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Dieses Buch bildet die ersten Stufen der menschlichen Bewusstseinsentwicklung ab. Es werden darin Übungen vermittelt, die es ermöglichen, die eigene Wahrnehmung in Bereiche zu erweitern, die den meisten Menschen noch unbewusst sind. Das Buch beginnt mit grundlegenden Themen über Glauben und Wissen und führt nach einer Annäherung an das Phänomen des Todes zu psychologischen, geistigen und spirituellen Bereichen der menschlichen Existenz. Cris Konrad zeigt in diesem Buch auf, wie die menschliche Bewusstseinsentwicklung geschehen kann. Wer dieses Buch mit all seinen Übungen durcharbeitet, wird einen inneren Wandel zum Guten erfahren. Er wird jene Wahrnehmung wiederfinden, die zur schrittweisen Vollendung des Menschseins führt.
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Seitenzahl: 342
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wer den Mut und die Ausdauer hat, den beschriebenen Weg in diesem Buch bis zu seinem Ende zu beschreiten, der wird innerlich neu geboren.
Impressum
Konzept und Text: Cris Konrad
Gestaltung: Gabriela Martinelli, Winterthur
Korrektorat: Jennifer Grünig, Dielsdorf
Verlag: Neopubli GmbH, Berlin
Erscheinungsjahr: 2024
© 2024 Cris Konrad
Intro
Zeiten des Umbruchs sind immer auch Zeiten der Erneuerung.
Wenn scheinbar alles aus den Fugen gerät und Altbewährtes nicht mehr funktioniert, dann ist der Mensch aufgerufen, alles Bisherige loszulassen, um offen für neue Wege zu sein. Es bieten sich in Zeiten grosser Veränderungen auch immer grosse Chancen für die eigene Entwicklung.
Um das Bewusstsein zu entwickeln, muss der Mensch seine bisherigen Vorstellungen und seine bisherigen Gewohnheiten loslassen. Festhalten bewahrt den momentanen Zustand. Loslassen lässt die Veränderung zu.
Wahre Veränderung geschieht immer nur durch Loslassen, denn Neues kann nur durch Loslassen des Bisherigen entstehen. Das Bisherige kann keine neue Zukunft erschaffen. Das Bisherige kann nur immer wieder das Bisherige erschaffen.
Die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins geschieht darum durch inneres Loslassen.
Dieser Weg war schon immer der einzige Weg ans Ziel.
Der Zweck dieses Buches ist es, den Menschen zu helfen, den Einstieg in diesen Weg wiederzufinden.
Den Einstieg in einen Weg, der dorthin zurückführt, wo alles ständig beginnt.
Winterthur, im Mai 2024
Inhalt
Vorwort
Kapitel I – Erklärungen zu diesem Buch
Kapitel II – Erklärungen zu den Übungen
Kapitel III – Korrekte Ausführung der Übungen
Kapitel IV – Irrwege bei der menschlichen Entwicklung
Kapitel V – Übungen zum ersten Teil
Kapitel I – Die Entstehung von Wissen
Kapitel II – Die Unterscheidung von Glauben und Wissen
Kapitel III – Eine kleine Geschichte über Glauben und Wissen
Kapitel IV – Aberglaube
Kapitel V – Namensgebung
Kapitel VI – Religiöse Gemeinschaften
Kapitel VII – Wissen und Information
Kapitel VIII – Die Universalität von spirituellen Erkenntnissen
Kapitel IX – Der göttliche Funke im Menschen
Kapitel X – Übungen zum zweiten Teil
Kapitel I – Geburt und Tod
Kapitel II – Der Sinn liegt im Danach
Kapitel III – Die Erforschung des Todes
Kapitel IV – Nahtoderfahrungen
Kapitel V – Gut und Böse
Kapitel VI – Körper und Geist
Kapitel VII – Der Planet der Autos
Kapitel VIII – Die Entsprechung von Körper und Geist
Kapitel IX – Vergebung und Entschuldigung
Kapitel X – Übungen zum dritten Teil
Kapitel I – Der Beginn der menschlichen Entwicklung
Kapitel II – Die Suche nach dem Glück
Kapitel III – Die Unterscheidung von Gefühlen
Kapitel IV – Die Entstehung von Emotionen
Kapitel V – Gedankliche Vorstellungen
Kapitel VI – Selbstreflexion
Kapitel VII – Eine Auswahl menschlicher Probleme
Kapitel VIII – Gedankliche Wertung und Interpretation
Kapitel IX – Geistige Heilung
Kapitel X – Übungen zum vierten Teil
Kapitel I – Verantwortung
Kapitel II – Problem und Lösung
Kapitel III – Die Welt als Spiegel
Kapitel IV – Gleiches erzeugt Gleiches
Kapitel V – Die Polarität der menschlichen Erfahrung
Kapitel VI – Verlangen und Gleichmut
Kapitel VII – Die Gedanken
Kapitel VIII – SEIN
Kapitel IX – Die Rückkehr zum Ursprung
Kapitel X – Übungen zum fünften Teil
Kapitel I – Wahrnehmung
Kapitel II – Der negative Weg
Kapitel III – Wahrnehmungsbereiche der menschlichen Erfahrung
Kapitel IV – Erleuchtung und Selbstverwirklichung
Kapitel V – Der wahre Glaube
Kapitel VI – Der innere Tod
Kapitel VII – Die Heimkehr
Kapitel VIII – Selbstvergessenheit
Kapitel IX – Richtige Lebensführung
Kapitel X – Übungen zum sechsten Teil
Gesang I – Der Spiege
Gesang II – Der Weg
Gesang III – Seinlassen
Gesang IV – Tun
Gesang V – Macht
Gesang VI – Ewigkeit
Gesang VII – SEIN
Gesang VIII – Wie oben so unten
Gesang IX – Darum
Gesang X – Die letzte Übung
Nachwort
Vor dem Wort existiert ein Zustand, nach dem sich der Mensch zurücksehnt.
Dieser Zustand ist etwas Heiliges.
Dieser Zustand löst all deine Probleme.
Wären die geschriebenen Worte auf dieser Seite deine Gedanken, dann wäre die Lösung all deiner Probleme die Bewusstwerdung des Zwischenraums zwischen den geschriebenen Worten.
Halte dieses Buch mit etwas Abstand vor dich hin. Betrachte diese Seite. Du kannst Worte und einen Zwischenraum wahrnehmen. Der Zwischenraum ist der Hintergrund, der einmal ganz leer war. Der Hintergrund ist ein leeres Blatt Papier. Auf diesem leeren Hintergrund wurden die Worte geschrieben.
Mit dem leeren Papier hat niemand ein Problem. Mit den Worten und den Aussagen darauf kann man sehr wohl Probleme haben. Mit deinem reinen Bewusstsein kannst du keine Probleme haben. Mit deinen Gedanken darin kannst du sehr wohl Probleme haben.
