Schottische Träume - Die Färberin von Tobermory - Cara Hay - E-Book

Schottische Träume - Die Färberin von Tobermory E-Book

Cara Hay

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In der Liebe gibt es mehr als nur schwarz-weiß ...

Textilfärberin Hailey Cameron führt eine kleine Boutique auf der schottischen Isle of Mull. Neben den Färberpflanzen sind Filme ihre ganz große Leidenschaft. Daher ist sie hellauf begeistert, als auf der Insel ein Hollywood-Film gedreht werden soll - und zwar von niemand anderem als ihrem Jugendfreund Logan Wallace. Hailey freut sich darauf, ihn endlich wiederzusehen. Kaum dass die Crew die Insel betreten hat, verbringt sie jede freie Minute am Filmset und macht sich durch ihre hilfsbereite Art unentbehrlich. Doch ausgerechnet Logan will sie vom Set verbannen. Was hat er bloß gegen Hailey?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Über das Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

Über das Buch

In der Liebe gibt es mehr als nur schwarz-weiß … Textilfärberin Hailey Cameron führt eine kleine Boutique auf der schottischen Isle of Mull. Neben den Färberpflanzen sind Filme ihre ganz große Leidenschaft. Daher ist sie hellauf begeistert, als auf der Insel ein Hollywood-Film gedreht werden soll – und zwar von niemand anderem als ihrem Jugendfreund Logan Wallace. Hailey freut sich darauf, ihn endlich wiederzusehen. Kaum dass die Crew die Insel betreten hat, verbringt sie jede freie Minute am Filmset und macht sich durch ihre hilfsbereite Art unentbehrlich. Doch ausgerechnet Logan will sie vom Set verbannen. Was hat er bloß gegen Hailey?

Über die Autorin

Cara Hay wurde in Kanada geboren und hat in London gelebt. Mittlerweile wohnt sie mit ihrer Familie im schönen Siegen, aber sie hat immer noch eine Schwäche für Nebel, Jane Austen und den britischen Humor. Sie träumt von Schottland, und wenn sie schon selbst nicht dort leben kann, so kehrt sie doch in ihren Romanen um die fünf Freundinnen aus Tobermory regelmäßig dorthin zurück.

Cara Hay

SCHOTTISCHE TRÄUME

Die Färberin von Tobermory

ROMAN

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Originalausgabe

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Langenbuch & Weiß Literaturagentur.

Copyright © 2023 by Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6–20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Textredaktion: Susanne George, Bergisch GladbachUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenUmschlagmotiv: © Composition FinePic®, MüncheneBook-Erstellung: two-up, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-4226-9

luebbe.delesejury.de

Prolog

ISLE OF MULL VOR SIEBZEHN JAHREN

Hailey zwang sich, die regennasse Treppe sehr langsam hinabzustürmen. Quasi in Zeitlupe. Sie hatte sogar genug Zeit zu bemerken, dass die Luft mit jeder Stufe ein wenig kühler wurde. Richtig kalt war es direkt vor der Kellertür, wo sie fast zwei Sekunden lang innehielt, um sich zu sammeln. Benimm dich wie eine Fünfzehnjährige. Im Schneckentempo riss sie die Tür mit dem Schild »Zutritt ab 16« auf, das sie seit fast zwei Jahren erfolgreich ignorierte.

»Logan, ich habe Geburtstag!«

Wie üblich hockte Logan mit dem Rücken zum Eingang in dem abgewetzten Ledersessel an dem wackeligen blauen Metalltisch, umgeben von Bergen Elektronik. Er teilte sich den Sessel mit seinem geliebten Kabelgewirr, das sich auf dem Tisch fortsetzte. Die Kabel schlängelten sich zwischen fünf kleinen Fernsehern, drei Videorecordern und zwei Kameras hindurch und hielten Logans Welt zusammen. Vielleicht sogar die ganze Welt. Jedenfalls hätte Hailey es niemals riskiert, irgendwo den Stecker zu ziehen. Auch wenn es ihr manchmal in den Fingern juckte, den stets laufenden Fernseher zum Schweigen zu bringen, um Logans ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten. Wie das wohl wäre? Ob es jemanden gab, den er lieber auf eine einsame Insel mitnehmen würde als die Flimmerkiste? Auf keinen Fall. Schließlich steckten in dem Ding Millionen Menschen – warum sollte er sich da mit einer einzigen Person begnügen? Zumal besagte Person spätestens nach drei Tagen auf der Sandbank nichts mehr zu erzählen hätte. Abgesehen von »Hunger!« und »Sonnenbrand!«.

Doch sie hatte jetzt etwas zu erzählen: »Geburtstag!«

»Ist das mein Problem?«, murrte Logan, ohne sich von dem Röhrenbildschirm abzuwenden, auf dem eine uralte Folge Seinfeld lief.

»Ja!«

Sie schloss die Tür hinter sich und durchquerte den dunklen Raum, der nur von der flackernden Mattscheibe erhellt wurde. Wer in dieser Videothek nach Filmen stöbern wollte, hatte es nicht leicht. Wobei die spärliche Beleuchtung die geringste Hürde war. Logans Laune wurde von Woche zu Woche schlechter. Vor wenigen Tagen hatte er sogar ihre Tante Erin rausgeworfen, bloß weil sie Rendezvous mit Joe Black ausleihen wollte. Hailey war dabei gewesen, aber sie hatte Erin nicht retten können.

»Marschier ich etwa in deinen Laden, um mir was Gestreiftes zu kaufen?«, hatte Logan ihre Tante angeblafft.

Erin hatte gelacht. »Streifen kommen mir nicht ins Haus.«

»Und Joe Black kommt mir nicht ins Haus.«

»Joe Black oder Brad Pitt?«

»Glaubst du im Ernst, ich hätte ein Problem mit Brad Pitt? Du kannst Twelve Monkeys, Sieben oder Fight Club mitnehmen.«

»Und was ist mit Legenden der Leidenschaft? Den musst du doch haben, das ist ein Klassiker.«

Bei dem Wort »Klassiker« hatte selbst Hailey ihrer Tante einen vernichtenden Blick zugeworfen. Logan hatte nur zur Tür gezeigt und »Raus!« gerufen. Und er war unerbittlich geblieben.

Wie gesagt, in letzter Zeit verstand er keinen Spaß. Was sie ihm nicht verübeln konnte. Seit anderthalb Jahren wartete er nun auf eine Nachricht aus New York, und allmählich ging ihm der lange Atem aus. Nein, schlimmer: die Hoffnung. Abgesehen von ihrer Freundin Cailin war Logan Wallace der Einzige seines Jahrgangs, der immer noch in Tobermory feststeckte. Während ihre Mitschüler nach dem Ende der High School wie überdrüssige Passagiere von Bord der Insel aufs Festland geströmt waren, hatten Logan und Cailin sich fürs Warten entschieden. Cailin auf einen Geistesblitz und Logan auf die Zusage der Filmhochschule in New York. Hailey wusste nicht so recht, was sie sich für ihre beiden vier Jahre älteren Freunde wünschen sollte: dass sie endlich glücklich würden oder dass sie bei ihr auf der Insel blieben. Am liebsten beides. Aber das war unmöglich.

Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, als Logan seinen Bewerbungsfilm abgeschickt hatte. Sie war dreizehn Jahre alt gewesen und hatte das dringende Bedürfnis nach My Girl gehabt. Doch der magische Keller im Haus der Familie Wallace war verschlossen gewesen. Als sie mit hängendem Kopf die Treppe zurück in die reale Welt hochgestapft war, wäre sie auf der obersten Stufe beinahe mit Logan kollidiert. Er hatte sie bereits bemerkt und auf sie gewartet. Auf sie gewartet. Wirklich. Und dabei hatte er mit seinen schulterlangen dunkelblonden Haaren nahezu exakt so ausgesehen wie ihr Lieblingsschauspieler, der tote River Phoenix. In lebendig natürlich. Mit diesem ganz leichten Silberblick, den vermutlich niemand außer ihr wahrnahm, weil keiner ihn (Logan) lange genug betrachtete. Zweifellos hätten die anderen Mädchen in der Schule es ebenfalls gern getan. Ihn betrachtet. Sie trauten sich bloß nicht wegen dieser hochgezogenen Augenbraue, die immer »Geh weg!« zu knurren schien. Aber an jenem Tag vor anderthalb Jahren hatte Logan gelächelt. Nein, er hatte gestrahlt. Seine Augen ein klares Blau, ohne einen Funken Sarkasmus.

»Das wurde aber auch Zeit, Cameron«, hatte er zu ihr gesagt.

Logan war der Einzige, der sie bei ihrem Nachnamen nannte. Eigentlich gab es dafür zu viele Camerons auf der Insel. Es war ein wenig so, als würde man seinen Hund Lucky nennen. Dennoch gefiel es ihr. Es fühlte sich an, als wäre sie die einzige Cameron, die zählte.

»Zeit wofür?«

Er hielt einen braunen wattierten Briefumschlag in die Höhe. »Du musst mich zur Post begleiten.«

Hailey starrte zuerst den Umschlag, dann ihn an. »Ist das dein Bewerbungsvideo für die Filmakademie?«

Logan nickte. »Cailin meint, du bringst Glück.«

»Warum meint sie das?«, fragte sie verblüfft.

»Weil sie deinetwegen mit Ian zusammengekommen ist.«

»Meinetwegen?«

»Behauptet sie zumindest. Du wärst ein Glückspenny.«

Hailey warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Und wie soll das mit dem Glück funktionieren?«

Er zuckte mit den Schultern. »Sag du es mir.«

Unsicher schob sie sich die Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem leuchtend roten Pferdeschwanz gelöst hatte. »Ich könnte den Umschlag anpusten.«

»Hast du Cailin auch angepustet?«

»Sehr witzig.«

»Begleite mich einfach zur Post.«

Hailey zögerte. »Aber dann ist er weg.«

»Ja, so läuft das mit der Post.«

Sie nickte und sah zu Boden.

»Hey.« Er stupste mit dem Briefumschlag gegen ihre Schulter. »Mit dieser Grabesmiene bringst du mir kein Glück. Was ist los?«

»Nichts …«

»Cameron, spuck’s aus.«

Sie blickte auf. »Ich dachte, du würdest ihn mir vorher vielleicht zeigen.«

Er hob eine Augenbraue. »Meinen Film? Dir?«

»Wem denn sonst?«

Logans Miene verdunkelte sich, und sie biss sich auf die Unterlippe. Wem denn sonst. Am liebsten hätte sie sich die drei blöden Worte zurück in den Mund gestopft. Sie wusste nicht einmal, was sie damit gemeint hatte. Vermutlich nur: Ich bin die Einzige auf der gesamten Isle of Mull, die Filme annähernd so liebt wie du. Doch Logan hatte offensichtlich verstanden: Ich, Hailey Cameron, dreizehn Jahre alt, bin deine einzige Freundin. Er presste die Lippen aufeinander, als hätte es dieses viel zu seltene Lächeln nie gegeben.

»Vergiss das mit dem Glück«, brummte er und wandte sich abrupt zum Gehen.

»Logan …«

»Und lauf mir nicht nach.«

Sie war unschlüssig auf dem Gehweg stehen geblieben und hatte ihm hinterhergesehen, bis er um die nächste Straßenecke gebogen war. Sie hatte sich eigenartig verloren gefühlt. Aber vor allem schuldig. Denn ein egoistischer Teil von ihr war unendlich froh darüber gewesen, dass sie den Briefumschlag nicht angepustet hatte. Kein Rückenwind in Richtung New York.

Hailey blinzelte die Gedanken weg. Heute war ihr Geburtstag, und nichts würde sie davon abhalten, endlich ihren Wunschfilm zu bekommen. Auch nicht das trübe Licht oder Logans miese Laune. Entschlossen steuerte sie auf den Metalltisch zu und lehnte sich dagegen. Direkt neben Jerry Seinfeld.

Logan schaute erst von dem Bildschirm auf, als ihr Bein seines berührte. Ihr nacktes, fünfzehnjähriges Bein. Es war ein nasskalter Januartag, aber zur Feier des Tages hatte Erin ihr erlaubt zu frieren. Daher trug sie nun einen der superkurzen karierten Röcke ihrer Tante. Und freute sich über das riesige Loch in Logans Jeans. Hautkontakt mit seinem Knie – das war noch besser als Cailins Geschenk.

Er zog sein Bein weg. »Herzlichen Glückwunsch, Cameron. Und jetzt zieh Leine, du hast die drei Filme von vorgestern noch nicht zurückgebracht.«

Da griff Hailey in ihre Umhängetasche, die Erin aus schwarz-grünem Tartanstoff für sie geschneidert hatte, und kramte ein Video und eine DVD hervor. »Mit Dank zurück.«

»Das sind nur zwei.«

»Chasing Amy brauche ich noch.«

Er stellte den brabbelnden Jerry Seinfeld auf Stumm. »Wozu? Du kannst den Quatsch doch schon mitsprechen.«

»Für mein Tagebuch«, sagte sie mit feierlicher Miene.

»Muss ich das jetzt verstehen?«

»Cailin hat es mir geschenkt.« Sie fasste erneut in ihre Tasche und brachte ein in knallrotes Leder gebundenes Buch zum Vorschein. In das Leder war mit goldenen Lettern eingraviert: »BLEIB HUNGRIG«.

»Darf ich vorstellen? Mein neues Tagebuch.«

»Es hat kein Schloss«, bemerkte er unbeeindruckt.

