Scrum-Training - Kai H. Simons - E-Book

Scrum-Training E-Book

Kai H. Simons

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Beschreibung

  • •klarer und präziser Leitfaden, wie ein gutes Scrum-Training funktioniert
  • •sehr viele Inspirationen zu Vorgehensweisen und persönlicher Haltung
  • •Praxisbeispiele aus dem eigenen Trainingsalltag

Scrum verbreitet sich nach wie vor stark – vor allem in den Nicht-IT-Bereichen. Hier warten viele Menschen drauf, in die Vorteile agiler Arbeitsweisen einzusteigen. Ein Training oder einzelne kurze Trainingsinterventionen eignen sich ideal, um die Mechanismen zu erläutern.

Dieses Buch liefert Ihnen einen praxiserprobten Leitfaden entlang des Traineralltags, wie Sie als Coach, Trainer oder Berater ein Scrum-Training vorbereiten und planen, durchführen und nachbereiten und dabei den besten Rahmen dafür setzen, dass Menschen sich selbst noch tiefer von der Wirkung von Scrum überzeugen können. Es liefert bewährte Trainingsübungen, die idealen mentalen Modelle und einen klaren roten Faden, wie Scrum-Trainings-Interventionen genutzt werden – sowohl "Remote" als auch vor Ort. Es werden Themen behandelt wie die Haltung des Trainers inkl. Einsatz von Coachinginterventionen, Trainingsdynamik, Timing, wie auch problematische Teilnehmergruppen erfolgreich trainiert werden und die Interaktion Trainer-Teilnehmer in Bezug auf den Lernfortschritt sowie die Akquise von Folgeaufträgen bis hin zur Teilnehmergewinnung.

Nach der Lektüre des Buches weiß der Leser, wie er ein zweitägiges Scrum-Training aufbauen muss, damit dieses eine intensive Wirkung auf die Teilnehmer entfaltet.

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Kai H. Simonsist einer der erfolgreichsten Scrum-Trainer im deutschsprachigen Raum. Seit 2007 trainierte er über 1.700 Menschen in dem beliebten agilen Rahmenwerk Scrum. Seine Art, agile Methoden zu vermitteln, zielt klar auf die Selbstverantwortung ab, die Menschen brauchen, um erfolgreich Agilität zu leben. Dieses Buch enthält die Essenz seiner Arbeit als Certified Enterprise Coach® und Certified Scrum Trainer®, wie man Agilität spürbar vermittelt.

Jasmine Simons-Zahnosetzt sich als Agile Coach leidenschaftlich für die menschliche Seite der Produktentwicklung ein. Ihr Master-Studium in Organisationspsychologie qualifiziert sie auf einzigartige Weise für die Auseinandersetzung mit den Hindernissen und Widerständen, die entstehen, wenn das agile Paradigma mit traditionellen Organisationsstrukturen kollidiert. Als Certified Scrum Professional® hat sie es sich zum Ziel gesetzt, Unternehmen dabei zu unterstützen, produktive und motivierende Umgebungen zu schaffen, die Mitarbeitende ermutigen und inspirieren, ihre beste Arbeit mit Freude zu leisten.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.plus

Kai H. Simons · Jasmine Simons-Zahno

Scrum-Training

Der Praxisleitfaden für Agile Coaches

Kai H. [email protected]

Jasmine [email protected]

Lektorat: Christa Preisendanz

Lektoratsassistenz: Anja Weimer

Copy-Editing: Ursula Zimpfer, Herrenberg

Satz & Layout: Birgit Bäuerlein

Herstellung: Stefanie Weidner, Frank HeidtUmschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Print    978-3-86490-839-2

PDF     978-3-96910-334-0

ePub   978-3-96910-335-7

mobi   978-3-96910-336-4

1. Auflage 2021

Copyright © 2021 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

Hinweis:

Dieses Buch wurde auf PEFC-zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft gedruckt. Der Umwelt zuliebe verzichten wir zusätzlich auf die Einschweißfolie.

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Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Für Mira und Aliya

Geleitwort von Jutta Eckstein

Nicht viele, die mich kennen, kennen auch mein Geheimnis, von dem ich in meinem Berufsleben profitiere: Mein Geheimnis ist, dass ich vor meinem Ingenieurstudium, d. h. in meinem »früheren Leben«, ein Studium auf Lehramt abgeschlossen habe und von daher auf meine pädagogisch-didaktische Ausbildung zurückgreifen kann.1 Ganz im Gegensatz zu vielen meiner Kolleg:innen. Üblicherweise wird im Berufsleben von nahezu allen früher oder später gefordert, sich – eben ohne entsprechende Ausbildung – als Trainer:in zu engagieren. Manchmal handelt es sich dabei nur um kurze Sessions, bei denen man einem Kollegen oder einer Kollegin etwas erklärt, manchmal sind es angesetzte Meetings, um einer größeren Gruppe die Details einer Funktionalität näherzubringen, und wieder zu anderen Zeiten werden daraus Schulungen, die auch als solche bezeichnet werden. Fast immer gilt dabei, dass der oder die Lehrende Spezialist:in des Fachgebiets ist und dass er oder sie (leider) keinerlei Ausbildung darin hat, wie man Dinge vermittelt. Das heißt, man geht meist davon aus, dass alle irgendwoher wissen, wie man Wissen weitergibt. Dies ist jedoch beileibe nicht der Fall. Das ist auch der Grund, warum es manchmal schwerer und manchmal leichter fällt, dargebotenes Wissen zu verstehen und zu verinnerlichen.

