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Vor über 10 Jahren hat Südwestmetall, einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände in Deutschland, eine Arbeitsgruppe aus Geschäftsführern, Produktionsleitern und Arbeitspolitikern aus ganz unterschiedlichen Mitgliedsfirmen des Verbandes gegründet. Diese Arbeitgruppe hatte das Ziel, die notwendigen Rahmenbedingungen für den Erhalt von Produktionsarbeit in Deutschland zu beschreiben. Das Ergebnis wurde 2006 veröffentlicht und hat dazu beigetragen, eine arbeitspolitische Debatte auszulösen und vermeintlich nicht veränderbare Vereinbarungen und Organisationsstrukturen in Frage zu stellen. Südwestmetall hat die Ergebnisse im Rahmen der Initiative "Sicherung von Produktionsarbeit" aufgegriffen, in den letzten Jahren weiterentwickelt und die daraus abgeleiteten Lösungsansätze sowohl in die öffentliche Diskussion eingebracht, als auch im Rahmen von Veränderungsprozessen in Mitgliedsfirmen einfließen lassen. Unterstützt wurde dieser Prozess durch Studienreisen nach Japan und China, um dort vor Ort von den weltbesten Unternehmen - in Bezug auf Lean-Management - zu lernen. Dabei sollten die mitgereisten Unternehmensvertreter nicht kopieren, sondern ihren eigenen Weg zu einem wertschöpfungsorientierten und wettbewerbsfähigen, also schlankem, Unternehmen zu finden. Im vorliegenden Buch werden Leitsätze, Thesen und Handlungsempfehlungen sowie Erfahrungen aus über 10 Jahren Initiative "Sicherung von Produktionsarbeit in Deutschland" detailliert beschrieben sowie deren Entwicklung aufgezeigt.
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Vorwort
Grußworte
Der Expertenkreis
Einleitung
Sicherung Produktionsarbeit in Deutschland
5.1. Ausgangslage für „SiPro“
5.2. Die Thesen
5.3. Arbeitspolitische Herausforderung und Handlungsbedarf
5.4. Das Modell SiPro (2006)
5.4.1. Konzentration auf die Wertschöpfung
5.4.2. Systematische, methodenbasierte Rationalisierung
5.4.3. Geführte Gruppenarbeit
5.4.4. Anforderungsgerechte Stellenbesetzung und Qualifizierung
5.4.5. Personalentwicklung und Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit
5.4.6. Zeitorganisation
5.5. Vorgehensweise SiPro
5.5.1. Potentialanalyse
5.5.2. Studienreise nach Japan und China
Erfahrungen und Erkenntnisse aus Umsetzungsprojekten in Unternehmen
6.1. Der Einsatz von Methoden
6.2. Voraussetzungen für Veränderungsprozesse
6.3. Effizientes und innovatives Führungssystem
6.4. Erfolgsfaktoren
6.4.1. Einführungsprozess
6.4.2. Unternehmensführung und -kultur
6.4.3. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
6.4.4. Arbeitnehmer
6.4.5. Arbeitnehmervertreter
6.4.6. Kernprozesse
6.4.7. Betriebsmittel
6.4.8. Schnittstelle zur Produktion
6.4.9. Gestaltungsprinzipien und Methoden
6.4.10. Zusammenfassende Betrachtung der Erfolgsfaktoren im Unternehmenssystem
Sicherung von Produktionsarbeit (2016)
