Sehr geehrte Privatanleger! - Otte Max - E-Book

Sehr geehrte Privatanleger! E-Book

Otte Max

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Beschreibung

Seit mehr als 10 Jahren sind die Investmentkolumnen von Max Otte, die er in seinem Börsenbrief DER PRIVATINVESTOR herausgibt, für unzählige Privatanleger ein klarer, hilfreicher und oft auch unterhaltsamer Wegweiser im Investmentdschungel. Zu viele Privatanleger schwimmen mit dem Strom und lassen sich von der aktuellen Stimmung an der Börse stark beeinflussen. Wirklich erfolgreiche Anleger machen sich dagegen ihre eigenen Gedanken. Die hier ausgesuchten Kolumnen von Max Otte sind nicht nur ein spannender Rückblick auf ein Stück Börsengeschichte, sondern auch eine Fundgrube für neue Erkenntnisse zu aktuellen Problemen. In diesem Jahr wird das von Otte gegründete IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH zehn Jahre alt. Der vorliegende Essayband würdigt dabei nicht nur das Jubiläum, sondern im Besonderen auch den Privatanleger.

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Seitenzahl: 433

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Originalausgabe

2. Auflage 2014

© 2013 bei FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Der Artikel »Der Crashprophet-100-Prozent-Aktien-Mann« von Andreas Deutsch erschien in der Ausgabe 28/13 in »Der Aktionär«. © Max Otte

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Christine Demmer

Satz: Georg Stadler, München

E-Book: Grafikstudio Foerster, Belgern

ISBN Print 978-3-89879-816-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-461-4

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-462-1

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Inhalt

Titel
Impressum
Inhalt
1 In eigener Sache
Sehr geehrte Privatanleger!
1.1 Lassen Sie uns gemeinsam den Index schlagen!
1.2 Große gehen. Wir bleiben!
1.3 Don’t lose!
1.4 Ausgeladen!
1.5 Meine Tante, das Aktiengenie!
1.6 Um das Rennen als Erster zu beenden, müssen Sie zuerst das Rennen beenden!
2 Rückblick auf ein Börsenjahrzehnt
Einleitung
2.1 Beginnender Optimismus und erste Crashwarnungen (2005–2007)
2.1.1 Erste Warnsignale: Der Markt straft überproportional
2.1.2 Ich ärgere mich!
2.1.3 Krisenvorsorge
2.1.4 Sieben fette Jahre, sieben magere Jahre
2.1.5 Börsengang für Private Equity – ist das der Anfang vom Ende?
2.2 Die Finanzkrise (2007–2009)
2.2.1 Es geht los!
2.2.2 Die Immobilienkrise – das Schlimmste kommt noch
2.2.3 Kaufen Sie keine Aktien aufgrund der Subprime-Krise! Verkaufen Sie keine Aktien aufgrund der Subprime-Krise!
2.2.4 Drei Komma drei Prozent Wirtschaftswachstum: Ha, ha, ha!
2.2.5 Die Krise ist da!
2.2.6 Panik, Panik, Panik
2.2.7 Bitte keine Euphorie!
2.2.8 Derzeit läuft Schrott am besten
2.2.9 Anlageperspektiven 2009–2010
2.3 Die Eurokrise (2010–2012)
2.3.1 Was heißt die Griechenland-Krise für Sie?
2.3.2 Ich bin stolz auf Sie!
2.3.3 Wer spricht noch vom schwachen Euro?
2.3.4 China ist Nummer 2!
2.3.5 Night of the Living Fed
2.3.6 Fällt der Dollar?
2.3.7 Libyen, Griechenland, Spanien
2.3.8 Der Zusammenbruch des Dollar?
2.3.9 USA, Dollar, Europa, Gold – es geht los
2.3.10 Endspiel
2.3.11 Stichtag 2. August 2011
2.3.12 Lebensversicherungen in Gefahr?
2.3.13 Euro-Gipfel: Zaghafte Ansätze, viel Kosmetik
2.3.14 Der Schwanz wackelt mit dem Hund
2.3.15 In Spanien gehen die Lichter aus
2.3.16 Warum sind Südaktien so billig?
2.3.17 Fakten, Fakten, Fakten
2.3.18 Die Bazooka ist in Stellung gebracht
2.3.19 Gesund ist das alles nicht
2.3.20 Kommt die Inflation?
2.3.21 Eurokrise – ist das Schlimmste vorüber?
2.3.22 Wo ist sie denn, die Eurokrise?
2.3.23 Jetzt kommt bald der Crash! In Japan fängt es an!
2.3.24 Fünf Komma vier Prozent
3 Produkte und Praktiken – vor allem negative und betrügerische Praktiken der Branche
Einleitung
3.1 Finger weg von Hedgefonds
3.2 Aktienanleihen und Discountzertifikate – ein riskantes Spiel
3.3 Rollierende Discountzertifikate – eine sinnvolle Anlage?
3.4 Strukturierte Produkte
3.5 Hedgefonds: Ich habe es Ihnen gesagt!
3.6 Zu Tisch mit einer Heuschrecke
3.7 Kommen Sie mir nicht noch einmal mit Dach-Hedgefonds!
3.8 Expresszertifikate – und warum Sie die Finger davon lassen sollten
3.9 Verbraucherzentrale unterliegt
3.10 Peinlich, peinlich (aber zu erwarten)
3.11 Es geht schon wieder los
3.12 Börsengänge: Produkte, um Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen
3.13 Warum ich Goldman Sachs verlasse
4 Investieren, die Grundlagen
Einleitung
4.1 Grundlagenwissen/Akademie
4.1.1 Value Investing
4.1.2 Was ist Value Investing? Großes Interview mit Bruce Greenwald
4.1.3 Investoren-Akademie: Graham-Investing und Buffett-Investing
4.1.4 Investoren-Akademie: Growth, Value und Momentum
4.1.5 Aktienstrategien, die funktionieren
4.1.6 Warum Indexinvesting nicht das Gelbe vom Ei ist
4.1.7 Festverzinsliche Wertpapiere
4.1.8 Investoren-Akademie: Asset Allocation: Liquidität (Termingeld, Anleihen) oder Aktien? Wie teuer sind die Märkte? Wann raus?
4.1.9 Investoren-Akademie: Investieren in Seitwärtsmärkten
4.1.10 Manager und Eigentümer
4.2 Börsenstrategien
4.2.1 Mein Bruder, der Superinvestor
4.2.2 Warum »Halteempfehlungen« gute Empfehlungen sind!
4.2.3 Nicht jeder Tag ist Kauftag!
4.2.4 Stop! Im Namen des Loss!
4.2.5 Gewinner- und Verliererspiele
4.2.6 Zwei Arten von Unsicherheit
4.2.7 Auf dem Weg nach unten kaufen, auf dem Weg nach oben verkaufen!
4.2.8 Take care of the downside …
4.2.9 Rückenwind oder Gegenwind?
4.2.10 Garantien gibt Dir keiner!
4.2.11 Halten Sie sich an das Reinheitsgebot!
4.2.12 … und wenn alle Leute im Land Wertpapieranalysten würden …
4.2.13 Wie man sich auch als Value-Anleger etwas selbst vormachen kann
4.2.14 Wann aussteigen?
4.2.15 Was weiß BlackRock, was die Deutschen nicht wissen?
4.2.16 Eine Strategie ist eine Strategie ist eine Strategie
4.2.17 Weniger ist mehr!
4.3 Anlegerfallen und Börsenpsychologie
4.3.1 Hedgefonds – die »Piratenschiffe von heute«
4.3.2 Richten Sie sich auf einen Absturz von 30 % ein
4.3.3 Auch Value Investoren irren
4.3.4 Hüten Sie sich vor der dunklen Seite!
4.3.5 Schockstarre
4.3.6 Kämpfen Sie nicht den letzten Kampf!
4.3.7 Große Sorgen
4.3.8 Krank. Aktienkrank!
4.3.9 Finger weg von Mittelstandsanleihen!
4.3.10 Das ist nicht vermittelbar
4.3.11 Sie sind nicht so dumm, wie Sie meinen (Psychotherapie für Bärenmärkte)
4.3.12 Der Drang, zu handeln
4.3.13 Noch einmal: Finger weg von Mittelstandsanleihen
5 Aktien
Einleitung
5.1 Berkshire
5.1.1 Wie viel ist Berkshire Hathaway wert?
5.1.2 Berkshire, Berkshire, Berkshire!
5.1.3 Last Man Standing
5.1.4 So dumm sind Zeitungsjournalisten
5.1.5 Beispiel Berkshire
5.1.6 Noch mal Berkshire
5.1.7 Berkshire so gut wie Cash
5.1.8 Das neue Jahr 2013 fängt gut an
5.2 United Internet
5.2.1 freenet.de und United Internet
5.2.2 Haben Sie den Mut?
5.2.3 In wen würden Sie investieren?
5.2.4 Analyse: Internet Service Provider mit Biss
5.2.5 Analyse: Härtere Zeiten, aber top bleibt top
5.2.6 United Internet – einen Unternehmer haut nichts um!
5.3 Nestlé
5.3.1 Genießen Sie sichere zukünftige Gewinne
5.3.2 Basisinvestment für jedes Depot
5.3.3 Nach starkem Anstieg leicht unterbewertet
5.4 Hightech, Internet, E-Commerce
5.4.1 Google oder nicht Google?
5.4.2 Freenet und die Analysten
5.4.3 Müde Giganten …
5.4.4 Internet und E-Commerce: Eine Branche wird erwachsen
5.4.5 Technologie – neue Value-Werte?
5.4.6 Viel heiße Luft bei Facebook
5.4.7 Microsoft – ein hervorragendes Investment
5.5 Andere Aktien
5.5.1 Ölwerte weiterhin attraktiv
5.5.2 Warum ich BP-Aktien kaufe und keine Probleme damit habe
5.5.3 DaimlerChrysler und Shareholder Value
5.5.4 Die Aktie, die keiner hatte
5.5.5 GlaxoSmithKline und Sanofi-Aventis
5.5.6 Juckt es schon wieder in den Fingern?
5.5.7 Coca-Cola: Besser als Festgeld
5.5.8 Was ist eigentlich aus XYZ geworden?
6 Andere Anlageklassen – Gold, Immobilien, Anleihen
Einleitung
6.1 Gold
6.1.1 Kaufen Sie Gold! (Silber, Platin)
6.1.2 Gold, Gold, Gold! (I)
6.1.4 Goldrausch!
6.1.5 Gold, Gold, Gold (II)
6.1.6 Gold gehört in jedes Depot!
6.2 Immobilien
6.2.1 Immobilienboom?
6.2.2 Schrecklich: minus 37 Prozent!
6.2.3 Die Immobilie. Das »Betongold«?
6.3 Anleihen
6.3.1 Wer zocken will, kauft Anleihen!
6.3.2 Wann kommt der Beipackzettel für Bundesanleihen?
6.3.3 Unternehmensanleihen I
7 Unsere Musterportfolios aus DER PRIVATINVESTOR
7.1 Absichern oder laufen lassen?
7.2 Vier Jahre Wachstumsportfolio und weiter top!
7.3 Die Entwicklung unserer Portfolios
7.4 Bumm, bumm – zweimal Volltreffer
7.5 Na bitte, geht doch!
7.6 Praktiker muss Insolvenz anmelden
8. Armes Deutschland
8.1 Private Altersvorsorge: Schlusslicht Deutschland
8.2 Stabilitätspakt ade
8.3 Opel: Das kommt davon!
8.4 Deutschland geht´s gut!
8.5 Das System der Produktivkräfte
8.6 Herr Bundespräsident, ich verstehe Sie!
8.7 Weber, Sanio, zu Guttenberg
8.8 Währungspolitische Kapitulation
8.9 Es ist schon bedenklich
8.10 Ich bin es langsam leid
8.11 Schuldenschnitt für Griechenland: Business as usual
8.12 Frau Merkel, Sie treiben Europa in den kollektiven Selbstmord!
8.13 Europa ist sturmreif geschossen
8.14 Nun ist es offiziell: Deutschland verarmt!
9. Der Crashprophet-100-Prozent-Aktien-Mann
Er ist gescheitert, aufgestanden, gescheitert und wieder aufgestanden. Dann kam die Krise – und brachte Max Otte Geld und Ruhm. Nun will er kürzertreten.
Dieser Artikel erschien in Der Aktionär 28/13 und wurde von Andreas Deutsch verfasst.
Portrait
Lange auf der Suche
Vom Krisenerklärer zum Krisengewinner
Stolz auf die Ecken und Kanten
Über den Autor
Börsenbrief DER PRIVATINVESTOR
Anlagefonds nach der Strategie von Max Otte
Individuelle Vermögensberatung und –verwaltung