Alles, was entsteht, vergeht auch wieder. Wenn du Gedanken festhältst, dann verhinderst du, dass sie wieder vergehen können. Weil die Gedanken dadurch nicht vergehen können, wird der Lebensfluss unterbrochen. Leiden entsteht.
Werde darum zur leeren Seite, auf der die Worte geschrieben werden. Werde in deinem Bewusstsein zum Hintergrund, auf dem deine Gedanken erscheinen und wieder vergehen. Werde in deinem Bewusstsein zu einer leeren Seite. Und dann beobachte, was darin geschieht.
Der Hintergrund war schon vor den Worten da. Das leere Papier war zuerst. Erst danach wurden die Worte daraufgeschrieben. Wenn wir zum Ursprung zurückkehren wollen, müssen wir zurück zum Hintergrund. Die Quelle des Wortes liegt im Hintergrund der Gedankenwelt.
Um das Ziel der menschlichen Entwicklung in einem Buch darzustellen, müsste man eine leere Seite abbilden. Bildet man aber eine leere Seite ab, würden die meisten Leser verständnislos den Kopf schütteln und die ungeheure Bedeutung der leeren Seite nicht verstehen.
In jenem Augenblick aber, in dem man die Bedeutung der leeren Seite zu beschreiben beginnt, ist man wieder in der Ebene der Worte. Der Versuch, mit Worten den Weg zum wortlosen Hintergrund zu weisen, war schon zu allen Zeiten eine schwierige Aufgabe.
Ein Buch zu schreiben, das die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins unterstützen soll, ist ein heikles Unterfangen. Der Schrift wohnt die Eigenschaft inne, die Wirklichkeit aufzuteilen. Die Schrift basiert auf einer gegenteiligen Zweiheit, doch das Ziel ist die hintergründige Einheit. Aus diesem Grund kann alles Geschriebene immer ins Gegenteil verdreht oder falsch verstanden werden. Wo Worte vorhanden sind, entsteht immer die Gefahr von Missverständnissen. Diesem Dilemma sind alle Schriften ausgesetzt.
Das, was der Mensch wirklich sucht, liegt vor dem Wort, darum kann es durch das Wort nicht passend beschrieben werden. Die Schrift kann darum nur Hinweise und Andeutungen geben, wie man in den Zustand gelangen kann, der vor dem Wort vorhanden war. Diesem Problem unterliegen alle Schriften.
Es ist alleine die Überprüfung aller Aussagen bei sich selbst, die den Menschen auf den rechten Weg führt und Irrwege vermeidet.
Neben dem Dilemma der Schrift basiert jedes Buch auf dem momentanen Bewusstseinszustand seines Verfassers. Da Irren bekanntlich menschlich ist, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich auch der Autor dieses Buches irrt. Dieses Buch unterscheidet sich also in keiner Weise von anderen Büchern. Der Leser ist darum aufgefordert, alles auf das Genauste bei sich zu überprüfen, was in diesem Buch steht.
Dieses Buch möchte dem geneigten Leser und der geneigten Leserin die Möglichkeit bieten, wieder in den Bewusstseinszustand vor dem Wort zurückzufinden. Dorthin, wo kein Gedanke die helle Wachheit zu trüben vermag. Dorthin, wo die wahre Schönheit in direkter Wahrnehmung hervortritt.
Mögen dem Leser und der Leserin der Mut, genau hinzuschauen, und die feine Erkenntnisfähigkeit helfen, die Fallen und Irrwege auf dem Weg zum höchsten Ziel zu erkennen.
Der Mensch ist fähig, sich einer Wahrheit bewusst zu werden, die in Worte nicht fassbar ist.
Dieses Buch ist als ein Arbeitsbuch erstellt worden. Wenn du dieses Buch als reine Lektüre benutzt, wird es wenig Nutzen bringen.
Dieses Buch hat durch seine Darstellungen und Texte weder eine wissenschaftliche noch eine spirituelle Legitimation. Habe darum keinen unnötigen Respekt vor diesem Buch. Schreibe ruhig deine Notizen und Bemerkungen direkt in dieses Buch hinein.
Dies ist ein reines Arbeitsbuch. Also arbeite damit.
Dieses Buch ist in aufeinanderfolgende Stufen der menschlichen Entwicklung und die dazugehörigen Übungen gegliedert. Es beginnt mit grundlegenden Themen und führt nach einer Annäherung an das Phänomen des Todes schliesslich zu geistigen und spirituellen Bereichen der menschlichen Existenz.
Es kann spannend sein, den Inhalt dieses Buches mit anderen interessierten Menschen zu diskutieren. Der Fokus sollte aber immer darauf gerichtet sein, wie man eine mögliche Theorie überprüfen und damit in der Realität wahrnehmen kann. Versuche nie, jemanden von deiner Meinung zu überzeugen. Lege stattdessen dar, welche Erfahrungen oder Wahrnehmungen in deinem Leben dich zu deiner Überzeugung gebracht haben.
Glaube nichts, aber halte alles für möglich.
Sei offen, aber überprüfe alles.
Nimm dir Zeit für dieses Buch. Das schnelle Durchlesen wird dir nicht viel nützen. Wie oft hast du schon Bücher zu diesem Themenbereich gelesen, ohne dass sich dein Leben nachhaltig verändert hat? Mach also Pausen nach dem Lesen eines Kapitels und lass das Gelesene auf dich wirken. Es ist in Ordnung, wenn du nicht auf Anhieb alles verstehst. Mach dir darum keine Sorgen. Irgendwann wirst du alles verstehen.
Der Mensch muss gleich der Wahrheit sein, damit er sie verstehen kann.
Während der Arbeit mit diesem Buch ist es von Vorteil, alle Handlungen, die deinen Verstand unnötig und in ablenkender Weise beschäftigen, so weit wie möglich zu reduzieren. Dies gilt insbesondere für Fernsehen, Handykonsum, Internetkonsum, Computerspiele, Unterhaltungszeitschriften, Romane und ähnliche Dinge. Diese Beschäftigungen lenken deinen Verstand von den wichtigen Dingen des Lebens ab. Sie erzeugen unnötige Gedanken und Bilder, die in deinem Bewusstsein noch eine Zeit lang nachhallen. Reduziere diese Dinge auf ein sinnvolles Mass, damit du dich auf die Arbeit mit diesem Buch konzentrieren kannst. Eines Tages wirst du erkennen, dass viele dieser Dinge reine Zeitverschwendung und energieraubend sind. Sie bringen dich nicht weiter, denn sie können dir nicht geben, was du wirklich suchst.
Lass dich nicht von den wichtigen Aufgaben in deinem Leben ablenken, indem du deine freie Zeit nur mit Unterhaltungsangeboten verbringst.
