Sieben Schritte zur neuen Liebe - Janine Berg-Peer - E-Book

Sieben Schritte zur neuen Liebe E-Book

Janine Berg-Peer

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Beschreibung

Als Karrierecoach hat Janine Berg-Peer schon viele Frauen und Männer aus den unterschiedlichsten Berufen dabei unterstützt, den passenden Job zu finden. Als Liebesberaterin von Töchtern und Freunden weiß sie außerdem, dass man auch ab Mitte 30, mit Größe 42 und ohne Job in der Medienbranche noch einen Partner finden kann – allein auf eine strategische Vorgehensweise kommt es an. In «Sieben Schritte zur neuen Liebe» entwickelt sie eine frische neue Methode, die die Regeln der Jobsuche auf die Partnersuche überträgt und zeigt: Mit einem klaren Ziel und einer gut durchdachten Strategie kann man der Romantik effizient auf die Sprünge helfen.

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Seitenzahl: 319

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Janine Berg-Peer

Sieben Schritte zur neuen Liebe

Inhaltsverzeichnis

Zitat

Kleine Leseanleitung

SCHRITT 1: Was kann ich sofort tun?

Das Liebesseminar beginnt

Einen Entschluss fassen

Was wünschen Sie sich?

Be prepared – sei vorbereitet!

Mit Glaubenssätzen aufräumen

Ihr Aussehen optimieren

Nicht verbissen nach der neuen Liebe suchen

Ihre Wohnung verschönern

Kontaktpflege erleichtern

Orte der Liebessuche aufsuchen

Ballast abwerfen

Sich mit unterstützenden Menschen umgeben

Den richtigen Zeitpunkt wählen

Projektmanagement Liebessuche

Das Zeitbudget

Das Finanzbudget

Das Unterstützungsnetzwerk

Was haben wir in Schritt 1 gelernt?

SCHRITT 2: Wie gewinne ich Multiplikatoren?

Das zweite Treffen

Der offene und der verdeckte Liebesmarkt

Das Eisbergmodell

Die Kontaktnetzstrategie oder andere für sich suchen lassen

Das Image der Partnerlosigkeit

Das Wording – die Sprachregelung

Nicht zur Last fallen

Erstens: Mit guten Bekannten beginnen

Zweitens: Einem erweiterten Kreis vom Liebesprojekt erzählen

Drittens: Die Vorwandstrategie

Was haben wir in Schritt 2 gelernt?

SCHRITT 3: Wie definiere ich mein Ziel?

Das dritte Treffen

Die ersten Schritte zum Ziel

Die SMART-Methode

Mein Ziel finden

Übung 1: Ein schöner Tag mit meiner neuen Liebe

Übung 2: Eigenschaften, die meine neue Liebe haben sollte

Übung 3: Dinge, die ich mit meiner neuen Liebe tun möchte

Übung 4: Dinge, die ich weiterhin ohne meine neue Liebe tun möchte

Übung 5: Wertvorstellungen, die mein Partner teilen sollte

Übung 6: Was ich an berühmten Menschen bewundere

Was haben wir in Schritt 3 gelernt?

SCHRITT 4: Wie erkenne ich meine Stärken und Schwächen?

Das vierte Treffen

Was bringe ich in eine Beziehung ein?

Übung 1: Was erwartet mein Wunschpartner von mir?

Übung 2: Was bringe ich mit in eine Liebesbeziehung?

Übung 3: Was ich aus meinen Beziehungen gelernt habe

Übung 4: Fremdwahrnehmung – wie andere mich sehen

Übung 5: Der heiße Stuhl

Was haben wir in Schritt 4 gelernt?

SCHRITT 5: Wie finde ich die richtige Strategie?

Das fünfte Treffen

Suchstrategien auf dem offenen Liebesmarkt

1. Online-Partnerbörsen

Questions & Answers

2. Liebesanzeigen in Printmedien

3. Partneragenturen

Suchstrategien auf dem verdeckten Liebesmarkt

4. Kontaktnetz / Multiplikatoren

5. Liebesgesuch in Printmedien

6. Direktbewerbung

Was haben wir in Schritt 5 gelernt?

SCHRITT 6: Wie präsentiere ich mich?

Das sechste Treffen

Das «Bewerbungsgespräch»

Was mögen Personalleiter? Männer? Frauen?

Die innere Einstellung

Was ziehe ich an?

Wie trete ich auf?

Der Einstieg

Was erzähle ich über mich?

Warum der erste Eindruck immer nur der erste Eindruck ist

Kann ich gleich beim ersten Mal mit meinem Date ins Bett gehen?

Was sage ich, wenn es nicht passt?

Was, wenn ich nicht gefalle?

Nachbereitung des «Bewerbungsgesprächs»

Was haben wir in Schritt 6 gelernt?

SCHRITT 7: Die ersten hundert Tage

Der siebte Himmel

1. Diese Beziehung ist eine neue Beziehung

2. Nicht jede Missfallensäußerung führt zu einer Trennung

3. Ihre neue Beziehung braucht Zeit und Geduld

4. Anpassung löst nicht jedes Beziehungsproblem

Erwartungen klären und Vereinbarungen treffen

Zu ihr oder zu mir?

Umgang mit Alltag

Umgang mit Geld

Sie sind nicht nur zu zweit in der Beziehung

Das letzte Treffen mit meinen Seminarteilnehmern

Ein Jahr später …

Dank

We fall in love by accident

A heavenly coincidence

ADAM GREENE: «Friends of mine»

Kleine Leseanleitung

Auf die Idee, Menschen bei der Liebessuche zu unterstützen, brachten mich meine Klienten und Klientinnen. Immer öfter saßen mir Frauen oder Männer gegenüber, die nicht nur einen Job suchten, sondern auch gern wieder in einer Beziehung leben wollten. Nur fanden sie keinen netten Mann. Oder keine nette Frau. Im Leben vieler Menschen fehlt offenbar nicht nur ein Job, sondern auch die Liebe. Sicher, viele haben Freunde, Hobbys, manche nette Kinder und viele ausreichende Liebeserfahrungen hinter sich. Und jetzt suchen sie einen Job, aber genauso wichtig – oder fast wichtiger? – wäre eine neue Liebe. Aber mit neuen Lieben ist es genauso wie mit Jobs: Man glaubt, es gibt keine Jobs (keine Männer oder Frauen); man denkt, man sei zu alt oder zu hässlich für einen Job (oder für die Liebe), und außerdem verfügt man nicht über die Qualifikationen, die auf dem Arbeitsmarkt (Liebesmarkt) gesucht werden. Aber haben nicht viele unmotivierte und wenig qualifizierte Menschen einen Arbeitsplatz? Und leben nicht viele alte, hässliche und wenig liebenswerte Menschen in einer Partnerschaft? Und: Trotz Arbeitsplatzmangel gibt es immer wieder Menschen, die einen Arbeitsplatz finden. Und trotz gefühltem Mangel an männlichen oder weiblichen Singles gibt es immer wieder Paare, die sich finden.