1 In eigener Sache

Sehr geehrte Privatanleger!

So beginne ich seit mehr als zehn Jahren meine Briefe an Börsen- und Aktieninteressierte. Hier habe ich die besten und lehrreichsten Kolumnen aus dieser Zeit für Sie zusammengestellt.

Es war immer mein Ziel, Ihnen eine unabhängige Alternative zu bieten, sich über die Finanzmärkte zu informieren und Ihre Finanzen in die eigenen Hände zu nehmen. Ich will Ihnen helfen, die Börsenturbulenzen zu überstehen, Ihr Vermögen zu sichern und zu vermehren.

Im Dezember 1998 bekam ich als Assistant Professor an der Boston University eine gut geschriebene Analyse des Finanzinformationsdienstes Motley Fool in die Hände. Das Internet-Unternehmen amazon.com wurde dort analysiert – sachlich fundiert, mit hohem Wert für Anleger und in einem witzigen, zeitgemäßen Stil. Sofort war mir klar, dass Deutschland auch so etwas brauchte. Der gerade gegründete Neue Markt lief heiß. Börsenjünglinge mit Milchgesichtern und Unternehmen, die nur Verlust machten, scheffelten Millionen. Die Gier ging um – und Unvernunft. Orientierung war dringend nötig.

Zwar wurden einige steinreich, aber mir war klar, dass viele andere Menschen viel Geld verlieren würden. Ich wollte helfen, dass sich Privatanleger besser im Börsendschungel zurechtfinden. Ja, Sie können an der Börse Geld verdienen – aber nicht so, wie die meisten sich das vorstellen. Mit »heißen« Aktien oder Neuemissionen geht es zum Beispiel eher nicht. Wie oft bin ich zwischen 2005 und 2008 auf die Aktie der SolarWorld AG angesprochen worden. Von unter 30 Cent im Jahr 2003 schoss der Titel auf 50 Euro im Jahr 2007 – nahezu 18.000 % Plus. Und heute, im Juli 2013, ist die Aktie wieder bei 50 Cent angelangt. Meine Meinung zu Solarwerten war damals immer: Finger weg! Stattdessen können auch ganz einfache Aktienstrategien erfolgreich sein (siehe 1.5 Meine Tante, das Aktiengenie!).

Also kündigte ich meine sichere Stellung an der Boston University und machte einen Kopfsprung in das kalte oder eher »heiße« Wasser der New Economy. Nach gescheiterten Gesprächen mit dem Motley Fool und kurzlebigen Joint Ventures mit der wallstreet:online AG, der freenet AG und der OnVista AG hatte ich mich freigeschwommen und konnte 2003 mein eigenes Unternehmen gründen, das IFVE Institut für Vermögensentwicklung in Köln. Hier produzieren wir nun seit zehn Jahren unsere Analysen.

Die Zeit zwischen der Kündigung meiner Professur und der Gründung des Instituts war sehr turbulent. Ich musste eine Insolvenz überstehen, Klagen starker Gegner wie der freenet AG und der OnVista AG abwehren und sogar einen großen Teil meiner Gitarrensammlung verkaufen, um liquide zu bleiben. Meine Tochter Sophie Elisabeth wurde im November 2003 geboren und im Dezember 2004 mein Sohn Carl Jonathan. Hätte ich nicht im Sommer 2001 einen Ruf als Professor an die Fachhochschule Worms angenommen, hätte ich aufgeben müssen. So war ich zwar beruflich doppelt belastet, aber IFVE überlebte. Dazu hat auch die Mutter meiner Kinder, Dipl.-Kffr. Katja Zacharias, als Finanzanalystin beigetragen. Auch sie hat harte Jahre hinter sich. Darauf, auf unsere Kinder und auf das, was aus unserer Arbeit geworden ist, können wir beide stolz sein, obwohl wir seit 2007 getrennt leben.

Man könnte noch viel mehr über die Gründungszeit des IFVE ­schreiben. Es ist ein Lehrstück der New Economy und der menschlichen Natur. Loyalität, Verrat, Gier, Fleiß, Dummheit und Klugheit – alles kommt vor. Aber das ist einem anderen Buch vorbehalten. Vielleicht gibt es diese Zwischenbilanz zu meinem fünfzigsten Geburtstag.

In diesem Buch geht es um Inhalte, um das Ergebnis unserer Arbeit, nicht um unsere Geschichte. Ich habe Ihnen die besten Kolumnen der letzten zehn Jahre zusammengestellt. An einigen Stellen habe ich Kürzungen vorgenommen, die ich durch (…) gekennzeichnet habe. Ansonsten wurde an den Texten bis auf kleinere sprachliche Korrekturen nichts verändert. Viele davon sind treffsichere Prognosen und Analysen. Ich bin schon etwas stolz darauf, dass wir Ihnen meistens das Richtige geraten haben. Manchmal lag ich auch kolossal daneben (siehe 7.7 Praktiker muss Insolvenz anmelden vom 12.07.2013). Auch davon können Sie lernen.

Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt. Die Kapitel, die sich mit der Wirtschaftsentwicklung und der Politik befassen wie auch die Kapitel zu Aktien und einzelnen Anlageklassen, sind chronologisch geordnet. Bei den Kapiteln 4.1 und 4.2 bin ich von der zeitlichen Gliederung abgewichen und habe der Sachlogik den Vorrang gegeben.

In diesem ersten Kapitel lesen Sie einige Kolumnen, die schlaglichtartig unsere Arbeit beleuchten. Im zweiten Kapitel können Sie ein Börsenjahrzehnt im Rückblick verfolgen. Im dritten Kapitel stelle ich Ihnen schädliche Produkte und negative Praktiken der Finanzbranche vor. Im vierten Kapitel geht es um Börsenstrategien und Anlegerfallen. Vor allem das erste Unterkapitel ist etwas Hardcore. Überspringen Sie es, wenn es Ihnen zu schwer scheint, und kommen Sie später darauf zurück. In den Kapiteln 5 und 6 geht es um einzelne Anlagen und Anlageklassen. In Kapitel 7 finden Sie Anlagebeispiele aus unseren Online-Portfolios. In Kapitel 8 geht es schließlich um die Politik. Überschrieben habe ich es mit Armes Deutschland.

Wenn man sich den Verlauf des DAX seit der Technologieblase anschaut, dann zeigt sich ein regelmäßiges Muster aus Gier und Furcht. Nach der Euphorie des Jahres 2000 folgte Anfang 2003 zeitgleich mit dem zweiten Irakkrieg der Totalausverkauf. Gerade, als die Anleger wieder Interesse zeigten, kündigte sich 2007 die Finanzkrise an, die dann 2008 mit voller Wucht über uns hereinbrach. Nach der Erholung im Jahr 2009 kam dann 2010 die nächste Krise, die sogenannte Eurokrise.

Im Jahr 2006 wurde ich noch von einer politischen Stiftung wieder ausgeladen, nachdem man dort mein Buch Der Crash kommt gelesen hatte (siehe 1.4 Ausgeladen! vom 14.07.2006). Das war unschön. Ähnliches sollte mir noch einige Male passieren. Und dann kam die Krise – just mit der Wucht, die ich im Buch vorausgesagt hatte. In den nächsten Jahren hielt die Finanzkrise nicht nur die Märkte, sondern auch mich in Atem. Ich wurde zum Dauergast in den Medien. Aber ich würde mich nicht verbiegen, um in die Medien zu kommen. Ich bin Ihnen, den Privatanlegern, verpflichtet.

Nach drei Krisen ist die Verunsicherung der deutschen Anleger so stark wie eh und je. Obwohl ich mittlerweile mit meinen Büchern und mehr als 300 Vorträgen sowie unzähligen Medienterminen Millionen von Menschen erreicht habe, mangelt es oftmals selbst am Basiswissen der Finanzanlage. Dabei finden sich in Deutschland, aber vor allem in den europäischen Ländern rings um uns herum genug attraktive Aktien. Erstaunlich ist zum Beispiel, dass die gigantische amerikanische Fondsgesellschaft BlackRock drei, vier oder mehr Prozent an den meisten DAX-Konzernen hält, während deutsche Versicherer brav Staatsanleihen halten. Da kann doch etwas nicht stimmen! (Siehe 4.2.15 Was weiß BlackRock, was die Deutschen nicht wissen? vom 21.1.2011.)

Warum der DAX auch 2013 nicht überbewertet ist und warum es in Europa noch viele Chancen gibt, können Sie in der Kolumne 2.3.24 Fünf Komma vier Prozent vom 21.06.2013 nachlesen.

Auf gute Investments!

Max Otte

Blankenheimerdorf, im Juli 2013

1.1 Lassen Sie uns gemeinsam den Index schlagen!

Ausgabe 41/2003 vom 10.10.2003

Es gibt eine ganz einfache Frage, mit der Sie sofort erkennen können, ob ein Portfoliomanager oder Analyst etwas taugt: Schlägt er mit seinem Portfolio den Vergleichsindex?

Gelingt ihm dies, können Sie sich näher mit seinen Empfehlungen beschäftigen. Gelingt ihm dies nicht, vergessen Sie besser seine Empfehlungen. Es ist dann sehr wahrscheinlich, dass er sein Geld mit dem Füllen von Papierseiten verdient, nicht mit dem Herausfinden erfolgreicher Investments.

Alle meine Musterportfolios haben den DAX geschlagen (…), und zwar ohne häufiges Kaufen und Verkaufen.

Wenn Sie mein erstes Aktienbuch Investieren statt Sparen (Econ, 2000) gelesen haben, kennen Sie das Wunder des Zinseszinses.

Hätten Sie 1949 zur Gründung der Bundesrepublik in beliebige DAX-Werte investiert, hätten Sie bis heute durchschnittlich 10,1 % p. a. Rendite erzielt. Aus 1000 DM wären 180.000 DM geworden. Mit meinem Kaufleute- und meinem Königsportfolio habe ich den DAX in den letzten vier Jahren um 1,9 und 1,7 % pro Jahr geschlagen. Aus 1000 DM im Jahre 1949 wären 412.000 DM (Königsportfolio) und 454.000 DM (Kaufleuteportfolio) geworden.

In wenigen Wochen wird die Idee der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH fünf Jahre alt. Trotz aller Turbulenzen der letzten Zeit ist es meine Verpflichtung, langfristig für Sie da zu sein.

Am 18.10.2003 fand in Köln der fünfte Investorentag statt. Im Dezember 1998 wurde mir klar, dass Deutschland dringend einen unabhängigen Aktieninformationsdienst braucht. Viele Anleger waren im Neue-Markt-Fieber. Die »Hausfrauen-Hausse« bahnte sich an. Die Finanzmedien und die Analysten der Banken empfahlen unkritisch einen NEMAX-Wert nach dem anderen. Und ich warnte vor Neuemissionen und empfahl stattdessen, in solide Werte zu investieren (aber eben NICHT ganz normale DAX-Werte, denn die hielt ich auch für unsolide). In meinem Regal steht noch die Kopie eines Bloomberg-Interviews aus dem Jahre 2000, in dem ich zum Beispiel vor EM.TV und Intershop warnte.

Dabei bin ich kein Crash-Prophet, sondern von Natur aus ein Bulle. Gute Aktien können um viele tausend Prozent steigen, schlechte Aktien bestenfalls um 100 % fallen. Bei Aktien ist zunächst einmal die Auswahl besonders wichtig; erst an zweiter Stelle folgt die Bewertung. Hierzu habe ich die Königsanalyse© entwickelt und auf meinen Namen markenrechtlich schützen lassen.

Auch im Jahre 2003 haben wir einige solcher guten Aktien identifiziert: Stada (+20 %), Web.de (+142 %), Qiagen (+103 %), und die erstaunliche Bijou Brigitte (+138 %). Eine meiner Empfehlungen hat sich schlecht entwickelt: E-loan (-24 % seit meiner Empfehlung). eBay (+54 %) – für mich das beste in den 90er-Jahren gegründete Unternehmen – gehört für mich zu den absoluten Dauerinvestments. Langfristig kann sich der Aktienkurs dieses Unternehmens immer noch vervielfachen.

Lassen Sie uns gemeinsam den Index schlagen!

Im Jahre 2003 hat eBay gezeigt, was in ihm steckt und seine früheren Allzeithochs weit übertroffen. (Zum Vergleich: Trotz seines rasanten Kursanstiegs in jüngster Zeit liegt Yahoo! immer noch bei ca. 15 % seines Allzeithochs.)

Für das Jahr 2003 hatte ich auf Aktien kleinerer, aber etablierter Wachstumsunternehmen gesetzt, die sich am Markt bewiesen, aber noch Potenzial hatten. Insgesamt bin ich damit hervorragend gefahren. Den Aufschwung am DAX habe ich weitgehend verpasst. Bis heute bin ich nicht davon überzeugt, dass die deutsche Wirtschaft die Kurve kriegen wird.

Aber auch das ist ein Zeichen einer guten Börsenstrategie: Sie können nicht alles auf einmal machen. Sie müssen auch den Mut haben, an einer Strategie festzuhalten und gewisse Trends NICHT mitzumachen.

In den letzten Monaten haben mich sehr viele Briefe, Anrufe und E-Mails von Ihnen erreicht, mit denen Sie mir Ihre Unterstützung bekundet haben. An dieser Stelle möchte ich Ihnen allen ganz herzlich danken.

IFVE hat in den letzten Monaten einige wesentliche Erneuerungen erhalten. Auch in Zukunft wollen wir unsere Methoden und Instrumente weiterentwickeln. Dazu sind wir auf Sie angewiesen.

Gemeinsam sind wir weit gekommen. In den nächsten Wochen werden wir die Investmentideen für das Jahr 2004 ausloten. Die Börse ist keine Einbahnstraße, langfristig kennt Sie aber nur einen Weg: nach oben.