Unterhaltungsangebote sind Angebote, die versuchen, dich «unten zu halten».
Im beginnenden Informationszeitalter steht der Mensch vor der Herausforderung, mit all den neuen Erfindungen verantwortungsvoll umzugehen. Verantwortungsvoll im Sinne seiner geistigen Entwicklung. Das Internet kann ein gutes Hilfswerkzeug sein. Es kann einen positiven oder negativen Effekt auf dich haben, je nachdem, mit welchen Inhalten du dich darin beschäftigst. Wirst du abhängig von gewissen Inhalten und kommst nicht mehr davon los, wird deine menschliche Entwicklung unnötigerweise gehemmt. Wir werden später sehen, dass es sich bei deinen Gedanken genauso verhält.
Ein wichtiger Schritt auf dem Entwicklungsweg des Menschen besteht darin, dass er erkennt, dass die Vorgänge in seinem Bewusstsein entscheidender, realer und spannender sind, als was sich auf einem Bildschirm abspielt.
Lebe dein Leben, anstatt auf einem Bildschirm ein fremdes Leben anzuschauen!
Nutze deine Zeit auf dieser Erde für die Übungen in diesem Buch, anstatt auf einen Bildschirm zu starren.
Wir können uns in diesem Zusammenhang natürlich fragen, wieso die Beschäftigung mit unserem Handy, dem Internet, dem Fernsehen, den Computerspielen und ähnlichen Dingen eine solche Anziehung ausübt und uns zur ständigen Wiederholung der entsprechenden Handlungen zwingt.
All diese Dinge lenken den Menschen vom realen Leben ab. Sein Verstand und seine Wahrnehmung sind gebannt. Er kann keine anderen Informationen oder Wahrnehmungen aufnehmen. Es entgeht ihm, was in diesem Augenblick wirklich in ihm und um ihn herum geschieht.
Betrachten wir die Sucht, sich ständig oder in unnötiger Weise in diese virtuellen Welten und Informationsfluten hineinzubegeben, etwas genauer, werden wir etwas feststellen, das grundsätzlich bei allen Süchten gilt.
Jede Sucht basiert auf einer Handlung, die von den inneren, emotionalen Schmerzen ablenken soll. Diese emotionalen Schmerzen können sich auch in Form einer unangenehmen, inneren Leere oder Unruhe zeigen. Eine Sucht beginnt immer durch feine, emotionale Schmerzen, die im Bewusstsein an die Oberfläche drängen. Man kann in diesem Zusammenhang sagen, dass fast alle Menschen süchtig sind, da fast alle Menschen unter diesen feinen, emotionalen Schmerzen leiden. Der Mensch ist sich dieses Vorganges in seinem Inneren jedoch nicht wirklich bewusst. In diesem Buch wird dir ein Weg aufgezeigt, wie du deine emotionalen Schmerzen auflösen kannst.
Eine Sucht entsteht immer aus emotionalem Schmerz und nie aus einem Zustand des Glücklichseins.
Emotionale Schmerzen entstehen oft während einer gewissen Situation, in der sie unbewusst erzeugt werden. Dies kann zum Beispiel an der Arbeit, während einer Freizeitbeschäftigung, in der Beziehung oder sonst irgendwo geschehen. Wenn die betreffende Situation vorbei ist und Ruhe einkehrt, drängen diese unbewusst erzeugten, emotionalen Schmerzen an die Oberfläche, um dadurch aufgelöst zu werden. Dies wäre eigentlich erholsam und heilsam. Das kann aber nur geschehen, wenn der Mensch seine Wahrnehmung auf diese emotionalen Schmerzen richtet und sich nicht davon abzulenken versucht.
Für die Auflösung von inneren, emotionalen Schmerzen ist eine bewusste Wahrnehmung notwendig. Aufgrund dieser bewussten Wahrnehmung verstärken sich diese emotionalen Schmerzen zuerst, bevor sie dann abzuklingen beginnen. Aus diesem Grund versucht der Mensch, seine Wahrnehmung von diesen Schmerzen abzulenken.
Fernsehen oder Internetkonsum haben noch nie zur Erholung des Menschen beigetragen. Man schaut in die Ferne, anstatt das naheliegende und reale Problem in seinem Inneren aufzulösen. Man versucht, sich ablenkend zu betäuben, anstatt mutig hinzuschauen.
Je grösser der innere Schmerz, desto grösser ist das Suchtpotenzial für ablenkende Ersatzhandlungen. Es geschieht dadurch eine Flucht vor sich selbst, eine Flucht vor der Leidhaftigkeit des aktuellen Augenblicks. Der innere Schmerz wird nicht aufgelöst, sondern durch Wegschauen im Inneren konserviert. Dies verlängert das Leiden.
Du erkennst ablenkende Ersatzhandlungen daran, dass sie einen zwanghaften Charakter haben, aus emotionalen Schmerzen entstehen, den Erkenntnissen deines Verstandes widersprechen und dich von der gegenwärtigen Sinneserfahrung ablenken wollen.
Die menschliche Entwicklung basiert auf dem unerschrockenen Hinschauen, wie die Realität im eigenen Bewusstsein wirklich ist.
Wenn du dieses Buch durcharbeitest, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit mit emotionalen Schmerzen konfrontiert werden. Die Übungen in diesem Buch werden dir deine inneren, emotionalen Schmerzen bewusst machen. Lass dich dadurch nicht aufhalten. Flüchte dich nicht aufgrund von emotionalen Schmerzen in ablenkende Ersatzhandlungen. Richte deine Aufmerksamkeit immer auf die augenblicklichen Vorgänge in deinem Bewusstsein. Es gibt nichts, was du nicht aushalten könntest. Dieses Buch wird dich nicht von deinem Leben ablenken, sondern dich zurück zu dir selbst und zu deiner Lebensaufgabe führen.
Der Weg der menschlichen Bewusstseinsentwicklung war noch nie ein leichter Weg.
Das Leiden nimmt zu Beginn des spirituellen Weges zu, bevor es mit dem weiteren Fortschreiten abzunehmen beginnt. Der Grund dafür ist die anfängliche Bewusstwerdung des eigenen Leidens. Einige Menschen weichen nun wieder zurück. Sie bleiben doch lieber in ihrem Leiden und versuchen, es weiterhin durch wegschauen zu verdrängen. Die Mutigen gehen weiter.
Die Bewusstwerdung des eigenen Leidens ist der Grund, wieso viele Menschen den spirituellen Weg meiden oder pseudospirituelle Wege bevorzugen.
Der Weg ins Glücklichsein führt durch das Leiden hindurch. Es gibt keinen anderen Weg. Das Leiden kann nur durch Hinschauen aufgelöst werden. Nur durch Hinschauen kommt Licht in eine dunkle Sache. Dieses Hinschauen, wie die Realität wirklich ist, ist die Grundlage jedes wahren, spirituellen Weges.
