Seelenfrieden für Ihr Vermögen - Markus Marquardt - E-Book

Seelenfrieden für Ihr Vermögen E-Book

Markus Marquardt

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Beschreibung

Eine sehr gut zu zu lesende Einführung in nicht spekulatives, rationales, langfristig orientiertes Sparen und Investieren. Dem Leser wird verständlich vermittelt, wie er fundamentale Erkenntnisse von Wirtschaftsnobelpreisträgern einfach in die Praxis umsetzt - mit viel weniger Arbeit und viel weniger Stress als durch die üblichen in der Finanzbrache propagierten Methoden und Produkte. Ein exzellenter Ratgeber für jeden, der langfristig und systematisch Vermögen bilden möchte.

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Inhaltsverzeichnis

Teil I: Ans Licht gebracht: Die Finanzindustrie und ihre Mängel

Die Gesetze von Angebot und Nachfrage

Die Finanzprognose

Die schizophrene Bank

„Drei glorreiche Halunken“: Berater, Gebühren, Interessenkonflikte

Alle Investitionen basieren auf Prognosen

Teil II: In Seelenruhe investieren

Die Millionäre von Google

Aktives und passives Management

Die flüchtigen Triumphe des Hasen und die Standhaftigkeit der Schildkröte

Risiko-Bewusstsein bringt Seelenfrieden

Ihr Copilot und Ihre Landkarte

Das Rezept für das beste Portfolio

Reichtum und Wohlbefinden

Die Leistungsillusion bei aktivem Management

Sirenengesänge

Die Lösung ist einfach

Teil III: Technische Hinweise

Die verschiedenen Gebührenlevel

Stock Picking: die Aktienauswahl

Market Timing: taktische Aktienanlage

Beraterwahl: den Gewinnern der Vergangenheit folgen

Methoden der Finanzanalyse

Wenige Berater oder Fondsmanager sind besser als der Markt

„Kern“- und „Satelliten“ - Portfolios

Tipps zur Wahl eines guten Copiloten

Ziele setzen und einen Finanzplan festlegen

Von der wissenschaftlichen Forschung zum passiven Management

Aktien und Anleihen

Aufteilung des Portfolios auf unterschiedliche Finanzanlagen

Das Risiko von Bargeld

Staatsanleihen – die sicherste Geldanlage

Kurzfristige Staatsanleihen in der Währung Ihres Landes

Staatsanleihen und Inflation

Substanz bilden: Aktien

Der Zinseszins-Effekt bei Gebühren und Performance

Der Effekt des Zinseszinses auf Renditen:

Der Effekt der Wahl der Anlageform auf die Portfolio-Performance

Unnötige Risiken

Inflation und Volatilität

Passives Management: 5 % mehr Performance

Emotionale Finanzen

Index- und passives Management

Geschichte des passiven Managements

Die Hypothese des effizienten Marktes

Danksagung von Alexandre Arnbäck und Trevor Pavitt

Über die Autoren

Stimmen zum Originaltitel „Heal Your Investments“:

Literaturverzeichnis

Seelenfrieden für Ihr Vermögen

Eine Geschichte, die Ihnen Ihr Banker nie erzählen würde

Deutsche Fassung von Markus Marquardt

Impressum

Dieses Buch wurde ursprünglich unter dem Titel Guérir vos investissements, une histoire que votre banquier ne vous racontera jamais, von Editions Slatkine, Genf, 2011 in französischer Sprache veröffentlicht.

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne die vorherige schriftliche Genehmigung der Autoren veröffentlicht, vervielfältigt oder gesendet werden, außer als Zitat in kritischen Artikeln, Übersichten oder bestimmten vom Copyright gedeckten nicht-kommerziellen Fällen.

