Shaolin - In acht Schritten zu mehr Energie und innerer Balance - Dr. Thomas Späth - E-Book
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Shaolin - In acht Schritten zu mehr Energie und innerer Balance E-Book

Dr. Thomas Späth

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Beschreibung

Dieses Buch lüftet aus erster Hand das Geheimnis der Energie-Balance der Shaolin-Mönche aus erster Hand Sie kennen ihr mentales Potenzial und haben die Fähigkeit, mit ihrer Energie optimal umzugehen. In diesem Buch lernen Sie, mit der Weisheit der Shaolin-Mönche zu mehr Energie und einem besseren inneren Gleichgewicht zu gelangen. Acht konkrete Schritte ermöglichen es Ihnen, Ihre Kräfte nicht nutzlos zu verpulvern, sondern sie möglichst effektiv für Ihre Ziele einzusetzen. Und Sie erfahren, wie Sie immer wieder neue Energie aufbauen können. Ziel ist es, den täglichen Anforderungen gerecht zu werden und dabei immer in einer optimalen Balance zu bleiben. In vier Schritten geht es dabei um Ihr geistiges, in vier weiteren um Ihr körperliches Gleichgewicht. Shi Yan Bao ist Shaolin-Mönch und Kung-Fu-Trainer, Dr. Thomas Späth vermittelt als renommierter Coach Shaolin-Wissen praxisnah für den westlichen Alltag.

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Seitenzahl: 163

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»Wir sind immer in einer Übergangsphase.«

TRUNGPA RINPOCHE | buddhistischer Meditationsmeister (1939–1987)

Wie Sie Energie gewinnen und erhalten

Seit vielen Jahren arbeiten wir in Seminaren, Trainings und Coachings zusammen, um Menschen darin zu unterstützen, gesünder, ausgeglichener und glücklicher zu leben. Nach dem Erfolg unseres ersten Buches »Shaolin – das Geheimnis der inneren Stärke« zeigen wir nun Wege auf, die zu mehr Energie und Gleichgewicht im Leben führen. Wir bringen die Weisheiten und Strategien der jahrtausendealten Shaolin-Philosophie mit den aktuellsten Erkenntnissen aus Hirn-, Resilienz- und Embodiment-Forschung, Verhaltenspsychologie, systemischer Therapie sowie Sport- und Ernährungswissenschaften zusammen. Konkret bedeutete das: Wir beschäftigen uns damit, wie Menschen Energie gewinnen und wie sie verhindern können, diese allzu schnell wieder zu verlieren. Schaffen wir es, bewusst und gezielt das »Nehmen und Geben« von Energie in Balance zu halten oder zu bringen, sorgen wir nachhaltig für Gleichgewicht in unserem Leben. Die Shaolin-Mönche sind Meister im Umgang mit Energie und Gleichgewicht. Von ihnen können wir viel darüber lernen, auch für unseren Alltag.

Shi Yan Bao

Dr. Thomas Späth

Im Gleichgewicht leben

Gleichgewicht ist keine statische Größe. Es entsteht vielmehr durch einen permanenten und ausgewogenen Wechsel von Gegensätzen oder Richtungen. Die acht Shaolin-Strategien für ein Leben im Gleichgewicht helfen uns, unsere Energie zu mobilisieren und im ständigen Auf und Ab des Lebens unsere Mitte zu finden. Geist und Körper werden dabei gleichermaßen angesprochen, damit wir auf allen Ebenen Glück, Zufriedenheit und Gelassenheit erreichen.

Gleichgewicht ist nicht Stillstand

Ein wissensdurstiger Schüler fragte einst den großen Shaolin-Meister Bodhidharma: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Lehren wirklich verstehe, kannst du sie mir in einfachen Worten erklären?« Darauf entgegnete Bodhidharma: »In einer Nussschale serviert, lautet meine Lehre: Alles verändert sich, nichts bleibt gleich.«

Na, das ist ja nichts Neues – sagen da wahrscheinlich unser Verstand und unsere Alltagserfahrung. Aber erleichtert diese Erkenntnis auch wirklich unser Denken, Fühlen und Handeln, wenn wir negative Gedanken, leidvolle Gefühle und destruktive Handlungen erleben? Ist uns diese Erkenntnis wirklich präsent, wenn wir an den wunderschönen Momenten unseres Lebens kleben bleiben und versuchen, sie möglichst bis an das Ende unserer Tage festzuhalten oder ständig zu wiederholen? Hilft dieses »Alles verändert sich, nichts bleibt gleich« im Alltag wirklich, unseren Wunsch nach einem absoluten Fixpunkt oder die Illusion, »alles im Griff zu haben«, aufzulösen? Und was ist eigentlich Gleichgewicht, wenn sich alles verändert und nichts gleich bleibt?

