam erarbeitet. Für mich steht fest, dass solche Schritte auf jeden Fall mitzählen müssen. Gut, dass sie in ihrer App nicht die Einstellung gewählt hat, der die Zahl der Schritte schnuppe ist. Solch eine Einstellung hätte sich nämlich nur auf Geodaten bezogen und daraus Gittis Strecken berechnet. Alles wäre umsonst gewesen, nicht auszudenken! Mein Smartphone kennt solche Apps nicht, und das bleibt mindestens mittelfristig auch so!!

Wir schlendern weiter, bestaunen die vielen Pflanzen und genießen die friedliche Atmosphäre.

Später am Abend, zu Hause auf dem Sofa: Gitti sitzt gemütlich da, sie hat die Füße hochgelegt und genießt sichtlich die Entspannung. Auf einmal reckt sie ihren Arm in die Luft. Dann schwenkt sie den ausgestreckten Arm hin und her, als wolle sie mir aus der Ferne zuwinken und sicherstellen, dass ich das auch aus sehr großer Entfernung noch erkennen kann. Eine wirklich groß angelegte Geste. Ihr Smartphone hält Gitti dabei fest in der Hand. Leise zählt sie mit. Dann kontrolliert sie das Ergebnis, lacht wie befreit auf und ruft: „Jetzt ist der letzte Kilometer voll! Super, Feierabend!!!“

Reif in den Urlaub

Alles ist gebucht, gezahlt, gedruckt, gewaschen, gebügelt, gepackt, ge… Was fehlt noch? Gitti und ich sind durch – mit den Urlaubsvorbereitungen und den Nerven. Wieso ist das jedes Mal so ein anstrengendes Unterfangen? Wir sind durchaus erfahren im in-Urlaub-Fahren. Das ist nicht unsere erste Reise dieser Art, das müsste doch ganz locker zu machen sein!

Ob zu Hause oder im Büro, ich treffe Urlaubs-Vorbereitungen. Gedanklich gibt es am Ende nur noch die Kategorien „mach ich noch“ und „hat Zeit bis nach dem Urlaub“. Je näher der AbreiseTermin, desto intensiver wird es. Spätestens am letzten Tag stellt sich das „dumme Kichern“ ein. Damit meine ich den Zustand, in dem ich jedem noch zu lösenden Problem mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck und irrem Lachen begegne. Das hilft mir, mich wieder zu konzentrieren. Die kleine körperliche Entspannung, die zwangsläufig mit dem Akt des Kicherns verbunden ist, tut mir gut. Sie weckt meinen Pragmatismus und sorgt dafür, dass ich aktiv und ausreichend effektiv bleibe. Zugegeben: Es gibt Sachen, die ich in den letzten Tagen vor dem ersehnten Urlaub gefühlte einhundert Mal kontrolliere. Wie irre ist das denn?!?

Ich habe es schon mit Checklisten versucht. Hilft in bestimmten Punkten überhaupt nicht! Ob ich meinen Ausweis in der Tasche habe, glaube ich dem Häkchen auf der Checkliste im Zweifel nicht. Gestern und vorhin habe ich ihn nur aus der Tasche herausgenommen, angeguckt und wieder hineingesteckt. Ganz sicher! Oder? Ich ersinne einen neuen Plan und ziehe das Mäppchen, in dem der Ausweis wohnt, nicht ganz aus der Tasche heraus. Damit verbinde ich die Hoffnung, dass mein Gefühl akzeptiert, dass ich das Mäppchen nicht aus der Tasche herausgenommen habe. Und was ich nicht entfernte, das muss ich auch nicht wieder hineinlegen.

Toller Plan. Erfolgloser Plan! Ich muss leider gleich nochmal gucken gehen. Also füge ich mich dem Gefühl und laufe kichernd zur Tasche. Dann geht es weiter.

Mit zunehmender Reife und Erfahrung stellt sich zum Glück eine gewisse Sicherheit ein. Wenn der Koffer voll ist, dann ist auch alles drin, was ich brauche! Das war schon immer so!! Leider werde ich im Urlaub nicht viel einkaufen können – der Koffer ist ja jetzt schon voll.