Dieses Buch soll nur der Information dienen. Die dargestellten Informationen sollen kompetente und verlässliche Hinweise sein, die Ihnen überlegte Entscheidungen zu Ihren Finanzen erlauben. Die Autoren wollen damit jedoch keine finanziellen oder beruflichen Ratschläge erteilen. Falls solche gewünscht werden, empfehlen wir entsprechende Experten anzusprechen. Investitionen beinhalten Risiken einschließlich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals. Renditen der Vergangenheit sind keine Garantie für Preisentwicklungen oder Renditen in der Zukunft. Die Autoren wollen und können keine Garantien für die zukünftige Performance empfohlener Anlageformen übernehmen und lehnen jede Verantwortung ab, die sich aus der Verwendung oder dem Einsatz von Inhalten dieses Buches ergibt.

Weiterführende Informationen finden Sie unter:

www.marquardt-kollegen.com

www.seelenfrieden-vermoegen.de

Copyright: © 2014 Markus Marquartdt

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-9240-4 (Print)

ISBN 978-3-8442-9239-8 (E-Book)

Danksagung von Markus Marquardt

Mein herzlichster Dank gilt meiner Familie: Katharina, meinen Eltern, meinen Schwestern Carolin und Cornelia sowie meinen Kindern Letizia, Lionel und Lukas. Sie haben mir einen Wert gezeigt, der weit über allem Finanziellen anzusiedeln ist.

Vielen Dank an meinen Vater, der mich mit viel Hingabe und guten Ideen bei diesem Projekt unterstützt hat.

Vielen Dank an Alexandre Arnbäck, Trevor Pavitt, Lukas Schneider und Christoph Kanzler, die mir die Gelegenheit gaben, die deutsche Fassung dieses Buches zu veröffentlichen.

Vielen Dank an Prof. Dr. Frank Mühlbradt, der mir in meinem Studium durch seine anschaulichen Vorlesungen die Grundlagen für meine berufliche Tätigkeit und die Hintergründe dieses Buches geliefert hat. Seine fachliche Stellungnahme zu diesem Buch war für mich von großer Bedeutung.

Vielen Dank an die ersten Leser, deren Kritik außerordentlich wertvoll war: Dr. Katharina Fuchs, Monika Müller, Stefan Ballnath, Ilja Feldstein, Dr. Gerd Kommer, Philipp Meyer, Martin Koszinowski, Dr. Michael Mandat

und schließlich allen, die anonym bleiben wollen.

Meinungen 

„Eine sehr gut zu zu lesende Einführung in nicht spekulatives, rationales, langfristig orientiertes Sparen und Investieren. Dem Leser wird verständlich vermittelt, wie er fundamentale Erkenntnisse von Wirtschaftsnobelpreisträgern einfach in die Praxis umsetzt - mit viel weniger Arbeit und viel weniger Stress als durch die üblichen in der Finanzbrache propagierten Methoden und Produkte. Ein exzellenter Ratgeber für jeden, der langfristig und systematisch Vermögen bilden möchte.“

Dr. Gerd Kommer, Finanzökonom und Fachbuchautor

„Das Buch ist eine kurzweilige Lektüre mit vielen wertvollen Aussagen. Richtig ist die Kernaussage, dass die Mehrheit der Fondsmanager mit Aktivmanagement den Markt nicht schlagen kann. Das Plädoyer der Verfasser für das Passivmanagement ist sehr gut nachvollziehbar. Mit der Auswahl der Märkte, in denen passiv investiert werden soll, hat ein Privatinvestor dann auch noch mehr als genug zu tun.“

Prof. Dr. Frank W. Mühlbradt

Professor an der Technischen Hochschule Regensburg und

Head of Research, FinanzResearch München

„Der ‚Seelenfrieden mit Geld‘ ist ein hohes Gut. Ein Werk wie dieses ist deshalb auch etwas Besonderes. Man merkt, es ist mit viel Herzblut und Engagement geschrieben. Deshalb werden die Leser auch mitgerissen.“

Monika Müller

Diplom Psychologin, Master Certified Coach

Geschäftsführerin FCM Finanzcoaching

„Das Buch gefällt mir ausgezeichnet. Es ist einfach zu lesen und war auch für mich bereits sehr lehrreich. Für Anleger wird es sicherlich sehr hilfreich sein - besonders in schwierigen Zeiten.“

Stefan Ballnath

Versicherungsspezialist

Geschäftsführer Ballnath Assekuranz

„Statt auf Ihren Banker zu schießen, nehmen Sie die Verantwortung Ihrer Finanzen (wieder) selbst in die Hand.“

