Seewölfe - Piraten der Weltmeere 531 - Davis J. Harbord - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 531 E-Book

Davis J. Harbord

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Beschreibung

Aus dem Feuerberg fauchten Feuergarben hellglühenden Gesteins und rot leuchtende Rauchballen in den Himmel über der Banda-See. Es war Nacht, und die Welt schien unterzugehen. Bosekuru, der Häuptling duckte sich. Aus dem Himmel stürzten die glühenden Brocken wieder zurück auf die Erde, zerplatzten dort beim Aufprall und schleuderten ihr Feuer nach allen Seiten. Wo die Brocken ins Wasser klatschten, stieg zischend Dampf auf. Und dann geschah es. Gleich sechs, acht oder zehn und noch mehr glühende Brocken prasselten auf den Strand nieder, wo die Boote lagen. Nach nur wenigen Augenblicken existierten die Boote nicht mehr - und der Fluchtweg über die See war Bosekurus Stamm versperrt...

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Impressum© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-95439-939-0Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Davis J. Harbord

Feuer über der Banda-See

Die Insel scheint zu bersten – und dann bricht Panik aus …

Er habe die Feuerteufel durch Beschwörungen gebannt, hatte Oli Sukulu, der Schamane, erklärt, als er am Abend zu den Hütten über dem Strand zurückgekehrt war.

Am Morgen war er zu dem Feuerberg aufgestiegen, und sie hatten von unten gesehen, wie Oli Sukulu an dem riesigen Rand des kegelförmigen Feuerbergs herumgehüpft war, wobei er die Arme drohend verrenkt und geschüttelt hatte. Und er hatte auch die Opfergaben in den Schlund geworfen, in dem es brodelte und garte – die Fische, das Schwein und das kleine Rind. Und die Kokosnüsse mit der Milch.

In den Schwaden, die aus dem Schlund aufstiegen, war er zum Teil verschwunden gewesen, und da hatten sie schon gedacht, daß ihn die Feuerteufel zu sich geholt hätten. Aber nun war alles gut, nun mußte alles gut sein, denn Oli Sukulu war mächtiger als die Feuerteufel. Sie hatten ihm nur die Fußsohlen angesengt, mehr vermochten sie nicht.

Doch nichts war gut. Die Dämonen an Feuerberg grollten weiter, und seine Flanken bewegten sich, als atmeten sie. Man konnte sehen – sie blähten sich aufundschrumpften wieder zusammen. Aber jedesmal blähten sie sich mehr auf. Und auch die Rauchschwaden, die aus dem Schlund aufstiegen, wurden dunkler und höher. Sie rochen immer stärker nach faulen Eiern …

Die Hauptpersonen des Romans:

Bosekuru – Der Häuptling und sein kleiner Stamm geraten über Nacht in eine Situation, die einem Todesurteil gleichkommt.

Oli Sukulu – Der Schamane des Stammes beschwört die Feuerteufel und stellt Prophezeiungen auf, die nicht eintreffen.

Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf führt seine Arwenacks in einen Einsatz, der sie wie die Mohren aussehen läßt.

Edwin Carberry – Der Profos nimmt ein Bad in der Banda-See – allerdings mit einem Hahn auf dem Kopf.

Old Donegal O’Flynn – Kennt wieder jede Menge Sprüche, aber als ein Wassermann an Bord steigt, dreht er durch.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Banda-See – Oktober 1596.

Um diese Jahreszeit verabschiedete sich der Sommermonsun und wich den Winden des Wintermonsuns. Das heißt, sehr genau begrenzt war dieser Wechsel nicht. Da konnten – südlich des Äquators – auch Windstillen dazwischenliegen.

Jedoch, zur Zeit, wehte Ostwind, so daß die „Santa Barbara“ mit Halbwind-Segelstellung Südkurs steuern konnte. Philip Hasard Killigrew hatte die Absicht, an Timor vorbeizusegeln und dann auf Westkurs in den Indischen Ozean zu gehen.

Das letzte Abenteuer lag hinter den Arwenacks – die Niederkämpfung eines uneinnehmbar scheinenden Inselforts der Spanier südlich von Buru. Aber das war mehr das Werk von Hasard und Don Juan de Alcazar gewesen, eine verwegene Einzelaktion, die ihnen gelungen war, weil sie sich als flüchtige „Gefangene“ des berüchtigten Seewolfs ausgegeben hatten.

