Sex mit Gefühl - Roberto Tempesta - E-Book

Sex mit Gefühl E-Book

Roberto Tempesta

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Beschreibung

Obwohl (oder gerade weil?) Sex die natürlichste Sache der Welt ist, bekommt man sie von niemandem erklärt - zumindest nicht so offen und detailliert, wie ich es in diesem Buch tue. Ich kläre junge Männer darüber auf, dass ihr Orgasmus keine Selbstverständlichkeit ist. Ich behaupte, dass der Vaginalorgasmus möglich ist und erkläre Männern, wie sie diesen anregen können. Ich gebe lustvolle Tipps und hilfreiche Antworten, ohne gehemmte Distanz. Ich möchte Zufriedenheit beim Sex für beide. Mehr nicht und doch so viel

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Buchbeschreibung:

Hinter diesem Buch stand für mich die Idee, das Aufklärungsbuch zu schreiben, das ich selbst mit 17 Jahren verzweifelt gesucht hatte. Mein eigenes Sexualleben war von „trial & error“ sowie von „learning by doing“ geprägt, und so geht es auch heute noch den meisten Jugendlichen und jungen Männern. Es gibt ein paar gute Bücher über die männliche Sexualität, aber kein einziges Aufklärungsbuch für 16- bis 20-jährige Heterosexuelle. Obwohl (oder weil?) Sex die natürlichste Sache der Welt ist, bekommt man sie von niemandem erklärt. Dabei gibt es nirgendwo so viele Missverständnisse, die einem besonders in jungen Jahren das Leben schwer machen. Ich habe seit 1983 an diesem Buch geschrieben, nachdem mir ein Orgasmus geschenkt wurde, der meinen ganzen Körper ergriff und meinen Kopf ausschaltete.

Über den Autor:

Roberto Tempesta geboren in der frühen 1960er Jahren in Bochum. Bereits sein Ur-Ur-Großvater verschlug es vom Piemont in den Norden. Vom Bau des Gotthard-Eisenbahntunnel wanderte er weiter bis zur Zeche Westphalia nach Dortmund …

Es ist ein Pseudonym, um die lebenden Personen zu schützen.

Danksagung:

Danke für Deine Unterstützung Anne West (auch ein Pseudonym).

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Gedanken zur Zeit

Kindheit ade

Das große Missverständnis

Von der Zicke zur Traumfrau – die Entdeckung der Mädels

Party Time

Väter pubertierender Töchter

GEFÜHL und der Wandel zum Wettbewerb

Schmusen, küssen, fummeln oder petting

Klammerblues, Schmusen, Küssen … wie ging es weiter?

1978 – Die Geschichte (mit) der O

Das 1. Mal

Untätigkeit erlauben, Schwäche zeigen

Sprechen über Sexualität

Orgasmus des Mannes

Zeremonien

Selbstbefriedigung

Körper-Details von Mann und Frau

Körpersprache

Geschlechtskrankheiten

AIDS

A Beratungsstellen Jugendliche in Österreich

CH Beratungsstellen Jugendliche in der Schweiz

D Beratungsstellen Jugendliche in Deutschland

Tipps

Internationale Abkürzungen um das Thema Sex

Schlusswort

01 Vorwort

Warum der Titel „Sex mit Gefühl“ Herausgeber und andere Menschen vom Fach warnten mich vor dieser Schlagzeile. Ich verbinde die Inhalte des Buches mit dem großgeschriebenen Wort GEFÜHL. Es kommt auf das an, was in dir schlummert, um aus Sex sehr guten Sex zu machen. Das GEFÜHL ist auf gar keinen Fall das Härter-Werden deines Schwanzes. Das nennt sich Geilheit.