Der Mensch muss wieder zu einem Forscher werden, zu einem Erforscher seiner selbst.
Dieses Buch will dich dazu auffordern, immer genauer hinzuschauen, wie die Realität wirklich ist. Dieses Buch kann dich in eine neue Wirklichkeit führen, wenn du dich vorbehaltlos darauf einlässt. Dieses Buch kann dein Inneres verändern, wenn du alles so durcharbeitest wie vorgegeben.
Dieses Buch kann dich in eine neue Welt führen. In eine Welt, die schon immer da war und nur durch einen selbsterzeugten Schleier verdeckt war.
Nutze diese Gelegenheit!
Am Ende jedes Teilabschnitts in diesem Buch sind Übungen angegeben. Falls du Fortschritte bei deiner geistigen Entwicklung erzielen möchtest, solltest du diese Übungen so ausführen, wie sie beschrieben sind.
Ohne die Durchführung der Übungen wirst du keinen Zugang zu den Theorien in diesem Buch auf der Erfahrungsebene erhalten. Du wirst die Aussagen in diesem Buch eventuell intellektuell verstehen, aber du wirst sie nicht in deinem Wahrnehmungsbereich erfahren und darum nicht verinnerlichen können. Durch diesen Mangel an wahrnehmender Erfahrung wirst du die Theorien weder überprüfen noch umsetzen können. Es wird dir die «geistige Handlungsfähigkeit» in Bezug zu deinen Gedanken, Willensimpulsen und Gefühlen fehlen.
Um die «geistige Handlungsfähigkeit» in deinem Bewusstsein zu erreichen, dazu sind die Übungen da.
Tennisspielen kann man auch nicht nur durch das Lesen von Büchern oder durch den Vortrag eines Tennislehrers erlernen. Ohne das konkrete Üben auf dem Tennisplatz fehlt einem die Fähigkeit, das Spiel zu spielen.
Die Übungen in diesem Buch sind wichtiger als die geschriebenen Worte. Du wirst bei den Übungen mit deiner momentanen Realität konfrontiert. Dies bringt dich weiter, als über ungeprüfte Theorien zu philosophieren. Achte darauf, dass du erst nach der vollständigen Ausführung einer Übung zur nächsten Übung weitergehst oder im Buch weiterliest.
Setze alle Erkenntnisse, die du durch das Durcharbeiten dieses Buches erhältst, in deinem Leben um. Es ist alleine die Umsetzung der Erkenntnisse, die Frucht bringt.
Tun, oder es gilt nicht.
Das anfängliche Interesse für die Themen in diesem Buch ist meistens gross. Aber irgendwann tauchen die ersten Schwierigkeiten auf, und es gilt, Hindernisse zu überwinden. Die Motivation beginnt zu schwanken. Man hat sich das einfacher vorgestellt. Es wird einem zu mühsam. Jetzt sind Ausdauer und Hartnäckigkeit gefragt. Lass dich durch keine Ausreden deines Verstandes von deiner Bewusstseinsentwicklung abhalten.
Der Weg, der auf den Gipfel eines hohen Berges führt, war schon immer anstrengend. Dies gilt im irdischen wie auch im geistigen oder spirituellen Bereich.
Übung macht den Meister.
Mach mit den Übungen auch dann weiter, wenn du das Gefühl haben solltest, dass die Übungen nichts nützen. Mach mit den Übungen einfach immer weiter, ohne dabei ein Ziel erreichen zu wollen. Die Übungen nützen auch dann, wenn nichts Offensichtliches in deinem Bewusstsein geschieht.
Die Übungen in diesem Buch konfrontieren dich mit dir selbst. Sie machen dir die Vorgänge in deinem Inneren wieder bewusst. Lass dich davon nicht entmutigen. Du wirst alle Kräfte bekommen, um diesen Weg auch gehen zu können.
Der Mensch besitzt alle Kräfte, um seinen Weg gehen zu können, weil der Weg bereits in ihm angelegt ist.
Deine Probleme werden dir mit der Durchführung der Übungen bewusst werden. Verfalle nicht in den Irrtum, zu denken, dass die Übungen der Grund für deine Probleme sind. Sie zeigen dir deine Probleme nur auf. Dies kann mühsam und schmerzhaft sein. Lass dich davon nicht abhalten. Du wurdest für die Aufgabe, deine Probleme zu lösen, geboren. Darum hast du in deinem Inneren auch die Kräfte, diese Aufgabe zu meistern.
Geh mutig und entschieden deinen Weg. Lass dich von nichts abbringen. Lass dich von keinem Hindernis und von keinem Problem entmutigen. Suche immer die Lösung. Die Übungen helfen dir, diese Lösung zu finden und in deinem geistigen Inneren auszuführen. Sie helfen dir, deine Leid erzeugenden Verhaftungen loszulassen.
Löse dich von all deinen Problemen.
Gehe so weit, bis keine Probleme mehr in deinem Bewusstsein bestehen.
Gehe bis zum Ende.
Die Übungen in diesem Buch werden gemeinhin als Meditationsübungen bezeichnet. Der Begriff «Meditation» ist heute allerdings kein präziser Begriff mehr, unter dem alle Menschen das Gleiche verstehen. Es werden unter dieser Bezeichnung sehr verschiedene und teilweise völlig sinnlose Übungen angeboten. Aus diesem Grund wird der Begriff «Meditation» in diesem Buch nicht mehr verwendet.
Wir reden in diesem Buch stattdessen von Wahrnehmungsübungen und Selbstreflexion. Damit wird das Ziel der jeweiligen Übungen besser beschrieben. Die Übungen zur Wahrnehmungsschulung zielen auf eine Verfeinerung und Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit ab. Die Selbstreflexion soll ein besseres Verständnis der Funktionsweise des eigenen Bewusstseins fördern.
Wahrnehmungsschulung und Selbstreflexion bedingen sich am Anfang des Weges gegenseitig. Die Wahrnehmungsschulung erweitert die Sinneseindrücke und damit den Erfahrungshorizont. Die Aufgabe der Selbstreflexion ist es, diese Erfahrungen richtig zu verstehen und einzuordnen.
Für die Selbstreflexion ist ein Tagebuch hilfreich. Die schriftliche Reflexion des eigenen Verhaltens und die daraus resultierenden Erkenntnisse sind hilfreich, um die eigenen Erfahrungen wirklich tiefgreifend zu verstehen.
Für die Übungen der Wahrnehmungsschulung ist eine aufrechte Körperhaltung hilfreich. Die Wirbelsäule sollte dabei möglichst gerade sein. Die Durchführung der Übungen im Liegen ist zu Beginn nicht förderlich. Man verliert die beobachtende Wachheit meistens relativ schnell oder schläft ein.
