Sindbads längste Reise, Teil 2 von 3 - Alfred Bekker - E-Book
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Sindbads längste Reise, Teil 2 von 3 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Der Umfang dieses Ebook entspricht 127 Taschenbuchseiten. "Allah sei gepriesen dafür, dass er uns gerettet hat!", sagte Sindbad der Seefahrer. "Und vielleicht wird er uns alle am Tag des Gerichts dafür bestrafen, dass wir die anderen im Stich gelassen haben", murmelte Firuz der Perser düster. Inzwischen waren sie scheinbar vollkommen allein auf dem Meer. Die Richtung, aus der sie gekommen waren, konnten sie nur noch daran erkennen, dass hinter dem Horizont Rauchsäulen von den brennenden Schiffen aufstiegen. Sindbad der Seefahrer ist in Wahrheit ein Lügner, seine Geschichten Erfindungen. Doch da alle Welt sie für wahre Begebenheiten hält, bleibt ihm nichts anderes übrig, als für den kranken Kalifen nach dem Ei des Riesenvogels Rok zu suchen... Eine abenteuerliche Odyssee durch das frühmittelalterliche Asien und Ozeanien, die über das blühende Angkor Wat in das zu dieser Zeit von den riesenhaften Moas besiedelte, menschenleere Neuseeland führt, wo Sindbad seine Mission wider Erwarten doch noch erfüllen kann.

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Alfred Bekker

Sindbads längste Reise, Teil 2 von 3

Cassiopeiapress Spannung

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Sindbads längste Reise, Teil 2 von 3

Roman von Alfred Bekker

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 127 Taschenbuchseiten.

 

IN DEN GASSEN VON HORMUS

„Wie kannst du dich von diesem Angeber nur so beeindrucken lassen“, meinte Jarmila verständnislos an Sin gerichtet, als sie sich am nächsten Tag wieder zu ihm in den Bug der 'Flügel des Windes' setzte. „Es ist unfassbar! Er erzählt irgendeinen Mist und wenig später glaubt jeder, dass er die Wahrheit spricht! Selbst so kluge Männer wie dieser Ibn Sina, der auszurechnen vermag, wann der Mond sich verfinstert und wie schnell das Blut fließt und solche Sachen und es doch eigentlich besser wissen müsste!“

„Jarmila, du irrst dich...“

„Sin, wenn das ein Straßenhändler in Al-Bahrain wäre, dann würde ich ihm nichts abkaufen! Das ist einer, der einem verdorbene Früchte probieren lässt und einem dann erzählt, dass sie genau so sauer schmecken müssten und sie dadurch vielleicht sogar nur besonders gesund seien!“

„Aber, was er gesagt hat, war doch überzeugend!“

Sie atmete tief durch. „Wenn ich die Karten mit den Riesenvögeln nicht selbst gesehen hätte, dann würde ich auch diese Geschichten vom Land des Vogels Rock nicht glauben“, setzte sie hinzu.

„Aber du hast sie wirklich und mit eigenen Augen gesehen?“, wollte Sin sich noch einmal vergewissern.

„Ja, natürlich! Ich wusste damals allerdings nicht, was das zu bedeuten haben kann!“

„Wenn diesem König namens Rajaraja die Riesenvögel bekannt sind, dann wird ihm doch wohl auch die Bedeutung klar sein, die die Eier dieser Tiere als Heilmittel haben!“

„König Rajaraja soll die besten Ärzte, und viele Gelehrte an seinem Hof haben“, bestätigte Jarmila. Und in einem etwas gedämpften Tonfall fügte sie dann noch hinzu. „Wieso die dümmer sein sollten, als diese seltsamen Männer, die der Kalif ausgesandt hat, um ein Heilmittel zu finden, weiß ich ich ehrlich gesagt nicht! Der blasse Branagorn, der angeblich schon überall gewesen ist und jede Sprache spricht, von der er mal ein Wort gehört hat, dieser junge Angeber-Schnösel namens Ibn Sina, der sich so gerne reden hört und sich die Zeit damit vertreibt, auszurechnen, wann welche Sternschnuppe vom Himmel fällt. Und was diesen Abdul aus Cordoba angeht weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, ob ich mir wirklich von dem helfen lassen würde, wenn ich irgendeine Krankheit hätte!“