Um Zugang zu deiner Sexualität zu finden, brauchst du dieses innere GEFÜHL. Ohne das Gespür für dich selbst hast du wenig Entwicklungsmöglichkeiten, um zu deiner eigenen Lust zu kommen. Du kannst onanieren, bis der Arzt kommt. Du kannst rammeln wie ein Weltmeister. Ist das gelebte Lust, die dich auf Dauer befriedigt? Wenn du in dich hineinhorchst, wirst du spüren, dass da ein Wollen, ein Wünschen tief in dir verankert ist. Wenn du deine Ruhe, deinen inneren Frieden erreichst, dann hast du eine echte Chance, ein gutes, lustvolles, ausgeprägtes Sexualleben zu genießen und nicht nur dieses Rein und Raus und Abspritzen, das dir die Pornoindustrie als Halleluja in deine Großhirnrinde eingemeißelt hat. Rammeln ist kein Lustgewinn.

Dieses Buch soll dir bei der Beantwortung einiger Fragen helfen. Verwicklungen mit meiner Sexualität hatte ich zuhauf und habe ich immer noch ein wenig. Die Aufklärungsbücher, die ich in die Finger bekam, waren entweder sehr wissenschaftlich oder trugen ihre Bezeichnung zu Unrecht.

Genießen zu können, lässt sich (wieder-)erlernen, wenn Mann in der Lage ist, sich auf die Frau einzustellen und sich selbst dabei nicht zu vergessen. Es gibt keine Zwangsbeglückung, denn Lust unterliegt dem Nehmen-und-geben-Prinzip. Wenn du beispielsweise mit Pseudo-Hingabe ihre Klitoris bearbeitest, nach ihrem Orgasmus fieberst, dich ausschließlich auf ihre Reaktionen konzentrierst und ihre Lust – sei es nun Bluff oder die zarte Wirklichkeit – als Applaus für dein Können interpretierst, dann hast du dich selbst zum Werkzeug degradiert. Nur die Lust, die du selbst beim Sex empfindest, kann von deiner Geliebten ohne Schranken angenommen werden.

Ich möchte ein Buch über GEFÜHLE schreiben. Im Grunde genommen reicht nur der eine Satz: „Mache grundsätzlich nur das, was dir und der Frau Spaß macht, und tue es nur dann, wenn ihr beide wirklich Lust habt.“

Du wirst in Sachen Sex in dieser Gesellschaft auf eine harte Probe gestellt. Es ist die „natürlichste Sache der Welt“, die dir keiner erklärt, im Grunde genommen auch keiner erklären kann. Richtig gelesen! Du musst deine Sexualität für dich finden, indem du ausprobierst und übst. Erforsche deine Vorlieben, deinen und ihren Körper.

02 Gedanken zur Zeit

„Nicht, weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ – „Wer überall ist, ist nirgendwo.“ – „Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, dass wir so offenbare Dinge nicht gewusst haben.“ Seneca war einer der meistgelesenen römischen Schriftsteller seiner Zeit. Er wurde im Jahr 4 vor Christus geboren und starb mit 69 Jahren, also vor etwa 1952 Jahren. Es gibt Wahrheiten, die bleiben.

Im Außen verändert sich viel. Manchmal rasant. Die Menschheit kann sich mit Autos schneller fortbewegen. Durch das Mobiltelefon und das Internet ist Kommunikation technisch gesehen einfacher geworden. Die Missverständnisse haben neue Plattformen aufgespürt.

Ich habe seit 1983 an diesem Buch geschrieben. Da war ich 21 Jahre jung. Zum ersten Mal fertiggestellt war es Mitte der 1980er-Jahre, und es gab erfolgversprechende Reaktionen von Verlagen, aber gedruckt wurde es nicht. Es ist ein sehr autobiografisches Buch, weil ich viele Fragen hatte, die mir die sogenannten Aufklärungsbücher nicht beantworten konnten (oder wollten). Ich habe selbst Antworten gefunden, die ich Jahre später teilweise durch Fachliteratur bestätigt bekam.

Worauf ich mich hier einlasse, wenn ich mein Sexualleben in dieser Art nach außen kehre, weiß ich auch nicht, aber es wird Zeit, es zu tun. Viele Themen schneide ich nur an, weil es den Rahmen oder das Ziel des Buches sprengen würde, all meine weiterführenden Gedanken zu Papier zu bringen.