Sie zuckte mit den Schultern. »Cailin mag keine Geheimnisse.«

»Sie hat dir also ein Notizbuch zum Geburtstag geschenkt. Und was hat das mit Chasing Amy zu tun?«

Hailey schlug die erste Seite des Buches auf und entzifferte im flimmernden Licht des Fernsehers die Sauklaue ihrer besten Freundin: »Happy Birthday, mein Küken. Werde trotzdem nicht zu schnell erwachsen. Erwachsene vergessen Filme, sobald der Abspann läuft. Am besten schreibst du auf, was du gesehen hast, bevor du blind wirst. Verzweifle nicht, wir alle haben mal Geburtstag. Alles Liebe, C.«

Logan schüttelte den Kopf. »Cailin hat ’nen Knall.«

»Hat sie nicht.« Sie klappte das Buch zu. »Meine Tante weiß morgens schon nicht mehr, was sie am Abend vorher im Fernsehen gesehen hat.«

»Ja, weil es ihr egal ist.«

»Und warum ist es ihr egal?«

»Weil sie sich nur für Klamotten interessiert.«

»Nein, Logan, weil sie alt ist.«

Er verdrehte die Augen. »Deine Tante ist gerade mal fünfundzwanzig oder so.«

»Sechsundzwanzig.«

»Komm zum Punkt.«

Sie hielt das Buch in die Höhe. »Das wird mein Film-Tagebuch. Ich schreibe alles auf.«

Logan lachte auf. »Und ausgerechnet Chasing Amy soll den Anfang machen? Sag doch gleich, dass du ein Film-Sex-Tagebuch führen willst. Ich hätte ihn dir gar nicht geben dürfen, der ist ab sechzehn.«

Sie musterte ihn für einen Augenblick. Dann rutschte sie auf den Tisch und schlug in Zeitlupe ihre nackten Gänsehautbeine übereinander. »Ich habe schon sekundäre Geschlechtsmerkmale, weißt du.«

Er verzog keine Miene. Ihre kleinen Provokationen hatten ihn noch nie aus der Ruhe gebracht. Dennoch verirrte sich sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu ihren unter dem engen weißen Pullover eindeutig vorhandenen Brüsten. Hailey lächelte zufrieden. »Du frühreifes Früchtchen«, pflegte Erin zu witzeln. Was ihre Tante wohl zu einem neunzehnjährigen Freund sagen würde?

Doch Logan schaute längst wieder in die Ferne, nach New York, wo Jerry und seine Freundin Elaine es nicht hinkriegten, eine Schokoladen-Babka zu kaufen. Er hatte den Ton wieder eingeschaltet und brummte: »Geh von meinen Kabeln runter.«

Hailey ignorierte seine Aufforderung und lehnte sich ein wenig zur Seite, zwischen ihn und New York. »Chasing Amy wird der zweite Tagebucheintrag, der erste ist für etwas Besonderes reserviert. Deshalb bin ich ja hier.«

Er deutete mit dem Daumen hinter sich in die Dunkelheit. »Du weißt, wo Breakfast Club steht. Bedien dich und hau ab.«

Sie holte tief Luft. Öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder. Den ganzen Tag hatte sie die Worte im Kopf herumgeschoben, die sie ihm sagen wollte. Oder vielmehr: nicht sagen wollte. Wenn Erin bereits wegen einer Lappalie wie Rendezvous mit Joe Black hochkant aus dem Keller geflogen war, was würde dann erst passieren, wenn … Es half nichts. Sie musste es tun. Anderenfalls würde Logan für immer auf ihrer Insel gestrandet bleiben und Tag für Tag mehr verbittern, während er hier unten im Dunkeln hockte oder seinen Meeresbiologeneltern dabei half, glitschige Algen aus dem Hafenbecken zu fischen. Statt Filme zu drehen. Die besten Filme aller Zeiten, davon war sie überzeugt.

»Logan, bitte gib mir dein Bewerbungsvideo.«

Zum ersten Mal war sie froh über Jerry Seinfeld, der in ihrem Rücken einen Keks aß und darüber philosophierte, wie gut der helle Teig mit den schwarzen Schokostückchen harmonierte. Ohne sein Geplapper hätte man ihr Herz klopfen hören. Sie klammerte sich an die Tischkante und hielt Logans verärgertem Blick stand. Er würgte Jerry wieder mit der Fernbedienung ab und sagte gefährlich leise: »Hailey, wenn wir Freunde bleiben wollen, nimmst du jetzt den Breakfast Club und verschwindest.«

Sie schluckte. Hailey. So hatte er sie noch nie genannt. Aber das war gar nichts im Vergleich zu dem anderen Wort: Freunde. Für einen Augenblick verspürte sie den Impuls, diese beiden glitzernden Worte einzupacken und ohne das Video nach Hause zu gehen. Sie hatte genug Stoff für ihr Tagebuch – spätestens, seit sie sein Knie berührt hatte.

Doch hier ging es nicht um das Tagebuch. Es war bloß ein Vorwand, damit er nicht ahnte, dass sie ihm helfen wollte. Dafür nahm sie gern in Kauf, das verknallte Mädchen mit dem Film-Tagebuch zu sein. Zumal Logan längst wusste, wie sehr sie für ihn schwärmte. Das war ihr recht. Es wäre jedoch eine ziemliche Katastrophe gewesen, wenn er von ihrem Plan erfahren hätte, sein Glückspenny zu sein. Sie wollte endlich tun, worum er sie damals gebeten hatte: ihm Rückenwind geben, um die Isle of Mull zu verlassen. Was im Klartext bedeutete, dass ihr sein Glück wichtiger war als ihr eigenes. Die Worte »schwärmen« und »verknallt« waren also die Untertreibung des Jahrhunderts. Und er würde es sofort begreifen. Er begriff immer alles. Vermutlich würde er sie mit einem lebenslangen Kellerbetretungsverbot belegen.

»Bitte«, beharrte sie. »Ich zeige es auch keinem.«

»Vergiss es.« Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Ich habe sowieso keine Kopie übrig. Dachtest du etwa, ich hätte mich nur bei einer einzigen Filmschule beworben?«

Sie sah ihn verwundert an. »Ja, dachte ich.«

»Ich habe schon sieben Absagen.« Er klang gleichgültig, aber sie wusste es besser.

»Auch aus New York?«, fragte sie entsetzt.

»Nein, die machen sich nicht die Mühe.«

Sie streckte die Hand aus. »Gib mir den Film, Logan.«

»Bist du taub? Ich habe ihn nicht mehr.«

Sie klopfte auf einen der drei Videorecorder und rüttelte an dem Kabelsalat. »Du tust den lieben langen Tag nichts anderes, als zu kopieren, zu überspielen und herumzustöpseln – und da soll ich dir glauben, dass du keine Kopie für dich angefertigt hast? Wenn du mich weiter anlügst, bleibe ich hier sitzen, bis Erin mich holt.«

Seine Augen wurden schmal. »Wozu willst du ihn haben?«

»Hab ich doch gesagt, für mein Film-Tagebuch.«

Logan schnaubte. »Damit du deinem Buch erzählen kannst, was für einen Versager du kennst?«

»Du weißt, dass du brillant bist«, erwiderte sie ungeduldig. »Alle wissen das – zumindest alle, die den Kurzfilm gesehen haben, den du damals mit deiner Abschlussklasse gedreht hast. Wenn dein Bewerbungsfilm auch nur halb so gut ist, verstehe ich nicht, warum du noch hier bist.«

Er musterte sie misstrauisch. Mist. Sie kannte diesen Blick. Er war im Begriff, sie zu durchschauen.

