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Michael Steenbuck segelte im Jahrhundertsommer 2018 mit einem nur sieben Meter langen Boot allein durch den Süden Skandinaviens. In diesem Buch berichtet er von seiner Reise. Sie führte ihn über 800 Seemeilen vom Limfjord über die west-schwedischen Schären und das Kattegat in die Gewässer um Seeland. Rund 60 farbige Bilder und Karten ergänzen den Text. Wer selbst eine Fahrt in dieses Revier unternehmen möchte, erhält zudem eine Reihe an Tipps und Informationen.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2019
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STARTSCHUSS
Zeit und Geld für eine Langfahrt
VORBEREITUNG
Ausrüstung ergänzen
ANREISE
Yacht trailern
LIMFJORD
Seewetter
NÖRDLICHES KATTEGAT
Alkohol in Schweden
GÖTEBORG UND DIE WESTSCHWEDISCHEN SCHÄREN
Navigation in den Schären
Festmachen am Felsen
Allemansrätten
SÜDLICHES KATTEGAT
Mobilität an Land
DJURSLAND, SAMSØ UND DER GROSSE BELT
Strömung und Gezeiten
VOM BELT ZUM SUND
INSELN SÜDLICH VON SEELAND
Grenzübertritt und Zollbestimmungen
RÜCKBLICK
ANHANG
SY LAETITIA
REISESTATISTIK
Liebe Leserin, lieber Leser!
Im Jahrhundertsommer 2018 bin ich mit einer kleinen Traileryacht zwei Monate lang kreuz und quer durch Südskandinavien gesegelt. Die Reise führte mich vom Limfjord über Læsø zu den westschwedischen Schären, auf dem Rückweg über Anholt nach Jütland und durch die dänische Inselwelt rund um Sjaeland bis nach Rostock. Fahrtenseglerisch ist das nur eine Durchschnittsleistung. Aber für mich war es die Möglichkeit, meinen Traum von einer Langfahrt zu erfüllen. Ohne Beruf und Wohnung zu kündigen, ohne aus den geordneten Bahnen des Lebens vollkommen auszusteigen. Dieses Buch soll nicht nur ein Reisebericht sein, sondern auch eine Anleitung zum Nachmachen. Deshalb enthält es mehrere grau hinterlegte Kästen mit Informationen. Lassen Sie sich von meinen Erlebnissen dazu anregen, selbst zu neuen Zielen aufzubrechen. Es macht glücklich!
Ihr
Michael Steenbuck
Ich bin jetzt Mitte vierzig. Die letzte große Zäsur in meinem Leben war der Einstieg in den Beruf. Ich habe 2002 in der Justiz angefangen. Die aufregenden ersten Jahre sind mittlerweile vorbei. Ich fahre immer noch gerne zur Arbeit, aber die Routine war zuletzt etwas in den Vordergrund getreten. Deshalb habe ich immer wieder kleinere Ausflüchte gesucht: 2010/2011 war es ein berufsbegleitendes Studium, 2011/2012 eine Abordnung an das Oberlandesgericht und 2015 eine viermonatige Hospitanz an der Vertretung meines Bundeslandes in Brüssel. Doch all diese Eskapaden hatten einen dienstlichen Bezug. Im Sommer 2018 will ich meinem Hobby nachgehen und eine größere Reise mit meinem kleinen Segelboot durchführen.
Sabbatical genehmigt!
