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Sie fliehen vor dem Galgen – waffenlos, ohne Pferd, gehetzt von erbarmungslosen Verfolgern. Mörderischer Hass lodert zwischen ihnen, aber noch stärker erweisen sich die Ketten, mit denen sie aneinandergefesselt sind: Gemeinsam, Seite an Seite kämpfen sie um ihr Leben.
Doch am Ende ihrer verzweifelten Flucht lauerte der Tod …
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Veröffentlichungsjahr: 2025
John F. Beck
Sie flohen vor
dem Galgen
Western-Edition
Neuausgabe
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Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang;
[email protected] / www.xebanverlag.de
Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius
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Cover: © Copyright by Steve Mayer nach eigenen Motiven von edeebee (KI) mit XEBAN-Verlag, 2025
Korrektorat: Thomas Albert
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Sie flohen vor dem Galgen
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
Angang
Sie fliehen vor dem Galgen – waffenlos, ohne Pferd, gehetzt von erbarmungslosen Verfolgern. Mörderischer Hass lodert zwischen ihnen, aber noch stärker erweisen sich die Ketten, mit denen sie aneinandergefesselt sind: Gemeinsam, Seite an Seite kämpfen sie um ihr Leben.
Doch am Ende ihrer verzweifelten Flucht lauerte der Tod …
***
Western von John F. Beck
Ein kurzer Pfiff schrillte. Wie Raubkatzen glitten die Männer aus dem Schatten der Veranden und überdachten Gehsteige. Der Sheriff und seine beiden Gefangenen erstarrten mitten auf der Main Street von Blackhorse Town. Ein Dutzend schussbereiter Revolver war auf sie gerichtet. Das Getuschel der Menge entlang der Fahrbahn, war schlagartig verstummt.
Die Stahlkette, mit der die zwei großen sehnigen Männer aneinandergefesselt waren, klirrte silbern. Auf den ersten Blick hatten sie offene Hanfschlingen am vorspringenden Dachbalken des gegenüberliegenden Hauses entdeckt. Die Lippen in ihren kantigen Gesichtern wurden zu dunklen Strichen. Keiner sagte ein Wort.
Der Sheriff räusperte sich. »Mason, du gehst zu weit! Ruf deine Leute zurück! Gib den Weg frei!«
Er deutete zur wartenden Concord-Kutsche. Der bärtige Mann auf dem Bock wagte keine Bewegung mehr.
Cole Mason schüttelte grimmig den Kopf. »Um keinen Preis, Holborn. Wenn du vernünftig bist, passiert dir nichts! Kelland und Buchanan kann nichts mehr auf dieser Welt vor dem Strick bewahren!«
»Mason, du bist ja verrückt! Das Gesetz …«
»Zur Hölle damit! Spar dir alle langen Reden, Holborn. Diese verdammten Halunken haben meinen Vormann umgebracht und zehntausend Dollar geraubt. Verlangst du etwa, ich soll sie mit den besten Segenswünschen auf den Weg nach Alamosa schicken?«
»Sie wurden schuldig gesprochen, Mason. In Alamosa wartet der Galgen auf sie!«
»Der Weg dorthin ist verteufelt lang. Nein, nein, Holborn, ich will kein Risiko eingehen. Sie hängen hier und in dieser Stunde. Solltest froh sein, dass ich dir diese Fahrt erspare.« Er winkte seinen finster blickenden Leuten mit dem Revolver zu. »Schafft sie hinüber!«
Tritte mahlten im Sand. Die Stahlkette zwischen Matt Kelland und Lee Buchanan spannte sich. Sheriff Anson Holborn machte einen Schritt zur Seite und griff zum Colt.
»Joe!«, brüllte Mason wild.
Ein Schatten fiel von hinten über den Sheriff, ein Revolverlauf sauste auf den Hut des Gesetzeshüters herab. Lautlos brach Holborn zusammen. Cole Masons Gesicht war ungerührt.
»Beeilt euch!«
Kräftige Männer bauten sich links und rechts von den Gefesselten auf. »Marsch, vorwärts mit euch!«
»Dreckskerle!«, zischte Lee Buchanan. Sein Gesicht – von den scharfen Linien eines rauen, verwegenen Lebens gefurcht – verzerrte sich. Mit der freien Faust schlug er nach dem Cowboy, der ihn am Arm packen wollte. Der Hieb mit einem Gewehrkolben traf ihn zwischen die Schulterblätter und warf ihn auf die Knie.