Yin und Yang

Das bekannte Yin-und-Yang-Symbol (siehe >) versinnbildlicht das Shaolin-Verständnis von Gleichgewicht. In der chinesischen Weltsicht sollen wir Menschen mit den beiden Urkräften Yin und Yang im Einklang leben. Keine der beiden soll dominieren. Vielmehr geht es um einen ständigen harmonischen Wechsel, wie er zum Beispiel in der Natur zu beobachten ist, etwa im Wechsel zwischen Ebbe und Flut, Tag und Nacht oder Sommer und Winter. Yin und Yang ergänzen einander und bringen sich gegenseitig hervor.

Es zeigt sich also: Hinter dem Gleichgewicht stecken Gegensätze. Und so offenbart sich uns auch das Leben, nämlich in einem ständigen Wechsel zwischen Gegensatzpaaren, zum Beispiel als hell und dunkel, kalt und warm, kraftvoll und kraftlos, glücklich und unglücklich.

Das Wesentliche am Yin-und-Yang-Symbol ist jedoch der Kreis, der das Gegensatzpaar umschließt. Die beiden Gegensätze sind Teile des Ganzen. Das eine kann ohne das andere nicht existieren. Das wird auch durch die kleinen Kreise innerhalb der Teile symbolisiert. Wir könnten zum Beispiel hell gar nicht wahrnehmen, gäbe es dunkel nicht, wir könnten kalt nicht spüren, gäbe es warm nicht. Wir könnten kraftvoll nicht erleben, gäbe es kraftlos nicht, wir könnten Glück nicht fühlen, gäbe es Unglück nicht. Um »ganz« zu sein, um letztendlich überhaupt zu sein, brauchen wir diese sich immer wieder abwechselnden Gegensätze.

Der ständige fließende Wechsel

Gleichgewicht ist also nicht Stillstand, nichts Festes, nichts Statisches, nichts, was man festhalten kann. Gleichgewicht ist Wechsel, Wandel, permanente Veränderung. Gleichgewicht ist wie das Auf und Ab der Wellen im Meer. Wellen kann man nicht festhalten, aber – Wellen kann man surfen. Gleichgewicht braucht Anpassungsfähigkeit und Wachsamkeit. Eine Grundregel beim Surfen heißt: »Je stärker die Wellen, desto mehr Flexibilität ist gefordert.«

Im Alltag bedeutet Gleichgewicht ebenfalls einen Zustand ständiger Veränderung, nämlich den stetigen Wechsel von Spannung und Entspannung, von Leistungs- und Regenerationsphasen, von verplanter und freier Zeit, von Energie-Verbrauchen und -wieder-Auftanken, von bewegten und ruhigen Phasen, von Herausforderungen und anschließender Müdigkeit – und manchmal vielleicht sogar Überforderung und Erschöpfung. Das alles gehört zum Menschenleben wie die Nacht zum Tag, das Schlafen zum Wachsein und die Freude zum Leid. Die moderne Medizin und Hirnforschung bestätigen diese alten chinesischen Weisheiten übrigens eindrucksvoll. Ein westlich-wissenschaftlicher Ausdruck für diese Zusammenhänge ist das Balance-Modell (siehe >).

Weisheitsgeschichte

Ein Mann führte auf seiner Suche nach dauerhafter Zufriedenheit und Glück ein Leben voller Entbehrungen und strenger Askese. Eines Tages gingen zwei Musikanten an dem Baum vorüber, unter dem er saß. Einer der beiden sagte zum anderen: »Spann die Saiten deiner Gitarre nicht zu fest, oder sie werden reißen. Und lass sie nicht zu locker hängen, denn dann kannst du darauf keine Musik machen. Halte dich an den mittleren Weg.«

Diese Worte trafen den Mann mit solcher Wucht, dass sie seinen Weg der Suche grundlegend veränderten. Er war überzeugt, dass die Worte des Musikanten für sein Ohr bestimmt gewesen waren. Und von dieser Minute an gab er alle strengen Grundsätze auf und begann einem Weg zu Zufriedenheit und Glück zu folgen, der leicht und hell war, dem Weg der Mäßigung, dem mittleren Weg.

