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Endlich finanzielle Entscheidungen mit gutem Gefühl treffen! Ein Empowerment-Programm und Schnellkurs in Sachen "Persönliche Finanzen" für alle! Verständlich, motivierend und vor allem wirksam. Dies ist kein Buch darüber, wie man ohne Arbeit ganz schnell reich wird! Es geht darum, Ihnen ein echtes Verständnis zu ermöglichen, um ein eigenes Finanzkonzept zu entwickeln: Leicht und wirkungsvoll zugleich. Die verschiedenen Kapitel sprechen unterschiedliche Wissensniveaus an und der Autor lädt zum Mitdenken ein. So können Sie finanzielle Ziele und Strategien genau passend für Ihre Situation entwickeln. Lernen Sie hier mit vielen Beispielen und Fällen das ABC der wichtigsten Finanzfragen: • Was bedeutet Inflation für mich? • Berechnet meine Bank die Zinsen korrekt? • Klassische und spekulative Wertpapiere • Aktienstrategien statt Geheimtipps? • Verständlich erklärt: Option, Future, Hedge Fund, Zertifikat, Leveraged Buyout, Private Equity • Was kostet mich mein Auto wirklich? • Wie beurteile ich grüne und nachhaltige Investitionen? • Wohnung kaufen oder besser mieten? • Fintechs, Social-Media-, Robo-Banking und Crowdfunding • Bitcoins als Bargeldersatz? • Wie werden Wechselkurse eigentlich notiert? Wenn dieses Buch zuhause auf Ihrem Wohnzimmertisch liegt, wird es fast immer großes Interesse bei Ihren Besuchern finden!
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Seitenzahl: 244
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Selbst denken bei finanziellen Entscheidungen
Finanzkonzepte im Eigenbau
In der Finanzwelt schwirren viele Begriffe herum, und viele Menschen trauen sich nicht zu fragen was sie bedeuten, oder einfach zu sagen „das verstehe ich nicht“. Und sie befinden sich dabei in bester Gesellschaft: Vorstände von Landesbanken, die sich Schrottpapiere aus den USA haben andrehen lassen, Stadtkämmerer, die Kredite in Schweizer Franken aufgenommen haben, ohne an das Wechselkursrisiko zu denken, verstehen auch nichts von Finanzen, aber Sie haben nicht rechtzeitig die richtigen Fragen gestellt.
Als Autor mehrerer Fachbücher zum Thema Finanzierung und jahrelanger Praxis- und Lehrerfahrung hat es mich schon lange gereizt, Finanzfragen auch für Privatpersonen einfach und verständlich zu erklären. Ein Großteil des Buches erläutert also erst einmal das, was Sie sich nicht zu fragen getraut haben: Inflation, Fintechs, Bitcoins, Zinsberechnung, Optionen, Hedge Funds, Private Equity, nachhaltige Wertpapiere, Kennzahlen für Aktien, Fonds, ETF’s und vieles andere. Das ist aber noch nicht alles, denn ich habe es mir zum Ziel gesetzt, Ihnen zu zeigen, wie man in Finanzfragen selbst denkt, Zusammenhänge begreift und sich sein eigenes Finanzkonzept bastelt. Wie kann ich selbst beurteilen, ob für mich ein Wohnungskauf besser ist als Miete? Welche Wertpapiere sind für mich geeignet? Kann ich einem Fin-Tech vertrauen? Sind Investmentfonds wirklich 5% Ausgabeaufschlag wert? All das und vieles mehr können Sie mit gesundem Menschenverstand und mit relativ einfachen Mitteln selbst beurteilen.
Allerdings muss ich Sie trotzdem ein wenig warnen: Einfacher heißt nicht, dass man Urteilsvermögen in finanziellen Fragen im Tiefschlaf erwerben kann. Ganz ohne ein wenig Rechnerei geht es nicht: Finanzfragen hängen schließlich mit Zahlen zusammen, und das Buch soll Ihnen ja wirklich helfen, in Finanzfragen „selbst zu denken“. Aber keine Angst: Wer die vier Grundrechenarten beherrscht, kann diesem Buch folgen. Wo immer es rechnerisch anspruchsvoller wird, gibt es für die Profis eigene Abschnitte („Mathe-Exkurse“) die zum Verständnis nicht durchgearbeitet werden müssen. Die Konzepte dahinter können Sie auch ohne tiefere Mathematik verstehen.