Matt Kelland zog ihn auf die Füße. Sein Gesicht war ausdruckslos. Aus engen Augen funkelte er Cole Mason an.
»Was du vorhast, Rancher, ist Mord. Du solltest …«
»Halt den Schnabel, Kelland! – Zum Teufel, Leute, ihr sollt sie hinüberbringen.«
Matt und Lee wurden vorwärtsgezerrt. Die Menge zu beiden Seiten der Straße glich einer stummen Mauer. Niemand war da, der für die Gefangenen auch nur einen Finger rühren würde. Sie alle hatten noch den Schuldspruch der Geschworenen in den Ohren. Ihre Blicke waren feindselig und gnadenlos.
Die Schlingen am Dachbalken baumelten im leichten Wind.
Die Cowboys der Mason-Ranch stießen die Gefangenen auf die Gehsteigkante. Die Menge drängte von den Fahrbahnrändern näher und bildete einen engen Halbkreis um die Kutsche, die Mason-Crew und die beiden Todgeweihten. Der Wind war kühl. Trotzdem standen Schweißperlen auf der Stirn der Gefesselten.
»Mason!«, keuchte Matt Kelland heiser. »Du begehst den größten Fehler deines Lebens! Ich habe mit Ricks Tod überhaupt nichts zu tun!«
»Willst du ’ne neue Gerichtsverhandlung? Sei kein Narr, Kelland! Jungs, legt ihnen die Schlingen über!«
Die Gehsteigplanken pochten hohl. Matt und Lee zuckten unwillkürlich zusammen, als sie den rauen Hanf am Hals spürten. Die Schlingen wurden straffgezogen. Hinter Matt und Lee stand jeweils ein Mann der Mason-Crew, jeder ein Gewehr in den Fäusten. Ein Kolbenstoß würde genügen, um die Gefangenen von der Gehsteigkante zu stoßen. Und die Länge der Lynchstricke war genau berechnet …
Matt und Lee standen Schulter an Schulter und starrten geradeaus. Ihre Gesichter waren grau und schweißnass. Matt flüsterte rau: »Willst du bis zum Ende schweigen, Lee? Du allein kannst ihnen beweisen, dass ich unschuldig bin.«
Buchanan zuckte die Schultern.
»Meinst du im Ernst, dass sie mir glauben würden? Sieh dir Mason doch an, diesen verrückten Schuft. Er hat nur noch seine Rache im Kopf. Der würde gar nicht hören …«
»Du willst nicht, Lee, das ist es!«, murmelte Matt gepresst.
»Vielleicht!« Buchanan grinste verzerrt. Dann begann er plötzlich zu brüllen: »Verdammt nochmal, wie lange wollt ihr die Sache noch hinausziehen, ihr Höllensöhne? Macht doch voran! Oder erwartet ihr, dass wir noch um Gnade winseln?« Seine Stimme überschlug sich.
Cole Mason stand breitbeinig auf der Straße.
»Noch ’nen letzten Wunsch?« Seine Stimme war voll eisiger Kälte.
Lee schrie: »Jawohl, du Bluthund! Zum Teufel sollst du dich scheren!«
Mason stemmte die Fäuste in die Seiten. »Aufgepasst, Jungs! Ich zähle bis drei! Dann stoßt ihr sie hinab! All right?«
Totenstille trat ein. Lee atmete schwer, Matts Zähne knirschten aufeinander. Sheriff Holborn lag noch immer mit dem Gesicht nach unten im Staub und rührte sich nicht.
»Eins!« Masons Wort fiel bleischwer in das Schweigen.
Der stumme Halbkreis der Zuschauer schien sich noch enger zu drängen. Jetzt war ein neuer Ausdruck auf den Gesichtern. Beklemmung und schaudernde Erregung.
»Zwei!«, zählte Cole Mason gnadenlos.
Die Stiefel der beiden Männer hinter Matt und Lee scharrten leise. Die Gefangenen spürten den Druck der Kolbenplatten am Rücken. Die Menschen, die Kutsche, die Häuser – alles verschwamm vor ihren Augen. Ihre Mienen waren wie in großer Anstrengung verkrampft.