»Du überschätzt dich, Cameron.«

»Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Du willst den Fehler finden, nicht wahr?«

»Blödsinn.«

»Du willst wissen, warum die mich nicht nehmen.«

Hailey atmete auf. Er lag haarscharf daneben. Sollte er sie doch für neugierig halten. Alles war besser als die Sache mit dem Glückspenny.

Sie sah ihn herausfordernd an. »Du etwa nicht?«

»Doch, aber –«

»Du weißt genau, dass ich eine verdammte Filmexpertin bin.« Erneut streckte sie die Hand aus. »Also stell dich nicht so an und gib ihn mir.«

Logan blinzelte. Und schwieg.

Nach einer Weile wurde ihr Arm schwer, aber sie zog ihn nicht zurück. Sie schwieg ebenfalls. Ohne zu blinzeln.

»Du wirst ihn hier anschauen«, brummte er schließlich.

Sie ließ den Arm sinken. »Hier? Mit dir?«

»Dachtest du etwa, ich lasse dich damit zu deiner Tante Erin laufen?«

Hailey antwortete nicht. Sie war sprachlos. Logan und sie hatten schon über unendlich viele Filme gestritten, einander unzählige Zitate an den Kopf geworfen, und einige Male hatte sie auch seine Videos abgeküsst. (Zum Beispiel The Thing Called Love mit River Phoenix.) Aber niemals, wirklich nie hatten sie zusammen einen Film angesehen. Und das hier war nicht irgendein Film, sondern sein Film. Sein Ticket nach New York. Würde sie ihm unter diesen Umständen helfen können, es einzulösen? Eher nicht. Am liebsten hätte sie ihn gebeten, zuerst etwas Langweiliges anzuschauen. Zum Beispiel The Big Lebowski. Wenn sie sich in Logans Gegenwart darauf konzentrieren konnte, würde das Bewerbungsvideo ein Kinderspiel sein.

»Logan –«

»Hailey –«

Sie hatten gleichzeitig gesprochen. Und er hatte es schon wieder getan. Sie bei ihrem Vornamen genannt.

»Du zuerst«, sagte er.

»Können wir vielleicht erst mal etwas anderes gucken?« Heiser ergänzte sie: »Zum Aufwärmen?«

Zu ihrem Erstaunen nickte er. »The Big Lebowski?«

Sie seufzte erleichtert. »Gute Idee.«

Es folgte eine eigenartige Stille. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass eine neue Folge Seinfeld begonnen hatte. Gleich würde Logan den Ton wieder einschalten. Sie wartete. Aber es passierte nicht. Er saß nur da und sah sie an. Sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit – und nicht den Hauch einer Ahnung, was sie damit anstellen sollte.

Befangen erkundigte sie sich: »Was wolltest du denn sagen?«

Er wandte den Blick von ihr ab, aber dann gestand er leise: »Dasselbe.«

***

20. Januar

BREAKING THE NEWS

Drehbuch und Regie: Logan Wallace

Liebes Tagebuch,

ich bin Hailey Cameron, und du gehörst jetzt mir. Man sieht es dir übrigens an. Du bist rot, so wie ich. Wir sehen uns insgesamt ziemlich ähnlich. Anders als du trage ich zwar keine goldene Jahreszahl auf dem Rücken, aber die Worte »BLEIB HUNGRIG« stehen mir genauso leuchtend auf die Stirn geschrieben wie dir. Das hoffe ich zumindest. Mein Freund Logan braucht sie nämlich, diese beiden Worte.

Du kennst mich noch nicht, deshalb sage ich es dir: Ich bin selten sprachlos. Aber zu Logans Bewerbungsvideo für die Filmakademie hatte ich im ersten Moment rein gar nichts zu sagen. Und Logan kennt mich. Als der superlange Abspann von ungefähr zehn Sekunden abgelaufen war und ich immer noch keinen Mucks von mir gegeben hatte, hat Logan »Er gefällt dir nicht« gebrummt. Ich wollte widersprechen, aber es ging nicht.

Ich mag verwirrende Filme, wirklich. »Lost Highway« von David Lynch habe ich zweimal gesehen und »Dead Man« von Jim Jarmusch sogar dreimal. Aber »Breaking the News« hat mich nicht berührt. Was vermutlich daran liegt, dass es darin keinen einzigen Menschen gibt. Nur Logans (wunderschöne) Stimme und die (wunderschönen) Berge, Seen und Küsten unserer Insel. Es hätte ein Naturfilm über die Isle of Mull sein können, aber Logans Worte passen nicht zu den Bildern. Er liest monoton die Abendnachrichten vor. Während wir also die friedlichen grünen Ufer des Loch Bà oder den nebelverhangenen Felsbogen von Carsaig betrachten, erzählt seine BBC-Stimme im Hintergrund von Krieg, Wirbelstürmen und Hungersnöten.

»Wo liegt das Problem?«, wollte er sofort von mir wissen.

»Es fehlen Menschen«, habe ich widerwillig geantwortet. »Und dann ist da noch die Sache mit Simon & Garfunkel.«

Er hat mich perplex angeschaut. »Simon & Garfunkel kommen in dem Film doch gar nicht vor.«

Liebes Tagebuch, er kennt tatsächlich nicht den Song »7 O’Clock News/Silent Night« von Simon & Garfunkel! Bei uns zu Hause läuft der jedes Jahr zu Weihnachten – trotz der nervigen Nachrichtenstimme, die permanent in die Musik reinquatscht. Oder gerade deswegen. Mein Dad liebt Politik.

Logan hat das Video aus dem Recorder gezogen und es gegen eines der Regale gepfeffert. Irgendwann hat er wie zu sich selbst gesagt: »Warum soll man überhaupt etwas tun? Alles ist schon mal da gewesen.«

Ich wollte ihn in den Arm nehmen, aber so etwas erlaubt er nicht. Daher habe ich nur unbeholfen gemurmelt: »Wir nicht, Logan. Wir sind noch nicht da gewesen.«

Doch er hat an mir vorbeigeschaut, auf seine deckenhohen Regale mit all den noch nie da gewesenen Filmen.

»Geh nach Hause, Cameron«, hat er gesagt. Nicht im Befehlston. Eher ein bisschen flehend. Eigentlich tue ich selten, was er will. Aber diesmal habe ich es getan.