Wenn Ihnen jemand ein Finanzkonzept verkaufen will, das alle Ihre Fragen und Probleme in einem einzigen Patentrezept lösen soll, oder wie Sie ohne Arbeit ganz schnell reich werden, dann ist das ein Scharlatan. Es gibt keine Patentlösungen, vor allem, weil es viel zu sehr von der individuellen Situation abhängt, ob ein bestimmtes Konzept passt. Kauf von Aktien mag für den Einen Sinn machen, für jemand mit wenig Reserven, der das Geld jederzeit verfügbar haben möchte, kann das gefährlich sein. Auch für die Frage, ob man eine Wohnung kaufen oder mieten soll, gibt es unterschiedliche Antworten. Es gibt aber ein Grundprinzip dahinter, und dieses Grundprinzip heißt „Verständnis“. Wer die wichtigsten Begriffe kennt und wer die Prinzipien dahinter verstanden hat, kann sein eigenes Konzept entwickeln und kann beurteilen, ob ein Bankberater seriös ist oder –wie leider sehr oft- nur seine Produkte verkaufen will. Genau das will dieses Buch erreichen: Verständnis, so dass Sie selbst in der Lage sind, finanzielle Probleme zu verstehen oder auch ihrer Bank etwas genauer auf die Finger zu schauen.
Dank schulde ich meiner Frau für Korrekturvorschläge und Yan Schweitzer, der als finanzwirtschaftlicher Laie wertvolle Tipps zum Verständnis gegeben hat.
Bei Fragen: https://www.ecofinance-klaus-stocker.com
TEIL I
1. I
NFLATION
a. Was bedeutet Geldentwertung?
b. Wie wirkt sich Inflation in Zahlen aus?
c. Merkposten zu Inflation:
2. Z
INS
, K
REDIT UND
G
ELDANLAGEN
a. Zins: gut oder schlecht?
b. Wichtiger Vergleichswert: Der Effektivzins
c. Mathe-Exkurs Effektivzins
d. Realzinsen
e. Mathematik Exkurs zum Realzins
f. Merkposten zu Zins, Kredit und Geldanlagen
3. W
IEVIEL KOSTET ETWAS TATSÄCHLICH?
a. Fixe und variable Kosten
b. Was kostet mich mein Auto wirklich?
c. Autokosten mit verschiedenen Varianten (Exkurs)
d. Fazit: Vor welcher Entscheidung stehen wir?
e. Break-Even Point: Wann lohnt sich eine LED-Birne?
f. „Ohnehin-Kosten“ bei Wärmedämmung
g. Wie teuer ist ein Flug nach London?
h. Einnahmen und Ausgaben koordinieren
i. Merkposten zu Kosten
4. I
NVESTITIONEN
a. Finanz-und Realinvestitionen
b. Die Rendite von Investitionen
c. Wertänderungen: Beispiel Immobilieninvestition
d. Kauf oder Miete?
e. Welches Ziel verfolge ich mit einer Investition?
f. Merkposten zu Investitionen
5. R
ISIKO
a. Volatilität
b. Risiko ist eine relative Größe
c. Merkposten zum Risiko
6. K
LASSISCHE
W
ERTPAPIERE
a. Anleihen
i) Arten von Anleihen
ii) Ratings von Anleihen
iii) Mathe- Exkurs: Wert von Anleihen und Marktzinsen
iv) Merkposten zu Anleihen
b. Aktien
i) Der Dax
ii) Ein Beispiel für ein Aktienpaket
iii) Kennwerte für Aktien
iv) Kann man Aktienkurse vorhersehen?
v) Merkposten zu Aktien
c. Fonds
i) Indexfonds (ETF’s)
ii) Beispielportfolio Fonds
iii) Herbe Kritik an den Fonds
iv) Fazit: Große Vorsicht bei Fonds
d. Nachhaltige und grüne Investitionen
7. S
PEKULATIVE
W
ERTPAPIERE UND
I
NSTRUMENTE
a. Optionen
b. Zertifikate
c. Futures
d. Hedge Fonds
e. Private Equity Gesellschaften
8. S
TRATEGIEN ZUR
P
FLEGE EINES
W
ERTPAPIERDEPOTS
a. Grenzen der Information
b. Chartanalyse
c. Fazit: Strategie und persönliche Vermögenssituation
d. Börsenregeln
9. F
INTECHS
a. Innovative Fintech Angebote
i) Peer- to- Peer Financing
ii) Bonitäts-Checks
iii) Zahlungsverkehr
iv) Serviceorientierte Fin-Techs
v) Robo-Banking
vi) Social Media Banking
b. Checkliste für Fintechs
10. B
ITCOINS UND
K
UNSTWÄHRUNGEN
a. Generierung von Bitcoins
b. Nutzung von Bitcoins
11. D
AS
„H
ANDLING
“
VON
W
ECHSELKURSEN
a. Notierungen und Kurse
b. Kurse wichtiger Währungen
c. Währungsräume
TEIL II: BEISPIELE
12. H
AUS ODER
W
OHNUNG
: K
AUFEN ODER
M
IETEN
?