Ilja Feldstein

Berater Finanz und Versicherung

„Ein angenehm zu lesendes Buch, das die immer noch gut gehüteten Geheimnisse der Finanzbranche lüftet. Unbedingt empfehlenswert für jeden, der sein Geld in Ruhe sicher und rentierlich anlegen möchte.“

Dr. Michael Mandat

Unternehmensberater

Vorwort von Markus Marquardt

Wenn ich an meine Schuljahre in den späten 80er und frühen 90er Jahren zurückdenke, erinnere ich mich sehr intensiv an die Art und Weise, wie meine Eltern mich lehrten, mit Geld umzugehen.

Um unser monatliches Taschengeld zu bekommen, mussten meine Zwillingsschwester und ich in einem Vokabelheft fein säuberlich jede Ausgabe und jede Einnahme festhalten. Meine Mutter machte das Gleiche für ihren Haushalt. Am Ende des Monats wurde abgerechnet. Konnten wir den rechnerischen Saldo, der sich nach Einnahmen und Ausgaben ergeben hatte, unserer Mutter in barer Münze vorzählen, war alles korrekt und wir bekamen unser Taschengeld. Fehlte aber Geld in unserer Geldkassette, mussten wir überlegen, welche Position (ein Kaugummi, ein Eis, ein Kinobesuch oder was auch immer) wir in unseren Aufzeichnungen wohl vergessen hatten. Erst wenn die eigene kleine Buchhaltung stimmte, gab es das ersehnte Taschengeld.

Nun könnte man meinen, dass in einer Familie mit einem derart konservativen Umgang mit Geld finanziell nichts schief gehen kann. Das Gegenteil war der Fall.

Mit Einführung des Privatfernsehens musste Sendezeit gefüllt werden und es entstand eine Sendung namens „Telebörse“ mit Friedhelm Busch. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie meine Mutter gebannt vor dem Fernseher saß und auf die neuesten Nachrichten vom Börsenparkett wartete.

Alle empfohlenen Aktien wurden notiert, meine Mutter zeichnete die Kurse der beobachteten Aktien auf Millimeterpapier auf, bis ein schöner Chart entstand. Den Aufwand nahm sie gerne in Kauf, musste diese Methode mit so viel Mühe doch dazu führen, dass sie damit den gewünschten Erfolg hätte. Ihr Banker gab ihr natürlich recht und war begeistert, wie gut informiert meine Mutter ihre zahlreichen Käufe und Verkäufe platzierte.

Den Erfolg jedoch hatte dann höchstens der Banker, der sich über die Gebühren freute. Meine Mutter gab später nach vielen Verlusten frustriert auf und musste feststellen, dass diese Art der Geldanlage für sie nicht funktionierte.

Nach meinem Studium mit Schwerpunkt Bank- Finanz- und Investitionswirtschaft stieg ich in die Finanzberatung ein und lernte das Geschäft von der anderen Seite kennen. Die Firmen, für die ich tätig war, arbeiteten mit den renommiertesten Finanz-„Gurus“ zusammen und beschäftigten teure Produktmanager und Analysten. Nach 13 Jahren musste ich inmitten der Finanzkrise feststellen, dass auch dieser hohe Aufwand nicht dazu geführt hatte, dass meine Kunden, die mir ihr hart verdientes Geld anvertrauten, ihre finanziellen Ziele erreichten.

Ich begab mich also auf die Fehlersuche und stellte das gesamte System in Frage. Während meiner beruflichen Laufbahn ärgerte mich immer wieder, dass die Beratung in der Praxis konträr zu den Theorien lief, die ich im Studium gelernt und befürwortet hatte (wir werden im Buch darauf eingehen). Bei etwas näherem Hinsehen stellte ich fest, dass die Theorien richtig waren, Banken und Finanzvertriebe damit aber kein Geld verdienen würden. Mit der Zeit wurde mir klar, was damals bei meiner Mutter und in den letzten Jahren bei mir selbst falsch gelaufen war.