Darüber hinaus werden – sowohl interne als auch externe – Mitarbeiter:innen generell und ganz im Speziellen Coaches zunehmend gefordert, agil agieren zu können, um schnell mit Veränderungen umgehen zu können. Das heißt, gefordert wird eine Offenheit für lebenslanges Lernen. Dieses lebenslange Lernen erfordert aber auch ein lebenslanges Lehren.

Vor diesem Hintergrund kann ich die Wichtigkeit des vorliegenden Buchs von Jasmine und Kai nicht hoch genug einschätzen. Ich bin mir sicher, für viele wird das Buch ein regelmäßiger Begleiter sein, um als Trainer:in ständig besser zu werden.

Die Offenheit, der Mut und der Fokus auf die Werte von Jasmine und Kai als Trainer:in und Autor:in ist beispielhaft und ansteckend. Sie zeigen nicht nur auf, wie man Scrum mittels Scrum vermitteln kann und damit direkt einen Erlebnisraum aufspannt, sondern greifen auch auf essenzielle pädagogische Muster zurück.2 Dazu gehören beispielsweise:

See before Hear

Da ein Vorgehen, bei dem man zuerst hört und dann erst sieht, recht abstrakt ist, verhindert dieses Vorgehen oft, dass die Lernenden später tatsächlich von den Konzepten Gebrauch machen. Aus diesem Grund sollte man den Lernenden die Möglichkeit geben, zunächst das Konzept zu sehen, bevor die Erklärung erfolgt.

Own Words

Auch wenn Lernende oft in der Lage dazu sind, Definitionen oder Konzepte u.Ä. verbal wiederzugeben, bedeutet dies nicht automatisch, dass sie diese auch verstanden haben. Aus diesem Grund lade die Lernenden dazu ein, die Schlüsselideen mit den eigenen Worten auszudrücken. Drücken sich Lernende mit ihren eigenen Worten aus, fällt es leichter zu beurteilen, inwiefern die Konzepte wirklich verstanden wurden.

Explore for Yourself

Häufig schrecken Lernende davor zurück, Selbstverantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen. Aus diesem Grund biete Lernenden an, Themen eigenständig zu erarbeiten und diese anschließend zu präsentieren.

Jasmine und Kai machen mit der Verwendung dieser pädagogischen Muster deutlich, wie sich der Lerneffekt bei den Lernenden auch darüber verbessern kann, indem man ihnen ermöglicht, selbstverantwortlich zu lernen, und sich nicht darauf verlässt, dass »vorgekautes« Wissen automatisch in die Köpfe einsickert. Wie im sogenannten »Adult Learning« weisen die beiden den Lernteams nicht einfach Aufgaben zu, sondern sie stellen ihnen Aufgaben, die das eigenständige Lernen und damit auch die persönliche Entwicklung einfordern. Sie unterstützen dadurch die Auseinandersetzung über Werte und Überzeugungen in der Lerngruppe.

»In der Theorie des Konstruktivismus wird erklärt, dass es nicht möglich ist, diese Art von Wissen von einer Person auf eine andere zu übertragen, da dieses Wissen von jeder Person auf Basis der eigenen Wahrnehmung wieder neu konstruiert wird. Dieses transformative Lernen folgt üblicherweise auf eine Phase des Chaos. […] Normalerweise ermöglicht dies einer Person, eine breitere Perspektive einzunehmen und so ihre Beziehung zu anderen Menschen grundlegend zu verändern. Transformatives Lernen ist also in der Regel nicht kontinuierlich, sondern zeigt sich in plötzlichen großen Entwicklungsschritten. Eine transformative Führungsperson hilft seinen Mitarbeitenden periodisch, oft durch Reflexion, beim Erlangen von grundlegend neuen persönlichen Fähigkeiten.«3

Folglich haben auch auf den ersten Blick Nebensächlichkeiten wie eine lange Mittagspause oder die Lernruhezeit einer Nacht zwischen zwei Schulungstagen eine große Bedeutung, vergrößern sie doch den Lernraum, da gerade diese Pausen zur Reflexion einladen.

Jasmine und Kai erläutern dies nicht mittels grauer Theorie4, sondern anhand ihrer Praxis und machen so ihr eigenes Erleben nachvollziehbar und nach-erlebbar. Für die einfache Übertragung des Trainings in die Praxis liegt der Fokus unter anderem auch auf der organisatorischen, methodischen, persönlichen sowie der inhaltlichen Vorbereitung für eine:n Trainer:in. Darüber hinaus laden die oft ergänzenden Verweise auf die Website von Agile Growth dazu ein, anhand von sehr konkreten Beispielen tiefergehend in die Materie einzusteigen und immer auf dem aktuellen Stand des Buchinhalts zu bleiben.

Jasmine und Kai ist es mit diesem Buch gelungen, einen sehr praktischen Einstieg in Scrum-Trainings zu geben, der weniger auf den inhaltlichen Aspekt von Scrum abzielt, sondern vielmehr effektive Methoden der Vermittlung aufgreift und die direkte Anwendbarkeit ermöglicht. Mit vielen Beispielen bleiben die beiden dabei immer praxisnah, sodass man motiviert wird, sofort loszulegen. Ganz nach der Empfehlung von William Butler Yeats:

»In einer Schulung geht es nicht um das Füllen eines Eimers,sondern um das Anzünden eines Feuers.«

Jutta Eckstein

Autorin von u. a.

