Schwierige Themen ansprechen in psychosozialen Berufen - Jan Hauke Hahn - E-Book

Schwierige Themen ansprechen in psychosozialen Berufen E-Book

Jan Hauke Hahn

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Beschreibung

Schwierige Themen ansprechen richtet sich an alle, die im Kontext psychosozialer Berufe über schwierige und schambehaftete Themen mit Klient*nnen sprechen. In kurzen Kapiteln bietet es einen Überblick zu Haltung sowie schnell umsetzbare Tools für die praktische Arbeit, abgerundet durch Beispiele aus der Praxis. 2. überarbeitete Auflage

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Seitenzahl: 53

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Über den Autor

Jan Hauke Hahn (M.A.), Jahrgang 1985, studierte Pädagogik, Europäische Ethnologie, Neuere Deutsche Literatur & Medien und Skandinavistik in Kiel und in Göteborg.

Er arbeitet in den Bereichen Jugendhilfe, Schule und in der Ausstiegs- und Distanzierungsbegleitung. Zudem ist er freiberuflich als systemischer Berater und Supervisor tätig.

[email protected]

www.janhaukehahn.de

Schwierige Themen ansprechen richtet sich an alle, die im Kontext sozialer Berufe über schwierige und schambehaftete Themen mit Klient*innen sprechen.

In kurzen Kapiteln bietet es einen Überblick zu Haltung sowie schnell umsetzbare Tools für die praktische Arbeit, abgerundet durch Beispiele aus der Praxis.

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

Teil I: HALTUNG

2 Haltung

2.1 Gut ist das Gegenteil von gut gemeint – Dialektik des Helfens

2.2 Woher willst Du wissen, was gut für mich ist?! - Expert*innen für das eigene Leben

2.3 Das Gute unterstellen – Gute Gründe

2.4 Wie lange kennen wir uns? - Beziehung als Zugang (19)

2.5 Ich will nicht darüber reden! - Konstruktiv umgehen mit Scham

Teil II: METHODEN

3 Methoden

3.1 Der Raum der Würde – Haltung? Methode? Oder beides?

3.2 Was man hat, das hat man... - Das Thema in den Raum bringen

3.3 Worum geht es hier wirklich? - Den Fokus ändern

3.4 Komm mal runter! - Gewaltfrei kommunizieren

3.5 Noch mehr Öl ins Feuer? - Deeskalation

3.6 Über drei Ecken... - Triadisches Contracting

3.7 Das Beste kommt zum Schluss – Horror-Holiday-Methode

4 Abschluss

5 In aller Kürze - Short cuts für das Ansprechen schwieriger Themen

6 Quellen

1 Einleitung

Nach langer Zeit in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, in der Kinder- und Jugendhilfe und in der Ausstiegsberatung für Menschen, die sich aus rechten Kontexten lösen wollen, machte ich ganz unterschiedliche Erfahrungen, schwierige oder schambehaftete Themen anzusprechen und vor allem auch eine persönliche Entwicklung durch. Gerade im Zusammenhang mit Auflagen vom Jugendamt, Zwangskontexten oder einem grundsätzlichen Misstrauen einiger Eltern gegenüber der Institution Jugendhilfe bekommen Gespräche mit Klient*innen oft einen herausfordenden „Drive“.

Oft spielen im Kontext schwieriger Themen Scham und Schuld eine Rolle. Natürlich liegt es nicht im Interesse einer professionellen Fachkraft Klient*innen zu beschämen oder beschuldigen, es wird jedoch häufig von Adressat*innen als solche Empfunden, wenn diese mit ihren eigenen Herausforderungen und bisherigen Lösungen – die oft noch immer als Defizite und Probleme bezeichnet werden – in Kontakt gehen müssen oder konfrontiert werden.

Schwierige Themen anzusprechen ist für viele Menschen eine Herausforderung. Ob im zwischenmenschlichen Alltag in unserer Beziehung zu Freund*innen, Familienmitgliedern, Arbeitskolleg*innen oder in professionellen Kontext als Pädagog*innen, Berater*innen, Lehrkräften. Einigen scheint es leichter zu fallen, anderen fällt es schwerer. Wieder andere versuchen sogar derartige Situationen zu vermeiden.