7.1. Feststellungen und Leitfragen
7.1.1. Ohne Produktionsarbeit gibt es in Deutschland keine Wohlstandsbasis
7.1.2. Das Produktivitätsniveau in Deutschland ist zur Sicherung der Arbeitsplätze nicht ausreichend.
7.1.3. Nicht einzelne (Produktions-)Arbeitsplätze konkurrieren, sondern Prozessketten und -netzwerke
7.1.4. Der Führungsprozess hat eine zentrale Bedeutung
7.1.5. Den Unternehmen wird zunehmend die Verantwortung für die Gesundheit der Beschäftigten übertragen
7.1.6. Leitfragen
7.2. Die Thesen
7.2.1. Arbeitsorganisation
7.2.2. Digitalisierung und Industrie 4.0
7.2.3. Rationalisierungs- und Verbesserungsprozesse
7.2.4. Globaler Wettbewerb und Kundenorientierung
7.2.5. Innovative Produkte und Dienstleistungen
7.2.6. Einfache Tätigkeiten
7.2.7. Veränderte Wertmaßstäbe
7.2.8. Erhalt der Beschäftigungs- und Leistungsfähigkeit
7.3. Die Handlungsfelder
7.3.1. Unternehmensführung
7.3.2. Führungskräfte
7.3.3. Arbeitsorganisation
7.3.4. Verbesserungsmanagement
7.3.5. Arbeitspolitik
7.3.6. Gesetze und Tarifverträge
Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Die Autoren
Bild 1: Konzentration auf den Wertschöpfungsprozess
Bild 2: Kontinuierliche Verbesserung zur Erreichung der Unternehmensziele
Bild 3: Standardisierung als Basis eines erfolgreichen Verbesserungsprozesses
Bild 4: Kleine Gruppen zur nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsprozesse
Bild 5: Richtige Führung fördert eine gute Fehlerkultur
Bild 6: Training „on the job“ durch die Führungskräfte
Bild 7: Anforderungen an Führungskräfte
Bild 8: Initiative Sicherung von Produktionsarbeit
Bild 9: Mögliche Standorte der Firmenbesichtigungen
Bild 10: Besuch bei Toyota, Kyushu
Bild 11: Einflussgrößen auf die Arbeitspolitik
Bild 12: Lohnstückkosten und Produktivität international
Die Zukunft der Produktionsarbeit in Deutschland wird nach wie vor sehr kontrovers diskutiert. Insbesondere wenn es darum geht, die hierfür erforderlichen Strukturen und Rahmenbedingungen (innerhalb und außerhalb der Betriebe) zu benennen und diese auch konsequent einzufordern, gehen die Meinungen oft auseinander.
Vor über 10 Jahren hat sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Geschäftsführern, Produktionsleitern und Arbeitspolitikern aus ganz unterschiedlichen Mitgliedsfirmen von Südwestmetall, das Ziel gesetzt, die notwendigen Rahmenbedingungen für den Erhalt von Produktionsarbeit in Deutschland zu beschreiben. Das Ergebnis wurde 2006 veröffentlicht und hat dazu beigetragen, eine arbeitspolitische Debatte auszulösen und vermeintlich nicht veränderbare Vereinbarungen und Organisationsstrukturen in Frage zu stellen.
Südwestmetall hat die Ergebnisse im Rahmen der Initiative „Sicherung von Produktionsarbeit“ aufgegriffen, in den letzten Jahren weiterentwickelt und die daraus abgeleiteten Lösungsansätze sowohl in die öffentliche Diskussion eingebracht, als auch im Rahmen von Veränderungsprozessen in Mitgliedsfirmen einfließen lassen. Unterstützt wurde dieser Prozess durch Studienreisen nach Japan und China, um dort vor Ort von den weltbesten Unternehmen - in Bezug auf Lean-Management - zu lernen. Dabei sollten die mitgereisten Unternehmensvertreter nicht kopieren, sondern ihren eigenen Weg zu einem wertschöpfungsorientierten und wettbewerbsfähigen, also schlankem, Unternehmen zu finden.
Stärker denn je müssen sich heute Unternehmen aktiv mit der Aufgabe befassen, die Unternehmensprozesse zu optimieren und die vorhandenen Verbesserungspotentiale zu nutzen. Deshalb ist es die gemeinsame Aufgabe aller Beschäftigten, Verschwendungen in allen Arbeitsprozessen und Unternehmensbereichen zu erkennen, zu vermeiden und zu reduzieren, um somit die Wertschöpfung im gesamten Unternehmen zu erhöhen.
Die Erfahrung zeigt, dass sich so Produktionsarbeitsplätze in Deutschland sichern und auch ausbauen lassen. Notwendig sind hierfür schlanke und leistungsfähige Strukturen in den Unternehmen sowie eine Unternehmens- und Führungskultur, die solche Veränderungsprozesse aktiv und authentisch zulässt und konsequent einfordert.
Die letzten Krisenjahre haben gezeigt, dass es mit der Bereitschaft zur permanenten Veränderung in Unternehmen und einer innovativen Tarif- und Arbeitspolitik gelingen kann, Produktionsarbeit - auch einfache Arbeit - an unserem Standort wettbewerbsfähig zu halten. Die Initiative „Sicherung von Produktionsarbeit“ leistet hierfür einen hohen Mehrwert für unsere Mitgliedsfirmen.