Lassen Sie uns gemeinsam den Index schlagen!

1.2 Große gehen. Wir bleiben!

Ausgabe 47/2003 vom 21.11.2003

Gestern erreichte mich die Nachricht, dass multexinvestor.de seine kostenlosen Services und Newsletter beenden wird, unter anderem den Newsletter Multex am Morgen und den kostenlosen Report des Tages. Was bleibt, ist ein Vertriebskanal für Broker-Research.

Ich finde das sehr bedauerlich. Ich habe in den letzten Jahren gerne mit Multex kooperiert. Oft waren Analysen meiner Mitarbeiter bei Multex zu finden. Multex ist weiterhin eine sehr interessante und umfassende Informationsquelle für Broker Research. Aber vor einigen Monaten wurde Multex von dem großen Nachrichten- und Finanzmarktdatenanbieter Reuters übernommen. Die Redaktion wurde praktisch aufgelöst. Selbst jetzt, wo sich die Börsenkurse seit einigen Monaten erfreulich erholen, geht das Schrumpfen im Bereich der Finanzmarktanbieter weiter.

Überall schrauben die letzten noch verbliebenen Anbieter von Finanzmarktinformationen ihr Angebot zurück oder machen es kostenpflichtig. Finanztreff.de wurde schon vor einiger Zeit von VWD übernommen. Auf den Webseiten von wallstreet:online und OnVista erscheint mittlerweile das Logo »Data supplied by Thomson Financial«, einem Finanzdatenkonzern, der zwar noch nicht die Größe von Reuters hat, aber ein großer Player ist.

Aktiencheck.de wurde von der freenet Group (freenet.de) übernommen. Web.de hat seinen Börsenbereich, insbesondere die Portfoliofunktion, weitgehend eingestellt. Die comdirect bank AG hatte aus meiner Sicht eines der besten kostenlosen Informationsangebote im Netz. Dieses Angebot wurde im Zuge des Relaunchs der Seite stark ausgedünnt.

Handelsblatt.com hat vor gut einem Jahr seine Online-Redaktion so gut wie aufgelöst.

Auch hinter den Kulissen wird zusammengelegt: IS.Teledata, die unter anderem die Seite von comdirect betreibt, und OnVista Technologies GmbH wollen verschmelzen. Gegen diese Verschmelzung wurde allerdings Anfechtungsklage erhoben.

Die IFVE GmbH bietet Ihnen persönliche und kontinuierliche Beratung in Aktienfragen. Sie können sich vorstellen, dass es viel Kraft und meinen ganz persönlichen Einsatz gekostet hat, die IFVE als unabhängiges Unternehmen zu erhalten, wenn schon Unternehmen wie Multexinvestor übernommen werden. Sie können sich aber darauf verlassen, dass wir auch weiterhin unsere Unabhängigkeit bewahren werden.

1.3 Don’t lose!

Ausgabe 30/2005 vom 29.07.2005

Am 26. und 27. Juli 2005 führte die Bayerische Landesbank ihr erstes Value-Intelligence-Seminar durch. An zwei Tagen referierten führende amerikanische und deutsche Experten über Geldanlage, Fundamental- und Value-Analyse sowie über die Entwicklung einzelner Branchen. Der Fokus lag darauf, die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Branchen und Werte zu analysieren, um damit die inneren Werte von Aktien zu bestimmen.

(…) Die Menge der Informationen ist viel zu groß, als dass ich sie hier angemessen wiedergeben könnte. Deswegen beschränke ich mich heute auf einen Punkt: »Don’t lose!«

Einer der Referenten war Charles Ellis, der seit weit mehr als 30 Jahren Banken und Finanzinstitutionen in ihren Geldanlageentscheidungen berät und nebenbei Professor an der Harvard Business School, Yale und anderen angesehenen Universitäten war.

Charles erzählte von seinem Karrierebeginn, als er frisch von der Harvard Business School für ein Unternehmen zu arbeiten begann, das die Gelder der Rockefeller-Familie verwaltete. Nach seinem ersten Aktienreport rief sein Chef ihn zu sich und sandte ihn mit den Worten »Charlie, die Rockefellers sind eine reiche Familie, aber sie sind nicht so reich, dass sie sich Dich leisten könnten«, auf ein weiteres Fortbildungsprogramm an der Wall Street.

Dort sprachen Referenten aus der Praxis. An einem Tag referierte auch der Eigentümer eines Unternehmens, ein stattlicher, eleganter und sehr reicher Mann. Am Ende stellte Charlies Klassenkamerad eine Frage: »Ich möchte so reich sein wie Sie! Sagen Sie mir doch, wie ich das anstellen soll.«

Der Firmenchef stand lange da. Charles dachte zuerst, dass er sich vielleicht über die respektlose Art der Fragestellung ärgern würde. Dann merkte er, dass der Referent einfach nur gründlich nachdachte. Schließlich fixierte er den Fragesteller und sagte zwei Worte mit Nachdruck: Don’t lose!

»Wenn man eine dumme Frage stellt, bekommt man eine dumme Antwort«, war die erste Reaktion der Trainees. Im Laufe eines mehr als 40-jährigen Berufslebens erschloss sich die Tiefe dieser einfachen Wahrheit für Charlie immer mehr. Auch ich habe in den letzten Jahren die Weisheit dieses kurzen Statements immer mehr schätzen gelernt.

Don’t lose! Sie müssen immer zuerst darauf bedacht sein, Verluste zu vermeiden! Denken Sie an die Zeit des Neuen Marktes zurück und versuchen Sie, sich an Ihr eigenes Portfolio zu erinnern. Waren es letztlich die Gewinne, die Sie gemacht haben, oder die Verluste, die letztlich die Performance Ihres Portfolios bestimmt haben? Vielleicht geht es Ihnen ebenso wie einem Nachbarn von mir, der Porsche-Aktien hatte (+100 % seit dem Jahr 2000) und diese im Jahr 2000 in Aktien des NEMAX tauschte, weil alle anderen ihm von ihren sagenhaften Gewinnen bei NEMAX-Aktien erzählten. Wie diese Investmentstory ausging, brauche ich nicht weiter zu erzählen.

Derzeit kommen wieder einige Anleger an den Aktienmarkt zurück, die von den Jahren 2000 bis 2003 verunsichert waren. Selbst Anleger, die in Aktien engagiert geblieben sind, fragen sich, ob sie nicht angesichts der rapiden Kursentwicklung der letzten Monate noch mehr investieren sollten. Wenn es Sie selbst in den Fingern juckt, denken Sie an den Vortrag von Charles Ellis: Don’t lose! Sie haben Gewinne gemacht. Schön! Seien Sie zufrieden. Aber lassen Sie sich nicht von den Gewinnen, die andere angeblich gemacht haben, verleiten, übergroße Risiken einzugehen. Wir stecken schon wieder in einem Momentum-Markt. Die fundamentalen Bewertungen der meisten Aktien sind angemessen. Der Markt kann noch eine ganze Weile laufen. Aber wenn Sie jetzt in großem Stil zusätzlich investieren, kann das auch zu empfindlichen Verlusten führen.

Einer, der letztlich in großem Umfang verloren hat, ist Jürgen Schrempp. Durch seine Rücktrittserklärung schnellte der Wert von DaimlerChrysler um 3,5 Milliarden Euro in die Höhe. Eine schallende Ohrfeige. Zwar sitzt der Mann nun auf vielen Millionen, aber der topfitte Sechzigjährige hat nun viel Zeit, über seinen Hochmut und die vielen Fehler nachzudenken, die er gemacht hat. Ich persönlich kann mir denken, dass diese Fehler am Ende eines langen Lebens sehr schwer wiegen werden und nur unzureichend durch die vielen Millionen aufgewogen werden können.

1.4 Ausgeladen!

Ausgabe 28/2006 vom 14.07.2006

Vor zwei Wochen erhielt ich eine Einladung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung, auf einer Konferenz in Lübeck zu meinem neuen Buch Der Crash kommt – die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten zu sprechen. Der Verlag übersandte zur Vorbereitung die Einleitung und das erste Kapitel an die Friedrich-Naumann-Stiftung.

Wenige Tage später lud man mich wieder aus. Begründung: Meine Thesen seien mit liberalem Gedankengut unvereinbar! Wer mich kennt, weiß, dass ich es sehr ernst meine mit liberalem Gedankengut und der freien Selbstbestimmung souveräner Menschen. Als Student war ich in Tokio Preisträger der liberalen Mont Pelerin Society. Zu meiner liberalen Auffassung gehört auch, dass ich das Geschwätz und die Augenwischerei der Medien enttarne, wo ich es für notwendig halte.

Deswegen muss ich auch meine Warnung vor den Crashgefahren aussprechen. Eine solche Warnung werden Sie bei den etablierten Wirtschaftsforschungsinstituten nicht hören. Warum darf die Wirtschaft gelegentlich Schnupfen haben, aber die Gefahr einer ernsthaften Erkrankung wird standhaft geleugnet? Weil diese Institute alle von Staats- und Verbandsgeldern bezahlt werden!