Mit dieser Erkenntnis ausgestattet kehrte ich der herkömmlichen Finanzindustrie den Rücken und gründete das eigene Unternehmen mit dem Ziel, Anlegern zu helfen, die Fehler zu vermeiden, zu denen sie die Finanzindustrie verleitet. Ich stieß in Deutschland und international auf immer mehr Gleichgesinnte – ehemalige Banker und Berater, die wie ich erkannt hatten, wie das dunkle Spiel der Finanzindustrie funktioniert. Alexandre Arnbäck und Trevor Pravitt haben ein anschauliches Buch darüber geschrieben und mich gebeten, die deutsche Fassung zu schreiben:

„Heal Your Investments“

wurde zu

„Seelenfrieden für Ihr Vermögen“.

Wir möchten Anlegern die Hintergründe der Finanzindustrie offen legen und einen Weg aufzeigen, wie sie in aller Ruhe so investieren können, dass sie ihre finanziellen Ziele und Träume sicher und planbar erreichen.

Wir haben bewusst eine einfache Sprache gewählt, die komplexen Sachverhalte möglichst stark entzerrt und diese einfach und verständlich dargestellt. Dennoch darf das Buch nicht als „Do-it-yourself Anleitung“ verstanden werden. Nur weil der aufgezeigte Weg einfach klingt, ist er noch lange nicht einfach umzusetzen. Denn finanzielle Entscheidungen sind emotionale Entscheidungen. Wie Sie im Buch erkennen werden, kann man sich den eigenen Emotionen nicht entziehen. Der richtige Berater wird Ihnen helfen, die Emotionen zu verstehen und die Fehler zu vermeiden. Im letzten Teil des Buches zeigen wir auf, wie Sie den richtigen Berater finden, der Ihnen hilft, die geschilderten Sachverhalte konsequent umzusetzen. 

Ich hoffe mit diesem Buch dazu beitragen zu können, dass Sie intelligente finanzielle Entscheidungen treffen, Fehler vermeiden und Ihre Ziele und Träume erreichen! Es geht nicht nur um Ihr Geld – es geht darum, wie Sie mit Ihrer Familie Ihr Leben leben können!

Geld und Stress

Warum kann Geld so viel Stress verursachen? Es wäre nur zu verständlich, wenn man Angst hätte, dass das Geld nicht für die eigenen Bedürfnisse und die der Familie reicht. Aber warum machen sich Menschen, die wirklich genug davon besitzen und es auf der Bank – einem vermeintlich sicheren Ort – liegen haben, Gedanken um Geld?

Empfinden nur bestimmte Menschen diesen Stress? Hat es etwas mit Alter, Geschlecht oder Gesellschaftsschicht zu tun? Ob man schon in Pension ist oder noch aktiv arbeitet, geizig oder verschwenderisch ist, sich mit Finanzen auskennt oder blutiger Laie ist? Wenn man darüber nachdenkt, kann nichts davon die Seelenqualen eines Investors erklären. Sogar die Menge an Geld spielt keine Rolle: Millionäre, Leute mit komfortablem Gehalt und auch Menschen mit einem kleinen Einkommen haben die gleiche Angst vor Verlusten: Ob wir über 100 Millionen EUR oder 100.000 EUR reden – immer die gleiche Geschichte. Sogar das Risiko, nur 5 % zu verlieren, lässt sich nicht vernünftig fassen und kann einem nächtelang den Schlaf rauben.

Jeder, der etwas gespart hat, begegnet früher oder später dem Risiko von Verlusten.1 Das heißt natürlich nicht, dass der Besitz von Geld per se ein Problem darstellt. Das Problem resultiert eher daraus, wie man das Geld verwaltet.

Wer war nicht alarmiert oder zumindest besorgt über die Gerüchte, dass die UBS in der Schweiz bankrott wäre,2 über die Kerviel/ Société Générale - Affäre in Frankreich3 oder die Weltfinanzkrise 2008? Die Finanzblätter sind voll von Geschichten über große Finanzinstitute, die Milliarden über Nacht verloren haben, obwohl ihnen die besten Spezialisten zur Verfügung standen. Angesichts solcher Ereignisse ist es ganz normal, Angst um die eigenen Investitionen zu haben, egal was Vermögensverwalter uns erzählen. Man erinnert sich wieder an die beruhigenden Worte des Bankers und die guten und schlechten Nachrichten, die er so vernünftig erklärt hat. Er scheint die Situation immer im Griff zu haben – und trotzdem hat man Angst.