Peer-Micheal Dick
Hauptgeschäftsführer Südwestmetall
Prof. Dr. Sascha Stowasser, Institut für angewandte Arbeitswissenschaft
Produktionsarbeit muss in Deutschland gesichert – sogar gestärkt – werden. Nur so schaffen wir es, den für unsere Volkswirtschaft notwendigen aus der Industrie kommenden Antrieb zu erhalten. Wie die vergangenen Jahrzehnte bestätigen, floriert eine Wirtschaft nur dann, wenn sie auch über einen nicht zu vernachlässigenden Industrieanteil verfügt.
Wenn „Made in Germany“ weiterhin die weltweite Bedeutung wie bislang erfahren soll, dann müssen Qualität, Produktivität und Flexibilität wesentliche Zielvorgaben für die Unternehmen sein. Gemäß dem arbeitspolitischen Grundverständnis zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sind zwei Punkte zwingend erforderlich:
die deutschen Unternehmen entwickeln, produzieren und vertreiben innovative und produktive Prozesse und Produkte
die deutschen Unternehmen entwickeln und verfügen über qualifizierte, leistungsfähige und motivierte Beschäftigte.
Ich begrüße die Aktivitäten von Südwestmetall zur Sicherung der Produktionsarbeit in Deutschland sehr. Wesentliche Bestrebungen von SiPro zielen auf die Erfüllung der obengenannten beiden Punkte – Prozesse und Beschäftigte - ab. Der Verband setzt entscheidende Trends und unterstützt zielgerichtet die Mitgliedsunternehmen: Produktivitätsoptimierung, kontinuierliche Verbesserung und Flexibilität der Arbeitsorganisation funktionieren auch in deutschen Unternehmen aller Größen und Branchen. Um die kontinuierliche Prozessverbesserung und Produktivitätsoptimierung in deutschen Unternehmen zu gewährleisten, muss dies durch eine starke Führung eingefordert und gefördert werden. Die Führung findet ganz nah man Prozess statt.
Gelingt es den deutschen Unternehmen die Erkenntnisse von Südwestmetall konsequent auf die eigene, individuelle Unternehmenssituation umzusetzen, werden wir einen großen Schritt machen, der in der Folge nicht nur die Bedeutung „Made in Germany“ stärkt, sondern auch die Produktionsarbeit in Deutschland nachhaltig absichert.
Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser Direktor des ifaa-Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, apl. Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Prof. Dr. Ralf Neuhaus, Hochschule Fresenius Düsseldorf
Seit fast 20 Jahren beschäftige ich mich mit der Produktionsoptimierung und -gestaltung – sowohl als Berater bzw. Begleiter von Unternehmen als auch im Rahmen wissenschaftlicher Forschung. In diesem Zusammenhang habe ich mit mehr als 100 Unternehmen zusammengearbeitet und festgestellt, dass für keinen anderen Unternehmensbereich eine derartig große Anzahl an Veröffentlichungen und Managementmethoden wie für die Produktion und produktionsnahen Bereiche existiert. Kein Unternehmensbereich hat eine derart langlebige sowie namens- und variantenreiche „Karriere“ gemacht wie der Bereich des Produktionsmanagements. Treiber hierfür ist der niemals endende weltweite Bedarf nach einer Verbesserung der Effektivität und Effizienz in der Produktion.
Vor über 10 Jahren durfte ich dabei sein, als sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Geschäftsführern, Produktionsleitern und Arbeitspolitikern aus ganz unterschiedlichen Unternehmen, sich das Ziel setzte, die notwendigen und z.T. längst überfälligen Rahmenbedingungen für den Erhalt von Produktionsarbeit in Deutschland zu beschreiben. Das erarbeitete Ergebnis hat seinerzeit sowohl in der Wissenschaft als auch in der betrieblichen Praxis heftige Debatten ausgelöst, da als nicht veränderbar geltende Paradigmen hinterfragt und z.T. sogar als wirkungslos dargestellt wurden.
