Schnell Radfahren - Stefan Schurr - E-Book

Schnell Radfahren E-Book

Stefan Schurr

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Beschreibung

Welche Voraussetzungen benötigt man eigentlich, um möglichst schnell Rad zu fahren? Der entscheidende Faktor ist natürlich die physische Leistungsfähigkeit des Fahrers. Ohne seine entsprechenden konditionellen Voraussetzungen sind alle weiteren Gesichtspunkte ohne größeren Belang. Und trotzdem: Um richtig schnell zu sein, bedarf es etwas mehr: Denn bei gleicher physischer Leistungsfähigkeit wird immer der Athlet gewinnen, der die vielfältigen Möglichkeiten, die sich neben dem Training bieten, optimal ein- und letztendlich auch in eine hohe Geschwindigkeit umsetzen kann! Dieses Buch handelt von genau diesen Möglichkeiten. Es geht um optimale Sitzposition, Material und Taktik! Denn dann können auch die hart erarbeiteten konditionellen Fähigkeiten voll zum Tragen kommen. Ein Kriterium ist sicher von herausragender Bedeutung: die optimale Sitzposition. Sie ist Grundlage für eine effiziente Kraftentfaltung, einen geringen Luftwiderstand sowie entspanntes und lockeres Fahren. Und dabei gibt es für Rennradler und Zeitfahrer recht unterschiedliche Einstellungen. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist das Material. Vor allem Aerodynamik und Gewicht sind Gesichtspunkte, die sich bei unterschiedlichen Streckenprofilen ganz wesentlich auf die Performance auswirken können. Aber nicht nur die! Auch der Rollwiderstand der Reifen sowie Reibungswiderstände in den beweglichen Teilen des Fahrrades sollten einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Im Rennen spielt ein Faktor eine große Rolle: die Taktik. Es geht um die Frage wie man seine Kräfte ökonomisch und effizient nutzen kann. Dabei sind Streckenlänge und -profil wichtige Einflussgrößen für die Renngestaltung. Und was uns in diesem Zusammenhang auch noch interessiert, ist der sogenannte runde Tritt, oder eigentlich besser gesagt der biomechanisch optimale Tritt, der neben der Frequenz auch noch von weiteren Kriterien abhängig ist. Was außerdem noch angesprochen wird, ist die Möglichkeit der Sitzpositions- und Materialtests. Profis gehen dafür gerne mal in den Windkanal oder messen auf der Radrennbahn mittels Leistungsmessgeräten die Auswirkungen von leichten Positionsveränderungen auf Effizienz und Aerodynamik. Dem Amateur und leistungsorientierten Breitensportler ist diese Möglichkeit meist verwehrt. Trotzdem kann man auch mit einfacheren Mitteln gute Testergebnisse erzielen und Rückschlüsse auf Optimierungspotenziale ziehen.

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Inhaltsverzeichnis

Die Sitzposition

Sitzposition auf dem Rennrad

2.1 Körperdaten ermitteln

2.2 Parameter der Sitzposition

2.3 Sitzposition optimieren

Sitzposition Zeitfahren / Triathlon

3.1 Rennrad versus Zeitfahrrad

3.2 Die aerodynamische Sitzposition

3.2.1 Sitzwinkel festlegen

3.2.2 Sattelhöhe bestimmen

3.2.3 Sitzlänge und Lenkerhöhe einstellen

3.2.4 Feintuning der aerodynamischen Sitzposition

3.2.5 Auswirkungen der aerodynamischen Sitzposition

Materialoptimierung

Kräfte und Widerstände beim Fahrradfahren

5.1 Der Rollwiderstand

5.1.1 Der Fahrradreifen

5.1.2 Schlauchauswahl

5.2 Der Luftwiderstand

5.2.1 Aerodynamische Optimierungsmöglichkeiten

5.2.2 Laufräder

5.2.3 Weitere aerodynamische Optimierung

5.2.4 Beschleunigungswiderstand

5.2.5 Steigungswiderstand

5.2.6 Reibungswiderstand

Zusammenfassung Materialoptimierung

Testmethoden

7.1 Testdurchführung mit dem Leistungsmessgerät

7.1.1 Konstante Leistung / Geschwindigkeit

7.1.2 Regressionsmethode

7.2 Die Ausrollmethode

Taktik

8.1 Tempogestaltung in Triathlon und Zeitfahren

8.1.1 Leistungsbegrenzer IANS

8.1.2 Leistungsbegrenzer Kohlenhydratverbrauch

8.1.3 Hügelfahren

8.2 Die effektive Trittbewegung

8.2.1 Der runde Tritt

8.2.2 Biomechanische Optimierung des Tritts

8.2.3 Trittfrequenz

8.2.4 ovoide Kettenblätter

Anhang Masskarte Sitzposition

Literatur / Internet

Vorwort

Welche Voraussetzungen benötigt man eigentlich um möglichst schnell Rad zu fahren?