Aufgrund der Anforderung an eine aufrechte Wirbelsäule sind für die Wahrnehmungsschulung folgende Körperpositionen geeignet:
SchneidersitzKniend auf BankKniend auf KissenSitzend auf einem StuhlDie Wahrnehmungsschulung ist auch im Stehen oder Gehen möglich. Es empfiehlt sich aber, im Sitzen zu beginnen.
Die aufgeführten Sitzhaltungen sollen dir die Durchführung der Übungen erleichtern. Sie sollten bequem sein. Bei einigen Sitzhaltungen ist eine gewisse Beweglichkeit erforderlich. Diese stellt sich meistens mit der Zeit von selbst ein. Sollte eine gewisse Sitzhaltung aufgrund deiner Beweglichkeit unmöglich sein, dann wähle eine andere Sitzhaltung.
Aufgrund der Sitzhaltung sollten möglichst keine körperlichen Schmerzen entstehen. Falls sie sich trotzdem einstellen, dann wechsle während der Wahrnehmungsübung die Sitzhaltung, wie zum Beispiel vom Schneidersitz zum Knien auf einem Kissen oder zum Sitzen auf einem Stuhl. Sobald du die neue Sitzhaltung eingenommen hast, fahre mit der Übung fort. Es ist auch in Ordnung, während einer Wahrnehmungsübung kurz aufzustehen oder etwas herumzulaufen, wenn es nicht mehr anders geht. Versuche in diesem Fall, die Übung ohne Unterbrechung auch dann weiter auszuführen.
Manch ein Leser mag einwenden, dass er für die Übungen in diesem Buch keine Zeit habe. Dies ist nicht der Fall. Jeder Mensch hat Zeit, dieses Buch durchzuarbeiten und die Übungen gemäss den Vorgaben auszuführen. Er muss dies nur wollen. Wenn weniger Zeit aufgrund einer beruflichen oder familiären Situation vorhanden ist, geht man einfach langsamer vorwärts.
Lass keine Ausreden mehr gelten. Der Zeitpunkt ist jetzt da.
Nutze die Zeit!
Der Mensch sucht auf seinem Weg im irdischen Leben immer wieder nach Abkürzungen und Schleichwegen, um sich der bewussten Lebensbewältigung und damit der Selbsterkenntnis nicht stellen zu müssen. Man kann an dieser Stelle getrost vorwegnehmen, dass solche scheinbaren Abkürzungen nicht funktionieren. Sie führen alle immer nur in eine scheinheilige Weltfremdheit.
Diese Erde wurde so erschaffen, dass sie für die menschliche Entwicklung perfekt ist. Zweifle darum nie an der Beschaffenheit dieser Welt. Zweifle immer nur an dir selbst.
Einer der Versuche, die menschliche Bewusstseinsentwicklung abzukürzen und schneller höhere Bewusstseinszustände zu erfahren, ist die Einnahme von psychedelischen Drogen.
Nehmen wir einmal an, dass ein Mensch durch die Einnahme von psychedelischen Drogen seine Ich-Auflösung und ein Einheitsgefühlt mit dem Universum erfährt.
Und jetzt?
Dieser Mensch erwacht aus seinem Drogenrausch wieder genau dort, wo er vorher war, und mit seinen bisherigen Problemen. Im besten Fall hat er das Ziel des Lebens erkannt und nimmt willig die Lebensbewältigung in Angriff. An und für sich nichts Negatives. Die Gefahr besteht darin, dass er sein momentanes Leben ständig mit dieser drogenabhängigen Erfahrung vergleicht. Dies kann dazu führen, dass dieser Mensch die wirklich anstehenden Probleme als unwichtig verkennt. Er strebt nach Höherem, und die aktuellen Lebensaufgaben erscheinen ihm als zu niedrig. Er greift nun immer wieder zu psychedelischen Drogen, oder er schwelgt dauernd in der Erinnerung danach, um der Lebensbewältigung entfliehen zu können. Diese Abhängigkeit führt zu einem Stillstand der menschlichen Entwicklung.
Höhere Bewusstseinszustände stellen sich von selbst ein, wenn der Mensch auf seinem Entwicklungsweg beharrlich fortschreitet und ein Problem nach dem anderen meistert, das sich in seinem Leben zeigt. In diesem Fall sind diese Bewusstseinszustände ein Resultat einer wirklichen Bewusstseinsveränderung.
Das Erzwingen von höheren Bewusstseinszuständen, obwohl der Mensch für diese noch nicht bereit ist, kann einen Menschen auf seinem normalen Entwicklungsweg behindern oder unnötig verwirren.
Spirituelle Übungen, die schöne Bewusstseinszustände erzeugen, die danach nicht dauerhaft ins Leben integriert werden können, sind ebenfalls nutzlos. Solche Bewusstseinszustände sind endlich und können nur durch ständiges Wiederholen der spezifischen Übung oder des jeweiligen Rituals erzeugt werden. Es besteht die Gefahr, dass der Mensch dadurch abhängig von diesen Übungen und Ritualen wird. Dies führt ebenfalls zu einer Lebensflucht anstatt zu einer Lebensbewältigung.
Das Ziel jeglicher spirituellen oder religiösen Übung muss es immer sein, einen Bewusstseinszustand zu erreichen, der im täglichen Leben vorhanden bleibt und die gesonderte Übung überflüssig macht. Ist diese Übernahme ins alltägliche Leben nicht möglich, sind die entsprechenden Übungen nur Irrwege und Ablenkungen.
Das Ziel von spirituellen oder religiösen Übungen ist immer die Lebensbewältigung. Darum müssen sich diese Übungen im alltäglichen Leben auch bewähren und auswirken.
Ein weiterer Irrweg ist das Warten auf einen Heiler oder Erlöser in Form eines anderen Menschen. Man wartet auf ein äusseres Wunder, damit man den mühsamen Weg der Selbsterkenntnis nicht gehen muss. Man wartet und wartet und hofft, dass irgendwann die eigenen Probleme durch einen anderen Menschen gelöst werden. Und irgendwann ist das Leben vorbei, und man ist kein bisschen weiser geworden. Man hat sein ganzes Leben mit Warten verbracht, anstatt seine Probleme zu lösen.
Der Mensch muss seinen Weg selbst gehen. Niemand sonst kann dies für ihn tun.
Das Suchen von Heilung bei einem anderen Menschen, ohne dass ich mir meiner Probleme bewusst werden will, ist ein Irrweg. Dass gewisse Menschen durch Berührung oder nur durch einen geistigen Akt heilen können, steht dabei ausser Frage. Es gibt genug Beispiele, bei denen diese Phänomene beobachtet wurden. Bei den meisten Menschen sind diese Heilungen aber nicht von Dauer, und das Problem taucht früher oder später wieder auf oder drückt sich auf eine andere Art im Körper aus.