Eine Langfahrt ist wohl der Traum jedes aufrichtigen Fahrtenseglers. Das Problem: Dafür braucht man Zeit, die über die übliche Urlaubsdauer von drei oder vier Wochen hinausgeht. Mein Chef gab mir schnell zu verstehen, dass er einen „Erholungsurlaub unter Wegfall der Sach- und Geldbezüge“ (zu deutsch: unbezahlt frei) nicht bewilligen kann. Nun war guter Rat teuer. Um mir den notwendigen Freiraum zu verschaffen, habe ich getan, was ein guter Finanzminister in vergleichbarer Not macht: Er greift in einen Schattenhaushalt. Als ich zum Staatsdiener ernannt wurde, galt in den ersten 6 Monaten Urlaubskarenz. Ohnehin hätte es keinen guten Eindruck gemacht, wenn ich mich als Novize erst einmal um Ferien gekümmert hätte. Als die Zeit hierfür reif war, standen bereits so viele Verhandlungstermine fest, dass ich nur noch zum Jahresende eine Woche wegfahren konnte. Seit damals verlebe ich jeweils den Urlaub des Vorjahres, den man bis zum 30. September des Folgejahres übertragen kann. Nun habe ich die Früchte der damaligen Entbehrungen geerntet und meine regulären Jahresurlaube 2017 und 2018 zusammengefasst. Das bedeutet immerhin neun Wochen, die ich auf dem Wasser verbringen kann. Es war wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, als sich meine Kolleginnen im Advent 2017 ohne Murren bereit erklärten, mich so lange zu vertreten. Auch wenn ich mir ursprünglich etwas mehr Zeit gewünscht hätte, hat diese Lösung mehrere Vorteile. Keine langwierigen Anträge bei übergeordneten Stellen, dafür aber regelmäßiges Einkommen und eine fortdauernde Krankenversicherung.
Wer eine längere Reise unternehmen möchte, braucht nicht nur ein geeignetes Schiff und seglerische Erfahrung, sondern auch zeitlichen und finanziellen Freiraum. Um die nötige Freizeit zu organisieren, gibt es mehrere Möglichkeiten:
Besteht das Arbeitsverhältnis fort, ist der Lebensunterhalt durch die laufenden Einnahmen in der Regel gedeckt. Sofern nicht besondere Ausgaben für die Yacht anstehen, kann man an Bord recht günstig leben. Die Statistik im Anhang dieses Buches gibt eine Orientierung, mit welchen laufenden Kosten für ein Boot unter 10m zu rechnen ist (insbesondere Hafengebühren, Treibstoff, Kran). Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch die Fixkosten des Landlebens in der Regel weiterlaufen (z.B. Wohnungsmiete, Versicherungen usw.). Bei Kündigung oder unbezahltem Urlaub lässt sich eine Reise nur finanzieren, wenn ausreichend Vermögen vorhanden ist. Eine Erwerbstätigkeit unterwegs ist zwar theoretisch denkbar, aber häufig allein aufgrund der Sprachbarrieren nicht möglich.
Im Buchhandel gibt es diverse Ratgeber, die die Organisation eines Sabbaticals erleichtern (z.B. Anja Mumm/Nicole Jähnichen: Auszeit vom Job; Christa Langheiter: Mut zur Auszeit).
Ich wohne in der Altmark, die zu Kernpreußen gehört. Otto von Bismarck, der Eiserne Reichskanzler, ist hier geboren. Auf Tugenden wie Arbeitsmoral und Pflichtbewusstsein wurde hier über Generationen hinweg besonderen Wert gelegt. Was musste ich mir deshalb im Kreise der Freunde und Bekannten anhören, als ich erzählte, 2 (in Worten: zwei) Monate lang Urlaub zu machen! Doch andere stürzen sich während der Midlife-Crisis in ganz andere Exzesse. Demgegenüber ist mein Plan, eine Zeit lang unter Verzicht auf jeglichen Luxus in einem kleinen Boot über die Ostsee zu segeln, durchaus moderat.
Nachdem der Sommerurlaub in trockenen Tüchern war, begann die Planung. Fest stand, dass ich mit meinem Kleinkreuzer, einer knapp 7 m langen Neptun 22 namens LAETITIA, losziehen wollte. Ich habe sie schon seit zehn Jahren. Ich kenne ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Sie ist mir ans Herz gewachsen, denn wir haben bereits die gesamte deutsche Nord- und Ostseeküste und Teile Süddänemarks miteinander bereist. Da LAETITIA trailerbar ist, lassen sich Beginn und Ziel der Reise beliebig festlegen.