Sind unfreiwillige Singles nicht in einer ähnlichen Situation wie unfreiwillig Arbeitssuchende? Dann könnte man bei der Liebessuche doch ebenso vorgehen wie bei der Jobsuche, dachte ich mir.

Der letzte Auslöser für das Thema Liebes-Coaching war dann ein Besuch bei meinem Arzt. Dr.G. und ich unterhalten uns immer angeregt. Er erzählt mir nie von den für Ärzte betriebswirtschaftlich negativen Folgen der Gesundheitsreform, womit viele Ärzte das kleine Zeitkontingent, das dem Kassenpatienten zusteht, füllen. Wir haben das robuste Mandat in Afghanistan mit möglichem Waffeneinsatz gestreift und kamen dann – wie eigentlich? – auf die vielen weiblichen Patienten um die 40, die unter Partnermangel leiden. «Und», sagt Dr.G. mit sorgenvollem Gesicht, «die finden auch keinen mehr.» Dr.G. ist eigentlich ein heiterer Mensch. Er macht sich wirklich Sorgen um seine Patientinnen.

Nach Jahren der Beratung muss ich sagen, dass Frauen hier den falschen Weg einschlagen. Wenn Sie eine neue Liebe suchen, hat es wenig Sinn, das mit traurigem Gesicht Ihrem Arzt zu erzählen. Falls der Arzt erzählt hat, dass er Single ist und ebenfalls jemanden sucht, wäre das Erwähnen des unerwünschten Singledaseins durchaus sinnvoll. Aber nicht mit traurigem Gesicht! Wenn es wirken soll, dann muss der Arzt den Eindruck bekommen, dass vor ihm eine attraktive und zufriedene Frau sitzt, die ein bisschen bedauert, dass ihr zum wirklichen Glück noch ein netter Mann fehlt. Ein so netter Mann wie Dr.G. zum Beispiel.

Und Dr.G. ist wirklich nett, aber glücklich verheiratet, das hat er mir glaubhaft versichert. Dennoch könnte es sinnvoll sein, ihm vom Singledasein zu erzählen. Er kennt vermutlich viele nette Ärzte, die noch Singles sind, oder er hat passende Singles mit passenden Krankheiten in seiner Datenbank, was allerdings datenschutzrechtliche Probleme machen könnte. Aber können Sie sich vorstellen, dass er seinem unfreiwillig alleinlebenden Freund erzählt, dass in seiner Praxis eine depressive junge Frau war, die einen Mann sucht? Und selbst wenn, glauben Sie, dass dieser ihn dann um die Telefonnummer bittet?

Beide Erfahrungen brachten mich zu der Überzeugung, dass eine professionelle Beratung zur Liebesneuorientierung dringend geboten ist. In meiner Lieblingsbuchhandlung stelle ich fest, dass es unzählige Ratgeber zum Thema «Wie finde ich den Traumjob» gibt. Im Regal «Liebe» sieht die Situation anders aus: Es gibt zahlreiche Bücher, in denen es darum geht, wie man in einer bestehenden Beziehung Konflikte minimiert, schlechte Laune vermeidet, seine kindheitsbedingten negativen Beziehungsmuster überwindet, wieder zu Offenheit und Vertrauen findet oder die Sexualität ankurbelt. Das alles ist wichtig, wenn man bereits eine Beziehung hat. Aber wenn man noch auf der Suche ist, dann ist das so ähnlich, als ob man einem Arbeitssuchenden Ratschläge gibt, wie er sich seinem neuen Chef gegenüber verhalten sollte. Er braucht erst einmal einen neuen Chef. Ein zweiter Schwerpunkt der Liebesbücher beschäftigt sich mit Einzelfragen: «Wie verführe ich richtig?» oder «So kriegen Sie jeden rum.» Das sind ebenfalls wichtige Fragen. Unbeantwortet bleibt in den meisten Büchern aber die Frage «Wie finde ich jemanden, den ich verführen könnte?»

Wer hilft Menschen, fragte ich mich, die sich diesen brennenden Fragen noch gar nicht stellen können, weil es niemanden gibt, den sie verführen oder über dessen schlechte Laune sie sich ärgern könnten? Wie wird denjenigen geholfen, die noch auf der Suche sind? Oder nicht suchen, weil sie nicht mehr an den Erfolg glauben? Jahrelang habe ich als Outplacement-Beraterin Menschen dabei unterstützt, wieder einen neuen Job zu finden. Outplacement? Diese Beratungsform wurde in den USA entwickelt, um Menschen die Unterstützung zu geben, die sie bei der Suche nach einem neuen Job benötigen. Dabei geht es nicht um «Vermittlung», sondern die Klienten werden mit Suchstrategien vertraut gemacht und Schritt für Schritt bei der Arbeitssuche begleitet. Sollte die gleiche Vorgehensweise– Liebes-Outplacement? – nicht auch Menschen in die Lage versetzen, eine neue Liebe zu finden?

Wo bleibt die Romantik?

Natürlich wurde mir anfangs viel Skepsis entgegengebracht. Man kann doch eine Liebessuche nicht mit der Jobsuche vergleichen, wurde mir vorgehalten. Wo bleibt da die Romantik? Man kann doch nicht nach einem Mann (einer Frau) suchen, es muss doch eines Tages einfach zufällig der Richtige auftauchen. Aber haben Sie nicht bereits in Ihr Liebesschicksal eingegriffen, wenn Sie auf Liebesanzeigen antworten oder sich in Online-Partnerbörsen tummeln? Haben Sie doch nicht ganz auf den Zufall vertraut, sondern wollten etwas dafür tun, dass er eintritt? Genau das war ein richtiger Anfang. Auch Outplacement-Beratung tut nichts anderes, als Ihnen zu zeigen, wie der Zufall wahrscheinlicher wird.