Die Vorfreude wiegt den größten Teil der Anstrengung auf. Gitti und ich stoßen schon seit Tagen auf den bevorstehenden Urlaub an. Zur Not auch mit Wasser. Oder ganz ohne Getränk, also nur verbal. Dann rufen wir statt „Prost“ einfach nur fröhlich „Urlaub!“ Weil das Wort zwei Silben hat, kann man es sogar singen. Die erste Silbe intonieren wir eine Terz höher als die zweite. So klingt es besonders fröhlich.

Sind das Haus endlich heruntergefahren, der Müll entsorgt, die Blumen versorgt und das letzte Ladekabel noch notfallartig besorgt, geht es los. Der letzte Akt: zur Toilette gehen, auch wenn ich da vor zwei Minuten erst war. Gitti muss auch nochmal da hin. Auf dem Treppenabsatz folgen letzte Diskussionen darüber, ob wir auch wirklich alles erledigt haben. Das ist völlig unnötig, aber ohne diese Rituale geht es halt nicht.

Und jetzt muss ich aber wirklich los! Die Sonne ruft, der tolle Urlaub steht unmittelbar bevor. Leise frage ich mich, wie oft ich vor Verlassen des Hauses wohl noch kontrollieren werde, ob ich den Rechner ordnungsgemäß vom Stromnetz getrennt habe … und ob der Ausweis …

Sonne satt

Gitti, Tina und ich gönnen uns einen gemeinsamen Urlaub auf Sardinien. Die Insel wirkt noch ein bisschen verschlafen, denn die Ferien-Saison wird erst beginnen, wenn wir wieder abgereist sind. Das Wetter ist zu dieser Zeit schon beständig schön. Es ist heiß, aber noch nicht zu heiß. Wir haben ein kleines Häuschen am Meer gemietet.

Unser Flug bringt uns am späteren Abend auf die Insel. Die Autovermietung bietet uns ein kostenloses Upgrade auf einen bequemen Jeep. Das fängt ja gut an. Vom Flughafen bis zu unserem Domizil fahren wir vergnügt durchs Gebirge und einmal quer über die Insel. Mittendrin geht plötzlich nichts mehr. Ein Polizist hält uns an, die kurvenreiche Straße ist gesperrt. Blaues Licht zuckt durchs Dunkel. Etwas weiter vorne hat die Feuerwehr einen großen Scheinwerfer installiert. Bald bahnt sich ein Abschleppwagen seinen kurvigen Weg durch die Nacht. Sein gelbes Licht zuckt im Takt zum blauen Licht von Feuerwehr und Polizei. Wir sind eingereiht in eine kleine, geduldig wartende Schlange von Autos, so hier und da steigt mal jemand aus, um sich zu strecken. Ansonsten ist es still. Die ganze Szene ist von Ruhe und Geduld geprägt.

Tina ruft die Dame an, mit der wir um halb zwölf zur Schlüsselübergabe am Häuschen verabredet sind. Wir werden uns kurz vor unserer Ankunft wieder melden. Es wird spät und später.

Auf einmal geht es doch weiter. Der Stau löst sich auf. Da ist wohl vorhin jemand aus der Gegenrichtung kommend kurz vor einer Linkskurve rechts der Straße in der Leitplanke gelandet. Das Wichtigste zuerst: Den Insassen scheint nichts passiert zu sein. Welch ein Glück! Die Leitplanke hat eine beeindruckende Ausbuchtung. Das Auto, das wir beim Vorbeifahren auf dem Abschleppwagen sehen, ist Schrott.

Etwas später als ein Uhr in der Nacht erreichen wir unser Domizil. Wir nehmen die Schlüssel in Empfang und werden noch kurz durch die Räumlichkeiten geführt. Ganz in der Nähe haben wir ein paar Leute auf der Terrasse einer Bar sitzen sehen. Da wollen wir hin! Jetzt!! Vielleicht können wir ja noch ein frisch gezapftes Bier genießen. Der kleine Spaziergang tut gut. Ganz bewusst lasse ich die Meeresluft meine Lungen fluten. Es ist schon nach halb zwei. An den kleinen Tischen sitzen immer noch Gäste, und auch für uns gibt es jeweils noch ein großes Glas des erfrischenden Getränks.

Am nächsten Tag erkunden wir den Ort, veranstalten einen Grundeinkauf und ergötzen uns am Anblick des Meeres, das wir alle so sehr lieben. Die ersten Pläne werden geschmiedet und voller Energie tauchen wir tiefer in den schönen Urlaub ein. Wir genießen die gemeinsame Auszeit und erkunden ausführlich Land und Leute.