„Wieso nicht?“

„Das ist ein Wichtigtuer. Ich habe nicht das Gefühl, dass er wirklich viel weiß – und vermutlich wird man von seinen unbeholfenen Behandlungsmethoden kränker, als man schon ist!“

„Sprich nicht so laut“, sagte Sin und blickte sich um. Aber es schien sie niemand zu beachten. Nur Branagorn von Corvey blickte zu den beiden hin, aber da der Mönch sich ganz am anderen Ende des Schiffes befand, war Sin sich ziemlich sicher, dass der blasse Mann vermutlich wohl nichts von Jarmilas Worten mitbekommen hatte.

„Es ist doch wahr, was ich sage“, verteidigte sich Jarmila.

„Jedenfalls hast du ein ziemlich strenges Urteil“, stellte Sin fest.

„Ich sage nur, was ich denke. Das ist alles. Kann ja sein, dass ich die Närrin bin – aber mir kommt es andersherum vor!“

Sie erreichte schließlich Hormuz, jene Stadt an der Meerenge am Ausgang des arabischen Golfes. Dahinter lag das eigentliche Meer. So zumindest wollte es Sin nach alledem, was er in letzter Zeit an Bord der 'Flügel des Windes' aufgeschnappt hatte, vorkommen. Abdul aus Cordoba nannte es den Weltozean, weil er angeblich die ganze Welt umfließen würde, allerdings war das nicht bewiesen, dass es wirklich so war, dass dieses gewaltige Meer nicht von Landmassen umgrenzt war, wie der arabische Golf oder das schwarze und das kaspische Meer.

„Was ist denn deine Ansicht zu dieser Frage, großer Sindbad?“, wurde der berühmte Seefahrer mehrmals von Firuz dem Perser auf dieses Thema angesprochen. „Da du doch weiter gesegelt bist als irgendjemand sonst, müsstest du auf diese Frage doch eher eine Antwort geben können, als diese Gelehrten, die nur rechnen können, aber von Schiffen, von Wasser, vom Wind und von den Strömungen gar keine Ahnung haben!“

Aber wie üblich wollte sich Sindbad der Seefahrer nicht festlegen.

„Ich habe Anhaltspunkte dafür gefunden, dass der Ozean, in den wir fahren, endlos ist, aber es gibt auch Argumente, die dagegen sprechen.“

„Wir wären sehr gespannt, genauer zu erfahren, welche Anhaltspunkte das sind“, meinte Ibn Sina.

„In der Tat, großer Sindbad, das würde mich ebenfalls interessieren“, ergänzte Abdul aus Cordoba. Und der junge Sin sperrte dabei natürlich auch die Ohren auf und hörte zu, was sein berühmtes Vorbild zu diesem Thema zu sagen hatte.

„Nun, es gibt ja gewisse südliche, warme Strömungen die darauf schließen lassen, dass das Meer jenseits von Hormus keine Grenzen hat und man könnte auch die Beschaffenheit des Wassers oder Art der Fische als Anhaltspunkt nennen, ohne dass ich mich in dieser Frage letztlich festlegen würde.“

„Dann solltest du es in gutem Arabisch sagen, Sindbad: Du weiß es nicht“, mischte sich Kapitän Firuz ein.