a. Der klassische Fall
b. Was alles passieren könnte: „Stressanalyse“
i) Zins steigt nachzehn Jahren
ii) Verkauf nach zehn Jahren
iii) Verkauf nach zehn Jahren ohne Wertsteigerung
iv) Notverkauf nach zwei oder drei Jahren
v) Günstigere Alternativmiete
vi) Ein „Worst Case“
vii) Fazit
13. A
KTIENKAUF
: W
AS BRINGEN
K
ENNWERTE?
a. Auswahl der Kennwerte
b. Ergebnis:
c. Tatsächliche Kursentwicklung
14. W
AS TUN, WENN MAN EINE
M
ILLION GEWONNEN HAT
?
15. A
NLAGEN
16. Q
UELLENVERZEICHNIS
17. S
TICHWORTVERZEICHNIS
Wir rechnen normalerweise „nominal“, d.h. wir betrachten die Preise so, wie Sie auf dem Preisschild stehen. Wenn Opa sich aber beklagt, dass vor 30 Jahren ein Bier viel billiger war, weil es in der Kneipe eine Mark gekostet hat (also etwa 50 Euro-Cent), so ist das nur die halbe Wahrheit, denn damals waren auch die Löhne viel niedriger. Um also feststellen zu können, ob dies damals wirklich billig war, müssen wir zur „realen“ Betrachtung übergehen, d.h. wir müssen die Inflation in all den Jahren berücksichtigen.
Inflation, (lat. inflare =aufblasen) bedeutet schlicht die Entwertung des Geldes gegenüber dem Wert von Gütern. Inflation ist nicht gleichmäßig auf alle Waren oder Dienstleistungen verteilt, einige können auch billiger werden (z.B. Mikrochips oder auch PCs), so dass man normalerweise Warenkorb einer Durchschnittsfamilie zugrunde legt. Natürlich passt dieser Durchschnittswarenkorb nicht auf Alle: Eine Familie mit oder ohne Kinder, ein Rentner- oder Studentenhaushalt oder auch eine Familie in München oder in Görlitz werden andere Körbe und auch andere Preisniveaus haben. In den Jahren nach der Finanzkrise nach 2008 gab es überraschenderweise nur relativ bescheidene Erhöhungen der Verbraucherpreise, aber erhebliche Inflationsraten bei Sachwerten und Immobilien. Die „gefühlte“ Inflation nach der Euro-Einführung war vor allem deshalb höher als die vom statistischen Bundesamt ermittelte, weil die Preise besonders bei täglichen Konsumgütern und den Dienstleistungen deutlich gestiegen sind, diese aber in die offizielle Statistik nur zu einem Teil eingehen, denn es gibt auch noch Mieten, Benzin, Telefonrechnungen, Versicherungsprämien, PC’s und Fernsehgeräte, deren Preise eben nicht (oder nicht gleich) gestiegen sind. Es werden auch noch Preisindices für verschiedene Wirtschaftsbereiche errechnet: Verbraucherpreise, Großhandelspreise, Industriegüterpreise oder Immobilienpreise. Als „Normalverbraucher“ werden Sie zuerst auf die Verbraucherpreise achten, aber wenn Sie in naher Zukunft ein Haus bauen wollen, sollten Sie vielleicht ebenso auf den Index der Immobilienpreise ein Auge haben, denn es kann hier große Differenzen geben.
Inflationsraten messen auch immer nur einen Durchschnitt: Wer kein Auto fährt, mit selbst gesammeltem Holz heizt, im abbezahlten eigenen Haus wohnt, dort im Garten Gemüse anbaut und Hühner hält, wird vom offiziellen Anstieg des Verbraucherpreisindexes vielleicht überhaupt nicht betroffen sein. Da aber auch der Einsiedler im Wald nicht weiß, ob nicht vielleicht irgendwann das Holzsammeln nicht mehr möglich ist oder ob er oder sie einmal gezwungen sein wird, wegen Krankheit die eigene Ernte aufzugeben und in die Stadt oder ein Dorf ziehen zu müssen, ist es schon besser, dieses Thema grundsätzlich ernst zu nehmen. Natürlich kann der Einzelne durch intelligentes Konsumverhalten der Inflation ein Schnippchen schlagen, aber immer und vor allem auf lange Sicht wird das nicht gelingen. Wenn Sie sich das Rauchen abgewöhnen, weniger Auto fahren oder den Alkoholkonsum reduzieren, haben Sie meinen Segen, aber es gibt natürlich lieb gewonnene Gewohnheiten, deren Änderung man als einen großen Verlust an Lebensqualität empfinden würde. Im Übrigen ist es auch zeitaufwändig, ständig Preise zu vergleichen und wegen der Sonderangebote den Wocheneinkauf auf ein halbes Dutzend verschiedener Läden zu verteilen.