»Agile Softwareentwicklung in großen Projekten«,»Agile Softwareentwicklung mit verteilten Teams« und»Unternehmensweite Agilität (kurz BOSSA nova)«

Geleitwort von Andreas Schliep

»Bewerbe dich doch als Scrum Trainer!« Diese Aufforderung von meinem Mentor Boris Gloger bildete vor etwa 15 Jahren den Auslöser meiner Reise zum Certified Scrum Trainer der Scrum Alliance. Ich erwiderte damals, dass ich keine Lust hätte, den Leuten immer wieder das Gleiche zu erzählen. Denn das war meine Sicht auf Schulungen: den Leuten immer wieder das Gleiche zu erzählen. Heute sehe ich das anders. Inzwischen habe ich sehr viel über Training, Menschen, über mich selbst gelernt. Das meiste durch Erfahrung. »Du hast es in dir!« Eine initiale Motivation, die mir vor 15 Jahren weitergeholfen hat – und auch jetzt noch weiterhilft. Um als Trainer erfolgreich zu sein, braucht man »es«, da würden die meisten Menschen sicherlich zustimmen. Doch was ist »es«? Ich bin meinen Weg als Trainer mit Intuition, Empathie und Spontaneität gegangen. Ich habe dabei mit der Zeit gelernt, den ganzen Ideen, Konzepten und Praktiken auch einen roten Faden zu verleihen. Als Trainer in meinen Kursen, als Sparringspartner und Mentor für andere, bin ich sehr stark von meinem Gefühl für Wirkung ausgegangen. Immerhin hatte mir Boris das Geschenk gemacht, Trainings auf Erfahrungen und Emotionen aufzubauen, nicht auf Folien und Plänen.

Die Grundwerte von Lean gelten aber auch für Scrum: »Respektiere Menschen« und »Kontinuierliche Verbesserung« zählen neben den Scrum-Werten zu den Leitplanken meines Lebens. Deshalb war ich schon seit der ersten Begegnung mit Kai Simons von seiner Strukturiertheit und Zielstrebigkeit fasziniert. Ich hatte gemerkt, dass er »es« auch in sich hatte – und »es« auch noch mit dem Streben nach Perfektion, der Einbindung von psychologischen Hintergründen und modernen Schulungsstrategien verknüpfen konnte. Frei nach Deming: Es kommt nicht nur darauf an, das Richtige zu tun, sondern es auch auf die richtige Art und Weise anzugehen. Die komplexen Themen, die wir als agile und Scrum-Trainer vermitteln, erfordern besonderes Fingerspitzengefühl. Zum großen Teil müssen wir ein regelrechtes Marketing für die Ideen und Erkenntnisse innerhalb unseres Kurses durchführen. Haben wir das Problem unserer Teilnehmer:innen erkannt? Bieten wir ihnen eine akzeptable Lösung? Ist diese Lösung für sie auch machbar? Sind Aufwand und Schmerzen vertretbar? Die Produktgestaltung eines agilen Kurses hört nicht vor der Tür des Schulungsraums auf. Das hat Kai besonders gut verstanden und in der Integration unserer Kursansätze und seiner Vermittlungsmethoden zur Meisterschaft gebracht. Konsequenterweise bedeutet das auch, diese Vermittlungsfähigkeit an andere weitergeben zu wollen.

Jasmine Zahno, inzwischen Jasmine Simons-Zahno, kenne ich auch schon fast so lange wie Kai. Jasmine bringt ihr psychologisches Fundament in ihre Arbeit mit Scrum, bei der Ausbildung und dem Coaching von Menschen ein. Viele selbst proklamierte »Agile Coaches« können Psychologie gerade mal buchstabieren oder setzen ihr Weltbild durch eine Ansammlung von populärwissenschaftlichen Artikeln, Büchern und Websites zusammen. Echte – dafür grundlegend ausgebildete – Expert:innen für die Arbeit mit Menschen, die gleichzeitig einen Draht zu den Entwickler:innen finden können, sind in unserer Szene eher selten. Auch ich zähle zu den Menschen, die aus einem technischen Hintergrund kommen und sich die »menschlichen« Themen erst aneignen mussten. Von Jasmine habe ich zum Beispiel viel über den Unterschied zwischen Wohlbefinden – Harmonie, Komfort – und Wohlsein – Integrität, Resilienz – gelernt. Jasmines Schwerpunkt ist nicht ohne Grund die psychologische Sicherheit. Für sie beginnen diese Fragestellungen schon weit vor dem Kurs: Wie können wir eine Umgebung gestalten, in der Lernen und Kreativität gefördert werden? Wie nehme ich die Gruppe wahr? Wie gehe ich mit Spannungen und Verletzungen um, ohne ins Therapeutische abzudriften?

Jasmine und Kai zusammen sind nicht nur Lebens- und Ehepartner, Eltern und gute Freunde. Sie ergänzen sich auch fachlich wunderbar. Ein Beispiel ist ihr erfolgreicher »Agile Growth Podcast«, der agile Themen mit einer persönlichen Note verknüpft und so auch Menschen zugänglich macht, die nicht tief in der agilen Entwicklung verwurzelt sind. Dieses Buchprojekt ist ein weiteres Beispiel ihrer unvergleichlichen Chemie, der Synthese von unterschiedlicher und kontinuierlicher Integration – kleiner Scherz unter Entwickler:innen – von Ideen, Konzepten und Praktiken. Auf den Bereich des Trainings angewendet, vermittelt dieses Buch die Begeisterung für das Thema und die Meisterschaft in den Methoden. Denn die agilen Werte und Prinzipien verbunden mit kompetenter Didaktik und dem richtigen Draht zu den Menschen – das ist es, was einen großartigen Trainer, eine großartige Trainerin in unserem Feld ausmacht.