Wenn die Ursache eines Problems nicht behoben wird, so erzeugt diese Ursache weiterhin krankmachende Energie und verhindert eine nachhaltige Heilung.
Die wenigen aussergewöhnlichen Menschen, die nur durch Berührung die Ursache einer Krankheit beseitigen und damit eine nachhaltige Heilung bei anderen Menschen vollziehen konnten, stellten immer ihre Lehre und nicht den Heilungsakt ins Zentrum ihres Tuns. Der Heilungsakt war nur der Beweis, wozu der Mensch fähig wäre, wenn er die mitgeteilte Lehre im Leben umsetzen würde. Darum waren diese aussergewöhnlichen Menschen alle mehr Lehrer als Heiler.
Nie haben uns diese aussergewöhnlichen Menschen aufgefordert, auf etwas zu warten. Immer haben sie uns mit aller Dringlichkeit aufgefordert, die Wahrheit zu erkennen und das Leben danach auszurichten. Immer haben sie darauf hingewiesen, dass am Ende des Lebens der eigene Bewusstseinszustand von grosser Wichtigkeit ist. Immer haben sie uns mit aller Dringlichkeit zur Umkehr aufgerufen.
Heilung geschieht durch inneres Nachvollziehen und äusseres Umsetzen der heilenden Lehre.
Wenn der Mensch auf einen Heiler wartet, dann verhindert dies den Weg der heilenden Selbsterkenntnis, denn mit der Selbsterkenntnis beginnt jede Heilung. Wenn der Mensch zu einem Heiler geht, der ihn zum Beispiel durch Handauflegen heilt, dann wird er abhängig von diesem Heiler. Stirbt der Heiler, dann kann auch keine weitere Heilung geschehen.
Eine Heilung ohne einen Bewusstwerdungsakt des Heilsuchenden ist keine Heilung. Das Unheil wird früher oder später wieder auftauchen, denn der heilsuchende Mensch hat sich nicht verändert.
Jede Heilung beinhaltet immer einen Bewusstwerdungsakt, der einen die eigenen Probleme in einem neuen Licht sehen lässt und diese darum löst. Der Mensch ist vor und nach der Heilung nicht mehr derselbe. Alles andere ist im höheren Sinne keine Heilung. Im Bewusstsein nimmt das Unheil seinen Anfang. Darum muss es auch dort gelöst werden. Dieser Zusammenhang soll in diesem Buch noch genauer aufgezeigt werden.
Heilung im höheren Sinne ist ein innerer Bewusstwerdungsakt.
Hören wir also auf, Schleichwege zu suchen, um die Verantwortung für unser Leben und unser Verhalten zu umgehen. Hören wir auf, eine Heilung zu suchen, die scheinbar nichts mit uns zu tun hat. Suchen wir stattdessen die heilenden Kräfte in uns. Suchen wir jenen «Ort» in uns, aus dem heraus Heilung geschehen kann.
Den wahren spirituellen Weg erkennt man darin, dass er Mut und Ausdauer verlangt. Es ist ein schwieriger und mühsamer Weg, denn er führt bergauf zurück zur Quelle. Er konfrontiert uns immer mit uns selbst und führt darum zu einer nachhaltigen Entwicklung des menschlichen Bewusstseins. Man erkennt diesen Weg darin, dass sich der Mensch in seinem Ausdruck und seinem Verhalten auf eine heilsame und nachhaltige Art verändert.
Der scheinheilige, pseudospirituelle Weg zeichnet sich dadurch aus, dass die Menschen auf diesem Weg zwar etwas gescheiter dahinreden, aber immer noch gleich fühlen und handeln, da sich ihr Bewusstsein nicht verändert hat. Sie haben sich den wirklichen Problemen ihres Lebens nicht gestellt, da sie nicht den Mut fanden, sich selbst zu erkennen.
Das Leben, richtig gelebt, braucht Mut. Es ist ein Abenteuer, das dich immer wieder in Bereiche führt, die in dir noch dunkel sind. Es ist ein Weg in dein eigenes Leiden hinein und durch dieses Leiden hindurch.
Ausweichen gilt nicht und geht auch gar nicht, wenn das Menschsein vollendet werden soll.
Auf dass wir den Mut aufbringen, uns selbst zu erkennen!
Die Übungen zum ersten Teil dieses Buches sind vorbereitende Übungen. Führe diese Übungen genau und diszipliniert durch. Für die Durchführung der Übungen brauchst du jeweils Tage oder sogar Wochen, je nachdem wie viel Zeit du dafür zur Verfügung hast. Es ist von Vorteil für die Durchführung der Übungen, einen Ort zu haben, an dem du ungestört bist.
Solltest du in einer Beziehung leben, ist es natürlich immer empfehlenswert, wenn der Partner oder die Partnerin ebenfalls mitmacht, aber zwingend ist es nicht. Kinder können die Wahrnehmungsübungen grundsätzlich auch durchführen, falls sie dies spontan möchten. Voraussetzung ist, dass dies ohne Zwang, ohne irgendwelche Zeitvorgaben und auf spielerische Art geschieht.
Lies dieses Buch nicht einfach schnell zu Ende. Du wirst dieses Buch eines Tages sowieso ganz gelesen haben. Ohne durch den schrittweisen Prozess der Übungen zu gehen, ist dieses Buch wertlos für dich. Es wird dir keinen Nutzen bringen.
Lies in diesem Buch nicht weiter, bis du alle vorgegebenen Übungen so oft wiederholt hast wie angegeben. Die Übungen sind das Entscheidende für deine Entwicklung und nicht die geschriebenen Worte in diesem Buch. Du wirst in diesem Buch nichts lesen, was in der menschlichen Geschichte nicht schon tausend Mal erzählt und erklärt wurde. Der Mensch kann nichts erfinden. Er kann sich nur an die ewige Wahrheit wieder erinnern. Die Wahrheit war, ist und wird immer die gleiche sein. Die Wahrheit ändert sich nicht mit der Zeit. Du wirst in diesem Buch darum nichts Neues lesen.
Führe die Übungen genauso oft durch wie angegeben.
Auch die Übungen sind nichts Neues. Sie werden schon seit tausenden von Jahren gelehrt und werden auch in Zukunft gelehrt werden. Du wirst mit der Zeit bemerken, dass alle Übungen in diesem Buch immer auf das gleiche Ziel hinauslaufen. Dein ständiges Gefangensein in eigenem Denken, Wollen und Fühlen soll durchbrochen werden, damit du einer gegenwärtigen Wahrnehmung bewusst wirst.
Du hast jetzt die einmalige Gelegenheit, dieses Buch so durchzuarbeiten, damit sich dein Bewusstsein entwickeln kann.