Damit hing das zusammen, was Edwin Carberry, der Profos der Arwenacks, an diesem Vormittag zelebrierte.

Der Profos war sauer wie nie zuvor, er war sogar stinksauer. Er war zutiefst gekränkt und hatte eine Miene aufgesetzt, die verkündete, daß ihm niemand zu nahe treten möge – widrigenfalls werde er den Profos-Hammer schwingen, diese eisenharte Keule von Faust, bei der es ratsam war, lieber gleich die Flucht anzutreten, bevor das Ding in Bewegung gesetzt wurde.

Um als waschechte, nämlich geschundene Gefangene auftreten zu können, hatte der Profos seinem Kapitän und Don Juan einige sehr peinsame Hiebe mit der neunschwänzigen Katze überziehen müssen, ja, Philip Hasard Killigrew hatte seinen Profos sogar angeblafft, er möge gefälligst etwas härter zuschlagen. Schließlich ging es ja darum, bei den Dons einen geschundenen Rücken vorweisen zu können, um glaubhaft zu erscheinen.

Nun, der Trick hatte geklappt, die Rücken der beiden „Gezüchtigten“ hatten übel genug ausgesehen – aber niemanden hatte es interessiert, wie es innen beim Profos aussah. Der war äußerlich zwar so eisenhart wie seine Hammerfaust, aber deswegen war er keineswegs verroht oder mit einem Herz aus Eisen ausgestattet.

Die Hiebe, die er Hasard und Don Juan hatte draufdreschen müssen, hatten ihm das Herz zerrissen. Vielleicht gab es ja in der Profos-Gilde Kerle, die es den Teufel kümmerte, auf wessen Rücken sie die Neunschwänzige tanzen ließen – ob auf dem Rücken des eigenen Kapitäns oder eines treuen Freundes und Bruders. Aber zu dieser Sorte von Untieren gehörte der Profos Carberry nicht.

Er hatte seinen Schmerz in sich hinein gefressen, hatte mit sich und der Welt gehadert – auch mit seinem Kapitän, der so Unmögliches von ihm verlangt hatte – und war zu dem Entschluß gelangt, wenigstens das Symbol der Schmach ein für allemal zu entfernen.

Carberry war nie ein Freund der neunschwänzigen Katze gewesen, aber jetzt haßte er dieses Instrument der Züchtigung, der Demütigung und Unterdrückung. Es war schon schlimm genug, wenn man mit Peitschen auf Tiere einschlug, aber sie bei Menschen anzuwenden, war eine Schändung ihrer Würde, wohlgemerkt bei Menschen, die unschuldig unter die Knute gerieten. Bei hartgesottenen Sündern war Carberry ohnehin der Meinung, daß die Katze wenig an deren Gesinnung änderte.

So erschien denn der Profos, bewaffnet mit der Neunschwänzigen, deren Stiel so sinnig mit rotem Stoff ummantelt war, auf der Kuhl, blickte sich grimmig um, ob auch alle bemerkten, daß sich jetzt etwas tat, und trat nach Lee ans Steuerbordschanzkleid.

Über die rechte Schulter schaute er zum Achterdeck. Aha – sehr gut! Auch der Kapitän stand dort und sah zu – wie es schien, sehr verwundert.

„Was ist los, Ed?“ rief er.

Carberry preßte die Lippen zusammen, nahm die Katze an ihren neun Schwänzen in die rechte Faust, holte weit aus und schleuderte das Teufelsding über Bord. Die Katze raste durch die Luft, Stiel voran, die Schwänze flatterten hinterher. Sie neigte sich im Bogen und stieß in die See. Die Schwänze waren das letzte, was verschwand.

Carberry nickte, drehte sich nach rechts und marschierte näher ans Achterdeck. Die verblüfften Mienen der Arwenacks ignorierte er.

Er starrte zu Hasard hoch und meldete: „Katze über Bord, aber ich setze keine Jolle aus, Sir!“ Er betonte das „ich“.