Mäßigung in allen Dingen – der mittlere Weg

»Nichts Extremes ist von Dauer« sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Die erste der Shaolin-Herangehensweisen zu Gleichgewicht, Gesundheit, Kraft und Glück ist Mäßigung in allen Dingen. Mäßigung steht im Gegensatz zu Übermäßigem. Mäßigung heißt, die Wellen in eine bestimmte Richtung selbst zu beeinflussen, sie mitzugestalten. Wenn wir beispielsweise eine Nacht durchmachen, exzessiv trinken und völlern, erzeugen wir eine Welle, die wir am nächsten Tag deutlich zu spüren bekommen. Im Gegensatz dazu kennen wir wahrscheinlich alle das sehr gute Gefühl von Ausgeglichenheit und Wohlbefinden, wenn wir ausreichend schlafen und angemessen essen und trinken – wenn wir uns also maßvoll verhalten.

Annehmen statt Verdrängen, Loslassen statt Festhalten

Eine zweite Herangehensweise der Shaolin-Mönche ist die Betonung von »Annehmen« im Gegensatz zu »Ablehnen« oder »Verdrängen« sowie von »Loslassen« im Gegensatz zu »Festhalten«. Wie alle buddhistischen Lehren betrachtet auch die Shaolin-Philosophie das »Festhalten« (Anhaften) und »Ablehnen« (Aversion) als die Kernursache allen Leidens, allen Ungleichgewichts. Wellen kommen, Wellen gehen. Lohnt es sich, eine Welle des Unglücks mit aller Kraft abzulehnen oder zu verdrängen? Lohnt es sich, eine Welle des Glücks um jeden Preis festzuhalten? In jedem Fall handelt es sich um ein wenig erfolgversprechendes Unterfangen, und es zeigt sich: Schwierigkeiten machen uns weniger die Phasen von Unausgeglichenheit, Unzufriedenheit, Unglück und Schmerz, sondern das Nicht-annehmen-Wollen, das Nicht-Akzeptieren dieser unangenehmen Phasen. Die Ablehnung dieser unangenehmen Phasen hilft uns nicht weiter. Sie gehen nicht schneller vorbei, wenn wir versuchen, sie zu verdrängen. Und Ablehnung und Verdrängung kosten Kraft. Wertvolle Kraft, die wir durch einen gelassenen, annehmenden Umgang mit unangenehmen Lebensphasen sparen können und dadurch für andere, förderliche Einstellungen und Handlungen zur Verfügung haben. Damit ist aber nicht das Festhalten-Wollen von glücklichen Phasen gemeint! Auch dieses Unterfangen verbraucht unnötig Kraft, denn festhalten funktioniert nicht, weil sich alles ohnehin verändert. Richten wir also unsere wertvolle Energie und Lebenszeit lieber auf die Dinge, die wir wirklich beeinflussen können, und darauf, wie wir Zufriedenheit, Gleichgewicht, Gesundheit, Kraft und Glück im Leben fördern.

»Ich bin glücklich, wenn ich auch mal einen Tag unglücklich sein darf.«

Pierre Stutz | Schweizer Theologe *1953

Die vier Ebenen des Glücks

Zufriedenheit ist die Grundlage von Glück. Gleichgewicht ist die Grundlage von Zufriedenheit, Gesundheit und Kraft, was wir in den nachfolgenden Kapiteln noch ausführlich behandeln. Doch wenden wir uns zunächst dem Glück zu.

Die erste Ebene des Glücks

Die zweite Ebene des Glücks

Auf dieser Ebene des Glücks sind die Gefühle von Ausgeglichenheit, Frieden und Gelassenheit im Zustand fokussierter innerer Ruhe angesiedelt, bei Abwesenheit von Gedanken und Bewertungen. Diese Gefühle stellen sich ein, wenn wir vollständig in wohltuende Bewegungen eintauchen, etwa beim Skifahren, Surfen, bei Ballsportarten, beim Schwimmen, Reiten, Tanzen oder beim Wandern in schöner Natur. Auch hingebungsvolles Singen, Musizieren und handwerkliches oder schöpferisches Tun, wie beispielsweise Malen, Töpfern, Schnitzen oder Basteln, können derartige Gefühlszustände erzeugen. Auch Zustände tiefer Entspannung und anhaltender Betrachtung (so diese wohlwollend oder ohne Bewertung vor sich geht), etwa beim Beobachten spielender Tierkinder, beim Seele-baumeln-Lassen in schöner Natur, beim Meditieren, bei Yoga, Qigong und Autogenem Training, können solche Gefühle herbeiführen.