Nutze diese Gelegenheit!
Übung 1 – Selbstreflexion
Diese Übung dient als Vorbereitung für die schriftliche Selbstreflexion.
Eröffne ein Tagebuch im Taschenbuchformat. Falls du kein Tagebuch hast, dann beschaffe dir eines.
Lies erst nach der vollständigen Ausführung dieser Übung den nächsten Satz in diesem Buch.
Übung 2 – Wahrnehmungsschulung
Diese Übung dient dazu, deine Wahrnehmungsfähigkeit zu schärfen.
Setz dich in gerader Haltung hin. Halte deine Augen geschlossen. Lenke deine Wahrnehmung auf deine Nasenspitze. Beobachte den Luftstrom, den du durch die Nase ein- und ausatmest. Versuche, diesen Luftstrom ganz genau wahrzunehmen, ohne ihn zu verändern. Beobachte alles wie ein wissenschaftlicher Forscher. Beobachte ganz genau. Wenn dich Gedanken ablenken, gehst du wieder zurück zur Beobachtung des Luftstroms, sobald du dies bemerkst.
Solltest du den Luftstrom bei deiner Nasenspitze nicht wahrnehmen können, dann atme für eine kurze Zeit stärker ein und aus, bis du den Luftstrom wahrnehmen kannst. Gehe danach wieder zurück zu einer normalen Atmung.
Nummeriere die Übungen in deinem Tagebuch, schreibe das Datum dazu und beantworte jeweils die untenstehenden Fragen. Diese Übung soll dich darauf vorbereiten, deine Wahrnehmungsfähigkeit wie ein Forscher einzusetzen.
Wiederhole diese Übung mindestens 7 Mal, jeweils für 30 Minuten.
Lies erst nach der vollständigen Ausführung dieser Übung den nächsten Satz in diesem Buch.
Übung 3 – Wahrnehmungsschulung
Diese Übung dient dazu, deine Wahrnehmungsfähigkeit für deine inneren Vorgänge zu schärfen.
Setz dich in gerader Haltung hin. Halte deine Augen geschlossen. Beobachte deine Atembewegungen im Körper, das heisst in deinem Bauch- und Brustbereich. Beobachte die Atembewegungen, ohne diese zu beeinflussen. Beobachte die Realität wie ein neutraler Forscher. Versuche, die Atembewegungen nicht zu beeinflussen. Der Atem weiss selbst, wie er atmen muss. Beobachte einfach. Wenn dich Gedanken ablenken, dann geh wieder zurück zum Atem, wenn du dies bemerkst.
Beantworte nach jeder Übung die untenstehenden Fragen in deinem Tagebuch.
Wiederhole diese Übung mindestens 7 Mal, jeweils für 45 Minuten.
Lies erst nach der vollständigen Ausführung dieser Übung den nächsten Satz in diesem Buch.
Die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins setzt ein klares Verständnis voraus, wie Wissen entsteht. Dieses Verständnis ist zentral, weil die menschliche Entwicklung mit der Selbsterforschung beginnt. Die Selbsterforschung hat Selbsterkenntnis als Ziel. Falls dir nicht bewusst ist, wie Wissen entsteht, kannst du dieses Ziel nicht erreichen und verlierst dich in ungeprüften Theorien und Glaubenssätzen.
Die Entstehung von Wissen können wir an einem einfachen Beispiel herausarbeiten.
Nehmen wir an, du hast von einem Glas Wasser getrunken und es danach vor dich auf einen Tisch gestellt.
Nun fragt dich jemand, der den Tisch nicht sehen kann, was auf dem Tisch steht. Du antwortest: «Ein Glas Wasser.» Da fragt dieser jemand: «Bist du dir sicher?» Und du antwortest: «Ich bin mir zu hundert Prozent sicher. Ich weiss, dass ein Glas Wasser vor mir auf dem Tisch steht.»
Wieso weisst du in diesem Fall, dass ein Glas Wasser vor dir auf dem Tisch steht?
Du kannst das Glas sehen und hast das Wasser beim Trinken geschmeckt.Du verstehst, dass dies ein Glas Wasser ist.Damit hätten wir bereits die Definition von Wissen.
Wissen entsteht, wenn ich etwas wahrnehmen kann und die Bedeutung dieser Wahrnehmung verstehe. Mit der Bedeutung einer Wahrnehmung ist nicht der Name einer Wahrnehmung gemeint, sondern das Verstehen der innewohnenden Idee, des Wesens oder des Zweckes dieser Wahrnehmung. Es ist nicht entscheidend, ob ich einem Glas den Namen «Glas» oder «verre» oder «vaso» gebe. Entscheidend ist, dass es als Trinkgefäss erkannt wird.
Wissen basiert auf dem Umstand, dass jede Erscheinung einen Inhalt und eine Form hat. Als Form bezeichnen wir das, was wir wahrnehmen können. Mit Inhalt bezeichnen wir das, was wir verstehen können. Mit «Inhalt» ist in diesem Zusammenhang also die Bedeutung beziehungsweise die innewohnende Idee einer Erscheinung gemeint. Wenn wir eine Erscheinung wahrnehmen und diese auch verstehen, so entsteht Wissen. Wissen entsteht nur, wenn Wahrnehmung und Verstehen zusammenkommen. In der untenstehenden Darstellung ist dieser Zusammenhang schematisch abgebildet.
Wissen entsteht nur, wenn Verstehen und Wahrnehmen zusammenkommen. Eine Theorie, die in der Praxis nicht überprüft wurde, bleibt eine reine Gedankenspielerei.
Die Naturwissenschaft befasst sich hauptsächlich mit der Erforschung der Materie. Die Fortschritte, die die Menschheit in den letzten Jahren im materiellen Bereich erzielt hat, sind beeindruckend. Der Erfolg basiert auf dem Umstand, dass bei der Erforschung der Materie das Prinzip von Theorie und Praxis eingehalten wurde. Jede neue Theorie wurde in der Praxis auf ihre Richtigkeit überprüft, und aufgrund von praktischen Erfahrungen wurden neue Theorien entwickelt.
Im spirituellen oder religiösen Bereich wird dieses Grundprinzip teilweise völlig ignoriert. Dies ist mitunter der Grund für die Weltfremdheit, die vielen esoterischen, religiösen und spirituellen Gemeinschaften anhaftet und die der normal intelligente Mensch als grotesk bis belustigend empfindet.
Haben wir erkannt, dass Wissen für seine Entstehung auf Wahrnehmung angewiesen ist, bietet sich die Selbsterforschung als das ideale Spielfeld für die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins an. Bei sich selbst kann man alles mit der notwendigen Sicherheit überprüfen, da man sich immer in seinem Wahrnehmungsbereich befindet.