Die Insel lädt zu ganz unterschiedlichen Aktivitäten ein. Wer sich für Kultur und Kunst interessiert, findet vieles, was sich zu besichtigen lohnt. Wer sich viel bewegen mag, findet unglaublich tolle Wege durch die unglaublich schöne, abwechslungsreiche Natur. Man wird mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Wer am Strand liegen mag, findet großartige Strände aller Art. Es gibt Sonne satt. Jeden Tag scheint sie auf uns herab. Das Meer gleicht mal einer mit türkisfarbenem Wasser gefüllten Badewanne, mal zeigt es sich kabbeliger und in tiefes dunkelblau getaucht. Jeden Tag mag ich ausrufen: „Guarda, che bello il mare!“ Gitti, Tina und ich rufen es täglich mehrmals und manchmal sogar im Chor. Übersetzt heißt es so ungefähr: „Schau, wie schön das Meer ist!“

Außer uns ist auch eine größere Mückenfamilie in unser Domizil eingezogen. Sie finden sehr großen Gefallen an mir und meinen Extremitäten. Abends und nachts veranstalten sie auf mir große Festmahle. Frustriert suche ich nach dem Mückenspray, das wir vorsichtshalber eingepackt haben. Ich nehme eine Dusche und sprühe mich großflächig mit dem Zeug ein. Die Mücken stört meine Aktion nicht, sie schwirren unbeirrt um mich herum und stechen zu, als gäbe es kein Morgen. Das Spray stinkt derart, dass ich vor mir selbst Reißaus nehmen möchte. Die nächsten Tage ertrage ich lieber den Kampf mit den Tierchen als den Gestank des Sprays. Tina erinnert sich an den elterlichen Einsatz von Räucherspiralen während ihrer Kindheit. In einem Supermarkt finden wir welche, die den Mücken mächtig stinken, uns hingegen nicht. Das ist meine Rettung! Den Rest der Stech-Attacken überstehe ich locker.

Abseits der Räucherspirale halten die Biester mich immer noch für einen Leckerbissen. Besonders gemein finde ich, dass sie vor allem in Situationen zustechen, in denen ich ihnen hilflos ausgeliefert bin. Kaum stehe ich auf einem Bein im Schlafzimmer, den in der Luft schwebenden Fuß schon ins Hosenbein der kurzen Hose eingefädelt, die ich anzuziehen trachte und beide Hände am Hosenbund, fliegt schon die nächste Mücke zuerst direkt an meiner Nase vorbei und dann im Sturzflug in meine Kniekehle. Dort gönnt sie sich einen schnellen Schluck süßen Blutes. Frechheit! So schnell kann man gar nicht ganz in das Hosenbein hinein oder aus dem Hosenbein wieder heraus hüpfen oder um sich schlagen oder sich sonstwie retten! Und sobald ich wieder wehrhaft bin, ist das Tier wie vom Erdboden verschluckt.

Eine kleine Fliege findet mich scheinbar auch nett. Betrete ich die Terrasse, setzt sie sich sofort auf meine linke Schulter und putzt sich ausgiebig ihre Beine und Flügel. Komplimentiere ich sie von ihrem Platz, so dreht sie eine Minirunde durch die Luft und setzt sich genau dort wieder hin, wo ich sie eben verscheuchte. Sie hat mehr Geduld als ich. Das will schon etwas heißen. Am dritten Tag taufe ich sie auf den Namen Antonella.

Ich frage Gitti, ob etwas mit meinem Körpergeruch nicht stimmt, aber die ist ganz zufrieden mit mir und meinem Duft. Gitti zeigt mir ein paar Mückenstiche auf ihren Beinen und beruhigt mich.

Wir treffen Bekannte, die wir vor einigen Jahren vor Ort kennengelernt haben. Sie überraschen uns mit einer Einladung zum Essen und bekochen uns liebevoll. Beim Gedanken an die vielen Köstlichkeiten läuft mir jetzt wieder das Wasser im Munde zusammen. Natürlich gilt: Wenn Ihr mal zu uns kommt, werden wir unsere Kochlöffel für Euch sehr gerne schwingen!