Auch die Parteien und Parteistiftungen werden zum großen Teil durch öffentliche Gelder – Ihre Gelder – finanziert. Mittlerweile erstickt unser Land in einem Steuer-, Politik- und Regelungssumpf. Die politische Kaste saugt unser Land aus, ohne wirklich etwas zu bewegen. Es sind bürokratische Hasenfüße wie der Mitarbeiter der Friedrich-Naumann-Stiftung, die unser Land zugrunde richten. Unsere Große Koalition macht es ja gerade vor!

IFVE Institut für Vermögensentwicklung nimmt keinerlei öffentliche Gelder an, sondern ist ausschließlich Ihnen, geehrte Privatanleger, verpflichtet. Es gibt noch Menschen, die in diesem Land normal denken. Die finden Sie aber vor allem unter Ihresgleichen – den Privatleuten. In Politik und Medien sind solche Menschen selten geworden.

Ich werde mich aber nicht von meinem Weg abbringen lassen und werde weiter ausschließlich für Sie, geehrte Privatanleger, tätig sein.

Nachtrag 2013: Max Otte und das Establishment sieben Jahre später

Mittlerweile habe ich vier Mal für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit referiert, zweimal in Potsdam und zweimal in Heide. Von allen politischen Stiftungen war ich damit am häufigsten für die Friedrich-Naumann-Stiftung unterwegs. Anscheinend bin ich doch mit liberalem Gedankengut kompatibel. So viel zur Ehrenrettung der Friedrich-Naumann-Stiftung. Ich respektiere Friedrich Naumann übrigens sehr. Man sollte sich mehr mit seinen Schriften befassen, da würde man ganz erstaunliche Dinge lesen. Es reicht nicht, dass die Stiftung nur den Namen trägt.

Mehrfach habe ich auch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung gesprochen, deren Stipendiat ich zu Studienzeiten war. Zweimal auch bei der Petra-Kelly-Stiftung. Einmal war ich von der SPD-Bundestagsfraktion für eine Anhörung vor dem Finanzausschuss geladen. Der Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz (SPD), wo ich unter Wegfall meiner Dienstbezüge als Professor beurlaubt bin, lud mich ein. Einmal allerdings wurde ich von der SPD aus politischen Gründen auch wieder ausgeladen.

Und wenn zumindest sie definitiv nicht zum Establishment gehören: Ich habe mit Hans-Werner Sinn und Sahra Wagenknecht auf dem Bankenkongress der Linken referiert sowie Sahra Wagenknechts Buch Freiheit statt Kapitalismus in Berlin vorgestellt.

1.5 Meine Tante, das Aktiengenie!

Ausgabe 52/2007 vom 28.12.2007

Meine Tante erzielt seit vielen Jahrzehnten eine durchschnittliche Jahresrendite von 12,9 % auf ihr Aktiendepot. Seit 1965 hat sie ihr Aktienvermögen um den Faktor 57 gesteigert. Wenn man eine durchschnittliche Inflation von 3,9 % berücksichtigt, käme immer noch der Faktor 37 heraus. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

Ende der 50er- bis Mitte der 60er-Jahre liefen in der Bundesrepublik die Privatisierungswellen von Staatsvermögen. Der private Aktienbesitz in Deutschland war Anfang der 60er-Jahre auf seinem höchsten Stand. Noch heute halten Private weniger als halb so viel Unternehmensanteile wie damals. In den 60er-Jahren bauten wir dann die »Deutschland AG«. Die Politiker – ob links oder rechts – überschlugen sich mit Versprechungen und Wahlgeschenken, so dass die private Altersvorsorge systematisch zerstört wurde. 1982 hatte der private Aktienbesitz seinen Tiefstand erreicht.

Am 9. August 1965 erwarb meine Tante zwei Aktien der VEBA AG zu insgesamt 423,36 DM. Das war mehr als ein halber Monatslohn für meinen Onkel, den Stahlwerker. Im Laufe der Jahre wurde die Aktie mehrfach gesplittet, und schließlich ging die VEBA AG in der E.ON AG auf.

Heute, nach 42 Jahren, sind aus den zwei VEBA-Aktien 80 Aktien der E.ON AG zu je 144,74 Euro oder einem Gesamtwert von 11.579,00 Euro geworden. Das entspricht einer Rendite durch Kurssteigerung von durchschnittlich 9,9 % pro Jahr. Zählen wir noch im Schnitt drei Prozent Dividende hinzu, so schlägt meine Tante mit durchschnittlich 12,9 % den DAX.

Der Anlagezeitraum schließt die äußerst schlechte Aktienzeit von den späten 60er- bis zu den frühen 80er-Jahren ein. Und dennoch gelang diese erstaunliche Performance. Sie sehen, gute Anlagestrategien können ganz einfach sein!

1.6 Um das Rennen als Erster zu beenden, müssen Sie zuerst das Rennen beenden!

Ausgabe 09/2010 vom 05.03.2010

In dieser Woche hat US-Investmentlegende Warren Buffett den diesjährigen Brief an seine Aktionäre vorgelegt. Im Bericht gibt es wie immer eine Vielzahl interessanter Erkenntnisse. Ein Satz hat mich besonders beeindruckt: »Um das Rennen als Erster zu beenden, müssen Sie zuerst das Rennen beenden!«

Ich kann Ihnen offenlegen, dass ich vor ungefähr drei Jahren als Investor noch einmal einen riesigen Schritt nach vorne getan habe. Nun fühle ich mich wirklich sicher. Von mir gemanagte Vermögen stehen im Internet nachvollziehbar seit Gründung vor zwei Jahren im März 2008 mit 25 % im Plus, während der DAX noch fünf Prozent im Minus ist. Das ist eine Outperformance von 30 %.

Vier Gedankenanstöße waren hierzu wichtig: 1. Charles Abbott, 2. Bruce Greenwald, 3. Warren Buffett und 4. meine Ex-Partnerin und Mutter meiner Kinder. Aber alles der Reihe nach:

Vor drei Jahren sah ich Charles Abbott, einen in den USA sehr angesehenen Berater für Banken und Investmentfirmen, bei der Value Intelligence Conference der BayernLB. Charles hatte Tennisspieler studiert und herausgefunden, dass nicht diejenigen, die brillante Manöver machten, weiterkamen, sondern diejenigen, die ihre Fehler kannten, diese vermieden und einen konstant langweiligen, aber soliden Stil spielten. Don´t lose! – kein Geld verlieren, das ist die Devise. Das hat Buffett oben ausgedrückt. Bevor Sie in die Offensive gehen, müssen Sie die Defensive beherrschen. Kennen Sie die grundlegenden Risiken und vermeiden Sie diese!

Nachtrag: Wenn Sie die Risiken nicht konsequent ausschließen, sind Sie unter Umständen über Jahre hinweg besser als andere. Aber irgendwann bringt ein besonders schwieriges Jahr Sie um. Und dann sind Sie weg vom Fenster und können das Rennen eben nicht beenden. Also, wie die Engländer sagen: »Steady wins the race!«

Professor Bruce Greenwald hält den Graham- und Dodd-Lehrstuhl an der Columbia University inne. Vor zwei Jahren gab er mir die Lizenz, sein Columbia University Seminar on Value Investing in Deutschland zu lehren. Aus seinem Seminar lernte ich, dass es nicht nur Buffett-Unternehmen – also die Coca-Colas oder Nestlés dieser Welt – gibt, sondern dass 80 % oder mehr normale Unternehmen ohne dauerhafte Wettbewerbsvorteile sind, wie zum Beispiel BMW, Allianz oder BASF. Wenn solche normalen Unternehmen billig genug sind, kauft man eben. Und wenn sie im Preis gestiegen sind, verkauft man wieder.

Wiederholt schrieb Warren Buffett in seinen Jahresberichten, dass man ein Investment nur machen sollte, wenn es einen anschreit. Wenn man einen Taschenrechner oder einen Bleistift und ein Blatt Papier brauche, um es auszurechnen, sei es schon zu kompliziert. Das habe ich oft nicht ernst genommen. Mittlerweile ist es mein wichtigster Grundsatz geworden.

Meine Ex-Partnerin und die Mutter meiner Kinder ist eine sehr intelligente Frau, die viele Gedanken darauf verwendet, den Weg mit dem geringsten Energieaufwand und der höchsten Effizienz zu finden. So auch bei Aktien. Sie kauft Aktien aufgrund extrem einfacher und solider Finanzkriterien – und hat Erfolg damit. Sie bestätigt damit, was ich über Buffett im letzten Punkt geschrieben habe.