Liebe kann man nicht erzwingen, war auch ein häufig gehörtes Argument. Sicher kann man Liebe nicht erzwingen, aber man kann die Voraussetzungen für Liebe schaffen. Und eine wesentliche Voraussetzung ist, dass man überhaupt Männer oder Frauen kennenlernt, unter denen man auswählen kann. Man kann zwar nicht voraussagen, ob sich dann Liebe einstellt, aber man kann genau voraussagen, wie sich auf keinen Fall Liebe entwickelt: wenn Sie mit der besten Freundin zu Hause auf dem Sofa sitzen und sich bei einer Pizza gegenseitig erzählen, wie schwierig es ist, Männer kennenzulernen. Es sei denn, man sucht einen minderjährigen, illegalen Pakistaner, der unterbezahlt auf einem Motorroller Pizza durch die Stadt fahren muss. Natürlich spricht nichts gegen pakistanische Pizzalieferanten oder Hausmeister, die vorbeischauen, um die Heizung zu entlüften, wenn diese Ihrer Zielgruppe entsprechen. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann müssen Sie sich schon etwas anderes einfallen lassen.

Sie können mein Buch als Nachschlagewerk benutzen. Vieles ist Ihnen vielleicht bereits geläufig, manches leuchtet Ihnen nicht ein, zu anderem haben Sie einfach keine Lust. Lesen Sie aber bitte unbedingt Schritt 1 und Schritt 2. Hier wird die Basis gelegt für Ihre Liebessuche. Und noch eins: Ich will niemanden davon überzeugen, dass ein Leben zu zweit besser ist. Ich will auch niemanden davon abbringen, ruhig abzuwarten, bis die oder der Richtige eines Tages vor ihm oder ihr steht und der Blitz einschlägt. Ich möchte denjenigen, die nicht glücklich damit sind, alleine zu leben, zeigen, dass sie diese Situation ändern können. Und wenn Sie meine Ratschläge nicht befolgen, sondern durch das Buch auf eigene Ideen kommen, die Sie Ihrem Liebesziel näherbringen – auch das würde mich freuen.

Und als Letztes: Auch ich bin eine Romantikerin. Auch ich wünsche mir, dass der «heavenly coincidence – der himmlische Zufall» eintritt und der Blitz einschlägt. Das ist mir auch schon mehrfach im Leben passiert. Und für die meisten von uns wird es auch mehrmals im Leben notwendig sein, den Blitz einschlagen zu lassen. Aber statt auf den Blitz zu warten, sollten Sie sich mit System, Kreativität und viel Spaß an die Liebessuche machen. Dann wird es sehr viel wahrscheinlicher, dass der Blitz einschlägt.

Ich fordere Sie also auf, vom Sofa aufzustehen und sich für eine aufregende und unterhaltsame Zeit auf die Liebessuche zu machen.

SCHRITT 1: Was kann ich sofort tun?

Wenn Sie sich einen Ratgeber für die Liebessuche gekauft haben, wünschen Sie sich eine glückliche Beziehung. Sie waren beim Speed-Dating, Sie haben Erfahrungen mit Online-Partnerbörsen gemacht. Freunde haben versucht, Sie zu verkuppeln, oder Sie waren sogar so tapfer, einen gutaussehenden Mann in Ihrer Lieblingsbar anzusprechen. Noch wahrscheinlicher ist es, dass Sie viel Zeit damit verbracht haben, sich mit Freundinnen bei Prosecco und «Sex and the City» auf dem Sofa darüber auszutauschen, dass es keine netten Männer mehr gibt. Oder dass es total schwierig ist, jemanden kennenzulernen, weil Sie zu wenig Zeit haben, weil Sie zu alt oder zu dick sind, weil Sie bereits zwei Kinder haben oder weil Sie einfach überhaupt nicht wissen, wo man diese netten Männer finden könnte. Wenn Sie ein männlicher Single sind, dann teilen Sie Ihren Beziehungswunsch Ihrem Umfeld vermutlich nicht mit, sondern haben sich damit eingerichtet, dass Sie keine Chancen bei Frauen haben, weil Sie unattraktiv, zu klein, unsportlich oder arbeitslos sind und zu wenig verdienen. Und natürlich auch weder Zeit noch Gelegenheit haben.

Aber so ganz haben Sie den Glauben an eine Beziehung doch nicht aufgegeben, denn Sie haben diesen Ratgeber gekauft. Bitte vergessen Sie jetzt einmal alle Vorbehalte. Lassen Sie sich gemeinsam mit den sechs unfreiwilligen Singles, die wir bei ihrem Liebesseminar begleiten werden, auf das Projekt Liebessuche ein. Auch diesen Singles geht es nicht anders als Ihnen: Sie werden sich in ihren Wünschen und Ängsten wiedererkennen. Max, Thorsten und Helene suchen eine Frau, Jessica, Julie und Sascha suchen einen Mann. Das ist nicht einfach, wenn man nicht über alle anzeigenüblichen Vorzüge verfügt: jung, attraktiv, schlank, angesagter Beruf, möglichst im Medienbereich, kulturell interessiert und bewandert, sportlich und – wenn weiblich – anpassungsbereit.

In Schritt 1 erfahren Sie, wie Sie beginnen können. Auch das Projekt Liebessuche will gut organisiert sein. Und Sie werden sehen, dass Sie Ihre Liebessuche zu einem heiteren und aufregenden Abenteuer machen können.

Das Liebesseminar beginnt

März

«Es gibt einfach keine netten Männer», sagt Jessica und spielt mit ihrem mintgrünen Filzschreiber. Die 42-jährige Jessica Grunert ist ein äußerst angenehmer Anblick. Sie hat halblange blonde Haare und dunkelbraune Augen, trägt zu ihrer Jeans ein elegantes weißes Hemd, über das ein mintgrüner Pullover geknotet ist und das die Aussicht auf ein attraktives Dekolleté ermöglicht. Sie arbeitet als Physiotherapeutin in einem Klinikum, und man kann sich gut vorstellen, dass die männlichen Ärzte sich auf die Schichten freuen, in denen Jessica Dienst hat. «Suchen Sie denn intensiv?», frage ich.