Es gibt schon etliche hervorragende Bücher über Scrum, über das Coaching von agilen Teams, über wirkungsvolle Moderation, ja auch über Trainings im Allgemeinen. Was aber noch fehlte, ist ein Leitfaden, eine Orientierung für all die Scrum Master und Agile Coaches, die nicht an ihrem jetzigen Entwicklungsstand stehen bleiben möchten. Agile Methoden und Scrum kann man Menschen nicht einfach beibringen, man muss sie dafür begeistern. Was ist das Geheimnis? Wie funktioniert das genau? Um das herauszufinden, ist man mit diesem Buch schon einen gehörigen Schritt weiter. Ich würde allen Lesenden empfehlen, nicht gleich zu den praktischen Leitfäden zu springen, sondern etwas Zeit und Aufmerksamkeit auf die Haltung des Trainers oder der Trainerin zu richten. Alleine dieses Kapitel birgt schon unschätzbare Unterstützung bei der Gestaltung und erfolgreichen Durchführung von Kursen. Auch wenn bei mir mal ein Training in Schieflage geraten ist, hat mich meine konsequent ausgerichtete Haltung wieder auf Kurs gebracht, mir geholfen, den bestmöglichen Kurs für meine Teilnehmer:innen und mich zu gestalten. Das alles lernt man aus Erfahrung. Ich wünschte mir allerdings, ich hätte ein solches Buch schon zu Beginn meiner Entwicklung als Trainer gehabt.

Andreas Schliep,Bremerhaven, März 2021

Inhaltsübersicht

1Einleitung

2Die Haltung eines erfahrenen Trainers

3Die Geheimnisse eines erstklassigen Trainingskonzepts entschlüsseln

4Überragende Lernerlebnisse im Seminarraum liefern

5Die Remote-Herausforderung: Onlinekurse im virtuellen Seminarraum halten

6Teamspezifische Workshopformate im Coaching nutzen

7Überzeugende Konzepte selbst entwerfen

Anhang

ANachwort

BDanksagung

CReferenzen

Index

Inhaltsverzeichnis

1Einleitung

1.1Wie du das meiste aus diesem Buch herausholst

1.2Der Goldstandard der Scrum-Trainings

1.3Über dieses Buch und seine Zielgruppe

1.4Plädoyer zweier Coaches für die Nutzung von Trainingsinterventionen

2Die Haltung eines erfahrenen Trainers

2.1Was bedeutet es, ein guter Trainer oder eine gute Trainerin zu sein?

2.2Wie lebe ich die Scrum-Werte in einem Training vor?

2.2.1Wie mache ich mich selbst durch Offenheit verletzlich?

2.2.2Wie verbinde ich die Bedürfnisse von Fokus mit der Flexibilität von Agilität?

2.2.3Wie lebe ich tiefen Respekt im Trainingsraum?

2.2.4Welche mutige Haltung bringe ich anderen Menschen entgegen?

2.2.5Welches Commitment brauche ich gegenüber meinen Teilnehmern?

2.3Über Gestaltung und Begleitung von LernreisenEin Gastbeitrag von Björn Jensen

2.3.1Outcome über Output

2.3.2Agilität leben

2.3.3Die Lernreise

3Die Geheimnisse eines erstklassigen Trainingskonzepts entschlüsseln

3.1Das gute Gefühl eines klaren Plans

3.2Hinter den Kulissen

3.2.1Die ideale Startposition beziehen

3.2.2Wann dein Training wirklich beginnt

3.2.3Raum, Unterlagen, Logistik

3.3Der erste Trainingstag

3.3.1Eröffnen mit einem Paukenschlag

3.3.2Fremde zu Teams zusammenschweißen

3.3.3Den Lernsprint mit idealem Sprint-Ziel planen

3.3.4Von Product und Sprint Backlogs lernen

3.3.5Die Basis im Verständnis schaffen

3.3.6Das Scrum-Wissen der Teilnehmer anzapfen

3.3.7Simulation: Gemeinsam über die Grenze gehen

3.3.8Die Eignung des Rahmenwerks entdecken

3.3.9Sauber abschließen mit Sprint-Review und Sprint-Retrospektive

3.4Der zweite Trainingstag

3.4.1Ein Check-in am Morgen

3.4.2Backlog Refinement und Sprint-Planung als Ritual

3.4.3Die Scrum-Verantwortlichkeiten interaktiv begreifen

3.4.4Die Perspektive von Managern und Projektleitern

3.4.5Doppelte Verantwortung: Zebras unter der Lupe

3.4.6Die Kraft der Gruppe für die Scrum-Ereignisse nutzen

3.4.7Simulationen und ihre Bedeutung für das Lernen

3.4.8Ausgleiten mit Lean Coffee

3.4.9Den Puls fühlen im Abschlusskreis

3.5Vom klaren Plan zum flexiblen Flow

3.5.1Aus Erfahrung anders

3.5.2Variationen und ihre Konsequenzen

3.5.3Sein Scheitern verdauen

3.6Vorbei ist nicht vorbei: Nachbereiten

3.6.1Was deine Teilnehmer jetzt brauchen

3.6.2Zusatzangebote, die Freude machen

4Überragende Lernerlebnisse im Seminarraum liefern

4.1Die Dynamik der Gruppe verändern

4.2Von Vielrednern und Egoisten

4.2.1Störungen haben Vorrang

4.2.2Eine Haltung der Neugierde und des Respekts

4.2.3Jeder hat sein Bestes versucht

4.3Die Bedeutung von Emotionen

4.4Wissen, wo die Teilnehmer stehen

4.5Das Timing im Blick halten

4.6Weshalb wir beim Problem ansetzen solltenMit einem Gastbeitrag von Olaf Bublitz

