0,99 €
Trudi muss was tun! Die Familie hackt auf ihr herum, ihr Mann zeigt kein Interesse mehr, die Pfunde müssen runter! Ein Aufenthalt in einer Diät-Klinik scheint die rettende Lösung. Doch Trudi gerät außer sich beim Anblick der winzigen Teller und mageren Portionen. Was tun, wenn der Hunger sie nachts aus dem Bett treibt? Natürlich: ab in die Küche! Nur dass sie dort nicht allein is(s)t …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 38
Veröffentlichungsjahr: 2014
»Mensch Trudi, jetzt guck nicht so!« Herrmann sah sie vorwurfsvoll an. Dann verschwand ein mächtiges Stück Torte in seinem Mund.
»Ich guck ja gar nicht«, maulte Trudi. Sie wusste natürlich, dass sie doch geschaut hatte. Vor ihr auf dem Tisch stand schließlich eine köstliche Torte.
»Ja-ja, das ist schon schwer, wenn man verzichten muss.« Ihre Schwiegermutter schüttelte mitleidig den Kopf und schob sich ebenfalls eine unverschämte Menge Schokocreme in den Mund.
»Was redest du da, Marlies!« Herrmanns Vater lachte los. »Als wenn du jemals eine Diät gehalten hättest!«
»Aber natürlich habe ich das, Günter!«, rief Marlies pikiert.
Trudi wunderte sich, dass ihre Schwiegermutter diesen Tonfall so nachdrücklich hinbekommen hatte, ohne dabei alles wieder auszuspucken.
»Jede Frau hält in ihrem Leben irgendwann Diät. Das liegt wohl in den Genen. Und ich habe als richtige Frau schon zahllose Diäten gehalten.«
»Nur gewirkt hat es nie.« Günter zwinkerte seinem Sohn verschwörerisch zu und lächelte danach seine Frau entschuldigend an. »Zumindest nicht sichtbar.«
Trudi wurde flau im Magen.
»Jetzt hört sich aber alles auf!« Marlies schaufelte sich noch ein zweites Stück von der Köstlichkeit auf den Teller. »In Trudis Alter hatte ich eine bombige Figur.«
»Bombe! Das ist die richtige Beschreibung.« Günter kicherte.
»Wenn du möchtest, dass ich dir die Torte ins Gesicht schmiere, musst du es nur sagen.« Marlies Stimme hörte sich süßer an als die Schokocreme.
»Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt, Propperchen.« Günter tätschelte seiner Frau die runde Wange. »Ist doch nicht böse gemeint.«
Marlies grunzte lediglich. Wahrscheinlich wäre sie auf der Stelle erstickt, wenn sie zu sprechen versucht hätte.
Herrmann erhob wieder das Wort: »Aber jetzt sind wir mal ehrlich, so nötig wie Trudi hatte Mutter eine Magerkur nie, oder?«
Trudi biss die Zähne zusammen.
»Na ja, ich war nie wirklich schlank.« Marlies senkte bescheiden den Blick, klimperte aber gleich darauf kokett mit den Wimpern. »Aber ich sah nicht schlecht aus.«
»Ich sehe auch nicht schlecht aus!«, merkte Trudi vorsichtig an. Ganz überzeugend kam das nicht raus, eher verunsichert fragend.
»Aber Schätzchen, das sagt doch gar keiner.« Ihr Schwiegervater tätschelte nun ihre Wange.
»Günter hat recht«, stimmte Marlies zu. »Ich weiß gar nicht, wie du auf so was kommst.«
»Trudi ist immer recht gereizt, wenn sie nicht ihre gewohnten Portionen bekommt. Nicht wahr, Süße?« Herrmann grinste sie breit an. Zwischen seinen Zähnen klebte Schokoverzierung, die vor diesem Hintergrund keinen verschönernden Effekt hatte.
Trudi schwieg. Wieder fiel ihr Blick auf die sündige Versuchung vor sich.
»Vielleicht sollten wir die Torte einfach fortstellen«, schlug Marlies vor. »Ist ja auch nicht schön, solche Leckerbissen ansehen zu müssen, wenn einem der Magen knurrt.«
»Nein, herrje, das ist nicht nötig!« Trudi sah erschreckt in die Runde. »Ich kann mich schon beherrschen.«
»Ja, das kannst du, Süße«, beschwichtigte Herrmann.
Trudi sah aus den Augenwinkeln, wie ihr Mann seinen Eltern geheime Zeichen gab, jetzt ruhig zu sein.
Betretenes Schweigen. Dann setzte langsam wieder das Schmatzen ein.
»Vielleicht sollten wir Männer auch mal so eine Diät machen. Dann würden wir die Frauen besser verstehen«, fing Günter das Gespräch schließlich wieder an.
»Das wär ja mal eine Überlegung wert.« Marlies jodelte ihre Zustimmung durch einen Haufen Schokosahne.
»Ach Gott! Hört mir mit so was auf!« Herrmann ließ vor Schreck seine Gabel wieder sinken. »Wofür sollten wir das machen? Das ist doch nichts für echte Kerle!«
»Papperlapapp! Schau mal deine Wampe an, Jungchen!« Marlies piekste ihrem Sohn mit spitzem Finger in die Fettwulst.
»Aber Mama! An einem Mann muss auch etwas dran sein. Wer viel arbeitet, der muss auch ordentlich bei Kräften sein.«
Sein Vater stimmte sofort zu. »Also da hat er absolut Recht. Bei Männern ist das was anderes.«
Trudi nippte an ihrem bitteren Kaffee. So ohne Zucker und Milch schmeckte das Gebräu äußerst merkwürdig. Ihre Augen schweiften automatisch zum Topf mit der Sahne. Herrmann nahm gerade einen ordentlichen Löffel heraus und warf die weiße Pracht über seinem dritten Stück Cremetorte ab.
»Wie lang machst du denn deine Diät jetzt schon?«, fragte Marlies spitz.
»Seit einer Woche.« Trudi hielt sich an der Tischkante fest.
»Ach so«, sagte ihre Schwiegermutter erleichtert. »Dann ist es ja kein Wunder, dass man noch nichts sieht.« Sie lachte schrill. »Bei mir konnte man immer erst nach drei bis vier Wochen Erfolge sehen. Das war das Allerschrecklichste überhaupt. Man isst nichts, verzichtet auf alles, und man hat trotzdem keinen Fortschritt.«
»Also ich habe in dieser Woche jetzt knapp zwei Kilo abgenommen.« Trudi lächelte gespreizt.
»Ach, sieh an.« Marlies riss die Augen auf und nickte mit aufgeblähten Wangen. »Ist ja schon allerhand. Aber wenn man ja sonst sehr rund ist, fällt das im Verhältnis ja auch nicht gleich auf.«
Trudi kniff in die Tischdecke.
»Ich seh da auch nichts«, bemerkte Herrmann. »Ich hab ja sogar schon vermutet, dass unsere Süße sich gar nicht an die Diät hält.«