Buffett ist mittlerweile extrem konservativ geworden. So hat er im aktuellen Jahresbericht auch zugegeben, dass er mittlerweile gerne in öffentliche Versorger investiert, obwohl diese sehr viel Kapital für ihr Geschäft benötigen und damit eben keine typischen Buffett-Unternehmen sind. Berkshire generiert mittlerweile so viel Geld, dass es eben untergebracht werden muss. Buffett schaut zuerst auf die Sicherheit und dann auf leicht überdurchschnittliche Erträge, wie zum Beispiel bei seinen Versorgern. Er will kein Geld verlieren. Diese Strategie hat für Berkshire absolut Sinn.

Für SIE und mich muss es nicht die richtige Strategie sein. Wir können Unternehmen finden, die überdurchschnittlich wachsen und uns daran beteiligen, wie Gerry Weber, Douglas, Atoss Software, Nutreco, Geberit und viele andere. Dennoch ist auch die Berk­shire-Aktie so schlecht nicht. Ich habe in den letzten Wochen drei Kolumnen über Berkshire geschrieben, und die Aktie tat uns den Gefallen, prompt um 20 % zu steigen. Sie ist immer noch um 15 % bis 20 % unterbewertet, und Sie werden auf mittlere Sicht definitiv kein Geld verlieren.

2 Rückblick auf ein Börsenjahrzehnt

Einleitung

2003 bis 2013 – welch ein Börsenjahrzehnt! Im März 2003 war mit 2202,96 Zählern der Tiefpunkt des DAX erreicht, genauso wie im März 2009 mit 3886,98 Punkten und im September 2011 mit 5072 Punkten neue Niedrigstände erreicht wurden. Am 25. Juni 2004 wies ich auf erste Warnsignale hin. 2006 schrieb ich das Buch Der Crash kommt, das mich in der Finanzkrise einem breiteren Publikum bekannt machen sollte. Ich legte mich allerdings nicht genau auf den Zeitpunkt fest – niemand kann das Timing einer Wirtschaftskrise exakt vorhersagen, da es sich um menschliches Verhalten handelt. Ich sah die Krise zwischen 2007 und 2010 hereinbrechen.

2007 wurde ich deutlicher. Am 13. Juli des Jahres schrieb ich deutlich: »Es geht los«. Die Märkte spielten kurzfristig verrückt. Zuvor waren schon Hedgefonds von Bear Stearns kollabiert, und HSBC hatte Abschreibungen auf das Immobilienportfolio vorgenommen. Als viele dachten, dass die Krise gemeistert sei, war ich am 21. Dezember 2007 sicher: »Das Schlimmste kommt noch.«

Dennoch riet ich im April 2008, sich nicht verrückt machen zu lassen. Gute Aktien kauft man nicht aufgrund makroökonomischer Prognosen, sondern weil man Vertrauen in das Geschäftsmodell hat. »Kaufen Sie keine Aktien aufgrund der Subprime-Krise! Verkaufen Sie keine Aktien aufgrund der Subprime-Krise!« war mein Credo. Zur selben Zeit startete unser PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) – und war nach kurzer Zeit ziemlich voll investiert.

Im September 2008 war es dann nicht mehr zu übersehen: »Die Krise ist da!« Dennoch schrieb ich auf dem Höhepunkt der Panik, dass es in Europa nicht zu einem massenhaften Bankensterben kommen würde. Anfang Oktober 2008 war das Beben nicht zu übersehen. In Panik, Panik, Panik (2.2.6, Ausgabe 41/2008 vom 10.10.2008) schrieb ich: »Anders als 1929, ist das Krisenmanagement diesmal ziemlich gut. Die Macht der Politik dürfen Sie auch nicht überschätzen. Bestenfalls gelingt es den Zentralnotenbanken und Politikern, den Flächenbrand zu stoppen. Danach steht das Haus aber voller Wasser. Mit den Schäden werden wir lange zu tun haben.«

Und genauso war es. Zwar ging es in den Jahren 2009 und 2010 rapide bergauf und der PI Global Value Fund erreichte neue Höchststände, aber nur eineinhalb Jahre nach der heißen Phase der Finanzkrise folgte auf einmal die sogenannte Eurokrise. Im April 2010 mahnte ich, wie auch beim Ausbruch der Subprime-Krise, zur Ruhe. Es bringt gar nichts, bei starken Börsenturbulenzen hektisch zu traden. Damit spielen Sie nur den Räuberbanden in die Hände, die davon leben – Nanotrader, computergesteuerten Hedgefonds, Investmentbanken und so weiter. Wenn Ihre Investmentthese richtig war, bleibt sie es auch nach einigen Börsenturbulenzen. So konnte ich dann auch im Juni 2010 nach einer Leserumfrage schreiben: »Ich bin stolz auf Sie!« Die meisten von Ihnen hatten die Ruhe bewahrt.

Die Euro- und Staatsschuldenkrise schleppte sich aber viel länger hin, als ich angenommen hatte. Gründe gibt es viele: die famose Dummheit und Unfähigkeit der europäischen Politik, gleichfalls aber auch die gezielten Attacken aus dem angelsächsischen Raum, wo man großes Interesse an einem schwachen Europa hat. Das würde in Washington oder London zwar niemand öffentlich zugeben, aber dennoch ist es so. Hier geht es nicht um »Verschwörungen«, sondern um Interessenlagen. Und die bestimmen nun einmal die internationale Politik. Ich komme in Kapitel 8 Armes Deutschland darauf zurück.

Letztlich sehen wir hier die finale Phase in der Auseinandersetzung zweier ökonomischer Betriebssysteme – das kreditorientierte mitteleuropäische System um Deutschland und seine Nachbarstaaten herum und das kapitalmarktorientierte angelsächsische System. Heute werden allenthalben die Vorteile des kapitalmarktbasierten Systems betont. Aber auch das kreditbasierte System hatte viele Vorteile: Es erlaubte unter anderen auch kleineren Mittelständlern, an Kapital zu kommen. Sparer mussten nicht zocken, sondern erhielten bei ihrer Bank eine einigermaßen angemessene Rendite. Zudem war dieses System erstaunlich robust. In der Weltwirtschaftskrise nach 1929 war der Einbruch in Deutschland wesentlich geringer als in den USA. Dennoch hat heute die Lobby der Investmentbanken die Politik in der Tasche.

Nach einer Phase, die auch für mich nervenaufreibend war, wurde unser Warten belohnt. Zum Jahresende 2012 begannen die europäischen Aktienmärkte anzuziehen, und am 22.05.2013 erreichte der PI Global Value Fund mit einem Stand von 172,98 Euro ein neues Allzeithoch. Allerdings hatten wir etliche Zitterpartien zu bestehen. Wir kauften zum Beispiel die Aktie der Hellenic Telecom, die von 25 Euro kam, im Frühjahr 2012 zu 1,80 Euro. Wir hatten einen inneren Wert von etwa 5,50 Euro errechnet. Dann brach die Aktie in wenigen Tagen auf 1,00 Euro ein! Wir kauften nach. Unser Einstand betrug also 1,40 Euro. Heute steht die Aktie bei knapp 6 Euro. So etwas geht nur, wenn Sie als Value Investor nach der Methode des inneren Wertes vorgehen und die Nerven behalten.

Im Jahr 2013 hat der DAX neue Höchststände erreicht. Wären wir ständig auf der Seitenlinie geblieben, hätten wir nicht oder kaum vom Anstieg der Börsen profitiert. Ja, in der Zeit zwischen 2003 und 2013 brauchten Sie einen klaren Kopf und gute Nerven. Wer hat je gesagt, dass das Geld an der Börse leicht verdient wäre. (Gut, ich habe mich auch manchmal dazu hinreißen lassen, um zu motivieren.) Tatsache ist: Das Investieren ist ein Handwerk und will gelernt sein. Auch im Jahr 2013 gibt es noch genug Chancen an der Börse. (Siehe 2.3.24 Fünf Komma vier Prozent vom 21.06.2013).

2.1 Beginnender Optimismus und erste Crashwarnungen (2005–2007)

2.1.1 Erste Warnsignale: Der Markt straft überproportional

Ausgabe 26/2004 vom 25.06.2004

Fast jedes Jahr wird eine Sommerhausse herbeigeredet, und fast jedes Jahr geht es im Sommer und Herbst bergab. Dieser Zyklus hat einen einfachen Grund: Nachdem die Fondsmanager im Winter und Frühjahr ihre Depots bestückt haben, geht es irgendwann in die Sommerferien. Gewinne werden realisiert. Und irgendwann kommt es zu Kursrückschlägen.

Wer stur die Regel »Sell in May« befolgen und sich im Herbst wieder eindecken würde, könnte eine deutliche Überrendite gegenüber den Indizes erzielen – nicht in jedem Jahr, aber doch in der überwiegenden Mehrzahl.

Ausnahmen bestätigen die Regel: 2003 ging es auch im Sommer weiter bergauf. In diesem Jahr dürfte der bekannte Zyklus aber wieder seinen Lauf nehmen. Hierfür gibt es deutliche Signale. Derzeit werden einige Wachstumswerte überraschend stark abgestraft, obwohl die Zahlen manchmal nur leicht unter, manchmal sogar noch leicht über den Erwartungen liegen. Die Finger einiger Investoren werden zittriger.