Das Prinzip dieser zweiten Ebene des Glücks ist die entspannte und gleichzeitig bewusste (achtsame) Sammlung und Ausrichtung (Fokus) von Aufmerksamkeit. Im Gegensatz dazu steht Zerstreuung. Dieser Zustand entsteht häufig durch eine schnelle Aufeinanderfolge von Außenreizen und durch das gedankliche Hintergrundrauschen, das oft unbewusst und diffus im schnellen Wechsel unterschiedlichste Gefühle und Handlungen auslöst. Zerstreuung verbraucht Energie, Sammlung und Bewusstheit – also Fokus und Achtsamkeit – dagegen erzeugen Energie.

In den folgenden Kapiteln zeigen wir einfache, aber wirkungsvolle Übungen, die unsere Fähigkeit zur bewussten Sammlung fördern und entwickeln. Dabei legen wir den Fokus auf die Techniken, bei denen wir ohne äußere Hilfsmittel auskommen und allein auf unsere inneren Fähigkeiten und unseren inneren Reichtum zurückgreifen. So bleiben wir unabhängig vom Außen und schaffen in uns die Voraussetzungen für Gleichgewicht, Zufriedenheit, Gesundheit und Glück.

Die dritte Ebene des Glücks

Die Glücksempfindungen dieser Ebene sind die Folge der unmittelbaren Erfahrung und Einsicht, dass alles sich verändert und nichts gleich bleibt. Gelingt es uns in einem weiteren Schritt, diese Erfahrung und Einsicht – durch regelmäßiges Üben von Sammlung (Fokus) und Bewusstheit (Achtsamkeit) – in Alltagssituationen zu übertragen, eröffnen sich tiefes Vertrauen, Zuversicht und Gelassenheit auf Dauer – die dritte Ebene des Glücks. Es geht also darum, die zweite Ebene des Glücks nicht dem Zufall zu überlassen, sondern darum, das, was ihr zugrunde liegt, auszubilden und zu trainieren.

Wir Menschen sind geprägt von einem Weltbild, das auf unsere steinzeitlichen Vorfahren zurückgeht. Damals, als Menschen kaum älter als 40 Jahre wurden, ging es um Nahrungsbeschaffung, Sicherung der Umgebung und die Aufzucht von Nachkommen. Das Leben heute ist länger und wesentlich komplexer und erfordert neue Strategien, um es zu meistern. Unser einfaches Weltbild, das sich auf die sinnlich wahrnehmbare Welt und die Verrichtung von Alltagsnotwendigkeiten richtet, wird auf der dritten Ebene des Glücks erweitert um die Qualitäten des Loslassens und Annehmens von Veränderungen. Und es wird erweitert um die Einsicht, dass wir Veränderung selbst mitgestalten können. Diese umfassendere Weltsicht liegt nicht nur dem Buddhismus und der Shaolin-Philosophie zugrunde, sondern auch aktuellen westlichen Erklärungsmodellen, beispielsweise aus der Hirnforschung oder der Verhaltenspsychologie. Einige der acht Shaolin-Strategien, insbesondere in Kapitel 2 und 3, beschreiben konkrete Wege zu den heilsamen Zuständen dieser dritten Ebene des Glücks und helfen Ihnen, die Qualitäten Loslassen, Annehmen und Gestalten in sich zu verankern.

Die vierte Ebene des Glücks

In dem Grundsatz »Alles verändert sich, nichts bleibt gleich« steckt jedoch auch eine Gefahr. Denn wenn alles sich permanent verändert und sowieso nichts wirklich fest existiert, kann das auch zu einer Einstellung völliger Beliebigkeit, Orientierungs- und Sinnlosigkeit führen. Dieser Gefahr begegnet Shaolin – wie alle buddhistischen Richtungen – dadurch, dass die Einstellung von »liebevoller Güte, Wohlwollen, Wertschätzung und Mitgefühl« sich und anderen Wesen gegenüber in den Mittelpunkt des Denkens, Fühlens und Handelns gestellt wird. Diese Einstellung wird – wie übrigens auch im Christentum – als höchster Wert betrachtet und durch praktische Übungen und entsprechende Handlungen entwickelt. Diese Grundeinstellung »zum Wohle aller Wesen« wirkt wie ein innerer Kompass, der – egal ob wir momentan am Esstisch, in der Tiefgarage oder bei der Arbeit sind – konsequent die Richtung vorgibt. So wird die freie Energie, die aus der tiefen Einsicht entsteht, dass alles sich verändert und nichts gleich bleibt, auf die glückbringenden Gedanken, Gefühle und Handlungen ausgerichtet: Liebe, Mitgefühl, Wohlwollen, anderen Gutes tun, geben, schenken, helfen, unterstützen sind Beispiele hierfür. Gemäß der buddhistischen Shaolin-Tradition befinden wir uns nun auf der vierten Ebene des Glücks.