Eine einfache Analogie erklärt, warum:

Im Alter zwischen zwei und fünf Jahren haben Kinder oft Angst vor der Dunkelheit. Im Dunklen fühlen sie sich vollkommen desorientiert und können sich nicht mehr an die Einrichtung ihres Zimmers erinnern. Wie herum steht das Bett? Wo ist die Lampe, wo die Tür? Sie verlieren die Kontrolle über ihre Umgebung und werden panisch, egal, wie sehr die Eltern sie beruhigt haben, als sie sie ins Bett brachten.

Investoren kennen das Gefühl. Die Dunkelheit ist für sie die Unsicherheit rund um ihre Investitionen. Sie mögen ihrem Banker bedingungslos vertrauen und sich all die detaillierten Erklärungen anhören, die jedes Steigen oder Fallen ihrer Aktien erklären, und verstehen trotzdem das Einmaleins ihrer Geldanlage nicht ganz.

„Ihre Aktien sind gestiegen, genau wie ich mir das gedacht habe, weil alle Indikatoren günstig standen“ oder vielleicht auch „Ihre Aktien sind gefallen, weil man dieses oder jenes Ereignis, das den Verlust ausgelöst hat, einfach nicht vorhersehen konnte“. Beide Szenarien scheinen sich um die gleiche schräge Analyse des Bankers zur gegenwärtigen Situation zu drehen. In Wirklichkeit aber verlässt sich jedes Szenario auf Vorhersagen. Und weil niemand die Zukunft vorhersagen kann – nicht einmal der brillanteste Finanzwissenschaftler oder der erfolgreichste Banker – führt diese große Unbekannte zu Dunkelheit und Stress.

Ein weiterer Faktor, der zu Unsicherheit führt, ist die Schwierigkeit, den Einfluss eines Gewinnes – oder besonders eines Verlustes – auf das Gesamtportfolio einzuschätzen. So wie ein Kind im Dunklen die wohlbekannten Orientierungspunkte (Bett, Lampe, Tür ...) nicht mehr findet, ist auch ein Investor wegen des nebulösen Verständnisses seiner Investitionen unsicher, wie er seine Verluste in Bezug auf das richtige Leben interpretieren soll. Entspricht der Verlust einem Monat Urlaub? Der Ausbildung seines Jüngsten? Der vorgezogenen Pension, von der er geträumt hat? Wenn Sie beispielsweise herausfinden würden, dass sie 25 % ihres Aktienkapitals verloren haben, was würde diese Zahl im wirklichen Leben bedeuten? Das eigentlich Wichtige ist nicht zu verstehen, weshalb sich die Prognosen des Bankers als richtig oder falsch erwiesen haben, sondern einschätzen zu können, welche genauen Auswirkungen ein Verlust haben wird. Die Sorgen eines Investors drehen sich schließlich nicht um Zahlen oder Prozente, sondern darum, was er mit dem entsprechenden Geld hätte anfangen können – oder nicht.

Das dunkle Zimmer spornt die Vorstellungswelt eines Kindes an und setzt alle möglichen Ängste frei. Genauso, wie die Fähigkeit, seine Umwelt zu erfassen, abnimmt, wird auch seine Wahrnehmung von Formen und Geräuschen immer weniger rational, bis es schließlich zu weinen anfängt, weil es glaubt, das Zimmer sei voller Monster und Hexen. Das Gleiche passiert dem Investor, der keinen klaren Blick auf seine Finanzsituation hat. Er fällt Zweifeln zum Opfer, die sein Urteilsvermögen beinträchtigen und ihn zu falschen Entscheidungen führen.