Mason öffnete den Mund, um das letzte, entscheidende Wort hervorzustoßen.
»Mason!«, gellte eine helle Stimme. »Um Himmels willen, warten Sie!«
Bewegung durchlief die Menge, der Halbkreis klaffte auseinander. Ein schwarzhaariges Mädchen lief mit flatterndem Rock an der Kutsche vorbei auf den stämmigen Rancher zu. Mason runzelte unwillig die Stirn und drehte sich halb.
»Mason!«, stieß das Mädchen atemlos hervor. »Tun Sie’s nicht! Ich bitte Sie!«
»Miss Shevlin«, brummte Mason, »das ist nicht der richtige Ort für ’ne Frau wie Sie! Gehen Sie und vergessen Sie, was Sie da gesehen haben.«
Ihre Brust hob und senkte sich unter der hellen Bluse. In ihren großen dunklen Augen flackerte Entsetzen, als sie die Gefangenen anschaute.
»Nein, Mason, nein, Sie dürfen es nicht tun! Überlassen Sie sie dem Sheriff!«
Der Anblick des schmalen blassen Gesichts schnürte Matt Kelland die Kehle zu. Sein Herz hämmerte wie rasend. Er wollte vom Gehsteig hinabtreten und auf das Mädchen zugehen, aber sofort drückte die Schlinge fester gegen seinen Hals und hielt ihn am Fleck.
»Eve!«, brachte er krächzend hervor.
Sie lief an Mason vorbei auf ihn zu.
»Matt! Oh, Matt, ich will nicht, dass das geschieht!«
Sie sprang auf den Gehsteig, schlang ihre Arme um ihn und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Ihr schlanker Körper bebte. Ihr seidiges Haar streichelte seine zusammengepressten Lippen.
Mason packte sie wütend am Arm und zerrte sie von Matt weg. »Miss Shevlin! Zum Kuckuck, haben Sie vergessen, was dieser Mann getan hat? Er hat Ihren Bruder Rick auf dem Gewissen!«
Ihr Kopf sank herab, ihre Hände verkrampften sich ineinander. Matt flüsterte kratzend: »Eve, ich hab’ es nicht getan. Du musst mir glauben, Eve, ich habe Rick nicht getötet. Ich war gar nicht in den Bergen, als es passierte …«
»Buchanan und er wurden gemeinsam festgenommen! Er wollte Buchanan auf seiner Ranch ein frisches Pferd überlassen.«
»Ich kannte Lee damals doch gar nicht!«, rief Matt heftig. »Ich hatte keine Ahnung, was droben bei der Totenkopf-Schlucht geschehen war.«
»Dort oben«, redete Mason grimmig und unbeirrt weiter, »hat man die Spuren von zwei Reitern gefunden. Und diese Spuren führten in Richtung zu Matt Kellands Ranch. Ma’am, vergessen Sie, dass Sie diesen Mann einmal geliebt haben. Er hat es niemals verdient. Ein Kerl, der nicht mal davor zurückschreckt, den Bruder seiner eigenen Verlobten …«
»Mason, hören Sie auf damit!«, brüllte ihn Matt an.
»Gehen Sie!«, sagte der Rancher zu dem Mädchen. »Hier ist nichts mehr rückgängig zu machen.«
Langsam und müde drehte sie sich ab. Mason warf Matt einen gehässigen Blick zu. Er stand bei Lee Buchanan, und als er sich jetzt bewegte und Eve Shevlin nachblickte, war der Revolver in seinem Holster nur wenige Handbreit von Lees freier Linken entfernt.
Wie ein Blitz zuckte es durch Matts Gehirn.
Er öffnete den Mund, und im nächsten Moment schallte der wilde Schrei eines angreifenden Pumas über die Main Street von Blackhorse Town.
Alles ging jetzt Schlag auf Schlag!
Die vier Gespannpferde vor der Concord-Kutsche sprangen erschreckt aus dem Stand vorwärts. Der Kutscher fluchte und riss an den Zügeln. Die Menge wich auseinander. Staub quoll auf.