Der entscheidende Faktor ist natürlich die physische Leistungsfähigkeit des Fahrers. Ohne seine entsprechenden konditionellen Voraussetzungen sind alle weiteren Gesichtspunkte ohne größeren Belang.

Und trotzdem: um richtig schnell zu sein bedarf es etwas mehr: Denn bei gleicher physischer Leistungsfähigkeit wird immer der Athlet gewinnen, der die vielfältigen Möglichkeiten, die sich neben dem Training bieten, optimal ein- und letztendlich auch in eine hohe Geschwindigkeit umsetzen kann! In diesem Buch wollen wir uns diesen Möglichkeiten widmen. Es geht um optimale Sitzposition, Material und Taktik! Denn dann können auch die hart erarbeiteten konditionellen Fähigkeiten voll zum Tragen kommen.

Im Radsport ist da natürlich ein Kriterium von herausragender Bedeutung: die optimale Sitzposition. Sie ist Grundlage für eine effiziente Kraftentfaltung, einen geringen Luftwiderstand sowie entspanntes und lockeres Fahren. Im ersten Teil des Buches werden wir uns mit diesem Thema ausführlich auseinandersetzen und die Sitzposition für die doch teilweise recht unterschiedlichen Anforderungen von Rennradfahrern, Zeitfahrern und Triathleten etwas genauer betrachten.

Im zweiten Teil geht es um einen weiteren wichtigen Aspekt, dem Material. Auch hier können viele verschiedene Kriterien eine wichtige Rolle spielen. Vor allem die Aerodynamik und das Gewicht sind Gesichtspunkte, die sich bei unterschiedlichen Streckenprofilen ganz wesentlich auf die Performance auswirken können. Aber nicht nur die! Auch der Rollwiderstand der Reifen sowie Reibungswiderstände in den beweglichen Teilen des Fahrrades sollten einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Analysiert man die unterschiedlichen Einflussfaktoren genauer, so ergeben sich manchmal erstaunliche Ergebnisse, die sich nicht immer mit den allgemein vorherrschenden Meinungsbildern decken.

Vielleicht überdenkt der eine oder andere seine neu geplante Materialinvestition noch einmal und legt sein Geld anderswo doch besser an?

Der dritten Teil widmet sich den Möglichkeiten um Sitzposition und Materialauswahl mit Hilfe von einfachen und praktikablen Test zu optimieren. In erster Linie geht es dabei um die Verbesserung der Aerodynamik. Profis gehen dafür gerne mal in den Windkanal oder messen auf der Radrennbahn mittels Leistungsmessgeräten die Auswirkungen von leichten Positionsveränderungen auf Effizienz und Aerodynamik. Dem Amateur und leistungsorientierten Breitensportler ist diese Möglichkeit meist verwehrt. Trotzdem kann man auch mit einfacheren Mitteln gute Testergebnisse erzielen und Rückschlüsse auf Optimierungspotenziale ziehen.

Im Rennen spielt noch ein weiterer Faktor eine große Rolle für das Endergebnis: die Taktik. Im vierten Teil geht es um die Frage wie man seine Kräfte ökonomisch und effizient nutzen kann. Dabei sind Streckenlänge und -profil wichtige Einflussgrößen für die Renngestaltung. Und was uns in diesem Zusammenhang auch noch interessiert, ist der sogenannte runde Tritt, oder eigentlich besser gesagt der biomechanisch optimale Tritt, der neben der Frequenz auch noch von weiteren Kriterien abhängig ist. Mehr dazu im vierten Teil.