5Die Remote-Herausforderung: Onlinekurse im virtuellen Seminarraum halten

5.1Was online funktioniert und was nicht

5.1.1Von Flipchart bis Prozessdesign

5.1.2Technik, die begeistert oder auch nicht

5.1.3Gesicht zeigen

5.1.4Netz mit doppeltem Boden

5.1.5Fast alles ist machbarEin Gastbeitrag von Marc Bleß

5.1.6Online braucht mehr Regeln

5.2Digital gut aussehen, klingen und wirken

5.2.1Fotografieren ist Malen mit Licht

5.2.2Das richtige Kamerabild zusammenstellen

5.2.3Hörbar guten Klang verwenden

5.2.4Gestik, Mimik und Energie wählen

6Teamspezifische Workshopformate im Coaching nutzen

6.1Der »User Story Writing«-Workshop

6.1.1An Vorwissen anknüpfen

6.1.2Das Konzept von User Stories vermitteln

6.1.3User Stories schreiben mit Zwischenfeedback

6.1.4Nächste Schritte definieren

6.2Der »User Story Splitting«-Workshop

6.2.1Relevanz des Themas herstellen

6.2.2Die Story-Splitting-Muster vermitteln

6.2.3User Stories teilen üben

6.2.4Die Erfahrungen auswerten

6.3Der »Definition of Done«-Workshop

6.3.1Einstieg mit einer Erfahrung

6.3.2Fakten am Flipchart lehren

6.3.3Definition of Done erstellen

6.3.4Transfer in die Praxis klären

6.4Der initiale Schätz-Workshop

6.4.1Relative Schätzungen veranschaulichen

6.4.2Relative Schätzungen veranschaulichen

6.4.3Planungspoker durchführen

6.4.4Die Intention des Verfahrens herausarbeiten

7Überzeugende Konzepte selbst entwerfen

7.1Vom Funken der Inspiration entfacht

7.2Sortieren, Auswählen, Verdichten

7.3Der Praxistest eines Lernmoduls

7.4Eigene Simulationen entwerfen

Anhang

ANachwort

A.1Eine gemeinsame Reise

A.2Über Agile Growth®

BDanksagung

CReferenzen

Index

1Einleitung

Liebe Leserin und lieber Leser,

für ein Fachbuch beginnen wir jetzt sehr persönlich. Du wirst in diesem Buch neben konkreten Ideen, Werkzeugen und Methoden insgesamt viel über uns, Jasmine und Kai, erfahren – und das ist auch gut so. Denn man spürt ein Konzept am besten aus dem Blickwinkel derer, die es leben. Wir experimentieren seit Jahren mit Agilität im Alltag, in unserem Elternsein, ja sogar in unserer Beziehung und (eben auch) im Berufsleben. Agilität ist nicht die Lösung für alles, aber oft ein guter Kompass.

Wir brennen dafür, das Miteinander und damit auch die Arbeitswelt menschlicher und besser zu machen und genau das auch in unseren Seminaren vermitteln zu können.

Dieser Weg war auf so vielen Ebenen ein wichtiger Schlüssel für uns als Agile Coaches, dass wir dieses Wissen nun einfach mit dir teilen müssen. Aber lass uns kurz in die Vergangenheit schauen, wie es eigentlich dazu kam:

Es war im Frühjahr 2014, als ich ziemlich ausgebrannt die Koffer packte und mit meiner damaligen Freundin nach Neuseeland fuhr.1 Über sieben Jahre war ich zu dem Zeitpunkt bereits als freiberuflicher Agile Coach und Interim Scrum Master unterwegs. Ich hatte Dutzende Teams und Unternehmen gesehen, in den unterschiedlichsten Branchen, mit den unterschiedlichsten Menschen. Doch irgendwie fühlte ich mich leer. Der Aufwand, als Selbstständiger Aufträge zu akquirieren, in digitale Sichtbarkeit zu investieren und Tage gegen Tagessätze zu tauschen, war aus der Balance gekommen.

Ich begab mich auf eine Art Suche: Wie könnte es gehen, in der Arbeitswelt positive Veränderung zu bewirken, ohne dabei Schritt für Schritt auszubrennen? Was wäre ich auch für ein Beispiel für eine Kultur von »New Work«, wenn ich selbst keine nachhaltige Version derselben leben würde? Kann man wirklich ausbrennen, wenn man »sustainable pace«2 lebt?

Ich stieß bei meiner Suche auf eine Handvoll Menschen, die irgendwie glücklicher schienen, irgendwie ausgeglichener, irgendwie erfolgreicher. Sie hatten mehr Zeit für Kreatives und weniger Zwang zur Akquise. Sie hatten mehr Sichtbarkeit am Markt und andere finanzielle Möglichkeiten. Sie hatten Familien und Zeit für diese. Trotzdem waren sie ebenfalls im gleichen agilen Markt unterwegs – teils unternehmerisch, teils als Berater angestellt. Irgendwas machte ich wohl falsch.