In den letzten Wochen mussten mehrere erfolgsverwöhnte und gute Unternehmen deutliche Kurseinbrüche hinnehmen (…). Es ist die alte Kostolany-Geschichte vom Herrchen und dem Hund. Der Hund (der Börsenkurs) war dem Herrchen (der Entwicklung des Unternehmens) vorausgeeilt. Nun geht das Herrchen etwas langsamer, und der Hund kehrt um.

Der Kurs von Stada brach in den letzten beiden Wochen um mehr als 20 % ein. Das schmerzt: Auch ich halte Stada. Dabei hatte das Unternehmen lediglich gemeldet, dass der Gewinn voraussichtlich auf Vorjahresniveau liegen würde und man derzeit nur noch einstellig wachsen könne. (…)

Es ist keine schlechte Idee, für den Sommer etwas Cash aufzubauen. Der Herbst war meistens eine gute Zeit für Investments. Auch ich mache das. (…)

2.1.2 Ich ärgere mich!

Ausgabe 09/2006 vom 04.03.2006

Diese Woche kamen zwei Dinge zusammen. Zum einen schreibe ich gerade mein Buch über die Krisenpunkte des Weltfinanzsystems. Zum anderen musste ich noch einige durchaus ansehnliche Kundendepots durchforsten, die die Banken mit Finanzprodukten vollgestopft hatten, die wieder vor allem den Banken nutzten. Und da drängte sich mir der Verdacht auf, dass die starken Schwankungen der Märkte den Banken eigentlich ganz recht sind.

Die Globalisierung und die Veränderungen im Finanzsystem können einen Privatinvestor schon verunsichern. Die Finanzmärkte werden immer volatiler. Nehmen wir den DAX: in sechs Jahren von 8000 auf 2200 und dann wieder auf 6000. Das ist nicht normal! Und nicht nur die Aktienmärkte schwanken stärker. In den USA hat es seit mehreren Jahren auch den Immobilienmarkt erfasst. Gleichzeitig werden viele Jobs unsicherer. Da ist es nur natürlich, dass viele Kleinanleger und Privatinvestoren sich ein zweites Standbein schaffen wollen und ihr Geld aktiv investieren.

Nur: Viele Privatinvestoren haben keinen wirklich strategischen Blick für die Finanzmärkte. Da aber ein immer größerer Teil ihrer eigenen Zukunft von ihren Investments abhängt, werden sie immer nervöser. Die Folge: höherer Volatilität der Märkte. Robert Shiller, der mit Irrational Exuberance ein Standardwerk über die letzte Börsenblase und Börsenblasen im Allgemeinen vorgelegt hat, befragte Privatanleger in den USA. Das Resultat: Viele haben nach dem Aktiendebakel ihr Geld in den Immobilienmarkt gesteckt, da sie diesen als sicherer ansehen. Dadurch wird natürlich der Immobilienmarkt spekulativer.

Die Nervosität der Privatanleger nutzen die Banken aus und bieten Produkte an, die scheinbare Sicherheit gewährleisten. Nun ist der Wert dieser Produkte aber selbst für einen Experten schwer zu berechnen. Es dauert ja erst einmal eine ganze Weile, bis man die Struktur durchschaut hat. (Und bei vielen Produkten muss man rein auf Vertrauen kaufen, zum Beispiel bei Hedgefonds.) Da kann die Bank schnell ein paar Extraprozente verstecken. Und die läppern sich.

In seinem Klassiker Und wo sind die Jachten der Kunden? schreibt Fred Schwed 1940 über Optionen: »Es gibt keinen Zweifel daran, dass diese für den Kunden eine Versicherung darstellen, wenn auch nur kurzzeitig. Aber wie alle anderen Formen der Versicherung kosten sie Geld. Die einfache Frage ist: Ist der Preis der Versicherung angemessen für den Umfang der Versicherung, den man erhält? Diese Frage lässt sich leider nur durch aufwändige Nachforschungen und Berechnungen lösen.«

Einen meiner Kunden – das Portfolio ist etwa 600.000 Euro groß – hat diese Form der Versicherung nach meinen Rechnungen in den letzten beiden Jahren rund 300.000 Euro bis 400.000 Euro gekostet. Das ist auf der anderen Seite die Einnahme der Bank. Insgesamt drängt sich also der Eindruck auf, dass den Banken die Volatilität der Märkte und die Verunsicherung der Privatanleger ganz recht sein können.

Lassen Sie uns also nicht nervös werden und die Party genießen, solange sie andauert. In der letzten Zeit sind die etwas abseits liegenden und deshalb von uns empfohlenen Werte Metro, Schering AG und viele andere europäische Bluechips hervorragend gelaufen. Lassen wir sie weiter laufen. Einen Punkt möchte ich Ihnen aber doch mit auf den Weg geben: Laufen Sie gerade jetzt nicht der 100 %-Chance in einem Nebenwert (sagen wir, Mologen) hinterher. Die Märkte sind viel zu spekulativ. Achten Sie jetzt ganz besonders auf die Qualität Ihrer Investments. Und da stehen europäische Bluechips weiter ganz vorne.

2.1.3 Krisenvorsorge

Ausgabe 39/2006 vom 29.09.2006

In meinem neuen Buch Der Crash kommt habe ich versucht, Sie zu warnen und Ihnen die Fakten auf den Tisch zu legen, die nach meinem besten Wissen und Gewissen zu einer globalen Wirtschaftskrise führen werden. Wenn Ihnen meine Warnungen halbwegs plausibel erschienen sind, bleibt Ihnen vielleicht noch genug Zeit, sich auf die Krise vorzubereiten und Ihre persönlichen Finanzen wetterfest zu machen. Schon eine ernsthafte globale Depression dürfte jedoch die Planungen der überwiegenden Mehrzahl von Menschen in den Industrienationen über den Haufen werfen und für viele existenzbedrohend werden. Da hilft dann eine finanzielle Schwimmweste.

Die langjährigen IFVE-Mitglieder wissen, dass ich Aktienfan bin. Das gilt auch weiterhin. Auch in der Krise sind Aktien Realvermögen, und die Chance ist groß, dass Ihr Unternehmen überlebt, wenn Sie die Aktien halbwegs sorgfältig ausgewählt haben. Aber für die kommenden Jahre sollte auch ein kleiner Bestandteil an Edelmetallen in Ihrem Depot vorhanden sein.

In den 20er-Jahren glaubten viele Investoren in den USA, dass sie ihre auf Pump gekauften Aktien noch vor der Krise beziehungsweise vor den anderen Investoren veräußern könnten, denn es existierte ja eine technologische Innovation, die das erlaubte – das Telefon. Aber es ist immer eine Illusion, schnell genug reagieren zu können. Das wird auch diesmal nicht möglich sein. Heute gibt es Tausende von Hedgefonds-Managern, die Hunderte von Milliarden Dollar per Knopfdruck bewegen können – und dies auch in kürzester Zeit tun würden. Warren Buffett nannte sie eine elektronische Herde, die nur auf die Stampede wartet. Vergessen Sie es, dabei mitmachen zu wollen. Stattdessen müssen Sie vorsorgen. Und das ist besonders schwierig, denn Sie müssen im Voraus Entscheidungen für eine Situation treffen, von der noch keiner genau weiß, wie sie sich entwickeln wird.

Die kommende Krise ist deflationärer Natur. Das heißt, dass die wirtschaftliche Aktivität durch Kreditausfälle und Insolvenzen nachhaltig gelähmt wird. Auch angemessene beziehungsweise angemessen bezahlte Arbeit wird über einen längeren Zeitraum schwer zu finden sein. Die neue Weltwirtschaftskrise unterscheidet sich damit von der Malaise der 70er-Jahre, in der die Inflation ein wichtiges Thema war. In einer deflationären Krise fallen die Preise von Gütern und Dienstleistungen, und zudem auch die Preise von Kapitalanlagen, die normalerweise laufendes Einkommen produzieren sollten, also Immobilien und Aktien. Selbst Anleihen oder Rentenpapiere sind entgegen der herrschenden Meinung keinesfalls sicher. Viele Gläubiger solcher Papiere – seien es Staaten oder Unternehmen – könnten in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Das 7-Punkte-Programm zur Vorbereitung auf die Krise

1. Ihre Geldanlagen sind »Chefsache« – und zwar Ihre ganz persönliche.2. Verschaffen Sie sich eine finanzielle Schwimmweste – oder besser noch ein Rettungsboot. Arbeiten Sie zumindest mit ganzer Kraft daran. (Wenn Sie bereits eine finanzielle Arche haben, müssen Sie nicht weiter lesen.)3. Suchen Sie sich sichere Banken und Länder.4. Machen Sie sich ein Bild über die verschiedenen Vermögensklassen und analysieren Sie Ihre Kapitalanlagen.5. Erstellen Sie Ihre persönliche Vermögensbilanz. Reduzieren Sie Ihre Schulden und schichten Sie von »schlechtem« in »gutes« Vermögen um.6. Erarbeiten Sie sich einen Einnahmen- und Ausgabenplan. Sparen Sie unnötige Ausgaben.7. Stellen Sie Ihre Einnahmen auf eine sichere und breitere Basis.