«Wann soll ich denn suchen?» Sie guckt mich erstaunt an. «Ich habe doch gar keine Zeit. Tagsüber arbeite ich, und da gibt es nur Frauen, und der eine Mann ist verheiratet und auch noch unattraktiv. Außerdem ist das Klischee Arzt und Krankenschwester oder Physiotherapeutin wirklich zu blöd. Nachmittags muss ich mit meiner Tochter Schulaufgaben machen und sie zum Sport fahren. Außerdem sehe ich im Moment furchtbar aus. Ich habe drei Kilo zugenommen, und meine Haare sitzen überhaupt nicht. Na ja, und ich bin vielleicht auch manchmal zu emotional. Mein letzter Freund fand, dass ich dauernd hören will, ob er mich liebt. Das ging ihm auf die Nerven. Und außerdem liest man überall, dass Frauen über 40 niemals einen Mann finden werden, der nicht schwul oder vergeben ist. Und ich wüsste auch gar nicht, wo ich suchen sollte.»

«Nette schwule Männer gibt es auch keine. Und schon gar keine, die eine richtige Beziehung wollen. Immer nur Partys», sagt Sascha. «Und wenn man nach einem anstrengenden Tag abends nach Hause kommt und nicht mehr losziehen will, dann ist man langweilig.» Mit seinem eleganten Dreiteiler und der randlosen Designerbrille sieht Sascha von Meininghausen gar nicht langweilig aus. Ein bisschen frustriert, das schon. Sascha ist 32 und hat einen gutbezahlten Job in einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. In der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, wie er uns später mitteilt.

Sascha und Jessica sind zwei von sechs Teilnehmern meines Seminars «Sieben Schritte zur neuen Liebe», das heute beginnt. Jessica greift in die Schüssel mit den Gummibärchen. «Das sind doch die zuckerfreien, oder? Ich muss jetzt unheimlich auf mein Gewicht aufpassen.»

Hat die Sorgen, denke ich. Die meisten Frauen würden sich glücklich schätzen, wenn sie das Aussehen und die Ausstrahlung von Jessica hätten. Außerdem können es nicht die paar Pfunde über dem Idealgewicht sein, die einer Beziehung im Wege stehen. Dazu muss man sich nur viele Paare ansehen. Die meisten haben keine Traummaße.

Sascha klappt sein MacBook Air auf. Sein iPhone legt er ordentlich daneben. Langsam kommen alle Teilnehmer an. Als Letzte stapft eine junge Frau mit bunten Strähnchen im Haar herein, lässt sich auf einen Stuhl fallen, streckt die Beine von sich und wickelt einen Kaugummi aus. Ich frage alle, wie sie auf mein Liebesseminar gekommen sind. Jessica, die ich schon bei der Jobsuche unterstützt hatte, hat ihren besten Freund Sascha und auch Julie mitgebracht, die sie in ihrer Lieblingskneipe kennengelernt hat. Julie kellnert, um sich ihr Studium zu finanzieren. Sascha hat Helene motiviert zu kommen, und Thorsten hat das Liebesseminar auf meiner Website gefunden und noch Max angesprochen, den er vom Volleyball kennt. Alle wollen endlich wieder eine Liebesbeziehung. Jessicas bester Freund Sascha hatte nächtelang ins Telefon geschluchzt, dass er nicht mehr leben will. Sein Freund Patrick hat sich neu orientiert und wohnt jetzt zusammen mit dem Besitzer einer Krawattenboutique in einer total angesagten Remise. Der Krawattenboutiquebesitzer ist zwar finanziell schlechter gestellt als Sascha, hat aber einen im Fitnessclub gestählten Körper, mehr Haare auf dem Kopf und mehr Zeit für Patrick. So gut läuft die Boutique nicht. Sascha ist zwar erst 32 und hat einen Superjob, eine große Wohnung in einem unter Denkmalschutz stehenden, stilecht eingerichteten Haus aus den Fünfzigerjahren und fährt einen schwarzen Citroën DS aus dem Jahr 1972 mit Hydraulik. Aber körperlich ist er tatsächlich ein bisschen zart, man kann sich gut vorstellen, wie er über Exceltabellen brütet. Und sein Haar ist schon ein wenig schütter. Trotzdem sieht Sascha in seinem eleganten Dreiteiler sehr nett aus.

Bei Jessica und Sascha soll es schnell gehen. Möglichst noch vor dem Sommer, denn dann könnte Jessica mit ihrem Neuen schon in die Provence fahren, und Sascha könnte sich von seinem Neuen auf dem Agäistörn begleiten lassen, den er mit den Freunden aus dem Völklinger Kreis, dem Verband der schwulen Manager, geplant hat. Das wäre dann auch nicht so peinlich, wenn er als Einziger ohne Freund fahren müsste. Ja, also wenn das schnell klappen würde, dann wäre das super.

«Und warum sitzen Sie hier?», frage ich Thorsten und Helene. Thorsten ist noch etwas skeptisch. Er hat eine Ehescheidung hinter sich, die er als Rosenkrieg beschreibt, und glaubt eigentlich nicht daran, dass er jemals wieder einer Frau vertrauen kann. Aber dennoch hätte er gern wieder eine Beziehung. Er hat mein Liebesseminar im Internet gefunden, und jetzt ist er einfach mal da. Es schadet ja nichts. «Helene?» Ich gucke sie fragend an.

«Ich bin vor einem Monat 46 geworden und habe eine Entscheidung getroffen. Jetzt muss es ernst werden. Ich kann mich zwar nicht über mangelnde Möglichkeiten beklagen…» Helene guckt selbstbewusst. Das glaube ich ihr sofort. Groß, Modelfigur, Haare wie Penelope Cruz und ein etwas strenges Gesicht mit attraktiven Lachfältchen um die Augen. Diese Frau findet nichts Ernstes? «Ja, was ist dann das Problem?»