Alle drei machen wir viele Bilder, mal mit und mal ohne Meer. Die meisten Motive bietet die beeindruckende Natur, aber auch in den Gassen kleiner Städte finden wir viele sehenswerte Details und versuchen, die erlebte Stimmung bildlich einzufangen. Die Grillen zirpen um die Wette. Das ist so laut, dass Tina sogar ein kleines Video aufnimmt, auf dem man keine einzige Grille sieht. Ihr Konzert jedoch begleitet die schönen Bilder vom Meer und von dem an den Strand angrenzenden Pinienwald, in dem die Grillen scheinbar besonders laut zirpen. Dieser Ort strahlt für mich ganz viel Ruhe und Kraft aus. Hier tanke ich schon seit Jahren immer wieder gerne richtig auf.

An einem der letzten Abende sitzen wir in der Strandbar und betrachten genüsslich den schönen Sonnenuntergang. Gitti fragt, ob wir eigentlich kein Bild haben, auf dem wir alle drei zu sehen sind. Tina antwortet schnell: „Doch. Von dem Abend, an dem wir Aperol gespritzt haben.“ Gitti und ich fassen uns jeweils in die eigene Armbeuge. Fassungslos starren wir Tina an. Und im Chor kommt unsere Frage: „Wir haben Aperol gespritzt?!?“

Logisch erschlossen

Ich höre gerne zu. Zuhören können gehört zu meinen Stärken. Manchmal geschieht es ganz nebenbei, geradezu unfreiwillig. Heute zum Beispiel. Da sitze ich nach einem kleinen Stadtbummel mit Gitti zusammen in der Bahn und lausche zufällig den Gesprächen der Menschen, die so um uns herum Platz genommen haben. Gitti tut es mir gleich. Sprachlos genießen wir das Schauspiel, das uns geboten wird. Unsichtbares Theater könnte nicht schöner sein …

Auf drei der vier Sitze jenseits des Mittelganges haben zwei Jungs im geschätzten Alter von dreizehn Jahren und ein junger Mann Platz genommen, der maximal dreißig Jahre alt sein dürfte. Der junge Mann ist sehr attraktiv. Seine schlanke Gestalt unterstreicht er mit einer schwarzen Jeans, einem blütenweißen, perfekt sitzenden Oberhemd und weißen Sneakers. Sein Teint ist so dunkel wie die Jeans. Die beiden Jungs sitzen ihm gegenüber. Ihr Outfit ist derart unspektakulär, dass ich mich später nur noch an die blöden Schirmmützen erinnern kann, die sie natürlich mit dem Schirm nach hinten auf ihren Köpfen tragen. So ein Doofen-Käppi steht fast niemandem wirklich gut und den beiden hier sogar überhaupt nicht. Die Jungs wirken reichlich grün hinter den Ohren. Sie daddeln eine Weile auf ihren Smartphones herum. Dann beginnen sie ein Gespräch mit dem jungen Mann.

Der arme Kerl wird in den folgenden Minuten ausgefragt, als hätten die Jungs noch eine Hausarbeit zu erledigen, der sie sich nun doch mit voller Kraft widmen wollen. Einer der Jungs hält dem Mann bald sein Smartphone hin. Die damit verbundene Frage kann ich leider nicht verstehen, weil sich ausgerechnet jetzt ein anderer Fahrgast seinen Weg durch den Mittelgang bahnt. Endlich ist er an unseren Plätzen vorbei. So können Gitti und ich nun den Fortgang der Szene verfolgen. Der Mann guckt interessiert auf das Display des Jungen, dann nickt er lächelnd. Des Jungen Blick mutet plötzlich ehrfurchtsvoll an. Aufgeregt setzen sein Freund und er ihr Interview fort. Es fällt der Begriff TikTok. Die Köpfe unter den Schirmmützen nehmen eine erregt rosige Farbe an.

Weitere Menschen schieben sich durch den Gang. „Störenfriede, so verzieht Euch doch!“, denke ich leise vor mich hin. Endlich werde ich erhört. Nebenan steht inzwischen ein monatlicher Betrag von 500 € im Raum. Die Jungs sind schwer beeindruckt. Sie fragen: „Und was machen Sie sonst so?“ Wir erfahren, dass der junge Mann den ehrenwerten Beruf des Altenpflegers ausübt. Leider muss er die Bahn an der nächsten Haltestelle auch schon wieder verlassen. Sie verabschieden sich höflich voneinander.