„Ich habe viele der Küsten dieses großen Meers besegelt, aber längst nicht alle. Und erst wenn jemand tatsächlich alle Küsten befahren hätte, so könnte er mit Sicherheit sage, ob es sich um ein abgegrenztes oder ein grenzenloses Meer handelt“, erwiderte Sindbad. „Und dies darf ich euch allen in aller mir gebotenen Bescheidenheit sagen: Allah hat keinem von uns genug Lebenszeit gegeben, um all diese Küsten tatsächlich besuchen zu können. Und nicht einmal der Erfahrenste und Kühnste unter uns würde es fertig bringen, all diese Landstriche innerhalb eines einzigen, kurzen Lebens anzusteuern. Schon die Winde wären dagegen, aber vielleicht lässt Allah diese Winde auch mit weiser Absicht so wehen, wie sie dies jedesmal tun, damit uns allen ein paar Geheimnisse erhalten bleiben.“

„Ich habe mir schon gedacht, dass er etwas in der Art von sich gibt“, murmelte Firuz an Omar gewandt – aber laut genug, dass man es hören konnte.

Sin hingegen war mit dieser Erklärung vollkommen zufrieden.

Es stellte sich rasch heraus, dass das Schiff länger im Hafen von Hormus würde bleiben müssen.

Sin hörte interessiert zu, wie Kapitän Firuz mit dem Hafenmeister sprach. Es lagen viele Schiffe an den Anlegestellen. Einige von ihnen wollten nach Indien weitersegeln, andere kamen von dort. Von der Gefahr durch Seeräuber war die Rede und davon, dass man sich gegen Zahlung eines großzügigen Zolls durch die Schiffe des Sultans von Hormus schützen lassen konnte.

Davon abgesehen war es wohl das Beste, sich mit anderen Schiffen für die Weiterfahrt nach Indien zu einem Verband zusammenzuschließen.

Der nächste Schiffsverband würde aber erst in ein paar Tagen aufbrechen.

Fliegende Händler belagerten die Anlegestellen und versuchten ihre Waren an die Besatzungen zu verkaufen.

„Wir könnten uns etwas in der Stadt umsehen“, schlug Jarmila Sin vor. „Aber du müsstest mich begleiten.“

„Wieso das denn?“, wunderte sich Sin.

„Wieso nicht?“

„Naja, dass eine Diebin wie du jemanden braucht, der sie beschützt, glaube ich jetzt eher nicht“, antwortetet Sin. „Eher umgekehrt wird ein Schuh daraus.“

„Sehe ich etwa aus wie ein Dschinn, vor dem man sich erschrecken müsste?“

„Nein, aber du bist eine Diebin und hast wahrscheinlich schon so manchen Lastenträger um seinen ehrlich und im Schweiße seines Angesichts erworbenen Lohn gebracht!“

„So ein Unsinn! Ich habe dir doch schonmal erklärt, dass...“

„...dass du nur gestohlen hast, um satt zu werden!“

„Richtig!“

„Aber nicht, dass du nur Reiche bestohlen hast!“

Jarmila seufzte. „Man hat nicht immer die Wahl, Sin! Was ist nun? Kommst du mit? Alleine gehe ich nicht, denn mich würde der Kapitän sicherlich ohne zu Zögern zurücklassen, wenn das Schiff plötzlich doch früher auslaufen sollte. Dich hingegen...“

„Ja?“

„Du bist immerhin der Schiffsjunge und anscheinend der besondere Liebling von Sindbad dem Seefahrer! Also wenn du bei mir bist, wird das Schiff nicht ohne mich wegsegeln.“

Sin zögerte. „Ich weiß nicht. Weißt du, ich möchte meine Hände gerne an ihrem Ort behalten und deshalb...“

„Du hast Angst, dass du in Verdacht gerätst, mein Komplize zu sein, falls ich erwischt werde?“

„Genau!“, nickte Sin.

„Das wird nicht passieren.“

„So?“

„Aus zwei Gründen: Erstens werde ich mich niemals erwischen lassen!“ Sie hob ihre Hände, sodass Sin die Glückszeichen an den Handgelenken sehen konnte. „Ich hatte immer Glück und werde es auch in Zukunft haben! Bei allen Göttern der ganzen Welt!“

„Und zweitens?“, fragte Sin wenig überzeugt.