«Ich suche etwas Festes. Ich möchte jetzt endlich wieder mit einer Frau eine echte Beziehung haben. Nicht mehr diese Zufallsgeschichten, dieses Kurzfristige, wo man doch schnell merkt, dass es in keiner Weise passt. Sie wissen, was ich meine.»

Die anderen nicken, sie kennen das. Nur Thorsten sieht aus, als ob er sich mit Zufallsgeschichten nicht so gut auskennt.

«Aber ich muss zugeben, dass ich auch nicht ganz einfach bin.» Auch das glaube ich ihr sofort. «Und es ist mir sehr wichtig», sagt Helene, «dass diese Frau einen kreativen Beruf hat und mit mir in meiner Agentur arbeiten will.»

Aha. Helene hat ein genaues Ziel, was ihr zumindest den Beginn der Suche einfacher machen wird. Allerdings können sehr feste Vorstellungen auch die Suche langwieriger und schwieriger machen. Eine eher ergebnisoffene Herangehensweise verspricht ebenso wie bei der Jobsuche mehr Erfolg. Ich frage Julie und Max, warum sie hier sind.

«Mir geht es wie dir, Helene», sagt Julie. «Ich suche jetzt den richtigen Mann. Ich habe das alles genau geplant. Mit meinem Studium bin ich in einem Jahr fertig, und dann will ich auch meinen Mann gefunden haben. Dann will ich auch noch Kinder bekommen. Neben dem Studium habe ich wenig Zeit, und da fand ich die Idee klasse, dass man bei Ihnen lernt, wie man professionell einen Mann finden kann.»

Wir gucken Julie überrascht an. Erstaunlich, wie zielstrebig die junge Generation an ihre Lebensplanung geht.

«Ja, also bei mir ist das auch so, dass ich suche. Ich bin jetzt seit drei Jahren alleine. Vorher habe ich sechs Jahre mit Wiebke zusammengelebt, das war auch meistens schön, wir haben uns gut verstanden. Aber dann bekam sie einen Job in Oslo an so einem Forschungsinstitut, und wir haben uns auch weiterhin getroffen, ich bin öfter nach oben gefahren, aber dann hat sie wohl jemand anderes kennengelernt und war dann schwanger und, na ja… Das fand ich natürlich nicht so toll, vor allem hätte sie es mir früher sagen können. Dann war das eben zu Ende», sagt Max verlegen. «Und jetzt hätte ich gerne wieder eine Beziehung, und so ohne Hilfe klappt das wohl nicht.» Max rutscht verlegen auf seinem Stuhl hin und her. «Mal sehen, was sich hier so ergibt.»

Einen Entschluss fassen

Womit können Sie sofort anfangen? Treffen Sie heute und sofort die Entscheidung, sich auf das Projekt Liebessuche einzulassen. Überlegen Sie sich, was Sie investieren wollen, wenn Sie mir diesen hässlichen Begriff im Zusammenhang mit einer Liebessuche nachsehen. Und was Sie aufgeben können, denn Sie werden auch auf liebgewordene Gewohnheiten verzichten und bereit zu Kompromissen sein müssen.

Sind Sie bereit, sich auf die Suche zu machen? Jetzt können Sie noch aussteigen. Wollen Sie entspannte Samstagvormittage im Schlafanzug mit einer großen Tasse Milchkaffee und Ihrer Lieblingssendung im Fernsehen aufgeben? Sind Sie bereit, sich jeden Abend geduldig anzuhören, dass der Chef täglich falsche Entscheidungen trifft, die der Mann Ihres Herzens deutlich besser treffen könnte? Wollen Sie bei einem spannenden Telefongespräch mit Ihrer besten Freundin gestört werden, weil er nach nur zwei Stunden den Kopf durch die Tür steckt und fragt: «Telefonierst du immer noch? Ich habe Hunger!» Wollen Sie Weihnachten immer zu Ihren Eltern fahren und den Karpfen in Biersoße essen, den Ihre Mutter nach einem Rezept zubereitet, das die Familie aus dem Erzgebirge mitgebracht hat und das Ihrer Meinung nach auch im Erzgebirge hätte bleiben sollen? Wollen Sie mit der Frage genervt werden, warum Sie denn ein weiteres Paar Sandalen gekauft haben, wo doch bereits sieben Paar im Schrank stehen? Wollen Sie sich Vorwürfe machen lassen, weil Sie gemütlich ein paar Stündchen vor dem Computer sitzen oder weil Ihre Partnerin sich bei ihrem Dauertelefonat von dem Gebrüll gestört fühlt, wenn der VfB Stuttgart ein Tor geschossen hat? Wollen Sie einem vorwurfsvollen Blick ausgesetzt sein, wenn Sie spät nach Hause kommen und doch nur gefragt haben, was es zu essen gibt? Wollen Sie Samstag sehr früh geweckt werden, um schnell einzukaufen, weil man dann den ganzen Samstag noch vor sich hat? Das wollen Sie alles? Sie sind bereit zu verzichten? Gut, dann sind Sie so weit. Dann beginnen wir heute.

Was wünschen Sie sich?

Wir beginnen mit einer Vorstellungsrunde. «Haben Sie den Wunsch, mit einem Mann zusammenzuleben? Und wie sollte das aussehen?», frage ich Jessica.

«Natürlich», sagt Jessica. «Es wäre so schön, wenn ich abends nicht alleine in der Wohnung säße, wenn meine Tochter im Bett ist. Ich suche jemanden, der mich wirklich liebt. Und mit dem ich mich gut unterhalten kann, der ähnliche Interessen und eine interessante Arbeit hat. In den letzten Jahren habe ich zwar ein paar Männer kennengelernt, aber das waren alles Idioten. Ich bin übrigens 42Jahre alt, Physiotherapeutin und leite ein kleines Team im Waldklinikum. Ich war mehrere Jahre mit einem Oberarzt zusammen, und der war verheiratet, das kennt man ja.» Jessica guckt traurig. «Letztes Jahr habe ich einen anderen Mann kennengelernt, mit dem war es richtig schön, aber der wollte noch eigene Kinder haben. Mir reicht meine Tochter Carolina. Die meisten Männer finden eine 10-jährige Tochter lästig. Mir ist es aber total wichtig, dass ein Mann sich auch mit ihr versteht. Und es soll jemand sein, der nicht so langweilig ist, nicht so ein Beamtentyp. Sondern der sollte nochmal etwas ganz Neues starten wollen. Und dann», fügt sie strahlend hinzu, «möchte ich natürlich auch einen, der lustig und sportlich ist, gut aussieht und toll im Bett ist.»