In einer Deflation sollten Sie so wenig Schulden haben wie möglich, da der Wert dieser Schulden, gemessen an Gütern, Dienstleistungen und Kapitalanlagen, im Laufe der Zeit steigt. Das erfordert ein radikales Umdenken – immerhin sind wir von mittlerweile zwei Generationen Inflationspolitik grundlegend geprägt worden. Zwar kann auch diesmal der Fall eintreten, dass einige Länder versuchen werden, sich ihrer Verpflichtungen durch Inflation zu entziehen. In diesem Falle wären Schulden natürlich eine gute Sache, wenn Sie damit Vermögenswerte gekauft haben. Aber rechnen Sie nicht damit! Staaten können sich ihrer Schulden auch durch die Erklärung der Zahlungsunfähigkeit entledigen. Und dann platzt die Globalisierungsblase mit sofortiger deflationärer Wirkung.

Legen Sie so viel Vermögen auf die Seite, dass Sie im besten Falle eine finanzielle Arche haben, zumindest aber eine Schwimmweste. Ihre sicheren Kapitalanlagen sollten Ihnen helfen, drei Jahre zu überstehen, wenn Ihr Einkommen, mit dem Sie gerechnet haben, auf einmal nicht mehr fließt. Das ist die Schwimmweste. Überlegen Sie, wie viel Geld Sie und Ihre Familie benötigen, um drei Jahre zu überstehen, wenn Sie sich einschränken. Hierzu gehören die Ausgaben für Kleidung, Energie, Nahrung, Gesundheit und natürlich auch die Hypothekenzinsen auf Ihr Haus. (…)

Wenn Sie sich ein Rettungsboot bauen wollen, sollten Sie in der Lage sein, sich und Ihre Familie für zehn Jahre über Wasser zu halten. Das wären dann für einen durchschnittlichen Haushalt schon 300.000 Euro in sicheren Kapitalanlagen (hierzu zählt das Haus in den meisten Fällen nicht). Ihre persönliche Arche haben Sie dann gebaut, wenn Ihr Vermögen, das Sie auf bestimmte sichere Länder verteilt haben, so viel Einkommen produziert, dass Sie ohne Sorgen in die Zukunft schauen können. Sie wissen selbst, wann Sie diesen Punkt erreicht haben. (…)

2.1.4 Sieben fette Jahre, sieben magere Jahre

Ausgabe 14/2007 vom 06.04.2007

Wer fastet noch in der Passionszeit vor Ostern? Ich kenne einige, die diesen guten Brauch pflegen, aber viele sind es nicht. Zum Osterfest ist die Fastenzeit vorbei: Jesus Christus ist wahrhaftig auferstanden, das höchste Fest des Christentums kann gefeiert werden.

Joseph prophezeite dem Pharao von Ägypten sieben fette Jahre und sieben magere Jahre. Wer nach den sieben fetten Jahren nicht vorgesorgt hatte, musste leiden. Auf den Aktienmärkten haben wir seit 1982 fette Jahre erleben dürfen. Nur die Einbrüche von 2000 bis 2003 trüben das Bild etwas. Insgesamt sind es dennoch 22 fette Jahre. Das ist viel!

Seit 1982 beträgt die durchschnittliche Rendite der Aktienmärkte deutlich über 10 %. Das wird nicht immer so bleiben. Die Jahre von 2000 bis 2003 waren ein reinigendes Gewitter. Jetzt steht der DAX bereits bei 7100 Punkten. Das ist der höchste Stand seit Ende 2000.

Wer jetzt noch kein halbwegs angemessenes Polster hat, für den wird es schwierig werden. Die nächsten Jahre können nicht mehr so fett sein wie die Jahre seit 1982. Sicher, es wird immer unterbewertete Aktien geben, aber Sie werden unverhältnismäßig viel mehr Mühe aufwenden müssen, diese zu finden.

Wenn Sie mit 50 Jahren 1000 Euro monatlich als Rente haben möchten und mit 20 Jahren anfangen, müssen Sie bei einer Rendite von 10 % nur 64 Euro monatlich sparen. Wenn Sie erst mit 30 Jahren anfangen, also nur 20 Jahre Zeit haben, müssen es schon 183 Euro im Monat sein. Und wenn Sie nur 10 Jahre vor sich haben, benötigen Sie 655 Euro. Das ist das oftmals unterschätzte Wunder des Zinseszinses. Bei nur 4 % Rendite würden Sie bei einer Laufzeit von 30 Jahren 192 Euro im Monat benötigen, von 20 Jahren 362 Euro und von 10 Jahren stolze 897 Euro.

Je früher Sie für das Alter vorsorgen, desto besser. Erstens brauchen Sie Zeit, damit Sie die Schwankungen und die großen Zyklen der Börse aussitzen können. Stellen Sie sich vor, Sie beginnen, zu Anfang einer ausgedehnten Depressionsphase zu investieren. Dann brauchen Sie unter Umständen 10 bis 15 Jahre, bis sich Ihre Strategie auszahlt. Wenn Sie erst 10 oder 15 Jahre vor Eintritt in das Rentenalter anfangen, systematisch zu sparen, leben Sie ständig unter dem Druck, dass sich die Märkte vielleicht nicht so entwickeln, wie Sie sich das vorstellen.

Mit 50 Jahren sollte ein solider Vermögensgrundstock da sein, sonst sollten Sie schleunigst Ihren Lebensstil ändern. Nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts kennen immerhin 40 % der Deutschen nicht die Summe, die sie jetzt sparen müssten, um im Alter Ihre Finanzziele und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Auch die Geldanlage selbst erfolgt oft nicht nach strategischen, langfristigen Gesichtspunkten. Da hat man hier mal einen Tipp aufgegriffen oder dort und hat einen bestimmten Wert aus dem Bauch heraus gekauft. Aber sinnvoll strukturiert ist das Portfolio nicht.

Ja, die nächsten Jahre werden schwieriger. Aber ein Portfolio aus Qualitätstiteln wird auch diese Jahre überstehen. Zudem werden wir Ihnen zum Verkauf raten, wenn Aktien aus unserer Sicht wirklich zu teuer werden. Dann kann es durchaus sein, dass die Märkte noch munter weiter steigen, weil die breite Masse sich wieder in einem Kaufrausch befindet. Sie sollten dann aber lieber Ihre Schäflein ins Trockene bringen.

2.1.5 Börsengang für Private Equity – ist das der Anfang vom Ende?

Ausgabe 26/2007 vom 29.06.2007

Eine Private-Equity-Gesellschaft sollte normalerweise Geld von privaten Investoren einsammeln und damit attraktive Investments tätigen. Letzte Woche ist die Blackstone Group, die wohl bekannteste Private-Equity-Gesellschaft, an die Börse gegangen. Es war der wichtigste und größte Börsengang, seitdem Google im Jahr 2004 am Kapitalmarkt debütierte.

Eine Private-Equity-Gesellschaft, die sich ihr Geld öffentlich an der Börse holt: Wie verrückt kann es noch werden? Zugegeben, der Begriff »Private Equity« bezieht sich auch darauf, dass das Geld der Investoren in Unternehmensanteilen angelegt wird, die dann privat gehalten werden. Aber die Ironie ist dennoch nicht zu übersehen: Schwarzmann & Co. stellen regelmäßig heraus, wie viel effizienter man arbeiten könne, weil man nicht börsennotiert, sondern privat gehalten sei. Jetzt argumentiert man, dass man weiter wie eine private Partnerschaft operieren wolle. Mit anderen Worten: Die Aktionäre sollen nichts zu sagen haben.

Blackstone wurde vom Investmentbanker Carl Schwarzmann und dem ehemaligen Wirtschaftspolitiker Pete Peterson vor mehr als zwanzig Jahren gegründet und hat sich auf Leveraged Buyouts, also Käufe von Unternehmen unter Zuhilfenahme hoher Schulden spezialisiert. In den letzten zehn Jahren, in denen die Zinsen niedrig waren, brummte das Geschäft.

Aber Blackstone ist nicht Google, ein Unternehmen, das seinen Wert seit dem Börsengang noch einmal verfünffacht hat. Google hat ein rasantes Marktwachstum hingelegt und zudem eine Alleinstellung auf dem Gebiet der Internetsuche. (Mittlerweile ist die Google-Aktie allerdings hoffnungslos überteuert.) Private-Equity-Gesellschaften gibt es mittlerweile wie Sand am Meer; langsam werden die Übernahmeobjekte knapp.