„Ich auch nicht“, sagte Hasard. „Und warum das Ganze?“

„Ich will so ein Ding nicht mehr an Bord haben“, erklärte der Profos sehr nachdrücklich. „Du hast mich einmal dazu zwingen können, es gegen dich und Don Juan einzusetzen. Ein zweites Mal gibt es nicht – nicht für mich. Da mußt du dir schon einen anderen Zuchtmeister aussuchen, keinen Edwin Carberry. Ich will verflucht sein, so etwas Schändliches noch einmal zu tun.“

„Ah, so ist das“, sagte Hasard. „Verstehe, du bist über die Hiebe zornig, die du Juan und mir verpaßt hast. Aber sieh das mal von der anderen Seite, Ed. Die Dons waren verdammt mißtrauisch. Hätten wir ihnen keine geschundenen Rücken präsentieren können, wäre möglicherweise unser Leben keinen Pfifferling mehr wert gewesen. So gesehen, hat uns deine Katze das Leben gerettet.“

„Mag sein“, entgegnete der Profos, „aber das ändert nichts daran, daß du mir das kein zweites Mal befehlen darfst. Ich werde einen solchen Befehl verweigern.“

„So geht das nicht, Ed“, sagte Hasard geduldig. „Theoretisch ist ein anderer Fall möglich – ich betone: theoretisch, also gedanklich. Ich könnte dir befehlen, mir die Hand abzuhacken, und zwar dann, wenn diese Hand aufgrund einer Verletzung derart eitert oder faulig wird, daß mein Leben gefährdet ist. Hier hilft nur ein radikaler Eingriff, um einer Blutvergiftung vorzubeugen. Schließen wir den Befehl einmal aus – also, ich bitte dich, mir die Hand zu amputieren. Würdest du das ablehnen?“

Carberry grinste hart. „Das würde ich dem Kutscher oder Mac Pellew überlassen, Sir, die sind für so was zuständig.“

„Und für die Katze warst du zuständig“, sagte Hasard sofort. „Sollte ich vielleicht dem Kutscher oder Mac befehlen, Juan und mich auszupeitschen?“

„Sir“, sagte Carberry unnachgiebig, „du bist – mit Verlaub – spitzfindig.“

Hasard seufzte. „Ed, das muß ich manchmal sein, um euch was zu verklaren. Also gut, die Katze ist über Bord. Ich trauere ihr keine Träne nach. Oder meinst du, wir müßten uns eine neue beschaffen – falls es mal einen Sünder in der Crew gibt?“

„Ich habe noch nie einen Arwenack ausgepeitscht“, erwiderte Carberry grimmig, „mit Ausnahme von dir und Don Juan – weil, du mir das befohlen hattest. Und sollte unter uns mal ein Sünder sein, dann kriegt der von mir eine gescheuert – hiermit!“ Und der Profos hob seinen rechten Hammer.

„In Ordnung, Ed“, sagte Hasard versöhnlich. „Dann laß uns diese Sache begraben. Mir ist klar, daß ich dir mit dem Auspeitschen verdammt viel zugemutet habe. Ich weiß, du hast zähneknirschend gehorcht, aber damit auch dazu beigetragen, daß unsere Aktion klappte und Juan und ich heil zurückkehren konnten. Können wir Frieden schließen?“

„Aye, Sir!“ dröhnte der Profos, und jetzt endlich hatte seine Miene einen helleren Ausdruck.

Oben aus dem Großmars meldete Blacky lautstark: „Katze Steuerbord achteraus außer Sicht!“

„Das wollte ich dem Mistding auch geraten haben“, brummte Carberry, als hätte er befürchtet, sie könne an Bord zurückfliegen.

Paddy Rogers starrte den Profos an und hinkte wieder hinter den Ereignissen her.

„Haben wir jetzt keine Katze mehr?“ fragte er.

„Nein, die schwimmt jetzt“, sagte Carberry. „Und vielleicht wird sie von ’nem Hai verschluckt.“

„Und du besorgst dir keine neue?“ wollte Paddy wissen.

