Screening Youth - Tamara Hagmaier - E-Book

Screening Youth E-Book

Tamara Hagmaier

0,0

Beschreibung

Diese Studie erforscht das Vorkommen depressiver Symptome im Jugendalter, die Lebenssituation und den Alkohol- und Nikotinkonsum von Jugendlichen. Suizidgedanken werden erfragt und verschiedene subklinische Ängste identifiziert. Ziel ist es, diese Themen in Zusammenhang zu bringen und zu überprüfen, ob Unterschiede zwischen den Schularten Hauptschule, Realschule und Gymnasium sowie den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 zu finden sind. Hierzu wird einer quasi-repräsentativen Stichprobe aus 495 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ein eigens für die Untersuchung konstruierter Fragebogen vorgelegt. Bei ca. 20 % der Jugendlichen finden sich depressive Symptome, 40 % rauchen und 75 % trinken Alkohol, wobei vor allem das frühe Einstiegsalter und das Ausmaß des Konsums auffällig sind. Weiterhin zeigen sich multiple Zusammenhänge aller Bereiche, welche verdeutlichen, dass die Probleme der Jugendlichen sehr komplex sind. Differenziert nach Klassenstufe und Schulart finden sich je nach Bereich unterschiedliche Ergebnismuster.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 347

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wissenschaftliche E-Book-Reihe, Band 6

Originalausgabe© 2011 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin und bei den AutorInnenAlle Rechte vorbehalten

Herausgeber:Archiv der Jugendkulturen e. V.Fidicinstraße 3, D – 10965 BerlinTel.: 030 / 694 29 34; Fax: 030 / 691 30 16E-Mail: [email protected] für die Wissenschaftliche Reihe: Klaus Farin; [email protected]

Vertrieb: www.jugendkulturen.de

Lektorat: Anna Ziegler

ISBN (epub) 978-3-943774-84-9ISBN (pdf) 978-3-943774-83-2

Die Wissenschaftliche Reihe im Archiv der JugendkulturenAlljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei GutachterInnen gelesen werden und dann unbeachtet in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln und öffentlich zugänglich zu machen. Mehr als 600 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert das Archiv der Jugendkulturen seit 2007 zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und vor der Veröffentlichung professionell lektoriert. Da pro Jahr von 30 - 40 eingereichten Arbeiten nur zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Die Archiv der Jugendkulturen Verlag KG verlangt von ihren AutorInnen keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: AutorInnen, deren Arbeiten wir in unserer Wissenschaftlichen Reihe veröffentlichen, erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 2.000 Euro!

Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards (großformatige Hardcover, alle Bände sind reichlich illustriert, oft in Farbe) und dem bewusst sehr niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko nun ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls unter der Fülle eingereichter Arbeiten sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.

Das Archiv der Jugendkulturen e. V.Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. existiert seit 1998 und sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Präsenzbibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv der Jugendkulturen eine umfangreiche Jugendforschung, berät Kommunen, Institutionen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert eine eigene Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen – sowie eine Buchreihe mit ca. sechs Titeln jährlich. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. hat derzeit 240 Mitglieder weltweit (darunter viele Institutionen). Die Mehrzahl der Archiv-MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen, Teil eines kreativen Netzwerkes werden und sich zugleich eine umfassende Bibliothek zum Thema Jugendkulturen aufbauen. Denn als Vereinsmitglied erhalten Sie für Ihren Beitrag zwei Bücher Ihrer Wahl aus unserer Jahresproduktion kostenlos zugesandt.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

Screening YouthEine Studie über den Zusammenhang von Depression, Angst, Alkohol- und Nikotinkonsumim Jugendalter