Ich musste einfach tiefer verstehen, wie genau diese Menschen handelten. Sie traten als Coaches, Trainer und Berater auf und machten doch vieles anders als ich, der täglich irgendwo in Deutschland oder der Schweiz als Coach arbeitete, teils bei zwei unterschiedlichen Kunden in der Woche. Langsam, aber sicher ging der Spaß an der Sache verloren und wenn ich es mir eingestand, fing ich auch an, den Sinn zu hinterfragen. Und ich war doch genau für dieses Ziel angetreten: für Sinn und Spaß bei der Arbeit!

In Neuseeland begriff ich wie nie zuvor, wie groß meine Liebe zur Freiheit eigentlich ist. Bei meinem Wertequartett wäre das wohl »mein Supertrumpf«, die Karte, die alles sticht. Umso mehr ich mit ein wenig Abstand mein Berater-Hamsterrad wahrnahm, in dem ich mich seit Jahren zerrieb, desto mehr wusste ich: So geht es nicht weiter.

Doch das Schicksal hatte ein nettes Ass im Ärmel. Ich fand eine neue berufliche Heimat in der kleinen Schweizer Unternehmensberatung DasScrumTeam, die von Menschen geführt wurde, die auf ihrem Weg weiter als ich waren. Während der kommenden fünf Jahre lernte ich dort, dass ein großer Schlüssel zur Freiheit als Agile Coach in der Kraft hervorragender Trainings liegt: Scrum-Seminare sind nicht nur inhaltlich und menschlich hochinteressant, sie sind auch der ideale Ort, um neue Aufträge zu akquirieren. Durch die Bindungen, die bereits in einem Seminar entstehen, und das gemeinsame Wissensgebäude macht eine Fortführung im Kontext des eigenen Unternehmens häufig Sinn. Dabei fällt es sowohl leichter, durch das gemeinsam Erlebte anzuknüpfen wie auch Pläne für ein besseres Morgen in der Organisation oder Abteilung zu schmieden. Die Frage »Bietet ihr auch Coaching an?« hörte ich oft in meinen Kursen.

Darüber hinaus erwirtschaftet ein gut besuchtes Training den gleichen Umsatz, den sonst viele Tage Coaching bedeuten. Das ist vielleicht an sich nicht so spannend, aber die Möglichkeiten, die in dieser Dimension liegen, sind wundervoll. Über Jahre hatte ich dadurch einen Kalender, der abseits der Seminare nachmittags ab 14 Uhr den Kindern gewidmet war. Unsere große Tochter kam mit dem städtischen Hort nicht zurecht und so konnte ich neben meinem Job gut abfedern, was sie in dieser Zeit brauchte. Und auch unsere Dreijährige ließen wir nur mit schlechtem Gewissen lange im Kindergarten, denn wir sahen, wie sehr sie durch unsere Nähe aufblühte.

Nun, das alles war für uns persönlich sehr angenehm – doch in diesem Buch geht es um dich. Wo stehst du gerade? Wie empfindest du deine Wirkung auf die Arbeitswelt? Was sind deine aufgeschobenen Träume? Was nagt seit Jahren an dir und sollte längst passieren?

Für uns war es in den letzten Jahren beispielsweise wichtig, die verschiedenen Achsen des Lebens integrieren zu können: Podcasten, Bloggen, Sport, Familien- und Paarzeit, musizieren, Freundschaften. All diese Dinge bereichern unser Leben auf wundervolle Art und Weise. Die Entscheidung, unser Coaching durch Seminare zu bereichern, hat dabei sehr geholfen. Was ist es bei dir? Was fehlt?

Wir zeigen dir in diesem Buch unsere konkreten Schritte, um die eigene Wirkung durch die Kunst herausragender Scrum-Seminare so zu verstärken, dass mehr Menschen von deiner Arbeit profitieren und du auf diese Weise mehr von der Freiheit findest, die du dir wünschst.

Du magst dich vielleicht fragen, weshalb wir dir all dieses Wissen so freigiebig anvertrauen. Nun, das hat gleich mehrere Gründe.

Mit diesem Buch suchen wir Verbündete auf unserer Reise, die Arbeitswelt menschlicher zu machen. Scrum und Agilität sind dafür ein starker Katalysator. Aber die Arbeitswelt von heute ächzt. Wir erleben immer mehr Menschen, die unzufrieden und unglücklich an ihrem Arbeitsplatz sind. Psychische Krankheiten nehmen zu – und spürbare Innovation im gleichen Maße ab. Die Anzahl der psychisch bedingten Krankheitsfehltage hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt, psychische Erkrankungen sind mit 16 % der drittgrößte Verursacher von Arbeitsausfällen [Marschall et al. 2019]. Die Veränderungen durch die Corona-Pandemie haben die Belastung unserer Gesellschaft dabei zusätzlich signifikant erhöht.

Scrum bietet unserer Erfahrung nach eine Chance, ein Umfeld zu schaffen, in dem ein Scrum Master aktiven Einfluss auf das psychische Wohlergehen eines Teams nehmen kann. Wir sind daher der Meinung, dass es mehr Menschen braucht, die in die Welt rausgehen und Agilität und Scrum auf eine nahbare und umsetzbare Weise vermitteln und Organisationen dabei helfen, dieses Wissen auch in der Praxis umzusetzen. Durch intensive Seminare wird jeder Agile Coach gleichzeitig auch Multiplikator und wir durchdringen mehr und mehr unsere aktuelle Arbeitskultur.

