Sex im Dritten Reich - Carsten Krystofiak - E-Book

Sex im Dritten Reich E-Book

Carsten Krystofiak

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Beschreibung

Einerseits propagierten sie "Zucht und Sitte", andererseits wetterten sie gegen "spießiges Muckertum" – die Haltung der Nazis zu Lust und Erotik war seltsam zwiespältig. Das führte zu manchen ungewollten Folgen, die das Regime nicht einkalkuliert hatte. Weshalb wurde der Reichsparteitag 1936 zum "braunen Woodstock"? Warum machten sich die "Volksgenossen" über den "Reichsschamhaarmaler" und den "Bock von Babelsberg" lustig? Und wie sah es im Liebesleben der Nazi-Bonzen aus? Über welche schlüpfrigen Witze lachte Hitler? Dieses Buch erzählt die – oft unfreiwillig komische, bis zuweilen gruselige – "Sittengeschichte" der Nazi-Ära anhand seriöser Quellen.

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Seitenzahl: 38

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Carsten Krystofiak

Sex im Dritten Reich

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Sex im Dritten Reich

I. Der Zeitgeist

Impressum neobooks

Sex im Dritten Reich

Carsten Krystofiak, Münster 2016

Einleitung

Allgemein herrscht vom Dritten Reich die Vorstellung einer lustfeindlichen Diktatur, die alle Sinnlichkeit und Emanzipation brutal unterdrückte und ausschließlich zur Züchtung von „Kanonenfutter“ instrumentalisierte. Doch zwischen der offiziellen Propaganda, dem wahren Bild sowie unbeabsichtigten Folgen der Regimepolitik, klafften große Unterschiede.

Der Historiker Sebastian Haffner schreibt in seinen bekannten „Anmerkungen zu Hitler“: „Der Zug zum Körper- und Sexkult, der in den zwanziger Jahren abgefahren war, dampfte im Dritten Reich ungebremst weiter.“ Haffner nennt dafür drei Gründe: Erstens die Auflösung der Klassengesellschaft, die schon im späten Kaiserreich einsetzte und sich auch unter Hitler weiter fortsetzte. Zweitens den Machtverlust der Kirche und ihrer Sexualmoral der Enthaltsamkeit. Und drittens die nicht mehr aufzuhaltende Gleichberechtigung der Frau.

Natürlich haben die Nazis weibliche Emanzipation in ihrer Propaganda stets scharf abgelehnt. Doch tatsächlich war ihre Haltung merkwürdig widersprüchlich: Es wurde die „deutsche Zucht und Sitte“ gepriesen – und gleichzeitig gegen „spießiges Muckertum“ gewettert. Besonders offensichtlich ist dieser Widerspruch bei den „First Ladies“ des Dritten Reiches wie Magda Goebbels oder Eva Braun. Sie entsprachen so gar nicht dem offiziellen Propagandabild der deutschen Frau: Beide frönten Nikotin und Alkohol, trugen Schminke, teure Mode und amüsierten sich gerne. Aber auch über die einfachen Volksgenossen brauste eine braune Sexwelle: FKK war hip, „Arbeitsmaiden“ halfen im knappen Sportkostüm bei der Ernte, unverheiratete Mütter wurden vom Staat gegen Diskriminierung in Schutz genommen.

Die Nationalsozialisten hatten die Körper der Menschen zu Staatseigentum erklärt. Doch konnten sie kontrollieren, was die Menschen mit dem Staatseigentum anstellten?Wir gehen auf Spurensuche…

Warnhinweis:

Dieses Buch enthält NICHT in jedem Absatz einen mahnenden Fingerzeig auf die Unmenschlichkeit und unbestreitbaren Verbrechen der Nationalsozialisten. Auch fehlt die permanente Wiederholung von Schlagworten wie „Größenwahn“, „Rassenwahn“ etc.

Der Leser sollte ausreichend intelligent, reif und moralisch selbständig sein, um die richtigen Bezüge selbst herstellen zu können. Daher erfolgt das Weiterlesen ab hier auf eigene Verantwortung.

I. Der Zeitgeist

Staatskunst im Dritten ReichHitlers Sekretär Martin Bormann wurde einmal von seinem Sohn gefragt: „Papa, was ist eigentlich Nationalsozialismus?“ Bormann antwortete: „Nationalsozialismus ist der Wille des Führers!“ Das Parteiprogramm der Nazis war reine Makulatur – Hitlers Meinung war das Gesetz des Dritten Reiches. Das galt auch für die Kunst, denn darin fühlte sich Hitler als Experte.

Correggios fast schon pornographisches Gemälde „Leda und der Schwan“ zählte zu Hitlers Lieblingsbildern. Ihn interessiere vor allem „das Farben- und Schattenspiel im Hintergrund“, versuchte Hitler seine Begeisterung für das erotische Motiv zu rechtfertigen, wie Ernst Hanfstaengl, Pressechef der NSDAP, nicht ohne Häme berichtet.

Besonders schwärmte der verhinderte Maler Hitler für die klassische Antike. Das Menschenbild der alten Griechen erschien ihm als Ideal des edlen Menschen schlechthin. Kein Wunder, dass es in der Nazi-Ära nur so vor Gemälden und Plastiken wimmelte, die muskulöse, makellose und vor allem – nackte Körper zeigten.

Im Haus der Deutschen Kunst in München begegnete der sinnenfrohe Volksgenosse hinter jeder Ecke einer nackten Dame – in Bronze, Stein oder Öl. Die Bildhauer Breker und Thorak schufen barbusige Amazonen zuhauf. Wegen seiner detaillierten Darstellung nackter Körper bekam der Präsident der Akademie der bildenden Künste, Adolf Ziegler, im Volksmund den Spitznamen „Reichsschamhaarmaler“. Postkartendrucke von Bildern wie „Bäuerliche Venus“ (die sich vor dem Zubettgehen auszieht) fanden reißenden Absatz. Auch die SS-eigene Porzellan-Manufaktur Allach bot in ihrem Katalog neben Schäferhund-Nippesfiguren eine größere Auswahl nackter Körperdarstellungen. Die Fülle der Aktskulpturen war Anlass vieler Witze unter den Volksgenossen.

Hitler war in seiner Verehrung für die Antike „hingerissen in der Bewunderung alles Starken und Schönen und damit des Gesunden und Lebensfähigen!“ Teilweise trieb diese Bewunderung skurrile Blüten: Zu den Eröffnungsumzügen der Großen Münchner Ausstellungen im Haus der Deutschen Kunst zogen bis zu fünftausend Männer und Frauen in Togas auf historischen Motivwagen durch die Stadt. Zur Sensation wurde 1938 ein besonderes Spektakel im Nymphenburger Schloßpark: In „Leiber-Bildern“ stellten nackte Darstellerinnen die mythologische Götterhochzeit dar. Im ganzen Reich war diese „Nacht der Amazonen“ tagelang Gesprächsthema. Nur Fotos suchte man in den Zeitungen zum allgemeinen Bedauern vergeblich – die hatten die Machthaber dann doch lieber zensiert...

Fotografie

Heiß begehrt war das Fotomagazin „Deutsche Leibeszucht“, das vor Nacktbildern wimmelte. Die Aktfotos wurden mit ideologischen und fototechnischen Begleittexten bemäntelt. Ab 1940 erschienen die Bilder dann ganz ohne Alibi-Kommentare. Die gewagten Aktfotos in den Großformat-Mappen der „Lichtbild-Kunstblätter“ mit Titeln wie „Enthüllte Schönheit“ erschienen sogar ohne Nennung der Fotografen.