Tamara Hagmaier und Lisa Stadtmüller

Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg

Diplomarbeit

Betreuung:Prof. Dr. H. J. KaiserDr. Ina Bovenschen

Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung

2. Abstract

3. Einleitung

4. Theoretischer Hintergrund

4.1 Allgemeine Fragestellung

4.2 Theoretischer Hintergrund der einzelnenKrankheitsbilder

4.2.1 Befunde zur Depression bei Jugendlichen

4.2.1.1 Definition, Klassifikation und Symptome

4.2.1.2 Prävalenz in Deutschland..

4.2.1.3 Ätiologie

4.2.2 Befunde zu suizidalen Handlungen und Gedanken Jugendlicher

4.2.2.1 Definition, Klassifikation und Symptome

4.2.2.2 Ätiologie

4.2.2.3 Prävalenz in Deutschland und bisherige Ergebnisse der Forschung.

4.2.3 Befunde zum Alkoholkonsum bei Jugendlichen

4.2.3.1 Definition, Klassifikation und Symptome des Alkoholmissbrauchs und der Alkoholabhängigkeit

4.2.3.2 Prävalenzen des Alkoholmissbrauchs und der Alkoholabhängigkeit

4.2.3.3 Ätiologie des Suchtmittelkonsums und der Suchtmittelabhängigkeit I

4.2.3.4 Bisherige Forschungsergebnisse zum Alkoholkonsum

4.2.4 Befunde zum Nikotinkonsum bei Jugendlichen

4.2.4.1 Definition, Klassifikation und Symptome des Nikotinkonsums und der Nikotinabhängigkeit

4.2.4.2 Prävalenzen des Nikotinkonsums und der Nikotinabhängigkeit

4.2.4.3 Ätiologie des Suchtmittelkonsums und der Suchtmittelabhängigkeit II.

4.2.4.4 Bisherige Forschungsergebnisse zum Nikotinkonsum

4.2.5 Befunde zu Alltags- und Zukunftsängsten von Jugendlichen

4.2.5.1 Definition, Klassifikation und Symptome

4.2.5.2 Ätiologie

4.2.5.3 Prävalenz in Deutschland

4.2.5.4 Bisherige Forschungsergebnisse

5. Hypothesen

6. Methode

6.1 Die Güte der Selbstauskünfte von Jugendlichen

6.2 Beschreibung des Untersuchungsmaterials

6.2.1 Fragebogenbeschreibung

6.2.2. Beschreibung des Erhebungsberichts

6.3 Vortest

6.4 Durchführung

6.4.1 Planung der Durchführung und Rekrutieren der Stichprobe

6.4.2 Datenerhebung

6.4.2.1 Repräsentativitätsprüfung nach Abschluss der ersten Datenerhebung

6.4.2.2 Repräsentativitätsprüfung nach Abschluss der Nacherhebung

6.4.2.3 Stichprobenbeschreibung der Gesamtstichprobe und abschließende Repräsentativitätsprüfung

7. Ergebnisse

7.1 Deskriptive und explorative Befunde

7.1.1 Die aktuelle Lebenssituation der Jugendlichen

7.1.1.1 Deskriptive Analyse der Familiensituation der Jugendlichen

7.1.1.2 Deskriptive Analyse kritischer Lebensereignisse der Jugendlichen

7.1.1.3 Deskriptive Analyse der Schulsituation der Jugendlichen

7.1.1.4 Deskriptive Analyse des sozialen Umfelds der Jugendlichen

7.1.1.5 Deskriptive Analyse der Zukunftsperspektive der Jugendlichen

7.1.1.6 Explorative Analyse der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen

7.1.2 Der Nikotinkonsum der Jugendlichen

7.1.2.1 Deskriptive Analyse des Nikotinkonsums Jugendlicher

7.1.2.2 Explorative Analyse des Nikotinkonsums Jugendlicher

7.1.3 Der Alkoholkonsum der Jugendlichen

7.1.3.1 Deskriptive und explorative Analyse des Alkoholkonsums

7.1.4 Depressive Symptome bei Jugendlichen

7.1.4.1 Reliabilitätsprüfung des Depressionsinventars für Kinder und Jugendliche (DIKJ)

7.1.4.2 Deskriptive und explorative Analyse der depressiven Symptome der Jugendlichen

7.1.5 Suizidgedanken bei Jugendlichen

7.1.5.1 Deskriptive Analyse der Suizid-Items

7.1.5.2 Prüfung der Itemkennwerte

7.1.6 Die Ängste der Jugendlichen

7.1.6.1 Deskriptive Analyse der Angstitems zur Skalenbildung

7.1.6.2 Bildung homogener Subskalen und Itemselektion

7.1.6.3 Bestimmung der Gütekriterien der Subskalen

7.1.6.4 Bildung des DAQ-Scores

7.1.6.5 Deskriptive und explorative Analyse der Angstskalen, des DAQ-Scores und der subjektiven Ängstlichkeit im Vergleich zu den Mitschülern