Das Thema AIDS ist wichtig, aber die notwendigsten Infos müssen reichen, weil diverse Gruppen im Internet und die „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ ihren Job gut machen. Sexuelle Perversionen oder die BDSM-Szene sind spannend, aber darüber sollen Männer und Frauen schreiben, die sich damit auskennen und Spaß daran haben oder hatten. Erkrankungen gibt es zuhauf, aber ich bin kein Arzt. Schwanz- und Mösengrößen werden deklariert in Größeneinheiten wie A350 und BNsal-24H, was der angebliche Ideal-Typus ist. Wen interessiert das? Gebt BNsal-24H ins Web ein und ihr werdet fündig.

Ich will grob über das große Thema Sexualität berichten und ganz konkret werden, wenn es darum geht, wenn Möse und Schwanz zusammenwirken. Stimmt, da fällt mir ein, dass dies kein Schwulenbuch ist. Ich bin hetero und habe letztendlich keine Ahnung, was bei Schwulen abgeht und was nicht. Ich habe schwule Freunde, aber ich habe auch gute Freundinnen, die malen können, und dadurch werde ich auch nicht automatisch zum Kunstkenner.

Da ich beim Sex nicht alles erlebt habe und vieles nicht erleben will oder aus anderen Gründen nicht erleben werde, wird auch dieses Buch unvollendet bleiben. Das Leben ist voller Entwicklungen…Weiter so!

Dies ist die überarbeitete Urfassung von 1990 – geschrieben von einem jungen Mann, der die Zeilen zwischen seinem 21. und 28. Lebensjahr schrieb. Es mag sich viel geändert haben, aber nicht der Sex, der Orgasmus und das Gefühlsleben. In diesem Sinne – taucht mit mir in die Vergangenheit ein, die zugleich auch Zukunft ist.

03 Kindheit ade

Sommer 1969: Woodstock, die erste Mondlandung, Gerd Müller, Fußballer, und Eddy Merckx, Weltsportler des Jahres. Willy Brandt wurde Bundeskanzler und ich war 7 Lebensjahre jung und stieg aus meiner Kindheit aus.

Was für ein grandioser Ort! Hinter dem Planschbecken lag ich unter der Holztreppe versteckt. Marina, die beste Freundin meiner älteren Schwester, gesellte sich zu mir. Ich fand das voll doof, weil sie kein eigenes Versteck gefunden hatte. Sie robbte an mich heran, nahm meinen Kopf, drehte mein Gesicht zu sich und küsste meine Stirn, meine Wange, meinen Mund! Dann sprang sie auf und lief davon. Ich blieb liegen – noch eine ganze Weile.

Ja, es war geheimnisvoll, prickelnd, grenzüberschreitend, feucht und ruckartig und zu schnell vorbei. Es war der erste Kuss einer „Frau“, kein Tantenkuss, kein Mutterkuss. Es gab keine Wiederholung, kein klärendes Gespräch.

04 Das große Missverständnis

In welchem Elternhaus bist du aufgewachsen? Gehen deine Eltern offen mit Nacktheit um? Oder weißt du gar nicht, wie deine Eltern nackt aussehen? Wie lange hast du körperliche Nähe im positiven Sinn mit deinen Eltern erlebt? Oder ist da eher eine Kälte, eine Distanz zwischen euch? Wann haben dich deine Eltern zum letzten Mal richtig herzlich umarmt, zu dir gesagt, „Schön, dass du mein Kind, mein Sohn, meine Tochter bist“? Hoffentlich geht es dir da besser als mir.

Meine Eltern sind mit sehr wenig körperlicher Nähe aufgewachsen. Meine Mutter wurde kurz vor dem Zweiten Weltkrieg im November 1938 als achtes Kind geboren. In den Kriegswirren wurde sie häufig zu ihrer bereits verheirateten Schwester ins Siegerland abgeschoben. Ihr Bruder war der Einzige, der ihr Zuneigung zeigte. Er wurde 1945 als Soldat in Italien erschossen. Die Gefühlskälte, die sie erleben musste, übertrug sie auf mich und meine Schwestern. Kinder leiden im Krieg. Es muss nicht die Tellermine sein, die das Bein wegsprengt.