Ein weiterer, eher persönlicherer Grund treibt uns zusätzlich an: Wir hatten Lust, eine neue Tiefe in unsere Arbeit zu bringen. Dieses Buch zwang uns dazu, intensiv über die Art und Weise nachzudenken, wie und warum wir viele Dinge tun. Wir hoben so unser Lernen auf eine neue Ebene. Anders könnten wir dir gar nicht erklären, was wir tun und mit welcher Intention. Salopp gesagt könnte also gesagt werden: Wir hatten Lust darauf, dieses Buch zu schreiben, um uns weiterzuentwickeln. Unsere gemeinsame Firma heißt genau deshalb auch sehr absichtsvoll Agile Growth Academy. Wir mögen es einfach, andere und damit auch uns selbst im Wachstum zu begleiten. Und wir hoffen natürlich, dass dies auf dich abfärbt – zumindest haben wir das Buch die ganze Zeit mit dir als Leserin oder Leser im Hinterkopf geschrieben. Solltest du an Agilität interessiert sein oder als Agile Coach oder Scrum Master arbeiten, so ist dieses Buch für dich gemacht.

Uns beschäftigte vor der Veröffentlichung auch die Frage, inwieweit die Konzepte und Ideen dieses Buches auch in Zukunft, in einer Welt mit und nach dem Corona-Virus relevant bleiben. Lass uns dazu zwei Punkte beleuchten:

Agilität ist mittlerweile unstrittig zu einem Mainstream-Thema in der IT geworden.

Bei der Frage, wie sie sich weiterentwickelt, haben wir leider keine Glaskugel, doch frage dich selbst: Wird die IT-Branche zukünftig eher wachsen oder schrumpfen? Wie sieht es in anderen Industrien aus? Werden wir in Zukunft mehr Fließbandarbeit oder mehr Wissensarbeit in Europa haben? Welches Potenzial siehst du für den Einsatz von Agilität bei Branchen fernab der IT-Industrie? Welche Auswirkung hatte das Corona-Virus auf die Notwendigkeit von Unternehmen, erfolgreich auf Veränderungen zu reagieren? Du merkst an unseren Fragen: Wir sind der Überzeugung, dass die digitale Transformation anhält und der Bedarf an Scrum Mastern und Agile Coaches steigt. Gut für alle, die das mögen. Gut für alle, die ihre Erfahrungen auch in Seminaren weitergeben wollen.

Die Arbeitswelt kann noch an sehr vielen Stellen von echter Agilität profitieren.

Was ist dein Eindruck? Wie oft gibt es echte Agilität in Unternehmen? Wir sprechen hier also von Unternehmen, die ihre Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt stellen und erfolgreich auf Veränderungen reagieren und dabei noch die Mitarbeitenden begeistern können. Wir meinen: Es gibt viel zu wenige. Das ist sehr schade angesichts der immensen Wirkung, die Scrum auf die Menschen in Unternehmen hat. Gerade im deutschsprachigen Raum haben wir nach wie vor einen großen Nachholbedarf, was eine echte Innovationskultur und menschenfreundliche Arbeitsbedingungen angeht. Schritt für Schritt könnten wir so das Rennen um Technologieerfolge und Experten oder Expertinnen global gedacht verlieren – was sich langfristig auch auf den Wohlstand und unseren Einfluss in der Welt auswirken wird.

Wenn nun mehr Branchen profitieren können und es noch viel zu tun gibt, bis wir echte Agilität vermehrt leben, stellt sich die Frage: Wer soll dieses notwendige Wissen in alle Branchen und in alle Nischen verbreiten?

Viele Kolleginnen und Kollegen in der Agile Community teilen mit uns diese Mission einer neuen Arbeitswelt. Wir selbst sind jetzt schon viele Jahre dabei, dies mit und in verschiedenen Firmen umzusetzen – und doch ist das meiste noch ungetan.

Wir sind überzeugt, dass es mehr branchenspezifische Experten und Expertinnen braucht, um einen nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel unserer Arbeitskultur zu erreichen: Menschen, die aus ihrem einzigartigen Blickwinkel auf Scrum schauen. Menschen, die die agilen Ideen adaptieren und so dazu beitragen, die Arbeitswelt nachhaltig zu verbessern – für uns alle und nicht zuletzt für die Generationen nach uns.

Die Bühne ist also für dich bereitet: Welche Facette trägst du zum Thema Scrum bei? Was ist deine einzigartige Vorprägung, deine Vorerfahrung? Finanzwesen? BWL? Mechatronik? Philosophie? Unsere Arbeitswelt braucht Menschen mit spezieller Nischenexpertise, die Scrum nicht nur verstehen – sondern auch vermitteln können. In genau ihrer jeweiligen Version, mit genau ihrer Haltung und ihrem Wissen. Gesell dich dazu! Es wird dich und die Welt bereichern. Und die intensiven Kontakte aus einem mehrtägigen Seminar helfen dabei, deinen Wirkungskreis Stück für Stück zu erweitern.