Wichtig ist jedoch, dass wir liebevolle Güte und andere altruistische Einstellungen auch für uns selbst entwickeln. So entsteht ein Gleichgewicht zwischen gesundem Egoismus und hingebungsvollem Altruismus. Nur wenn wir genügend Energie und Gleichgewicht für uns selbst generieren, können wir auch unterstützend für andere da sein. Das ist ein wichtiger Grundsatz der Shaolin-Mönche.

»Die glückbringendste Form von Egoismus ist Altruismus.«

Dalai Lama | Oberhaupt der tibetischen Buddhisten *1935

Info Glück in der Hirnforschung

Die moderne Glücks- und Hirnforschung bietet zahllose Belege dafür, dass durch liebevolle und mitfühlende Gedanken, Gefühle und Handlungen die stärksten Glücksgefühle in Menschen entstehen. Nachzulesen sind die wissenschaftlichen Ergebnisse dazu beispielsweise

in dem Buch »Der Glücks-Faktor« von Professor Martin Seligman – der Leitfigur der Glücksforschung und laut der Zeitschrift »Psychology Today« der »Freud des 21. Jahrhunderts«,in dem Buch »Glück« von Dr. Matthieu Ricard, einem Molekularbiologen – mittlerweile buddhistischer Mönch und Berater des Dalai Lama – undin den Büchern »Prinzip Menschlichkeit« und »Schmerzgrenze« des Medizinprofessors und Psychotherapeuten Joachim Bauer.

Dynamisch im Fluss

Die Geschichte vom Hochseilartisten (siehe >) beschreibt anschaulich, was Gleichgewicht eigentlich wirklich bedeutet: Es ist zu verstehen als dynamisches Fließgleichgewicht, ist also alles andere als ein statischer Zustand. Im Gegenteil, wir, oder besser gesagt, unser Denken, Fühlen und Handeln bewegen uns permanent und innerhalb meist kurzer Phasen zwischen zwei Gegensätzen hin und her, ganz wie der Hochseilartist auf dem Seil.

In diesem Sinne beschreibt Gleichgewicht also einen dynamischen Prozess, der unterschiedliche Phasen durchläuft – wie das auch das Balance-Modell auf > veranschaulicht. Wir können uns diese Phasen als Wellen vorstellen, die abwechselnd Wellenkämme und Wellentäler durchlaufen. Wie hoch der Ausschlag der Welle zwischen Spitze und Tal ist, bezeichnet die Physik als Amplitude.

Surfen auf den Wellen des Lebens

Und wie der Hochseilartist auf dem Seil versucht, ein Kippen in die eine oder andere Richtung permanent auszubalancieren, können wir versuchen, auf den Wellen elegant »zu surfen«: Einerseits heißt das, nach einer Phase erbrachter Hochleistung gut für uns zu sorgen und uns Erholung zu gönnen. Andererseits können wir uns dahin trainieren, die Spitzen der Amplituden aktiv zu puffern, also diese bis zu einem gewissen Grade auch mitzugestalten. Auf das Leben übertragen, bedeutet das: Über- und Unterforderung, Stress und Erschöpfungszustände rechtzeitig zu erkennen, zu mindern, auszugleichen oder im besten Fall gar nicht erst entstehen zu lassen. Wie Sie das am besten schaffen können – dabei hilft Ihnen dieses Buch.

Es geht also weniger darum, das Gleichgewicht statisch zu halten, sondern einen passenden Ausgleich zur aktuellen Phase zu finden, um zu starke Ausschläge zu verhindern – vergleichbar einem Surfer, der beides braucht, Wellentäler und Wellenkämme, um einen guten, prickelnden und kraftvollen Wellenritt zu meistern. Oder dem Seiltänzer, der nur durch den Ausgleich der unvermeidlichen Schwankungen zum Artisten, zum Künstler wird.