Alles, was wir in den ersten fünf Lebensjahren nicht selbst erfahren, übertragen wir auch nicht instinktiv weiter, sondern nur, wenn wir sehr aufmerksam durchs Leben gehen, uns erinnern und unser Handeln bewusst steuern.

Erst nach neun Generationen hat eine Zivilbevölkerung einen Krieg verdaut – nach 225 Jahren.

Der Vater meines Vaters war ein Patriarch. Sein Hobby war das Boxen. Mein Vater hat mich in seinem Leben nicht ein einziges Mal von sich aus in den Arm genommen. Als ich seine Nähe mit 13 Jahren suchte, ihn umarmen wollte, stieß er mich weg und sagte: „Ich bin nicht schwul.“ Das war‘s.

Ich bin damit aufgewachsen, dass körperliche Nähe gleichzusetzen ist mit Sexualität. Anders kannte ich es nicht. Ich hatte nur so ein Gefühl, dass da etwas fehlte, konnte es jedoch nicht beschreiben. Es war ein diffuser Wunsch nach Nähe, den ich in mir spürte. Ich ahnte, dass es Berührung ohne Sexualität gab, die nicht auf Geilheit beruhte. Das war so etwas Instinktives.

Als Ersatz für körperliche Nähe haben wir sonntagmorgens im Bett gerauft, alle Kinder gegen Papa, bis einer von uns dreien heulte, weil in dem Durcheinander immer irgendwas passierte. Einmal hat mich mein Vater mit zu viel Wucht vor die Bettkante geschleudert – keine Absicht. Er tröstete mich, während ich schrie, meine Mutter kam, und mein Vater ließ mich los und trollte sich mit schlechtem Gewissen. Zu viel Schmerz und Aufwand hatte seine wunderbare Fürsorge gekostet, als dass ich sie hätte wiedererleben wollen.

Doch habe ich beobachtet, was für eine herzliche Körperlichkeit mein Vater im Spiel mit meiner jüngeren Schwester Elena zelebrieren konnte. Er spielte Balu, den Bären, und sie Mogli. Elena saß auf seinem Schoß, und sie sangen zusammen: „Versuch’s mal mit Gemütlichkeit.“

Ich stand als Steppke (6 Jahre) daneben und wünschte mir nichts sehnlicher, als das auch einmal zu erleben – Aber er war ja nicht schwul. Den kleinen Sohn zu berühren, das ging nicht – höchstens kurz zum Trösten. Passiv erlebte ich Berührung, sah, dass und wie sie erfolgt, aber habe sie eben nicht selbst erlebt, nicht gespürt. Ich bin nicht berührt worden. Nicht umarmt worden. Diese spielerische Körperlichkeit habe ich nur beobachten können. Ich fürchte, viele Jungen erleben nur wenige Berührungen. Wie sollen junge Väter etwas zeigen und vorleben, was sie nicht von ihrem Papa gelernt haben?

Mausgraue Mittagsdämmerung, meterhohe Schneeverwehungen bei minus sechs Grad Celsius. Der Wind pfiff kräftig durch die Ritzen, und die anderen tollten längst miteinander im Schnee. Ich lag allein im Raum mit den Etagenbetten. Nur Fieber war es, nichts Ansteckendes, weswegen ich das Bett hüten musste. Kein Buch, kein Comic, keine Musik. Einfach nur eintönige Leere um mich, und dann …

… kam sie.

Ihr Kopf schob sich durch den Türspalt – hübsch, brünett. Sie lächelte, und ich fragte nicht, was sie wollte, freute mich einfach. Margherita. Sie schlüpfte wie eine Katze hinter mich unter meine Decke und nahm mich von hinten in die Arme.

Ich spürte, wie meine Körperstarre langsam wich, fühlte mich gut, angenommen, nicht mehr allein. Ich war vier Jahre jung und sie, siebzehn Jahre älter. Später, mit zwanzig, sah ich eines Tages ein Foto von ihr, sah, wie hübsch sie gewesen war – damals. Ich wollte gern wieder ins Allgäu, um ein paar Stunden im Bett mit ihr zu verbringen.