Thorsten hüstelt und ordnet konzentriert seine Unterlagen. Max’ Gesicht bekommt eine rötliche Färbung. Julie strahlt und nickt. «Thorsten, wollen Sie?», frage ich.

«Natürlich. Ich bin Dr.Thorsten Berger und unterrichte Mathematik und Physik an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium. Nachmittags leite ich noch die Computer-AG. Ich bin 54Jahre alt und geschieden. Meine Frau hat mich nach fünfzehn Jahren Ehe verlassen und ist mit einem jüngeren Mann nach Costa Rica gegangen. Sie hat unsere kleine Tochter mitgenommen. Ich bin sehr enttäuscht von Frauen. Auch in der nächsten Beziehung habe ich gemerkt, dass sie heute nicht mehr bereit sind, Verantwortung für die Familie zu übernehmen. Ihnen geht es vor allem um Selbstverwirklichung. Daher habe ich auch nicht sehr viel Hoffnung, jemanden zu finden. Aber Sie haben ja auf Ihrer Website geschrieben, dass es funktionieren soll. Ich warte also jetzt auf Ihre Vorschläge.»

Ich betrachte nachdenklich Thorstens struppige Frisur, die er sicher selbst schneidet, seine verknitterte Tweedjacke, die zu kurze Cordhose und das Kassenbrillengestell, das er aus den Siebzigerjahren herübergerettet hat. Vielleicht ging es seiner Frau doch nicht nur um Selbstverwirklichung, als sie sich etwas anderes gesucht hat? «Ich sehe, dass Sie schwierige Erfahrungen hinter sich haben. Dazu kommen wir später noch ausführlicher. Können Sie vielleicht kurz beschreiben, was Sie jetzt suchen?»

Oberstudienrat Dr.Bergers Blick zeigt, dass er nicht gerne unterbrochen wird. «Ich suche eine Frau, etwa fünfzehn Jahre jünger, mit der ich noch einmal eine Familie gründen möchte. Natürlich muss sie Akademikerin sein, der intellektuelle Austausch gehört für mich zu einer Beziehung. Aber da ich noch Kinder möchte, sollte sie bereit sein, dann auch ihre Rolle als Mutter zu übernehmen. Wie gesagt, Verantwortung ist für mich ein hoher Wert. Und…», er errötet, «gut aussehen sollte sie auch. Obwohl das natürlich nicht die Hauptsache in einer Beziehung ist.» Die drei Frauen betrachten Thorsten angewidert.

Ich bitte Helene Hartung darum, weiterzumachen. Helene hat ihre eigene Küchenagentur cucina viva und berät finanziell gutausgestattete Kunden, wie sie ihre Küche vom rein Funktionalen hin zum Lebensraum umgestalten können. Bei ihr steht nicht das Praktische im Vordergrund – was man sofort glaubt, wenn man sie sieht–, sondern die Emotion, die eine Küche auslöst. Küche als Ort der Lebensmittelverarbeitung sei ein veraltetes Konzept, teilt sie uns mit. Auch die Farbgestaltung spielt dabei eine große Rolle. Helene kreiert monochrome Küchen in Grau. Auch ihr eleganter Hosenanzug ist grau. Bestimmt Toni Gard. Oder vielleicht Jil Sander. «Grau ist eine Farbe, die eine unendliche Vielfalt von Farbnuancen ermöglicht und sich ideal den jeweiligen Stimmungen anpasst.»

Ich würde Helene gerne daran erinnern, dass hier im Moment niemand eine Küche kaufen möchte. «Vielleicht auch noch etwas dazu, was Sie suchen?», frage ich.

«Ich sagte ja schon, dass ich jetzt eine feste Beziehung suche. Eine Künstlerin mit ähnlichen Interessen. Und…» Helene zögert. «Also, ich möchte auch ein Kind. Und deshalb muss es eine jüngere Frau sein, die auch diesen Wunsch hat. Daher suche ich nicht nur eine Frau, sondern auch einen Mann.»

Max kichert verlegen, und Thorsten sieht entsetzt aus. Ich leite zu Julie über. «Julie, wollen Sie erzählen?»

«Klar.» Julie nimmt ihren Kaugummi aus dem Mund und guckt sich suchend um. Max gibt ihr ein Tempotaschentuch. Julie ist klein und etwas rundlich, wobei alles gut verteilt ist. Ihre langen blonden Haare sind mit tomatenroten und grünen Strähnchen verziert und in einem struppigen Knoten mit Schnürsenkeln zusammengebunden. Sie trägt mehrere T-Shirts übereinander, die zwei Nummern zu klein sind, weshalb auch ihr Bauch unbedeckt bleibt. Auch die Hose ist ein wenig eng. Dafür ist sie unten so lang, dass die zerrissenen Ränder der Hose auf ihren grünen Doc Martens hängen.

«Ich hatte eine Beziehung mit einem Typ, der auch ganz nett war, und das mit dem Sex, das war super, aber sonst kriegte der nichts in seinem Leben geregelt», erklärt Julie munter. «Ich habe Schluss gemacht. Der hat sein Studium total hängenlassen und engagiert sich bei Free Tibet. Das bringt doch nichts. Man muss doch ein Ziel im Leben haben. Ich will mein Studium so schnell wie möglich mit guten Noten durchziehen. Darauf achten die Personalleiter am meisten. Und so soll mein Mann auch sein. Toll wäre, wenn er ein bisschen älter wäre und auch schon einen Job hat und gut verdient. BWL wäre gut, Jura auch, vielleicht noch Medizin. Aber Ärzte verdienen ja heute auch nichts mehr, bis auf die Radiologen oder Schönheitschirurgen, das bringt es richtig. Ich will auch unbedingt heiraten, eine ganz tolle Hochzeit soll es werden. Habt ihr das Hochzeitskleid von Victoria gesehen? Und diese Schleppe?»