Schwieriger war da schon die Wahl des Reviers. Das Mittelmeer fiel schnell weg. Die Anreise über mehrere tausend Kilometer und die Alpen erschien mir zu anstrengend. Auch die Berichte über astronomische Liegegelder sowie starke Winde wirkten abschreckend. Deshalb rückten schnell die Küsten vor unserer Haustür wieder in Fokus. Eine Umrundung Jütlands, also des dänischen Festlands, hätte eine reizvolle Mischung von Tidengewässern an der Nordsee und geschützteren Gewässer an der Ostsee geboten. Auch eine Tour ins Baltikum schien verlockend, über Polen, vorbei an der russischen Enklave Kaliningrad, die litauische Küste hinauf bis ins lettische Riga und ins estnische Tallinn. Doch bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass insbesondere die Fahrt entlang der ehemals zum Ostblock gehörenden Ostseeanrainerstaaten schwierig werden würde. Weit ins Meer hinausgreifende militärische Sperrgebiete müssen dort umfahren werden. Die Hafendichte ist trotz erheblicher Anstrengungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch dürftig. Die Anlegestellen liegen zum Teil sehr weit auseinander und fordern lange Seeschläge. Ich habe mich deshalb entschieden, ein Gebiet zu erkunden, das auf relativ kleinem Raum möglichst vielfältige Charaktere aufweist. Dabei verfiel ich auf Südskandinavien, das einige Abwechslung bietet: das Binnenrevier des Limfjords, die offene See im Kattegat mit den Inseln Læsø und Anholt als Brückenköpfen für die Sprünge zwischen Dänemark und Schweden, die Metropole Göteborg mit den westschwedischen Schären sowie die lieblichen Gewässer in den Belten und im Smålands Fahrwasser. Alle diese Küstenabschnitte waren neu für mich. Sie haben eine gute wassersportliche Infrastruktur, die Häfen liegen nah beieinander. Schließlich liegt der Startpunkt in einer noch zumutbaren Entfernung.
Ich bin kein Meilenfresser. Mein Tourenkonzept besteht darin, Segeln und die Erkundung des Hinterlandes miteinander zu verbinden. Aus meinen langjährigen Logbuchaufzeichnungen geht hervor, dass LAETITIA eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 4 kn hat. Verbringt man die Hälfte des Tages, also vier bis fünf Stunden auf dem Wasser, kommt man 20 sm voran. Das ist also der Richtwert für die Tagesetappen. Nach dem Anlegen steht dann die andere Hälfte des Tages für Landausflüge zur Verfügung. Das Konzept hat sich auf vielen Reisen in den letzten Jahren bewährt. Dazu gehört auch, jeden vierten Tag eine Pause einzuplanen. Oft zwingen nämlich äußere Umstände dazu, im Hafen zu bleiben, etwa Starkwind, Flaute oder Nebel. Aber auch ein reizvolles Ambiente kann Anlass sein, an einem Ort einen weiteren Tag zu verweilen. Dass mich technische Schwierigkeiten an den Hafen fesseln, hoffe ich hingegen nicht. Vorsorglich habe ich einen neuen Außenborder beschafft, weil sich der alte in der letzten Saison als unzuverlässig erwiesen hat. Der Wunsch, unterschiedliche Reviere kennenzulernen, bedeutet aber auch, dass manche Tagesetappen deutlich länger sein müssen. Das gilt insbesondere für die Fahrt zwischen Schweden und Dänemark. Von Varberg an nach Anholt sind des 37 Seemeilen, von Anholt nach Grenå 27 Seemeilen. An diesen Tagen ist mit einer Reisedauer von mindestens 9 bzw. 7 Stunden zu rechnen. Da man nicht solange an der Pinne sitzen kann, habe ich einen Autopiloten nachgerüstet. Er soll auf den langen Etappen Entlastung bringen.