Längerfristige Inflationsvergleiche sind vor allem bei technischen Geräten problematisch: Die technische Ausrüstung eines heutigen Autos ist kaum noch mit einem Auto aus den sechziger Jahren vergleichbar, dasselbe trifft für einen PC mit einem klobigen Schwarzweiß-Bildschirm und Floppy-Disk aus den achtziger Jahren zu, der übrigens damals noch umgerechnet 3000 Euro gekostet hat. Viele Produkte gab es vor 30 Jahren auch noch gar nicht: Ein Handy oder gar Smartphone, ein E-Book, ein MP- 3-player, ein Navi oder eine LED-Lampe, andererseits ist es fraglich, ob man ein Brathuhn vom damaligen Bauernhof mit einem Batteriehuhn von heute vergleichen kann, das sogar billiger geworden ist. Auch deshalb muss man wissen, dass Inflationsraten nur Anhaltspunkte sein können.
Inflation scheint im Augenblick kein Thema zu sein, sieht man von einzelnen Bereichen wie Mieten in Ballungsgebieten ab. Das war nicht immer so und das muss auch nicht immer so bleiben. In den Siebziger Jahren gab es auch in Deutschland noch Inflationsraten bis 7% und selbst 1992 lag die Geldentwertung noch bei 5%. (https://www.destatis.de).
Eine Inflationsrate von 2% im Jahr, das ist die Rate, welche die Europäische Zentralbank als normal anstrebt, bedeutet auf 20 Jahre, dass sich die Preise um fast 50% (genau 48,6%) erhöhen, bei 5% jährlicher Geldentwertung sind das bereits 165%. Besonders wichtig sind diese Überlegungen bei längerfristigen Entscheidungen, wenn man etwa eine private Versicherung abgeschlossen hat, die im Alter einen festen monatlichen Betrag als Rente, als Zuschuss bei Pflegebedürftigkeit oder beim Tod des Ehepartners garantiert.
Abbildung 1: Realer Wert einer Zahlung von 500 €
Nehmen wir an, Sie haben im Alter von 35 Jahren einen Festbetrag von 500 Euro monatlich beim Erreichen des Rentenalters von 67 abgeschlossen, also in 32 Jahren. Bei einer jährlichen Geldentwertung von nur 2% bedeutet das, dass der Betrag in realer Kaufkraft nur noch 500:(1,0232), also 265 € wert ist („realer Wert“). Bei 5% Inflation jährlich beträgt die reale Kaufkraft dieser monatlichen Rente nur noch 105 € und sollten Sie in einem der vielen Länder leben, in dem die Inflation jährlich 10% beträgt, dann wäre ihre Rente sage und schreibe nur noch monatlich € 23,70 wert (Abbildung 1).
Übrigens gilt das nur zu Anfang Ihres Rentenalters, denn danach geht es im selben Tempo weiter bergab. In so einem Fall kann man eigentlich nur raten, eine solche Versicherung dynamisch abzuschließen, was aber auch bedeutet, dass die Einzahlungsbeträge sich jährlich um den Inflationssatz erhöhen. Man sollte sich vor allem auch darüber im Klaren sein, dass man auf längere Sicht einer solchen Inflation auch durch kluges Kaufverhalten nicht entgehen kann.
Man kann es auch anders herum rechnen: Wenn ein 32 jähriges Paar für eine Dreizimmerwohnung in einer Großstadt heute 800 € bezahlt, so wären das beim Erreichen des Rentenalters bei 2% Inflation rund € 1 508, bei 5% bereits € 3 811 und bei 10% im Jahr würde sich der astronomische Betrag von € 16 891 ergeben. Das ist der Durchschnitt, wenn Sie einen netten Vermieter haben, kann es sein, dass Sie lange Jahre keine Mieterhöhung bekommen. Aber irgendwann stirbt ihr Vermieter und die Kinder sind weniger großzügig, die Wohnung wird an einen Immobilienhai verkauft oder Sie müssen aus beruflichen Gründen umziehen und stellen dann fest, dass die Mieten anderswo enorm gestiegen sind. Alte Menschen, die wegen Auszugs ihrer Kinder aus einer großen Wohnung ausziehen wollen, stellen nicht selten fest, dass die eigentlich angepeilte Zweizimmerwohnung genau so viel oder mehr kostet. Vor allem in Ballungsgebieten haben sich die Mieten in den letzten Jahren deutlich stärker erhöht als die restlichen Lebenshaltungskosten und hier haben Sie allenfalls den Spielraum, aufs Land zu ziehen. Auch das hat Konsequenzen hinsichtlich des gewohnten Wohnumfelds, des Bekanntenkreises und der Erreichbarkeit von Arbeitsplatz, Theater und Schule.
