Schwere Wetter - Bruce Sterling - E-Book

Schwere Wetter E-Book

Bruce Sterling

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Beschreibung

Im Auge des Sturms

Treibhausgase und Luftverschmutzung haben die Atmosphäre unseres Planeten ruiniert. Jetzt ist das Wetter unberechenbar geworden, heftige Stürme fegen über das Land und hinterlassen nichts als eine Spur der Verwüstung. Alex Unger, ein junger Mann mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, wird von seiner Schwester Janey aus einer Klinik in Mexico geholt. Er begleitet sie zurück in die USA, wo Janey und ihre Freunde, die sogenannten Storm Troopers, sich darum kümmern, die Stürme zu klassifizieren und ihre Zerstörungen zu dokumentieren. Und das ist alles andere als ungefährlich ...

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Seitenzahl: 510

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BRUCE STERLING

SCHWERE WETTER

Roman

Erstes Kapitel

In der Suite waren smarte Geräte versteckt, deren Kontrollleuchten in der abgeschlossenen Dunkelheit den kleinen roten Augen von Fledermäusen ähnelten. Die Geräte hockten in den Nischen der weißen mexikanischen Stuckwände: ein Ionisator, ein Fernseher, ein Rauchmelder und eine Reihe von Bewegungssensoren. In der Ecke zischte und brodelte leise ein Luftbefeuchter, von dem ein kräftiger Geruch nach Öl, Ginseng und Eukalyptus ausging.

Alex ruhte auf einem Lager aus Seidenkissen, seine Füße und Knie beulten die gestärkten Baumwolllaken aus. Sein Körper fühlte sich an wie nasser Ton, wie etwas Schmieriges, Feuchtes und völlig Unbewegliches. Schon seit dem Morgen atmete er schnaufend durch die schwarze Neoprenmaske des Inhaliergeräts neben dem Bett, und jetzt waren seine Fingerspitzen so bleich wie Wachs und zitterten leicht, schienen mit der Maske zu verschmelzen. Alex überlegte kurz, ob er die Maske an den Haken aus rostfreiem Stahl am Medikamentenregal hängen sollte. Er entschied sich dagegen. Die wohltuende Maske außer Reichweite zu befördern, erforderte zuviel Aufwand.

Die Schmerzen in Lungen und Hals waren nicht wirklich besser geworden. Ein solches Wunder war vielleicht zuviel verlangt, selbst wenn man in einer mexikanischen Schwarzmarktklinik lag. Trotzdem hatten sich die Schmerzen nach zweiwöchiger Behandlung in der clínica auf subtile Weise verändert. Das Brennen der Entzündung hatte einem interessanten neuen Gefühl Platz gemacht, etwas Substanzlosem und ziemlich Abstraktem. In der Suite war es so kühl wie in einem Goldfischglas, und Alex fühlte sich so behaglich und apathisch wie ein Karpfen. Er lag schlaff im Halbdunkel da und blinzelte träge, während ganz allmählich eine tiefere Schicht seiner Krankheit zum Vorschein kam. Unter den gestärkten Laken wurde Alex allmählich warm. Erst wurde ihm schwummerig. Dann verspürte er leichte Übelkeit, die übliche Abfolge der Symptome. Er fühlte, wie sich die dunkle Woge in seiner Brust aufstaute.

Dann schwemmte sie durch ihn hindurch. Er meinte, seine Wirbelsäule würde schmelzen. Er schien in die Matratze zu sickern.

Diese Anfälle hatte er in letzter Zeit öfter, und sie wurden immer heftiger. Andererseits brachten ihre dunklen Strömungen Alex an so manch interessanten Ort. Ohne zu atmen trieb Alex eine Weile vergnügt jenseits des Bewusstseins dahin.

Dann setzte der Atem, ohne dass er es wollte, wieder ein. Sein Geist durchbrach die Oberfläche des Deliriums. Als sich seine Augen wieder öffneten, wirkte das Zimmer um ihn herum äußerst unwirklich. Zerfließende Wände aus mexikanischem Stuck, eine wirbelnde Stuckdecke, ein dicker, wimmelnder Teppich von einem giftigen Blaugrün. Knollige, ausgeschaltete Keramiklampen hockten auf kunstvoll geflochtenen Korbtischen. Die Kommode, der Spiegelschrank und der hölzerne Bettrahmen waren alle mit der gleichen wimmelnden Verschwörung blaugrüner Achtecke überzogen … An metallenen Angeln befestigte Fensterläden aus Holz schirmten die mit Fensterkitt versiegelten Scheiben ab. In einem Terrakottatopf stand eine verdorrende tropische Topfpflanze, das ausgezehrte, gummiblättrige Monster, das zu seinem verlässlichsten Gefährten geworden war, sanft vergiftet von der ständigen Dunkelheit und der verordneten nebligen Feuchte …

Neben dem Bett erklang ein scharfes Summen. Alex verdrehte seinen verfilzten Haarschopf auf dem Kissen. Das Gerät summte erneut. Dann noch einmal.

Alex wurde sich mit dumpfer Überraschung der Tatsache bewusst, dass das Gerät ein Telefon war. Bislang hatte er noch keinen einzigen Anruf aufs Zimmer bekommen. Er hatte nicht einmal gewusst, dass er ein Telefon hatte. Das veraltete, einfache Gerät war inmitten seiner Maschinenkollegen nicht weiter aufgefallen.

Alex betrachtete lange Zeit benommen die veralteten Druckknöpfe des Geräts mit ihrem jämmerlichen Design. Abermals summte das Telefon. Alex ließ die Inhaliermaske fallen und beugte sich übers Bett, mit einer Drehung, einem Rascheln, einem Knacken und einem Stöhnen. Er drückte den winzigen Knopf, der mit ESPKER beschriftet war.

»Hola«, schnaufte er. Sein verklebter Kehlkopf krächzte und schrillte, dass ihm auf einmal Tränen in die Augen schossen.

»¿Quien es?«, antwortete das Telefon.

»Niemand«, krächzte Alex auf englisch. »Falsch verbunden.« Er fuhr sich übers Auge und starrte das Telefon an. Er hatte keine Ahnung, wie man die Verbindung unterbrechen konnte.

»Alex!«, sagte das Telefon auf englisch. »Bist du das?«

Alex blinzelte. Das Blut strömte durch seinen betäubten Körper. Unter dem Laken begannen seine Waden und Zehen vorwurfsvoll zu prickeln.

»Ich möchte mit Alex Unger sprechen!«, beharrte das Telefon. »¿Dónde está?«

»Wer ist da?«, fragte Alex.

»Hier ist Jane! Juanita Unger, deine Schwester!«

»Janey?«, fragte Alex verblüfft. »Mann, ist etwa Weihnachten? Tut mir leid, Janey …«

»Was!«, schrie das Telefon. »Wir haben den neunten Mai! Herrgott noch mal, du scheinst wirklich fertig zu sein!«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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