Tourenplanung
Unter Berücksichtigung des Tourenkonzeptes ist ein Fahrplan entstanden, der für jeden Tag Abfahrts- und Ankunftshafen, Entfernung und voraussichtliche Reisedauer aufführt. Das mag technokratisch klingen. Aber schließlich bin ich Beamter, überlasse Sachen ungern dem Zufall. Außerdem gehört eine gründliche Planung für mich nicht nur zur guten Seemannschaft, sondern ist bereits Bestandteil des Projektes. Pauschalreisen, die man in wenigen Minuten und mit einigen Mausklicks im Internet bucht, sind Konsumprodukte. Individuell zusammengestellte Segelreisen bedeuten hingegen mehr. Die Vorbereitung gibt bereits einen Vorgeschmack auf Freiheit, Abenteuer und Naturerlebnis, auch wenn es noch gar nicht losgegangen ist. Ich habe stundenlang über Seekarten gehockt, Tourenverläufe in Erwägung gezogen und wieder verworfen, Handbücher gewälzt und im Internet recherchiert, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis vorlag. Nach dem Plan hätte ich voraussichtlich 730 Seemeilen zurückgelegt. Sowohl in der Vergangenheit als auch in diesem Jahr zeigte sich dann, dass sich die akribische Vorbereitung bewährt und auszahlt. Unterwegs bin ich nur wenig von den zuvor festgelegten Fahrplänen abgewichen. Dass am Ende der Reise 90 sm mehr auf der Logge waren, ist dem Abstecher nach Kopenhagen zu verdanken. Ein bisschen flexibel bin ich also doch noch!
Zur Vorbereitung der Reise waren ferner Arbeiten am Schiff notwendig. Sie haben länger gedauert als es mir eigentlich lieb war. Acht Wochenenden lang habe ich lackiert, die Elektrik grundlegend überholt, eine Haltevorrichtung für das Tablet mit der Seekarte montiert und Beschläge angebracht, um auf langen Seeschlägen einen Autopiloten in Betrieb nehmen zu können. Außerdem musste LAETITIA gereinigt, eingeräumt und verproviantiert werden.
In nautischer Hinsicht braucht eine Fahrtenyacht, die bereits an Wochenenden und im Urlaub zum Einsatz gekommen ist, für einen Törn nach Skandinavien kaum einer Nachrüstung. Im Hinblick auf die Besonderheiten des Reviers sollten jedoch folgende Sachen zusätzlich angeschafft werden: In erster Linie natürlich Karten und Handbücher. Um an einem Fels festmachen zu können, an dem noch keine Haken installiert sind, braucht man Schärennägel. Praktisch ist auch eine Gurtrolle für den Heckanker. Außerdem empfehle ich einen Bojenhaken. In Skandinavien findet man häufiger Häfen mit Heckbojen oder Grundgeschirr. Mit einem Haken kann man schnell und umkompliziert in den Ring der Boje einpicken oder die schlammige Mooringleine aufnehmen.
Während die Yacht im normalen Leben überwiegend dem Segeln dient, gewinnt ihre Funktion als Wohn- und Lebensraum auf Langfahrt eine größere Bedeutung. Deshalb sollte man generell Sachen mitnehmen, die den Komfort an Bord erhöhen, etwa beim Kochen, Aufbewahren von Lebensmitteln oder bei der Freizeitgestaltung. Wer in den Norden will, sollte speziell an folgende Dinge denken: Das Wetter ist rauer als bei uns. Deshalb ist eine Heizung sinnvoll, für kleinere Boote reicht ein Petroleumofen aus dem Fachhandel oder ein Heizlüfter aus dem Baumarkt. Die Witterung ist auch zu berücksichtigen, wenn man die Garderobe zusammen stellt. Funktionskleidung und warme Pullover gehören auch im Sommer dazu. Für die Schären sind zwei Sachen zweckmäßig: Wer auf Barbecue Wert legt, sollte einen Grill für den Heckkorb mitnehmen, weil offenes Feuer auf den Felsen verboten ist. Da dort außerdem Wasserknappheit herrscht, empfiehlt sich ein Zusatzkanister – am besten mit Weithalsöffnung, um das Innere reinigen zu können. Schließlich müssen alle, die mit Gas kochen, an ausreichende Vorräte denken. Die Kartuschen in Skandinavien sind mit deutschen Anlagen oft nicht kompatibel.