„Zweitens verspreche ich dir, meine Hände bei mir zu lassen und niemandem etwas wegzunehmen!“

„Gut, dann komme ich mit.“

Hormus war eine Stadt mit engen Gassen. Enger noch als in Bagdad. Das lag wohl daran, dass Hormus von einer hohen Stadtmauer umgrenzt wurde, die die Stadt wohl vor Überfällen aus dem Umland schützen sollte. Bagdad hingegen war so groß, dass es wohl unmöglich gewesen wäre, die Stadt des Kalifen mit einer Mauer völlig zu umfassen. Es gab zwar Festungen und Schutzmauern, aber die Grenzen des Stadtgebietes hatten sich immer wieder erweitert. Neue Viertel waren entstanden und in die Umgebung gewachsen.

Sin folgte Jarmila, die sich ziemlich gut auszukennen schien. Der Schiffsjunge hatte sich bei Omar dem Steuermann abgemeldet, damit sich niemand darüber wunderte, wo er geblieben war.

Was Jarmila betraf, so hatte sie wahrscheinlich mit der Vermutung recht, dass so mancher an Bord sich insgeheim wünschte, dass sie in Hormus blieb und später nicht mehr an Bord ging. Denn so ganz geheuer war das Mädchen mit den Bindi-Glückszeichen auf Stirn und Handgelenken den gläubigen Seeleuten der 'Flügel des Windes' nicht.

Sin fiel auf, dass die Frauen hier tief verschleiert waren. Von kaum einer sah man das Gesicht. Sie trugen nicht nur ein Kopftuch, wie es auch in Bagdad oder Al-Bahrain üblich war, sondern manche von ihnen waren mit einem Umhang bekleidet, der nicht einmal die Augen freiließ, denn selbst dort war ein dünner, gazeartiger, durchsichtiger Stoff.

Händler und Geschichtenerzähler gab es an jeder Ecke.

Außerdem fiel Sin noch etwas anderes auf. Es fehlte etwas, das eigentlich zu jeder Stadt und zu jedem Hafen gehörte, wie Sin fand. Und da es für ihn so selbstverständlich war, kam er erst auch gar nicht darauf, was da genau eigentlich fehlte, bis er es schlagartig erkannte.

„Musik“, murmelte er und blieb mitten auf einer der wenigen etwas breiteren Straßen von Hormus stehen. Jarmila packte ihn plötzlich und schubste ihn zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, denn ein von Pferden gezogener Karren rollte die abschüssige Straße entlang.

Der Fahrer war ziemlich aufgebracht und rief Sin in einer unbekannten Sprache etwas zu.

Etwas, was ganz sicher nicht freundlich gemeint gewesen war.

Jarmila rief etwas in derselben Sprache zurück, was ganz sicher nicht weniger unfreundlich gemeint war.

„Du sprichst, wie die Leute hier?“, wunderte sich Sin.

„Nur ein paar Wörter. Das ist eine Art Persisch. Allerdings habe ich in Al-Bahrain auch Leute gehört, die behaupteten, Perser zu sein und die ich nicht verstehen konnte.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich war nicht lange hier in Hormus. Nicht lange genug, um mehr als ein paar Wörter zu lernen, mit denen man zählen und sich anschimpfen kann, damit man in Ruhe gelassen wird!“

„Ich hatte gerade sagen wollen, dass ich jetzt weiß, was hier fehlt.“

„Musik hast du gesagt.“

„Ja.“

„Natürlich gibt es hier keine Musik.“

„Wieso das denn nicht?“

„Die Leute hier sind sehr strenggläubig. Und sie denken, dass alle möglichen Dinge, die Freude machen, Allah missfallen.“

„Das klingt nach einer Stadt voll schlechtgelaunter Leute“, meinte Sin.