7.2. Prüfung der Kontrollvariablen

7.2.1 Anzahl der gestellten Fragen

7.2.2 Anzahl und Art der Störungen und Ernsthaftigkeit der Beantwortung

7.2.3 Einfluss des Erhebungsortes

7.2.4 Einfluss des Erhebungszeitraums

7.2.5 Einfluss der Versuchsleiterinnen

7.3 Hypothesentestung

8. Diskussion

8.1. Bewertung des Fragebogens insgesamt

8.2. Diskussion der Untersuchung und Ausblick

9. Literaturverzeichnis

10. Anhang

„Leider lässt sich eine wahrhafte Dankbarkeitmit Worten nicht ausdrücken.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Dennoch sei an dieser Stelle an all die Personen gedacht, die uns bei der Erstellung unserer Diplomarbeit mit Rat und Tat zur Seite standen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei

unseren Eltern, die uns die ganze Zeit über begleitet haben!

unseren Freunden, Jens und Hannes, die nie die Geduld mit uns verloren haben!

unseren Beraterinnen Christine und Edith, für die tatkräftige Unterstützung!

unseren Freundinnen und Freunden, die uns hin und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht haben!

allen Schulleitern und teilnehmenden Schülern, die diese Arbeit überhaupt erst ermöglichten!

und unseren Betreuern Herrn Prof. Dr. Kaiser und Frau Dr. Bovenschen, für die unkomplizierte und prompte Unterstützung, die uns jederzeit den Raum für eigene Ideen ließ, sowie den Glauben in unsere Fähigkeiten!

Gewidmet den Jugendlichen des 21. Jahrhunderts

1. Zusammenfassung

Diese Studie erforscht das Vorkommen depressiver Symptome im Jugendalter, die Lebenssituation und den Alkohol- und Nikotinkonsum von Jugendlichen. Suizidgedanken werden erfragt und verschiedene subklinische Ängste identifiziert. Ziel ist es, diese Themen in Zusammenhang zu bringen und zu überprüfen, ob Unterschiede zwischen den Schularten Hauptschule, Realschule und Gymnasium sowie den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 zu finden sind. Hierzu wird einer quasi-repräsentativen Stichprobe aus 495 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ein eigens für die Untersuchung konstruierter Fragebogen vorgelegt. Bei ca. 20 % der Jugendlichen finden sich depressive Symptome, 40 % rauchen und 75 % trinken Alkohol, wobei vor allem das frühe Einstiegsalter und das Ausmaß des Konsums auffällig sind. Weiterhin zeigen sich multiple Zusammenhänge aller Bereiche, welche verdeutlichen, dass die Probleme der Jugendlichen sehr komplex sind. Differenziert nach Klassenstufe und Schulart finden sich je nach Bereich unterschiedliche Ergebnismuster. Weitere Studien werden benötigt, um den Fragebogen zu evaluieren und Normen zu erstellen.

2. Abstract

The aim of this study is to examine the connection between the occurrence of depressive symptoms among adolescents, their life situation and alcohol and nicotine use. Moreover, the influence of suicidal ideation and sub-clinical fears are explored and differences between the different secondary school types “Hauptschule”, “Realschule” and “Gymnasium” and between three different class levels are examined. Data is provided by a quasi-representative sample of 495 adolescents at the age of 12 to 17 in Bavaria, Germany. A questionnaire, specifically developed to measure these factors, is used for the examination. 20 % of the adolescents show depressive symptoms, 40 % of them smoke and 75 % drink alcohol. The early initiation age and the enormous extend of consumption are particularly striking. Furthermore, multiple correlations between all domains are found, which reveal that the problems among youths are very complex. If you differentiate as to class level and school type there are diverse results. The findings indicate that further studies are needed to evaluate the questionnaire and to develop standards.

3. Einleitung

Es gibt Girlies und Tussis, Hooligans und Rapper, Raver, Streetballer und Trainsurfer, frühreife „Top-Models“ unter den strengen Augen von Heidi Klum und angehende „deutsche Superstars“, die nach einem „Welt-Hit“ aus dem Repertoire von Dieter Bohlen wieder in der Versenkung verschwinden. Wer blickt da noch durch?

Die Jugendlichen des 21. Jahrhunderts leben in einer Zeit, in der sich die Trends und begehrenswerten Dinge ständig ändern. Es gibt ein unbegrenztes Angebot an Waren und Inhalten, das per Kreditkarte, Mausklick oder Handy überall und zu jeder Zeit verfügbar erscheint. Was man braucht, um dazu zu gehören, geben die Modemacher und Technikdesigner vor.