Ende Juni. Der Urlaub beginnt und damit das Abenteuer. An einem Samstagvormittag, kurz vor Geschäftsschluss, hole ich den Leihwagen ab. Ich hatte lediglich einen Kombi gebucht, bekomme aber einen SUV mit viel PS unter der Haube. Ist vielleicht ganz gut, auch wenn es in Norddeutschland und Dänemark nicht sonderlich hügelig ist. Immerhin haben allein Trailer und Boot ein zulässiges Gesamtgewicht von anderthalb Tonnen. Nun beginnt ein straffes Programm, denn der PKW steht mir genau 48 h zur Verfügung. In diesem Zeitraum werde ich nicht nur rund 1.100 km zurücklegen, sondern auch diverse Rüst- und Ruhezeiten haben. In einem sorgsam ausgearbeiteten Ablaufplan ist alles minutiös festgehalten.
Zu Hause lade ich schwere Ausrüstungsgegenstände wie Außenborder, Ruderanlage und Anker ins Zugfahrzeug, zudem drei Kisten Proviant. Auch die Backskisten an Bord sind bis zum Rand mit Lebensmitteln vollgestopft. Das Preisniveau in Skandinavien ist bekanntlich deutlich höher als bei uns. Das hat mich zu Hamsterkäufen wie vor einer Katastrophe veranlasst. Mit Hilfe eines Nachbarn ziehe ich LAETITIA aus der engen Ausfahrt und kupple sie an den Wagen. Das Gespann hat jetzt eine Länge von immerhin ca. 13m. Nach einem letzten Rundgang durch Haus und Garten geht es los. Das Grundstück weiß ich bei meinen Nachbarn in guten Händen. Sie werden die Zimmerpflanzen gießen, den Postkasten leeren und ein wenig nach dem Rechten sehen. In den letzten Wochen habe ich zudem ein verzweigtes System von Beregnungsschläuchen ausgelegt und an eine Zeitschaltuhr angeschlossen, die morgens für eine Stunde den Wasserhahn öffnet. Wie sinnvoll diese Investition im Jahrhundertsommer 2018 war, werde ich aber erst bei der Rückkehr feststellen.
Bis zum Abend will ich nach Flensburg kommen, das sind 360 km. Tagesziel ist der letzte Autobahnrastplatz vor der Grenze. Dort will ich an Bord übernachten. Das ist "zur
Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit" zulässig, wie es in der Erläuterung zur Straßenverkehrsordnung heißt. In Dänemark darf man hingegen nur auf privatem Grund im Fahrzeug schlafen, etwa auf Campingplätzen. Kurz vor der Grenze tanke ich noch einmal voll. An sich soll auch der externe Tank für den Außenborder gefüllt werden, doch der Deckel lässt sich nicht öffnen. Selbst ein kräftiger Kerl, der an der Zapfsäule gegenüber steht, kann die Kappe nicht lösen. Nun ja, vorerst werde ich den Flautenschieber also mit Treibstoff aus einem Zusatzkanister über den internen Tank betreiben müssen. Später erinnere ich mich: Da das Dichtungsgummi immer hinausfiel, habe ich es im Winterlager mit Superkleber am Deckel befestigt. Offensichtlich war er nicht vollständig ausgehärtet. Als ich den Deckel wieder aufgeschraubt habe, ist er wohl herausgequollen und hat den Verschluss verklebt. Handwerkliche Glanzleistung!
Auf dem Landweg zum Limfjord
Der Rastplatz Altholzkrug ist erwartungsgemäß überfüllt, weil die Fernfahrer hier das Sonntagsfahrverbot für LKW abwarten müssen. Immerhin finden sich am Ende des Rastplatzes noch ein paar leere Parktaschen, in die das Gespann nur quer hineinpasst. Doch das stört niemanden. Zu so später Stunde sind kaum noch PKW unterwegs, die die Plätze beanspruchen könnten. Es gibt einen kurzen Imbiss aus der Kühlbox – belegte Brote und einen Apfel. Mühsam kraxele ich über die Badeleiter ins Schiff. Von einer Seite dringt der Lärm der Autobahn herein, von der anderen das Röhren des Kühlaggregats eines Lasters. "Das wird ja eine unruhige Nacht!", denke ich und schlafe auf der Stelle ein.