1

HEUTE

Hailey sog durstig die kühle Morgenluft ein, die immer noch ein wenig nach Regen schmeckte. Am liebsten hätte sie die leckere Luft in ein Glas gefüllt und es in einem Zug ausgetrunken. Nichts und niemand konnte sie dazu bewegen, diesen ersten sonnigen Tag seit Wochen in dem stickigen Werkraum im Hinterhof zu verbringen. Nicht einmal ihr Färberkurs. Zum Glück hatte sie für seltene Tage wie diese ein Ass im Ärmel: den »theoretischen Teil« des Workshops, wie sie den Rundgang durch ihren Färbergarten nannte. Nun musste sie sich nur noch gegen die nörgelige Lucinda Dingsbums aus Birmingham durchsetzen. Vermutlich wäre sie längst eingeknickt, hätte Cailin sie vorhin nicht so laut angefeuert. Ihre Freundin war ihr vor Kursbeginn im Coffee Shop über den Weg gelaufen, und als Hailey mit fünf Kaffeebechern beladen zurück auf die Hafenpromenade gestolpert war, hatte Cailin ihr hinterhergebrüllt: »Hailey Cameron! Geht in den Garten! Keine Kompromisse heute!«

Keine Kompromisse. Offenbar hatte Cailin einen siebten Sinn gehabt, denn der Gartenrundgang spaltete den Kurs tatsächlich in zwei Lager: Hailey und drei ältere Damen (Edith, Mabel und Mildred) gegen die störrische Lucinda. Sie saßen nun schon seit einer Viertelstunde an dem kleinen Holztisch im Hof hinter Haileys Haus und versuchten, das Mädchen für die Sonne zu erwärmen. Der Kaffee zum Kennenlernen war längst ausgetrunken, aber das störte die jüngste Kursteilnehmerin nicht. Lucinda wollte diskutieren. Und sofort tun, was der Flyer in der Hotellobby versprochen hatte: Färben mit Naturfarben. Sie hatte nach eigenem Bekunden »den echten theoretischen Teil«, wie sie das Internet nannte, gestern Nacht durchgelesen, und nun war sie bereit für die Gummihandschuhe, das Beizbad, die Pottasche, einfach alles. Nur nicht für Haileys geliebte Junisonne.

»Na gut, wir stimmen ab«, schlug Hailey vor, obgleich sie bereits zwei Wackelkandidatinnen identifiziert hatte. Edith war Lucindas Großmutter und somit unberechenbar, und die stille Mabel aus Hertfordshire wirkte ein wenig eingeschüchtert von dem Kommandoton der Achtzehnjährigen. Nur auf Mildred, die Hobbygärtnerin aus Canterbury, schien Verlass zu sein. Doch Hailey lag nichts ferner, als über die Köpfe der Ladys hinweg zu entscheiden. Schließlich hatte Lucinda irgendwie recht: Sie hatten für einen Färberkurs bezahlt und nicht für einen Ausflug in die Botanik. Da half nur Demokratie.

Hailey blickte freundlich in die Runde. »Wer würde gern in meinen blühenden Garten gehen und sehen, wo die Farben der Natur herkommen?«

»He! Jetzt mal nicht manipulativ werden«, funkte Lucinda dazwischen. »Die Frage lautet doch: Wer von euch will einen theoretischen Teil, bei dem es sich in Wahrheit bloß um einen überflüssigen Spaziergang handelt?«

Drei faltige Hände schossen in die Höhe.

»Gut, dann wäre das geklärt.« Hailey unterdrückte ein Schmunzeln und begann, die leeren Kaffeebecher einzusammeln.

Lucinda warf ihr einen giftigen Blick zu. »Ist das überhaupt Ihr Kurs, oder sind Sie nur die Vertretung?«

Sie hielt verdutzt inne. »Wie kommst du darauf?«

»Meine Granny und ich sind schon seit ein paar Tagen in Tobermory, und die Boutique dadrinnen«, Lucinda deutete auf Haileys hellblaues Haus, in dessen Schatten sie saßen, »gehört ganz eindeutig jemand anderem.«

»Wie kommst du darauf?«, wiederholte sie perplex.

»Wir haben uns mit der Inhaberin unterhalten. Klein, kinnlange Haare, kompetent.«

Hailey lächelte. »Du meinst meine Freundin Olivia Greyfriars. Wir arbeiten zusammen.«

»Zusammen?« Lucinda schnaubte. »Ja, klar.«

»Lucy, sei nicht so ungehörig«, warf Edith ein.

»Sie ist bestimmt nur eingesprungen!«, rief ihre Enkelin aufgebracht. »Sie hat keine Ahnung vom Färben, und deshalb will sie lieber spazieren gehen!«

Hailey seufzte und ließ den Turm aus kompostierbaren Pappbechern, den sie soeben gestapelt hatte, auf den Tisch sinken. Das war das Knifflige am Gewinnen: Man musste den Verlierer wieder ins Boot holen. Anderenfalls hätte der Sieg einen faden Beigeschmack. Eine griesgrämige Lucinda würde sich wie eine Gewitterwolke vor die hart erkämpfte Sonne schieben. Da half nur eins: das Gleichgewicht wiederherstellen.

Sie zeigte auf das blaue Gebäude. »Du hast recht, dort drinnen ist Liv Greyfriars der Boss, obwohl das Haus meiner Familie gehört. Ich habe die Boutique vor acht Jahren von meiner Tante aufs Auge gedrückt bekommen. Ich war gerade mal vierundzwanzig und völlig überfordert. Das Einzige, womit ich mich wirklich gut auskannte, waren Farben und Filme. Meine Freundin Liv hat mich damals gerettet. Sie ist Modedesignerin und hat das Atelier im ersten Stock übernommen. Fast alles, was es unten in der Boutique zu kaufen gibt, stammt von ihr – ausgenommen die Ecke mit meiner handgefärbten Biowolle.«

Lucindas Miene hellte sich ein wenig auf. »Siehst du«, sagte sie zu ihrer Großmutter, »sie steht nur an der Kasse.«

Hailey blinzelte. Sie hatte eine Art Déjà-vu. »Du stehst nur an der Kasse.« Hatte Cailin nicht genau diesen Satz erst gestern Abend zu ihr gesagt? Cailin fand, dass sie viel zu oft die Läden ihrer Freundinnen hütete und sich zu selten um ihre eigenen Belange kümmerte. »Aber ihr seid doch meine Belange«, hatte Hailey widersprochen.

Zugegeben, gestern war das Ladenhüten ein bisschen ausgeufert. Nach dem Vormittag in der Boutique hatte sie drei Stunden nebenan in Kirstys Töpferei ausgeholfen, weil Kirsty mal wieder über ihren Entwürfen für eine Ausstellung in ihrem Showroom brütete und ihr Töpferlehrling Maisie im Komitee für die Schulabschlussfeier feststeckte. Gegen vier Uhr hatte Cailin dann eine Magenverstimmung vermeldet, sodass sie in das benachbarte gelbe Häuschen weitergewandert war und den restlichen Tag damit zugebracht hatte, Cailins begehrte Glasvögel an regendurchnässte Touristen zu verkaufen.