Die auf den Plätzen zurückgebliebenen Kinder tippen und wischen ein paar Minuten lang wortlos auf ihren Displays herum. Einer der Jungs hofft noch darauf, dass der bis eben noch Mitreisende ihm künftig im Netz folgen wird, schließlich hat er ja jetzt seine Kontaktdaten. Einige Wisch- und Klickbewegungen später folgt jedoch sein Aufschrei: „Ey Digger! Das glaubst Du nicht! Der hat uns veraaarscht!!“ Beide Jungs starren auf das Display. „Digger, das ist der nicht! Der hat uns veraaarscht, Digger!“ Gitti guckt mich amüsiert an. Jetzt springt der Junge sogar auf, präsentiert seinem Freund erneut das Display und ruft: „Guck doch, das ist der nicht! Digger, das ist der nicht! Der hat doch was ganz anderes an!!“

Gitti und ich brechen in lautes Lachen aus. Digger und sein Freund bemerken es nicht. Sie sind gerade damit beschäftigt, sich gegenseitig Dummheit vorzuwerfen. Beide schlagen sich mehrfach mit der flachen Hand auf die eigene Stirn. Gitti und ich lachen derweil weiter. „Logisch!“, bringt Gitti unter Tränen hervor. „Der hat eine andere Jacke an, und deshalb kann er nicht derselbe sein! Ich kann nicht mehr!! Ich ziehe mich zu Hause gleich um, hihi, und dann kannst Du mal gucken, wer ich dann bin!!!“ Gitti rutscht fast vom Sitz.

Am Abend spielen wir mit dem Wortfetzen: „Digger, der hat uns verarscht!“ Selbstverständlich mit ganz langgezogenem a im veraaarscht. Gitti und ich entdecken, wo man das alles einsetzen kann. Digger, haben wir einen lustigen Abend!! Deshalb geht jetzt auch ein herzliches Danke an Digger und vor allem an den Freund von Digger!

Athletische Nerven

Denke ich an Athletik, so denke ich an durchtrainierte Körper. Dann kann ich quasi durch die Kleidung des Athleten hindurch deutlich seine darunter liegende Muskulatur erkennen. Das Spiel seiner Muskeln lässt mich erahnen, wie fit dieser Mensch ist. Schnell werde ich ein wenig neidisch auf den ästhetischen Körper, den ich zugegebener Weise da gerade anstarre.

Bevor ich unnötig kritisch meinen eigenen Körper begutachte, reiße ich mich zusammen und trete die Flucht nach vorne an. Heute geht das so: Ich lasse den Begriff der Ästhetik durch mein Hirn turnen und erinnere mich zunächst an dessen ursprüngliche Bedeutung. Die Lehre der Ästhetik dreht sich um die Wahrnehmung und um das sinnliche Anschauen. Sinnlich! Wie schön!! Gleich fühle ich mich besser.

Dann fällt mir ein: Sinnlich ist in diesem Zusammenhang nicht unbedingt positiv oder gar erotisch gemeint, sondern wird ganz wörtlich genommen – man schaut eben mit allen Sinnen. Also kann das auch mal nach hinten losgehen. So ein Mist! Zum Beispiel, wenn mir beim sinnlichen Anschauen ein übler Geruch entgegenschlägt. Schnell sieht der Körper, von dem dieser Geruch ausgeht, für die Summe meiner Sinne gleich nicht mehr so toll aus. Auch wenn er nicht oder vielleicht sogar angenehm riecht, kann mein sinnliches Anschauen die heimlich gehegten Erwartungen herb enttäuschen. Was bedeutet das? Hat ein Mensch, der vor einer nach ranzigem Fett stinkenden Frittenbude steht, schlechtere Chancen als einer, der von frischer Waldesluft umweht wird? Mach Dich ehrlich! Das Gesamturteil kann nämlich aus eigentlich nichtigen Gründen vernichtend ausfallen. Das mit der Ästhetik ist also eine sehr gefährliche Angelegenheit. Was soll das? Das muss ich doch trennen können!

Das Problem ist die Wahrnehmung. Aus unterschiedlichen äußeren und inneren Reizen filtere ich Teilinformationen heraus, führe sie zusammen, bewerte sie und stelle sie dann zu einem subjektiven Gesamteindruck zusammen. Die inneren Reize kommen aus mir selbst. Sie haben mit dem Objekt meiner Betrachtung zunächst einmal nichts zu tun. Sie verändern sich mit meinen aktuellen Befindlichkeiten. Weil meine inneren Reize beim Wahrnehmen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, komme ich dann leider auch je nach Laune oder Wohlbefinden zu völlig verschiedenen Gesamteindrücken. Der Geruch ranzigen Fetts macht in solch einem Fall alles nur noch schlimmer.