Wir sind überzeugt: Wenn du nur zwei, vielleicht drei Trainings im Jahr in deinen Koffer als Agiler Coach packst, dreht sich das Spiel schon zu deinen Gunsten. Und falls du schon jetzt Seminare gibst, wird unser Konzept dich sicher inspirieren, wie du deine Teilnehmer noch gezielter erreichst und deine innere Haltung weiterentwickeln kannst.

Viel Spaß beim Eintauchen!

Jasmine Simons-Zahno und Kai H. Simons,Mannheim, Juli 2021

PS: Sende uns gerne nach der Lektüre dein Feedback3 zu.Wir freuen uns schon darauf!

1.1Wie du das meiste aus diesem Buch herausholst

Dieses Buch ist das Praxishandbuch, das wir uns zu Beginn unserer Agile-Coach-Karrieren gewünscht hätten. Zwar gab es damals schon ein wenig Literatur zur Vertiefung der Scrum-Master-Verantwortlichkeit, doch zu Workshops als Wirkkanal für Agilisten existierte in Buchform damals auf dem deutschsprachigen Markt unserer Kenntnis nach nichts.

Doch immer wieder stießen wir auf die Situation, anderen Menschen Scrum näherbringen zu wollen, weil es einfach im jeweiligen Kontext Sinn machte und notwendig war. Firmeninterne Akademien oder externe Dienstleistungsunternehmen fragten nach, auch da sie ihre Kunden und Kundinnen über eine gemeinsame Sprache erreichen wollten, Veränderungs-Communitys hatten den Wunsch, sich weiterzubilden, Agile-Coaching-Teams hatten sich zum Ziel gesetzt, die Mitarbeitenden auszubilden.

Wir trugen zusammen, was wir unterwegs von anderen lernten, fügten an, was wir selbst entwickelt hatten und unternahmen und wie wir dachten. Dieses Buch wurde mehr und mehr zum Handbuch, das bewährte Workshopelemente vermittelt, wie man Menschen von Scrum überzeugt.4

Trainings sind für uns dabei eine spezifische Wirkungsart eines jeden Agile Coaches. Lyssa Adkins beschreibt in ihrem Standardwerk acht verschiedene Haltungen, die ein Scrum Master oder Agile Coach einnehmen kann [Adkins 2010].5 Dieses Buch konzentriert sich auf die Facette des »Coach as Teacher«, den Coach als Lehrenden.

Man könnte sagen, es geht hier um zeitlich begrenzte Intensiv-Coaching-Interventionen, die wir in einer Haltung als Trainer oder Trainerin bieten. Du verstehst durch die Lektüre dieses Buches unsere Haltung zu gelungenen Erkenntnis-Workshops. Darüber hinaus erlebst du ein über hundertmal durchgeführtes Seminarkonzept Schritt für Schritt, sodass du es ideal in deine Praxis integrieren kannst. Das Werk eignet sich gut, um es einmalig von vorne nach hinten durchzulesen, fungiert danach aber eher als eine Art Handbuch, in dem du von Fall zu Fall eine Übung recherchieren oder ein Praxisproblem im Training reflektieren kannst.

Das gesamte hier gezeigte Seminarkonzept haben wir darüber hinaus als Bonus für dich in einem praktischen Trainerleitfaden komprimiert, den du als Ergänzung zum Buch nutzen kannst.6

Wir beziehen uns immer wieder auf diesen Leitfaden und bilden ihn auch hier im Buch vollständig in etwas kleinerer Darstellung ab, damit du weißt, auf welche Seite des Leitfadens wir uns gerade beziehen.

Lade den Trainerleitfaden am besten jetzt als PDF-Dokument zur einfachen Nutzung begleitend herunter, drucke ihn aus oder kopiere ihn auf dein Tablet – so hast du eine gut lesbare Größe und das Dokument direkt einsatzbereit für ein Seminar.

Abb. 1–1Kai nutzt gerne ein iPad Pro 12" als gut einsehbare Möglichkeit, während des Seminars im Trainerleitfaden kurz zu spicken.

Wer nicht gerne mit dem Tablet im Raum arbeitet, druckt sich den Leitfaden in DIN-A5-Größe auf DIN-A4-Blättern aus, sodass immer eine freie Fläche neben dem Anleitungsblatt existiert. Wenn du die Blätter laminierst, kannst du so im Vorfeld des Trainings auf der weißen Fläche mit einem Folienschreiber spezifische Notizen machen. Danach kann das Dokument fürs nächste Training wieder gereinigt werden.

Wir hoffen, so unser Bestes gegeben zu haben, damit du neben wichtigem theoretischem Wissen auch interessante Praxisfälle für dich mitnehmen kannst, die dazu anregen, dein Verständnis zu vertiefen.

1.2Der Goldstandard der Scrum-Trainings

Zugegeben – es ist ein wenig vermessen, von dem Goldstandard zu sprechen. Mittlerweile gibt es recht viele unterschiedliche Angebote am Markt, die eine Fortbildung in puncto Scrum darstellen. Ob kurzes vorproduziertes Online-Videotraining, Blended Learning oder Präsenzkurs – sie alle versprechen, die wichtigen und relevanten Erkenntnisse in Bezug auf die beliebte agile Methode zu liefern.

Wenn wir von Goldstandard sprechen, beziehen wir uns darauf, was das am häufigsten angebotene und genutzte Angebot weltweit ist. Als Scrum-Alliancezertifizierte Weiterbildner sind wir durch die Arbeit dieses weltweiten Dachverbands ähnlich stark geprägt wie viele andere Menschen in der Industrie, denn die Scrum Alliance7