Die Mason-Cowboys hinter Matt und Lee sprangen zur Seite, weil es so aussah, als würden die Kutschpferde geradewegs auf den Gehsteig stürmen. Cole Mason machte einen Schritt rückwärts und prallte direkt gegen Lee Buchanan.
»Lee! Sein Colt!«, schrie Matt schrill.
Lees freie Linke schnappte zu. Dann knackte schon der Hammer unter seinem Daumen. Er und Matt hoben gleichzeitig die zusammengefesselten Hände und streiften sich die Hanfschlingen über die Köpfe.
Während der bärtige Kutscher die erschreckten Gäule zwei Yard vor der Gehsteigkante zum Halten brachte, fuhr Mason mit verzerrter Miene herum. »Buchanan, du verdammter …«
Lee rammte ihm rücksichtslos den Coltlauf in den Leib. Mason fiel in den Staub. Hinter den Gefesselten schwangen die beiden Cowboys die Gewehrläufe herum.
Da hatte Lee schon die Waffe auf sie angeschlagen und drückte ab. Der eine Mann wurde in die Schulter getroffen und krachte hart gegen die Bretterwand des Hauses. Der zweite ließ die Winchester fallen und riss die Hände über die Schultern hoch.
»Bist’n braver Junge!«, grinste Lee wild, sprang vom Gehsteig und zerrte Matt mit der gestrafften Handschellenkette neben sich her.
Mason rappelte sich aus dem Staub. Seine Stimme klang halb erstickt vor Zorn. »Schießt sie nieder! Höllenfeuer, ihr lahmen Trottel, worauf wartet ihr noch? Knallt sie über den Haufen!«
Die übrigen vier Mann der Mason-Crew standen geduckt auf der Fahrbahn und schwangen ihre Eisen in die Höhe. Eve Shevlins schmale Gestalt flog auf die Gefangenen zu.
»Matt!«
»Nein, Eve!«, brüllte er besorgt. »Zurück, Mädel! Aus der Schusslinie!«
»Narr!«, zischte ihm Lee Buchanan zu. »Jetzt ist sie unser einziger Trumpf!«
Er bekam Eves Handgelenk zu fassen und riss das Mädchen mit einem wilden Ruck vollends zu sich heran. Unwillkürlich schrie sie leise auf. Masons Leute zögerten. In Lees Augen erschien ein eisiges Funkeln. Mit dem Arm, dessen Gelenk von den Stahlklammern umschlossen war, presste er das Mädchen an sich. Mit der Linken setzte er Eve die Mündung von Masons 45er Colt an die Schläfe.
Die Wildheit eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat, zitterte in seiner heiseren Stimme: »Nur noch ein Mucks, ihr dreckigen Sattelquetscher – und ihr habt diese hübsche Lady auf dem Gewissen!«
Eine Weile war nur das keuchende Atmen des verwundeten Cowboys zu hören. Dann knurrte Mason wütend: »Beim Henker! Buchanan, du übernimmst dich! Ihr beide kommt nicht lebend aus Blackhorse Town fort!«
»Das wird sich zeigen! Glaub nur nicht, du verbohrter Dickschädel, ich bluffe nur! Das Mädchen stirbt, wenn nicht alles genau nach meinem Willen verläuft!«
»Da haben Sie’s, Miss Shevlin!«, murrte Mason. »So ’nen Kerl nennt Matt Kelland seinen Freund!«
»Er ist nicht mein Freund! Lee, du wirst Eve aus diesem Spiel lassen! Sofort!«
»Bin ich verrückt?«, zischte Lee.
»Lee, ich sage dir, lass sie gehen!«
Matt zog an der Stahlkette, um das Mädchen aus Lees rohem Griff zu befreien. Lees Augen wurden zu schmalen Spalten.