Wenn man von einem „Arbeitsleben“ ausgeht, also etwa von 1960 bis 2005 so entwertete sich das Geld in Deutschland in dieser Zeit um den Faktor 3,7, d.h. 527 damalige D-Mark, also 270 Euro, entsprechen in der Kaufkraft 1000 heutigen Euro. Dies entspricht einer jährlichen Inflationsrate von knapp 3,4% im Jahr. In den USA betrug dieser Faktor übrigens 6,9, was einer jährlichen Inflationsrate von knapp 5% entspricht. (IWF). Wer also glaubt, Inflation wäre heute ein vergangenes Phänomen, möge sich diese Zahlen vor Augen halten. Im Übrigen gibt es auch Länder und Regionen, in denen das noch drastischer aussieht: In den 80er Jahren gab es in Brasilien über mehrere Jahre hin Inflationsraten von bis zu 500% im Jahr und in Russland pulverisierte sich nach der Auflösung der Sowjetunion der Wert des Rubels von etwa 0,6 US-$ auf ein 9000stel eines US-$. Es mag nicht sehr wahrscheinlich sein, aber es gibt auch keinen ökonomischen Grund, der darauf hinweist, dass so etwas in den nächsten 30-40 Jahren nicht auch bei uns passieren kann.
Übrigens kann sich Inflation auch positiv auswirken, nämlich für Schuldner. Dies ist vor allem beim Hauskauf eine wichtige Überlegung, denn ein gleichbleibender Schuldendienst an die Bank wird mit den Jahren, auch im Vergleich zur Miete, „real“ immer weniger, jedenfalls sofern man feste Zinsen vereinbart hat. Die Vor- und Nachteile eines Immobilienkaufs werden wir im Kapitel „Kaufen oder Mieten“ genauer besprechen.
Wir sollten immer zwischen nominaler Betrachtung (Geldsummen so wie Sie auf dem Papier stehen) und „realer“ Betrachtung (inflationsbereinigte Summen) unterscheiden. Dies betrifft Ausgaben wie Einnahmen.
Kurzfristig können Sie die Inflation durch kritisches Konsumverhalten zumindest abmildern. Langfristig ist das kaum möglich, wenn Sie nicht als Einsiedler mit Eigenversorgung leben wollen.
Inflationswerte werden von bestimmten Durchschnittskonsumenten erhoben, Ihr persönliches Konsumverhalten kann davon abweichen. Auch die Preise für Immobilien, Computer oder Energie entwickeln sich möglicherweise völlig anders als der Index für Verbraucherpreise.
Wir müssen mit Inflation leben, aber wir sollten uns vor Geldillusion hüten. Ein fester Betrag von z.B. 500 monatlich ist nun mal in 20 oder 30 Jahren real deutlich weniger wert. Das gefährliche ist, dass Inflation langsam kommt und man das nicht so stark spürt.
Für Schulden kann sich Inflation positiv auswirken, weil der reale Wert der Schulden sinkt.
Niemand weiß genau, wie hoch Inflationsraten in zehn oder zwanzig Jahren sein werden, welche Bereiche sie betreffen oder ob etwa eine weitere Finanzkrise eine totale Geldentwertung nach sich zieht. Wir können nur feststellen: Weil es Inflation in den letzten 100 Jahren immer gegeben hat, vermuten wir, dass es Sie auch in Zukunft geben wird und die EZB strebt ja 2% sogar an. Im Laufe des Buches wird ihr Verständnis dafür wachsen, wie man sich durch kluges Finanzgebaren dem ein oder anderen Fallstrick entziehen kann.