Unangenehme Dinge ansprechen zu müssen kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen in ebenso unterschiedlichen Kontexten zu allen möglichen Themen stattfinden. In nahezu allen Bereichen unseres Lebens kann es Grund dazu geben, Feedback und Kritik an unsere Mitmenschen und Kolleg*innen zu adressieren.

Im Rahmen dieses Buches geht es um professionelle Kontexte überwiegend in sozialen Berufen, d.h. Beziehungen zwischen professionellen Helfer*innen und Berater*innen auf der einen Seite und Klient*innen oder Kund*innen auf der anderen Seite, kurzum: Menschen, die innerhalb beruflich-professioneller Rahmen andere Menschen betreuen. Die vorgestellten Methoden können natürlich auch auf informeller, zwischenmenschlicher Ebene hilfreich sein.

Neben unterschiedlichen Methoden werden sowohl die unterschiedlichen Herausforderungen einer Thematisierung schwieriger Themen beleuchtet als auch über das Thema Haltung gesprochen.

Sowohl die Themen Haltung als auch die Handlungsvorschläge im Methodenteil können ein riesiger Themenkomplex werden. Keineswegs erhebe ich einen Anspruch auf Vollständigkeit beider Bereiche. Dazu gibt es noch massenweise spannende Literatur zu Ansätzen, Grundhaltungen, Methodenkoffern und so weiter. Die in diesem Buch vorgestellten Konzepte stellen vielmehr meine Art zu arbeiten dar. Sie zeigt Haltungen, die ich persönlich vertreten kann – sie stellt Methoden vor, die ich als hilfreich in meiner Erfahrung in Beratungskontexten kennengelernt habe. Das Rad habe ich nicht neu erfunden. Ich schneide mir dort, wo ich es passend erlebe, wo mich etwas inspiriert oder wo ich starke persönliche Überzeugung spüre, eine Scheibe ab.

Ich würde mich freuen, wenn auch für Dich etwas dabei ist und Du ebenso inspiriert nach der Lektüre hinausgehst und sagst: Das kann ich gebrauchen, das wiederum ist nicht meines.

Viel Spaß beim Lesen!

Jan Hauke

P.S.: Ich schätze den Austausch und andere Perspektiven sehr. Wenn Du ein Feedback geben möchtest, nehme gerne Kontakt zu mir auf.

www.janhaukehahn.de

[email protected]

Teil I: HALTUNG

2. Haltung

Das Thema Haltung wird oft sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei bedeutet Haltung die Grundlage unseres authentischen Handelns. Die besten Methoden helfen nicht, wenn wir nicht in bereits in unserer Grundhaltung diesen entsprechen. Ich erinnere mich an Veranstaltungen von Referent*innen, in welcher Haltung und Handlung inkongruent zueinander waren – sie passten irgendwie nicht zusammen. So erinnere ich mich an einen Dozenten zum Thema Beratung, der seine Beratungsnehmenden jedoch kaum zu Wort kommen ließ und auf mich wirkte, als höre er sich selbst am liebsten reden. Hier passten die theoretisch vermittelte Inhalte und Werte nicht zu dem methodisch Vorgelebten.

Dieses Kapitel zum Thema Haltung soll als Anreiz dienen, sich immer wieder in Hinblick darauf zu Reflektieren und soll Impulse dazu geben, welche Haltung gegenüber Klient*innen nicht nur hilfreich sein kann, sondern auch grundlegend notwendig ist.

Dabei geht nicht darum zu sagen, was richtig oder falsch ist. Haltung beginnt bei mir selbst. Nur wenn das durch mich Vorgelebte in den Beratungen mir und meiner persönlichen Haltung entspricht, entsteht ein homogenes Bild, ein kongruentes Verhältnis beider Seiten. Ich kann nicht weinen und gleichzeitig sagen: „Mir geht es blendend!“. Authentizität wird für unsere Beratungsnehmenden unmittelbar spürbar. Sie merken, wenn etwas nicht stimmig ist. Gerade Kinder oder Jugendliche haben ganz feine Antennen für die Wahrnehmung in diese Richtung.

Über dem Thema Haltung stehen demnach immer die Fragen an mich selbst: Passt das zu mir? Kann ich mich damit identifizieren? Liegt mir diese Methode oder Haltung? Fühle ich mich damit wohl? Kann ich es vertreten und spüre keinen innerlichen Widerstand?

2.1 „Gut“ ist das Gegenteil von „gut gemeint“ - Dialektik des Helfens