Als Südwestmetall die Ergebnisse, Erkenntnisse und Diskussionsinhalte im Rahmen der Initiative „Sicherung von Produktionsarbeit“ aufgriff und in operationalisierbare Vorgehensweisen übersetzte, konnte ich auch diesen Prozess fachlich begleiten, insbesondere im Rahmen von Veränderungsprozessen in Mitgliedsfirmen von Südwestmetall. Darüber hinaus zeigten die von Südwestmetall initiierten und durchgeführten Studienreisen nach Japan und China, dass dort in den besuchten Unternehmen hinsichtlich der Ausgestaltung und Umsetzung von „Lean-Methoden“ und ganzheitlichen TQM-Konzepten von den „Weltbesten“ gelernt werden konnte. Bei diesen Reisen wurde den mitgereisten Unternehmensvertreter, und mir selbst auch, immer wieder vor Augen geführt, dass vielmehr eine entsprechende Geisteshaltung des Managements, die nicht mit asiatischer Kultur zusammenhängt, und die konsequente Umsetzung von individuell angepassten Managementkonzepten einen eigenen Weg eines Unternehmens zu einem flexiblen, innovativen, wertschöpfungsorientierten und damit wettbewerbsfähigen Unternehmen kennzeichnet.
Die vielen Jahre der Begleitung der Initiative „Sicherung von Produktionsarbeit“ und die mit ihr erzielten Erfolge haben gezeigt, was in Deutschland erreicht werden kann, wenn ausgetretene Pfade des Denkens und Handelns verlassen und neue Wege konsequent gegangen werden. Ich danke der Initiative „Sicherung von Produktionsarbeit“ dafür, dass ich sie diese vielen Jahre begleiten durfte und wünsche ihr weiterhin den Erfolg, den sie verdient und auch schon erreicht hat.
Prof. Dr. habil. Ralf Neuhaus
Dekan der Business School der Hochschule Fresenius am Standort Düsseldorf
Kai Burmeister, IG Metall Baden-Württemberg
Die Fabrik der 80er-Jahre hat wenig mit der Fabrik 2018 zu tun; Veränderungen, evolutionäre wie revolutionäre, bestimmen seit jeher die Ökonomie. Doch was ist heute anders? Technologien und Geschäftsmodelle verändern sich deutlich schneller. Und Beschäftigte haben neuartige und höhere Ansprüche an gute Arbeit.
Um nicht im Klein-Klein des Alltags hängen zu bleiben, sind grundsätzliche Positionsbestimmungen von Zeit zu Zeit unerlässlich. Dies gilt für Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften gleichermaßen. Beide Seiten schauen naturgemäß unterschiedlich auf Arbeit und Wirtschaft, da ihre Mitglieder unterschiedliche Interessen haben.
Dennoch ist ein gemeinsames Grundverständnis darüber wünschenswert, dass Industrie und Produktionsarbeit Basis für unseren gesellschaftlichen Wohlstand sind. Dieser Zusammenhang kann nicht oft genug wiederholt werden.
Zwar sind die Rufe nahezu verstummt, die die starke Stellung der hiesigen Industrie für ein überkommenes Relikt des 20. Jahrhunderts halten. Es ist aber sicherlich nützlich, im öffentlichen Diskurs eine breite Schneise für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Produktion zu schlagen. Allzu oft wird heute leider Vieles lediglich mit einem 4.0-Label versehen und allein diese Etikettierung soll Zukunftsorientierung darstellen.
Es ist gut, wenn sich Südwestmetall Gedanken zur Sicherung der Produktionsarbeit macht. Je konkreter diese sind, desto besser für das Anliegen selbst. Die IG Metall Baden-Württemberg hat ebenfalls einen Strategieprozess aufgesetzt, der sich mit Blick auf das Jahr 2025 mit der Zukunft von Produktion und Arbeit beschäftigt. Im Mittelpunkt stehen die Leitfragen „Was wird produziert?“, „Wie wird produziert?“ und „Wer wird produzieren?“.
Dazu gehört auch das Thema Qualität der Arbeit: Belastende Körperhaltungen, zu wenig Personal, zu kurze Takte und anhaltende Leistungsverdichtung – dies kennzeichnet Produktionsarbeit heute in vielen Betrieben. Entsprechend müssen Ergonomie, Erholpausen und die Einbeziehung von Umfeldtätigkeiten wieder einen höheren Stellenwert erhalten.