Von lat. „Census“ ist ein Entgelt für die zeitweise Überlassung einer Geldsumme. Zins hat etwas anrüchiges, der Islam verbietet ihn und im Mittelalter war es auch Christen verboten, Zins zu nehmen. Das ist lange vorbei und auch im Islam ist es nicht ganz sicher, ob das Zinsverbot sich nicht auf den „Wucherzins“ (engl. usury) bezieht. Das Problem liegt ja auch in der Tat darin, dass dieses vermutlich zweitälteste Gewerbe der Welt (ähnlich wie beim ältesten Gewerbe) dubiosen Geschäftemachern in die Hände fällt, wenn man es in die Illegalität treibt. Im Islam gibt es inzwischen durchaus erlaubte Formen des Zinses, die aber strengen Regeln unterliegen und im Christentum kam man irgendwann um das 16. Jahrhundert herum (vielleicht auch, weil die Kirche Geld brauchte) zu dem Ergebnis, dass eigentlich nur Wucherzins unchristlich sei, nicht normaler Zins (vgl. Türcke).
Das religiöse Zinsverbot liegt nicht nur daran, dass viele Menschen, die sich in Notsituationen befanden, durch halsabschneiderische Wucherer noch stärker ins Elend getrieben worden sind, sondern auch an einem mangelnden Verständnis der meisten Menschen dafür, dass man für etwas Abstraktes wie das Verleihen von Geld nochmals Geld bezahlen muss. Wenn man sich die Sache genauer ansieht, gibt es durchaus Gründe dafür, dass eine Institution oder auch eine Person, die ihr Geld verleiht, dafür einen Preis nimmt, und zwar:
Die Inflation (Siehe voriges Kapitel) die bewirkt, dass eine in ein paar Jahren zurückgezahlte Summe real weniger wert ist als heute. Die Geldsumme sollte wenigstens ihren realen Wert erhalten.
Das Risiko, eine Summe nicht zurückzubekommen. Davon können Banken durchaus ein Lied singen, die in der Regel mit ein bis zwei Prozent an ausgefallenen Krediten rechnen. Wenn die Bank nicht pleite gehen will, muss Sie sich das verlorene Geld wohl oder übel entweder von den Sparern oder den Kreditnehmern zurückholen. Dabei sind die Ausfallraten je nach Kreditgröße, Zweck und Bankentyp durchaus unterschiedlich.
Die Verwaltungskosten. Anders als bei einer Einzelperson, die ihrer Freundin vielleicht einmal Geld leiht, steht die nette Beraterin bei der Sparkasse an der Ecke nicht zum Nulltarif dort (falls Sie nicht ohnehin schon durch einen Geldautomaten ersetzt worden ist, aber auch dieser muss installiert, nachgefüllt und gewartet werden). Personal, Räumlichkeiten, Computer, Schutz gegen Panzerknacker und die dicken Tresore im Keller kosten Geld. Direktbanken sparen vor allem Personalkosten und geben diese Ersparnisse auch an die Kunden weiter, aber auch hier geht es nicht umsonst. Gierige Banker, die 25 %Kapitalrendite verlangen, haben das Bankwesen leider in Misskredit gebracht, das ändert aber nichts daran, dass dennoch Kosten entstehen.
Es ist also grundsätzlich nichts Verwerfliches am Zins, was aber nicht heißt, dass man nicht wie bei allen anderen Preisen auch, Preisvergleiche durchführen sollte, um nicht unsoliden Geschäftemachern zur Beute zu fallen. Im Übrigen kann ich nur empfehlen, sich diejenige Bank auszusuchen, deren Chefs sich nicht als Finanzhaie positionieren und deren Gebühren und Zinsen (im Vergleich zur angebotenen Leistung) moderat erscheinen. Und damit sind wir zunächst bei der Frage, wie man den Preis, also den Zins so präsentiert, dass man ihn auch vergleichen kann.
Um all die Nebenkosten und die unterschiedlichen Berechnungsmethoden vergleichbar zu machen, hat der Gesetzgeber die Angabe des Effektivzinses vorgeschrieben, den man sich immer ansehen sollte, in Bankräumen muss er sogar aushängen.
Der Effektivzins (auch effektiver Jahreszins) soll vor allem verhindern, dass durch versteckte Zusatzgebühren oder manipulierte Zinsberechnung ein zu niedriger Zins vorgegaukelt wird, und zwar durch:
Weniger mathematisch interessierte sollten sich schlicht bei jedem Angebot diesen Effektivzins ansehen bzw. darauf bestehen, dass er schriftlich im Vertrag genannt wird, wenn ihnen der Wert merkwürdig kommt, dann lassen Sie ihn sich erklären. Sie werden nichts Wesentliches versäumen, wenn Sie die Rechnung nicht nachvollziehen können. Sie sollten aber darauf achten, dass Ihnen nicht im Kleingedruckten noch Zusatzkosten aufgebürdet werden, wobei vor allem Restschuldversicherungen umso beliebter und teurer sind, je windiger der Kreditanbieter ist, denn wer Kredite an jeden und möglichst auch noch ohne Schufa vergibt, muss sich natürlich anderweitig absichern.