Carberry runzelte die Stirn. „Sag mal, Mister Rogers, bist du heute mal wieder ein bißchen bescheuert oder wie? Ich habe die alte Katze außenbords geworfen, weil ich sie nicht mehr brauche. Und wenn ich sie nicht mehr brauche, dann brauche ich auch keine neue. Kannst du mir folgen?“

„Ja.“ Und Paddy leierte: „Wenn du die alte nicht mehr brauchst, dann brauchst du keine neue, nicht?“

„So ist es. Du hast das messerscharf erfaßt.“

„Ja. Und nun ist sie weg, die alte Katze“, sagte Paddy, legte eine Denkpause ein und fragte dann: „Aber mit was haust du dann, wenn du keine Katze mehr hast, Mister Profos?“

Carberry blickte zum Himmel auf und dachte: O Herr, gib mir Gelassenheit! Und er sagte: „Ich kann zum Hauen einen Tampen nehmen, nicht? Oder ich lang mit meiner Flosse zu.“

„Hui!“ sagte Paddy und bewunderte die „Flosse“, die ihm der Profos ausgebreitet zeigte. Er hielt seine Rechte zum Vergleich daneben, aber als Konkurrenz kam sie nicht in Betracht. Wenn der Profos einen Handschuh brauchte, würde er einen Fußsack nehmen müssen. Und so sagte Paddy unvermittelt: „Nur gut, daß es hier nicht friert und so schön warm ist, nicht?“

„Hä?“ fragte Carberry verständnislos.

„Ich meine, wegen der Handschuhe“, sagte Paddy.

„Was für Handschuhe?“

„Na, einen Fußsack“, sagte Paddy und wirkte jetzt irritiert, weil der Profos so viele Fragen stellte.

„Mister Rogers!“ Carberrys Stimme verriet Donnergrollen. „Mister Rogers! Kannst du mir vielleicht mal den Sinn deiner krausen Rede verklaren? Was friert hier nicht und ist so schön warm? Und was hat das mit Handschuhen und einem Fußsack zu tun?“

„Ich – ich meinte – ich meinte – deine Flossen, Mister Carberry“, stotterte Paddy, und sein Gesicht hatte jetzt auch die rote Farbe seiner Haare. „Weil du mir doch deine Flossen zeigtest, nicht? Und da dachte ich, daß – daß es doch gut sei – wenn es – daß es – äh – hier warm ist und nicht friert. Weil es nämlich nicht so große Handschuhe für deine Flossen gibt, weil die nur in einen Fußsack passen, nicht? Oder du müßtest um jede Flosse zwei Decken wickeln, nicht? Es – es wäre doch traurig und schmerzvoll, wenn du dir deine Flossen abfrierst, wo du sie doch zur Haue brauchst, nicht?“ Und Paddy verstummte und wischte sich den Schweiß von der roten Stirn. Er fand, daß Reden furchtbar anstrengten.

Carberry wußte nicht, ob er lachen oder heulen sollte. Bei den Kerlen platzte sowieso schon was, die setzten bereits zum Wiehern an.

Da knallte nur das Kombüsenschott auf, und Mac Pellew törnte über die Kuhl zu den Hühnerverschlägen. Ein Körbchen hing an seinem rechten Unterarm.

„Tuck-tuck-tuck“, brabbelte er. „Wo sind denn die lieben Eierchen – gack-gack-gack?“

Das Gewieher der. Mannen unterblieb, nur das Grinsen blieb auf ihren Gesichtern. Aber das hing jetzt mit dem schrulligen Mac zusammen, dessen Hühnersprache ein Quell ständiger Heiterkeit für die Arwenacks war – nicht nur wegen des „Gack-gacks“ und „Tuck-tucks“, sondern weil er zwischendurch tatsächlich gurrte und girrte und kollerte, als sei er selbst ein Eierleger.

Mac langte gackernd an dem rechten Verschlag an – an der Rückseite der Back – und riegelte die Tür auf, die aus einem Rahmen und Drahtverspannung bestand. In diesem Verschlag hatte Don Philipp, der Hahn, sein Domizil, das er mit fünf Hennen teilte.

Mac behauptete, diese fünf Hennen seien Don Philipps Lieblingsharem – eine Behauptung, die noch niemand nachgeprüft hatte, aber Mac als Betreuer von Don Philipp und der zwanzigköpfigen Hühnerschar mußte das ja wissen.

„Don Philippchen!“ säuselte Mac. „Gluck-gluck-gluck!“

Und er griff hinein in den Verschlag, um nach der Ei-Ausbeute zu suchen.

Es passierte Fürchterliches.