Wissen kann nur im eigenen Wahrnehmungsbereich entstehen. Verlasse ich meinen Wahrnehmungsbereich, betrete ich immer das Reich der reinen Theorie.
Es ist entscheidend zu verstehen, wie Wissen in seiner ersten Erscheinungsform entsteht. Sei dir bewusst, was du wirklich weisst und was du glaubst, damit du dich auf dem Weg zur Wahrheit nicht in illusionäre Vorstellungen verirrst.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, wie ein Mensch zu Wissen gelangen kann. Diese Möglichkeit wird in den letzten Teilen dieses Buches behandelt.
Die Erkenntnis, dass Wissen nur entsteht, wenn Verstehen und Wahrnehmen zusammenkommen, bleibt aber die Basis für die ersten Schritte bei der menschlichen Bewusstseinsentwicklung.
Es ist alleine die Wahrheit, die dich frei machen kann.
Wissen besteht aus zwei Teilen. Der Mensch, der sich auf den Weg der Erkenntnis begibt, muss sich dieses Umstandes bewusst sein. Es gilt, alles zu überprüfen. Es gilt, für jede Theorie die entsprechende Wahrnehmung zu suchen.
Real wird etwas erst, wenn es wahrgenommen wird. Der Mensch auf dem Weg der Selbsterforschung kümmert sich darum um die Verfeinerung seiner Wahrnehmung.
Im Unterschied zum Wissen ist beim Glauben nur einer der beiden Teile vorhanden. Glauben kann man nur an eine Theorie. In dem Moment, in welchem zur Theorie die entsprechende Wahrnehmung oder Erfahrung gemacht wird, wandelt sich das vorher Geglaubte zu Wissen um.
Der Glaube bedeutet in seiner ersten Form nichts anderes als «etwas für möglich halten». Erst wenn der Mensch etwas für möglich hält, macht er sich auf, das Geglaubte zu erreichen. Er macht sich auf, die Erfahrung dazu zu suchen. Der Beginn der spirituellen Suche gründet auf dem Glauben, dass es etwas Höheres zu erfahren gibt. Dieser Glaube ist der Antrieb für die spirituelle Suche. Er scheint im Inneren jedes Menschen bereits angelegt zu sein. Findet der Mensch Zugang zu diesem inneren Ort, dann beginnt die Suche. Dieser innere Glaube ist stärker als alle Ungewissheiten und innere Zweifel. Er erfüllt den Menschen mit Kraft, Ausdauer und Begeisterung, die oft auf keinerlei Ursachen, Tatsachen oder Erfahrungen basieren, sondern nur im Menschen selbst begründet sind. Die spirituelle Suche ist etwas, das im Menschen bereits angelegt ist. Sie äussert sich wie eine vage Sehnsucht nach etwas, das schon einmal da war.
Der Glaube verkörpert den Beginn des Weges.
Das Problem eines naturwissenschaftlich geprägten Menschen ist es oft, dass er ausserhalb der Materie nichts für möglich hält. Diese Meinung versperrt ihm den Weg zu feineren Realitäten. Diese Meinung verhindert das genaue Hinschauen, wie die Dinge wirklich sind. Einem naturwissenschaftlich geprägten Menschen würde es also nützen, die Materie als alleinige Wirklichkeit in Frage zu stellen und sich für weitere theoretische Möglichkeiten zu öffnen.
Das Problem von gläubigen Menschen ist es oft, dass sie Glauben mit Wissen verwechseln. Alle religiösen Bücher sind Wegweiser und Anleitungen für einen Weg, den es zu gehen gilt. Viele gläubige Menschen gleichen aber einem Wanderer, der beim Wegweiser am Fusse eines Berges steht und lauthals verkündet, er sei bereits auf dem Berg, weil er den Wegweiser gelesen und sich zu dessen Inschrift bekannt habe.
Ein Mensch, der ein Buch gelesen hat, hat kein neues Wissen. Er hat nur eine neue Theorie. Dies ist unabhängig davon, welches religiöse Gewicht oder welche wissenschaftliche Legitimation einem Buch zugeschrieben wird.
Dem Glauben fehlt die reale Erfahrung. Glauben kann man darum alles. Den Glauben kann man darum auch wechseln. Den Glauben kann man darum auch verlieren. Bei Wissen ist dergleichen nicht möglich.
Gras ist grün. Dies kann jedermann mit seiner Wahrnehmung selbst überprüfen. Dem Gras ist es egal, ob ein Mensch, der noch nie Gras gesehen hat, glaubt, es sei blau. Es bleibt trotzdem grün, unabhängig vom Glauben des Menschen.
Gott ist, wie er ist. Die Glaubensvorstellungen der Menschen verändern ihn nicht. Er ist seit Anbeginn aller Zeiten so, wie er ist.
Wird ein Glaube oder eine Theorie nicht durch Erfahrung überprüft, entsteht keine innere Veränderung des Menschen. Dies gilt auch für Theorien, die eigentlich wahr wären. Das Wunder einer neuen Wahrnehmung der Realität kann nicht geschehen, wenn das Geglaubte nicht erfahren wird.
Ein gläubiger Mensch hat sich oder sein Bewusstsein nicht verändert. Er hat nur eine neue ungeprüfte Theorie in seinem Kopf. Diese Theorie rechthaberisch zu verteidigen und sogar bereit zu sein, dafür zu töten oder zu sterben, ist ein unglaublicher Wahnsinn. Glaubenskriege sind Kriege von Menschen, die mit der Suche nach Gott nie wirklich begonnen haben. Es sind Kriege von Menschen, die sich nicht auf den Weg gemacht haben, sondern beim Wegweiser stehen geblieben sind.
Der Glaube ist der Beginn des Weges, der zu mehr Wissen und damit zu mehr Bewusstheit führen soll.
Wir können diesen Zusammenhang folgendermassen darstellen:
In der Realität läuft dieser Prozess meistens nicht gradlinig ab. Theorie und Praxis müssen so lange miteinander abgeglichen werden, bis sie übereinstimmen und dadurch Wissen entsteht. Dies gilt im spirituellen Bereich genauso wie im materiellen Bereich.
Hat der Mensch einmal Wissen erlangt, kann er nicht mehr darüber streiten. Zum Wissen gibt es keine Alternative, über die man streiten könnte. Es gibt keine andere Realitätsmöglichkeit in Bezug zur Wahrheit, sonst wäre es nicht die Wahrheit. Der Wissende kann nur versuchen, dem Unwissenden die Wahrheit zu zeigen, oder darauf hinweisen, selbst genau hinzuschauen, wie die Dinge wirklich sind. Die Voraussetzung dafür ist, dass der Unwissende wissend werden will.
Mit der Geschichte im nächsten Kapitel soll das Thema von Glauben und Wissen auf eine einfache Weise nochmals veranschaulicht werden.