Gute Arbeit in digitalen Zeiten heißt für die IG Metall: Mehr Gesundheit, bessere Qualifizierung, stärkere Selbstbestimmung und Vorrang für Sicherheit. Kurzum: Es geht darum, den technischen Fortschritt für verbesserte Arbeitsbedingungen zu nutzen.
Die IG Metall Baden-Württemberg und Südwestmetall sind sich darin einig, dass Produktionsarbeit gesichert werden muss. Über notwendige Maßnahmen auf dem Weg dorthin wird sich ein hoffentlich produktiver Streit entwickeln – vorausgesetzt, es herrscht Klarheit darüber, was zu tun ist.
Der Prozess „Sicherung Produktionsarbeit (SIPRo)“ soll zu dieser Klarheit und damit auch zu mehr Verlässlichkeit beitragen. Angesichts der zunehmenden Veränderungsdynamik und der damit einhergehenden Unübersichtlichkeit ist Verlässlichkeit wichtiger denn je.
Kai Burmeister
Tarif- und Bildungspolitik
IG Metall Baden-Württemberg
Prof. Dr. Jochen Deuse, Technische Universität Dortmund
Spätestens in den Jahren der Finanzkrise wurde deutlich, dass Produktionsarbeit eine tragende Säule einer robusten Volkswirtschaft und damit des Wohlstands in Deutschland ist. Im Vergleich zu anderen Industrienationen wurde die deutsche Wirtschaft durch die Finanzkrise geringer beeinträchtigt und hat sich von deren Folgen auch schneller erholt. Die dauerhaft notwendige Sicherung des Produktionsstandorts Deutschland kann nur durch eine ständige Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit gelingen. Nicht nur Unternehmen und Sozialpartner, sondern auch Politik und Gesellschaft müssen hierzu einen Beitrag leisten.
Mit der fortlaufenden Initiative „Sicherung von Produktionsarbeit“ (SiPro) leistet Südwestmetall seit 2006 hierzu einen wertvollen Beitrag. Ein wesentlicher Bestandteil von SiPRo sind z.B. regelmäßige Studienreisen nach Japan und China, auf denen Führungskräfte aus vornehmlich mittelständischen Unternehmen unter fachkundiger Leitung „Best Practice“-Fabriken besuchen. Ich selber hatte in 2015 das Privileg, an einer Südwestmetall-Studienreise teilnehmen zu dürfen, und bin für die inspirierenden Eindrücke der Reise sehr dankbar. Erwähnenswert ist, dass es den Teilnehmern i.d.R. hervorragend gelingt, die gewonnenen Erkenntnisse in ihren eigenen Fabriken in Form struktureller und operativer Verbesserungen umzusetzen.
Auch an diesem Erfolg hat Südwestmetall einen großen Anteil. Es wurde ein Expertennetzwerk etabliert, das sich weitgehend aus ehemaligen Teilnehmern der Studienreisen, darunter operative Führungskräfte, Experten aus den Arbeitgeberverbänden und einschlägig ausgewiesene Wissenschaftler, zusammensetzt. Die Mitglieder des Netzwerks treffen sich unter der Federführung von Südwestmetall regelmäßig zu fachlichen Diskussionen und Unternehmensbesuchen. Aus diesem Expertennetzwerk heraus ist auch dieses Buch entstanden.
Bemerkenswert ist zudem, dass sich der Inhalt des Buches nicht auf die Prinzipien und Methoden der Produktivitätsverbesserung beschränkt, sondern auch aktuelle Entwicklungen wie z.B. die rasch voranschreitende Digitalisierung der industriellen Produktion thematisiert werden. Das Buch liefert damit sowohl konkrete Hinweise für die operative Umsetzung produktivitätssteigender Maßnahmen als auch wichtige Impulse für arbeitspolitische und gesellschaftliche Debatten zur Zukunft der Produktionsarbeit.
Universitätsprofessor Dr.-Ing. Jochen Deuse
Leiter des Instituts für Produktionssysteme (IPS),
Fakultät Maschinenbau,
Technische Universität Dortmund
Nachfolgender Beitrag stellt die Ergebnisse von Arbeitsgruppen vor, in denen betriebliche Experten für Prozess- und Arbeitsorganisation Szenarien für zukünftige arbeitsorganisatorische Arbeitskonzepte entwickelt haben und zeigt Potentiale in der Arbeitspolitik auf, welche die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland sichern und deutlich steigern können.