Teil 1

Die Sitzposition

1 Die Sitzposition

Für den Fahrradfahrer bildet eine korrekte und angepasste Sitzposition die Grundlage für eine effiziente Kraftentfaltung, einen geringen Luftwiderstand sowie entspanntes und lockeres Fahren.

Aber was bedeutet „korrekte“ Sitzposition? Wie sieht sie aus? Gibt es eine einfache Möglichkeit um seine optimale Position auf dem Fahrrad zu finden?

Die Antwort auf diese Fragen ist schwierig: Denn je nach Anforderungsprofil (Zeitfahren, Berganfahren, Kriterium, Marathon,...) können sich Sitzpositionen auf dem Fahrrad teilweise deutlich voneinander unterscheiden. Dass jeder einzelne Sportler individuelle anatomische Merkmale mit sich bringt, erschwert eine Anpassung zusätzlich! Es gibt keine standardisierte Sitzposition, es muss für jeden Athleten und je nach Anforderungsprofil das Optimum, beziehungsweise der beste Kompromiss, gefunden werden!

Die hier aufgeführten Ratschläge dienen daher als Orientierung und geben Richtlinien auf deren Grundlage man seine Positionsbestimmung vornehmen kann. Diese wird dann schrittweise den individuellen Anforderungen angepasst.

2 Sitzposition auf dem Rennrad

Wenn wir unsere Sitzposition auf dem Rennrad ermitteln wollen, dann sollten wir uns erst einmal überlegen worauf es dabei im Wesentlichen ankommt. Denn die optimale Sitzposition auf dem Rennrad muss mehreren Gesichtspunkten genügen.

Der Fahrer sollte möglichst...

...entspannt und ermüdungsfrei

...effizient

...schnell

...mit seinem Fahrrad fahren können.

Die ersten beiden Punkte beziehen sich vor allem auf muskuläre und biomechanische Voraussetzungen, der letzte Punkt auch auf resultierende aerodynamische Konsequenzen.

Diese unterschiedlichen, teilweise sehr gegensätzlichen, Kriterien machen eine individuelle Anpassung so schwierig. Gerade die Anforderungen „optimale Aerodynamik“ und „entspannte Haltung“ schließen sich gegenseitig nahezu aus und verlangen nach einem annehmbaren Kompromiss. Die resultierende effektivste Sitzposition ist nicht immer unbedingt die bequemste. Zur Verbesserung seiner gewohnten Position muss man daher auch am Körper arbeiten und nicht nur das Radmaterial optimieren wollen. Eine stabile Rumpfmuskulatur und funktionelle Beweglichkeit in den Gelenken ermöglicht normalerweise eine wesentlich effizientere und aerodynamischere Sitzposition. Auch der Umstand, dass Fahrradfahrer teilweise mehrere Stunden in ihrer Haltung verharren müssen, kann die Prioritäten weg von der Aerodynamik in Richtung Komfort verschieben. Wie geht man also am besten vor?

Die grundlegende Bestimmung der Sitzposition läuft nach einem allgemeinen Schema ab1:

Körperdaten des Fahrers ermitteln.

Parameter der Sitzposition errechnen und einstellen.

Die Sitzposition den individuellen Gegebenheiten und Ansprüchen anpassen, verändern und optimieren.

2.1 Körperdaten ermitteln

Schauen wir uns zunächst die relevanten Körpermasse an. Die wichtigsten Parameter sind:

Körpergröße

Schulterbreite,

das ist der Abstand zwischen den Schulterknochen.

Innenbeinlänge

(Schrittlänge), sie kann mit Hilfe einer Wasserwaage (siehe Abbildung) bestimmt werden. Dabei stellt man sich mit dem Rücken an eine Wand und schiebt die Wasserwaage im Schritt nach oben. Bei der Messung achtet man auf die Stärke das Andrucks im Schritt, er sollte in etwa dem Satteldruck entsprechen. Der Abstand vom Boden bis zur Oberkante der Wasserwaage entspricht der Schrittlänge.

Rumpflänge,

bei der Messung müssen Becken und Rücken auf voller Länge an die Wand gepresst sein, der Messwert wird von der Sitzfläche bis zur v-förmigen Knochenmulde des Brustbeines ermittelt.

Armlänge,

dabei den Arm locker hängen lassen, gemessen wird der Abstand vom Schulterknochen bis vor die geballte Faust.