»Meine Warnung gilt auch für dich, Hombre! Keine Dummheiten, sonst drücke ich ab!«
Matt erstarrte. »Du Schuft!«
»Was erwartest du denn von mir?«, fauchte ihn Lee an. »Dass ich mir selber wieder die Schlinge um den Hals lege? Verdammter Dummkopf. Ich dachte, du wolltest ebenfalls mit heiler Haut aus diesem Nest wegkommen. Mit halben Sachen kommen wir nicht weiter, merk dir das. Und jetzt bleib immer schön brav neben mir. Nur so kannst du dieser Lady das Leben retten.«
»Lee, darüber sprechen wir noch!«
»Dazu werdet ihr nicht mehr viel Gelegenheit haben!«, drohte Cole Mason bissig. »Was ihr auch versucht, zum Schluss werdet ihr doch unterm Galgen stehen.«
»Sei lieber froh, Kuhtreiber, dass ich dir nicht gleich ein Stück heißes Blei in den Schädel jage!«, fuhr ihn Lee an. »Worauf bist du eigentlich so versessen, he? Willst du deinen Vormann rächen – oder beweisen, was für ’n mächtiger und harter Kerl du bist? Weder das eine noch das andere wird dir gelingen! – Matt, komm jetzt! Und vergiss nicht – ich brauche nur den Finger zu krümmen!«
Er hielt Eve an sich gedrückt und bewegte sich rückwärts auf die massige Concord-Kutsche zu. Matt blieb mit zusammengepressten Lippen neben ihm. Eve war kreidebleich, aber kein Laut kam aus ihrem Mund. Ihr Körper war verkrampft, ihre Hände in Lees Ärmel gekrallt, als könnte sie so den brutalen Druck seines Armes lockern.
Der bärtige Kutscher bewegte sich unruhig auf dem Bock. Lee fauchte sofort: »Du bleibst, wo du bist, Oldtimer! Behalte nur schön die Zügel in den Pfoten! – Matt, mach den Wagenschlag auf!«
Matt gehorchte. »Einsteigen!«, befahl Lee.
»Erst wenn du Eve frei gelassen hast!«
»Sie wird uns begleiten! So ’nen prächtigen Trumpf gebe ich nicht so leicht aus den Händen!«
»Menschenraub!«, knurrte Mason grimmig. »Das wird euch die Bevölkerung von ganz Colorado auf den Hals hetzen! Wenn ihr es auch diesmal schafft – ihr werdet verdammt teuer bezahlen müssen!«
»Kannst du uns mehr androhen als den Strick?«, höhnte Lee eisig. »Mein Lieber, wir haben nichts mehr zu verlieren! Das solltest du dir hinter die Ohren schreiben! Vielleicht hältst du dann endlich mal dein Maul!«
»Lee, ich mach’ da nicht mit!«, schnaufte Matt. »Wir brauchen Eve nicht, um …«
»Hier gebe ich die Befehle!«
Matt schaute das Mädchen an. »Es tut mir leid, Eve!«, murmelte er bitter. Sie schien seine Worte nicht zu hören.
Lee gab Matt ungeduldig ein Zeichen mit dem Kopf. Matt stieg in die Kutsche. Lee folgte und zog das Mädchen wie einen lebendigen Schutzschild hinter sich.
»Tür zu!« Lees Revolver zielte noch immer auf Eves Kopf. »He, Kutscher! Wenn ich dir das Signal gebe, fährst du los! Hol alles aus den Kleppern ’raus, verstanden? Und denk nur immer an die Lady …«
Er stieß das Mädchen auf die gepolsterte Lederbank ihm gegenüber. Eve schloss die Augen, als könnte sie den Anblick der beiden Männer nicht mehr ertragen. Matt schluckte. Lee lehnte sich gelassen gegen die Lederpolster zurück.
»Räumt die Straße!«, rief er ins Freie. »Ein bisschen schnell! Ich weiß eine Menge schönerer Plätze als Blackhorse Town! – Kutscher, bist du bereit?«
Auf der Main Street setzte das Scharren und Knirschen vieler Tritte ein. Gemurmel brandete die Häuserfronten entlang, als sich die Menge auf die Gehsteige und Veranden zurückzog. Die leeren Henkerschlingen schwankten wie lebendige Wesen im sachten kühlen Wind. Nur noch Cole Mason stand auf der Fahrbahn und schüttelte drohend die Fäuste.
»Ich werde euch bis ans Ende der Welt jagen, wenn es sein muss!«
»Dann viel Vergnügen dabei!«, spottete Lee laut. »He, Kutscher, fahr los!«
Der Bärtige auf dem Bock ruckte an den Zügeln. Die stampfenden Pferdehufe ließen Staubwölkchen aufsteigen. Knarrend und schwankend beschrieb das Fahrzeug eine halbe Wendung.