Jessica und Sascha nicken und strahlen. Max fragt Thorsten leise, wer denn Victoria sei. Die schwedische Kronprinzessin, klärt Thorsten ihn auf. Max guckt erstaunt. Helene zieht die Augenbrauen hoch.

«Und dann ist es mir absolut wichtig, dass mein Mann mehr verdient als ich. Nach der Heirat möchte ich erst mal arbeiten, aber nach dem ersten Kind bleibe ich zu Hause. Ich finde es gut, wenn die Frau sich um Kinder und Haus und Garten kümmert. Das ist genauso ein Job wie Berufsarbeit. Meine Mutter ist Unternehmensberaterin und hatte nie Zeit für uns, das fand ich total blöd. Ich hab auch keine Lust auf so einen Karrierestress. Und es ist auch besser für die Kinder.» Julie guckt munter in die Runde. «Ach ja, ich bin 23, studiere BWL im fünften Semester, stehe auf House, gehe gerne shoppen und ins Kino oder hänge mit Freundinnen ab. Ich mag Tiere und Kinder. Und ich mache natürlich total gerne Party.»

Julie lehnt sich entspannt zurück. Jessica nickt. Helene guckt kritisch. Auch Max macht den Eindruck, als ob Frauen, die von Hochzeitskleidern träumen und Schnürsenkel im Haar tragen, nicht sein Typ sind. Aber er ist auch nicht Julies Zielgruppe. Thorsten guckt interessiert. Ich fürchte nur, dass ein Oberstudienratgehalt für Julies Wünsche nicht ausreichen wird. Für Julie freue ich mich, dass sie schon so ein klares Ziel hat. Das Wort Liebe ist bei ihr gar nicht vorgekommen. Bei den anderen übrigens auch nicht – bis auf Jessica, fällt mir auf.

Wir gucken alle auf Max. Max Holbein ist 38, Ingenieur und arbeitet als Referatsleiter Abwasser in einer Behörde. Er ist groß, mager und durchtrainiert, trägt ausgewaschene Feincordhosen und ein grau-schwarzes kanadisches Holzfällerhemd. An den Füßen Wanderschuhe. Ein richtiger Mann eben. Gleich nach seinem Studium hat er bei der Behörde angefangen und möchte jetzt gerne etwas Neues machen. Etwas mit Brunnenbau in Entwicklungsländern oder auch Deichbau oder Wasseraufbereitung in Afghanistan. Oder Botswana, da war er mal im Urlaub, das war interessant.

«Ich suche eine unternehmungslustige Frau, die so etwas mitmachen würde. Und konservativ sollte sie auch nicht sein.» Er wirft einen Blick auf Julie. «Und lustig sollte sie sein. Mir ist egal, wie alt sie ist und wie sie aussieht. Na ja, Aussehen ist nicht ganz egal, aber mir kommt es mehr darauf an, dass sie Lust hat, mit mir etwas Neues anzufangen. Ich finde es toll, dass deine Frau nach Costa Rica ausgewandert ist. Wo genau ist sie da jetzt?», fragt er Thorsten, der aber nur säuerlich guckt. «Die Frauen, die ich im Amt kennenlerne, die sind alle langweilig und reden nur über Riesterrenten, Diäten und DRV-Kuren. Also, deshalb sitze ich hier. Aber ich weiß natürlich, dass es schwierig ist. Und ich bin auch nicht so der Frauentyp. Ich bin wahrscheinlich ein bisschen langweilig.» Max betrachtet verlegen den Fußboden. «Ja, und ich mache total gerne Sport, da bin ich ehrgeizig. Ich bin Marathon gelaufen, trainiere aber jetzt für den nächsten Ironman auf Hawaii.» Sascha und Jessica gucken bewundernd.

Max will nochmal ein neues Leben anfangen und sucht die passende Frau dafür. Von Liebe war übrigens auch nicht die Rede. Auch er hat schon mal ein grobes Ziel.

«Dann schließe ich das Thema mal ab», sagt Sascha und rückt seine Designerbrille gerade. «Ich hatte schon einige Beziehungen, die aber nicht gehalten haben. Jessica weiß, dass Patrick, also mein letzter Mann, mich verlassen hat, weil ich zu wenig Zeit für ihn hatte. Ich arbeite in der weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, bin dort Projektleiter und habe extrem viel zu tun. Eine 60- bis 70-Stunden-Woche gehört zum Alltag. Und da kann ich abends nicht in Bars sitzen und spät nach Hause kommen. Ich suche einen Mann, der eher häuslich ist, sich für Kunst interessiert und gerne gut kocht und liebevoll ist. Einen, der immer Party will oder der selbst beruflich stark engagiert ist, das ginge nicht. Ja, und ich bin 32, sammle Kunst ab 1980 und liebe asiatisches Essen. Und ich muss noch dazu sagen, dass ich viel von Ihnen erwarte, denn ich habe nicht allzu viel Zeit für die Liebessuche.»

Sascha hat nicht viel Zeit. Da wird er umdenken müssen, denn Liebessuche dauert. Stellen Sie sich auf ein Jahr ein. Vielleicht kommt Ihnen das lang vor, aber wenn Sie bedenken, wie lange Sie vielleicht bereits ohne Beziehung leben, dann ist doch die Aussicht, am Ende eines Jahres wieder in einer glücklichen Beziehung zu leben, eine gute Aussicht. Vielleicht geht es schneller, aber in jedem Fall gilt die Regel: Je mehr Zeit Sie investieren, desto eher können Sie Erfolg haben. Und umgekehrt. Sascha sollte sich also auf einen Ägäistörn ohne neuen Freund einstellen.

Es gibt viele Faktoren, von denen die Dauer einer Liebessuche abhängt. Vielleicht haben Sie schon vieles für sich geklärt. Sie sind nicht mehr zwanzig und werden sicher schon einmal über sich nachgedacht haben. Aber gerade die Tatsache, dass Sie nicht mehr zwanzig sind, macht die Partnersuche schwieriger. Nicht, weil Sie zu alt sind, zu viele Falten haben, nicht mehr Größe 34 tragen oder Ihr Haaransatz sich schon etwas nach hinten verschoben hat. Sondern weil Ihre Persönlichkeit deutlich verfestigter ist, als sie es mit zwanzig war. Sie haben Vorlieben, Abneigungen, Einstellungen und Wertvorstellungen, an denen Sie hängen – es hat lange gedauert und war schwierig genug, sie sich anzueignen. Sie haben sich in einem Leben eingerichtet, das auch seine schönen Seiten hat. Es ist mit fortgeschrittenem Alter – und das kann schon mit dreißig beginnen – nicht mehr so einfach, «gemeinsam zu wachsen».