Doch zu diesen verführerisch angepriesenen Waren gehören auch Dinge, die den Jugendlichen schaden, wie z.B. Alkohol. Zu diesem Thema schrieb die World Health Organization (WHO) in einer Erklärung im Jahr 2001:

„Die Globalisierung der Medien und Märkte prägt die Ansichten, Entscheidungen und Verhaltensweisen der Jugend immer stärker. Viele Jugendliche haben heute zwar mehr Möglichkeiten und verfügen über mehr finanzielle Mittel, sind aber durch die (aggressiver gewordenen) Verkaufsmethoden und Marketingtechniken für Verbrauchsgüter und potenziell schädliche Substanzen wie Alkohol stärker gefährdet. Gleichzeitig hat die vorherrschende freie Marktwirtschaft die existierenden Public-Health-Sicherheitsnetze in vielen Ländern durchlässig gemacht und die sozialen Strukturen für junge Menschen geschwächt. Der rasche soziale und wirtschaftliche Wandel, Bürgerkonflikte, Armut, Obdachlosigkeit und Isolation haben die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Alkohol und Drogen eine größere und destruktive Rolle im Leben vieler junger Menschen spielen.“ (ein Ausschnitt aus „Verringerung der Alkoholschäden bei Jugendlichen – Erklärung über Jugend und Alkohol“1)

Doch warum greifen Jugendliche heutzutage so oft zur Flasche? Haben sie tatsächlich jedes Wochenende etwas zu feiern? Ist es nur das Trinken selbst, das gefeiert, ja geradezu zelebriert wird? Trinken die jungen Leute, weil es alle so machen, weil es zum Erwachsenwerden dazu gehört?

Provokant kann man sagen, dass die Kinder und Jugendlichen in einem Wertevakuum leben: in einer Welt, die geprägt ist durch zerfallende Familien und fehlende Erziehung, ohne konstante Werte und ohne Vorbilder, dafür mit gesellschaftlicher und beruflicher Unsicherheit. Eine Welt in einer Wirtschaftskrise und mit der wachsenden Angst vor terroristischen Anschlägen. Eine Welt, deren Bild stark durch die zunehmend destruktiven und wertenden Medien geprägt wird. Betrachtet man die Jugendlichen einmal aus dieser Perspektive, so stellt sich die Frage, ob der Alkoholkonsum weniger dem puren Genuss, sondern vielmehr der inneren Betäubung dient? Er wäre damit ein Betäubungsmittel, das eine gewisse innere Leere oder Traurigkeit zumindest zeitweise vergessen macht und für kurze Zeit abschirmt gegen Angst und Unsicherheit vor der Zukunft und eine immer gefährlicher und chancenloser scheinende Welt. Wenngleich auch der Zusammenhang zwischen riskantem Suchtmittelkonsum und der starken Zunahme an diagnostizierten psychischen Erkrankungen, wie z.B. Depression und Angsterkrankungen, noch offen ist, könnten diese Faktoren als Konfliktlösestrategie der Jugendlichen angesehen werden, um das schnelle und unberechenbare Leben des 21. Jahrhunderts zu bewältigen. Dies würde allerdings nicht nur bedeuten, dass die Jugendlichen sich einer ungünstigen Coping-Strategie bedienen, sondern auch, dass der Staat und die Gesellschaft ihrer eigentlichen Verantwortung gegenüber der Jugend nur unzureichend nachkommen und ihr keine fördernde Umwelt mehr bieten. So heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 8. Dezember 2008: „Aufgabe des Staates ist es, Kinder und Jugendliche vor Gefahren und vor negativen Einflüssen in der Öffentlichkeit und in den Medien zu schützen und sie fit zu machen für das Leben in einer komplexen Welt.“2

Vielleicht sind es gerade die geschützte Umgebung sowie ausreichend Unterstützung, Anleitung und Liebe, welche den heutigen Jugendlichen fehlen, um sich den Herausforderungen des Lebens angemessen stellen zu können.