»Hängen werdet ihr!«, schrie Mason wie besessen vor Hass und Wut. »Ihr habt nichts weiter als eine Frist erreicht, ihr verwünschten Banditen!«
»Die Peitsche, Kutscher!«, forderte Lee wild. »Verdammt noch mal, nennst du das fahren?«
Da ließ der Bärtige die Peitsche knallen. Die Pferde wieherten und rannten los. Ein Ruck ging durchs ganze Gefährt, ließ den Wagenaufbau in den Lederschlaufen schaukeln, und dann raste die Concord-Kutsche bereits die Main Street entlang. Die hochwirbelnde Staubfahne wurde vom Wind gegen die Häuserfassaden gedrückt.
»Sag bloß nicht, das war keine prächtige Arbeit!«, lachte Lee seinen Gefährten mit blitzenden Zähnen an.
Matts Miene war düster. Eve öffnete die Augen. Ihre Blicke begegneten sich. Matt wollte etwas sagen. Da flüsterte sie tonlos: »Gib dir keine Mühe mehr! Mason hatte recht! Ich – ich habe mich in dir getäuscht, Matt …«
Er sah, wie schwer es ihr fiel, die Fassung zu bewahren. Ihre dunklen Augen schimmerten feucht. »Eve!«, murmelte er schwer und wollte sich zu ihr hinüberbeugen.
Mit einem harten Ruck der Stahlfessel riss ihn Lee auf den Sitz zurück. »Lass das Gewäsch! Jetzt haben wir anderes zu tun!«
Er wies durch das schmale Fenster im Kutschenfond. Durch die zerflatternden Staubschleier sah Matt, wie Mason einem seiner Cowboys das Gewehr aus den Fäusten riss. Gleich darauf brach der erste Feuerstrahl aus der Mündung. Die Detonation versank im Hämmern der Hufe und im Mahlen der Räder.
»Dieser Narr!«, knurrte Lee. »Jetzt ist ihm alles egal! Der Bursche bezahlt jeden Preis dafür, um uns tot zu sehen! Ich kenne diese Sorte. Solche Kerle können keine Niederlage verwinden. Der ist imstande und jagt uns wirklich bis zum Nordpol – wenn ihn vorher nicht ’ne Kugel bremst!«
Masons stämmige Gestalt mit dem flammenspeienden Gewehr wurde auf der Main Street kleiner und kleiner. Zwei, drei Kugeln pochten hart ins Holz der Kutsche. Dann bog das Fahrzeug in eine Kurve. Das Letzte, was Matt und Lee sahen, waren die Mason-Cowboys, die zu ihren Gäulen rannten. In einer kurzen Geraden schwang die Straße ins offene sanftwellige Grasland aus.
Die vier Pferde vor der Kutsche wurden langsamer. Lee streckte seinen Kopf durch den Wagenschlag ins Freie. Sein strähniges Haar flatterte.
»He, Kutscher! Keine Zeit zum Einschlafen! Tempo, Mann, sonst werde ich sauer!«
Die Peitsche knallte über den Pferderücken. Mit wehenden Mähnen und Hufen, die kaum noch den Boden zu berühren schienen, fegten die Tiere dahin und rissen das Fahrzeug wild schlingernd hinter sich her. Eve Shevlin klammerte sich an den Sitzkanten fest, um nicht aus dem Gleichgewicht geworfen zu werden.
Zwischen den Häusern von Blackhorse Town tauchten die ersten Reiter auf. Lee schob den Coltlauf aus dem Wagenschlagfenster und jagte blindlings ein paar Schüsse nach hinten.
»Ich glaube, du solltest mit der Munition sparen!«, äußerte Matt ausdruckslos.
Lee warf ihm einen kalten Blick zu, senkte die Waffe jedoch. Die Reiter hockten geduckt in den Sätteln und spornten ihre Tiere unbarmherzig voran. Cole Mason war unter ihnen. Die wilden Gesten, mit denen er seine Mannschaft anfeuerte, waren unverkennbar.
»Schneller, Mann, schneller!«, brüllte Lee zum Kutscher hinauf. »Zeig mal, was du kannst! Oder ist es dir lieber, wenn ich dich als Zielscheibe auswähle, eh?«