Wer sich vor den vier Grundrechenarten nicht fürchten, soll sich in dem folgenden Mathe-Exkurs die Beispiele ansehen.
Der Effektivzins wird nach der folgenden Formel berechnet:
Ein Kredit über 5000 €, der in fünf Jahren in gleichen Raten zurückbezahlt wird. Die Zinsen betragen 5% auf den ausstehenden Kreditbetrag.
In diesem Fall müssen zuerst die Zinsen errechnet werden, was am besten in einer Tabelle geschieht, denn mit jeder Rückzahlung reduziert sich der geschuldete Betrag und damit auch der Zins (Tabelle 1).
Tabelle 1
Wenn keine weiteren Kosten dazukommen, dann beträgt der Effektivzins genau wie der Nominalzins 5%:
Betragen die Bearbeitungsgebühren 2%, also € 100, so erhöhen sich die Gesamtkosten auf € 850 und damit steigen die Effektivzinsen auf 5,67%:
Wie man sieht, gibt es also durchaus Differenzen und der Effektivzins macht dies sichtbar. Das gleiche gilt übrigens auch für Sparguthaben, wobei es hierbei weniger Manipulationsmöglichkeiten durch Zusatzgebühren gibt, aber beispielsweise bei Investmentfonds gibt es die weit verbreitete (Un)-Sitte hoher Ausgabeaufschläge, d.h. Sie zahlen beispielsweise für den Gegenwert eines Fonds mit 10 000 € Wert noch einmal 5%, also 500 Euro Aufschlag, wodurch sich ihre Effektivverzinsung (vor allem bei den heutigen niedrigen Zinsen) drastisch vermindert.
Wenn, was bei Anschaffungsdarlehen meist üblich ist, die Zinsen monatlich berechnet und bezahlt werden müssen, dann muss in der Formel für den Effektivzins im Zähler 2 · 12(Monate)=24 stehen, im Nenner die Laufzeit in Monaten + 1 (also bei 24 Monaten dann 25).
Tabelle 2 zeigt ein ausführliches Beispiel mit einer Kreditlaufzeit von 24 Monaten bei einem Kreditbetrag von 4 800 € und monatlichen Zinsen von 0,5%, rückzahlbar in 24 Monatsraten á 200 € („Tilgungsdarlehen“). Hier gibt es wegen der monatlichen Rückzahlungen noch mehr Manipulationsmöglichkeiten, die insbesondere darin bestehen, dass Sie zwar monatlich zurückzahlen, aber bis Jahresende auf den vollen Betrag Zinsen zahlen. Wenn Ihr Banker das richtig ausgerechnet hat, denn müsste er ihnen mitteilen, dass Sie entsprechend Tabelle 2 in den zwei Jahren genau € 300 an Zinsen zahlen müssen. Wenn keine weiteren Nebenkosten anfallen, so entsprechen diese € 300 genau 6% Effektivzins im Jahr, also 12·0,5%:
Tabelle 2
Sie zahlen monatlich 200 € über einen Zeitraum von 24 Monaten zurück und wenn Ihnen die Zinsen monatlich berechnet und entsprechend die Rückzahlungen auch monatlich von der Restschuld abgezogen werden, dann zahlen Sie entsprechend jeden Monat um genau einen Euro weniger Zinsen (0,5% von 200 €) was sich insgesamt auf 300 € addiert.
Tabelle 3: Annuitätenmethode
Für Puristen der Finanzmathematik noch eine abschließende Bemerkung: Die Errechnung der Effektivzinsen ist im Gesetz so vorgeschrieben, obwohl Sie eigentlich im Computerzeitalter überholt ist. Eine dynamische Methode würde den Cash-Flow exakt in Monaten oder Jahren aufzeichnen und einen internen Zins errechnen. Diese Methode ist natürlich genauer, die Ergebnisse weichen aber nur bei sehr hohen Zinsen und sehr langen Laufzeiten deutlich von der statischen Methode ab.