Jarmila zuckte mit den Schultern. „Man muss die Menschen hier verstehen. Andauernd werden sie von den Stämmen der Wüste überfallen und müssen sich oft monatelang hinter die Mauern der Stadt zurückziehen. Ich habe das damals erlebt, als ich hier war und ich muss sagen, ich hatte großes Glück auf ein Schiff zu kommen! Länger hätte ich es hier nämlich auch kaum ausgehalten!“

„Das hättest du früher sagen sollen!“, beschwerte sich Sin. „Dann wäre ich gar nicht mitgekommen. Und ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, was dich in so eine Stadt zieht, die du ja noch viel besser zu kennen scheinst als ich erst den Eindruck hatte!“

Sie lächelte ihn an. „Ganz einfach: Ich will Neuigkeiten erfahren.“

Sin runzelte die Stirn. „Und das kann man hier?“

„Hier so gut wie an keinem anderen Ort, den ich kenne. Die Bewohner von Hormus mögen noch so stur, miesepetrig und verschlossen sein und die Händler in den Straßen ihre Kunden so unfreundlich behandeln, wie sie es sich nirgendwo sonst auf der Welt trauen würden, weil sie dann bestimmt nichts verkaufen könnten! Aber hier gelten andere Regeln! Alle Schiffe, die in den Arabischen Golf hineinsegeln wollen, müssen die Meerenge von Hormus passieren. Und sie haben kaum eine andere Wahl, als hier an Land zu gehen, frisches Wasser an Bord zu nehmen und den Schutz des Sultans vor den Seeräubern zu erbitten!“

„Und wo bitteschön kann man hier Neuigkeiten erfahren?“

„Komm“, sagte sie. „Ich will zwar zurück in meine Heimat – aber nicht ohne dass ich weiß, was mich dort erwartet!“

Sin folgte Jarmila. Sie hatte einen flinken Schritt und da Sin ziemlich neugierig war und immer wieder rechts und links schaute, hatte er manchmal Mühe ihr zu folgen. Kleine Werkstätten drängten sich in den Erdgeschossen der Häuser. Töpferscheiben drehten sich dort oder die Hämmer von Gold- und Silberschmieden waren unablässig zu hören.

Die Gassen schienen enger und verwinkelter zu werden. Die Häuser dagegen sahen aus, als hätte man sie nachträglich noch um ein oder zwei Stockwerke erhöht und bei manchen von ihnen dachte Sin, ob sie nicht innerhalb der nächsten Tage eigentlich einstürzen müssten. So wenig stabil erschienen sie ihm.

Dann erreichten sie schließlich in einem abgelegenen Teil der Stadt ein Tor, das durch eine Mauer führte, so als wäre hier ein Teil der Stadt vom Rest abgetrennt. Das Tor stand offen, aber zwei Wächter standen links und rechts davon. Sie waren mit Schwertern und Speeren bewaffnet. Sin fielen sofort die Zeichen an den Händen auf. Glückszeichen, wie sie auch Jarmila trug.

Jarmila sprach die Wächter in ihrer Sprache an. Sin verstand kein Wort davon, aber er begriff sofort, dass dies nicht jene Sprache war, in der sich die Leute von Hormus unterhielten. Der Klang war vollkommen anders. Einer der Männer antwortete.

Jarmila drehte sich zu Sin um.

Sie sagte noch etwas. Und der Wächter antwortete noch einmal – sehr freundlich und mit sehr tiefer Stimme.

„Komm jetzt, Sin!“, sagte Jarmila schließlich. „Man lässt uns herein!“

Verwirrt folgte Sin ihr. Die Wächter ließen sie tatsächlich passieren.

„Sind das Männer aus deiner Heimat?“, schloss Sin.

„Ja.“

„Und was hast du ihnen gesagt?“

„Dass du ein Lastenträger bist und für Reza Barad etwas abholen sollst.“

„Wer ist Reza Barad?“

„Der reichste Kaufmann von Hormus. Ihm gehören die meisten Schiffe.“

„Und du kennst so einen reichen Mann?“

„Natürlich nicht. Aber jeder jeder weiß wer das ist, der hier länger als zwei Tage gewesen ist. Darum habe ich das gesagt.“ Sie lächelte. „Ich hatte Glück.“

„Wieso?“