Vielleicht irrte Mac bezüglich der Zuneigungen Don Philipps zu den fünf Hühner-Ladys. Vielleicht liebte er auch alle anderen fünfzehn genauso heiß wie die vermeintlichen fünf. Und nun hatte er eben auch mal Sehnsucht nach den Ladys in den drei anderen Verschlägen.

Und darum brauste er mit Karacho über Macs linke Schulter, schlug ihm dabei die kräftigen Flügel um die Ohren und flatterte in die Freiheit.

Das heißt, er schaffte es bis aufs Steuerbordschanzkleid und von dort auf die Webeleinen der Großmastwanten. Und auf denen kletterte Dan Philipp hoch und höher.

Das passierte alles ziemlich schnell.

Sir John geriet völlig außer sich. Er hatte auf der Großmarsrah gesessen. Mit einem wüsten Kampfschrei – Carberry behauptete später, er hätte „Arwenack!“ geschrien – nahm er Don Philipp im Sturzflug an, aber der schmetterte ihn mit einem Schnabelhieb ab, daß bei Sir John die Federn flogen. Carberrys Papagei kriegte es gerade noch geregelt, sich abzufangen und hinüber auf die Fockrah zu retten.

Und von dort aus plärrte er mit einer Schimpfkanonade los, daß den Mannen die Ohren schmerzten. Don Philipp focht das nicht an. Er schmetterte seinen Hahnenschrei über die Decks.

Mac schrie: „Don Philipp! Komm sofort herunter!“

Und Carberry brüllte: „Sir John, laß Don Philipp zufrieden!“

Und Mac beging den Fehler, seinem Don Philipp hinterhersteigen zu wollen.

Er ließ die Tür des Verschlags offen!

Und schon sausten die fünf Hühnerchen auf die Kuhl. Ein Ei rollte dabei aus dem Verschlag, nahm den Weg abwärts und zerplatzte auf den Planken.

Es war Paddy, der auf der Schliere ausrutschte, als er eins der Hühnerchen im weiten Ansprung fangen wollte.

Hasard legte stumm die Hände auf den Rücken, drehte sich um und wanderte zur Heckgalerie. Und er war der zweite, der an diesem Vormittag den Herrgott um Gelassenheit bat.

Paddy fiel auf die Nase, und das Hühnchen entwich auf die Back, wo es scharrte und nach etwas suchte, was es an Bord der „Santa Barbara“ nicht gab, nicht geben konnte, denn Holzplanken mit geteerten Fugen sind keine Mutter Erde mit köstlichem Kleingetier unter der Oberkruste. Es sah ziemlich dämlich aus, wie das Hühnchen dort so verzweifelt scharrte und dabei den Schnabel in die Teerfugen hackte, steckenblieb und zu zerren begann, als gelte es, einen Regenwurm herauszuziehen.

Es war kein Regenwurm, aber lang war es auch, nämlich ein immer länger werdender Wurm aus geteertem Werg. Das Hühnchen stemmte die Beine auf die Planken und zerrte jenes Werg um fast die Länge eines männlichen Unterarms aus der Decksnaht. Das Teerzeug war ja so geschmeidig, nicht wahr! Bis es zerriß.

Zu diesem Zeitpunkt hatte auch der Profos die Übersicht oder den Durchblick verloren. Er geriet gefährlich in die Nähe eines Schlaganfalls.

Denn inzwischen turnte Mac an den Steuerbordwanten vom Großmast hoch, immer hinter Don Philipp her, der Webeleine für Webeleine höher hüpfte.

Oben im Großmars kriegte sich Blacky nicht mehr ein. Der lachte sich halbtot und mußte sich festhalten, um nicht über die Verkleidung zu kippen.

Unten an Deck herrschte das reinste Chaos.

Old Donegal brüllte und angelte dabei mit der umgekehrten rechten Krücke nach einem Hühnchen, das jedoch entwischte, aber einen satten Klecks auf das leicht geschwungene Stück setzte, das Old Donegal üblicherweise unter die Achsel stemmte.

„Scheiß-Hühnerkacke!“ tobte er.

Und er wischte den Klecks leider an Carberrys Hose ab, weil der dicht bei ihm stand.

Und Carberry sprang über Bord. Tatsächlich.