Zinsen sollten immer vor dem Hintergrund der Inflationsrate gesehen werden. Der Quotient aus Zins und Inflationsrate (Realzins) sagt mir, ob ich beispielsweise mit meinem Sparplan den realen Wert meines Geldes erhalte. Es gibt Länder, in denen die Zinsen bei 12% liegen, allerdings wird da auch die Inflationsrate um 12% herum liegen, so dass die Sparer gerade ihre Kaufkraft erhalten können. Ein Land mit 3% Zins, aber 2% Inflation bietet eine bessere Realverzinsung. Zins und Inflationsrate wirken sich auch auf den Wechselkurs aus.
Übrigens sollten Sie angesichts der gegenwärtigen niedrigen Zinsen auch nicht in Panik verfallen: Bei Nullzinsen und 1,5% Inflation werden sie jedes Jahr um 1,5% ärmer (Realzins minus 1,5%), in früheren Jahren gab es schon mal 2% Sparzinsen und 4% Inflation, da wären Sie jedes Jahr um 2% ärmer geworden, aber viele haben das vor Freude über den Zinsbetrag auf dem Konto gar nicht gemerkt. Wie wir aus Abbildung 2 sehen, waren die Realzinsen -immer bezogen auf den Index der allgemeinen Lebenshaltungskosten und nicht etwa der Immobilienpreise- häufiger negativ als positiv.
Abbildung 2: Realzinsen (Zins/ Lebenshaltungskosten)
Quelle: Eigene Grafik nach Daten der Bundesbank
Bei der Einführung des Euro ging man davon aus, dass die Zinsen überall im Euroraum prinzipiell gleich sind. Prinzipiell heißt, dass es durchaus noch Unterschiede gibt, aber nicht nach Ländern, sondern nach Typ (Kredit oder Sparguthaben), nach Laufzeit, Höhe des Betrages, Bonität des Schuldners usw. Um diese Gleichheit zu gewährleisten, hat man die so genannten Maastricht-Kriterien eingeführt (auch Konvergenzkriterien genannt), die u.a. vorschrieben, dass sich die Staatsverschuldung in gewissen Grenzen halten muss, damit es nicht zu verschieden hohen Inflationsraten in den Euroländern kommt. Wir alle wissen, dass diese Kriterien nicht eingehalten wurden. So kam es in Spanien (und einigen anderen Mittelmeerländern)zwischen 2000 und 2005 zu einem Immobilienboom, der in einer „Blase“ endete und der letztlich durch niedrige Realzinsen befeuert worden war: Während in Deutschland zwischen 2000 und 2005 die Inflationsrate bei 1,5% lag, stieg sie in Spanien auf etwa 4%. Der Leitzins der europäischen Zentralbank, der um 2000 noch bei 4,75% gelegen hatte, wurde wegen der schwachen Wirtschaftslage u.a. in Deutschland 2002 auf 2% gesenkt. Auch wenn man keine Kredite in der Höhe des Leitzinses bekommt, bedeutete dies doch, dass die Zinsen für langfristige Immobilienkredite auf etwa 4% fielen, auch in Spanien. Mit einem Realzins von 0 wurde der spanische Immobiliensektor enorm befeuert, was schließlich zu einer jährlichen Erhöhung der Immobilienpreise von 10% und mehr führte, d.h.der Realzins für Immobilienkredite wurde negativ. Wenn ich einen Kredit für 4% bekomme, für ein Sparguthaben vielleicht 2-3%, aber die Hauspreise jedes Jahr um 10% steigen, dann handelt es sich um negative Realzinsen und das bedeutet, dass ich mich als Sparer jedes Jahr weiter von meinem Wunsch nach einem eigenen Haus entferne. Was folgt daraus? Richtig, wer immer konnte, nahm sich einen Kredit und kaufte, bevor die Preise noch weiter stiegen. Dies führte schließlich zu immer weiter steigenden Hauspreisen, bis 2008 die aus den USA herüberschwappende Finanzkrise (wo es auf dem Immobilienmarkt dieselben Probleme gegeben hatte)der Bereitschaft der Banken, weitere Kredite zu vergeben, ein Ende setzte. Dies führte zu einem Platzen der Blase, also einem plötzlichen starken Fallen der Immobilienpreise, mit der weiteren Folge, dass viele Kredite gar nicht mehr vom Wert der gekauften Immobile gedeckt waren und die Banken ihre Kredite zurückriefen, mit bekannten Folgen einer massiven Wirtschaftskrise.
Abbildung 3 zeigt die Situation einer spanischen Immobilienkäuferin graphisch. Sie bekommt einen Kredit für 4% Zins p.a., während die Immobilienpreise um 10% jährlich steigen. Gleichzeitig nehmen wir an, sie bekäme für ein Sparguthaben 3% im Jahr.
Abbildung 3: Entwicklung von Immobilienpreisen, Kredit und Sparguthaben