Das Leben ist voller Impulse, die uns aus dem Gleichgewicht bringen können. Wie aber durchlaufen wir die Wellen kraftvoll und mit Freude und finden, wie der Seiltänzer, schnell zurück in unser Gleichgewicht? Wie werden wir zum (Lebens-)Künstler? Darum geht es im Kern in diesem Buch. Die folgenden acht Kapitel zeigen Ihnen den Weg zu einem aktiven Gleichgewichtmanagement im Sinne eines kraftvollen Wellenritts. Zuvor aber beleuchten wir einige wichtige Hintergründe. Sie werden Ihnen helfen, Ihr Leben in Richtung Energie und Gleichgewicht zu verändern – wenn Sie es denn möchten.

Weisheitsgeschichte

Ein Kind schaut staunend einem Hochseilartisten zu, wie er in schwindelerregender Höhe über ein schmales Stahlseil balanciert. Als der Hochseilartist nach einer Weile wieder unten ankommt, rennt das Kind sofort zu ihm hin und fragt voller Bewunderung: »Wie machst du das nur, dass du nie dein Gleichgewicht verlierst?« Darauf erwidert er: »Ich habe mein Gleichgewicht ständig verloren, aber ich finde es auch sofort wieder.«

Wo stehe ich jetzt, und wo will ich hin?

Wie geht es mir eigentlich momentan? Das klingt nach einer schlichten Frage. Aber ist sie wirklich so einfach zu beantworten? Meist müssen wir dazu schon einen Moment innehalten und in uns hineinhorchen.

In der Regel tut uns dieses In-uns-Hineinhören sehr gut. Und trotzdem: Im Alltag scheint uns die nötige Zeit dafür oft zu fehlen. Allzu schnell laufen wir Gefahr, unser inneres Befinden einfach außer Acht zu lassen. Doch genau dieses Wissen – Klarheit zu haben über unsere eigene Befindlichkeit – ist notwendig, wenn wir uns oder etwas verändern möchten. Bevor wir den nächsten Schritt gehen können, müssen wir also prüfen, wo wir stehen. Vier Lebensbereiche sind ein hilfreicher Kompass für unsere Balance: Leistung, Körper, Kontakt und Muße. In allen spielen zwei Ressourcen eine zentrale Rolle: Zeit und Kraft.

Leistung

Dies ist der Bereich, der am unmittelbarsten mit Zeit und Kraft verknüpft ist. Denn physikalisch wird Leistung als Arbeit pro Zeit definiert. In der Arbeit wiederum steckt die Kraft, denn Arbeit ist physikalisch Kraft mal Weg. Wenn wir also etwas leisten, dann verbrauchen wir diese beiden Dinge: unsere Kraft und unsere Zeit. Im Beruf wird Leistung gefordert, sei es, um Geld zu verdienen, um etwas zu bewegen oder um Anerkennung zu erhalten. Doch meist ist es damit nicht getan. Auch nach Feierabend gehen die Leistungsansprüche weiter. Entweder stellen sie andere an uns – unsere Partner, Familien oder Freunde – oder wir selbst, etwa für sportliche Ziele, Weiterbildung, Engagement in Vereinen oder Politik. All diese Dinge erfordern unsere Zeit und unsere Kraft.

Körper

Vielleicht kennen Sie diesen oder ähnliche Sätze: »Früher habe ich regelmäßig Sport getrieben, heute bleibt mir dafür keine Zeit.« Es ist der körperliche Ausgleich, der häufig als Erstes geopfert wird, wenn die Alltagsanforderungen zunehmen – keine Zeit, keine Lust, keine Kraft. Doch dieser körperliche Ausgleich ist für unser Wohlbefinden unerlässlich. Menschen, die eine Krise erfolgreich gemeistert haben – was seine Zeit braucht und viel Kraft kostet –, sind sich darüber meist sehr bewusst. Denn die schmerzliche Erfahrung, etwa eine schwere Krankheit oder der Verlust eines geliebten Menschen, führt zu einer gesteigerten Sensibilität gegenüber körperlichen Signalen. Und sie führt darüber hinaus zu der Einsicht, dass körperliche Bedürfnisse nicht ignoriert werden sollten. Es ist also wichtig, wahr- und ernst zu nehmen, was der Körper uns sagt, und über den Körper den Ausgleich zur Leistung zu finden.

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