Abb.: Körperdaten bestimmen (vgl. Kühnen 8/2003, S. 52)

Abb.: Körperdaten (vgl. Gressmann, 1995, S. 221)

2.2 Parameter der Sitzposition

Aus den Daten, die sich aus der Vermessung des Fahrers ergeben, läßt sich eine erste grobe Bestimmung der Sitzposition vornehmen. Die Ermittlung mit Maßband, Lot und rechnerischer Methode kombiniert die auf dem Markt gebräuchlichsten Verfahren und ermöglicht eine gute Standortbestimmung. Diese bildet dann für weitere Optimierungen eine hervorragende Basis:

Sitzhöhe:

die Sitzhöhe ist der Abstand von der Tretlagermitte bis zur Oberkante des Sattels in der Mitte der Sitzfläche und wird nach der folgenden Formel berechnet

2

:

Die Differenz von +/- 10mm ergibt sich daraus, dass sich einerseits Pedale mitunter deutlich in ihrer Bauhöhe unterscheiden und andererseits auch unterschiedliche Kurbellängen eingesetzt werden. Dies muss natürlich auch in der Sitzhöhe berücksichtigt werden. Was außerdem hinzukommt sind die individuellen Vorlieben des Fahrers, der eine fühlt sich mit höherem, der andere mit etwas tiefer eingestelltem Sattel wohler. Mehr dazu im nächsten Kapitel bei der Optimierung der Sitzposition. Der maximale Winkel im Kniegelenk sollte bei der Trittbewegung etwa 152 bis 155 Grad betragen3.

Sattelposition:

der Sattel sollte sich in einer horizontalen Lage befinden. Dies kann man mit Hilfe einer Wasserwage feststellen. Die vertikale Position ergibt sich folgendermaßen: ein Lot sollte bei waagrechter Kurbelstellung von der Kniescheibe des auf dem Rad sitzenden Fahrers durch die Pedalachse fallen.

Abb.: Lot von der Kniescheibe durch die Pedalachse

Wahl der

individuellen Rückenneigung

und des daraus resultierenden Faktors N. Sie ist ein entscheidendes Kriterium für den Komfort, der sich aus der Sitzposition ergibt.

Abb.: individuelle Rückenneigung (http://www.2peak.com/2peak/sitzposition.xls, 10.11.2008)

Sitzlänge:

die Sitzlänge ist der Abstand von der Oberlenkermitte bis zur Sattelspitze. Sie ist von der Rückenneigung abhängig und wird nach folgender Formel

4

festgelegt:

Überhöhung

wählen: die Überhöhung ist der Höhenunterschied von der Lenkeroberkante bis zur Satteloberseite und korreliert mit dem Fahrkomfort. Je größer die Überhöhung gewählt wird, desto aerodynamischer und sportlicher fällt die Sitzposition aus, eine entspannte Haltung läßt sich durch eine geringere Überhöhung erreichen. Als grobe Orientierung richtet man sich in erster Linie nach der Körpergröße.

Körpergröße

Überhöhung

150 – 160 cm

2 – 5 cm

160 – 170 cm

3 – 7 cm

170 – 180 cm

5 – 8 cm

180 – 190 cm

6 – 10 cm

190 – 200 cm

7 – 12 cm

Tab.: Überhöhung (vgl. http://www.2peak.com/2peak/sitzposition.xls, 10.09.2008, leicht modifiziert)

Aus Überhöhung, Sattelstellung und Sitzlänge ergibt sich jetzt die passende

Vorbaulänge.

Abb.: Parameter der Sitzposition

Lenkerbreite:

die Breite des Lenkers richtet sich nach der Schulterbreite und sollte in etwa dieser entsprechen.

Kurbellänge:

die optimale Kurbellänge ist von mehreren Faktoren abhängig. Die wichtigste Einfußgröße stellt die Schrittlänge des Fahrers dar

5

:

Lenkerenden:

die Lenkerenden richtet man parallel zum Boden oder geringfügig tiefer aus. Zweiteres bringt eine ergonomischere Stellung des Handgelenks in der Unterlenkerhaltung.

Bremshebel:

als Richtwert nimmt man die Unterkante des Unterlenkers und die Enden der Bremsgriffe, sie bilden eine Linie. Die Bremshebel werden gerade nach vorne ausgerichtet.

2.3 Sitzposition optimieren