»Wir stehlen dir deine Zeit, so kommst du nie vom Fleck.« Noch so ein Satz, den Cailin gestern von sich gegeben hatte. Was ihre Freundin nicht verstand: Dies war genau der Fleck, auf dem Hailey sein wollte. Im Dreieck springend zwischen ihren Färbetöpfen, den drei bunten Läden am Hafen und ihren Freundinnen, die sie brauchten. Zwar war Cailin neuerdings glücklich und daher nicht mehr ganz so pflegeintensiv wie früher. Sie heckte deutlich weniger Streiche gegen arme Inselbewohner aus, seit sie im letzten Sommer endlich wieder mit ihrer Jugendliebe Ian Lennox zusammengekommen war. Hailey konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann Cailin ihre Freundinnen zuletzt für eine ihrer berüchtigten Taskforces zusammengetrommelt hatte. Die schreckliche Cailin Buchanan war milde geworden.

Liv hingegen brauchte sie wie eh und je. Nicht nur, weil sie ihr ein Dach über dem Kopf gab. (Im wahrsten Sinne des Wortes: Liv wohnte in der Dachgeschosswohnung im blauen Haus.) Ohne ihre Vermieterin Schrägstrich Ladenhüterin wäre Liv im Sumpf des Alltags versunken. Wenn sie sich tagelang in ihrem Modeatelier verbarrikadierte und ihre Skizzenblöcke vollkritzelte, hielt Hailey ihr unten im Laden den Rücken frei. Häufig stellte sie sich auch für ihre Freundin als Modell zur Verfügung, wie sie es früher für ihre Tante Erin getan hatte. Doch vor allen Dingen versorgte sie Liv mit ihren selbst gefärbten Naturfasern: Schafswolle, Seide, Baumwolle, Leinen, Hanf. Alles, was ihr Herz begehrte. »Du bist mein Joker«, pflegte Liv zu sagen. Und genau das war Hailey: ein Joker. Keine Künstlerin, die vom Fleck kommen musste.

All das hatte sie Cailin gestern Abend zum tausendsten Mal erklärt, als sie mit der Hühnersuppe aus Aidans Pub auf ihrer Bettkante gesessen hatte. Aber die hatte nur gestöhnt: »Sei doch nicht immer so unerträglich zufrieden. Das setzt mich unter Druck.«

Hailey hatte gelacht. »Glaub mir, kein Mensch erwartet von dir, dass du zufrieden bist.«

»Das meine ich nicht.«

»Was meinst du dann?«

Cailin hatte ein eigenartiges, irgendwie schuldbewusstes Gesicht gezogen, und in Hailey hatte sich ein ebenso eigenartiges, irgendwie ungutes Gefühl ausgebreitet. Zuerst diese Magenverstimmung – und jetzt das. Cailin war nie krank. Und erst recht nicht schuldbewusst. Außerdem konnte nichts und niemand sie unter Druck setzen. Hier stimmte etwas nicht. Bevor sie jedoch der Sache auf den Grund gehen konnte, war Ian aus der Praxis nach Hause gekommen, und Cailin hatte geknurrt: »Platz machen, der Arzt ist da.«

Ian hatte Hailey seinen üblichen Blick zugeworfen: Tut mir leid, dass ich störe. Und ihre belustigten Katzenaugen hatten wie immer erwidert: Unsinn, du störst nicht.

Aber diesmal hatten ihre Augen gelogen. Ian störte. Weil Cailin sich hinter ihm verschanzte. Seit wann versteckte sich die schreckliche Cailin Buchanan vor einer harmlosen Frage? Zumal es nichts Neues war, dass sie sich über ihre chronische Zufriedenheit aufregte. Neu war nur, dass sie sich davon unter Druck gesetzt fühlte. Doch irgendetwas hatte Hailey davon abgehalten, in Ians Gegenwart nachzubohren. Stattdessen war sie mit diesem mulmigen Gefühl im Bauch nach Hause gegangen – und zutiefst erleichtert gewesen, als Cailin ihr heute Morgen putzmunter im Coffee Shop begegnet war und im vertrauten Kommandoton »Keine Kompromisse!« gebrüllt hatte.

Lucinda zog ein säuerliches Gesicht, als sich das Grüppchen in Richtung Garten aufmachte. Der Färbergarten lag eigentlich nur einen Katzensprung von Haileys Laden entfernt, doch um ihn zu erreichen, musste man den grünen Hügel hinter dem Hafen von Tobermory erklimmen. Die Post Office Brae, die den Hang hinaufführte, galt als steilste Straße Schottlands. Dennoch waren die Seniorinnen guter Dinge. Sie würdigten sogar das Wurmkraut am Wegesrand, obgleich die strahlend gelben Blüten, die Hailey zum Färben verwendete, noch auf sich warten ließen. Vermutlich wären diese drei netten Ladys gern dazu bereit gewesen, den praktischen Teil des Kurses gänzlich sausen zu lassen und stattdessen eine Tageswanderung durchs Moor zu unternehmen. Ein anständiger Schottlandtourist sehnte sich schließlich danach, knöcheltief im Torf zu versinken und dabei etwas über all die Flechten, Pilze, Wurzeln, Rinden, Kräuter, Blätter, Blüten und Beeren des rauen Nordens zu erfahren, aus denen Hailey ihre Farben gewann. Natürlich nicht Lucinda. Während die betagten Damen munter schwatzend die Brae hinaufkraxelten, beklagte sich der Teenager über den »Gewaltmarsch«.

Jetzt moserte sie gerade: »Ist das hier ein Färberkurs oder eine Hiking-Tour?«

Lucindas Großmutter warf Hailey einen entschuldigenden Blick zu. Diese winkte unbekümmert ab und hielt der alten Dame eine Tüte mit Fruchtgummis hin, die sie soeben aus ihrer karierten Umhängetasche hervorgekramt hatte. Als Edith sich dankend für einen roten Frosch mit Marshmallow-Bauch entschied, schimpfte ihre Enkelin: »Ich kann nicht fassen, dass in diesem Rahmen Fruchtgummis konsumiert werden!«

»In welchem Rahmen?«, fragte Hailey erstaunt.

»Die Farben der Natur! Ich habe von dem Kurs erwartet, dass wir synthetischen Farbstoffen den Kampf ansagen, und nun füttern Sie meine Granny mit dem Feind.«

»Noch kann ich selber essen, Liebes«, warf Edith mümmelnd ein. Sie legte ihre Hand auf Haileys Arm und raunte ihr zu: »Bitte nehmen Sie es ihr nicht übel, meine Enkelin macht gerade eine schwere Zeit durch.«

Unvermittelt sprang Haileys Kopfkino an: Autounfall, Lucindas Eltern beide tot, Beerdigung auf trostlosem Friedhof in Birmingham, Schottlandreise mit Großmutter, um langsam ins Leben zurückzufinden.

Doch nun ergänzte Edith: »Das arme Kind hat die Qual der Wahl zwischen mehreren Eliteschulen. Wir sind hier, um ihre Nerven zu beruhigen. Das geht am besten, wenn sie sich in ein anderes Thema verbeißt.«

Verbeißt? Hailey schluckte. Das konnte ja heiter werden.