Um etwas mehr Licht in das Dunkel um das Wohlbefinden deutscher Jugendlicher zu bringen, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit dem Vorkommen von Depressionen im Jugendalter, dem Alkohol- und Nikotinkonsum sowie alltäglichen Ängsten der jungen Generation. Zusätzlich sollen die Befunde zu den unterschiedlichen Bereichen mit soziodemographischen Faktoren, belastenden Lebensereignissen und Zukunftsvorstellungen der Jugendlichen in Verbindung gebracht werden.

Die bisherige Forschung zu diesen Themen ist sehr spezifisch, da jeder einzelne Bereich zwar durch viele, aber methodisch sehr verschiedene Einzelarbeiten abgedeckt ist. Um jedoch Zusammenhänge zwischen den Problembereichen sichtbar zu machen und durch das neu gewonnene Wissen letztlich in Prävention und Therapie investieren zu können, ist der Bedarf an integrierenden Forschungsarbeiten wie der vorliegenden Arbeit sehr vonnöten. Denn gerade die psychologische Forschung kann und sollte mit ihrem Wissen und ihren Ergebnissen dazu beitragen, die gesellschaftliche Verantwortung für junge Mitbürger und deren positive Entwicklung in einer fördernden Umwelt zu übernehmen!

1 „Verringerung der Alkoholschäden bei Jugendlichen – Erklärung über Jugend und Alkohol“, eine Erklärung der WHO; verabschiedet in Stockholm am 21. Februar 2001 von der Europäischen ministeriellen Konferenz der WHO „Jugend und Alkohol“. Quelle: http://www.edimuster.ch/alkoholpolitik/jugend.htm; zuletzt aufgerufen am 29.05.2009

2 Aus der Pressemitteilung zum „Aktionsplan der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung“, Quelle: www.bmfsfj.de; zuletzt aufgerufen am 29.05.2009.

4. Theoretischer Hintergrund

4.1 Allgemeine Fragestellung

Die vorliegende Untersuchung wurde mit dem Ziel durchgeführt, das Vorkommen (Punktprävalenz) und die Ausprägung depressiver Symptome im Jugendalter genauer zu erforschen. Zusätzlich sollten neben der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen der in Fachwelt und Medien häufig zitierte, scheinbar ansteigende Alkoholkonsum der Jugendlichen und ihr Nikotinkonsum genauer betrachtet werden. Des Weiteren wurde methodisch und inhaltlich erprobt, jugendliche Suizidgedanken indirekt zu erfragen. Abschließend sollte überprüft werden, mit welchen Ängsten die Jugendlichen im Alltag konfrontiert sind, um Angstthemen dieser Altersgruppe zu identifizieren und das Vorkommen sowie die Ausprägung dieser Angstthemen zu beleuchten.

Das integrierende Ziel der vorliegenden Arbeit sollte sein, alle genannten Problembereiche miteinander in Verbindung zu bringen, um vorhandene Zusammenhänge aufzudecken. Darüber hinaus sollte überprüft werden, ob Unterschiede zwischen den untersuchten Schularten (Hauptschule, Realschule und Gymnasium) und den Klassenstufen (siebte, achte und neunte Jahrgangsstufe) zu finden sind.

Im Folgenden werden zunächst aktuelle Befunde zu den genannten Bereichen dargestellt, um anschließend die Hypothesen der vorliegenden Untersuchung ableiten zu können.

4.2 Theoretischer Hintergrund der einzelnen Krankheitsbilder

4.2.1 Befunde zur Depression bei Jugendlichen

Mit Rang vier auf der Liste der bedeutsamen Erkrankungen hinsichtlich der Ursachen gesundheitlicher Beeinträchtigung und vorzeitiger Mortalität weltweit (WHO World Health Bericht 2001) sowie geschätzten Kosten von 17 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland (vgl. Kompetenznetz Depression 2005), zählt die unipolare Depression zu den bedeutsamsten Erkrankungen in der heutigen Zeit. Neben dem oftmals chronisch rezidivierenden Verlauf der depressiven Erkrankungen wird als Ursache für diese erschreckende Situation eine fehlende angemessene Behandlung depressiver Kinder und Jugendlicher angegeben (Pössel, 2008). Erst in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Depression als eigenständige psychopathologische Störung des Kindes- und Jugendalters aufgefasst und mit Eingang dieses Syndroms in das DSM-III wurden weiterführende Forschungen hinsichtlich der Diagnostik und Behandlung begonnen. Trotzdem ist die Depression bei Kindern und Jugendlichen nach wie vor ein unterschätztes Problem.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!