Nehmen wir die Swissair – die Prestige-Airline, die 2002 in den Konkurs ging. Stellen Sie sich vor, Sie hätten Aktien des Unternehmens gehabt, als 14 Tage vor der Pleite die ersten Gerüchte aufkamen. Sie merken gerade, dass Ihre Aktien die Hälfte ihres Wertes verloren haben. Was sollen Sie machen?

Ihr Banker hatte Ihnen geraten, Ihr Geld in Swissair-Aktien anzulegen, aber er lag falsch. Egal wie gut fundiert seine Analyse war, sie basierte auf einer Prognose. Sie fangen an zu zweifeln. Wenn dieser Experte so einen Fehler gemacht hat, wie können Sie ihm weiter vertrauen – und wem kann man denn überhaupt noch trauen?

Um Ihren nächsten Schritt zu planen, versuchen Sie jede verfügbare Information auszuwerten. Einige Zeitungen behaupten felsenfest, dass die Schweizer Regierung ihr Flaggschiff nie in Konkurs gehen lassen wird. Wäre es also gescheiter, nichts zu tun, weil das Unternehmen ohnehin von der Regierung gerettet wird und die Aktien dann irgendwann wieder steigen? Sollten Sie am Ende noch mehr Swissair-Aktien kaufen, in der Überzeugung, dass das der einzige Weg ist, die Verluste wieder aufzuholen? Oder sollten Sie besser alles verkaufen, damit sie nicht noch mehr verlieren?

Belagert von solchen Zweifeln und ohne die richtigen Informationen oder Methoden für eine vernünftige Entscheidung haben viele Investoren dann irrational gehandelt. Sie sind der leisen Stimme in ihrem Kopf gefolgt, die sie immer wieder an die Monster im Dunklen erinnert hat. Sie ließen sich unter wachsendem Stress von vagen Intuitionen leiten – ihren Emotionen. Es gibt aber kaum einen Bereich im Leben, in dem es vorteilhaft ist, sich von seinen Emotionen hinreißen zu lassen. Zweifel und das Gefühl, schnell handeln zu müssen, führen uns direkt in Fehlentscheidungen.

Die bessere Art, in Krisenzeiten zu agieren, ist, sich mit Dingen zu befassen, die man unter Kontrolle hat. In unserem Swissair-Beispiel hätte sich der Investor fragen können: „Ab wann fängt ein Verlust an, meine Pläne zu stören?“ Diese einfache Rechnung ist schon ein guter Barometer. Wenn wir unsere Limits finden und festlegen, können wir schon Verhaltensregeln aufstellen. Wir agieren bereits kontrolliert.

Wenn Ihr Banker behauptet „Dieses Produkt ist riskanter, Sie können sowohl größere Gewinne, aber auch größere Verluste machen“ – haben Sie dann eine klare Vorstellung dieses Risikos? Wissen Sie dann, welche Verluste noch tragbar sind? Hier liegt die Gefahr, hier lauern Ihre „Monster“ und Ihre Stressauslöser. Der Fehler liegt nicht darin, Geld zu riskieren, sondern darin, dass Sie nicht rechtzeitig festgelegt haben, wie viel Sie investieren wollen oder können und wie viel Sie zu verlieren bereit sind.

1 National Survey by the American Psychological Association (APA), International survey by Reader’s Digest in 2006, Study by the University of Cambridge, 2008.

2 Zurichers say „UBS won’t go bankrupt like Swissair.” www.bloomberg.com, 02.10.2008. Frédéric Goujon, „Et si UBS faisait faillite?” Toutes Taxes Comprises (Swiss television series, TSR 1), 09.03.2009.

3 Claire Gatinois and Anne Michel, „Société Générale: six questions sur une fraude.” Le Monde, 26.01.2008.

Die Zügel wieder selbst in die Hand nehmen

Man muss die Wurzel eines Problems finden, um es lösen zu können. Es gibt dazu einfache Schritte, wie man weiterkommt und auch wirksame Methoden, wieder Seelenfrieden zu finden.

Sie werden sich erinnern, dass beruhigende Worte eines Erwachsenen einem Kind nicht helfen, seine Furcht vor der Dunkelheit zur verlieren. Es muss vielmehr mit Hilfe der Eltern die eigenen Fähigkeiten entdecken lernen.