Bitte bringen Sie Geduld mit. Folgen Sie mir in den sieben Schritten und entdecken Sie, dass auch der Weg das Ziel ist. Liebessuche kann Spaß machen.

Be prepared – sei vorbereitet!

Be prepared – so lautet der amerikanische Pfadfindergruß. Genau so müssen Sie die Liebessuche ab heute angehen. Wie beginnen Sie mit dem Projekt? In Schritt 1 bereiten Sie sich und Ihre unmittelbare Umgebung auf die Liebessuche vor. Sie schaffen Bedingungen, in denen Sie jederzeit für die Traumfrau oder den Traummann vorbereitet sind. Dabei müssen Sie einerseits an Ihrer Einstellung arbeiten und andererseits ganz praktische Dinge vorbereiten.

Mit Glaubenssätzen aufräumen

Ich habe schon in der Einleitung darauf hingewiesen, dass unsere Gedanken und Überzeugungen uns bei der Erreichung unserer Ziele behindern können. Wenn ich glaube, dass ich nicht attraktiv bin und daher niemals einen netten Mann finden werde, dann strahle ich das auch aus. Und wenn sich dann doch erstaunlicherweise mal ein Mann nähert, dann gefällt er uns nicht, denn wer will schon einen Mann, der eine so unattraktive Frau wie mich will? Es gibt noch viele andere Glaubenssätze, die wir ablegen müssen, wenn die Liebessuche erfolgreich sein soll. Sie können Ihre Lieblingsglaubenssätze ja umgehend, wenn Sie glücklich mit Ihrem Traummann zusammenleben, wieder aufnehmen. Aber vielleicht merken Sie auch, dass es sich ohne diese beschränkenden Glaubenssätze viel vergnüglicher lebt.

Glaubenssatz 1: Es ist (zu) schwierig

Und weil es schwierig ist, bringt es auch gar nichts, zu suchen. Sie haben doch schon alles getan, was man tun könnte, um einen Partner zu finden. Sie haben fünf Kilo abgenommen, sich einen schicken Kurzhaarschnitt in einer angesagten Haarboutique machen lassen, haben die Gebühr der Online-Partneragentur inklusive Persönlichkeitsprofil bezahlt und waren neulich bei einem Speed-Dating. Alles hat nichts gebracht. Die zwei Typen, mit denen Sie sich getroffen haben, waren Idioten. Die Frauen waren völlig langweilig, eine interessierte sich für Schamanismus! Was sollen Sie denn jetzt noch tun? Es gibt zu wenige Männer (oder Frauen), auf jeden Fall keine passenden, Sie selbst sind zu alt, und außerdem haben Sie keine Zeit.

«Es ist aber auch wirklich schwierig», sagt Jessica. Die anderen nicken. «Wo soll man suchen? Vor allem, wenn man so wenig Zeit hat? Und wenn man eingeladen ist, dann sind überall nur Pärchen.»

Schwierig? Das Argument lasse ich nicht gelten. Nur, weil es schwierig ist, fangen Sie erst gar nicht an? Stellen Sie sich doch bitte einmal vor, Sie suchen eine neue Wohnung. Sie wollen unbedingt eine neue Wohnung, denn Sie halten es keinen Tag länger mit Ihrer Mitbewohnerin aus. Oder Ihr bisheriger Vermieter macht eine Luxussanierung. Sie können die Wohnung natürlich kaufen oder eine heftige Mieterhöhung in Kauf nehmen. Für beides haben Sie kein Geld. Oder Sie haben die Nase voll vom Szeneleben in Ihrem Viertel und sehnen sich nach einer Wohnung an einem Park, möglichst mit See, oder noch besser mit einem kleinen Garten mit Seezugang. Oder, ganz schlimm, Ihr Vermieter hat Ihnen wegen Eigenbedarf gekündigt. Sie wollen also unbedingt umziehen in eine neue Wohnung. Sie wollen es wirklich. Allerdings haben Sie wenig Zeit, und auch finanziell muss es passen. Sie erzählen Ihren besten Freunden von Ihren Sorgen und Plänen, und was werden Sie hören? Das wird schwierig, sagen Ihre besten Freunde. Der Wohnungsmarkt in Berlin (oder Frankfurt oder München) hat enorm angezogen. Ja, vor fünf Jahren, da wäre das noch kein Problem gewesen, aber jetzt? Keine Chance, sagen Ihre besten Freunde. Und dann folgen Geschichten von Freunden, die über ein Jahr gesucht haben und dann nicht einmal das gefunden haben, was sie wollten, sondern in einer spießigen Wohnung aus den Sechzigerjahren wohnen, die auch noch überteuert ist. Und dann die hohe Maklergebühr. Und außerdem eine alleinstehende Frau mit 8-jährigem Kind, das ist Vermietern sofort suspekt. Und du als Freiberufler, das wird ganz, ganz schwierig, sagen Ihre besten Freunde. Was machen Sie jetzt? Hören Sie auf zu suchen? Arrangieren Sie sich mit der Mitbewohnerin, obwohl Sie schon schlecht gelaunt sind und Ihr Abend gelaufen ist, wenn Sie nach einem Stresstag nach Hause kommen und sehen, dass die ihre schmutzigen Laufschuhe wieder in den Flur geworfen hat? Verschulden Sie sich ohne Ende, um den überteuerten Preis für die luxussanierte Wohnung zu bezahlen? Bleiben Sie im Szenekiez und wachen jeden Morgen um 4Uhr auf, wenn der Kneipenbesitzer unten in Ihrem Haus die Eisenkette durch seine Stühle auf dem Bürgersteig zieht, bevor er schließt? Begraben Sie Ihren Traum von der Wohnung mit Gärtchen, nur weil es schwierig ist?