Und es wurde heiter. Offenbar befand sich dieser Teenager in den Tiefen eines dunklen Tunnels. Nur so ließ sich erklären, dass Lucinda – anders als ihre Großmutter – nicht für eine Sekunde innehielt, als die Gruppe ihr Ziel auf dem Hügel erreichte. Selbst die naturverwöhnten Inselbewohner taten sich schwer, an Haileys wildromantischem Gärtchen vorbeizulaufen, ohne sich auf die Bank unter der windschiefen, moosbewachsenen Eiche zu setzen und den Blick über die Bucht schweifen zu lassen. Mit dem Garten im Rücken und dem Hafen von Tobermory zu Füßen verkühlte sich so mancher Spaziergänger den Hintern. Einschließlich Hailey. Sie vergaß regelmäßig die Zeit, wenn sie über die Meerenge von Mull hinweg den Wolken dabei zusah, wie sie ihre gewaltigen Schatten auf die grün-braunen Berghänge des Festlands warfen.

Nun, es sah nicht so aus, als würde Lucinda sich den Hintern verkühlen. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie den Pflanzenkram nur schnell hinter sich bringen wollte. Kaum hatten sie die Bank passiert und die schmiedeeiserne Gartenpforte durchschritten, murrte das Mädchen: »Ihr Schotten habt echt Nerven – Touristen aus England einen Garten zu zeigen und dafür zwanzig Pfund zu kassieren. Bei uns ist jede Verkehrsinsel bunter als das hier.«

Bevor Hailey etwas entgegnen konnte, erkundigte sich die Hobbygärtnerin Mildred mit glänzenden Augen: »Sagen Sie mal, Hailey, ist das da hinter Ihnen Färberwaid? Ich dachte, der braucht viel Sonne?«

Sofort vergaß sie Lucindas garstige Bemerkung über ihren blühenden Garten. Der Färberwaid … Sie liebte einfach alles an dieser Pflanze. Dass die Blüten so sonnengelb daherkamen, während die unscheinbaren Blätter ihre wahre Farbe (ein strahlendes Indigoblau) verbargen. Dass dieses Gewächs des Südens sich still und leise an das feuchtkalte Klima des Nordens angepasst hatte und die Blätter mit den Frostschäden die treuesten Farbspender waren. Und dass manche Leute den Waid für einen Bad Boy hielten. Im Westen der Vereinigten Staaten war sein Anbau sogar verboten, weil er als giftiges Unkraut galt.

»Wie vertrauenerweckend«, unterbrach Lucinda ihren glühenden Vortrag.

Unbeirrt fügte Hailey hinzu: »Diese Pflanze wurde schon in der Eisenzeit zum Färben verwendet.«

»Soll mich das beruhigen?«, maulte das Mädchen. »Die Lebenserwartung der Menschen in der Eisenzeit lag bei dreißig Jahren oder so.«

»Was mit Sicherheit an all dem Färberwaid in den Vorgärten lag«, erwiderte sie grinsend.

Lucinda reckte trotzig ihr Kinn. »Nicht auszuschließen.«

Hailey musterte sie. Vermutlich war dieses markante Kinn der Grund, weshalb Lucinda trotz des gekonnt aufgetragenen Lidschattens, der Perlenohrringe und rüschigen Oma-Bluse irgendwie maskulin wirkte. Nein, es lag an ihrer kratzbürstigen Art. Sie fühlte sich immerzu an Cailin erinnert, obgleich ihre Freundin doppelt so alt war wie dieses Mädchen. Auch optisch lagen Welten zwischen den beiden. Cailin trug Sommersprossen statt Schminke und wäre eher gestorben, als sich Ohrlöcher stechen zu lassen. Trotzdem hätten sie Zwillinge sein können. Jedes gebrummte Wort kam ihr merkwürdig bekannt vor. Daher wusste sie auch genau, was zu tun war: einfach weitermachen.

Hailey deutete auf Lucindas Bluejeans. »In Südfrankreich, in der Nähe von Nîmes, hat man im 19. Jahrhundert robuste Baumwollstoffe mit Waid blau gefärbt. Die Farbe hieß Bleu de Nîmes, heute bekannt als –«

»Blue Denim, schon klar«, fiel Lucinda ihr ins Wort.

Sie fuhr unbekümmert fort: »In Schottland wurde Waid im Mittelalter zum Färben von Kleidung und Teppichen verwendet – für Mel Gibsons Gesicht hätte man sich allerdings etwas anderes einfallen lassen sollen.«

»Hä?«, machte das Mädchen.

Hailey sah in die Runde. »Kennen Sie Braveheart?«

Edith, Mildred und Mabel blickten einander ratlos an, aber Lucinda verdrehte die Augen. »Ein alter Film.«

»Mel Gibson spielt einen schottischen Rebellenführer, der sich für den Kampf gegen die Engländer das Gesicht mit Waid färbt«, erklärte Hailey an die Ladys gewandt. »Der leuchtend blaue Mel war ein echter Hingucker, ich hatte sogar mal ein Filmposter über meinem Bett hängen. Meines Wissens gibt es jedoch keinen historischen Nachweis dafür, dass Waid im mittelalterlichen Schottland tatsächlich zur Kriegsbemalung genutzt wurde.«

Edith lächelte sie wohlwollend an. »Haben Sie Geschichte studiert, Liebes?«

»Oh nein!« Hailey lachte. »Ich habe nicht studiert.«

Lucinda riss die Augen auf. »Nicht studiert?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Und da maßen Sie sich einen theoretischen Teil an? Warum haben Sie nicht studiert? Schlechte Noten?«

Hailey warf ihre rot schimmernde Haarmähne zurück und lachte wieder. »Nein.«

»Ach so. Verstehe.«

»Wirklich?«, fragte sie verblüfft und folgte Lucindas stechendem Blick, der sich zuerst auf ihre Kurven unter dem dünnen indigoblauen Kapuzenkleid richtete und von dort aus zu ihren schlanken Beinen weiterwanderte, die in einer engen schwarzen Leggins steckten.

»Große Titten, flacher Bauch, meterlange Beine – schwanger mit sechzehn«, stellte Lucinda trocken fest.

Edith stieß einen entsetzten Laut aus. Ihr Gesicht war kreidebleich, und ihre Stimme bebte, als sie rief: »Lucy! Nun ist das Maß aber voll! Mit dir besuche ich nie wieder einen Kurs!«

Für einen Moment konnte Hailey nichts weiter denken als: Oh Gott, die Granny kriegt einen Herzinfarkt.