Unter Rechtfertigungsdruck berufe ich mich gerne auf die Ausstrahlung, die jemand oder etwas hat. Sie ist allerdings schwer an harten Fakten festzumachen und in Wahrheit auch so ein Wahrnehmungs-Dings, das ich schon zu einem subjektiven Eindruck verquirlt habe.

Wie bin ich da bloß wieder reingeraten? Und wo ist der Typ mit dem athletischen Körper abgeblieben, den ich gerade eben noch so genüsslich anstarrte? Ich seufze ein wenig enttäuscht.

Du möchtest Dich ausschließlich mit Schönem beschäftigen? Dann lege ich Dir die Kallistik ans Herz, die Lehre vom Schönen. Ich mache einen kleinen Ausflug zum Thema Kallistik und blättere ein wenig im Internet herum, also virtuell in ein paar Artikeln. Dann tauche ich wieder auf – und hier ist nun mein Rat: Beschäftige Dich lieber einfach mit dem Schönen, und lasse Dich nicht andauernd davon ablenken. Nimm etwas wahr, was Du gerade schön findest und lass Dich fallen. Male Dir das Schöne weiter aus. Genieße den Augenblick!

Genau das setze ich jetzt um.

Vor meinem inneren Auge betritt der Typ mit dem athletischen Körper wieder die Bühne. Ich starre ihn eine Weile lang an. Niemand merkt es, denn das alles passiert ja nur vor meinem inneren Auge. Wie praktisch! Stilles inneres Starren hat den Vorteil, dass sich die Szene ganz nach meinen Wünschen entwickeln kann. In diesem Fall führt sie mich zurück zur Athletik. Mein Athlet muss sich vor meinem inneren Auge nun ein bisschen im Turnen üben. Auf diese Weise kommen die beeindruckenden Muskelgruppen besonders gut zur Geltung. Sie sind nicht so übertrieben ausgebildet, wie ich es bei Bodybuildern schon mal sah. Seine Muskulatur ist exakt so, wie ich sie in gerade diesem Augenblick ideal finde. Das läuft echt gut, also genieße ich weiter.

Bei seinen Übungen turnt sich mein Turner durch recht komplexe Bewegungsabläufe hindurch. Mit höchster Konzentration absolviert er schnell und ruhig zugleich seine Choreografie. Ja, ich weiß, in diesem Fall ist es meine Choreographie, aber das ist jetzt gerade mal egal! Manche Bewegungen sind extrem langsam. Nur, damit ich besser zugucken kann. Andere sprühen vor Spritzigkeit und überraschen mich selbst. Die ganze Vorstellung wird mehr und mehr zum Tanz. Ich kann sogar die passende Musik hören. Vor meinem inneren Auge betreten weitere Tänzer meine private Bühne. Sie reißen mich mit, tragen mich fort in eine Welt voller fließender Bewegungen. Mitten unter ihnen entdecke ich plötzlich mich selbst. Ich bin Teil der Szene geworden – und mitten in einem Rausch der Sinne.

Deutlich spüre ich meine eigene Konzentration. Jede Faser meines Körpers ist gespannt und entspannt zugleich. Alles ist leicht. Elegant bewege ich mich zusammen mit den anderen Tänzern, vollführe ausdrucksstarke Bewegungen, springe leichtfüßig umher und spüre dabei mich, die Umgebung und sogar die Luft ganz intensiv. Die kleinen Luftströmungen, die wir verursachen, kann ich sogar sehen. Sie folgen in bunten Farben unseren Bewegungen. Ein Hauch frischer Luft kitzelt meine Nase. Ich bin ganz bei mir. In völliger Harmonie. Eins mit allem. Zufrieden. Glücklich.

Irgendwann löse ich mich sanft wieder von der Szene. Gut erholt und frisch kehre ich ins Hier und Jetzt zurück. Das wohlige Gefühl bleibt. Wow, welch eine Reise!

Ich sitze noch eine Weile untätig da und genieße so vor mich hin. Dann gestehe ich mir ein, dass das einzig Athletische an mir wahrscheinlich meine Synapsen sind. Nicht immer, aber für meinen Geschmack immerhin oft genug.