Sie sah Lucinda an. Und stutzte. Da lag etwas in ihrem Blick … Ein Funken Scham, der nicht zu ihrem rotzfrechen Auftreten passte. Erneut fühlte sie sich an Cailin erinnert. Cailin beim Streichespielen. Sekunde mal.Wie wahrscheinlich war es, dass dieses Mädchen ihre Brüste kommentierte? Und: Schwanger mit sechzehn? Ganz zu schweigen von der Bemerkung mit der Kassiererin und dem Anfall wegen der Fruchtgummis. Alles O-Ton Cailin. Hatte diese Verrückte den Teenager etwa dazu angestiftet, ihre unerträglich zufriedene Freundin auf die Palme zu bringen? Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Cailin die Hotelgäste ihrer Eltern zu einem ihrer kindischen Streiche überredet hätte. Einmal hatte sie eine verwirrte Italienerin mit weißem Pudel in ihren Kurs geschleust, die sich beharrlich ein zartes Rosa für ihren Hund wünschte. Hailey hatte sich den Pudel schnappen und ihn über einen Färbetopf halten müssen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Die Frau hatte panisch nach Cailin geschrien – nicht wegen der heißen Flüssigkeit, sondern wegen des currygelben Farbtons.

Hailey sah sich um. Wo versteckte sich dieses freche Unkraut? Ihr Blick wanderte zur Bank unter der alten Eiche. Aber dort saß nur ein Mann, der die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte und offenbar die Aussicht genoss. Keine Spur von ihrer Freundin. Warum zeigte sie sich nicht? Cailin hatte eine Schwäche für ältere Menschen. Es sah ihr gar nicht ähnlich, den Streich weiterlaufen zu lassen, wenn jemand wie Edith dabei einen halben Herzinfarkt bekam.

Verärgert rief sie in den Wind: »Keine Kompromisse? Du spinnst wohl! Edith fällt gleich tot um!«

Keine Antwort. Keine Cailin. Nur eine ziemlich lebendige Edith, die sehr einverstanden aussah.

»Hörst du das, Lucy? Wenn du jetzt nicht sofort lieb bist, falle ich tot um!«

2

Ediths Drohung lief ins Leere. Lucinda nörgelte gnadenlos weiter, während Hailey verstohlen ihre Sträucher und Büsche nach einer kurzhaarigen Blondine in Latzhosen absuchte. Vergebens. Allmählich geriet sie ins Zweifeln. Vielleicht war Lucinda Dingsbums aus Birmingham einfach nur schlecht erzogen. Außerdem hatte sie ihre Großmutter dabei, und die reizende Edith steckte wohl kaum mit Cailin unter einer Decke.

»Wollen Sie uns vielleicht etwas über diese Blätter mitteilen, oder rupfen Sie bloß nebenbei Unkraut?«

Verwirrt folgte Hailey Lucindas Blick, der auf ihre Hände gerichtet war. Bei der Suche nach Cailin hatte sie hier und da ein paar Blätter abgezupft, ohne es zu bemerken.

»Ähm …« Zerstreut wedelte sie mit dem Blätterbüschel. »Leider wollen die hier ihre grüne Farbe nicht hergeben. Erstaunlicherweise ist es tausendmal einfacher, ein leuchtendes Gelb herzustellen als dieses ganz normale Grün, das uns überall umgibt.«

»Erstaunlicherweise?« Lucinda schnaubte verächtlich. »Chlorophyll ist nicht wasserlöslich. Man braucht nicht in Oxford zu studieren, um das zu wissen.«

Hailey, die mit den Eigenschaften von Chlorophyll bestens vertraut war, ließ gedankenverloren die Blätter zu Boden rieseln. »Es wäre auch ziemlich schrecklich, wenn ein bloßer Regenschauer das Grün aus den Blättern waschen könnte. Dann wäre Schottland nach wenigen Tagen grau.«

»Das ist es sowieso«, murrte das naseweise Mädchen.

Hailey verkniff sich einen spitzen Kommentar über Birmingham. Allein Edith zuliebe. Sie wusste allerdings nicht, wie lange sie noch durchhalten würde, ohne Lucinda ins Gartenhäuschen zu sperren. Wo sie vermutlich Cailin vorfinden würden – eingepfercht zwischen Spaten und Rechen, mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Vielleicht hatte sie Lucinda für diesen Auftritt sogar ein Skript geschrieben. Eine leichte Übung für Cailin. Schließlich hatte sie innerhalb weniger Monate ein komplettes Drehbuch für eine Produktionsfirma in Hollywood fertiggestellt. Richtig, Hollywood. Bei dem Gedanken stockte Hailey immer noch der Atem. Wenn sie zu aufgeregt wurde, verdrehte ihre Freundin für gewöhnlich die Augen und spielte die Sache herunter: »Ohne mein Vitamin B hätten die Hollywood-Fuzzies das Skript sofort in die Tonne geworfen.«

Mit »Vitamin B« meinte Cailin ihren ehemaligen Mitschüler Logan Wallace. Er war im letzten Sommer für ein paar Wochen aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt und hatte die Isle of Mull kurzerhand ins Land der Träume verwandelt. Bei Logan schien alles möglich zu sein: vom Filmegucker zum Filmemacher, vom mürrischen Einzelgänger zu Hollywoods Liebling, vom Nerd zum Frauenschwarm … Ach ja, und bei Cailin auch: von der Glasbläserin zur Drehbuchautorin. Hailey hatte mit Staunen dabei zugesehen, wie ihre Freundin beharrlich die Liebesgeschichte zu Papier gebracht hatte, die Logan auf ihrer Insel verfilmen wollte. Dabei zugesehen. Wortwörtlich. In den dunklen Herbst- und Wintermonaten hatten sie stundenlang nebeneinander an dem Kassentisch in Cailins Laden gehockt, Cailin mit ihrem Laptop und Hailey mit ihrem Ratgeber. Eigentlich war es Cailins Ratgeber, aber sie hatte den theoretischen Teil lieber übersprungen. (Wie gesagt, Cailin und Lucinda hätten Zwillinge sein können.)

Hailey hatte sich das vernachlässigte Buch geschnappt, das einen etwas verstörenden Titel trug: Wie man KEIN Drehbuch schreibt – zehn brillante Storys, die es nie auf die Leinwand geschafft haben. Und dann hatte sie dieses Juwel von einem Ratgeber mit bunten Klebezetteln vollgepflastert. Für Cailin. Es hatte sich jedoch bald herausgestellt, dass ihre Freundin auf die guten Ratschläge verzichten konnte. In Cailins Skript gab es keine unklaren Regieanweisungen, keine zu langen oder zu kurzen Szenen, keine Dialoge ohne Emotion. Intuitiv beherzigte sie die goldene Regel, die Hailey ihr aus dem schlauen Buch vorgelesen hatte: »Bring die Zuschauer dazu, sich etwas zu wünschen. Dann überzeuge sie davon, dass es unerreichbar ist. Und dann … dann gib es ihnen.«

Eines Tages, so um Weihnachten herum, hatte Cailin ihr den Ratgeber aus der Hand gerissen und gerufen: »Ärgert dich das denn gar nicht?«

Hailey hatte sie erstaunt angesehen. »Was denn?«

»Du warst doch schon verrückt nach Filmen, als ich nur nach Ian verrückt war. Immer wenn ich mich seinetwegen mies gefühlt habe, hast du mich in Logans Videokeller geschleppt und genau den Film rausgesucht, den ich brauchte. Und …«

Cailin geriet ins Stocken, was völlig untypisch für sie war. Hailey kniff ihr in den Arm. »Was?«